Hard Candy
Während man allerorten auf den deutschen Kinostart von Oscar-Preisträger „Juno“ am Donnerstag (und/oder die US-DVD-Veröffentlichung am 15.April) wartet, hier schon mal zur Einstimmung ein weiterer Filmtipp mit der beeindruckenden Newcomerin Ellen Page.
„Hard Candy“ erzählt die Geschichte der (vorgeblich) 14jährigen Hayley (Ellen Page), die dem 32jährigen Jeff (Patrick Wilson, „Little Children“) auflauert und sein Vertrauen erschleicht. Sie verdächtigt ihn, ein pädophiler Mörder zu sein, der über das Internet Kontakte zu jungen Mädchen sucht und auch eine von Hayleys Freundinnen umbrachte. Über das, was dann passiert, will ich eigentlich gar nicht zu viele Worte verlieren, um nicht die zahlreichen Überraschungselemente zu ruinieren. Aber soviel sei gesagt: „Hard Candy“ ist ein brutales Horror-Psycho-Drama für hartgesottene Kinozuschauer, das einen vollkommen in seinen Bann zieht und wegen des kontroversen Themas wohl auch nie als Mainstream-Produktion gedacht war. Es ist ein dramatischer Showdown zwischen lediglich zwei Charakteren, die auch den Großteil der Filmlaufzeit zwischen sich aufteilen.
Die seinerzeit 18jährige Ellen Page zeigt als Pädophilen-Bait eine souveräne und wahrlich memorable Leistung, aber vor allem Patrick Wilson brilliert in dieser intensiven Produktion, die von Akteuren und Zuschauern einiges abverlangt. Weder Autor Brian Nelson noch Regisseur David Slade sind vor (oder nach) dem 2005 gedrehten „Hard Candy“ sonderlich in Erscheinung getreten, umso überraschender kommt dieses beeindruckende Werk, das einen schmalen Grat wandert und bis kurz vor Schluss sehr geschickt viele Fragen in unklaren Andeutungen offen lässt. Hayley und Jeff sind in gewisser Weise beide Monster, deren moralische Rechtfertigungen im Laufe des Films kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt werden. Wer ist schuldig, wer ist unschuldig, wer ist Täter und wer ist Opfer — eine solche klare Schwarz/Weiß-Kategorisierung umgeht „Hard Candy“ auf perfide Art und Weise und lässt auch den Zuschauer nie auf der „sicheren“ Seite.
Ich kann „Hard Candy“ wirklich nur ausdrücklich empfehlen, aber muss auch dazu sagen, dass man vor allem als Mann einen starken Magen mitbringen sollte: Der Film geht richtig an die Eier. Danach muss man erst mal tief durchatmen. Locker-leichte Unterhaltung ist das ganz sicher nicht.
Wer die DVD im Versandhandel bestellen will, sei darauf hingewiesen, dass das aufgrund der Altersfreigabe etwas komplizierter und kostspieliger ist. Für junge Teenies ist der Streifen aber auch wirklich nicht geeignet.
17. März 2008 um 15:51 Uhr
„Geht an die Eier“ 😛 Ja. Der Film ist wirklich böse und sehr intensiv. Das Beste des Films ist allerdings Ellen Page, eine tolle Schauspielerin.
17. März 2008 um 16:49 Uhr
Endlich mal eine Kritik die auch den ohnehin ständig sträflich unterschätzten Patrick Wilson hervorhebt. Klar ist Ellen Page ganz toll und zeigt eine super Leistung aber Wilson ist auch klasse und hat mich echt beeindruckt. Ich finde ihn auch in Little Children super (wofür er wieder mal ignoriert wurde).
Und yep, der Film ist krass. Aber gut.
17. März 2008 um 17:41 Uhr
Ich kann es nur nochmal sagen – „An American Crime“ beweist, dass Ellen Page gleich drei grandiose Streifen nacheinander abgeliefert hat.
19. März 2008 um 12:55 Uhr
Ohne Nichtseheren die Neugier verderben zu wollen: ich fand den Film ziemlich fade. Das Ausgangsszenario war ganz ok. Dann baut er aber auch sehr schnell ab und packt es nicht realistisch was umzusetzen. Beinahe lächerlich finde ich die pseudo-philosophischen Aussagen der angeblichen 14jährigen und die unglaubwürdige technische Umsetzung. Stichwort: Seit wann hat den ein Kind mehr Kraft als ein Mann, ohne etwas vorwegnehmen zu wollen.
23. März 2008 um 13:55 Uhr
Weil’s zum Thema passt: Bei SPON gibt’s heute eine Zusammenfassung von Ellens bisheriger Karriere zu lesen.