Juno
Es gibt sicherlich zur Zeit einen gewissen „Juno“-Hype (nicht nur) im Web, der vielleicht auf so manchen Kinogänger schon fast wieder abschreckend wirken kann. Überall stürzt man sich auf dieses kleine Indie-Märchen, das sich auch noch so herrlich für all die Hochglanz-Entertainment-Magazine vermarkten lässt: Eine ehemalige Stripperin gewinnt den Oscar für das beste Drehbuch — solche Aufsteiger-Stories liebt Hollywood. Und Autorin Diablo Cody kostet das zur Zeit sicherlich auch genüsslich aus — es sei ihr gegönnt, sie hat es wirklich verdient.
Denn „Juno“ wird dem ganzen Hype gerecht. Ein traumhaftes Drehbuch, ein wunderbarer Film, ein abstrus-bizarrer aber perfekter Indie-Soundtrack (Ich habe anschließend tatsächlich wieder alte „The Kinks“-Platten ausgekramt) und eine sensationelle Hauptdarstellerin — soviele Superlativen verteile auch ich selten. Dabei schrillen beim ersten Überfliegen der Story gleich reihenweise die Klischee-Alarmglocken: „Eine Teenagerin wird schwanger und entscheidet sich, das Kind auszutragen“. Ziehen alleine bei diesem Satz bei durchtrainierten Film- und TV-Junkies nicht automatisch schon gleich ein gutes Dutzend typischer Hollywood-Storylines vor dem geistigen Auge vorbei? Man glaubt sich schon im Vorfeld all die Ansprachen und Reaktionen von Eltern, Freunden und sonstigen Ratgebern im Film vorstellen zu können und hat sicherlich auch schon die diversen Möglichkeiten für „Happy Ends“ im Kopf. Aber „Juno“ wäre kein „richtiger“ Indie-Film wenn er all diese „Teenage-Angst“-Erwartungshaltungen beim Zuschauer nicht überrumpeln würde.
„Juno“ ist zwar kein ein „once-in-a-generation“-Film wie es vielleicht (hoffentlich?) „Garden State“ mal sein wird, aber sicherlich einer der besten und sympathischsten Produktionen des Jahres und alle Oscar-Auszeichnungen für diesen Film sind voll berechtigt.
Dass ausgerechnet Hauptdarstellerin Ellen Page keine dieser goldenen Statuetten für „Juno“ überreicht bekam, mag man vielleicht als ungerechten Lapsus empfinden, aber wenn man sich um die zukünftige Karriere einer der an „Juno“ beteiligten Personen keine Sorgen machen muss, dann ist es die Karriere von Ellen Page. Sofern sie ihrem Stil und ihrer Rollenwahl treu bleibt, wird sie noch einige Auszeichnungen einsammeln und sicherlich in den nächsten Jahren bei Film-Produzenten und -Zuschauern gefragt sein.
Ob Diablo Cody diesen Erfolg wiederholen kann, wird sich zeigen müssen — momentan dreht sie erst mal einen Horror-Film und plant eine Pilot-Episode für die Showtime-Serie „The United States of Tara“. Vielleicht war „Juno“ ihr persönliches One-Hit-Wonder, dieses erste, unkonventionelle Werk, das auf eigenen Erlebnissen in der High-School basiert und man eventuell oftmals nur dann schreiben kann, wenn man frisch und unverbraucht in Hollywood beginnt. Aber vielleicht war das auch nicht ihr letzter Oscar.
Anders gesagt: Das hier soll eigentlich gar keine Review sein (dazu fehlt mir leider wie üblich die Zeit), sondern nur eine (zu lange) Aufforderung, diesen Film unbedingt anzuschauen. Ignoriert den Hype, macht euch selbst ein Bild!
28. März 2008 um 01:34 Uhr
Diablo Cody postet seit einigen Jahren in einem amerikanischen Forum als ganz normale Userin. Kam da echt immer nett rüber und hat während der Juno-Arbeiten auch immer mal wieder was erzählt. Das ganze Forum stand Kopf in der Oscar Nacht und sie war seitdem auch wieder da und hat erzählt wie alles war. Allein deswegen schon wollte ich den Film sehen und würde ihn auch auf jeden Fall weiterempfehlen 🙂
28. März 2008 um 09:00 Uhr
Garden State war furchtbar.
28. März 2008 um 11:52 Uhr
Das stimmt allerdings.
28. März 2008 um 12:59 Uhr
Ja.
28. März 2008 um 13:46 Uhr
Jop!
28. März 2008 um 14:52 Uhr
Garden State = prätentiose Indie-Eitelkeit von Zach Braff
Juno = bezaubernd gegen den Strich gebürstetes Gymnasiastenkino
28. März 2008 um 16:04 Uhr
Pff, ihr habt doch keine Ahnung. Also ihr Kommentatoren. Garden State ist fantastisch.
(Nicht böse sein. =))
Aber abgesehen davon kann ich den Guck-Befehl für Juno nur unterschreiben: ein wirklich sehr gelungener Film!
5. April 2008 um 00:40 Uhr
Ich muß mich den Kritikern an Gardenstate einfach anschlißene, ich fand die Schauspielerische Leistung von Zack Braff alles andere als überzeugend, konnte damit echt nichts anfangen.
Der Film war ok, aber ihn als Generationenfilm zu bezeichnen, ich weiß ja nicht 😉