Ich schaue gerne hin und wieder ‚rüber zu den Briten auf die Insel, um zu sehen, was dort momentan so an neuen TV-Ideen produziert wird. Ich mag vor allem den trockenen Humor, den man in amerikanischen Produktionen meist vergeblich sucht sowie die nicht ganz so „politisch korrekte“ Herangehensweise an so mache Themen — und der Akzent kann oftmals ebenso sexy wie schwer verständlich sein 😉
In diesem Frühjahr pilotiert BBC Three sechs neue Full-Hour-Serien und testet die Zuschauer-Resonanz auf diese erstmal einstündigen Versuchsballons. Zwei dieser Pilotepisoden sollen dann im Laufe des Jahres zu einer regulären Serie ausgebaut werden. BBC Three, vor allem durch die Ausstrahlung von „Torchwood“ populär, will insbesondere seit seinem Relaunch zu Beginn des Jahres die Zielgruppe der 25-35jährigen verstärkt von der Konkurrenz ITV2 und E4 abwerben. Daher sprechen auch die Pilotprojekte genau diese Altersschicht der twenty- und thirtysomethings an.
Einer dieser sechs Pilotfilme ist „Being Human“, eine etwas andere Sicht auf das „ganz normale Leben“ aus der Feder von Toby Whithouse, der auch schon für einzelne Episoden von „Doctor Who“ und „Torchwood“ verantwortlich zeichnete.
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Im Wesentlichen geht es darin um eine besondere, übernatürliche WG: Ein Vampir, ein Werwolf und ein Geist teilen sich nicht ganz freiwillig gemeinsam eine Wohnung.
Mitchell (Guy Flanagan) ist auf den ersten Blick nur ein kleines Rädchen, das im Krankenhaus die Böden schruppt. Aber er ist auch ein „guter“ Vampir, dem es aber zunehmend schwerer fällt, seinen instinktiven Drang nach frischem Blut zu unterdrücken und in der Normalität der Masse unterzutauchen.
Sein bester Freund George (Russell Tovey) ist ebenfalls eher ein unauffälliger Geek — allerdings mit einem fundamentalen Problem: Nachts bei Vollmond wird er zur Killermaschine in Form eines Werwolfes. Er musste vor zwei Jahren seine große Liebe verlassen, als er entdeckte, dass er diese unglückliche Veranlagung hatte.
Als sich George und Mitchell entschließen, gemeinsam ein Haus zu mieten, um der vermeintlichen „Normalität“ ein Schritt näher zu kommen, können sie sich nur eine verdächtig günstige Behausung leisten. Prompt finden die beiden dort den Geist Annie (Andrea Riseborough), die früher mal das Haus mit ihrem Freund bewohnte, aber bei einem Unfall ums Leben kam und nun als Untote mit einem Selbstwerthandicap und einem Drang zum Teekochen das Gebäude unsicher macht.
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„Being Human“ ist eine charmanter Pilotfilm mit einem frischen Skript, poppigem Soundtrack und lebhaften Dialogen (Achtung, teilweise heftiger britischer Akzent! ;-)) — nicht unbedingt ein Must-See-Event, aber da könnte durchaus Potential dahinterstecken. Als Teil der anvisierten Zielgruppe fand ich mich jedenfalls gut unterhalten und war auch durchaus in die Charaktere investiert. Der Blickwinkel von übernatürlichen Wesen, die eigentlich nix anderes als ganz normale Menschen sein wollen, ist zwar nicht ganz neu, aber im Falle von „Being Human“ recht nett umgesetzt. Dazu glänzt Adrian Lester („Hustle“) als fieser Vampir in einer Nebenrolle…
Ob es bei der Pilotepisode bleibt oder eine Serie produziert wird, ist noch offen — es gibt (wohl unvermeidlich heutzutage) bereits eine Petition, in der sich bisher knapp 2500 TV-Zuschauer für einen Pick-Up der Show aussprechen. Eine Serie dies BBC-Three-Drama-Sextetts hat jedoch bereits einen frühen Zuschlag erhalten: „Phoo Action“, dazu gleich mehr…
Und nun muss ich doch mal die Frage stellen: „Warum geht das nicht auch in Deutschland?“. Man könnte so ein Konzept fast 1:1 in good old Germany übernehmen: Eine nicht ganz normale WG … in Köln oder in der bayerischen Provinz (letzteres wäre ein ganz besonders schöner Kultur-Clash: „Ein Vampir in Passau“ ;-)). Aber ProSieben hätte so eine neue PrimeTime-Serie (oder eben zumindest einen wie üblich hochkant floppenden Pilotfilm).