Life on Mars (US)
Nachdem ich am Wochenende bereits einige „Oldtimer“ unter den Serien-Absetzungskandidaten abgearbeitet habe, stehen nun ein paar Newcomer auf dem Programm. Begonnen wird mit dem neuen ABC-Krimi/SciFi-Drama „Life on Mars“, das mit knapp acht Millionen Zuschauern zwar kein Flop ist, aber auch die hochgesteckten Erwartungen angesichts des zugkräftigen Lead-Ins („Grey’s Anatomy“) nicht so recht erfüllen kann.
Zeitreisen-Serien haben es schwer in diesen Tagen. Seien es „Daybreak“, „Journeyman“ und im weitesten Sinne auch „New Amsterdam“, „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ (das in einer ganz eigenen Zeit zu spielen scheint) — sie alle waren oder sind nicht gerade mit exzellenten Quoten gesegnet. „Life on Mars“ geht es da nicht viel anders. Schon seit dem Produktionsbeginn war die Show zudem von Problemen überschattet, die ursprüngliche (deutlich schlechtere) Pilot-Episode wurde komplett in der Ablage „P“ entsorgt und man begann mit neuen Darstellern (vor allem Harvey Keitel als neuer, grantiger Vorgesetzter Gene Hunt), neuem Setting (New York statt Los Angeles) und geändertem Autoren-Team (die „October Road“-Autoren statt David E. Kelley) noch mal komplett von vorne. Dabei ist das Rahmenkonzept der Show alles andere als neu, es basiert ebenso wie der größte Teil der Handlung der Episoden auf einer erfolgreichen britischen Drama-Serie gleichen Namens, die auch bereits in Deutschland auf Kabel 1 unter Ausschluss der Öffentlichkeit versendet wurde.
Im Mittelpunkt von „Life on Mars“ steht der ambitionierte Cop Sam Tyler (Jason O’Mara), der bei einem Autounfall in unserer Gegenwart schwer verletzt wird und statt im Krankenhaus aus unerklärlichen Gründen unversehrt im New York des Jahres 1973 aufwacht. Ob Sam Tyler wirklich eine Zeitreise unternommen hat, im Koma liegt oder vielleicht bereits tot ist, gehört zu der übergreifenden Haupt-Mystery-Geschichte dieser (wohl ersten und letzten) Staffel. Sam und der Zuschauer erhalten bestenfalls mehrdeutige Hinweise auf Sams realen Zustand. So oder so, Sam befindet sich im Jahr 1973, allerdings samt kompletter Identität und neuem Job als frisch nach New York versetzter Polizist. Während er versucht, seiner eigenen bizarren Lage auf den Grund zu gehen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in seine neue Rolle und seinen neuen Job zu fügen und Mordfälle im New York der siebziger Jahre zu lösen.
Und natürlich ist das auch eine ganz andere Aufgabe als Sam aus dem Jahr 2008 gewohnt ist. Keine Computer, keine DNA-Analysen, eine recht freizügige Auslegung des Gesetzes durch seine Kollegen machen Sam das Leben schwer. Hier tappt die Serie dann leider auch allzuoft in das typische Problem aller Zeitreisen-Serien und -Filme: Die unerlässlichen Anspielungen der Hauptfigur auf „zukünftige“ geschichtliche Ereignisse und Anekdoten, die schnell zu einem repetitiven Gimmick mutieren und schließlich nur noch als „comic relief“ in die Handlung eingestreut werden. Wenn Sam im Jahre 1973 plötzlich „Ice, Ice Baby“ rappt, ist das nur im ersten Moment halbwegs amüsant, anschließend bizarr.
Hauptproblem von „Life on Mars“ ist, dass sich der interessanteste Aspekt der Show (die Aufklärung von Sams wahrem Zustand) prinzipbedingt noch über viele Episoden gestreckt werden muss. So steht und fällt die Show mit dem „Crime of the week“, die jeweils über zum Teil abenteuerliche Konstrukte irgendwie in Beziehung zu Sams „echtem“ Leben gebracht werden und eine Mystery-Komponente in der Show darstellen sollen. Schon in einer der ersten Episoden läuft er prompt seiner eigenen Mutter über den Weg und es kommt zu surrealen und Kopfschmerzen-bereitenden Dialogen zwischen den beiden, garniert mit einer dick aufgetragenen, seichten Familiendrama-Story. Aber ohne diese Bezüge auf Sams Leben sind die Kriminalfälle bestenfalls Crimeshow-Durchschnitt und kaum fesselnd.
Die Serie hätte Potential in der Interaktion zwischen Sam und seinem Rauhbein-Vorgesetzten Gene Hunt (Harvey Keitel), doch letzterer wird zunehmend softer gezeichnet und wenn denn mal Konflikte zwischen den beiden auftreten, wirken sie immer weniger glaubhaft. Auch die Auseinandersetzungen mit den anderen Kollegen (unter anderem Michael Imperioli) laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Die 70er-Jahre-Cops setzen sich über Recht und Gesetz hinweg, Sam spielt moralischer Zeigefinger, bekommt eine auf die Mütze, hat aber dann doch irgendwie Recht.
Doch es gibt einen Punkt, in dem die Serie wirklich brilliert und das ist der exzellente Soundtrack, der über so manche schwache Szene hinwegrettet. Das haben wohl auch die Macher erkannt und setzen beim Editing in den jüngeren Episoden entsprechende Schwerpunkte: So werden dialogarme (Slow-Motion-)Szenen eingestreut um einem (zugegebenermaßen optimal ausgesuchten) Soundtrack mehr Platz einzuräumen. Und ich muss sagen, das wirkt. Zusammen mit einer gelungenen Cinematographie (mit konsequentem, „verblichenem“ Farbschema) gibt es immer mal wieder einige kleine „Wow“-Momente.
Aber retten können sie diese Show nicht. Der „Fluch der Zeitreisen-Serien“ dürfte wohl weiter gehen.
10. November 2008 um 19:41 Uhr
Hm, mir hat Gene Hunt in der britischen Version immer noch besser gefallen. Von daher mag ich nicht daran denken, wie die erste Version war …
10. November 2008 um 20:27 Uhr
Das find ich schon interesant, ich hab auch schon mehrfach von leuten gelesen, die den ersten Piloten deutlich besser fanden als den zweiten.
Ich selbst hab nur den zweiten gesehen, und die Serie direkt danach aufgegeben, ging gar nicht, IMHO. Schmeckt irgendwie alles ganz doll nach schlechter Kopie, da bleib ich lieber beim Original.
11. November 2008 um 00:25 Uhr
der unaired pilot war um einiges besser als dann der gesendete. zwar hörten sich die änderungen wie die neue besetzungen und der wechsel von l.a. nach new york gut an, aber da sieht man wieder dass das eben nicht reicht. die erste besetzung war meiner meinung nach besser und da war alles etwas stimmiger. ich weiss nicht ob ich mit dem anderen piloten weitergeschaut hätte, aber mit dem jetzigen konzept werden ich das sicher nicht tun.
11. November 2008 um 14:41 Uhr
Also ich habe den ursprünglichen Pilot nach wenigen Minuten abgebrochen. Colm Meaney als Gene Hunt? Das ging ja gar nicht!
Da warte ich doch lieber auf die zweite Staffel „Ashes to Ashes“.
9. Juli 2009 um 03:05 Uhr
die amerikanische is zwar nicht toll wie das Original, aber auch nicht so schlecht, was ich mir aber auf gefallen ist, ist das, das viele Szenen 1 zu 1 aus dem Original übernommen wurden speziell die Szene mit den Schwimmflügeln und in der ersten folge is nen ganz dicker filmfehler drin, als sam 1973 wieder aufwacht kann man nen im Hintergrund einen Truck sehen und der ist nicht von 1973 sondern eher von 2005 oder so, ist das noch jemanden aufgefallen
29. Juli 2009 um 08:43 Uhr
Weiß einer warum die erste Staffel der US-Version im Vergleich zum Orginal mehr als die doppelte Anzahl an Episoden enthält. Wurden da die 1. und 2. Staffel der Orginal-Version zusammengelegt oder der Plot einfach in die Länge gezogen ?
29. Juli 2009 um 09:04 Uhr
Die Handlung der US-Version von „Life On Mars“ entspricht nicht exakt der Handlung der UK-Vorlage. Viele Sachen sind zwar ähnlich (oder gar identisch), aber insgesamt wurde die Story mehr ausgeschmückt und das Ende ist sogar vollständig anders. Es war auch nicht von Anfang an beabsichtigt, dass die US-Version (ähnlich wie das britische Original) nur knapp 17 Episoden haben sollte — die Serie wurde einfach wegen schwacher Quoten abgesetzt. Es gibt also keine zweite Staffel der US-Fassung.