Trust Me
Ich trauere eigentlich immer noch ein wenig „Love Monkey“ hinterher. Das war eine höchst charmante Serie mit einem exzellenten Tom Cavanagh („Ed“). Aber niedrige Quoten bereiteten der CBS-Produktion schnell den Garaus. Toms anschließende Auftritte in „Eli Stone“ waren dann kurz und selten, trugen aber dennoch deutlich zur Qualität der Episoden bei.
Gemeinsam mit Eric McCormack („Will & Grace“) ist er nun endlich mal wieder in einer Hauptrolle in einer PrimeTime-Serie zu sehen, wenn auch „nur“ auf dem Kabel-Kanal TNT. In „Trust Me“ geht es um zwei enge Arbeitskollegen und Freunde, die in einer großen Werbeagentur in Chicago arbeiten. Ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt, als nur einer der beiden eine Beförderung erhält.
Eigentlich ist die Serie recht simpel gestrickt. Zwei jahrelange Kumpels, die durch eine Belastungsprobe ihrer Freundschaft gehen müssen. Ferner eine „Neue“ im Büro, die sich ihre Lorbeeren erst verdienen muss, ein stressiger Chef und der böse, hinterhältige Kollege aus der konkurrierenden Abteilung. Dazu ein hippes, aktualisiertes „thirtysomething“-Umfeld in der Werbeindustrie inklusive der typischen „Pitch of the week“-Story und mit einem Touch „What about Brian“ und das Serienprodukt von der Stange ist fertig.
Aber die Exekution dieses Konzepts ist hervorragend. Es macht richtig viel Spaß, Cavanagh und McCormack bei der Arbeit zuzuschauen, vor allem Cavanagh trägt die Show und brilliert in dem diffizilen Spagat zwischen lockerer Comedy und leichtem Drama. Dazu werden die beiden von einem klasse Team von Nebendarstellern unterstützt (Monica Potter („Boston Legal“), Tim Russ („Samantha Who“) sowie Jason O’Mara („Life on Mars“) in einem kurzen, aber energiegeladenen Kurzauftritt). Das Storytelling wird ergänzt durch ein paar gewitzte Comedy-Elemente, seien es die unterhaltsamen Dialoge oder die etwas auf die Spitze getriebene positive „Verrücktheit“ der Kreativen in der Werbeagentur. Oder die pointierten OnScreen-Charakter-Vorstellungen, die unter anderem den fiesen (und ganz in schwarz gekleideten) Konkurrenten mit einer knappen „The Enemy“-Einblendung überbetonen und so das Prinzip des vorhersehbaren „Bad Guys“ von einem billigen Story-Klischee in eine humorvolle Karikatur transformieren.
„Trust Me“ erfindet sicherlich nicht das Rad neu und ist auch eigentlich recht vorhersehbar, was die wesentlichen „Happy End“-Entwicklungen in der Pilotepisode angeht. Aber ich kann mich nur wiederholen, die Ausführung macht richtig großen Spaß, vor allem wegen Tom Cavanaghs locker-flippigen Schauspiel-Stil. Klasse Popcorn-TV, das hoffentlich in den weiteren Episoden den Standard der Pilotepisode halten kann.
Ob dieser Serie allerdings das Schicksal von „Love Monkey“ erstmal erspart bleiben wird, ist leider nicht sonderlich sicher. Auch wenn TNT andere Maßstäbe als die Broadcast-Networks ansetzt — drei Millionen Zuschauer sind wenig (wenn das Lead-In „The Closer“ heißt und sechs Millionen Zuschauer hatte).
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29. Januar 2009 um 14:44 Uhr
Ich fand den Piloten erschreckend langweilig – das hatte keinen Fokus, keine plausible Figurenzeichnung, keine wirklich guten Pointe.
Cavanagh werden die Produzenten so lange besetzen, bis sie das perfekte Vehikel für ihn finden. Das hier ist es nicht. Sein Charakter nervt.
Und ehrlich: wen SCHERT, was für oberflächliche Arschkrempen in einer großen US-Werbeagentur rumlaufen?
29. Januar 2009 um 19:37 Uhr
Leider nur ein „mangelhaft“ meinerseits. Seltsamerweise ließen mich alle Charaktere völlig kalt, was bis jetzt noch nie vorkam. Vielleicht hätte man mit einer „Mad Men“ Kopie, auf Gegenwart getrimmt, deutlich bessere Aussichten (?).
1. Februar 2009 um 12:55 Uhr
Das perfekte Vehikel für Tom Cavanagh gab es doch schon längst – und hieß, wie seine Figur dort, ED und lief immerhin vier tolle Staffeln lang!
Dennoch würde auch ich mir wünschen, ihn mal wieder längerfristig in einer neuen Serienhauptrolle zu sehen. Gleiches gilt für Eric McCormack.
Ach, und dass Du bei Tim Russ „Samantha Who“ nennst, auch wenn das seine neueste Serienproduktion war, finde ich auch etwas kurios – er wird doch auf ewig Tuvok aus ST:VOY bleiben! 😉
1. Februar 2009 um 13:14 Uhr
Das war mein kleiner Versuch, etwas mehr Aufmerksamkeit auf das kleine, aber feine „Samantha Who“ zu lenken 🙂