Chuck Bartowski — Man of Action

Früher war der Samstag-Nachmittag im deutschen Fernsehen doch eigentlich mal ein guter Sendeplatz, oder? Dort liefen fast alle großen Teen/Twen-Serien in der deutschen Erstausstrahlung, entweder auf RTL oder Pro7, zum Teil auch auf Sat.1. Ob „Beverly Hills“, „Melrose Place“ (die Originale), „Party of Five“, „Popular“, „Roswell“ oder „Charmed“. Das war eine kleine „Twen-PrimeTime“. Die Zeit war ideal, weil in auch in den 90ern noch nicht jeder Teenie einen eigenen TV im Zimmer stehen hatte und es so keine Familienstreitigkeiten um die Fernbedienung gab (zumindest bis zum Beginn der Sportschau ;-). In den letzten Jahren hat sich das deutlich geändert, RTL hat dank der Formel-1-Übertragungen kein regelmäßiges Samstag-Nachmittag-Programm mehr und selbst die „Simpsons“ laufen nun schon in der „Erwachsenen“-Primetime um 20:15 Uhr. Die Zeiten des gemeinsamen Familien-Fernsehabends sind wohl auch längst vorbei (erleben bestenfalls eine Renaissance dank des Trends zum „Heimkino“).

Das Resultat: Die Ankündigung zum „Chuck“-Sendestart heute auf ProSieben um 17 Uhr (nach vier(!) Episoden „Scrubs“) wird allerorten mit einem Kommentar begleitet: „Fürchterlicher Sendeplatz“. So ändern sich die Zeiten.

Aber früher hatte der Samstag-Nachmittag auch keine Konkurrenz durch das Internet und DVDs. Wenn man eine Serie mit O-Ton oder überhaupt vor der deutschen Erstausstrahlung sehen wollte, musste man sich von Freunden VHS-Kassetten besorgen. Und die waren dann oft NTSC-Kopien der dritten Generation, jegliche Farbe war längst aus den Videos „herausgewaschen“. Nörgeleien zu den deutschen Synchronisations-Stimmen hatten damals Seltenheitswert — man hatte ja in der Regel gar keinen Vergleich. Wie das heute aussieht, wissen wir alle. Da genügen ein paar Klicks in Google und Youtube und ich kann mir (dank der bereits erfolgten deutschen Ausstrahlung im Schweizer Fernsehen) einen Eindruck vom deutschen Beginn der zweiten Episode von „Chuck“ verschaffen.

ProSieben-Sendeplatz hin oder her, „Chuck“ ist meiner Meinung nach eine der unterhaltsamsten Serien der letzten Jahre, sie bietet Drama, Comedy und Action wohldosiert mit vielen mehr oder weniger versteckten Popkultur-Referenzen, die hoffentlich in der deutschen Fassung nicht zu sehr untergehen oder seltsam klingen werden („Cpt. Awesome“ = „Cpt. Abgefahren“?). Das ist auch nicht nur eine Serie für Teens und Twens, sondern bietet auch viel Unterhaltung für ältere Jahrgänge, die mit „Trio mit vier Fäusten (Riptide)“ und „Colt für alle Fälle (Fall Guy)“ aufgewachsen sind.

Und wenn ich schon beim Thema „Chuck“ bin, noch ein Fan-Trailer für Season 3:

(via Give Me My Remote)

13 Antworten

  1. 1
    Anonymous schrieb:

    hm
    also der Sendeplatz war doch schon immer ein Abstellgleis für Serien, die Pro7 gern schnell hinter sich bringen wollte?
    idR, wenns in der Primetime nich lief wie es ein Programmplaner in irgend nem feuchten Traum vorrausgesehen hat. Charmed zähl ich da auch mal dazu.

    Und gerade im Sommer ham die Leute meist besseres zu tun als um 5 vor der Glotze zu hocken

  2. 2
    sab schrieb:

    Ja, mittlerweile ist es ein Abstellgleis. Aber ich meine mich zu erinnern, dass die ersten Staffeln von Charmed da recht gut liefen (bevor sie dann in die Primetime verpflanzt wurden). Dass man „Chuck“ bereits im Sommer sendet, wundert mich allerdings auch.

  3. 3
    OC schrieb:

    hab bei der Pro7 Ausstrahlung drei Schnitte bemerkt.
    Und die Synchro machte aus dem Textadventure „Zork“ aus irgendeinem Grund „Zorek“. An die deutschen Stimmen muss ich mich erst gewöhnen, aber „Captain Abgefahren“ find ich jetzt gar nicht mal verschlimmübersetzt.

  4. 4
    sab schrieb:

    Awesome/Abgefahren ist auch nicht unbedingt ein Beispiel für „schlimme Übersetzung“ (eigentlich finde ich die „Chuck“-Synchro recht annehmbar, perfekte Synchros kann es eh prinzipbedingt nicht geben), sondern vielmehr für die Abteilung „klingt seltsam“.

    Vielleicht eher „Capt. Wunderbar“? Nah, klingt auch schräg und trifft die Wortbedeutung auch nicht richtig.

    Die Synchro-Leute sind zudem in der Wortwahl natürlich auch sehr eingeschränkt: Das Wort muss etwa gleiche Länge haben und die Mundbewegungen bei der Aussprache sollten ähnlich sein, vor allem bei einem Wort, das so oft in der Serie auftaucht. Keine einfache Sache. Die einzige richtige Alternative wäre Zweikanalton, aber das geht im FreeTV nicht.

  5. 5
    Ben schrieb:

    Die Synchro, wie auch die Übersetzung finde ich recht gelungen. Hatte
    zuerst die deutschen Folgen, dann die US-Folgen gesehen.

    Würde mich wundern wenn ProSieben die Serie vollständig zeigt. Finde
    das Lead-In mit gefühlten 12 Folgen Scrubs schon mäßig. Kann aber
    vielleicht auch daran liegen, das ich mich so langsam daran satt sehe.

  6. 6
    OC schrieb:

    Was Qualität der Synchro angeht ist Deutschland ziemlich gut dran. Leider muss immer der kleinste gemeinsame Nenner gesucht werden, wodurch manche eigentlich recht bekannte Englische Ausdrücke trotzdem eingedeutsch werden. Sarah bezeichnet Chuck z.B. als „Genie“, weil „Geek“ für die meisten wohl kein verständlicher Begriff ist.

    Wenn ich richtig gehört habe wird Chuck von Tobias Nath gesprochen (spricht auch Gus in „Psych“). Ich denke der wird wohl bald häufiger eingesetzt.
    Die „alte“ Garde der Synchronsprecher, mit der ich aufgewachsen bin, geht leider so langsam in Pension. Arne Elsholtz ist schon 65 und Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt sind auch schon fast 60.

  7. 7
    sab schrieb:

    Was Qualität der Synchro angeht ist Deutschland ziemlich gut dran.

    In der Tat. Wenn man sich nur mal die „Synchro“ in so manchen ehemaligen Ostblockstaaten anhört: Da spricht auch mal ein Typ alleine alle Rollen (egal, ob männlich oder weiblich) und versucht verständlicherweise dann auch gar nicht mehr, zu irgendwas synchron zu sein. Um den Filmgenuss zu komplettieren hört man dann oft noch im Hintergrund leise den O-Ton.

    Die Franzosen wiederum geben sich im Vergleich dazu deutlich mehr Mühe, aber deren Sprache scheint noch schlechter zu den Mundbewegungen der Darsteller zu passen als die deutsche Sprache. Ich habe da oftmals das Gefühl, dass die armen Sprecher schier verzweifeln, weil sie so viele Silben unterbringen müssen. Aber dadurch hat „Derrick“ auf französisch einen gewissen Unterhaltungsfaktor… 😉

  8. 8
    Anonymous schrieb:

    ich erinnere mich an die Zeiten, als ich mit meiner Fernsehantenne noch tschechisches Fernsehen empfangen konnte. Der Name eines bestimmten Synchronsprechers tauchte im Abspann praktisch jeder amerikanischen Serie auf.

    Übrigens, die Premiere von Chuck schnitt mit 14% Marktanteil bei den Werberelevanten eigentlich ganz ordentlich ab. Die Hoffnung bleibt bestehen, dass Pro7 zumindest die erste Staffel durchhält (sind ja nur 13 Episoden).

  9. 9
    Toub schrieb:

    Ich habe ja Chuck bislang konsequent ignoriert, aber mir dann nach den ganzen Petitionen etc. hinsichtlich einer dritten Staffel mal die erste Staffel geholt.

    Habe bislang 4 Folgen geschafft und muss sagen: gähn! Das wird doch besser, oder? Das Material der Folge reicht vielleicht für ne Comedyshow mit 25 min, aber 45 min?

    Ich hatte gehofft, mit vielen netten Geek & Nerd-Witzen und -Bezügen ala Big Bang erheitert zu werden. Aber selbst das ist ja nicht mal im Ansatz zu erkennen.

  10. 10
    sab schrieb:

    Ich erinnere mich daran, schon von der Pilot-Episode begeistert gewesen zu sein. Zu einer meiner Favoriten wurde sie aber erst durch die konstante gute „Leistung“ in der ersten halben Staffel. Dort ist eine in den höchsten Tönen lobende Review, die ich etwa zur Halbzeit von Season 1 schrieb.

    Bei „Chuck“ hatte ich eigentlich durchweg Spaß, was ich von „Big Bang Theory“ nicht behaupten kann. „Big Bang“ erscheint mir oftmals zu dick aufgetragen (und ja, ich weiß, wie seltsam das wiederum als Argument für eine Serie wie „Chuck“ klingen mag). „Chuck“ findet zudem noch eine gute Balance zwischen Comedy und Drama, wodurch die Charaktere trotz der absurden Story in meinen Augen realistischer wirken als die in „Big Bang“.

    Versuch vielleicht mal noch bis „Chuck Versus the Alma Mater“ (#7) und „Chuck Versus the Truth“ (#8) dranzubleiben, da bekommt Chucks Backstory etwas mehr Gewicht. Wenn die Serie dir dann immer noch nicht gefällt, dann wird’s wohl wirklich nix mehr.

  11. 11
    Starkiller schrieb:

    Hab grad mal das erste Video abgespielt, es ist Jahre her das ich zuletzt was synchronisiertes geguckt habe, somit war ich ziemlich geschockt…

    Ich finde man hört VIEL zu sehr das die Stimme nicht „vor Ort“ ist, und einfach drüber gelegt wurde, wodurch fast alle Nebengeräusche unterdrückt werden. Die Stimmen gehen in Ordnung denke ich, ich könnte mich sicherlich dran gewöhnen das Chuck und Sarah etwas piepsig klingen, auch das nicht jede Übersetzung eine Punktlandung ist würde ich überleben, aber das durch die Syncro alle Nebengeräusche verschwinden geht für mich jegliche „Immersion“ flöten, sowas könnte ich einfach nicht gucken.

    Aber das deutsche Fernsehen hat mich schon vor Jahren verloren.

  12. 12
    sab schrieb:

    Jau, das mit dem fehlenden „Ambient-Sound“ hat mich auch gewundert. Besonders deutlich wird es in der ersten Szene im Buy More, wenn Morgan seinen „Zaubertrick“ versucht. Da fehlt jeglicher Backgroundsound, kein Gemurmel der Kunden, keine Kaufhaus-Dudelmusik — das Geräusch der zusammenfallenden CD-Cases ist aber wiederum identisch.

    Das ist aber so auffällig, dass ich mir auch vorstellen könnte, dass vielleicht der YouTube-Hochlader ein paar der Surround-Tonspuren nicht richtig übernommen oder zu sehr gedämpft hat — das müsste mal jemand mit der ProSieben-Aufzeichnung überprüfen.

    Dass man als Synchronisations-Studio den kompletten Ton inklusive Nebengeräusche neu aufnehmen muss, ist meines Wissens heute eigentlich nicht mehr nötig. Die bekommen doch hoffentlich aus den USA die original Mehrkanal-Aufnahmen mit separaten Tracks für die Sprecherstimmen. Schließlich wird beispielsweise die Background-Kaufhaus-Dudelmusik auch beim Original erst bei der Postproduction untergemischt.

  13. 13
    Toub schrieb:

    Danke für die „Tipps“, Sab. Dann gebe ich vielleicht dem ganzen noch ne Chance bis zu „Chuck Versus the Truth”. Wenn ich bis dahin Morgan immer noch so nervt, dann ist das einfach nichts für mich. 🙂

Antwort schreiben

XHTML: Du kannst die folgenden XHTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen