(500) Days of Summer
„This is a story of boy meets girl.“
Das Drehbuch eines Films vor dessen Kinostart zu lesen, ist oftmals nicht gerade die beste Idee. Man gönnt sich zwar beim Lesen ein kleines „Kino im Kopf“-Erlebnis, aber gleichzeitig beraubt man sich all der Überraschungselemente des Films und kann ihn später eigentlich gar nicht mehr unvoreingenommen genießen — kurz: Die typische Spoiler-Erfahrung eben. Dennoch war meine Neugier im Januar zu groß, als mir das Script zu „(500) Days of Summer“ von den beiden Jungautoren Scott Neustadter und Michael M. Weber in die Hände fiel. Damals war ich sehr begeistert von dem Script, welches dank einer originellen Story und einer ebenso ungewöhnlichen Erzählweise das typische und in den letzten Jahren schwer missbrauchte „Romantic Comedy“-Format ein wenig auf den Kopf stellte.
Aber nachdem ich den Film nun endlich gesehen habe, bereue ich diesen Ausflug in die Spoiler-Welt eigentlich kaum noch, denn Regisseur Marc Webb hat die Seiten des Scripts in exzellenter Weise auf die Leinwand gebracht. „(500) Days of Summer“ ist eine wunderbare kleine Geschichte einer Beziehung zwischen zwei Menschen — keine Liebesgeschichte. Eine „RomCom“ auch für Männer, denn das ist keine Schokolade- und Klischee-triefende 08/15-Massenproduktion, sondern ein sorgsam erzählter und ehrlicher Film, der zeigt, dass es eben manchmal auch nicht klappt in einer Beziehung. Ein Film mit hohem Wiederseh-Potential — zumindest in meinen Augen eines der wertvollsten Prädikate für einen Film.
Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist Grußkartendesigner, ein durchschnittlicher Mitt-Zwanziger in Los Angeles und glaubt fest daran, dass es sowas wie Schicksal gibt, dass man eines Tages die Richtige, die „große Liebe“ trifft. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass er diese Person in Summer (Zooey Deschanel) gefunden hat, die gerade erst nach Los Angeles umgezogen ist. Obwohl Summer keine seiner Hoffnungen über Schicksal und Liebe zu teilen scheint, entwickelt sich rasch eine kleine, aber intensive Romanze zwischen den beiden. Sie finden einige Gemeinsamkeiten (unter anderem ihre Verehrung der „The Smiths“) und zunächst scheint ihre Beziehung auch ganz nach Plan für richtig schöne romantische Love-Stories zu laufen. Doch schließlich wird Tom schmerzhaft klar, dass Summer nicht die gleichen Gefühle für ihn hat, wie er für sie.
Zooey Deschanel kann eh nicht viel falsch machen, aber immerhin bietet „500 days“ ihr mal etwas mehr Spielraum für mehr als immer nur den gleichen emotionalen (wenn auch natürlich immer bezaubernden ;-)) Ausdruck. Doch Joseph Gordon-Levitt ist derjenige, der hier auf ganzer Linie überzeugt und den Charakter des hilflos über beide Ohren verliebten Romantikers mit einer faszinierenden Intensität und Glaubhaftigkeit spielt. Sein überragendes Zusammenspiel mit Zooey bringt erst richtiges Leben in diesen Film, umrahmt von den prächtigen Bildern von Los Angeles und einem überaus geschickt gewählten Soundtrack — möglicherweise der beste seit „Garden State“ hinsichtlich seiner Bedeutung für die Vermittlung der Emotionen im Film. Regisseur Marc Webb und Kameramann Eric Steelberg haben dazu viele visuell inspirierende Einstellungen gefunden, die eine Anschaffung des Films auf hochauflösender BluRay eine lohnenswerte Option erscheinen lassen, auch wenn „RomComs“ normalerweise nicht die Sorte Filme sind, bei denen ich für die Bildqualität tiefer in den Geldbeutel greife. Für eine Oscar-Nominierung für Cinematography dürfte es nicht reichen (aber vielleicht für „Original Screenplay“?).
Die Parkbank bei „Angels Knoll“ in Los Angeles (W 4th St / Olive St) dürfte zukünftig ein beliebtes Foto-Motiv für L.A.-Touristen werden (jau, das hab ich hier nur ‚reingeschrieben, um mir irgendwo die Adresse zu merken ;-)).
Kurz: In jeglicher Hinsicht sehr zu empfehlen. Der Film läuft zur Zeit in den deutschen Kinos (mit den üblichen gewöhnungsbedürftigen Synchron-Stimmen, seufz). Die DVD/Blu-Ray erscheint am 22. Dezember in den USA, den Soundtrack gibt’s bereits im Laden (und auf Spotify mit drei Karaoke-Bonus-Tracks).
25. Oktober 2009 um 15:43 Uhr
Wenn es dieses Jahr nur noch einen Film gibt, den ich noch sehen muss, dann ist es dieser.
18. November 2009 um 09:37 Uhr
500 Days of Summer…
Ich habe ja schon hier im Blog drauf hingewiesen, dass der Film was taugen soll. Inzwischen konnten wir uns selbst davon überzeugen.Worum geht es:
Zuerst einmal geht es um Tom Hansen und Summer Finn. Genauer gesagt ihre Beziehung/Liebe bzw. Nicht-Bez…