Zusammenfassend bleibt festzuhalten…
… dass am Ende der Arbeit zu oft recht wenig Tag übrig bleibt. Daher auch die Stille im Blog, obwohl die aktuelle TV-Season eigentlich reichlich erwähnenswertes Material liefert.
So haben die „Mad Men“ mit dem imposanten Season-3-Finale erneut der Drama-Konkurrenz gezeigt, wo momentan der Hammer hängt und Jon Hamm kann schon mal Platz auf dem Kaminsims für die nächste Emmy-Statue freiräumen. Zwar ging es diese Staffel noch gemächlicher an als die vorangegangenen Jahre, aber zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich durch das gemächliche Tempo gelangweilt oder frustriert. Im Gegenteil, jede Folge war auch dieses Jahr wieder ein kleines TV-Kunstwerk. Immer wenn ich dachte, die nächsten Schritte der Show vorhersehen zu können („Die Kennedy-Ermordung werden sie höchstens nebenbei im Season-Finale thematisieren“, „Wenn das mit der Lehrerin mal gut geht“), überraschten mich die Autoren wieder mit unerwarteten Schachzügen. (Und integrierten sogar den damaligen Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, ins „Mad Men“-Universum). Ich bin sehr gespannt, wie es im kommenden Jahr weitergeht.
Anderswo sieht’s drama-mäßig eher mau aus. Der aktuelle Zwischenstand zu den neuen Serien der US-TV-Season 09/10 fällt sehr deutlich zu Gunsten der Comedies aus. Vor einigen Jahren wurde noch ihr Untergang prophezeit, dieses Jahr laufen (und gefallen) die Comedies besser als die Drama-Newcomer. „The Middle“, „Modern Family“, „Community“ und „Cougar Town“ liefern zwar nicht unbedingt jede Woche Höchstleistungen ab, sind aber dennoch gute und smarte Unterhaltung, ebenso wie die Full-Hour-Comedies „Glee“ (und „Castle“), die das Comedy-Genre geschickt mit anderen Stiltypen mischen. Kombiniert mit den zuweilen etwas abgenutzten, aber meist noch sehr souveränen „Oldtimern“ HIMYM, 30 Rock, The Office, Parks & Recreation und The Big Bang Theory gibt es zur Zeit schon einiges an Auswahl für eine gepflegte Humor-Berieselung am Abend. Da sind „Chuck“ (wieder ab 10. Januar!), „Better off Ted“ und „Scrubs“ noch nicht mal dabei.
Im Drama-Sektor bleiben da bei den Neulingen nur noch „The Good Wife“ und „V“, wobei letztere noch ein dicker Wackelkandidat ist und bisher lediglich das wenig schmeichelhafte Prädikat „besser als FlashForward“ verdient hat. „V“ hat einiges richtig gemacht, wie beispielsweise das gelungene Casting von Morena Baccarin als betörend-furchteinflößende Alien-Chefin und das großartige CGI-Design des Raumschiff-Inneren. Aber der Rest ist eher uninspiriertes Pseudo-SciFi-Gedudel auf dem Niveau von 1980er Mystery-Filmen, inklusive nervendem Teenage-Sohn aus dem 0815-Charaktere-Sketchbook. Ähnlich wie „FastForward“ hat diese Show das Problem, die sicherlich gigantischen Auswirkungen der dramatischen Ereignisse auf den Alltag der Menschen halbwegs glaubhaft darzustellen. Stattdessen werden wir nach der arg überstürzten Pilot-Episode gleich in den „V“-Widerstand eingeführt, während für den Rest der Bevölkerung abgesehen von ein paar Demos und Interviews scheinbar alles beim Alten ist. Die Charaktere sind mir auch nach drei Folgen mehr oder weniger egal, kein gutes Zeichen für den Rest der Show. Scott Wolf als gerissener und investigativer TV-Reporter? Da macht meine Suspension-of-Disbelief-Abteilung Überstunden. Der Wortvogel hatte mal geschrieben, dass er viel lieber eine Fortsetzung als ein Remake gesehen hätte — ein Vorschlag, der mir angesichts dieser lauen Plänkelei immer besser gefällt.
Was haben wir noch? Achja, „Stargate: Universe“ gefällt wohl nur den Leuten, die bisher noch kein inniger Kenner der „Stargate“-Serien waren. Da zähle ich (wie vor ein paar Wochen bereits erwähnt) dazu und so fühle ich mich von der Show ganz passabel unterhalten und lese dann zuweilen recht überrascht die heftigen und kritischen „Alles schon mal da gewesen“-Flames in einschlägigen Foren. Vielleicht waren auch einfach meine Erwartungen nicht so groß.
Und die erste Dekade des neuen Jahrtausends endet in wenigen Wochen, unvermeidlich sind dementsprechend auch die „The Best of the best of“-Listen, die peu à peu allerortens auftauchen. Ob ich auch eine machen werde, weiß ich noch nicht, aber im Hinterkopf habe ich schon ein paar Kandidaten für verschiedene Arten von Listen. Was mich dabei immer wieder überrascht, ist mein miserables Zeitgefühl — „Sports Night“ und „Party of Five“ liefen tatsächlich noch in dieser Dekade? Manchmal vergeht die Zeit allem Anschein nach doch nicht so schnell wie man meint…
Da „Lady Gaga“-Mashups wohl mittlerweile ein eigenes Internet-Meme bilden, gibt es auch ein zum Thema dieses Blogs passendes Gaga-V-Video:
20. November 2009 um 21:40 Uhr
Mad Men besser erstmal nicht mehr erwähnen. Das erinnert mich immer daran wie lange ich noch bis zur nächsten Staffel warten muss. 🙁
Stargate Universe ist so „lala“. Finde es nicht so schön, dass man erstmal auf „andere intelligente Spezies“ verzichtet hat. Ansonsten ist es oft doch sehr vorhersehbar. Der Überlebenskampf in der Fremde aber ganz okay dargestellt. Gibt halt viele die den bisherigen Stargate typischen Humor vermissen.
21. November 2009 um 00:16 Uhr
Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass du die neue Briten-Serie „Misfits“ nicht erwähnst. Ist die etwa komplett an die vorbeigegangen? 😉
21. November 2009 um 02:26 Uhr
Mad Men:
In der Tat war die Folge mit Kennedys Tod die mit Abstand schwächste Folge der Serie bisher – eben weil die Protagonisten nichts weiter tun konnten, als fassungslos vor dem Fernseher zu sitzen (und dass Willy Brandt anscheinend eine so bedeutende Betroffenheitsansprache gehalten hat, dass sie es verdient hat, prominent bei Mad Men gezeigt zu werden, war mir bis dato nicht bekannt). Und es war eine sehr kluge Maßnahme, Kennedy nicht ins Staffelfinale zu packen, sondern stattdessen diese geniale Folge (mit Ocean’s Eleven-Feeling) hinterherzuschieben. Ganz zu schweigen davon, dass Joanie wieder mitmischt! Yeah!!!
V:
Ich muss sagen, die erste Hälfte der ersten Folge hat mir sehr gut gefallen. Tja, aber dann… dem Urteil „immerhin etwas besser als Flash Forward“ schließe ich mich vorbehaltlos an. (Und dafür ist Juliet bei Lost jetzt allen Ernstes (fast/nicht/oder wie auch immer)gestorben?) Ich werde noch abwarten, bis ein Hamster gegessen wird, und danach brauche ich wohl nicht mehr weiter zu gucken.
Außerdem möchte ich gerne wissen, ob Michael J. Fox schon Scott Wolf verklagt hat, weil der ihm sein Gesicht geklaut hat.
Wenn man wirklich unbedingt eine Serie mit einem solchen Thema neu auflegen muss, plädiere ich ja heiß und innig für ein Tripods-Remake. Aber solange es keine Möglicheit gibt, die Handlung in den USA spielen zu lassen, sehe ich da schwarz…
Zu FlashForwad möchte ich noch anmerken, dass die Folge „Believe“ endlich mal eine halbwegs gute Episode war, mit zwei Charakteren, die man als Zuschauer fast mögen könnte. Wenn da nicht der Rest der ganzen Geschichte wäre. Und ein neuer Höhepunkt der Lächerlichkeit wurde mit der Demonstration der magischen Bilderkennungsqualitäten des FBI erreicht: Man kriegt es zwar nicht hin, ein Gesicht scharf zu stellen, aber dafür kann man das 3D-Modell des Rings erstellen, den der unscharfe Mensch getragen hat… Aua aua, diese Schmerzen…
21. November 2009 um 10:25 Uhr
@Philipp: „Misfits“ sind nicht an mir vorbeigegangen, die bekommen noch einen eigenen Eintrag 🙂
@onlime:
Jau, von dem „Sterling Cooper Coup“ hätte ich gerne noch mehr gesehen, das hätte man auch auf zwei Episoden ausdehnen können, so fielen die Vorbereitungen etwas kurz aus.
Ich glaube sie war ohnehin schon aus „Lost“ herausgeschrieben. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie dennoch in ein paar Folgen der finalen Staffel auftaucht. Aber trotz der Hauptrolle ist ihr „V“-Auftritt sicherlich ein „Downgrade“ zu ihrer „Lost“-Performance.
21. November 2009 um 11:29 Uhr
Mad Men:
Was so toll an Mad Men ist, wird mir wohl für immer verborgen bleiben.
Nach 12 von 13 Folge der ersten Staffel hab ich es aufgegeben. Farbe an der Wand beim Trockenen zuzusehen ist spannender.
Ich kann der Serie nichts, aber auch wirklich gar nichts abgewinnen (ging mir mit 6FU übrigens ebenso).
21. November 2009 um 14:26 Uhr
@redlock: Das kann ich nachvollziehen (auch wenn ich natürlich anderer Meinung bin ;-)). Wenn jeder die Show mögen würde, wäre sie sicherlich auch mit weitaus besseren Quoten gesegnet. „Mad Men“ legt viel Wert auf Atmosphäre und Ästhetik und die Storylines bewegen sich in der Tat oftmals mit der Geschwindigkeit von Gebirgsgletschern. Genau da in der Kombination mit der Nostalgie an eine mir unvertraute Ära liegt in meinen Augen aber auch die ungewöhnliche Faszination der Show.
21. November 2009 um 14:34 Uhr
Ich finde bei Mad Men schon alleine das Rauch- und Saufverhalten höchst spannend. Alkohol geht da zu jeder Tageszeit und auch im Job. Außerdem raucht jeder wie ein Schlot, selbst Schwangere …
24. November 2009 um 11:31 Uhr
Serien wie „Mad Men“ oder auch SFU fallen eben schon mehr in die Kategorie „Arthouse-TV“ und sind damit von vornherein nicht für jeden geeignet. Auf den großen Networks, die die Massen bedienen müssen, hätten sie vermutlich keine Chance. Schon deshalb kann man die kreative Bedeutung von Showtime, HBO und Kabelsendern wie FX oder amc gar nicht hoch genug einschätzen. SFU wird von mir regelmäßig als Beweisstück A herangezogen, wenn es darum geht, fernsehkritischere Zeitgenossen davon zu überzeugen, dass gut gemachtes TV nicht nur eine nette Ablenkung sein, sondern im Idealfall sogar künstlerische Relevanz erlangen kann.