Man muss nur lange genug warten…

Meine Güte, zehn Jahre!

Das ist zwar nicht die verstrichene Zeit seit meinem letzten Posting, auch wenn es sich so anfühlt. Nein, so lange ist es schon her, dass ich auf einer Mailing-Liste (für die Jüngeren: das waren die Blogs/Twitter der 90er) zur US-Serie „The Practice“ angemeldet war. Leider scheint’s die Liste nicht mehr zu geben — oder ich kann sie nicht mehr finden. AFAIR war sie eine Art Spin-Off-Liste der (inzwischen leider auch gelöschten, soviel zum Thema Langzeitarchivierung) legendären AllyDE-Liste. Good times.

Damals liefen nämlich gerade die ersten Staffeln von David E. Kelleys Juristendrama „The Practice – Die Anwälte“ werktäglich um 12 Uhr mittags(!) als halbe Deutschlandpremiere auf ProSieben und prägten wochenlang meinen abendlichen Video-/Fernsehkonsum. Doch nach vier Staffeln war plötzlich Ruhe, Pro7 organisierte den Programm-Mittag um, hatte auch keine weiteren Folgen von „Practice“ auf Lager und zeigte sich von Protest-Mails gewohnt unbeeindruckt. Nun schreiben wir 2010 und da meldet das Fernsehlexikon, dass P7-Schwestersender Kabel 1 nun tatsächlich die finale Staffel ausstrahlt (und die Staffeln dazwischen einfach auslässt). Diese letzte Staffel von „The Practice“ war seinerzeit ein Versuch, der in den USA quotenmäßig dahin siechenden Serie mit neuem Cast eine Kostensparkur zu verordnen und so zumindest noch ein kurzfristiges Weiterleben zu sichern. Im Endeffekt mutierte diese Staffel dann zum Ausgangspunkt für die spätere Spin-Off-Produktion „Boston Legal“, die mittlerweile ja auch schon ihren höchst erfolgreichen Lauf in Deutschland beendet hat. Die nun nach so vielen Jahren eingeschobene Ausstrahlung dürfte somit weniger die ergrauten „The Practice“-Fans im Visier haben, sondern sich eher an die „Boston Legal“-Zielgruppe wenden.

Immerhin: Jetzt dürfte es also etwa nur noch fünf Jahre dauern, bis wir die restlichen Staffeln von „Felicity“ im deutschen TV zu sehen bekommen 😉

Bei weitem nicht so lang war die unfreiwillige Olympia-Pause, die viele US-Serien in den letzten Wochen einlegten (waha, heute bin ich der Champ der gepflegten Überleitung!). So langsam geht’s wieder los, unter anderem mit dem Serienstart des langerwarteten Remake von „Parenthood“ von Jason Katims („MSCL“, „Friday Night Lights“). Die Pilot-Episode war auch recht solide, eine Mischung aus „Brothers & Sisters“, „Once & Again“ und „Modern Family“ sowie einem Touch „Gilmore Girls“ (letzteres eigentlich nur wegen der bezaubernden Lauren Graham).
Die Folge kam vor allem in den letzten zehn Minuten an die hohen Erwartungen heran und lässt Hoffnung für die weitere Entwicklung. Eigentlich mache ich mir aber bei Katims keine Sorgen. Gewöhnungsbedürftig ist es jetzt am Beginn jedoch, sich als Zuschauer bei all den bekannten Gesichter von den vorherigen Rollen zu trennen. Für mich wird da wohl noch eine ganze Zeit lang Nate Fischer neben Lorelai Gilmore stehen. Warum bei Hulus „Best in Show“-Abstimmung „Parenthood“ zur Zeit noch hinter „Human Target“ liegt, kann ich mir rein gar nicht erklären.

Auch nicht erklären kann ich mir, warum „Skins“ dieses Jahr so heftig zwischen langweiliger Klischeeverwurstung und überraschend emotionalen Charakterdrama oszilliert. Die Show ist vor allem dann gut, wenn sie in tiefe, dunkle Backstories eintaucht. „Thomas“ war uninteressant, „Emily“ herausfordernd, „Cook“ großartig, „Katie“ fürchterlich und „Freddie“ simpel, aber ergreifend. Manchmal habe ich das Gefühl, die Show will eigentlich nur düster-dramatisch-emotionale Momente in Kino-Format mit fulminanter Musik inszenieren und überbrückt den Rest irgendwie mit Füllmaterial. Naja, solange die Produzenten solch ein gutes Händchen mit dem Soundtrack haben, der viele inhaltliche Schwächen überdecken kann, will ich mich mal noch nicht zu laut beschweren. Eigentlich jede Woche findet sich mindestens ein Song, bei dem ich gleich ein „Instant Replay“ machen muss, zuletzt bspw. das gefühlvolle „Honest“ von den eigentlich sonst viel forscher auftretenden „Band of Skulls“.

Apropos Playlist, als hätte ich dank ständigem Pendeln zwischen Saarbrücken und Zürich eh nicht schon zu wenig Zeit zum TV-Konsum, hat mich nun auch noch „Unser Star für Oslo“ in seinen Bann gezogen. Ihr könnt mich übrigens (wie wohl auch den größten Teil der Zuschauer) in der Lena-Fan-Kategorie einsortieren, thankyouverymuch. Sie kann zwar nicht so sauber singen wie die anderen, aber es macht einfach Spaß, diesem kleinen Björk-NoraTschirner-Mashup-Energiebündel auf der Bühne zuzusehen. Ihre Songauswahl ist erfrischend unkonventionell und obwohl ich die Tracks von Paolo Nutini und Adele schon kannte, habe ich sie erst durch ihre Performance „neu entdeckt“. Sie würde zwar in Oslo nicht gewinnen (ebensowenig wie die anderen Kandidaten), aber ein frecher und unbekümmerter Auftritt, der die ESC-Veranstaltung unterhaltsamer macht, wäre es auf jeden Fall. Und man müsste sich nicht schämen, für Deutschland mitzufiebern.

Zurück zum Thema Serien: Als ich neulich meine Festplatten aufräumte, erwies sich dieses Tool als sehr nützlich: FileBot. Auch andere TV-Serien-Fans mit einer Aufräum-OCD könnten daran ihre Freude haben.

Auch daran hatte ich meine Freude: (nene, diese Überleitung tut selbst mir weh ;-)). NBC hat in den letzten Tagen den kompletten Comedy-Block mit „Community“, „The Office“, „Parks“, „30 Rock“ für jeweils eine weitere Staffel verlängert. Bei „The Office“ und „30 Rock“ sollten sie aber dann langsam mal ans Aufhören denken, insbesondere „The Office“ hat sich mitlerweile weit weg von früheren Höhepunkten entfernt. Vielleicht bekommt die Show durch Cecelia Marie Halpert nun noch mal etwas mehr Schwung, aber die Haifische schwimmen schon sehr nah am Fonz.

Und schließlich als Rauswerfer noch ein bezauberndes, kleines „Hurley“-Tribute-Mashup aus dem Web, weil ich zu „Lost“ nix geschrieben habe (Mein Eindruck bisher lässt sich mit den Worten „unverändert hohe Erwartungshaltung“ zusammenfassen):

10 Antworten

  1. 1
    mb schrieb:

    Ich fürchte, dass ich mit Parenthood nicht warm werde – zu viele bekannte Gesichter. Ich seh da nur Casey McCall, Lorelai Gilmore und Her?!

    Was denkst du eigentlich über den BSG Spin-Off?
    Caprica OR Crapica? Ich tendiere leider zu letzterem. Und ich wollte es doch so gerne mögen.

  2. 2
    sab schrieb:

    Am Anfang war ich von Caprica recht enttäuscht, mittlerweile bin ich immerhin einigermaßen zufrieden. Allerdings konnte keiner der Charaktere bisher wirklich mein Interesse wecken, was kein gutes Zeichen ist. Einer der wenigen Gründe, warum ich noch dranbleibe ist der visuelle Gag mit dem Cylon-Tochter-Alter-Ego, der zwar absolut behämmert ist, aber mich dann doch immer wieder zum Grinsen bringt. Irgendwie ist da noch ein gewisses Interesse/Neugier, wo die Autoren mit den Storyfäden hinwollen, aber es kann gut sein, dass es bald in die „That’s it for me“-Kategorie fällt.

  3. 3
    sab schrieb:

    Und da ich es im Blog-Posting noch nicht erwähnt hatte: Die dieswöchige „Community“-Episode war von Beginn bis Ende ein Highlight des Comedy-Genres in dieser Season. Diese Serie könnte ein Klassiker werden. Naked Pool-Billiard mit „Werewolves of London“, „Bagel“, „White Abed“/“Brown Joey“, Ernie & Bert und dann natürlich noch diese Szene mit „Trudy Campbell“:

    „Awesome“ – „Weird“ – „Put your tongue in her ear!“

    Einfach nur legendary. „Modern Family“ muss sich warm anziehen, um dieses Jahr noch die „Best of Newcomer“-Position zu verteidigen.

  4. 4
    Bernhard schrieb:

    Meine Güte, Du gräbst aber alte Sachen wieder aus. Das mit den Mailinglisten hatte ich schon längst vergessen.
    Ja, auch ich war damals in diesen Groups von „Ally McBeal“ und „Practice“. Viel gegeben hatte es mir aber nicht und geschrieben hatte ich da auch nix. Ohnehin erinnere ich mich auch nur noch an ein großes Gejammer und Geschimpfe auf Pro 7.

    „Practice“ war damals schon toll. Nur ich fürchte, wenn ich schon den Anschluß an die achte Staffel nicht hinbekomme, weil mir „nur“ die Staffeln 5-7 fehlen, dann werden es andere ohne Vorkenntnisse noch schwerer haben. Hinzu kommt, dass Alan Shore (James Spader) bei „Pracice“ die Synchronstimme von Billy (Gil Bellows) aus „Ally McBeal“ bekommen hat und nicht die Stimme aus „Boston Legal“.

    Ich habe jetzt die ganze Zeit Billy vor Augen und die Alan-Shore-Monologe vor Gericht, die ja von David E. Kelley sind und auch sehr Billy-ähnlich sind, stützen das noch.

  5. 5
    sab schrieb:

    Die „Ally McBeal“-Synchron-Stimmen verfolgen mich auch immer noch nach all den Jahren. Daniela Hoffmann kann sprechen wen sie will, ich höre immer automatisch „Ally“ 🙂

  6. 6
    redlock schrieb:

    Daniela Hoffman = Ally, yep geht mir genauso

    und nicht zu vergessen:

    Franzika Pigulla = Agent Scully

  7. 7
    Nygidda schrieb:

    Wenn solche Beiträge kommen, dann macht’s mir nichts mehr aus nur einmal im Monat hier etwas lesen zu können.
    Okaaay, manchmal isses auch mehr 😉
    Aber Rarität trifft hier oft Genialität 😀

    Ne, danke für den Beitrag, war interessant zu lesen, obwohl ich leider nichts mit „Mailing-Listen“ anfangen kann 😉

  8. 8
    Fortinbras schrieb:

    Ich finde die aktuelle Skins-Staffel wieder ganz großartig wenn ich ehrlich bin und kann die Kritik daran nicht nachvollziehen. Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich, dass die Folgen noch stärker auf einzelne Figuren zentriert sind und dementsprechend noch weniger vom Rest der Gruppe zu sehen ist.

    Auf der anderen Seite sind die Jugendlichen in dieser Castgeneration keine richtigen Freunde und es macht daher handlungsmäßig Sinn.

    Naja, zwei Folgen noch und dann ist es eh vorbei.

  9. 9
    Fortinbras schrieb:

    Ok, vergesst was ich zu Skins geschrieben habe. Die Autoren haben es tatsächlich geschafft die Serie mit einer einzigen Folge bei Tempo 300 gegen die Wand zu fahren.

    Kann eigentlich gar nicht glauben, was ich da gerade gesehen habe.

  10. 10
    sab schrieb:

    @Fortinbras: Habe das jüngste „skins“-Desaster nun mittlerweile auch gesehen — das ist in der Tat ein neuer, hirnloser Tiefpunkt für die Show. All der ausgeflippte Charme der frühen Staffeln ist vollkommen dahin, dabei hatte ich nach der simpel konstruierten, aber sympathisch erzählten „JJ“-RomCom-Episode noch mal Hoffnung auf Besserung. Aber was nun mit Eff und (vor allem) Freddie angestellt wurde … absolut haarsträubend und unerklärlich.

    Die Show wurde zwar gerade für zwei weitere Staffeln 5 und 6 verlängert und bekommt dann auch wieder eine komplett neue „Generation“ von Darstellern. Aber sonderlich frohgemut stimmt mich das nicht.

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