The West Wing – 1×01-1×05

Wie neulich angedeutet habe ich meine (mittlerweile sogar schon eingestaubten) „West Wing“-DVDs aus dem Regal genommen und will das diesjährige Sommerloch mit einer der besten Drama-Serien der jüngeren Geschichte füllen.

Anders als beim „Buffython“ werde ich diesmal aber wohl kaum Postings zu den einzelnen Folgen im Blog oder Forum publizieren — schon nach den ersten fünf Episoden zeichnet sich zu deutlich ab, dass mir eh nichts anderes als endlose Lobeshymnen einfallen würden. Es ist einfach verblüffend, wie perfekt die Serie aus den Startlöchern kam. Schon in der Pilotepisode haben sich eigentlich alle Charaktere bereits „gefunden“ — andere Serien brauchen gerne mal eine halbe Staffel, bis sich die Schauspieler (und die verschiedenen Autoren) endlich mit ihren Rollen angefreundet haben und die Show einen „Rhythmus“ hat. „The West Wing“ hingegen ist vom Start weg eine perfekte Punktlandung mit wohl definierten und facettenreichen Charakteren (und nur einem Autor: Aaron Sorkin). Selbst acht Jahre nach der Premiere fesselt die Serie in allen Aspekten, aber eben vor allem dank der starken Charaktere (und des grandios gewählten Cast). Da macht es auch nicht so viel aus, dass der Show das Alter mittlerweile deutlich anzusehen ist (Die politische „Atmosphäre“ der Post-9/11-Welt ist wohl eine andere als das teilweise romantisch-patriotisch-verklärte Sorkinsche Universum).

Erstaunlich ist vor allem, wie man auch als Europäer das „sehr amerikanische“ Melodrama akzeptiert, durch das Präsident Bartlett als einer der besten fiktionalen US-Präsidenten porträtiert wird. Aber genau da in diesem Umfeld ist das „Sorkinsche Weltverbessertum“ perfekt aufgehoben, sein „Predigt“-Stil passt zu diesem Serienkonzept in unnachahmlicher Weise.

Es fällt allerdings nun in „Retrospektive“ auf, dass Sorkin im Grunde in seiner Karriere immer die gleiche Show gemacht hat. Die Grundzüge von „The West Wing“ waren zwar schon auf dem Papier fertig bevor Sorkin mit „Sports Night“ überhaupt begann. Aber in „Sports Night“ perfektionierte er seinen Stil der extrem dialoglastigen und „dicht“ geschriebenen, aber keinesfalls langatmigen Charakter-Interaktionen und kombinierte es schließlich bei der Premiere von „The West Wing“ mit straffem politischem Drama.

Mit „Studio 60“ wollte er dieses Erfolgsrezept im Grunde 1:1 wiederholen. Aber sein Prediger-Stil passte nun so gar nicht in das gewählte Entertainment-Format und er musste damit einfach stranden. Seine Versuche, „Studio 60“ am Ende mit der vermeintlich dramatischen Entführung noch auf „West Wing“-Pfade zu leiten, machten die Sache nur noch schlimmer.

Aber was soll’s, schließlich hat er mit „The West Wing“ bereits sein Meisterstück abgeliefert.

Ein ärgerliches Crux sind allerdings die DVDs der ersten Staffeln, die seinerzeit noch „Flipper“ waren (sie waren von beiden Seiten bespielt). Gottseidank sind die Dinger mittlerweile von der Industrie aufs Altenteil geschoben worden, denn sie sind wirklich höllisch unpraktisch.

Ich weiß nicht, wann „The West Wing“ auf 16:9 wechselte, aber diese erste Staffel ist noch 4:3. Die „FOX Channel“-Zuschauer in Deutschland verpassen also noch nix. Außer natürlich den durchaus hörenswerten Audiokommentaren von Sorkin und Regisseur Schlamme beispielsweise in Episode 1 und 10.

Kurz zu den einzelnen Episoden:

1×01 – „The Pilot“: Nicht unbedingt spektakuläre (im Sinne von „24“-Special Effects), aber dennoch dramatische und packende Vorstellung der Hauptcharaktere sowie der ersten Andeutungen der späteren Season Arcs

1×02 – „Post Hoc, Ergo Propter Hoc“: Mandy wird ins Team aufgenommen während das gespannte Verhältnis zwischen Präsident und Vize-Präsident thematisiert wird. Am Ende wird es etwas arg überdramatisch mit dem Terror-Angriff auf ein Flugzeug.

1×03 – „A Proportional Response“: Die Nachwirkungen des Angriffs demonstrieren, dass der Präsident noch nicht lange im Amt ist und sich die Meriten vor allem bei den Militärs erst noch verdienen muss. Auch hier wieder eine hochdramatische „Gewissensentscheidung“ des Präsidenten, die in anderen Shows sicherlich als übertriebene Gefühlsduselei kritisiert worden wäre. Hier passt es aber einfach perfekt zu dieser Darstellung des „White House“.

1×04 – „Five Votes Down“: Die beste Episode soweit. Ein packendes, schnelles Politdrama, das auch erstmals andeutet, dass in Washington auf vielen (auch versteckten) Ebenen gekämpft wird. Kombiniert mit Leos persönlichem Drama (grandiose Performance von John Spencer).

1×05 – „The Crackpots and These Women“: Es ist der „Big Block of Cheese Day“ mit UFOs und Wolf-Passagen. Dies ist die erste „Comedy-Episode“. Natürlich nicht nur Comedy, aber hier zeigt Sorkin, wie gut er mit diesen Charakteren bereits jetzt den schmalen Grat zwischen dramatischem Tiefgang (Joshs Auseinandersetzung mit der Get-Out-of-Atomkrieg-Free-Karte) und locker-leichten Spaß-Momenten gehen und sogar innerhalb einer Szene hin- und herwechseln kann. Alle Charaktere sind teilweise wirklich schrecklich ernst und philosophisch-nachdenklich, aber einen Moment später dann auch wieder einfach nur „silly“. Grandioses Beispiel dafür: Allison Janney als „C.J.“.

5 Antworten

  1. 1
    mb schrieb:

    Du wirst nicht aufhören können. =)

    Für die volle Geek Experience, lass mich den westwingepguide.com empfehlen.

    Leider ist die Serie erst ab Staffel 3 in Breitbild.

  2. 2
    Anubiz schrieb:

    hm jo, die serie muß ich mir auch noch geben.

    ps: scheiß flipper!
    am schlimmsten find ich das bei Friends, ne lächerliche Stunde pro Seite!
    selbst in der neuen Bigbox (macht sich echt gut im Regal *g*) sind die scheißdinger noch drin …

  3. 3
    Marc schrieb:

    In der TWW-Komplettbox sind alle discs einseitig. 🙂

  4. 4
    TVLuke schrieb:

    Jap, ich hab auch die „Presidential Library“ wie die 7-Staffel Box heißt, und da sind es keine Flipper mehr. Bin aber nicht sicher, ob es da Audiokomentare gibt….
    Die Serie ist natürlich ein Meisterwerk. Ich befinde mich eigentlich permanent im West Wing Marathon, alle paar Wochen mahl einige Folgen, wenn ich durch bin, ist es immer wieder Zeit neu anzufangen, derzeit gerade am Ende der 5. Staffel, wo die Serie wirklich schwächelt (und immer noch um längen besser ist, als das meiste, was derzeit im TV zu finden ist).

  5. 5
    The West Wing - Season 1 « Tonight is gonna be a large one. schrieb:

    […] zurzeit wirklich unverschämt günstigen Komplettbox hat mich allerdings das beständige Lob auf sablog.de bewegt. Nach der Sichtung der ersten Staffel kann ich mich den Lobeshymnen nur anschließen, doch […]

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