Kuttners Kleinanzeigen
Mit Sarah Kuttner ist das ja so eine Sache. Ihre VIVA-Late-Night-Show kam seinerzeit aus dem Nichts und war in vielen Aspekten zunächst eine sehr erfrischende und positive Überraschung (deutlich ansprechender jedenfalls als das Anke-Engelke-Desaster einige Jahre zuvor). Doch irgendwann glitt ihr das Format aus der Hand, die Novität nutzte sich ab und nach dem Wechsel zu MTV wurde dann auch nach einem Jahr der Stecker gezogen.
Sie redet gerne wie ihr der Schnabel gewachsen ist und rückt VIPs und Non-VIPs gleichermaßen gerne schnell und unangenehm auf den Pelz. Leider oftmals aber auch unangenehm für den Zuschauer: Sie beschreitet eine dünne Linie an der Grenze zur Arroganz und kann auch gerne mal ganz einfach nur nerven. Dennoch ist sie zweifelsohne eine aufgeweckte Frau ohne große Scheu vor Neuem, die es liebt, vor der Kamera zu stehen und sicherlich frischen Wind in so manches TV-Format und diverse Talkrunden bringen kann. Unter anderem moderierte sie noch bis Ende April gemeinsam mit ihrem Vater Jürgen Kuttner eine Radio-Talkshow beim rbb.
Bereits zur WM06 war Sarah Kuttner in kleineren Segmenten im Ersten zu sehen, doch nun darf sie auf einem verlorenen Nachtsendeplatz (drei Folgen am 6., 13. und 20. Juli, jeweils um 23.30 Uhr) eine nicht ganz taufrische Sendereihe pilotieren. In „Kuttners Kleinanzeigen“ stöbert sie kuriosen Kleinanzeigen in ganz Deutschland hinterher und wuselt in kurzen Hausbesuchen durch die fremde Welt der oftmals ebenso bunten Kleinanzeigen-Aufgeber. Ein ähnliches Format lief auch schon mal in den Dritten Programmen der ARD (ohne Kuttner).
Eher unabsichtlich stolpert die Gute bei diesem eher simpel gestrickten Konzept dann aber auch über menschliche Alltags-Mini-Dramen, sei es da in der ersten Folge die Bordell-Besitzerin (aus dem nicht mal einen Steinwurf entfernten Saarbrücken-Güdingen), die eher im Nebensatz verrät, dass sie zurück in ihre Heimat Kolumbien will und „all das hier vergessen will“. Oder der 17jährige hyperaktive und pubertierende Nerd, der Kuttner ganz stolz in seinem winzigen „Jugendzimmer“ von seiner tollen PSP und Wii vorschwärmt und dem Zuschauer erstmal einfach nur schrecklich auf den Keks geht und einen deutlichen Ausschlag auf dem Fremdschämdetektor provoziert, bis er in einem weiteren Wortschwall plötzlich seinen „idiotischen, dicken Stiefvater“ und dessen Trennung von Mutti erwähnt.
„Kuttners Kleinanzeigen“ ist ein durchschnittliches und harmloses, aber dennoch „ganz nettes“ Betthupferl, dessen größter Vorteil vielleicht sogar die kurze Laufzeit ist: Sarah kann in kurzen, abwechslungsreichen Einspielern im Kontakt „mit dem einfachen Volk“ flapsig herumimprovisieren und gar nicht erst groß nerven, denn dann ist die Sendung schon wieder vorbei. Und zur Not gibt es ja auch noch die Vorspul-Taste.
Die erste Folge lässt sich auch in der ARD-Mediathek anschauen.
9. Juli 2008 um 03:01 Uhr
War das jetzt ein positive oder eine negative Kritik?
Ich habe die Sendung gesehen und als kurzweilige Ablenkung vom Alltag ist es okay. Aber selbstredend war ihre Show auf Viva / MTV besser. Was aber auch sicher am anderen Konzept, der anderen Redaktion im Hintergrund und der der veränderten Zielgruppe liegt.
Hier mal meine Bewertung zu Sendung:
Beitrag 1: Die Frau mit den verlorenen Pferden
Schlechter Einstieg für die Sendung. Eine Frau mit ganz vielen Tieren sucht zwei Pferde die sie vor Jahren verkauft hatte und die ihr irgendwie etwas bedeuten. „Bitte melde dich“ für Tiere. – Der Tiefpunkt der Sendung. Da war ich sicher nicht die Zielgruppe. Ich habe auf das fremdschämen verzichtet und habe meine Pizza aus dem Ofen geholt.
Beitrag 2: Bordell in Saarbrücken zu verkaufen
Der Beitrag war ja schon durch die PR zur Sendung bekannt. Sehr skurril und schräg irgendwie auch. Hier kam mir der Gedanke, dass dieser Einspieler genauso gut für Kuttners MTV Show gedacht sein könnte. Da gab es auch so eine (teilweise peinliche) Rubrik in der Sarah Kuttner sich Berufsbilder angeschaut hat. Zum Beispiel der „Schönheitschirurg“.
Beitrag 3: Kleinste Bibel der Welt zu verkaufen
In diesem Beitrag wollte eine Stuttgarterin die kleinste Bibel der Welt verkaufen. Die Frau war mir direkt irgendwie unsympatisch. Ich dachte nur das ist doch eine Hochstablerin und so wurde sie dann auch von Sarah Kuttner entlarvt. Als sich Sarah Kuttner die Mini-Bibel dann nämlich anschaute stellte sie ziemlich schnell unter der Lupe fest, dass die Mini-Bibel viel zu wenig Seiten habe um tatsächlich den kompletten Text einer Bibel zu beinhalten.
Beitrag 4: Tausche gegen Kaffee
Für diesen Beitrag war ich wohl die Zielgruppe. Ich fand ihn gut. Nicht zuletzt weil in diesem Beitrag mehr von Sarah Kuttner (wie man sie von Viva / MTV kennt) steckte, als in allen davor. Definitiv der Höhepunkt der Sendung. Sicher war der „Nerd“ kein Vorzeige-Teenie, aber das machte ihn dann schon sympatischer.
Fazit: In Zukunft mehr solche Beiträge wie Nummer 2 und 4, auf gar keinen Fall solche „Dramen“ wie in Nummer 1 und Nummer 3 ist auch eher RTL-Doku-Niveau und muss nicht sein. Am besten war Sarah Kuttner im Beitrag Nummer 4, denn so locker und direkt gefählt sie mir am besten. Und so kenne ich sie auch von Viva / MTV, von der Lesetour und rbb-Radiosendung.
9. Juli 2008 um 14:44 Uhr
Dein Beitrag erinnert mich stark an den Spiegelartikel
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,564129,00.html
2. Oktober 2010 um 05:33 Uhr
[…] Quality Entertainment – Neuigkeiten und Meinungen zu Filmen, Serien und mehr… (http://sablog.de/2008/07/08/kuttners-kleinanzeigen/) […]