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Kuttners Kleinanzeigen

Dienstag, 8. Juli, 2008

Mit Sarah Kuttner ist das ja so eine Sache. Ihre VIVA-Late-Night-Show kam seinerzeit aus dem Nichts und war in vielen Aspekten zunächst eine sehr erfrischende und positive Überraschung (deutlich ansprechender jedenfalls als das Anke-Engelke-Desaster einige Jahre zuvor). Doch irgendwann glitt ihr das Format aus der Hand, die Novität nutzte sich ab und nach dem Wechsel zu MTV wurde dann auch nach einem Jahr der Stecker gezogen.

Sie redet gerne wie ihr der Schnabel gewachsen ist und rückt VIPs und Non-VIPs gleichermaßen gerne schnell und unangenehm auf den Pelz. Leider oftmals aber auch unangenehm für den Zuschauer: Sie beschreitet eine dünne Linie an der Grenze zur Arroganz und kann auch gerne mal ganz einfach nur nerven. Dennoch ist sie zweifelsohne eine aufgeweckte Frau ohne große Scheu vor Neuem, die es liebt, vor der Kamera zu stehen und sicherlich frischen Wind in so manches TV-Format und diverse Talkrunden bringen kann. Unter anderem moderierte sie noch bis Ende April gemeinsam mit ihrem Vater Jürgen Kuttner eine Radio-Talkshow beim rbb.

Bereits zur WM06 war Sarah Kuttner in kleineren Segmenten im Ersten zu sehen, doch nun darf sie auf einem verlorenen Nachtsendeplatz (drei Folgen am 6., 13. und 20. Juli, jeweils um 23.30 Uhr) eine nicht ganz taufrische Sendereihe pilotieren. In „Kuttners Kleinanzeigen“ stöbert sie kuriosen Kleinanzeigen in ganz Deutschland hinterher und wuselt in kurzen Hausbesuchen durch die fremde Welt der oftmals ebenso bunten Kleinanzeigen-Aufgeber. Ein ähnliches Format lief auch schon mal in den Dritten Programmen der ARD (ohne Kuttner).

Eher unabsichtlich stolpert die Gute bei diesem eher simpel gestrickten Konzept dann aber auch über menschliche Alltags-Mini-Dramen, sei es da in der ersten Folge die Bordell-Besitzerin (aus dem nicht mal einen Steinwurf entfernten Saarbrücken-Güdingen), die eher im Nebensatz verrät, dass sie zurück in ihre Heimat Kolumbien will und „all das hier vergessen will“. Oder der 17jährige hyperaktive und pubertierende Nerd, der Kuttner ganz stolz in seinem winzigen „Jugendzimmer“ von seiner tollen PSP und Wii vorschwärmt und dem Zuschauer erstmal einfach nur schrecklich auf den Keks geht und einen deutlichen Ausschlag auf dem Fremdschämdetektor provoziert, bis er in einem weiteren Wortschwall plötzlich seinen „idiotischen, dicken Stiefvater“ und dessen Trennung von Mutti erwähnt.

„Kuttners Kleinanzeigen“ ist ein durchschnittliches und harmloses, aber dennoch „ganz nettes“ Betthupferl, dessen größter Vorteil vielleicht sogar die kurze Laufzeit ist: Sarah kann in kurzen, abwechslungsreichen Einspielern im Kontakt „mit dem einfachen Volk“ flapsig herumimprovisieren und gar nicht erst groß nerven, denn dann ist die Sendung schon wieder vorbei. Und zur Not gibt es ja auch noch die Vorspul-Taste.

Die erste Folge lässt sich auch in der ARD-Mediathek anschauen.

 

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