Once (2006)
Im letztjährigen Hype um „Juno“ ging ein anderer Indie-Kritikerliebling fast etwas unter: Die Low-Budget-Produktion „once“ aus Irland gewann immerhin einen Oscar (für die beste Filmmusik — mit einer emotionalen Dankesrede der 19jährigen Hauptdarstellerin Marketa Irglova).
„Once“ erzählt die kurze Geschichte einer intensiven Freundschaft zwischen einem „guy“ und einem „girl“ (selbst im Abspann gibt’s keine Namen), die sich in einer Fußgängerzone kennenlernen. Er (Glen Hansard) ist Straßenmusiker und eigentlich auch noch Staubsauger-Mechaniker, sie (Marketa Irglova) kommt aus Tschechien und hält sich mit Gegenheitsjobs wie dem Verkauf von Rosen über Wasser. Aber sie ist auch eine begeisterte und begabte Klavierspielerin und über die Musik kommen sich die beiden innerhalb kürzester Zeit sehr nahe. Das Paar ist sich auf Anhieb sympathisch und gemeinsam beginnen sie, seine Eigenkompositionen zu spielen und wagen sich schließlich sogar an die kostspielige Aufnahme einer Demo-CD. Doch was sich vielleicht nach einer simplen romantischen Love-Story im Stil von „Music and Lyrics“ anhört, entwickelt sich doch rasch zu einer etwas komplizierteren Angelegenheit und einer etwas ungewöhnlichen Liebesgeschichte.
Der Titel „Once“ soll dabei eine Anspielung an viele Hobby-Musiker sein, die sich schon vielmals schworen, dass sie eines Tages aus ihrem Arbeitsalltag ausbrechen und dann all ihre Energie in ihren eigentlichen Lebenstraum, ihre Musikkarriere stecken wollen („once I’ve done with this thing, I’ll get back to music“). Doch dann tun sie es doch nie. Und die Geschichte von „guy“ und „girl“ ist genau diese Geschichte eines Künstlers, der zumindest den ersten Schritt tut, dieses „once“ endlich mal zu verwirklichen und eigentlich nur einen Anstoß brauchte, um diesen Prozess in Gang zu setzen.
Musik spielt in diesem Film nicht nur thematisch eine wichtige Rolle. Es wird viel gesungen in dieser Produktion und eigentlich ist „once“ fast schon eine Art Musical. Die Songs und deren Lyrics (geschrieben und aufgeführt von den beiden Hauptdarstellern) sind ein wesentlicher Teil der Story und bedürfen beim Zuschauer einiges an Aufmerksamkeit, insbesondere natürlich wenn man kein „native Speaker“ ist und den Film ohne Untertitel anschauen will.
Meine Meinung zu „once“ ist immer noch etwas zwiespältig. Der Film hat ohne Zweifel einen besonderen Charme und die beiden Laien-Darsteller (die auch im „echten Leben“ mittlerweile ein Paar sind) sind trotz des Altersunterschieds eine immens glaubhafte Besetzung für die Hauptfiguren. Doch ich hatte ein paar Probleme mich mit dem Soundtrack zu arrangieren, der nicht so recht meinen Geschmack treffen wollte und das beeinflusst natürlich automatisch die Wahrnehmung eines solchen Musik-Films als Ganzen. Dennoch sind viele Szenen trotz (oder gerade wegen des) minimalen Budgets außergewöhnlich persönlich und „echt“ und vermitteln eine authentische Atmosphäre, von denen viele Multi-Millionen-Dollar-Produktionen Welten entfernt sind. „once“ ist ein kleiner Film mit einem großen Herz, aber sicherlich nix für Leute mit einer Abneigung gegen romantische Musik-Filme. DVD gibt’s hier.