The Legend of the Mustache

Stell Dir vor, es sind February-Sweeps und keiner merkt’s. Früher wurden zu dieser Zeit die „big guns“ ausgepackt, dieses Jahr hält irgendwie jeder den Atem an und wartet auf Olympia. So hat sich „Lost“ nach einer zumindest soliden Season-Eröffnung plötzlich wieder an alten, eigentlich längst vergessenen Langeweile-Unarten orientiert. Hoffentlich war’s nur ein Ausrutscher in dieser finalen Staffel. Auch „Chuck“, „The Office“, „30 Rock“ und „Big Bang Theory“ hatten schon mal bessere Tage gesehen.

„Dollhouse“ endete mit einem guten Finale, das der Serie einen würdigen Schlusspunkt setzte. Kein offenes Ende, keine Notwendigkeit für Spin-Offs oder Comics — einfach zur Abwechslung mal ein abgeschlossenes Kapitel im „Whedonverse“. Und zur Überraschung aller Beteiligten wurden tatsächlich alle 13 Episoden der zweiten Staffel ausgestrahlt — FOX kann also doch Wort halten.

Kein so versöhnliches Ende gibt es wohl für „Better Off Ted“ und „Scrubs 2.0“ : Derzeit erscheint es wahrscheinlicher, dass man die finalen Episoden dieser Serien erst auf DVD zu sehen bekommt. Im Falle von „Better Off Ted“ ohne jeden Zweifel eine Anschaffung wert, bei „Scrubs 2.0“ würde ich da schon länger zögern. Die Charaktere fanden zwar zuletzt endlich ihre Souveränität ohne nervende J.D.-Altlasten und die Show hätte sicherlich auch eine Verlängerung verdient, aber richtiges „Must-See-TV“ wie die ersten Staffeln von „Scrubs“ war’s nicht.

Bei den neuen Shows sind „Caprica“ und „Life Unexpected“ auch nach drei bis vier Episoden immer noch in einem seltsamen Limbo-Status: Schatten und Licht halten sich verblüffend ausgeglichen die Waage. „Caprica“ überzeugt vor allem wegen dem auf dem Papier sicherlich absurd klingenden Inszenierungskniff, der die 0.1-Version der Cylons kurzerhand mit einem menschlichen Teenager kreuzt. Aber selbst das Gimmick der Anwesenheit des jungen Bill Adama kann mich nicht richtig überzeugen, zu wenig interessant sind ein Großteil der Charaktere und Geschichten. Aber es ist Potential da, jede Woche muss sich die Show jedoch neu beweisen.

„Life Unexpected“ appelliert natürlich vor allem an den WB-Oldtimer, der sich darüber freut, wieder die gute alte „Gilmore-Girls-Felicity-Dawson’s-Creek“-Atmosphäre zu entdecken. Aber leider stolpert auch diese Show — wie es wohl zum WB-Stil passt — öfters in allzu ausgetretene Story-Klischees (die komplette zweite Episode war Murks, die dritte aber wieder deutlich besser). Auch hier ist einfach noch kein abschließendes Urteil möglich.

Von der vierten Staffel „Skins“ wurden erst zwei Episoden ausgestrahlt, aber auch hier stehen die Zeichen auf „ugh“. Vielleicht sind diese Charaktere und das Storyprinzip jetzt wirklich endgültig ausgereizt oder die Show braucht noch etwas mehr Anlaufzeit in dieser Season.

So lautet das Fazit wohl im Moment nur: Warten auf März und „Parenthood“. (Aber wenn man sich dermaßen auf etwas freut… 😮 ).

Zwischendurch noch ein kleiner Surftipp: Ein längjähriger Programmplaner für FOX (und früher NBC) war schon seit einiger Zeit als „Masked Scheduler“ auf Twitter unterwegs, nun hat er auch ein Blog mit längeren Postings. Seine Beiträge sind immer recht lesenswert für Leute, die sich etwas für das TV-Business interessieren, insbesondere wenn er ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und beispielsweise von der Scheduling-Genese des „Must-See“-Donnerstag in den 1990ern auf NBC erzählt. Natürlich sind seine Postings recht positiv, wenn es um seinen gegenwärtigen Arbeitgeber FOX geht, aber er bemüht sich auch zuweilen um einen halbwegs neutralen Standpunkt (so zum Beispiel wenn er „Wonderfalls“ als eine der großen verpassten Chancen von FOX nennt). Er schreibt zwar unter einem Pseudonym, aber falls es jemanden interessiert, ist sein Name über eine Google-Recherche recht einfach herauszufinden.

Abschließend ein Lob an die NBC-Promoabteilung, die offenbar noch nicht eingespart wurde, wie der nachfolgende Clip beweist.

Außerdem gibt’s auch noch „April The Intern“ sowie „Ladies Man„.

8 Antworten

  1. 1
    hirngabel schrieb:

    Im allgemeinen Zustimmung, allerdings bin ich vom neuen Chuck bislang absolut begeistert – obwohl ich doch sehr skeptisch gegenüber der Intersect 2.0 war.

    Und in Sachen neue Serien bin ich ziemlich angetan von Human Target, obwohl ich das nicht gut finden wollte. Reiht sich aber gut in die Kategorie Leverage, Burn Notice und Co ein.

  2. 2
    Schelm schrieb:

    Ach Kinder, ich kann es nicht nachvollziehen. Der Staffelauftakt von LOST war super und auch die neue Folge war grandios.
    Ich finde es sehr gut, dass sich die Autoren auch auf die Charaktere konzentrieren und nicht nur Aktion, Aktion, Mindfuck präsentieren.
    Ich dachte die mängeligen Stargate-Fans wären schon längst abgesprungen …

  3. 3
    sab schrieb:

    @hirngabel: Human Target habe ich erst gar keine zweite Chance mehr gegeben.

    @Schelm: Fokus auf Charaktere schön und gut, aber dann sollten die Autoren aber auch etwas Neues über die Charaktere zu erzählen haben. Im Fall von Kate (eh mittlerweile einer der Schwachpunkte der Show) gab es da einfach nichts mehr. Stattdessen viel Füllmaterial (auch wenn ich noch die Hoffnung habe, dass wenigstens ein Teil davon später noch eine Rolle spielen wird). Die Kombination Locke und Jack aus „LA X“ hingegen sah sehr vielversprechend aus.

  4. 4
    Inishmore schrieb:

    Wieder viel Wahres dran an deinen Einschätzungen, nur Chuck finde ich bisher weiterhin so charmant wie in den Staffeln zuvor. Um Better Off Ted wäre es wirklich verdammt schade, die Show läuft The Office mittlerweile gleich mehrere Ränge ab.

    Sehe gerade, dass du Cougar Town mittlerweile auch in den Rang The Mediocre gehievt hast. Dabei war der Auftakt wirklich toll und machte Hoffnung.

    Ach ja, Ron Swanson ist schon seit der ersten Episode von Parks And Recreation mein Held!

  5. 5
    weckman schrieb:

    Also die Kritik an der dritten LOST-Folge kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber dann wiederum schaltet bei mir eh das Hirn ab, sobald Evangeline auf dem Bildschirm erscheint. Sorry! 🙂

    Die ja auch im Netz äußerst heftig kritisierte letzte Chuck-Folge vor den &%§$!*# Winterspielen fand ich auch eher schwach und äußerst gekünstelt, aber noch ist die Staffel ja lang. Um um „Better Off Ted“ wär’s wirklich schade, aber das hatten wir ja schon mal…

    Bei „Caprica“ weiß ich immer noch nicht, was ich nun wirklich davon halten soll. Ich glaube neben solch generellen Dingen, die mir einfach nicht sonderlich gefallen, wie eigentlich alle Teenager-Elemente, das ewige visuelle Hin und Her zwischen „Jetzt sehe ich aus und spreche wie ein Mensch, jetzt wie ein Zylone – huiiiii!“ ist es vor allem die extrem sterile und unglaubwürdige Welt an sich, die in mir ein stetiges Unbehagen auslöst.

    Für die paar Flashbacks bei BSG war das ja alles noch ganz ok, aber nun hat diese Serie mit dem gleichen Problem wie viele andere im Sci-Fi-Bereich zu kämpfen, nämlich dem absolut hoffnungslosen Versuch, vor allem im Kostenrahmen einer TV-Serie, eine glaubwürdige und lebendige pseudo-nah-zukünftige Welt zu vermitteln. Das fängt schon mit diesen Kunstgriffen an wie den alten Autos (wo oft habe ich das jetzt schon gesehen!?), und den ganzen Appliances wie Handys, Fernseher, Mikrofone, die alle irgendwie gleich und doch anders aussehen müssen. Für mich fügt sich das einfach nicht zu einem stimmigen Bild zusammen, die Welt wirkt extrem künstlich und irreal.

    Über all dem schwebt aber noch ein meiner Meinung nach, aber vielleicht übersehe ich da auch nur was, großer Logikfehler, der immer schon vorhanden war, aber nie so zur Geltung kam. Es möge mir folgen, wer will:
    Caprica, die Kolonie bzw. der entsprechende Planet (der allerdings ja auch irgendwie nur aus einer Stadt zu bestehen scheint, aber lassen wir das) soll ja primär technologisch nur wenige Jahrzehnte unserer Gegenwart voraus sein. Das sieht man ja überall – Fortbegebungsmittel, Architektur, Kommunikationsmittel etc. Nun ist aber Caprica nur eine von zwölf Kolonien. Und die sind nicht alle in einem Sonnensystem (sowas gibt’s nur bei Star Trek 😉 ), sondern mit Sicherheit schon verteilt über einen größeren Teil der Milchstraße, vielleicht einen Quadranten. Also braucht es interstellare Raumfahrt. Die haben die Kolonien ja auch. Und zwar schon seit, korrigiert mich, wenn ich da falsch liege, mindestens mehreren Jahrhunderten, nämlich seit der Gründung nach dem Exodus. Und sie stehen ja auch in stetem Kontakt und bilden eine gemeinsame Regierung usw. Und nun zum Problem: Eine Zivilisation, die seit Jahrhunderten die interstellare Raumfahrt beherrscht, die FTL-Triebwerke und Antigravitationsgeneratoren besitzt, kann doch nicht gleichzeitig in jeder anderen technologischen Hinsicht so sehr der unseren gleichen. Warum zur Hölle sollten sie mit Autos mit Gummireifen durch die Gegend fahren, wenn sie die Antigravitation beherrschen!? Und Caprica ist hierbei sogar schon die USA der Kolonien, die am meisten fortgeschrittene usw. Dieser Widerspruch will mir einfach nicht aus dem Gedächtnis, die Welt, die Ron Moore hier geschaffen hat, kann so einfach nicht existieren! Das wäre quasi so, als wenn das Römische Reich in jeder Hinsicht genau so gewesen wäre, wie wir es kennen, aber mit Kampfjets und Satellitentelefonen. Aber ansonsten alles ’normal‘. Das ist doch völlig absurd! Also, tut mir Leid, aber so kann ich die Serie einfach nicht ernst nehmen. Irgendwie erinnert sie mich immer häufiger an „Total Recall“, da gab’s auch mal eine Serie von, mit recht hohen Ansprüchen gestartet, aber dann am viel zu knappen Budget elendig gescheitert. Ich sage, genau wie bei „Babylon 5“ wird letztendlich die eigentliche Serie „Battlestar Galactica“ als Meisterwerk bestehen bleiben, aber alles andere, sowohl Spin-Offs als auch TV-Filme, werden eher schnell in Vergessenheit geraten. q.e.d.

    Vielen Dank fürs Einschalten und bis zum nächsten Mal! 🙂

  6. 6
    sab schrieb:

    @Inishmore:

    Sehe gerade, dass du Cougar Town mittlerweile auch in den Rang The Mediocre gehievt hast. Dabei war der Auftakt wirklich toll und machte Hoffnung.

    CT ist in der Tat abgeflacht in den letzten Wochen. Zwar weiterhin recht amüsant, aber ich habe das Gefühl, dass den Machern bereits jetzt allmählich die Ideen ausgehen. Insbesondere im Vergleich zu den immer stärker aufdrehenden „Community“ und „Modern Family“ kann die Show (zumindest zur Zeit) nicht mehr mithalten. Christa Miller und Ian Gomez sind jedoch immer noch „teh awesome“.

    @weckman:

    dann wiederum schaltet bei mir eh das Hirn ab, sobald Evangeline auf dem Bildschirm erscheint.

    Davon bin ich mittlerweile kuriert, Elizabeth Mitchell spielte dabei sicherlich auch eine Rolle :). Neben der abgeklärten Juliet wirkte Kate oft nur wie eine orientierungslose Hysterikerin.

    Der angesprochene „Technik-Logikfehler“ bei Caprica ist auch einer der Gründe, warum ich mit der Show nicht richtig warm werde. Man sah zwar erst recht wenige Raumschiffe über der Skyline, aber die Selbstverständlichkeit, mit der die verstorbene Tochter in der Pilotfolge auf eine andere Kolonie wechseln wollte, deutet schon auf ein funktionierendes und alltagstaugliches Raumfahrtprogramm hin. Ganz klar ein TV-Budget-Problem. Anyway, ich glaube, das könnte ich auch noch irgendwie mit „suspension of disbelief“ ignorieren, wenn die Charaktere und die eigentliche Story der Show faszinierend genug wären. Aber in dieser Hinsicht klemmt es auch noch, die Terroristen-Verschwörer-Nummer kann noch nicht wirklich fesseln.

    „Caprica“ nutzt Cliffhanger sehr geschickt. Eigentlich würde man die nächste Folge nicht mehr anschauen wollen, aber dann kommt kurz vor Ende doch regelmäßig noch ein Kniff, der das Interesse wieder weckt.

  7. 7
    Donnie schrieb:

    So lautet das Fazit wohl im Moment nur: Warten auf März und “Parenthood”. (Aber wenn man sich dermaßen auf etwas freut… 😮 ).

    Oder warten auf März und die neuen Staffeln von „Breaking Bad“, „Nurse Jackie“ und „United States Of Tara“. Vom Programm der Broadcast Networks bin ich leider immer mehr enttäuscht. Bei „Parenthood“ werde ich aber als jemand, der viel Sympathie für Lauren Graham und Peter Krause empfindet, reinschauen. Schlimmer sein als die zweite Staffel von Dirty Sexy Money oder Eastwick kann es ja hoffentlich nicht sein.

    Das Dollhouse-Finale fand ich auch gelungen. Insgesamt eine wirklich starke zweite Staffel, welche im Rückblick aber nochmal zeigt wie schwach die erste Staffel war (und das sage ich als jemand, dem die erste Staffel eigentlich recht gut gefiel!). Enver Gjokaj, Olivia Williams und Fran Kranz werde ich jede Woche auf meinem Fernsehbildschirm vermissen.

    Findest du die neue HIMYM-Staffel auch so schlimm? Es gibt zwar zwischendurch recht gute Witze und unterhaltsam ist es immer noch, aber die Serie ist seit Staffel 4 für mich mehr eine gutgemeinte Qual als Pflicht. Sie sollten endlich mal die Mutter einführen, die Dynamik der Serie ein bisschen verändern und die Serie dann enden. Bei dem Erfolg der Serie wird wohl aber leider nichts draus. Und auch wenn ich NPH liebe, Barney geht mir mittlerweile auf die Nerven und ich muss ehrlich sagen, dass Folgen, in denen weniger auf ihn gesetzt wird, mir in der letzten Zeit deutlich besser gefallen als Folgen, in denen Barney ne größere Rolle bekommt.

  8. 8
    sab schrieb:

    Findest du die neue HIMYM-Staffel auch so schlimm?

    Jein, sie ist zwar mittlerweile über weite Strecken nur Mittelmaß, aber NPH kann es meist wieder retten, selbst in solch übersteigerten Stories wie letzte Woche. Aber das Gefühl, dass diese Show ihren Zenit längst überschritten hat, kann auch ich nicht abschütteln. Dieses (und auch im letzten) Jahr lief einfach zu viel schief, so wurde beispielsweise die Beziehung zwischen Robin und Barney viel zu schnell abgewürgt, die Charaktere mutieren immer stärker zu überzeichneten Karikaturen.

    Vielleicht wäre die Vorstellung der Mutter eine Lösung, aber Josh Radnor hatte bisher noch mit kaum einer der „Kandidatinnen“ richtige Chemie, lediglich mit Rachel Bilson schien es einigermaßen zu klicken. (Theoretisch ist sie noch nicht ganz aus dem Spiel, denkbar wäre eine Zwillingsschwester ;-). Ob sich die Autoren wohl mittlerweile ärgern, die Tür zu einer Robin-is-the-mother-Lösung so wasserdicht abgeschlossen zu haben?

    Aber während die Oldtimer HIMYM und The Office schwächeln, können mich die Newcomer überzeugen. In den letzten Wochen war vor allem „Community“ sehr stark und könnte vielleicht sogar noch „Modern Family“ den Rang als beste neue Comedy streitig machen. In letzterer Show setzte man zuletzt zu sehr auf sinnlose Hollywood-Casting-Stunts.

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