"John from Cincinnati" offiziell abgesetzt

Auch wenn es die Spatzen schon seit Wochen von den Dächern pfiffen: Einen Tag nach der Ausstrahlung der finalen Episode hat HBO „John“ offiziell abgesetzt. Dennoch soll der Vertrag zwischen HBO und Serienerfinder David Milch für zukünftige Projekte in nächster Zeit verlängert werden. Angeblich arbeite er auch bereits an neuen Projekten — und dann sind da ja noch die lang versprochenen Deadwood-Filme. Eine Entscheidung bezüglich dem anderen HBO-Newcomer „Flight of the Conchords“ steht noch aus, aber da dürften die Zeichen wohl viel, viel besser stehen.

Was bleibt zu „John“ zu sagen? Ich glaube, ich werde die Show irgendwie vermissen. Ich habe knapp 10 Stunden meines Lebens in dieses bizarre Schauspiel investiert, und eigentlich ist es nach den üblichen Kriterien ein klassischer Zeitverschwender: Verworrene Story, sinnlose Nebenschauplätze, eine Menge Cliffhanger ohne Auflösung (und irgendwie sogar ohne Kliff) und einfach nur eine Menge Andeutungen, mysteriöse Charaktere und ein „Big Mystery“ von „Lost“-Dimensionen. Aber dennoch will ich diese zehn Stunden meines Lebens nicht zurückhaben. Ich habe mich, man mag es kaum glauben, bis zum Ende gut unterhalten. Bilde ich mir zumindest ein ;-).

Die finale Episode war ein verworrenes „Happening“, genau wie die neun Episoden zuvor. Grandioses Opening mit einem Bob Dylan-Song und dann gleich ein ganzes Dutzend Beinahe-Mini-Klimaxe, ohne aber jemals auch nur in die Nähe einer wirklichen „Auflösung“ oder „Enthüllung“ zu kommen. Und dann macht sich am Schluss die endgültige Gewissheit breit, dass diese erste Staffel nur ein kleiner Baustein in einem großen Masterplan über mehrere Jahre war. Welcher allerdings nun in seiner Gesamtheit nie auf die Bildschirme kommen wird. (BTW: Die WrittenBy-Credits für die finale Episode gingen übrigens an Zack Whedon, den Bruder von Joss).

Meine wilden Gedanken zum Hintergrund der Serie: (Spoiler möglich) Es dürfte wohl recht sicher sein, dass John irgendetwas mit einer höheren Macht zu tun hat. Wer sein Vater wirklich ist, bleibt allerdings ein Rätsel. Welche Bedeutung hatte der Autoverkäufer? Was sollten diese Ziffern 9-11-1-4-10? Ein Datum für eine drohende Apokalypse? Sollen die Yosts und insbesondere Shaun irgendeine Katastrophe abwenden? Und was sollten die Voice-Overs am Schluss? Der Arzt, der 20 Jahre jünger/später aus „Cincinnati“ zurückkehrt? „Mother of God, Cass-Kai“: Bedeutet dies, dass Cass und/oder Kai schwanger sind und … ?

Ach, all die Details werden wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben (falls David Milch nicht irgendwann mal seine Gedankengänge publik macht) und so bleibt als einziges Fazit: Es war ein interessanter Trip. Immerhin hat die Yost-Familie wieder zusammengefunden. Und eigentlich würde man ja erwarten, dass der Frust nach solch einem wenig erhellenden Finale recht groß sein dürfte, aber zumindest bei mir ist dies nicht der Fall. Ich kann mir sogar vorstellen, das DVD-Set zu kaufen.

Alan Ball kehrt zurück zu HBO — schon wieder

Am 28. Oktober 2005 hatte ich mal einen Blogeintrag zur neuen HBO-Produktion „True Blood“ geschrieben — die geplante Vampir-Serie unter der Führung von Alan Ball („Six Feet Under“) basierend auf der Buchreihe “Southern Vampires” von Charlaine Harris.

Nachdem es immer mal wieder lange verdächtig ruhig um das Projekt war, wurde Ende 2006 endlich eine Pilot-Episode in Auftrag gegeben, die im Frühsommer 2007 dann auch gedreht wurde. Gestern meldete Variety dann schließlich, dass HBO die Serie offiziell geordert habe. Whoa, dauerte ja auch nur 22 Monate. Weder ein Starttermin noch eine genaue Episoden-Anzahl stehen fest, aber hey, „es geht voran, Geschichte wird gemacht“ und die Produktion soll im Herbst beginnen. Die Hauptrolle in der Serie wird Anna Paquin („25th Hour“) spielen.

Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dürfte die Serie wohl Mitte 2008 auf HBO starten … oder 2009 … oder 2010 … aber wir haben ja Zeit :). Ob HBO die auch hat, würde ich eigentlich bezweifeln — Erz-Konkurrent Showtime hat im Moment einen sehr guten kreativen „Lauf“ mit eigenen Serienformaten, während HBO immer noch am Verlust von Tony Soprano knabbert und „John from Cincinnati“ bei weitem nicht der erhoffte Erfolg wurde.

Will The Vampire People Please Leave The Lobby?

Ich „lurke“ bei so mancher Online-Community, bei manchen schon seit mehr als einer Dekade. Seien es Mailing-Listen, Newsgroups oder Webforen: Überall habe ich vor allem aus Zeitgründen nie sonderlich viel selbst gepostet, ich lese viele Foren/Gruppen auch eher im „Vorbeigehen“ und überspringe auch hie und da mal ein paar Wochen oder Monate. Aber dennoch hat man nach einigen Jahren das möglicherweise trügerische Gefühl, die wesentlichen Protagonisten recht gut zu kennen — alleine durch diese öffentlichen Äußerungen in diesem Medium, das niemals vergisst. Und man bekommt je nach Form der Community „nebenbei“ viel mit: Hochzeiten und Scheidungen, Geburten und Todesfälle, neue Jobs und plötzliche Arbeitslosigkeit. Viele von euch haben bestimmt schon ähnliche Erfahrungen in Online-Communities gemacht, sei es als passiver Beobachter oder aktiv Beteiligte.

vampirepeople.jpgEine der Communities, die ich passiv verfolge, sind die „Buffistas“. Mit Wurzeln in dem legendären WWW-Forum „The Bronze“ des TV-Networks WB für die Serie „Buffy“ sind die Buffistas eine Art Fan-Community für diverse Produktionen des Whedonverse. Eine der eifrigsten Mitwirkenden der „Buffistas“ hat im Juli ihr erstes Buch veröffentlicht, mit dem originellen Titel „Will The Vampire People Please Leave The Lobby?“ und dem etwas Buzzwort-verdächtigen Beititel „True Adventures in Cult Fandom„. Und da ich neugierig war, habe ich amazon mal wieder ein paar Euros gespendet und mir das Büchlein als kleine Sommerlektüre angeschafft.

Die Autorin, Allyson Beatrice, ist aber keineswegs eine hauptberufliche Schriftstellerin, sie kam eher durch mehrere Zufälle und Bekanntschaften mit den „richtigen“ Leuten zu dieser Gelegenheit. Denn eigentlich ist Allyson eine Verwaltungsangestellte, die zum Beginn des Jahrzehnts aus Boston nach Los Angeles umzog, um ein neues Leben zu beginnen. Zunächst in der „Fremde“ auf sich alleine gestellt, fand sie im „The Bronze“ und später bei den „Buffistas“ eine Art virtuellen Freundeskreis. In ihrem ersten Buch hat sie nun eine Sammlung von ausgewählten Anekdoten veröffentlicht, in denen sie ihre teilweise amüsanten, teilweise ernsten Erlebnisse in und mit dem Buffy- und Firefly-Online-Fandom aus den letzten Jahren aufarbeitet.

Allyson beschreibt in siebzehn weitestgehend eigenständigen Kapiteln dabei recht unterschiedliche Ereignisse, die aber alle eines gemeinsam haben: Sie handeln von den neuen Freundschaften, die sie über das WWW geschlossen hat, über skurrile Situationen mit Menschen innerhalb und außerhalb der Fan-Community. Sie beschreibt, wie sich zunächst reine Online-Beziehungen rasch auch bis ins „reale Leben“ (TM) ausweiteten. Sie erzählt von den „Save Firefly“-Aktionen (die sie zum Teil maßgeblich mitorganisierte), wie sie am Steuerknüppel von „Serenity“ saß, wie sie ein neues Zuhause für Joss Whedons Katze fand und wie ein Haufen Leute, die sich nur durch das Internet kannten, auch im Offline-Leben enge Freundschaften knüpften und gar einige tausend Dollar sammelten, um einer Studentin aus Israel einen USA-Urlaub zu sponsern.

Aber auch wenn es auf den ersten Blick danach aussehen mag, Allyson ist keine Angeberin im Stil von „Schau mal, wen ich alles kenne“, die nun auf einem Egotrip eine kleine „Starfucker-Biographie“ veröffentlicht. Im Gegenteil, sie ist selbst immer wieder irritiert, wie es sein kann, dass beispielsweise Tim Minear ausgerechnet sie zu seinen besten Freunden zählt. Sie legt auch viel Wert darauf, eben kein selbstverliebter „Starfucker“ zu sein, der sich über die Anerkennung von Berühmtheiten definiert und sich dadurch für einen besseren Fan oder einen Fan erster Klasse hält. Sie ist sich durchaus bewusst, dass ihre Erzählungen und ihre enge Bekanntschaft mit den „Stars“ auch Neid hervorrufen können — was sie auch in ihren Erzählungen öfters mit einer gesunden Portion Selbstironie thematisiert.

In Allysons Buch geht es ferner auch um das Aufeinandertreffen verschiedener Generationen und Vorurteile, wenn es um Online-Bekanntschaften geht. Jeder kennt wohl diese Stereotypen, die bei dem Stichwort Internet-Communities vor allem als erstes eine Assoziation mit Kinderschändern, Identitätsdieben und ähnlichem Gesindel herstellen und Webforen manchmal auch gerne als eine Anhäufung von anonymen und irren Spinnern darstellen, die sich zum gegenseitigen Kannibalisieren verabreden. Und mehr als eine Augenbraue wird gehoben, wenn darüber gesprochen wird, wie sich erwachsene (und wildfremde) Menschen zu „Conventions“ zu ihren Lieblings-Serien treffen.

Doch das Internet besteht eben in Wirklichkeit nicht nur aus Kriminellen — Allyson und die Buffistas sind eben ein Beispiel dafür, wie ganz „normale“ (wenn auch vielleicht manchmal eher introvertierte) Menschen in Online-Foren auf Gleichgesinnte stoßen und ernsthafte Freundschaften bilden, füreinander da sind und nach dem Kennenlernen „im Netz“ hin und wieder sogar heiraten und Familien gründen. Ganz ohne Kannibalisieren ;-).

Wenn auch Allysons Geschichten sicherlich nicht von weltbewegender Relevanz sind, und so manches Kapitel auch nur mäßig interessant ist, so liegt die Stärke von „Vampire People“ in Allysons sehr unterhaltsamen Schreibstil. Sie hat eine farbenfrohe Ausdrucksweise und liebt es, trockene Situationen mit skurrilen Vergleichen und Metaphern zu illustrieren. Das Buch soll schließlich auch keine „schwere“ Lektüre sein, sondern steht im Buchladen schon richtig im „Humor“-Regal.

Insbesondere Internet-affine Leute, die mit Online-Communities quasi „aufgewachsen“ sind, werden in „Vampire People“ nicht viel Neues entdecken. Oder aber vielleicht den Reiz gerade darin finden, viele ähnliche Erfahrungen selbst gemacht zu haben. Eventuell ist dieses Büchlein sogar mal eine lohnenswerte Lektüre für die Stars vor der Kamera von Fernsehserien, damit sie die Beweggründe so mancher Fan-Communities besser verstehen können ;-). „Will The Vampire People Please Leave The Lobby?“ dürfte somit nicht für jedermann interessant sein und nur weil ich hier eine Review schreibe, heißt das nicht auch automatisch, dass ich eine Kauf-Empfehlung aussprechen will, aber der ein oder andere könnte hier vielleicht eine locker-leichte und vor allem unterhaltsame Lektüre für den Strandurlaub finden. Ohne jeden Zweifel qualifiziert sich dieses Büchlein jedenfalls für einen der vorderen Ränge im Wettbewerb um den ausgefallensten Buchtitel 2007.

Allyson hat eine eigene Website und Blog, dort kann man sich auch einen Eindruck von ihrem Schreibstil verschaffen und Auszüge aus ihrem Buch lesen. Oder man schaut mal bei buffistas.org vorbei. Amazon.de hat das Buch vorrätig, es kostet so um die 12 Euro.

Neuer "Dead Like Me"-Film erscheint 2008 auf DVD

Multichannel News fasst die Ereignisse um die Absetzung der MGM/Showtime-Serie „Dead Like Me“ und die jüngste Wiederauferstehung in einem ausführlichen Artikel zusammen. Der neue Film ist seit ein paar Tagen abgedreht, mittlerweile ist auch bestätigt, dass lediglich Mandy Patinkin (Rube) und Laura Harris (Daisy Adair) vom Original-Cast nicht mit von der Partie waren. Da bisher kein TV-Network den Film ausstrahlen will, hat MGM angekündigt, die Produktion in etwa einem Jahr (also wohl Sommer 2008) als Direct-to-DVD auf den Markt zu bringen. Man macht auch schon mal leichte Hoffnung auf eine eventuelle weitere Fortsetzung:

If all goes well, Cohen sees more Dead Like Me movies, or perhaps even another television series. „If it’s a series of movies that’s fine. If someone saw it and thinks it makes sense to bring it back as an episodic tv series, we’re open to anything,“ he said.

However, MGM has not optioned the cast at this point.

Stadtbummel durch Los Angeles

Die relativ neue „Street View“-Funktion von Google Maps macht es hübsch einfach, mal eben so am Schreibtisch während der verregneten Mittagspause einen virtuellen Stadtbummel durch Los Angeles zu machen. Oder San Diego (hier gibt’s eine sehr gute Bildqualität). Oder Houston. Oder San Francisco (ebenfalls gute Bildqualität). Oder Orlando

Doctor Who and Mr. Hyde? (Update)

Gerüchte um ein Ende der Ära Davies-Tennant bei „Doctor Who“ gibt es ja schon länger – sowohl der Showrunner Russell T. Davies und der zehnte „Doctor“-Darsteller David Tennant wollen angeblich am Ende der kommenden vierten Staffel 2008 die BBC-Serie verlassen. Insbesondere das britische Boulevard-Blatt „The Sun“ befeuert dieses Thema gerne immer wieder mit neuen Gerüchten. Nun hat die „Sun“ aber erstmals auch Namen in die Nachfolger-Diskussion eingeworfen, obwohl noch nicht mal offiziell ist, ob Tennant und Davis wirklich die Show verlassen werden.

Aber die Namen, die da genannt werden, sind durchaus eine interessante Vorstellung: Demnach soll nicht nur „Jekyll“-Darsteller James Nesbitt der elfte Doctor werden, sondern zugleich auch noch „Jekyll“-Autor Steven Moffat das Steuer der SciFi-Serie übernehmen. Natürlich liegt es für die Sun nahe, derzeit ausgerechnet diese beiden Namen durchs Gerüchte-Dorf zu treiben, war „Jekyll“ diesen Sommer doch eine formidable Drama-Überraschung von der Insel. Aber dennoch gefällt mir zumindest der Gedanke, dass Moffat neuer Showrunner beim „Doctor“ wird, schließlich könnte das doch für die Zukunft noch mehr Episoden im Stil von „Blink“ und „The Empty Child“ (beides in meinen Augen absolute „Who“-Highlights) bedeuten. Aber Nesbitt als „Doctor“? Könnte funktionieren, aber Tennant hat die Latte schon ziemlich hoch gelegt.

Wie auch immer, diese Gerüchte sollte man sehr vorsichtig behandeln, die Sun hat in der Vergangenheit schon so einiges behauptet…

Update: Mittlerweile hat Moffat, wie zu erwarten war, die Gerüchte um Nesbitt als elfter „Doctor“ als unbegründete Erfindung dementiert.

Damages

Und schon startet wieder ein exzellentes Drama mit hochkarätiger Besetzung mitten im Sommer auf einem vermeintlich „kleinen“ Network. Niemand geringeres als Glenn Close konnte für die Hauptrolle in dem Krimi-Drama „Damages“ gewonnen werden. Sie spielt die ehrgeizige und berüchtigte Anwältin Patty Hewes, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Multimilliardär Arthur Frobisher (Ted Danson) einer Wirtschaftskriminalität zu überführen. Doch die eigentliche Hauptrolle spielt Rose Byrne („28 Weeks Later“) als junges juristisches Nachwuchstalent Ellen Parsons. Sie findet eine vielbegehrte Anstellung ausgerechnet in Hewes‘ Kanzlei. Und sie darf auch gleich an dem aktuellen Top-Fall mitarbeiten. Eigentlich läuft doch alles perfekt. Wenn das alles nicht nur eine Rückblende wäre. Denn nur sechs Monate später stürmt Ellen plötzlich blutüberströmt und desorientiert aus einem Apartment-Gebäude. Was ist nur in diesen sechs Monaten passiert?

Ich will an dieser Stelle eigentlich gar nicht mehr über den Inhalt der Serie verraten, jeder kleine Spoiler könnte ein großes Stückchen der Faszination dieser Show rauben — soviel sei gesagt: Die Show kann mit zahlreichen Story-Twists aufwarten. Ich habe extra mit einem Blog-Eintrag zu dieser Serie bis zur Ausstrahlung der zweiten Episode gewartet, denn die erste Episode hat mich derart beeindruckt, dass ich erst abwarten wollte, ob das „nur“ der übliche „Pilot-Folgen“-Effekt ist. Aber auch wenn die Serie in Episode zwei einen Gang zurückschaltet, so ist sie keineswegs minder spannend.

damages

Die Pilot-Episode kommt eigentlich zunächst vermeintlich langsam in Schwung. Zuerst sieht es nach einem Krimi-Prozedural aus, dann nach einer „just another young lawyer“-Serie, so eine Mischung aus ernstem „The Devil Wears Prada“ und „Shark“. Und dafür verheizt man etwa die mehrfach Oscar-nominierte Glenn Close („Fatal Attraction“)? Doch Stückchen für Stückchen wird klarer, dass diese Show von Anfang an ein kleines Spiel mit dem Zuschauer getrieben hat, ihre stilistische Verwandtschaft eher bei der ersten Staffel von „Murder One“ sieht und die Messlatte in Wirklichkeit eine ganze Ecke höher liegt.

„Damages“ ist kein Prozedural, sondern ein gewagtes „One-Big-Secret“-Serialized-Drama, bei dem man eigentlich keine Episode verpassen sollte, wenn man nicht von der Handlung abgehängt werden will. FX geht damit durchaus ein Risiko ein — solche Shows wurden in den letzten 12 Monaten von den Zuschauern zunehmend abgelehnt.

„Damages“ ist ein großes, düsteres Schachspiel. Nichts ist wie es scheint, jeder manipuliert jeden und hat etwas zu verbergen und alle spielen ein falsches Spiel… und mitten drin befindet sich Ellen und der Zuschauer. Gut und Böse sind nicht so klar aufgeteilt wie es scheint. Es ist ein großes, spannendes Rätsel plus Psycho-Drama und zeigt gefloppten Shows wie „Kidnapped“ und „The Nine“, wie man dieses Genre richtig beherrscht. Allerdings hat „Damages“ auch den Vorteil, erst mal auf 13 Episoden begrenzt zu sein und nicht für 22 Folgen Material finden zu müssen.

Fazit: Spannende Story, großartige Darsteller: Endlich wieder Ted Danson in einer ernsten Rolle. Aber vor allem Glenn Close als eiskalte Anwältin, die sogar zu ihrem Sohn keinerlei emotionale Beziehung aufbauen kann. Doch nicht nur Fans der Schauspielkunst von Glenn Close werden in „Damages“ einiges geboten bekommen, auch Liebhaber sorgsam orchestrierter Kriminalfälle und Psycho-Dramen mit einer ungewöhnlichen Erzählweise kommen hier voll auf ihre Kosten. Außerdem ist „Damages“ ein erneutes Parade-Beispiel für die zunehmende exzellente Kino-Qualität von TV-Serien, selbst bei den Eigenproduktionen kleiner Netlets. Manche Bildkompositionen und Kameraeinstellungen sind meilenweit von üblicher Serien-Fließband-Arbeit entfernt.

Hauptsach gudd gess

Wer schon immer mal wissen wollte, was es mit dem Wesen des Saarländers so auf sich hat, der sollte sich mal dieses Video zum 50. Geburtstag des kleinsten deutschen Flächen-Bundeslandes von Stefan Abendschön (Hochschule der Bildenden Künste Saar) anschauen:

Video: Hauptsach gudd gess.

(via Inishmore)

Joss Whedon: "Ripper" kommt.

Seit Jahren hängt der „Buffy“-SpinOff-Film irgendwo in Limbo fest und man musste nach den gescheiterten Spike- und Faith-Spinoffs wohl damit rechnen, dass auch Rupert Giles nicht wieder auf die Mattscheibe zurückkehren wird. Aber auf der diesjährigen Comic Convention hatte Joss Whedon dann doch eine nette Überraschung parat: Man stehe ganz kurz vor einem unterschriftsreifen Deal mit der BBC für die Produktion eines 90-minütigen TV-Films. Anthony Stewart Head soll erneut die Rolle des „Watchers“ übernehmen.

IGN berichtet, dass Whedon außerdem möglicherweise erneut mit Nathan Fillion zusammenarbeiten könnte — für einen Western.

Seit Whedon aus dem „Wonder Woman“-Projekt ausgestiegen ist, hat er offenbar wieder mehr Zeit 😉

So Far So Good

Da die durchgesickerten Pilot-Episoden größtenteils noch keine finale Versionen sind, bin ich mit endgültigen Reviews noch etwas vorsichtig. Hier mein erster Eindruck:

Pushing Daisies: Einfach nur traumhaft. Ich weiß nicht, wie lange die Serie diese Stimmung und das Momentum von Woche zu Woche bei den Crimes-of-the-week aufrecht erhalten kann, aber die Pilot-Episode wird dem ganzen Hype der letzten Wochen voll und ganz gerecht. Ausstattung und Inszenierung sind wie von einer anderen Welt. Dem armen Tim Burton müssen doch ständig die Ohren klingeln. Mehr, mehr, mehr von dieser „Dead Like Me“-Beinahe-SpinOff! Zwei Daumen nach oben mit Sternchen für Barry Sonnenfeld.

Reaper: Die Tatsache, dass alle guten Szenen in dem bereits bekannten 3-Minuten-Trailer enthalten waren, stimmt mich ja doch trotz des guten Gesamteindrucks etwas misstrauisch. Eigentlich war die restliche Episode weitestgehend überflüssig, der Trailer hatte alle Lacher, alle zentralen Plot-Elemente und den kompletten Spannungsbogen. Hier muss ein endgültiges Urteil wohl mindestens bis zur zweiten oder dritten Episode warten, um ein „ungespoilertes“ Verdikt zu fällen.

Chuck: Fand ich unterhaltsamer als ich im Vorfeld vermutet hatte. Vielleicht auch nur deshalb, weil da im Gegensatz zu Reaper noch nicht alle Schlüsselszenen bekannt waren. Ausgewogene Mischung aus Action, Humor und ein paar off-beat-Momenten. Und natürlich Adam Baldwin in der dritten oder vierten Variation seiner Paraderolle. Achja, gibt es keine andere Namen als Chuck dieses Jahr? Das ist jetzt schon die dritte Show mit einem zentralen Charakter mit diesem Namen.

Aliens in America: Hat mich wirklich sehr, sehr positiv überrascht. Diese Aussage muss man allerdings auch relativ sehen: Ich rechnete mit einem desaströsen Schrott-Sondermüll. Aber niemand war verblüffter als ich, als die aus den Trailern bekannten ungenießbaren Szenen im Kontext der vollständigen Episode recht harmonisch zusammenpassten. Ein Großteil meiner Kritikpunkte löste sich quasi in Luft auf, weil die Show einigermaßen geschickt mit Witz und Ironie die ärgsten seichten Tretminen umschifft. So war die Episode durchaus genießbar. Was jedoch bleibt ist ein schwer verdaulicher Voice-Over, eine triefende Happy-End-Schluss-Szene und ein fader Nachgeschmack durch einige stereotype Tiefpunkte inklusive überdrehten Akzent. Und der Darsteller des Vaters wurde mittlerweile durch Gilmore Girls‘ Scott Patterson ersetzt? Möglicherweise nicht die beste Idee.

Bionic Woman: Taff, aber insgesamt doch eher durchschnittlich. Immerhin: Katee Sackhoff stiehlt allen die Show — um Längen. Sie ist eindeutig der eigentliche Star der Show und das war sicherlich nicht so geplant. Die Hauptdarstellerin (auf dem Papier) ist noch arg blass und kommt eher wie eine wenig originelle Sydney Bristow-Kopie daher. Ansonsten passiert zwar eigentlich viel in der Episode, aber außer den durchaus gelungenen und sehenswerten Action-Szenen fesselt mich nichts so richtig. Mal sehen, ob es hilft, dass die taube Schwester ganz aus der Serie herausgeschrieben wird.

Sarah Connor Chronicles: Will man der Show eine Chance geben, muss man wohl versuchen, potentielle Ungereimtheiten mit dem „Terminator“-Franchise zu ignorieren und besser nicht mit den Spielfilmen zu vergleichen. Der TV-Ableger muss ein paar arge Kompromisse eingehen (Zeitreise!?), um halbwegs in den Terminator-Canon zu passen oder überhaupt die eigene Existenz zu rechtfertigen. Eingefleischten Fans wird das Bauchschmerzen bereiten, aber wie groß wird deren Anteil bei den Zuschauerzahlen sein? Immerhin bietet die Show solide und spannende Action-Haudrauf-Unterhaltung, ähnlich wie bei „Bionic Woman“ sinkt die Attraktivität der Serie — etwas überspitzt formuliert — sobald jemand den Mund aufmacht. Wirklich bei der Sache hielt mich somit lediglich die eiskalte Summer Glau, auch wenn es einiges an „suspension of disbelief“ bedarf, um sie als Terminator zu akzeptieren. Wetten, dass sie irgendwann „Gefühle“ entdeckt und sich einen neuen Chip einpflanzen lässt, um diese seltsamen menschlichen Regungen zu verstehen … und dann repariert sie erstmal Geordis Visor. Hey, sie und „Chucks“ Adam Baldwin in einer Serie und dazu noch Nathan Fillion aus „Drive“, das wär’s doch. Dass da noch keiner drauf gekommen ist…

Lipstick Jungle: Fühlt sich an wie ein etwas flotteres und ehrgeizigeres „Six Degrees“. Aber mit den gleichen Erfolgsaussichten. Das ist weder Fisch („Desperate Housewives“) noch Fleisch („Sex and the City“) und hat immer mal wieder einige Längen. Für die Show spricht allerdings der exzellente Cast, durchaus sorgsam ausgestaltete und mehrdimensionale Charaktere und eine gelungene Balance zwischen Drama auf der einen Seite und amüsanten Momenten auf der anderen. Aber ich fürchte, sie wird sich nicht durchsetzen können. Dazu ist sie einfach zu „zahm“, da hilft auch der aggressive Cliffhanger am Schluss nicht.

Cavemen: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, Urzeitmenschen? Im 21. Jahrhundert? Was soll daran bitteschön lustig sein?
Aber halt. Hey, das ist ja gar nicht mal so schlecht. Ja, ich würde sogar soweit gehen und sagen: Ich habe mich durchaus amüsiert. Bei weitem nicht so flach wie ich gedacht hätte. Das könnte sogar funktionieren. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Big Bang Theory: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, the Beauty and the Geek? Sperma-Witze? Lacher aus der Konserve? Kelly Cuoco? Aber halt. Hey, das ist ja wirklich so schlecht. Ein oder zwei gute Lacher sind zwar dabei, aber ich glaube nicht, dass das Prädikat „Immerhin besser als ‚Happy Hour‚“ sonderlich viel als Qualitätsmerkmal taugt.

Vorläufiges Fazit: Na, das sieht ja schon mal ganz … hm… gut aus. Ein Ausreißer nach unten und einer nach oben, dazwischen viel „solides“ Material. Auch wenn die meisten Piloten zumindest in meinen Augen keine Volltreffer sind, so dürfte dennoch diesen Herbst für jeden Geschmack etwas dabei sein. Zumindest theoretisches Potential haben fast alle. Man merkt, dass 2007 wieder viel Geld in die Pilot-Season gepumpt wurde, die Episoden haben alle eine hohe Produktionsqualität. Falls „Big Bang“ wirklich die schlechteste Show bleibt, dann kann das ein akzeptables Jahr werden, auch ohne Aaron Sorkin und Mega-Blockbustern. Auf der anderen Seite gibt es jenseits von „Pushing Daisies“ auch keine Serie, die ich als „Must-See-TV“ einordnen würde. Noch nicht.

 

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