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Moving Wallpaper / Echo Beach

Montag, 28. Januar, 2008

Auf den ersten Blick ist die neue britische Serie „Echo Beach“ auf ITV nur eine x-beliebige weitere Soap, die gerne ein Schmachtfetzen von „The O.C.“-Kaliber wäre, aber schon im Ansatz kläglich scheitert. Randvoll mit schönen Menschen, typischen 08/15-Soap-Intrigen und viel Herzschmerz erfüllt sie so ziemlich alle Kriterien, die solch eine Show selbst im gegenwärtigen Streik-Notstand in meinen Augen wenig attraktiv macht. Anders gesagt: Sowas würde ich mir nie antun.

Aber man soll ja niemals nie sagen. Der unverhoffte Reiz von „Echo Beach“ kommt aus der anderen neuen Serie, die jeden Freitag direkt vor „Echo Beach“ ebenfalls auf ITV läuft: „Moving Wallpaper“. Denn in dieser Comedy steht der fiktionale Entstehungsprozess von „Echo Beach“ im Mittelpunkt — also eine Serie über die Produktion einer Serie. Die Mockumentary „Moving Wallpaper“ ist dabei alles andere als ein ödes „Making Of“ — die Show ist genauso ein Produkt der Phantasie von Autoren wie „Echo Beach“, nimmt aber bei dieser Gelegenheit das ganze TV-Business herrlich unverkrampft auf die Schippe. In jeder Episode von „Moving Wallpaper“ wird dabei die vermeintliche Produktion der darauffolgenden Folge von „Echo Beach“ begleitet: Eine Schauspielerin bekommt nur deshalb in „Echo Beach“ eine (zunächst vollkommen sinnlose) Sprechrolle weil sie zuvor dem Produzenten in „Moving Wallpaper“ ein „unwiderstehliches Angebot“ machte. Warum in Folge vier plötzlich keine Autoren mehr in den Opening Credits von „Echo Beach“ genannt werden, erfuhr der Zuschauer zuvor in „Moving Wallpaper“.

Ein gefundenes Fressen sind die Shows auch insbesondere für Detail-Freaks, die auf Kleinigkeiten in den beiden miteinander verknüpften Serien achten. Da wandern Ausstattungsgegenstände von einer Show in die nächste, bizarre Ereignisse im Leben der Autoren in „Wallpaper“ bilden die Grundlage für nicht minder bizarre Geschehnisse in „Echo Beach“, Schauspieler-Marotten werden in „Moving Wallpaper“ thematisiert und haben ihre Auswirkungen auf den Storyverlauf von „Echo Beach“ und schlichtweg erklären sich viele der übertriebenen (aber für Soaps durchaus normale) Charakterentwicklungen in „Echo Beach“ durch den teilweise chaotischen Entstehungsprozess in „Moving Wallpaper“.

Die Attraktivität von „Echo Beach“ steht und fällt logischerweise mit der Stärke der „Mutterserie“ „Moving Wallpaper“. Ob „Echo Beach“ dabei den „vererbten“ Unterhaltungswert über die vollen 12 Episoden der ersten Staffel halten kann, muss sich erst noch zeigen — für sich alleine genommen ist die Serie jedenfalls nicht sonderlich interessant (außer vielleicht für eingefleischte Soap-Fans). „Moving Wallpaper“ hingegen ist auch ohne „Echo Beach“ eine höchst unterhaltsame Satire auf das TV-Business, die mal wieder zeigt, dass die Briten einfach ein gutes Händchen für diese Art der bitterbösen Unterhaltung haben.

Die Kombination von „Moving Wallpaper“ und „Echo Beach“ ist in meinen Augen ein hervorragendes Beispiel für ein gewitztes Serienexperiment. Hier haben sich Autoren und Sender mal ‚was neues getraut, altbekannte Formate auf eine gelungene Weise aufgebrochen und miteinander verknüpft. Was wiederum die schon endlos wiedergekäute Frage aufwirft: Warum geht sowas nicht auch in Deutschland? Im Gegensatz zu amerikanischen Serien dürfte bei diesem ITV-Doppelpack auch der finanzielle Rahmen eher mit deutschen Budgets vergleichbar sein. Naja, würde wahrscheinlich eh wieder niemand schauen. Zudem: Auch in UK gehen die Einschaltquoten für beide Serien derzeit leider konstant zurück, eine Fortsetzung (beider Serien) in eine zweite Staffel wird zunehmend unwahrscheinlicher.

Update 2009: „Moving Wallpaper“ wurde für eine weitere Staffel mit 6 Episoden verlängert, die im Frühjahr 2009 ausgestrahlt wurde und nur noch schwache Quoten einfuhr. Es wird keine dritte Staffel geben.

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