Posts Tagged ‘Harald Schmidt’


Der "neue" Schmidt

Freitag, 18. September, 2009

Das neue Format für die „Harald Schmidt Show“ hat mir eigentlich recht gut gefallen. Es wirkte zwar alles etwas angestrengt und ohne roten Faden, aber besser als der sinn- und niveaulose Klamauk mit Pocher war’s allemal. Die Einspieler waren unterhaltsam, wenn auch keine großen Lacher dabei waren (dafür aber immerhin einige „hoh-hoh-hohs“) — aber zum ersten Mal seit Langem habe ich mich nicht darüber geärgert, meine Zeit mit dieser Show vergeudet zu haben. Schmidt (mit Bart) widmete sich fast ausschließlich nur noch „seriösen“ Themen aus Politik und Kultur und hat die ganze Abteilung der Boulevard-Themen der Klatschpresse angenehm ignoriert.

Dazu wurden ein paar kleinere Elemente von der „Daily Show“ übernommen (mehr Arbeit mit TV-Ausschnitten, Korrespondenten als Experten für alles, On-Screen-Einblendungen), aber prinzipiell wurde das grobe Late-Night-Format mit Stand-Up, Einspielern, Showband und Talk-Gast beibehalten. Allerdings frage ich mich mittlerweile ernsthaft nach der Existenzberechtigung von Helmut Zerletts Band in dieser Show.

Highlight der Premieren-Sendung war schließlich definitiv der Talkgast Wolfgang Grupp („Trigema“-Chef), der locker-unbekümmert aus seinem Fundus an unternehmerischen Erfolgsrezepten plauderte und dabei sicherlich den Zorn einiger Gleichstellungsbeauftragten gegen sich aufgebracht hat. Selbst Schmidt reagiert oftmals sichtlich amüsiert darüber, wie Grupp sich beispielsweise zum Stand der Emanzipation im Schwabenländle äußerte :).

Ein klarer Erfolg war’s insgesamt nicht (es fehlte dann doch in vielen Segmenten der Biss), aber man ist meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg. Interessant wird allerdings die Reaktion der Zuschauer auf das neue Format, das nun auch eine große Ähnlichkeit zum Konzept der „heute-show“ aufweist.

"Harald Schmidt" mit neuem Team ab 17.09.

Montag, 7. September, 2009

Zumindest vom Personal her könnte die „runderneuerte“ Schmidt-Show durchaus „Daily Show“-Ambitionen haben. Aus der Pressemitteilung:

Mit von der Partie im Studio und vor Ort ist ein Team hochkarätiger Mitarbeiter bestehend aus Katrin Bauerfeind (3sat/ „Bauerfeind“), Caroline Korneli (rbb Radio Fritz/ „Caroma Club“), Jan Böhmermann (1LIVE/ „Die ganz große Jan Böhmermann Radioschau“), Pierre M. Krause (SWR3/ „latenight“), Dr. Peter Richter (FAZ und FAZ.net/ „Richterspruch“) und Redaktionsleiter Ralf Kabelka alias „Dr. Brömme“.

Klingt mal vielversprechend. Das Korrespondenten-Prinzip funktioniert ja auch in der Daily Show recht gut. Bin gespannt, wieviel von dem Talent dann auch in der Show genutzt wird oder ob das dann wieder nur in unlustigen Einspielern endet, die von einem minimal motivierten Schmidt verheizt werden. Die Sendung soll wöchentlich donnerstags um 22:45 Uhr ausgestrahlt werden. Geplant sind erstmal zwei Staffeln des 45-Minuten-Formats.

BTW: Läuft die Konkurrenz „heute-show“ mit Oliver Welke im ZDF grundsätzlich nur an Tagen mit Halbmond und rückläufiger Venus im dritten Haus oder warum gab es bisher nur zwei(?) Sendungen in vier Monaten? Am morgigen Dienstag (8.9.09) kommt wieder eine Folge um 23 Uhr, aber ich dachte zwischenzeitlich schon, ich hätte meinen VDR falsch programmiert oder das ZDF die Show eingestellt.

The Daily Show with Harald Schmidt?

Samstag, 27. Dezember, 2008

Endlich ist das Ende des „Schmidt & Pocher“-Experiments beschlossene Sache: Laut Spiegel wird das Duo die gemeinsame ARD-Sendung ab April 2009 aufgeben. Schmidt scheint aber dennoch weitermachen zu wollen (was sich in den letzten Monaten auch schon anders angehört hatte). Über das neue Konzept der Schmidt-Show gibt es noch keine konkreten Angaben, aber Ko-Produzent Fred Kogel hat mal wieder das Vorbild Jon Stewart hervorgehoben:

Zu den Plänen für Schmidts Zukunft sagte Kogel gegenüber dem SPIEGEL: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen. In einem Wahljahr „will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Es gehe darum, „die Comedy-Latte wieder höher zu legen in Richtung Anspruch und Intellekt, vergleichbar mit dem US-Polit-Komiker Jon Stewart – aber eben Harald Schmidt.“

Immerhin hat man wohl bei Kogel&Schmidt erkannt, dass die aktuelle Show einfach nur noch über weite Strecken ein billiger Comedy-Müll ist, eine Verschwendung von Schmidts Möglichkeiten. Pocher konnte Schmidt nie aus der Reserve locken und die beiden produzieren mittlerweile eher eine unansehnliche Klamauk-Sendung, die zuweilen nicht mal an alte „Sat.1-Wochenshow“-Kalauer herankommt.

Und nun also wieder ein „Neustart“. Ob das noch irgendwann ‚was wird? Wie oft wurde nun schon das Vorbild „Jon Stewart“ vor einem Relaunch der Schmidt-Show bemüht? Stattdessen hat man sich in den letzten Jahren eher von dem „Vorbild“ weiter entfernt. Politische Comedy (oder politisches Kabarett) fand dort ja gar nicht mehr statt — wohl quasi unter dem Motto „Dazu gibt es ja den Scheibenwischer“.

Für eine 1:1-Kopie der „Daily Show“ wäre Schmidt sicherlich auch der Falsche und die deutsche Polit- und TV-Landschaft ist deutlich anders als die amerikanische. Diese Art Show ist nicht Schmidts Stil, aber dennoch ist er wohl zur Zeit noch der Top-Kandidat für eine anspruchsvollere Comedy-Sendung im deutschen Fernsehen, die mal von den nervigen Oliver-Kahn- und Podolski-Sketchen wegkommt. Wahrscheinlich wird auch dieses Mal nix aus dieser Hoffnung und am Ende kommt steht wieder mal nur ein gelangweilter Schmidt vor den Kameras, der die Sprüche seines uninspirierten Autoren-Teams herunternudelt und dann in naher Zukunft in eine endgültige „Kreativpause“ verschwindet.

Schmidt & Pocher

Montag, 14. Mai, 2007

Und ich hatte mich schon gewundert, wie gut sich Harald Schmidt mit Pocher bei dessen letzten Besuch in der ARD-Latenight-Show verstanden hatte. Dass Pocher offenbar eine Art „Lieblingskind“ von Schmidt ist, war ja schon länger bekannt. Schmidt mag wohl Pochers Stil, dessen Schlagfertigkeit und politisch unkorrekte Respektlosigkeit.

In der Sendung, als Pocher zu Gast war (um „Vollidiot“ zu promoten), gab es ja auch ein paar seltsame Andeutungen über Pochers berufliche Zukunft. Und nun machen die beiden also ab Oktober eine gemeinsame Show, die „Harald Schmidt Show“ gibt’s dann nicht mehr, stattdessen nur noch einmal pro Woche die einstündige „Schmidt & Pocher“-Produktion aus dem Hause Bonito.

Diese Ankündigung hat in meinen Augen positive und negative Seiten: Einerseits harmonieren Schmidt und Pocher oftmals wirklich gut. Pocher traut sich Sachen, die selbst der „ältere Herr“ Schmidt dann nur mit einem überraschten Verlegenheits-Lachen kommentiert und sich auch etwas aus der Reserve locken lässt. Pochers Auftritte bei Schmidt waren dementsprechend jedesmal sehr unterhaltsam. Auf der anderen Seite kann einem Pocher schnell auf die Nerven gehen und nicht jeder Schmidt-Fan kann sich auch an Pocher erfreuen. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein, Pocher ist umstrittener als Schmidt zu seinen „Dirty Harry“-Zeiten. Aber vielleicht wird uns dann endlich Sidekick-Manuel erspart?

Nachdem die „Harald Schmidt Show“ in der ARD monatelang eher schwach war, glaubte ich in den letzten Wochen eine deutliche Verbesserung feststellen zu können. Schmidt war spürbar besser aufgelegt, kehrte sich öfters auch mal einen Dreck um die wie üblich schwach vorbereiteten Gimmicks der Redaktion und zeigte seine alten Improvisations-Stärken. So aufgelegt war er früher meist nur in der ersten Sendung nach einer längeren Pause. Die Show hatte wieder richtig Spaß gemacht. und Schmidt zeigte, dass er immer noch lustig sein kann. Und jetzt dürfte auch klar sein, warum: Weil er schon wusste, dass er ab Herbst nur noch die Hälfte schaffen muss…

André Müller interviewt Harald Schmidt

Freitag, 29. Juli, 2005

André Müller ist wohl einer der am meisten geschätzten Interviewer im deutschsprachigen Raum. Kürzlich hat er Harald Schmidt zu einem Gespräch eingeladen und versucht die Abwehrmechanismen des Entertainers zu durchbrechen — in voller Länge nachzulesen in der Weltwoche. Doch an Schmidt beisst sich auch ein André Müller die Zähne aus — er öffnet sich nicht mehr, als unbedingt nötig.

Zur Sprache kommen Schmidts Beziehung zum Heiraten, Selbstmordgedanken, 9/11 und Schmidts Rolle als „Sklave der Medien“.

Zu seiner Sendung nach den Anschlägen in New York 2001:

Ich wusste, dass diese Sendung über meine Zukunft im Fernsehen entscheidet, weil ich Stellung beziehen musste. [..] Mit meiner ersten Sendung nach dem 11. September habe ich mich von Letterman emanzipiert.

Müller wirft wie üblich mit literarischen Zitaten nur so um sich, auch Enzensberger kommt indirekt zu Wort: „Enzensberger argumentiert [in dem Aufsatz „Das Nullmedium“] gegen die These von der Verblödung durch Fernsehen. Je inhaltsloser eine Sendung, desto nützlicher sei sie, weil es der geistigen Selbstreinigung diene, sich den Schrott anzusehen.“

Da steckt doch glatt ein neuer Slogan für 9Live drin.

Schmidt wird übrigens schon in knapp zwei Wochen, am Mittwoch, 17. August, mit seiner ARD-Show auf die Bildschirme zurückkehren.

Interview mit Harald Schmidt

Sonntag, 16. Januar, 2005

Die „Welt am Sonntag“ hat heute ein sehr interessantes und ausführliches Interview mit Harald Schmidt veröffentlicht (auch online). Sehr lesenswert! Unter anderem nennt er die Daily Show von Jon Stewart als sein großes Vorbild für die neue Schmidt Show — obwohl er die Show von Stewart auch bei seinem USA-Urlaub noch nicht gesehen hat 🙂 („Der wird kopiert, sobald ich ihn gesehen habe.“) . Lieber Herr Schmidt, dazu müssen Sie nicht in die USA reisen — einfach samstag nachts CNN einschalten, da kommt jede Woche ein „Best of“.

 

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