Prime (2005)
Montag, 16. Juli, 2007Eine 37jährige geschiedene Frau erzählt ihrer Psycho-Therapeutin von ihrer aufregenden Affäre mit einem 23jährigen Mann. Was beide nicht wissen: Die Therapeutin ist die Mutter des jungen Mannes. Klingt auf den ersten Blick nach einer romantischen 08/15-Comedy mit dem üblichen Katz-und-Maus-Versteckspiel und vielen fliegenden Torten. Dass ich dem (nicht ganz taufrischen) Film aber dennoch ein paar Zeilen hier widme, dürfte schon darauf hindeuten, dass sich hinter der Verpackung von Prime etwas mehr versteckt, als man vielleicht vermuten dürfte. Okay, fliegende Torten sind trotzdem drin.
Aus der Storyline hätte man sicherlich einige verschiedene Filme machen können. Die kuriose Situation, in der sich die Charaktere wiederfinden, würde auch eine belanglose Screwball- oder Slapstick-Comedy à la „Meet the Fockers“ rechtfertigen. Oder einen seichten „Chick-Flick“, bei dem ein Großteil der männlichen Zuschauer schmerzverzerrt in den Kinosessel beißt während die weibliche Begleitung auf Wolke Sieben schwebt. Dass man das „Ältere Frau liebt jungen Mann“-Konzept auch ernst angehen kann, zeigt beispielsweise „P.S.“ (mit dem ich aber rein gar nix anfangen konnte).
Doch Autor und Regisseur Ben Younger (TV-Serie „Army Wives“) wählte einen anderen Weg: Eine skurrile, aber sympathische und unterhaltsame Beziehungskomödie mit glaubhaften Charakteren und einer gesunden Balance zwischen Rolling-On-The-Floor-Laughing-Szenen und ruhigeren Momenten. Das Drehbuch fährt einige gute Lacher oberhalb der Gürtellinie auf und obwohl sich viele einfache Slapstick-Szenen und Running-Gags anbieten würden, wussten die Macher gut den Punkt abzuschätzen, ab dem skurrile Comedy-Situationen überreizt sind und zu lächerlich und unwirklich wirken. Der Film ist nicht außergewöhnlich, er verläuft weitestgehend so, wie man es von einer romantischen Komödie erwarten würde. Der Autor ist dennoch immer wieder darum bemüht, die Charaktere nicht zu überzeichneten Karikaturen geraten zu lassen, sondern präsentiert einen vergnüglichen Film, der die Zeit erfrischenderweise mal nicht mit Fäkal-Witzen zu überbrücken sucht. Ganz ohne „cheesy“ Romantikszenen kommt auch „Prime“ natürlich nicht aus, aber ähnlich wie bei den „Comedy“-Anteilen findet der Film genau die richtige Balance und so halten sich die allzu seichten Momente in Grenzen.
Bryan Greenberg gefällt mir hier in seiner Rolle als „Dave“ viel besser als in seiner Hauptrolle in der ABC-Serie „October Road“. Er kann also doch schauspielern ;-). Uma Thurman ist bezaubernd wie immer, aber allen die Show stiehlt eindeutig die einzigartige Meryl Streep in einer Comedy-Bestleistung, die alleine gesehen den Film bereits sehenswert macht. Ihr „Leidensweg“ und innerer Kampf zwischen Mutter und Therapeutin ist einfach ein Genuss … und über weite Strecken urkomisch. Und dann ist da natürlich in einer kleinen, aber wunderbaren Nebenrolle Großmutter „Bubi“ (Lotte Mandel), deren kurze Auftritte jedesmal das exzellente Comedy-Timing des Filmes nochmals unterstreichen.
Fazit: Sicherlich kein tiefschürfendes Meisterwerk, aber in meinen Augen einfach ein sehr unterhaltsamer Film und eine gelungene positive Überraschung, wenn man (wie ich ;-)) eine typische 08/15-Hollywood-Komödie erwartet hatte.