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Paradox: Zeitverschwendung

Sonntag, 6. Dezember, 2009

Es genügt eigentlich schon das Wort „TimeTravel“ in einer Film-/Buchbeschreibung, um meine volle Aufmerksamkeit (und einen Vermerk in meiner Shoppingliste) zu erhalten. Der SciFi-Nerd in mir gewinnt in solchen Fällen sofort die Oberhand, schon seit ich als kleines Kind die H.G.Wells-Verfilmung von „The Time Machine“ (mit Rod Taylor) sah.

Diese Zwangsneurose führt dann im Endstadium dazu, dass man sogar „chick lit“ wie „Time Traveler’s Wife“ liest und nach dem Anschauen von „Primer“ erstmal wieder in mühevoller Kleinarbeit die eigenen Gehirnzellen entknoten muss.

Aber es hat auch zur Konsequenz, dass man sich in gieriger Vorfreude auf Serien-Piloten wie „FlashForward“ und „Paradox“ stürzt, nur weil da von möglichen Zeitsprüngen die Rede ist. Wer glaubte, dass das bestenfalls mittelmäßige „FlashForward“ bereits den Preis für die schlechteste „TimeTravel“-Verfilmung der diesjährigen Season sicher hätte, der wurde von dem fünfteiligen BBC-One-Drama „Paradox“ kalt überrascht, denn da wird auf der Suche nach der Toleranzgrenze des Zuschauers ein ganz besonderes Feuerwerk der Unfähigkeit zelebriert. Ich habe schon lange nicht mehr eine solch grausame Anhäufung von behämmerten Drehbüchern, bescheuerten Charakter-Entwürfen und miserabler Schauspielerei gesehen.

Ein Physiker, der eigentlich in einem Labor die aktuelle Sonnenaktivität überwacht, erhält über einen Forschungs-Satellit mysteriöse Detail-Fotos von möglichen Unglücken, die erst noch passieren werden. Er kontaktiert die Polizei und verlangt nach einem „intelligenten Beamten, der für andere Erklärungen offen ist“. Den findet man in der roboterhaften Detective Inspector Rebecca Flint (okay, etwas positives hatte die Episode: Ich weiß nun, wofür die Abkürzung „DI“ steht). Die will das alles erstmal alles gar nicht so recht glauben (oder doch, wenn auch nur vielleicht). Aber weil der Wissenschaftler so toll rätselhaft dreinschaut stellt sie sofort ein Team zusammen, das nun anhand der Fotos den genauen Ort und die Natur des zukünftigen Unglücks entschlüsseln will. Auf den ersten, unschuldigen Blick klang das vermutlich mal nach einer recht soliden Idee für eine Mystery-Crime-Show, aber schon die Umsetzung des ersten Teils ist eine einzige, 60minütige Zumutung.

Der Wissenschaftler ist natürlich komplett meschugge und hat deutlich zuviele Robert-Downey-Jr.-Filme gesehen. Er starrt meist düster in die Kamera oder liefert sich kaum zu ertragende, sinnlose Diskussionen (inklusive abstrusen Annäherungsversuch) mit Meine-Uhr-hat-riesige-Ziffern-Flint und ihrem Team, deren dauerhafte Anwesenheit in dem Forschungslabor im Grunde auch nur ein weiteres, horrendes Logikloch ist („aber die Fotos dürfen diese Einrichtung nicht verlassen!!“). Die Figuren stolpern sich schließlich zur mühsamen Lösung des Rätsels über unzählige Action-Klischees und zusammengewürfelte Konflikten zwischen den oberflächlich gezeichneten Charakteren. Statt in vernünftige Autoren wurde bei der BBC offensichtlich lieber am Ende in eine großangelegte Special-Effects-Explosion investiert. Ich vermute aber mal, dass die meisten Zuschauer schon lange vor dem Ende abgeschaltet hatten (ich bin auch nur dabei geblieben, weil ich nicht glauben konnte, dass das nicht besser wird).

Meine Güte, da muss man sich wirklich fragen, ob es bei der guten alten BBC mittlerweile derart große Löcher in der Qualitätskontrolle gibt und niemand merkt, dass da eine komplett sinnfreie und haarsträubend schlechte Produktion den Weg durch alle Instanzen gefunden hat.

Nah, die 60 Minuten Lebenszeit investiert man lieber in die nur unwesentlich längere Comedy „Frequently Asked Questions About Time Travel„. Der Film läuft nur wenige Minuten länger, hat auch eine Reihe beknackter Figuren, ist ähnlich low-budget produziert, aber nimmt sich und das Genre wenigstens nicht so schrecklich ernst.

 

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