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Vampire Diaries

Sonntag, 13. September, 2009

Anfang Oktober 1999 schrieb eine Teenagerin namens Liz Parker ihren ersten Tagebucheintrag. Darin ging es um einen neuen Lebensabschnitt, der wenige Tage zuvor für sie begonnen hatte, als sie einen ebenso mysteriösen wie attraktiven Schüler ihrer High-School näher kennenlernte. Er rettete ihr Leben und sie ahnte, dass irgendetwas anders war mit diesem Max Evans — und dennoch konnte sie seiner Anziehungskraft nicht widerstehen und es folgten … drei Staffeln von „Roswell„.

Zehn Jahre später und irgendwie sind wir wieder an der gleichen Stelle. Liz heißt nun Elena, Außerirdische sind nun Vampire, WB heißt nun CW und statt 6,7 Millionen Premieren-Zuschauer bei „Roswell“ reichen schon 4,8 Millionen, um die Pilot-Episode von „Vampire Diaries“ zu einem überragenden Erfolg für das Network zu machen. Auch die Dialoge hören sich an wie aus den späten 1990ern, erinnern sie doch angesichts der überdramatischen Gestelztheit schon gleich in den ersten Sätzen an eine andere WB-Legende: „Dawson’s Creek“. Das verwundert auch nicht unbedingt angesichts des Namens „Kevin Williamson“ in den Opening Credits.

Keine Panik, ich werde die beiden Serien nun nicht weiter gegeneinander abwägen, aber das „déjà vu“-Gefühl war beim Anschauen für mich schon etwas überraschend angesichts der so unterschiedlichen Stories beider Shows. Es wurde aber auch mal wieder deutlich, dass diese 2009er Teen-TV-Hits nicht mehr meine Wellenlänge treffen, auch wenn die Protagonisten interessanterweise das handgeschriebene Tagebuch offenbar immer noch der modernen digitalen Social-Network-Alternative vorziehen. Zum Inhalt muss ich wohl auch nicht viel schreiben: Es geht um ein hübsches, junges Mädel („Elena“, Nina Dobrev), das ihre Eltern in einem Unfall verloren hat und pünktlich zum Schulbeginn kommen zwei sexy Vampire in die Stadt. Einer (Paul Wesley) ist sexy-düster-gut, hat Probleme mit seinen Kontaktlinsen und erkennt in Elena eine jahrhunderte alte Liebe wieder. Der andere ist sexy-düster-böse (Ian Somerhalder), hat einen Raben als Haustier und seine Hobbies sind Nebelmaschinen sowie Blutgruppen-Tests beim Menschen. Achja, die beiden sind Brüder. Fight now!

Die Pilot-Folge von „Vampire Diaries“ war objektiv gesehen nicht schlecht, man kann dieser Folge eine routinierte handwerkliche Qualität sicher nicht absprechen. Wenn man sich mal an den extrem aufdringlichen Musik-Soundtrack gewöhnt und den ersten Lachimpuls beim großen Auftritt der Nebelmaschine unterdrückt hat, dann ist auch der Rest der Folge durchaus genießbar. Es wird wohl auch niemand in der Hoffnung auf ein anspruchsvolles Charakter-Drama eingeschaltet haben — oder anders gesagt: Man wusste, worauf man sich einlässt. Da gab es in der letzten Dekade schon deutlich schlimmere Produktionen mit massivem Fremdschämfaktor („Tarzan“ anyone?).

Die je nach Rolle entweder unschuldig mit Rehaugen oder mysteriös-zurückhaltend dreinblickenden Darsteller stammen allesamt aus der traditionsreichen WB/CW-Castingzüchtung von schönen und attraktiven jungen Menschen und ihre Bilder werden sicherlich in wenigen Wochen die Wände von unzähligen Kinderzimmern schmücken — alles keine große Überraschung. Stattdessen bewährte und in der Vergangenheit oftmals erfolgreiche Rezepte, die in dieser Show geschickt und sinnvoll auf die aktuelle Zielgruppe zugeschnitten wurden.

Für mich „isses nix“, aber wenn nichts grundlegendes schief läuft, wird „Vampire Diaries“ sicherlich für einige Jahre ein wesentliches Zugpferd für das Network bilden, denn die Show trifft unzweifelhaft genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Vampir-Boom bei Teens und Twens. Fans von „Smallville“, „Supernatural“ und „Gossip Girl“ werden sicherlich auch hier treu einschalten. Ich bin mal gespannt, ob sich zukünftig Schnittmengen zwischen „Twilight“- und „Diaries“-Fans bilden werden, oder ob sich eine herzliche gegenseitige Abneigung im Stil von „Star Wars“/“Star Trek“-Fehden aufbauen wird: „Stefan vs. Edward“ ist das neue „Spock vs. Yoda“. (Dabei wissen wir doch: Angelus würde allen locker den Arsch vermöbeln (Okay, bei Yoda hätte er vielleicht ein paar Schwierigkeiten)).

Wenn auch die „Vampire Diaries“ mich (zugegebenermaßen erwartungsgemäß) nicht sonderlich begeistern konnten, so haben sie dennoch etwas anderes geschafft: Mein Interesse an „Roswell“ wieder zu wecken. Note to self: Irgendwann muss ich diese Pilot-Episode mal wieder sehen, um zu vergleichen, was eigentlich damals die Faszination von Liz Parker ausmachte.

 

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