Posts Tagged ‘Steven Moffat’


"Tintin" ohne Steven Moffat

Sonntag, 20. Juli, 2008

Zur Abwechslung mal wieder ‚was von der Steven-Moffat-Fanboys-Front: Der gute Mann hat laut Daily Mail gerade die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg an der Verfilmung der „Tintin“-Comics aufgekündigt.

Der Grund: Moffats Verpflichtung als neuer „Doctor Who“-Showrunner ab 2009. Die Arbeit an „Doctor Who“ sei schon immer sein größter Traum gewesen, so Moffat gegenüber der Zeitung. Dafür sei er auch bereit, der Hollywood-Legende Steven Spielberg und einem 2-Millionen-Dollar-Scheck einen Korb zu geben. Eigentlich hatte Steven Moffat bereits 2007 seine Zusage gegeben, als Autor für zwei der drei geplanten „Tintin“-Spielfilme zur Verfügung zu stehen und hatte auch bereits den ersten Teil fertiggestellt, als der Autorenstreik dazwischenkam und seine Zeitpläne durcheinander warf. Die Entwicklung neuer Folgen von „Doctor Who“ sei zeitlich nicht mit der Arbeit an „Tintin“ zu vereinbaren.

Das nenne ich mal Hingabe. Hoffentlich wird er diese Entscheidung nicht irgendwann mal bereuen. Aber wer kann schon behaupten, einmal Spielberg links liegen gelassen zu haben. Spielberg habe jedenfalls Verständnis für Moffats Entschluss gezeigt.

"Jekyll"

Mittwoch, 4. Juli, 2007

2007 ist ein exzellentes Jahr für den britischen TV-Autor Steven Moffat. Der ehemalige „Coupling“-Produzent hat nicht nur eine der besten „Doctor Who“-Episoden des Jahres geschrieben („Blink“), sondern mit „Jekyll“ auch eine formidable eigene Mini-Serie bei der „alten Dame“ BBC an den Start gebracht.

jekyll (BBC)

Die legendäre Literaturvorlage „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ ist neben der „Schatzinsel“ wohl eines der bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Die BBC-Serie „Jekyll“ ist nun gleichzeitig eine gelungene Adaption und Fortsetzung von Stevensons Erzählung in unserer Gegenwart. Die Serie baut auf der Grundidee auf, dass diese Buchvorlage vielleicht doch nicht rein fiktiv war und Dr. Jekyll einen Nachfahren im Jahr 2007 hat.

Tom Jackman ist ein eigentlich ein ganz normaler Familienvater, der jedoch notgedrungen ein geheimes Doppelleben führt. Denn er teilt sich seinen Körper mit einer zweiten Identität, einer recht brutalen, aber auch kindisch-einsamen Variante seiner selbst. Doch dies sind nicht nur schizophrene Episoden oder Halluzinationen, die sich in seinem Geist abspielen. Bei der regelmäßigen und unfreiwilligen Wandlung in seinen aggressiven Gegenpart verändert sich Tom Jackman auch physisch: Sein Haaransatz ändert sich, er ist schmäler und größer und wirkt jünger. Doch beide „Personen“ leben unabhängig voneinander, sie teilen Erinnerungen nicht und kommunizieren bestenfalls über ein kleines Diktiergerät.

Zunächst versucht Jackman sich mit dieser Transformation und seinem alternativen Ich zu arrangieren. Doch wie in der Literaturvorlage gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle, Jackman und sein „Hyde“-Charakter kollidieren immer öfter und geraten zunehmend in eine Art Kriegszustand. Gleichzeitig kommen einige mysteriöse dritte Parteien ins Spiel, die unklare eigene Ziele verfolgen, in denen Tom Jackman eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Insbesondere die Frage, wie er ein Nachkomme von Dr. Jekyll sein kann, obwohl der doch angeblich keine Kinder hatte, bildet einen wichtigen Mystey-Arc dieser auf sechs Episoden begrenzten ersten Staffel.

jekyll (BBC)

Solch eine Show steht und fällt natürlich mit dem Hauptdarsteller. Der Kraftakt, nicht nur einen, sondern gleich zwei komplett gegensätzliche Charaktere vor der Kamera zu porträtieren, die auch nach und nach verschmelzen, dürfte einem Schauspieler einiges abverlangen. Und da hat die BBC mit James Nesbitt („Cold Feet“, „Bloody Sunday“) einen hervorragenden Griff getan. Seine Wandlungen in den jeweils anderen Charakter haben Gänsehaut-Qualitäten und seine Darstellung der „Hyde“-Figur ist atemberaubend bedrohlich und von einem kaltblütigen Wahn durchsetzt. Aber auch der restliche Cast ist nicht zu unterschätzen, insbesondere Gina Bellman als Jackmans Ehefrau läuft beispielsweise in Episode drei in einer brillanten Dialog-Sequenz zu Hochform auf. Und Paterson Joseph als Chef einer mysteriösen Organisation ist einfach ein köstliches Ekel.

Aber der wirkliche Dreh- und Angelpunkt ist das fantastische Script von Steven Moffat. Er bleibt eng an der Literaturvorlage, aber erzeugt doch etwas vollkommen neues, ein packendes TV-Psycho-Drama mit einem Mystery-Touch, das aufwühlt und schockiert. Hin und wieder kommen einige Nebencharaktere etwas unter die Räder, weil „Jekyll“ derart prominent im Vordergrund steht — aber weil jede Szene mit dem zunehmend zerrissenen Jekyll/Hyde ein einziger Genuss ist, ist das zu verschmerzen.

Fazit: Mit der Wiederbelebung der klassischen Literaturfigur(en) Mr. Jekyll und Mr. Hyde hat die BBC und Autor Steven Moffat einen formidablen TV-Sommerhit hervorgebracht, der bereits nach der Hälfte der Miniserie als eine der besten TV-Serien des Jahres feststehen dürfte. Das ideale Gegenstück zu „Dexter“. Ab Ende Juli auch auf DVD zu haben. Eine Fortsetzung ist noch offen, vielleicht ist die Serie auch gar nicht für eine längere Laufzeit ausgelegt.

 

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