Inhalt in einem Satz: Harmlosen College-Absolventen wird ein terroristischer Anschlag in die Schuhe geschoben. ABC Midseason.
Leichte Spoiler voraus.
Quick-Review: Da ist er wieder, David Nutter. Der Mann macht einfach gute Pilot-Episoden — ich hatte ja schon letztes Jahr aus Anlass von „Supernatural“ einen Blog-Eintrag zu ihm verfasst. Und „Traveler“ ist handwerklich ebenfalls 1A inszeniert. Zwei College-Absolventen werden in ein mysteriöses Netz von Täuschungen, Mordanschlägen und dunklen Geheminissen verstrickt. Der vermeintlich beste Freund entpuppt sich plötzlich als Helfer eines möglicherweise terroristisch motivierten Bombenanschlags. Die Pilot-Episode ist von hinten bis vorne actiongeladen, plausibel und spannend mit vielen Überraschungsmomenten inszeniert. Die Darsteller liefern solide Arbeit ab, auch wenn eine Nebenrolle (die Freundin eines Hauptdarstellers) mittlerweile neu besetzt wurde.
Aber doch fehlt der Show das „gewisse Etwas“. Vielleicht ist es auch das Genre insgesamt, ich bin zur Zeit nicht sonderlich wild auf eine von Action und Verfolgungsjagden geprägte „yet another conspiracy show“. Doch wie gesagt, das ist meine Meinung. Diese Show könnte durchaus ihr Publikum finden – so wie auch „24“ und „Prison Break“ die Zuschauer in ihren Bann gezogen haben. Und für Anhänger solcher Shows ist „Traveler“ sicherlich sehr empfehlenswert. Für sie gilt im Prinzip das gleiche, was ich auch zu „The Nine“ geschrieben habe: Große Geheimnisse und üppige Arcs bergen für Zuschauer und Macher gewisse Risiken.
Die Serie visiert insgesamt wohl ein etwas jüngeres Publikum an – das zeigt sich schon an den beiden Hauptdarstellern, die beide College-Absolventen porträtieren sollen. Daher hätte ich sie eher bei FOX vermutet als bei ABC und ich bin mal gespannt, wo ABC die Serie im Sendeplan platzieren will. Vielleicht in die Nähe von „What about Brian“ — wenn die im Januar noch läuft…
Fazit: Exzellente Pilot-Episode, aber ich frage mich, ob die Show das Tempo und die Spannung der ersten Episode auch über eine komplette Staffel halten kann. Es gibt mittlerweile schon soviele Krimi/Conspiracy-Dramen mit großem Arc, und ich wage zu bezweifeln, ob „Traveler“ da wesentlich neue und sehenswerte Akzente über den Verlauf der Show setzen kann. „The Fugitive“ hat zwar gezeigt, dass man dieses Konzept auch mühelos mehrere Jahre durchziehen kann. Aber das war in den 60ern und das TV-Remake Anfang dieses Jahrzehnts war deutlich erfolgloser. Naja, warten wir mal ab, wie die TV-Landschaft in der Midseason (Januar 2007) aussieht — ich könnte mir vorstellen, dass ABC froh ist, noch so eine Show in der Hinterhand zu haben.