Solch eine WTF?!-Show hatte ich auch schon länger nicht mehr.
Nach einem misslungenen Selbstmordversuch taucht plötzlich im Leben des arbeitslosen und deprimierten Anwalts Ryan ein Hund auf und weicht ihm nicht mehr von der Seite. Nah, eigentlich gehört der Hund (er hört mehr oder weniger zuverlässig auf den Namen „Wilfred“) der attraktiven Nachbarin von Ryan, aber die hat offensichtlich kaum Zeit für ihn, schließlich hat sie ja einen Job. Und so hängt Wilfred eben den ganzen Tag bei Ryan ab, raucht etwas Gras mit ihm und versucht einen lebensgrossen Stoffbär zu einem abwechslungsreichen Sexleben zu überreden. Gemeinsam bestehen der eher schüchterne Ryan und der dagegen deutlich forschere Wilfred einige „Abenteuer“, die sich thematisch auch schön immer in den wöchentlichen Episodentiteln wie „Pride“, „Acceptance“ oder „Fear“ widerspiegeln. Ryan freut sich, dass er endlich einen „Kumpel“ hat, dem er sein Herz ausschütten kann und Wilfred ist froh darüber, dass sich jemand mit ihm beschäftigt und ihm Bier bringt. A match made in heaven.
Hört sich vielleicht nach einem wenig originellen Konzept an, verdient seinen „What the eff“-Faktor durch ein kleines … naja … Detail: Der Zuschauer (und Ryan) sieht Wilfred als normalen Mann in einem wuscheligen Hundekostüm. Der mit einem australischen Akzent spricht.
„Wilfred“ basiert auf einer gleichnamigen erfolgreichen australischen TV-Serie und teilt auch einige Darsteller und Autoren/Produzenten mit der Vorlage. Da ich das Original nicht gesehen habe, kann ich nichts zu den Unterschieden schreiben, aber das US-Resultat, das zur Zeit auf FX läuft, ist eine bunte Mischung aus schrulligem Wahnsinn, bescheuerten überzeichneten Stories, einer guten Portion sympathischen „Lessons learned“-Botschaften und ein paar einfach nur absurd-komischen Szenen.
Elijah Wood ist eine überraschende, aber höchst gelungene Besetzung für die Hauptrolle des eingeschüchterten Ryan, der nur schwer mit dem Alltag zurechtkommt. Wilfred (wie wir ahnen wohl in Wahrheit eher ein unterdrückter Teil von Ryans Persönlichkeit) hilft Ryan, aus seiner kleinen Welt auszubrechen und Neues zu wagen. Elijah Wood kann diese Rolle des etwas verlorenen, aber herzensguten Durchschnittstypen wunderbar ausfüllen und seine Interaktionen mit dem „Hund“ Wilfred erscheinen oftmals derart selbstverständlich, dass man schon mal vergisst, dass da ein verfluchter Schauspieler mit einer dämlichen schwarz angemalten Nase in einem lächerlichen Hundekostüm neben ihm steht. Naja, man „vergisst“ es für eine Sekunde, bis Wilfred dann wieder mal anfängt, den riesigen Stoffbär im Keller zu vögeln.
Gewisse stilistische Parallelen zu „Unhappily Ever After“ und vielleicht auch „Greg the Bunny“ und die schiere Absurdität von „Tick“ (und so manchen anderen FOX-Klassikern) drängen sich auf, aber „Wilfred“ ist doch ein ganz eigenes Ding. Wirklich sehr ungewöhnlich, alles andere als „brav“ und ganz sicher nicht eine klassische Comedy. Mehr eine Art Buddy-Show mit „Lessons learned“-Unterton. Manchmal wird es dann doch zuviel mit der bizarren und überdrehten Story, wie in der jüngsten Episode „Pride“, wenn die absurden Sexvorlieben von Wilfred (naja, er ist immerhin auch nur ein Hund 😉 der Episode zu sehr den Charme rauben.
Wem man diese Serie empfehlen kann? Man sollte Freude an Serien mit „Was schaue ich da eigentlich gerade!?“-Effekt haben, die aber doch irgendwo noch einen sympathischen/menschlichen Kern haben. Sicherlich nichts für den Otto-Normal-Zuschauer 😉