Seit vielen Jahren war es ein festes Ritual im US-TV Business: Im Mai wird das neue Programm für den folgenden Herbst vorgestellt und große Teile der Werbezeiten im Voraus verkauft („upfront“). Zwischen Mai und September herrscht dementsprechend meist tote Hose auf dem Bildschirm – gefüllt mit endlosen Wiederholungen. Durchaus verständlich, denn die Einschaltquoten sind im Sommer allgemein etwa ein Viertel bis ein Drittel niedriger als im Winter, wenn das Wetter schlecht ist und es früh dunkel wird.
Es gab zwar immer mehr die Tendenz zur Nutzung der so genannten „Mid-Season“, also dem Start neuer Serien auch „mitten in der Saison“ – meist so gegen Januar/Februar. Diese Neustarts haben meist nur etwa 13 Episoden in der ersten Season und dürfen – bei Erfolg – dann mit einer „vollen“ Season (ca 22 Episoden) im darauffolgenden Herbst richtig durchstarten.
Vor allem das WB erkannte in den letzten Jahren aber auch die Bedeutung der Sommermonate und versuchte zunehmend Serienprojekte auch in den Sommermonaten zu starten – bekanntestes Beispiel war die von Coca-Cola gesponserte „Dawson’s Creek“ Spin Off „Young Americans“, die im Sommer 2000 allerdings nur ein mäßiger Quotenerfolg war.
Einen Schritt weiter geht nun FOX – sie werden in diesem Jahr erstmalig komplett auf die Trennung in „Fall Season“ und „Midseason“ verzichten. Stattdessen beginnt die neue „Season“ bereits im Juni, gefolgt von einem weiteren „Schwung“ neuer Shows in den traditionellen „Sweeps“-Monaten („Sweeps“ = Zeitraum, in denen die Werbepreise festgelegt werden – je höher die Quoten, desto höher die Kosten für einen Werbespot) November und schließlich Februar 2005. Begonnen wurde mit diesem Schema bereits durch den Start von neuen Serien wie „Wonderfalls“ im März dieses Jahres.
In der Folge werden auch die bisher eher belanglosen July-Sweeps höhere Bedeutung erlangen. Überhaupt konzentrieren sich die Networks zunehmend auf die Sweeps-Monate, das WB strahlt neue Folgen seiner Top-Serien mittlerweile fast nur noch in diesen Zeiträumen aus, was bis zu 8-wöchigen Unterbrechungen in den Staffeln führt. Defacto sind somit schon „Mini-Seasons“ in den Seasons erzeugt worden. Zunehmend wird auch die Spannungskurve in Serien an den Ausstrahlungstermin angepasst – Episoden, die am Ende einer Sweeps-Periode ausgestrahlt werden, bilden meist den Höhepunkt eines mehrwöchigen Story-Arc. In Deutschland kennt man solche „Sweeps“-Zeiträume nicht, hier werden Preise kontinuierlich an die Quoten und die Buchungsauslastung angepasst. Auch in den USA gab es immer wieder Anstrengungen, die historischen „Sweeps“ aufzugeben, diese Versuche scheiterten jedoch am Widerstand von Networks und Werbezeitvermarktern.
Insgesamt soll auch die traditionelle Länge einer Serienstaffel mit bisher etwa 22 Episoden weiter aufgeweicht werden. Staffeln mit 15 Episoden oder 30 Episoden sollen in Zukunft ebenfalls vermehrt zur Normalität gehören.
Auch andere Networks, insbesondere ABC, haben bereits angekündigt, mittelfristig auch auf das so genannte „round year scheduling“ umzusteigen.
Doch offensichtlich ist FOX mit dem Start teurer Serienproduktionen im Sommer noch recht vorsichtig. Zunächst ist nur eine neue (Reality-) Serie für den Sommer geplant („The Casino“), der Rest soll erstmal mit bisher unausgestrahlen Episoden („Boston Public“, „Still Life“, „Wonderfalls“) gefüllt werden.
Offizielle „Renewals“ bestehender Serien hat FOX nur für „King of the Hill“, „The Simpsons“ und „That ’70s Show“ bekanntgegeben, futoncritc berichtet jedoch, dass „American Idol“, „The Bernie Mac Show“, „24“ und „The O.C.“ ebenfalls so gut wie sicher in eine weitere Staffel gehen werden.