Archiv vom September 2005


Radio Paradise

Mittwoch, 21. September, 2005

Neben den Reviews von Serien, Filmen und CDs findet sich nun auch noch ein Radiosender in dieser Liste. Watch this space for my exclusive series of toothpaste reviews.

Anyway, seitdem ich eine nette Internet-Anbindung mein Eigen nennen kann, habe ich mich wieder den Internet Radio Stationen zugewandt.

Und nachdem ich einige Zeit das Classic Radio „Radio Free Colorado„, Club 977, KCRW (Morning Becomes Eclectic) oder Frequence3.org hörte, habe ich nun das Kleinod „Radio Paradise“ (wieder-)entdeckt. Deren Prinzip der „eclectic playlist“ hat mich voll und ganz in ihren Bann gezogen. Das Ehepaar Bill und Rebecca Goldsmith unterhalten seit einem halben Jahrzehnt diese Webradio-Station, zu Hause in Paradise, Kalifornien. Was diesen Sender (ebenso übrigens wie Radio Free Colorado) auszeichnet: Keine Werbung. Das Radio finanziert sich ausschliesslich über freiwillige Hörerspenden. Ausserdem sind alle Songs „hand-mixed“. Also keine unzusammenhängende Playlisten-Generierung per Zufallsgenerator, sondern feine, ausgearbeitete Song-Transistionen.

Dazu eine Selektion von Songs und Bands die man so auf kommerziellen Sendern niemals finden würe. Bill spielt eine Menge unbekannter Bands aber verfolgt auch keinen „Mainstream is bad“-Fanatismus. Das bedeutet aber auch nicht, dass Britney Spears oder irgendwelche „Idol“-OneHitWonders auf der Liste auftauchen. Er spielt, was ihm gefällt und was seiner Meinung nach zur Philosophie des Senders passt. Aber was „Paradise“ so besonders macht, ist die Tatsache, dass man hier Songs hört, die man sonst vermutlich nie kennengelernt hätte — gemeinsam mit den großen (und vielleicht auch unbekannten) Klassikern.

Eine grobe Liste von Billie Holiday, Madeleine Peyroux, Dave Brubeck (und eben nicht nur „Take Five“) , Toni Price, Eva Cassidy, Smashing Pumpkins, Pulp, Jimi Hendrix, Bob Marley, The Beatles, Aimee Mann, REM, The Cure, The Dead 60s, The White Stripes, Air, Zero 7, 2raumwohnung zeigt schon mal wie „eclectic“ die Programmauswahl ist. Auf welchem Radio Sender befindet sich schon der komplette Garden State Soundtrack auf der Playlist? Oder „No Rain“ von Blind Melon? „Wishlist“ von Pearl Jam?

Komplettiert wird das Angebot durch eine ausgefeilte Website mit Playlist-Statistiken, Upload-Möglichkeiten, Voting-Funktionen und Foren zum Austauschen von Meinungen über jeden einzelnen gespielten Song.

Jetzt brauch ich nicht mehr meine MP3 Sammlung überall mitschleifen und ich „entdecke“ fast jeden Tag einen neuen, faszinierenden Song. Dafür zahle ich sogar gerne freiwillig einen Obolus.

Wenn ich das jetzt noch im Autoradio empfangen könnte…

"Scrubs" Season 5 bereits im Oktober?

Dienstag, 20. September, 2005

In einem Artikel der Chicago Tribune wird Scrubs-Produzent Bill Lawrence mit der Aussage zitiert, dass „Scrubs“ eventuell bereits im Oktober wieder seinen Weg in das Sendeschema von NBC finden könnte.

„Zach finished his movie. I could have episodes ready already,“ Lawrence said from the show’s California set, where he was directing an episode. „That was just network spin.“

Lawrence predicts „Scrubs“ fans will have to wait only until October before the show pops up on NBC’s schedule

Emmys 2005

Dienstag, 20. September, 2005

„Bizarr“. Das fasst die diesjährige Emmy-Verleihung wohl am besten zusammen. Die Show wurde von CBS gegenüber den Vorjahren leicht aufgefrischt und ein wenig unverkrampfter inszeniert. Zumindest versuchte man es. Ellen DeGeneres lieferte eine passable StandUp-Einleitung ab, war aber anschliessend eher unauffällig. Leider gab es auch dieses Jahr wieder recht wenige der früher üblichen Einspieler – lediglich die Family Guy Clique durfte ein paar Kommentare absondern. Dies wurde aber deutlich ausgeglichen durch Gesangseinlagen diverser Seriendarsteller, die allesamt locker in der Hitliste der surrealsten Momente der TV-Geschichte zu finden sein werden. William Shatner „singt“ den „Star Trek“ Themesong? Kristen Bell tanzt das „Fame“-Opening? Ich hätte nicht gedacht, dass man mal bei den Emmys so offensichtlich auf den „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“-Effekt setzen würde. Obwohl, angesichts der zahlreichen Auszeichnungen für „Raymond“ …

Gelungen auch die „selbstgemachten“ Trailer der Kategorie „Best Writing for a Variety Show“ — sprich „Da Ali G Show“, „Daily Show“ und „Late Night“.

Und noch was Positives: Lauren Graham hatte mal einen Emmy in der Hand. So nahe wird sie vermutlich nie wieder an diese Trophäe ‚rankommen – das WB erhielt wie erwartet keinen einzigen Preis, nicht mal bei den „creative awards“. Gleiches gilt auch für Angela Lansbury („Murder … she wrote“) die heuer zum achtzehnten(!) Mal nominiert war und wieder mit leeren Händen nach Hause ging.

Ein Fall für FastForward waren wie üblich die Dankesreden. Als Felicity Huffman tatsächlich auch noch eine vorgeschriebene Rede auspackt (immerhin kam sie nicht auf die Idee, den Zettel in ihr Dekolleté zu stecken…) kam immerhin Applaus für die Nennung von Aaron Sorkin und SportsNight auf.

Ansonsten … die Gewinner … nun, was soll man sagen. Wie üblich eine bunte Liste aus „Die hatten es verdient“ (Jon Stewart; Arrested Development) und „Was zur Hölle?“ (Doris Roberts) — nachzulesen unter http://www.emmys.tv. „Lost“ als beste Drama-Serie ist okay; ist eigentlich „Six Feet Under“ nächstes jahr noch mal zugelassen für eine Nominierung? Auch Patricia Arquette als beste Drama-Darstellerin war eine positive Überraschung.

Erfreulich wenig Auszeichnungen gab’s für „Will & Grace“: Lediglich 2 „Creative Awards“ und das trotz der Gaststar-Schwemme. Sieger sind ganz klar „Lost“ und „Desperate Housewives“ mit jeweils 6 Auszeichnungen (4 „creative“ + 2 „main categories“). Knapp dahinter „Deadwood“, das nur 5 Creative Awards erhielt. Mit 27 Preisen liegt wie erwartet HBO vor ABC (16) und CBS (11) in der Network-Hitliste.

Und noch ein Wort an ProSieben: Schiebt euch den &$?)!|##&%§$ Marc Terenzi dorthin, wo die Sonne nicht scheint. Danke.

Quickies

Samstag, 17. September, 2005

E-Ring: Drama um Spezialtruppen-Koordinatoren im Pentagon. Überraschend gut gemachte Action-Serie. Spannend inszeniert (wenn auch mit dem unvermeidlichen Happy-End) mit eckigen Charakteren und guten Schauspielern (Benjamin Bratt („Law & Order“), Dennis Hopper, Sarah Clarke („24“)). Routinierte und patriotische „America-is-beautiful“ Leistung aus der Show-Fabrik von Jerry Bruckheimer — nicht so schlecht wie die Slugline vermuten liess. Aber der Regisseur gehört abgewatscht für sämtliche Szenen, in denen Dennis Hopper und Benjamin Bratt nebeneinander stehen. Das wirkt geradezu surreal.

Twins: Sitcom um zwei Zwillinge, die die Unterwäsche-Firma ihrer Eltern übernehmen. Igitt, Laughtrack. Ola, eine dürftig bekleidete Molly Stanton. Eine Melanie Griffith, die auf dämlich macht. Und noch ein Close-Up auf Mollys Arsch. Ich glaube, ich seh schon, was das Steckenpferd dieser Show sein soll, denn die Story stammt offensichtlich aus dem Handbuch für unoriginelle Sitcoms. Kaum ein Lacher. Schade um Darlen…err…Sara Gilbert.

Pepper Dennis: Dramedy um eine ehrgeizige Nachrichten-Reporterin. Ein blondes Desaster. Die 40 Minuten kann man sich wirklich sparen. Die unsympathischste Hauptdarstellerin seit Pamela Anderson, eine selten blöd-vorhersehbare Storyline und dürftige Abziehbildchen von Charakteren. Das beste an der Show ist, dass man immerhin schon in den ersten 90 Sekunden mit der Hinrissigkeit der Show konfrontiert wird und eigentlich rechtzeitig abschalten kann — sofern man nicht in einem Anflug von unbegründeter Fairness der „ganzen Show eine Chance geben will“ und sich deshalb das Grauen in seiner Gesamtheit antut. Wie man in dieser kurzen Zeit eines Teasers so viel verbrannte Erde zurücklassen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Zugegeben, in der ersten Hälfte der Show gelangen den Autoren ein paar nette Comedy-Situationen, aber leider auch nur auf dem „Torte-ins-Gesicht“-Niveau. Wenn dann am Schluss mit Wucht auf die Bremse getreten wird, um vermeintlich noch mit Slow Motion etwas Pseudo-Tiefgang in die Show zu bringen (und sogar Aimee Mann im Soundtrack als schweres Geschütz aufgefahren wird) kann man sich nur noch vor Schmerzen winden. Als 20-Minuten Comedy wäre sie vielleicht noch akzeptabel aber dann kann man auch gleich „Caroline in the City“ wiederholen. Ich würde fast wetten, dass diese Show für das WB ein eindrucksvoller Erfolg von „Fearless“-Dimensionen wird.

My Name is Earl: Comedy um einen Loser, der nach einem Lottogewinn all seine Fehler seines bisherigen Lebens korrigieren will. Diese Show ist überbewertet. Fast alle amüsanten Szenen der Pilotepisode sind schon aus den Trailern bekannt. Dennoch eine passable Show im Halbstundenformat, aber beileibe nicht der sensationelle Riesenhit, wie er bei manchen Kritikern hochgepriesen wird.

Everybody Hates Chris: Halbstunden-Dramedy um die Jugend von Chris Rock. Diese Show ist nicht überbewertet. UPN hat sich da wirklich ein Kleinod herausgepickt. Gelungene Michung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Der kleine Tyler Williams als junger Chris Rock ist eine gute Casting-Leistung.

Related: Dramedy um vier Twentysomething-Schwestern. Für eine Full-Hour-Show einfach zu lang. Das hätte besser funktioniert, wenn es in ein Halbstundenformat gepackt worden wäre. Aber die Story und die Charaktere sind dennoch interessant und gut gecastet. Warum Laura San Giacomo allerdings durch Kiele Sanchez ersetzt wurde, ist zumindest von der Performance im Pilot nicht ersichtlich. Eine schöne Mischung aus leichter Comedy und echten Differenzen zwischen den Charakteren. Aber dennoch (wie so vieles dieses Jahr) bei weitem kein Must-See Hit.

Barbershop: Comedy um einen schwarzen Friseurshop basierend auf dem gleichnamigen Film. Oh dear, wirklich nicht mein Ding. Just a silly sitcom.

The O.C.: Serienfinale (sort of)

Samstag, 17. September, 2005

Wer diesen Blog schon länger liest, weiss, dass „The O.C.“ eine meiner „guilty pleasure“ Shows war. Die erste Staffel der Serie hatte das Genre der Teen/Twen-Soaps mal richtig schön auf den Kopf gestellt und durch eine gehörige Portion Eigenironie und gewitzte Dialoge und Charaktere sowie einem originellen Soundtrack das Konzept anderer Teen-Soaps gelungen parodiert.

Aber in der zweiten Staffel fiel das alles auseinander. Die Show war nur noch ein Konglomerat von dämlichen Stories, orientierungslosen Charakteren und selbst die bemühten Anspielungen auf andere Teen-Soaps verfehlten ihr Ziel um mehrere Lichtjahre. Eindeutig eine Show, die nie länger als 22 Episoden hätte laufen dürfen und dem Druck der Erwartungen nicht standhalten konnte.

Mit Episode 3×01 ist den Machern aber ein gutes „Happy End“-Serienfinale gelungen. Naja, ich rede mir jetzt einfach ein, dass es das Finale war. Ein idealer Punkt zum Aussteigen. Nach der lauen Episode sind ein Großteil der Storyfäden aufgelöst und der Auftritt von 7of9 Jeri Ryan verspricht nur noch uninteressantere Storylines als in Season 2. Schade, die Serie „The O.C.“ ist innerhalb von nur einem Jahr genau das geworden, worüber sie sich in der ersten Staffel noch lustig machte: ein Abklatsch der „Beverly Hills 90210“ Staffeln 9 oder 10.

*freu* Endlich mal wieder eine Show weniger auf meiner WatchList.

Joss Whedon mit "Veronica Mars" Gastauftritt

Freitag, 16. September, 2005

Falls jemand mal eine Gastrolle in der Serie „Veronica Mars“ haben möchte: Das geht recht einfach. Man publiziert einfach eine Lobeshymne auf die Show auf der eigenen Website.

Ach ja, und man sollte vorher schon mal einige hundert Episoden einer erfolgreichen Teen/Twen-Serie, eine Sci-Fi Opera und diverse Spielfilme produziert haben. Dann kann es schon vorkommen, dass man vom „Veronica Mars“-Produzent persönlich zu einer Gastrolle eingeladen wird:

Did you see what Joss Whedon posted on Whedonesque.com about Veronica Mars?

I did. Several people sent me the link. His extraordinarily generous comments really made my week. I sent him a thank you e-mail, and he sent me back a note that said that, in watching Veronica Mars, he’s come to understand, better, the fervor of Buffy fans.

The things he complimented about our show — the plotting, the dialogue, the relationships, the acting – are all elements I’ve admired in Buffy. Joss’ comments actually meant so much to me that I e-mailed my parents the link though I’m quite sure they don’t know who he is.

I’ve also put Season 2 of Buffy in my Netflix queue. I think I never let myself get fully-hooked by Buffy for the same reason that I feel a lot of people don’t watch Veronica. By the time the enthusiastic word-of-mouth reached me, I felt like I’d already missed the bus. I was afraid of being so far behind in the mythology that I couldn’t follow the ongoing storylines, though I would occasionally see episodes and admire the snappiness, the pacing, the angst.

For those of you who didn’t see Joss’ post, here’s the link:

http://whedonesque.com/index.php?comments=7502

And then – you heard it here first – Joss has agreed to guest star on the show. We’re firming up plans to have him play a testy, rental car manager in episode six.

http://whedonesque.com/comments/7901

Bei Moviehole gibt’s im Übrigen ein Interview mit Joss, in dem er u.a. die Pläne für einen „Spike“-TV-Movie bestätigt.

VCR programmieren!

Freitag, 16. September, 2005

So/Mo, 18.09.
02:00 – 04:45 —- Pro7 —- Emmy Awards 2005 – LIVE

War of the worlds: Invasion vs. Surface vs. Threshold

Freitag, 9. September, 2005

Die US TV Season 2005/06 wird eine Marathonsitzung für SciFi/Mystery-Fans. Einerseits die etablierten Genre-Vertreter wie „Lost“, „Medium“, „Battlestar Galactica“, „The 4400“, „Dead Zone“ und dazu dann noch ein ganzes Bouquet an neuen SciFi Shows: „Invasion“, „Surface“, „Threshold“, „Supernatural“, „Night Stalker“ und „Ghost Whisperer“ dürften im ersten Jahr der Post-„Star Trek“-Zeitrechnung für eine gewisse Übersättigung sorgen.

Der Trend geht aber weg von interstellaren, futuristischen Spaceoperas hin zu Mystery-Serien, die im Hier und Jetzt spielen — kein Wunder, sind sie ja auch viel günstiger zu produzieren.

„Supernatural“ und „Ghost Whisperer“ habe ich ja schon „abgehandelt“ — „Night Stalker“ ist wiederum ein Revival einer Serie aus den 70ern, sozusagen der Großvater von „X-Files“. „Stalker“ handelt von einem Team von Reportern, die mysteriösen Ereignissen in L.A. auf der Spur sind. Handwerklich ist die Show sauber gemacht, ein würdiger X-Files Nachfolger. Wirklich neues bietet die Serie aber nicht.

Nun hin zum Dreigestirn „Invasion“, „Surface“, „Threshold“ — die Antwort der Networks auf den durchschlagenden Erfolg von „Lost“. Alle Serien haben eins gemein: Die Aliens kommen uns besuchen. Alle Shows klingen auf den ersten Blick ziemlich ähnlich, und das sind sie auch. Mal mehr oder weniger unfällig, mal sind es Regierungsstellen, mal Wissenschaftler, mal einfache Leute, die die Ankuft von „E.T.“ mitbekommen und erforschen. Doch es gibt weitere Unterschiede.

Invasion„Invasion“ steht nach der Hurrikan-Katastrophe der letzten Wochen allerdings bereits unter einem schlechten Stern. ABC hat jegliche Promotion für die Show gestoppt, da in den ersten Episoden ein Hurrikan im Vordergrund steht, der die Küste Floridas heimsucht. Der Sturm wurde in diesem Fall jedoch von ausserirdischen Wesen verursacht, die just zu der Zeit auf der Erde (oder besser ins Meer) niederregnen. Danach beginnen sie langsam auf unbekannte Weise die Herrschaft über einzelne Menschen zu übernehmen. Die Betonung liegt hier auf „langsam“, denn im Bezug auf das Hauptthema der Serie passiert wirklich erstaunlich wenig in der Pilotepisode. Zunächst muss der Zuschauer in das komplexe Beziehungschema der Hauptcharaktere eingeführt werden (ein Durcheinander aus Ex-Frau, neuen Liebhabern, Kindern aus erster Ehe, unzuverlässigem Bruder etc) und dann steht die Naturkatastrophe und ihre Folgen im Vordergrund. Und hier herrscht nervige Hektik und Geschrei vor zusammen mit der unvermeidlichen Tochter, die trotz aller Warnungen mittem im Sturm mal in den Wald läuft… Die Aliens sind eher Beiwerk, umgeben von zahlreichen vagen Andeutungen, Mysterien und sonstigen „X-Files“-würdigen Seltsamkeiten. Um es vorweg zu nehmen, dies hat die Show mit „Surface“ und „Threshold“ gemein: Der Storyarc, der üblicherweise locker in einem 100-minütigen Spielfilm über die Bühne gebracht wird, muss über eine 1000-minütige Serienstaffel gestreckt werden. Da kann man nicht gleich die Katze aus dem Sack lassen. Man muss den Zuschauer heiss machen aber gleichzeitig genügend „Enthüllungen“ für die Sweeps aufheben. Während die „Lost“-Macher also angeblich ihre Lektion gelernt haben und in Staffel 2 etwas mehr auf Gas treten, geht es bei „Invasion“ wieder zäher zu. Vom technischen Standpunkt ist die Pilotepisode nicht zu beanstanden: Regisseur Thomas Schlamme („West Wing“) tut was er kann.

Lake Bell in SurfaceNBCs Hoffnung „Surface“ hiess mal „Fathom“. Hier ist das Thema „Alien“ zunächst nicht so sehr prominent, erstmal handelt es sich „nur“ um ein sehr großes Tier, das im Meer lebt und die Forschergemeinde in Aufruhr versetzt. Allen voran die Biologin Daughtery Carstarphen (Lake Bell), die bei einer Tieftauch-Mission von dem Wesen in Angst und Schrecken versetzt wird. Kurze Zeit später schreitet eine geheime Militärgruppe ein und unterbindet erstmal jegliche weitere Forschung. Dann ist da noch ein Freizeittaucher, dessen Freund urplötzlich von dem mysteriösen Seeungeheuer fortgerissen wird und als vermisst gilt. Und schließlich der obligatorische kleine Junge, der die Rolle von Drew Barrymore aus „E.T.“ übernehmen darf: Er findet im Meer ein seltsames schleimiges Ei und wirft es in das heimische Aquarium… Klar ist, dass sich die Wege all dieser Protagonisten irgendwo treffen werden.

Im Vergleich zu „Invasion“ geht es bei „Surface“ zumindest mal ein gutes Stückchen schneller voran. Auch der Gänsehaut/Creepyness-Faktor ist hier deutlich höher. Dennoch lässt sich auch hier der Eindruck nicht abschütteln, dass es sich um ein auf Serienlänge gezogenes Spielfilm-Konzept handelt.

„Threshold“ schliesslich ist die CBS-Variante des diesjährigen Mystery-Booms und hier treten die Aliens schon etwas aggressiver auf. Ein Frachtschiff und seine Besatzung wird von einem ausserirdischen Raumschiff (ein seltsames, scheinbar aus Eiskristallen bestehendes „Etwas“) heimgesucht, worauf sich einige Besatzungsmitglieder gegenseitig umbringen, seltsame Verformungen erleiden und/oder spurlos verschwinden. Das Militär schickt prompt eine schnell zusammengebastelte Elitegruppe aus Spezialisten an den Ort des Geschehens. Und diese Spezialgruppe scheint wie aus einem Comicbuch entsprungen. Da ist der Geek („Felicitys“ Robert Patrick Benedict), der kleinwüchsige Lebemann (Peter Dinklage) und der uninteressierte Wissenschaftler („Data“ Brent Spiner). Geleitet wird das Team von der sexy Carla Gugino („Sin City“), die Spezialistin für Alieninvasionen.

ThresholdEs ist schon erschreckend, wie sehr die Charaktere überzeichnet sind und den einschlägigen SciFi-Klischee-Handbüchern entsprungen scheinen. Immerhin legt die Show von Anfang an ein nettes Tempo vor, bietet einige „creepy“ Szenen und eine Hommage an „Contact“ (die mir aber ehrlichgesagt wirklich gut gefallen hat und durchaus Gänsehaut-Potential hat). Brent Spiner muss eine obligatorische „Star Trek“ Anspielung hinnehmen und dürfte sich in dem Technobabble von „Threshold“ wieder wie zu Hause fühlen. Da verändern Aliens unsere DNA durch Audiosignale und erzeugen seltsame Muster auf Radarbildschirmen, in Stahlwänden und auch Küchenschaben tanzen in Symmetrie wie sie es seit „Joe’s Apartment“ nicht mehr getan haben. Aber wie schon in den beiden anderen Shows gilt auch hier: Alles schon mal dagewesen.

Fazit: Alle drei neuen Shows sind passable SciFi-Unterhaltung. Leider wagt keine dieser Shows mal einen ungewöhnlichen Pfad wie im letzten Jahr „Lost“ zu beschreiten. Es sind im Grunde die üblichen „ausserirdische Macht kommt uns besuchen und wir sind als Menschheit gar nicht darauf vorbereitet“-Geschichten, wie man sie bisher vor allem im Kino oder SciFi-TV-Movies sah. Die Serien erzählen dann die einzelnen Geschichten von den Menschen, die gegen die Aliens kämpfen bzw. sie erforschen. Big Deal. Alle Serien spielen mit dem Mystery-Element, mit dem Unwissen der Zuschauer. Die unbekannten Wesen werden dies wohl auch lange bleiben: nämlich unbekannt.

Man kann nur schwer eine Empfehlung für oder gegen einzelne SciFi-Shows der neuen Season aussprechen. Alle drei Shows sind eine Art „X-Files“/“Contact“/“Evolution“-Spielfilm in Serienform. Ich habe jetzt schon Probleme, die drei Shows auseinander zu halten und sie wirken in dieser Häufung eher anstrengend. SciFi Fans kennen diese Formate und auch die Inhalte und Charaktere sicherlich schon zur Genüge, was aber einen SciFi-Geek sicherlich nicht vom Einschalten abhalten kann. It’s the „X-Files“-Boom all over again. Grundsätzlich abstossend sind keine dieser Serien, erst „in the long run“ wird sich zeigen, wie die Shows sich in ihren allwöchentlichen Storyarcs weiterbewegen.

Zuschauer, deren Interessen weniger bei SciFi&Mystery liegen und schon „X-Files“ nicht mochten, werden an diesen Shows sicherlich ebenfalls keine große Freude finden. Auf der anderen Seite geht auch keiner der Shows einen solch exzentrischen Weg wie „Lost“ und ist daher vielleicht auch eher für Otto-Normalzuschauer geeignet. Das Prozedurale wird sicherlich ebenfalls stärker im Vordergrund stehen (insbesondere bei „Threshold“ und „Surface“). Ich gehe mal davon aus, dass alle drei Shows zumindest den Winter überstehen werden, aber weiter würde ich keine Voraussage treffen wollen. „Invasion“ kommt durch die unangenehme Parallele zu aktuellen Ereignissen schon zu Beginn in eine Schieflage.

Insgesamt sticht keine dieser Serien deutlich aus dem Programmangebot der Networks hervor. Nach der Kategorie der „just-another-cop-show“ haben wir nun das Genre der „just-another-mystery-show“.

Hinter den Kulissen von CBS

Mittwoch, 7. September, 2005

In einem ausführlichen Interview mit CBS Chairman Les(lie) Moonves gibt der Senderchef in der New York Times einige Einblicke hinter seine Programmentscheidungen der letzten 10 Jahre. Er führte CBS, das 1994 fast schon als quotentot galt zum einsamen Marktführer. Aufschlussreich sind vor allem ein paar Grundregeln, nach denen Moonves bei der Auswahl neuer Produktionen verfährt.

Mit „Americans do not like dark“ begründet er beispielsweise die Absetzung von „Joan of Arcadia“:

The show was about a teenager who receives directives and advice straight from God. “In the beginning, it was a fresh idea and uplifting, and the plot lines were engaging,“ Moonves said, sounding a little sad and frustrated. “But the show got too dark. I understand why creative people like dark, but American audiences don’t like dark. They like story. They do not respond to nervous breakdowns and unhappy episodes that lead nowhere. They like their characters to be a part of the action. They like strength, not weakness, a chance to work out any dilemma. This is a country built on optimism.“

For instance, despite winning the Emmy for best comedy of 2004, Fox’s “Arrested Development“ has never garnered much of an audience. The show is odd and hilarious but full of cold, manipulative characters. “It’s too dark,“ Mooves said, repeating his mantra.

In his shows, he likes the men alpha and handsome and the women smart and beautiful, and he wants little personal complexity: happy endings are imperative.

Er rückt auch mit ein paar Hintergründen zu den Hitshows von CBS ‚raus: Niemand hatte demanch damit gerechnet, dass CSI ein großer Hit werden würde, eigentlich war „The Fugitive“ die großer Hoffnung im Jahre 2001.

Zu „Everbody Loves Raymond“:

“Ray Romano was a 38-year-old stand-up comedian who was fired by ‚News Radio‘ when he was the fifth lead. The pilot for ‚Raymond‘ turned out well, but I wasn’t expecting it to become one of the most successful sitcoms of all time.“

“Is ‚Joey‘ really going to open Thursday nights for NBC?“ he asked at one point. “That’s a dream come true. I love the smell of napalm in the morning.“

Andere „Weisheiten“ sind:
– „Most of your big hits come out of nowhere.“
– “No ‚ings‘ in the title, they rarely work.“
– “procedural dramas always seem to work. When we have too many, the audience will tell me.“

Stephen King über "Lost"

Mittwoch, 7. September, 2005

In Artikel für Entertainment Weekly hat sich Stephen King an die Produzenten und Autoren von „Lost“ gewandt und sie dazu aufgefordert, die Serie zu beenden, solange sie noch auf ihrem Höhepunkt ist.

The hard part will be telling ABC that Lost is going to conclude with season 3 or season 4, while the audience is still crazy about the show. ABC parent Disney, of course, will scream bloody murder.
[..]
None of that changes the basic facts: When a meal is perfectly cooked, it’s time to take it out of the oven. And when a story is perfectly told, it’s time to fade to black.

Unterdessen sind schon die üblichen Gerüchte über einen möglichen Kinofilm aufgetaucht.

 

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