The Singles Table
Montag, 31. Juli, 2006Inhalt in einem Satz: Am Rande einer Hochzeitsfeier lernen sich fünf Singles kennen. NBC Half-Hour Comedy, Midseason.
Quick-Preview: Ich versuche ja immer, möglich unvoreingenommen an eine neue Show heranzugehen. Das gelingt nicht immer — so auch bei „The Singles Table“. Ich hatte noch die grobe Tagline im Kopf: Irgendwas mit jungen Leuten, die sich während einer Hochzeit kennenlernen. Das klang — milde gesagt — nicht sonderlich berauschend.
Aber ich muß zugeben: Ich wurde eines besseren belehrt. 22 Minuten beste Unterhaltung, einfach ein wunderbarer und lockerer Zeitvertreib. Und zum Schluß war ich einzig darüber enttäuscht, dass die Serie erst 2007 starten wird.
Die Begündung für den hohen Unterhaltungswert dieser Comedy lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen: John Cho. Der Mann ist schlichtweg der helle Wahnsinn — he just rocks the show. Er hat eine einnehmende physische Onscreen-Präsenz, alleine schon seine hyperaktive Mimik und Gestik reichen für den ein oder anderen Lacher — ohne jedoch allzu tief in primitive Slapstick-Comedy abtauchen zu müssen. Er macht im Grunde da weiter, wo er mit „Harold & Kumar go to White Castle“ und „Kitchen Confidential“ aufhörte. Dazu kommt die herrlich bissige Rhea Seehorn, die auch der einzige Grund war, warum ich seinerzeit über die Absetzung von „I’m With Her“ so sauer war. Die anderen drei Darsteller sind im Vergleich dazu etwas blass, aber sie sollen auch eher ruhige Elemente in die Show bringen und bilden somit den Gegenpol zu den gnadenlos überdrehten Rhea und John. Auch wenn ich „überdreht“ schreibe, so sind sie immer noch ein gutes Stückchen von „sinnlos behämmert“ entfernt — die Mischung stimmt einfach.
Natürlich profitieren alle auch von dem erstklassigen Script, das aus den fähigen Händen stammt, die auch schon für „Scrubs“, „Ed“, „Grounded for Life“ und „3rd rock from the sun“ den Stift schwangen. Genau in dieser etwas unkonventionellen Tradition steht auch „The Singles Table“. Diese Show schreit geradezu danach, das für den typischen NBC-Zuschauer etwas „zugänglichere“ Lead-In für „Scrubs“ zu werden. Zwar ist „The Singles Table“ nicht so schräg wie „Scrubs“, aber die beiden Shows würden sich in ihrer Anti-Sitcom Strategie einfach herrlich ergänzen.
Fazit: „The Singles Table“ ist sicherlich kein tiefschürfendes Drama, welches das Leben eines Zuschauers nachhaltig ändern wird — aber es ist genau das, was es sein soll: Eine unterhaltsame Comedy. Frech, frisch und unkonventionell mit einem brillianten John Cho. Eine sympathische und moderne thirtysomething-Comedy, die von der ersten Minute an begeistert — und das ohne Laughtrack. „The Class“ sollte hier mal nachsitzen: Das ist eine Lektion wie man im Jahre 2006 Comedy macht. Jetzt hoffe ich nur noch, dass die nachfolgenden Episoden da auch mithalten können und sich der Cho/Seehorn-Faktor nicht zu schnell abnutzt oder nervig wird. Wie „How I Met Your Mother“, „Kitchen Confidential“ und „Scrubs“ allerdings leider zeigen, kann der durchschnittliche US-Zuschauer nicht viel mit solchen Comedies ohne Laughtrack anfangen. Von den Quoten sollte man also nicht zuviel erwarten und auf den „The Office“-Effekt hoffen.