Achja, Eddie Murphy und Nick Nolte, 1982. Das war noch richtig großes Kino :-).
Großes Kino ist/war auch „Lost“ … zumindest in der ersten Staffel. Danach schienen die Autoren etwas das große Gesamtkonzept aus den Augen zu verlieren, über ihre eigenen Storyfäden zu stolpern und viele Fans wurden ungeduldig. Ich habe den Großteil der dritten Staffel noch nicht gesehen, daher enthalte ich mich mal einer Meinungsäußerung zu den jüngsten Episoden aber was ich so im Vorbeigehen aufschnappe, klingt doch mal recht positiv.
Insbesondere in Staffel 2 und zu Beginn von Season 3 machte die Show öfters den Eindruck, als wüssten die Autoren nicht mehr, wo sie mit dieser Show hinsollten. Es gab zwar immer noch die großen „Oha!“-Momente, aber man verlor als Zuschauer das Gefühl, dass der Kapitän wirklich noch das Steuer fest in der Hand hält oder sich eben nur von Hafen zu Hafen rettet. Ob dem wirklich so war oder ob das alles nur Teil eines lange ausgeklügelten Plans war, wird man wohl erst in ein paar Jahren erfahren.
Positiv ist in meinen Augen (trotz Unkenntnis von Season 3) aber auf jeden Fall die jüngste Ankündigung von ABC, ein festes Ende für die Show bereits jetzt ohne Wenn und Aber festzulegen. Demnach werden nach dem Finale der aktuellen Season 3 definitiv nur noch 48 weitere Episoden produziert, jeweils 16 pro Season. Ausführlich stellt der Artikel in Variety das neue Konzept vor, zu Wort kommen da auch die wichtigsten kreativen Köpfe hinter „Lost“. Und da im TV-Business ja spätestens seit „7h Heaven“ und „Sopranos“ die Bedeutung des Begriffs „definitiv“ durchaus Interpretationsspielraum bietet, haben „Lost“-Produzenten Lindelof und Cuse jeglichen Spekulationen gleich einen Riegel vorgeschoben. Nein, zur „Sopranoitis“ wird es bei „Lost“ nicht kommen, im Mai 2010 ist Schluß mit lustigmystik, auch Spin-Offs stehen nicht zur Diskussion.
„There will be no extensions or enhancements. That number (48) is absolute,“ he said. And „once you begin to see where we’re going, I think the idea of sequels and spinoffs will completely go away.“
ABC zieht damit die Konsequenz aus den bröckelnden Quoten von „Lost“ und gibt dem monatelangen Drängen des Kreativ-Teams hinter „Lost“ statt. Nun können die Autoren einen festen Drei-Jahresplan ausarbeiten und müssen damit nicht mehr „auf Zeit spielen“, um 22 Episoden pro Season zustande zu bringen. Zu diesem Zweck hat ABC mit den Showrunnern nun auch langfristige Verträge geschlossen, um sie mindestens bis zum Ende der Show 2010 ans Network zu binden.
Das ist natürlich ein interessanter Paradigmen-Wechsel, den man in der Presseankündigung auch immer wieder demonstrativ als Neuerung verkaufen will: Ein Trend hin zur „Event-Serie“. Von vorneherein zeitlich festgelegte Produktionen, bei denen der Zuschauer weiß, auf was er sich einlässt. Jedenfalls, solange das Network die Show nicht vorher absetzt. Man kennt dieses Prinzip eigentlich schon von den Telenovelas, die im Gegensatz zu den Soap Operas bereits von Beginn auf eine begrenzte Laufzeit ausgelegt sind und eine vorher klar definierte Geschichte erzählen.
Dazu kommen in dem ABC-Konzept nun aber auch weniger Episoden pro Season, ähnlich wie bei den PayTV- und Cable-Networks, die auch eher dem Prinzip „Klasse statt Masse“ folgen. Die werden dann „an einem Stück“ ohne Wiederholungen ausgestrahlt, auf „Teufel komm raus“ promotet und als Must-See-TV propagiert. Man verliert in diesem Zusammenhang bei den Networks langsam die „Syndication“-Verwertung aus dem Blick und will die neuen Potentiale aus Online-Downloads und DVD-Verkäufen abschöpfen, für die man eben nicht mehr auf Biegen und Brechen 200+ Episoden braucht. Sicherlich ist dieses Konzept mal einen Versuch wert und einen besseren Kandiaten als „Lost“ gibt es wohl nicht. Den Fans wird diese 16-Folgen-pro-Season aber wohl weniger gefallen, insbesondere nachdem man sich an 22-Episoden-Staffeln gewöhnt hat.
Das wirft jetzt allerdings auch ein paar Fragen auf: Werden die DVD-Boxsets dann auch billiger? Werden die 48 Episoden nun am Stück vorproduziert? Schafft man es, einen „Lost“-Seasonfinale-Cliffhanger mehr als sieben Monate (von Mai bis Januar) ohne Anfälle von Selbstverstümmelung zu überleben? Soll ich mit meinem Lost-Marathon doch lieber bis Weihnachten (und auf die DVDs) warten? Sollte man nun auch einen Fünf-Jahres-Plan für „Heroes“ fordern?