Chuck: Fun Ride

Wenn man die besten neuen Serien der Broadcast-Networks Revue passieren lässt, kommt man eigentlich an einer Show nicht vorbei: Chuck. Diese Full-Hour Comedy von Josh Schwartz („The O.C.“) und Chris Fedak zählt meines Erachtens derzeit zu den unterhaltsamsten Shows, die sich im Verlauf der Staffel auch zu einem echten Hit gemausert hat und gehört somit zum Favoritenkreis bei den sabawards’07.

chuck.jpgDas Setup von „Chuck“ ist ohne Frage arg weit hergeholt und sah zu Beginn der Staffel auch noch schwer verdaulich aus: Eine geheime und experimentelle Faktendatenbank der großen amerikanischen Geheimdienste landet ausgerechnet in dem Gehirn eines Nerds, der als kleiner Angestellter in einem Elektromarkt arbeitet. Fortan hat der arme Kerl ständig unkontrollierbare Informations-Flashbacks, sobald er Spione sieht oder Geheimdienst-Projekten begegnet. Chuck ist nun nicht nur ein wichtiges Asset von FBI, CIA und Co. sondern gerät auch zunehmend ins Kreuzfeuer böser Agenten und multinationaler Gangster — eben wie es sich für eine bunte Comic-inspirierte Actionserie „gehört“. In den A-Stories darf Chuck und seine Beschützer Sarah (die sexy Yvonne Strahovski) und John (der brillante und knochentrockene Adam Baldwin) üblicherweise irgendwelche gefährlichen Abenteuer bestehen während in den B- und C-Stories mehr oder weniger kuriose Begebenheiten im Alltag der Kollegen von Chucks Arbeitsstelle oder von Chucks Schwester (Sarah Lancaster) zum Zuge kommen. Aber natürlich ist solch ein Geek-Märchen nicht komplett ohne ein „Will-they-or-wont-they“-Knistern zwischen Chuck und Sarah, die sich zur Tarnung als seine Freundin ausgibt.

Im Prinzip weist die Show einige Ähnlichkeiten mit CWs „Reaper“ auf, da beide eine Variation des Loser-als-Held-Konzepts verfolgen. Es sind die ewigen Nebencharaktere wie Xander (aus „Buffy“) oder Seth („The O.C.“), die dieses Jahr in den Mittelpunkt zweier sehr ähnlicher Shows rückten. Doch zumindest in meinen Augen hat „Chuck“ einen wesentlichen Vorteil: Diese Serie ist höchst unterhaltsam und verdient sich sogar öfters das Prädikat „brüllend komisch“. Das sind jede Woche wunderbare 42 Minuten amüsante und sinnfreie Unterhaltung zum Relaxen. Da werden Geek- und Nerd-Klischees gleich im Zehnerpack abgearbeitet, aber man hat als Zuschauer auch das Gefühl, dass die Autoren insgeheim selber richtig große Nerds sind und mit großer Freude (und einem zwinkernden Auge) Chuck von einem kuriosen Abenteuer ins nächste schicken. Im Gegensatz zu dem „Love-Interest“ des Hauptcharakters in „Reaper“ haben Chuck und Sarah wirklich sowas wie eine gemeinsame Chemie und man interessiert sich für die Charaktere — ein Faktor, der auch in einer locker-leichten Comedy nicht zu vernachlässigen ist. Und selbst wenn die Show hie und da mal etwas arg dick aufträgt, so kann man sich ja immer noch einreden, dass das alles von den Autoren nur ironisch gemeint sei ;-). Allerdings muss ich auch sagen, dass die eigentlichen Highlights der Show in Wirklichkeit die süffisanten Kommentare und Auftritte von Adam Baldwin als kauziger Geheimagent sind, der seit „Firefly“ nicht mehr eine solch perfekte Paraderolle hatte.

Zudem wird die Serie auch von weiteren wunderbar bunten Nebencharakteren und -darstellern gestützt, sei es der korpulente (aber nicht minder bewegliche und schnelle) Chef des Elektromarktes Big Mike oder die schrille Computerexpertin Anna Wu (Julia Ling, „Studio 60“) sowie Chucks bester Freund Morgan (Joshua Gomez, „Without a Trace“), die alle immer wieder zum Zuge kommen und eigene sehenswerte Momente haben. Sie runden die Show auch in den Szenen ab, in denen Chuck nicht präsent ist.

Und dann sind da noch die Opening Credits, die eine eigene Erwähnung verdienen. Eine Show, die einen Cake-Song als Theme verwendet („Short Skirt, Long Jacket“) muss wohl zu „den Guten“ gehören. Aber es ist nicht nur der Song, auch die sanfte Parodie auf die Opening Credits der 007-Spielfilme macht bereits die 30 Sekunden der „Chuck“-Eröffnungssequenz zu den wöchentlichen TV-Highlights.

Mag sein, dass NBC auch hier vielleicht wieder nur ein One-Season-Wonder hat, dessen Stern in einer zweiten Staffel mit „Heroes“-ähnlicher Geschwindigkeit wieder verglüht und ich sitze hier in 12 Monaten und nörgele dann wieder irgendwas von „die erste Staffel war besser“ herum. Aber bisher ist es ein verdammt gutes „Wunder“ und ich genieße jede einzelne Minute dieses Fun Rides.

14 Antworten

  1. 1
    simon schrieb:

    vor den sabawards’07 aber bitte unbedingt noch Skins anschauen 😉

  2. 2
    sab schrieb:

    Jau, ist bereits bestellt und wird wohl hoffentlich diese Woche im Briefkasten liegen 🙂

  3. 3
    Donnie schrieb:

    „Chuck“ überzeugte mich von den neuen Network-Serien mittlerweile auch am meisten. Während manche Serien gut starteten, aber schon ziemlich schnell langweilig und nervig wurden („Reaper“) und andere gute Neustarts noch dabei sind ihren Rhythmus zu finden („Dirty Sexy Money“), ist „Chuck“ für mich die beste neue Serie der neuen Season, weil sie ihren Rhythmus schon gefunden hat und einfach funktioniert.

    Glücklicherweise sieht es auch für die Zukunft der Serie besser aus, nachdem „The Bionic Woman“ sich zu einem Quoten-Disaster entwickelt hat. Auch froh bin ich darüber, dass die Serie eine Opening Sequenz hat, denn die kurzen Titeleinblendungen finde ich mittlerweile irgendwie langweilig und so hat man immerhin eine „Chuck“-Hymne.

    Also lasst Joss nächstes Jahr bei „DOLLHOUSE“ auch seine Opening Credits, wobei die bei FOX ja eigentlich immer noch recht präsent sind.
    A propos, „Dollhouse“, ob FOX Elizas neue Serie auch wieder so hypnotisch und hirnlos bewirbt wie „Tru Calling“ damals:http://youtube.com/watch?v=_wvbzPNnNLM

  4. 4
    Hirngabel schrieb:

    Sehr schöner Review, den ich durchaus so unterschreiben kann, wenngleich ich das übliche Vergleichen mit REAPER (okay, mache ich selbst auch…) nicht so notwendig finde, da ich die CW-Serie mittlerweile auch durchaus ein bisserl mag.

    Was ich bei CHUCK nur wirklich nicht verstehen kann, ist, warum die Serie so mäßig läuft. Zwar hat sie immerhin eine FS-Order bekommen, aber Quoten rund um die 8-8,5 Mio. dürften NBC nicht sonderlich zufrieden stellen. Dass wirklich gute Serien nicht beim breiten Publikum ankommen, ist ja nichts ungewöhnlich. Aber CHUCK halte ich für absolut massenkompatibel, wodurch mir der ausbleibende durchschlagende Erfolg irgendwie gar nicht erklärbar ist… Wollen wir mal hoffen, dass es zumindest zu Staffel 2 reicht.

    Finde CHUCK übrigens auch bei den dramatischen Momenten durchaus stark. So ist meine Lieblingsszene bisher, der Break-Up von Chuck und Sarah, unterlegt mit dem Eels-Song. Sehr fein.

  5. 5
    marcus schrieb:

    kann mich der begeisterung nur anschließen. Der Pilot und die erste reguläre Folge waren noch nicht wirklich herausragend, aber mit der Zeit erkennt man was für liebenswerte Charaktere die Serie hat, der Mix aus Comedy und Story stimmt, die Darsteller sind weltklasse – Chuck ist für mich inzwischen nach Californication der große Hit unter den Neustarts 2007

  6. 6
    marcel weiß schrieb:

    Pineapple!

  7. 7
    Zeth schrieb:

    Wie man doch unterschiedlicher Meinung sein kann.
    So sehr ich die Serie auch mag, grade den Vorspann hab ich vor zwei Wochen in nem Blogposting noch als Beispiel genommen dafür das früher alles besser war.
    Ich finde im Vergleich zu den Intros von z.B. Buffy, Firefly oder Veronica Mars ist das Chuck-Intro viel zu emotionslos und steril, gefällt mir persönlich jetzt gar nicht.

  8. 8
    mediensucht schrieb:

    Erstmal volle Zustimmung zum Chuck-Review. Chuck hat sich aktuell zu meiner zweitliebsten Serie (nach Pushing Daisies) gemausert, eben aus den genannten Gründen im Text. Die letzten Folgen brachten sogar noch eine Dramakomponente ins Spiel, die mir richtig gut gefiel.

    Der Vorspann von Chuck gefällt mir auch. Neben dem tollen Cake-Song ist er schon einfach, stellt sich damit aber nicht über die eigentliche Show. Er bringt vielmehr gut den „Spirit“ der Show rüber: frech, comichaft und actionreich!

    Ich hoffe auf eine 2. Staffel …

  9. 9
    Mike schrieb:

    Hm. Da muss ich wohl doch nochmal reinschauen. Bei mir ist der Funke bei den ersten drei Episoden noch nicht so recht übergesprungen, deshalb habe ich die Serie erst einmal auf Eis gelegt. Vielleicht ligt`s auch daran, dass ich zur selben Zeit mit „Burn Notice“ angefangen hatte, und diese Serie m.E. die eindeutig überlegenere ist.

  10. 10
    Sascha schrieb:

    Chuck ist für mich der beste Neustart in diesem Jahr. Ich mag diese Serie sogar mehr als Pushing Daisies.

    Das schöne an Chuck ist einfach diese Steigerung innerhalb der Serie. Die letzten 3 Folgen waren auf solch einem hohen Niveau, dass es schon fast unheimlich wird. 😀

  11. 11
    Ace_NoOne schrieb:

    Habe mir in den letzten Tagen mal die ersten paar Folgen angeschaut – ist wirklich nicht schlecht bisher!

    Randbemerkung: Adam Baldwin war der Grund, aus dem ich mich überhaupt erst für Chuck begeistern konnte. Zwar ist er (Rollen-bedingt) nicht ganz so unterhaltsam wie in Firefly, aber es lohnt sich auf jeden Fall.

  12. 12
    jessi schrieb:

    So ganz kann ich diese Lobhuddelei ja nun nicht nachvollziehen. In der Review steht im ersten Absatz alles, was man über die Show sagen kann, wirklich alles. Meiner Meinung nach. Denn mehr passiert da einfach nicht. Die A-Story-Fälle sind so konstruiert, das sie einfach nur uninteressant sind; man muss ihnen nicht wirklich folgen – aber als Füller oder Überbrücker für die B- oder C-Stories dienen sie anscheinend auch nicht, denn dafür sind diese auch wiederum zu platt und zu uninspiriert.
    Keine spannenden Dialoge, kein Oha!-Moment und Charaktere mit soviel Tiefgang wie ne Junior-Tüte. Und wo ist da bitteschön irgend ne Entwicklung zu sehen? Ein somit immer gleich bleibendes Setting mit uninteressanten Crime-of-the-week-Variationen.

    Gleiches gilt für „Pushing Daisies“:
    Es mag zwar von der Optik her an Tim Burton erinnern, hat aber mit seinem Stil soviel gemeinsam, wie die Ikea-DVDplayer-Dummies mit den echten Geräten.
    Jede Woche ein semi-spannender Fall nach immer dem selben Schema und eine Love-Story, die nicht vor und nicht zurück kommt: sie sind ineinander verliebt, können sich aber nicht anfassen. Punkt. Und nu? Joa, lösen wir halt noch so nen Fall und packen das in bunte Bilder. Gähn.
    Der Charakter/Darsteller mit dem meisten Charisma/Talent ist wohl „Digby“.
    Hinzu kommt dann noch die mehr als nervige immer Text-gleiche Erzähler-Stimme.

    Beide Serien fordern den Zuschauer null und für simple anspruchslose Unterhaltung sind sie zu lanweilig, gezwungen und eintönig. Aber wenn ich wirklich mal 40 Minuten totalen Leerlauf überbrücken muss, dann wohl eher mit „Chuck“ – denn das ist wenigstens nicht so krampfhaft „süß“, dass einem schlecht wird.

  13. 13
    Hirngabel schrieb:

    @jessi

    Ich würde da vehement widersprechen wollen, weil ich -wie oben schon erwähnt- beide Serien sehr mag. Aber gegen dein Statement kann man wenig einwenden, schließlich ist alles immer irgendwo Geschmackssache. Angefangen von der Off-Stimme bei PD, die für mich absolut das Gegenteil von nervig ist, über die Einschätzung, dass PD „krampfhaft“ wäre (ich persönlich liebe es mich in dieser bunten Welt, die bis ins letzte Detail so wunderbar arrangiert ist, einfach einmal die Woche fallen zu lassen) bis hin zu deiner Aussage, dass bei CHUCK keinerlei Entwicklung zu sehen wäre und die Charaktere komplett flach wären, sehe ich das grundverschieden. Und da könnte ich jetzt vermutlich viel reden, aber würde dich wohl doch nie bekehren können. =)

  14. 14
    mb schrieb:

    Dem Streik sei Dank, habe ich dieser niedlichen Serie noch eine Chance gegeben. Sie macht wirklich viel Spaß. „Fun Ride“, jawohl, mehr aber auch nicht.

    Und ich mag ja Sarah Lancaster, aber dadurch steht das Verfallsdatum der Serie auch schon fest. Die Gute bringt ihren Serien nicht gerade viel Glück. Sie hat ja schon Everwood, Dr. Vegas und What About Brian auf dem Gewissen. Wobei es um die nicht unbedingt schade war. 😉

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