The Daily Show with Harald Schmidt?

Endlich ist das Ende des „Schmidt & Pocher“-Experiments beschlossene Sache: Laut Spiegel wird das Duo die gemeinsame ARD-Sendung ab April 2009 aufgeben. Schmidt scheint aber dennoch weitermachen zu wollen (was sich in den letzten Monaten auch schon anders angehört hatte). Über das neue Konzept der Schmidt-Show gibt es noch keine konkreten Angaben, aber Ko-Produzent Fred Kogel hat mal wieder das Vorbild Jon Stewart hervorgehoben:

Zu den Plänen für Schmidts Zukunft sagte Kogel gegenüber dem SPIEGEL: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen. In einem Wahljahr „will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Es gehe darum, „die Comedy-Latte wieder höher zu legen in Richtung Anspruch und Intellekt, vergleichbar mit dem US-Polit-Komiker Jon Stewart – aber eben Harald Schmidt.“

Immerhin hat man wohl bei Kogel&Schmidt erkannt, dass die aktuelle Show einfach nur noch über weite Strecken ein billiger Comedy-Müll ist, eine Verschwendung von Schmidts Möglichkeiten. Pocher konnte Schmidt nie aus der Reserve locken und die beiden produzieren mittlerweile eher eine unansehnliche Klamauk-Sendung, die zuweilen nicht mal an alte „Sat.1-Wochenshow“-Kalauer herankommt.

Und nun also wieder ein „Neustart“. Ob das noch irgendwann ‚was wird? Wie oft wurde nun schon das Vorbild „Jon Stewart“ vor einem Relaunch der Schmidt-Show bemüht? Stattdessen hat man sich in den letzten Jahren eher von dem „Vorbild“ weiter entfernt. Politische Comedy (oder politisches Kabarett) fand dort ja gar nicht mehr statt — wohl quasi unter dem Motto „Dazu gibt es ja den Scheibenwischer“.

Für eine 1:1-Kopie der „Daily Show“ wäre Schmidt sicherlich auch der Falsche und die deutsche Polit- und TV-Landschaft ist deutlich anders als die amerikanische. Diese Art Show ist nicht Schmidts Stil, aber dennoch ist er wohl zur Zeit noch der Top-Kandidat für eine anspruchsvollere Comedy-Sendung im deutschen Fernsehen, die mal von den nervigen Oliver-Kahn- und Podolski-Sketchen wegkommt. Wahrscheinlich wird auch dieses Mal nix aus dieser Hoffnung und am Ende kommt steht wieder mal nur ein gelangweilter Schmidt vor den Kameras, der die Sprüche seines uninspirierten Autoren-Teams herunternudelt und dann in naher Zukunft in eine endgültige „Kreativpause“ verschwindet.

11 Antworten

  1. 1
    Jetzt gibts wieder Schmidt ohne Pocher | netzfeuilleton.de schrieb:

    […] sablog: The Daily Show with Harald Schmidt?! […]

  2. 2
    the Geek schrieb:

    Das ist jetzt schon die dritte oder vierte Adresse hier, die die Nachricht vom Spiegel zitiert und jetzt will ich auch mal was dazu los werden:

    Ich finde, dass man Schmidt & Pocher auch ein Stück weit Unrecht tut, wenn man die gesamte Schuld an dem Scheitern des Konzepts auf ihre Schultern abwälzt. Hinter so einer Show steht ja auch immer ein großes Team und so eine „scripted“ Show steht und fällt mit den Kreativen hinter dem Präsentator der Gags.

    Zu Hochzeiten von Schmidt bei Sat.1 war das Team allein schon wegen der Häufigkeit der Sendung wesentlich größer und sehr wahrscheinlich waren die Mitarbeiter auch besser bezahlt. Und das die Jobs bei einer Sendung, die nur noch gefühlte zwei Mal pro Monat zu sehen ist, nicht sonderlich attraktiv sein können, sollte wohl auch klar sein. Siehe Manuel Andrack. Ich habe irgendwo Mal gelesen, dass Schmidt seine Mitarbeiter pro Sendung bezahlt. Davon kann niemand leben (außer Schmidt und Pocher). Wahrscheinlich sitzen die wirklich guten Kreativen von der früheren Sat.1-Sendung schon lange bei Brainpool und arbeiten für TV total oder an einer Sketch-Show mit Pastewka bzw. Engelke.

  3. 3
    mb schrieb:

    TDS würde in Deutschland nicht funktionieren.
    Viel interessanter ist doch, wie sich das Original so entwickelt. Ohne Fettnapf-Bush und sein Kabinett von Bilderbuchbösewichten wird es nicht mehr so leicht für die Daily Show. Da fehlen allein schon 10 Minuten pro Woche, die mit bescheuerten Bush-Zitaten gefüllt werden konnten. 😉

  4. 4
    sab schrieb:

    @theGeek: Sicherlich hängt vieles vom kreativen Autorenteam ab, aber das war auch schon während den Sat.1-Zeiten oft eine Achilles-Ferse der Show. Schmidt ist dann in seinem Element, wenn er improvisieren und ausgehend von dem vorgegebenen Material seine eigene Nummer machen kann. Doch dazu muss er in Stimmung sein, was er leider immer seltener ist. Man merkte das früher immer schön bei den Sendungen vor und nach einem längeren Urlaub: Schmidt war relaxed und scherte sich einen Dreck um das Konzept der Show. Die Show funktioniert nur, wenn Schmidt Spaß hat. Simpel vorbereitete Sketche anzumoderieren oder Stand-Up ist nicht sein Ding. Er will meiner Meinung nach experimentieren, seinen Intellektuellen-Spieltrieb ausleben, ein wenig provozieren und — auch wenn er es immer wieder dementiert — genießt er es auch insgeheim ein wenig, wenn er vom Feuilleton als nächster Heilsbringer gehuldigt wird. Ich denke er ist da auch etwas ambivalent: Auf der einen Seite hat er keinen Bock mehr auf das Alltagsgeschäft Comedy-TV, aber auf der anderen Seite juckt es ihm immer noch heftig in den Fingern, mit den Erwartungen/Ansprüchen der Zuschauer sowie Programmverantwortlichen zu spielen. So paradox es klingt, aber ich denke, er hat sogar bis zu einem gewissen Grad Spaß daran, die Zuschauer zu langweilen (und sie auf diesem Weg zu provozieren). In gewisser Weise ist er immer noch ein kleines rebellisches Kind, das seine Grenzen austesten will.

    @mb: Auf die Zukunft der „Daily Show“ bin ich auch gespannt. Man würde zwar annehmen, dass die Obama-Administration zunächst nicht viel Material liefern würde, aber ein Regierungswechsel bietet auch immer reichlich Potential für Missgeschicke und Fehltritte aller Art. Im Umfeld der gigantischen Bailouts für die Finanz- und Autoindustrie wird es zudem sicherlich auch einige Stories geben. Man wird sich zudem über die Oppositionsbemühungen der Republikaner hermachen und dann wird es sicherlich auch weiterhin auf Ebene der einzelnen Staaten diverse Skandale und Skandälchen geben. Blagojevich in Illinois hat ja schon einen „schönen“ Anfang gemacht 😉

  5. 5
    Hendy schrieb:

    Ich bin auch sehr gespannt auf das, was nun kommen möge. Ich hoffe, sie behalten Peter Rütten bei, dessen Rückkehr als MAZ-Kommentar war eines der positiven Sachen an „Schmidt & Pocher“, weil es, mich zumindest, so sehr an die guten SAT1-Zeiten erinnerte. Dass Manuel Andrack zurückkehrt, wo er ja nun sogar auch als Redaktionsleiter gekündigt hat und die Show komplett verließ, darf hingegen wohl bezweifelt werden.
    Mal sehen, was die sich einfallen lassen, denn das Nachfolgeformat sollte ja schnellstmöglich etabliert werden, wenn man wirklich das Wahljahr 2009 ausnutzen will.
    Am liebsten wäre mir ja: Harald Schmidt plus neuer, unverbrauchter Sidekick (aber eben nicht aus der niveaulosen Ecke) plus Rütten als Kommentar.
    Natürlich braucht es dann noch gute Autoren im Hintergrund, die für gute Ideen und lustige StandUp-Monologe sorgen, aber wie SAB schon schrieb, am besten war die Show früher immer, wenn Schmidt größtenteils improvisiert hat und das Geplante nur als groben Leitfaden sah.
    Ob er wieder so gut werden kann… ich denke schon, er scheint ja nicht mehr so fernsehmüde zu sein wie noch vor ein paar Jahren, wenn er sogar jetzt wieder davon spricht, mehr Sendungen machen zu möchten („die Schlagzahl erhöhen“). Und das deutet schon darauf hin, dass er sehr wohl noch Lust und Spaß an der Sache hat, was in der Tat die Voraussetzung dafür ist, dass so ein Nachfolgeformat an ähnliche Qualitäten wie damals die HSS bei Sat1 heranzureichen vermag – oder zumindest die Qualität gegenüber der ARD-Zeit wieder steigert! Denn, ich muss zugeben, oft war „Schmidt & Pocher“ besser als Schmidt und Andrack bei der ARD, was meist so vor sich hinplätscherte (wenn es denn überhaupt kam).
    Was aber mMn auch daran gelegen haben kann, dass die Regelmäßigkeit und die Tagesaktualität fehlten – es müssen einfach wieder mehr Sendungen pro Woche werden, bestenfalls wieder vier bis fünf, sonst hat eine Late-Night-Show einfach keinen Sinn.

  6. 6
    sab schrieb:

    Spiegel Online hat nun auch das komplette Interview mit Kogel online: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,598491,00.html

    Die Frage nach einer täglichen Show beantwortet Kogel mit einem „Wer soll das bezahlen“ 🙂

  7. 7
    mb schrieb:

    Anderswo wurde Schmidt & Heidenreich als neues Gespann vorgeschlagen. Auf den ersten Blick hört sich das gar nicht so schlecht an.

  8. 8
    sab schrieb:

    Jau, aber ich glaube die Heidenreich ist bei den Intendanten des Ö-R mittlerweile in der „Zicke/Giftschrank“-Kategorie gelandet. Außerdem wäre sie den „Powers that Be“ sicherlich auch zu alt. Schmidt war ja mal bei „Lesen!“ zu Gast, aber ich kann mich im Moment nicht mehr erinnern, wie die beiden miteinander auskamen.

    Andere Namen, die im Usenet genannt wurden, sind Kuttner und Plasberg. Kuttner wäre wohl ein Fest für die Fanboys (da will ich mich auch gar nicht ausschließen), aber im Grunde nur eine Neuauflage des Pocher-Experiments und hätte sich ebenso schnell verheizt. Frank Plasberg hingegen … das könnte ich mir durchaus vorstellen. Ich glaube die beiden sind sich auch sympathisch und Plasberg kann Schmidt Paroli bieten.

  9. 9
    mb schrieb:

    Das wäre aber auch eher ein Föjetong-Traumpaar oder sind Plasbergs Quoten so gut?

  10. 10
    sab schrieb:

    Plasberg ist mittlerweile die neue, große ARD-Hoffnung — nachdem Jauch absagte. Am letzten Samstag durfte er als „Belohnung“ sogar eine 20:15-Show moderieren und erzielte ordentliche Quoten (MA: 22 Prozent, aber bei schwacher Konkurrenz und sicherlich nicht nur sein Verdienst). Auch „Hart aber Fair“ fährt meines Wissens in der Regel sehr gute Quoten ein.

  11. 11
    Hendy schrieb:

    Stimmt, Plasberg wäre interessant, aber für ein regelmäßiges Format sicher nicht zu haben, denn er hat ja nun schon HART ABER FAIR und seine unregelmäßige Boulevard-Talkshow im WDR, gleichzeitig meinte er aber auch in Interviews, er wolle selbst HART ABER FAIR nur noch ein paar Jahre machen. Der wird sich also sicher nicht so einfach hergeben, schätze ich.
    BTW: Die HART ABER FAIR-Quoten wären sicher nochmal deutlich besser, wenn sie endlich den Sonntagabend-Sendeplatz nach TATORT für Plasberg freiräumen würden. Anne Will ist sympathisch und kompetent, aber einfach nicht hartnäckig genug.

    Zurück zum LateNight: Kuttner, tja, da trauere ich auch immer noch ihrer eigenen Late-Night hinterher, als diese noch regelmäßig bei MTV lief. Das hatte mehr von der klassischen Harald Schmidt-Show-Zeit als SCHMIDT & POCHER es jetzt hatten.
    Aber leider kommen ja nicht mal „Kuttners Kleinanzeigen“ so richtig an.

    Mein heisser Favorit als potentieller Late-Night-Show-Sidekick oder gar Late-Night-Show-Moderator ist Florian Schroeder.
    Bei YouTube gibt’s einige gute Clips von seinen Kabarett- und StandUp-Sachen sowie Clips aus seiner eigenen Show „Schroeder!“ im SWR, wo man auch sieht, dass er auch mit Gästen talken kann und dabei spontan und schlagfertig ist. Der hätte halt etwas Erfrischendes, gleichzeitig aber trotzdem Intelligentes.

    Naja, we will see, ich gebe jedenfalls die Hoffnung nicht auf, dass wir in Deutschland vielleicht doch nochmal irgendwann (wieder) eine gute, regelmäßige Late-Night-Show zu Gesicht bekommen.

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