Archiv der Kategorie 'Filme'


Der Krieger und die Kaiserin

Montag, 28. März, 2005

Tom Tykwers „Der Krieger und die Kaiserin“ gehört zu den Filmen, die ich schon seit Ewigkeiten sehen will, aber immer wieder kommt was dazwischen. Am Donnerstag um 23 Uhr kommt der Streifen nun in der ARD. Bin mal gespannt, was diesmal schief läuft…

Def Oscar Jam

Montag, 28. Februar, 2005

Wie im Vorfeld beinahe zu erwarten war, glänzten die Academy Awards dieses Jahr vor allem durch Ereignislosigkeit. Selbst Chris Rock gab sich weitesgehend handzahm, mit einigen mehr oder weniger guten Jokes (“ … star of the eagerly-awaited Catwoman 2, Halle Berry!”) — aber irgendwie kein Vergleich zu Billy Cristal. So wie es aussieht, waren es dennoch nicht seine letzten Oscars, die Quoten waren 1% besser als letztes Jahr und die besten Ratings seit 2000. Update: Oder auch nicht — die Quoten sind gegenüber dem letzten Jahr sogar um ein oder zwei Prozentpunkte gesunken, so heisst es nun nachdem die endgültigen Ratings vorliegen. Der 1% Gewinn basierte wohl noch auf groben Overnights Berechnungen.

Dass einige Awards nun statt auf der Bühne mitten im Publikum vergeben werden, wirkte etwas seltsam — spätestens wenn der Glückliche sich brav hinter einem Mikro im Durchgang aufstellen musste, um seine Dankesrede in 20 Sekunden abzuspulen. So sehr mich die oftmals überlangen Dankesreden auch nerven — diese Art der Verleihung ruiniert den Moment endgültig (wie Chris Rock dann ja auch anmerkte: “Drive-thru Oscar. Here’s your Oscar and your McFlurry, now keep on moving.”). Da fand ich die Lösung mit allen Nominierten gleichzeitig auf der Bühne gelungener (und seit der Abschaffung der Tanzeinlagen eine der sinnvollsten Änderungen der letzten Jahre) . Anyway, den Großteil hab‘ ich eh im FastForward Modus angeschaut: Eigentlich nur Chris Rock, die „Hauptkategorien“ sowie die Counting Crows und der ein oder andere Präsentator waren es wert, in voller Länge und Original-Geschwindigkeit angesehen zu werden. Die beste Dankesrede brachte (wieder einmal) Jamie Foxx — dem nimmt man den „vom Tellerwäscher zum Hollywood-Star“-Aufstieg auch wirklich ab.

Robin Williams brillierte mit der besten Präsentatoren-Rede in welcher er die jüngste Diskussion über schwule Cartoon-Figuren auf die Schippe nahm („What about Donald Duck — little sailor suit and no pants? Hello!?“). Seine Impersonation von Jack Nicholson war filmreif.

Was die Gewinner angeht — joh, keine größeren Einwände von meiner Seite. Ob nun Scorsese oder Eastwood den „Best Director“ verdient haben — schwer zu sagen. Der 72jährige Eastwood hat ja schon in den Neunzigern den Oscar für „Unforgiven“ erhalten, insofern wäre nun endlich mal Scorsese „an der Reihe gewesen“. Aber so funktionieren die Academy Awards nun mal nicht. Auch kein Oscar für den „Untergang“ — naja, warten wir mal auf das US-Remake, dann regnet’s bestimmt Auszeichnungen 😉

Nach den Globes erneut Kudos an ProSieben, die nervende Anke gab’s nur am Anfang in der Pre-Pre-Show (klarer Fall für die Vorspul-Taste) und die Pre-Show wurde dann von ABC übernommen. In den US-Werbepausen gab’s statt sinnentleerter Kommentare von ProSieben Boulevard Magazin-Moderatoren teilweise Auschnitte von den nominierten Filmen im O-Ton. Works for me.

WGA Award für "West Wing"

Montag, 21. Februar, 2005

Vor einem Jahr bereits totgesagt, scheint „The West Wing“ wiederaufzuerstehen. Nun hat auch die Gilde der TV- und Filmautoren die Drehbücher der Show wieder mit einem Preis ausgezeichnet und bevorzugte das NBC-Drama somit vor den ebenfalls nominierten HBO-Serien „The Sopranos“ und „Six Feet Under“. Auch die Scripte von „Arrested Development“ (in einem Tie mit Malcolm in the Middle) wurde ausgezeichnet – leider kam „Wonderfalls“ über eine Nominierung nicht hinaus.

Im Film-Bereich wurde Charlie Kaufmans „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ als bestes Drehbuch ausgezeichnet und stach somit u.a. „The Aviator“ und „Hotel Rwanda“ (sowie „Garden State“) aus.

Hier ein Auszug aus der Gewinnerliste mit den wichtigsten TV- und Film-Kategorien: (Mehr, wie zum Beispiel die Kategorie der besten „Animated News Graphics“(!) auf http://www.wga.org/)

Television

EPISODIC DRAMA
THE SUPREMES (The West Wing), Written by Debora Cahn; NBC

EPISODIC COMEDY
PIER PRESSURE (Arrested Development), Written by Jim Vallely & Mitchell Hurwitz; Fox
IDA’S BOYFRIEND (Malcolm in the Middle), Written by Neil Thompson; FOX

LONG FORM – ORIGINAL
SOMETHING THE LORD MADE, Written by Peter Silverman and Robert Caswell; HBO

LONG FORM – ADAPTED
ANGELS IN AMERICA, Teleplay by Tony Kushner, Based on the play by Tony Kushner; HBO

ANIMATION
CATCH ‚EM IF YOU CAN (The Simpsons), Written by Ian Maxtone-Graham; FOX

COMEDY/VARIETY – (including talk) SERIES
LATE NIGHT WITH CONAN O’BRIEN, Written by Mike Sweeney, Chris Albers, Jose Arroyo, Andy Blitz, Kevin Dorff, Dan Goor, Michael Gordon, Brian Kiley, Michael Koman,Demetri Martin, Brian McCann, Guy Nicolucci, Conan O’Brien, Allison Silverman, Robert Smigel, Brian Stack, Andrew Weinberg; NBC

NEWS – REGULARLY SCHEDULED, BULLETIN OR BREAKING REPORT
THE REAGAN FUNERAL (ABC World News Tonight with Peter Jennings), Written by Steve Alperin; ABC

NEWS – ON-AIR PROMOTION (RADIO OR TELEVISION)
STILL STANDING: KILL BILL, KING OF QUEENS: RUNNER, Written by Chris Cranner / CENTER OF THE UNIVERSE: DIRECT TV, Written by Chris Cranner & Jay Curtis & Mark Mallory / STILL STANDING/LISTEN UP: WHO’S ON FIRST, Written by Chris Cranner & Jay Curtis; CBS

Film

ORIGINAL SCREENPLAY
Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Screenplay by Charlie Kaufman, Story by Charlie Kaufman & Michel Gondry & Pierre Bismuth, Focus Features

ADAPTED SCREENPLAY
Sideways, Screenplay by Alexander Payne & Jim Taylor, Based on the novel by Rex Pickett, Fox Searchlight Pictures

"Garden State" kommt am 26. Mai

Mittwoch, 16. Februar, 2005

Hargh, gleich nenne ich den Blog in sab’s movie news um 😉

Anyway, Buena Vista hat mir geschrieben und mitgeteilt, dass „Garden State“ am 26. Mai 2005 in den deutschen Kinos anlaufen wird. Das ist die Woche nach dem Start von „Star Wars III“. Oh, und ich sehe gerade, der Verband der Filmverleiher hat diesen Termin jetzt auch. Zwei Wochen später, am 9. Juni, startet „Per Anhalter durch die Galaxis“ (hm, das gehörte eigentlich in die vorangegangene Meldung).

Hitchhiker Trailer

Mittwoch, 16. Februar, 2005

Mehr movie-related stuff: Den ersten „richtigen“ Trailer zu „Hitchhikers Guide to the Galaxy“ gibt es heute bei amazon.com (direkt auf der Startseite). Sieht gar nicht mal so schlecht aus.

Miami Vice – the Movie

Mittwoch, 16. Februar, 2005

Nach „Starsky & Hutch“ musste das ja passieren: Die 80er-Kult-Serie „Miami Vice“ kommt nächstes Jahr auf die große Leinwand. Wie Zap2it meldet, steht der Cast mittlerweile fest: Jamie Foxx („Ray“) und Colin Farrell. Regie führen wird Michael Mann („Heat“, „Ali“), der auch schon Autor bei der Original-Serie war. Im Juli 2006 soll der Film in die US-Kinos kommen.

Closer

Montag, 14. Februar, 2005
Closer

Ja, ich weiss, in letzter Zeit häufen sich hier die Movie-(Mini-)Reviews, aber die x-te Meldung über den y-ten Serien-Pilot-Order gestaltet sich derzeit etwas eintönig (vor allem da 70% dieser Projekte eh nicht über den Piloten herauskommen). Ende April wird’s mit den nahenden Upfronts wieder spannender.

Dagegen sind Filme wie „Closer“ doch deutlich faszinierender. Nach „Garden State“ war ich ja sehr gespannt darauf, „Closer“ zu sehen — ja, wegen Natalie Portman. Der Film läuft derzeit noch in einigen deutschen Kinos (unter dem Titel „Hautnah“). Aber wohl nicht mehr lange – er läuft schon seit dem 13. Januar.

CloserDer Spielfilm ist so ziemlich das Gegenteil von „Garden State“. War „Garden State“ eine schöne, einfühlsame Liebesgeschichte, so ist „Closer“ fast schon eine Art Anti-Liebesgeschichte — und das obwohl die Hauptakteure doch vermeintlich ständig verliebt sind. Aber mit „Liebe“ ziehen hier Lügen, Betrug und Brutalität einher.

„Closer“ basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Patrick Marber und wie es bei Adaptionen von Theaterinszenierungen üblich ist, tendiert der Film zu einer gewissen Dialoglastigkeit. Dementsprechend gibt es auch wenige Locations, wenige Darsteller, aber hochintensive Interaktionen der Hauptcharaktere.

Im Mittelpunkt steht die junge Stripperin Alice (Natalie Portman), die gerade aus New York nach London umgezogen ist und dort auf den Journalisten Dan (Jude Law) trifft. Die beiden verlieben sich, werden ein Paar, doch nach einigen Monaten beginnt Dan eine Affaire mit der Fotografin Anna (Julia Roberts). Anna verliebt sich schließlich jedoch in den Dermatologen Larry (Clive Owen) und über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt sich ein kompliziertes Beziehungsgeflecht, das geprägt ist von Lügen, vermeintlicher Liebe und Charakteren, die weder sich selbst noch ihren Nächsten wirklich kennen. Im Grunde ist die Story nichts anderes als das übliche Beziehungsvieleck, das man tagtäglich in diversen TV-Soaps vorgeführt bekommt: X tut es mit Y und Z darf nichts davon wissen. Umso interessanter ist es, was man aus diesem Storyprinzip herausholen kann.

„Closer“ fasziniert von der ersten Minute und lässt bis zur letzten Szene nicht mehr los. Und das obwohl man sich (hoffentlich) kaum mit einem der Charaktere identifizieren kann. Regisseur Mike Nichols („The Graduate“) überzeugt bei der Umsetzung des Drehbuchs mit einfachen stilistischen Mitteln, die einen großen Effekt haben. Dazu zählen auch die Zeitsprünge innerhalb des Films, die man als Zuschauer erst einmal bemerken und richtig einordnen muss. Die Kameraführung ist exzellent-unaufdringlich. Ein gelungener Soundtrack (vor allem bestimmt durch Damien Rice‘ „The Blower’s Daughter“) trägt nicht unwesentlich dazu bei, die Emotionen zum Zuschauer zu übertragen. Die Songzeile „Can’t take my mind off of you“ wird geradezu zur perfekten Repräsentation der teilweise von Verzweiflung bestimmten Beziehungen zwischen den Chrakteren.

CloserNatalie Portmans schauspielerische Leistung ist atemberaubend. Die Transformationen, die sie über den Verlauf der 100 Minuten und teilweise innerhalb einzelner Szenen durchmacht, sind Welten von ihrer „Star Wars“ Performance entfernt (no pun intended). Zwar hat man auch hier immer mal wieder Probleme zu glauben, dass das nicht mehr die 13jährige aus „Léon“ ist (weil sie auch mit 23 wirklich immer noch verflucht jung aussieht), insbesondere wenn die aufgeladenen Strip-Szenen über die Leinwand flimmern, rappelt man sich unwillkürlich etwas irritiert im Kinosessel auf.

Aber auch die Leistungen von Julia Roberts, Clive Owen und Jude Law sind beeindruckend. Insbesondere Julia Roberts hat seit den eher anspruchslosen (aber unterhaltsamen) Komödien wie „Notting Hill“ einen ansehnlichen schauspielerischen Reifeprozess durchgemacht.

Jugendfrei ist der Film sicherlich nicht. Da wurde erst gar nicht versucht, ein „R-Rating“ der MPAA zu vermeiden — es wird drauflos geflucht, was das Zeug hält. Hier geht es auch nicht um süßen „Blümchen-Sex“, sondern hier wird „gefickt“ und „geblasen“ was das Zeug hält. Von den Szenen im Striplokal wollen wir erst gar nicht reden… Die „dreckige Seite“ des Sex steht hier nunmal im Vordergrund.

Insgesamt ein empfehlenswerter Film, wenn man auf („schmutzige“) dialoglastige, theaterähnliche Filme steht und auf ein zuckersüsses Schmachtfest verzichten kann. Die Schauspielerleistungen sind reihum erstklassig und sicherlich eine Oscar-Nominierung wert. Für Fans der Hauptdarsteller unbedingt ein Muss, für Filmliebhaber ebenso. Definitiv nichts für die Abende, an denen einem der Sinn nach SFX-Action oder einer glücklichen, familienfreundlichen Liebesgeschichte steht (man sollte sich durch den Namen Julia Roberts im Cast nicht dazu hinreissen lassen, eine „Pretty Woman“-Komödie zu erwarten).

Etwas enttäuschend ist der Umfang der geplanten US DVD Release, die Ende März erscheint. Als einziges Extra ist wohl der „Superbit“-Transfer zu nennen, zusammen mit einem Musikvideo. Sonst nichts. Sehr schade.

Eines hat der Film auf jeden Fall geschafft: Auch den nächsten Natalie Portman Film werde ich wohl nun nicht verpassen wollen. Und somit steht nun auch der Kurzfilm „True“ auf meiner Must-See Liste — eine kurze Liebesgeschichte mit Natalie Portman, gedreht von Tom Tykwer im Sonner 2002 in Paris. Der Kurzfilm wird 2005 im Rahmen einer Hommage an Paris mit dem Titel „Paris, je t’aime“ veröffentlicht. 20 Regisseure haben dazu in den 20 Arrondissements von Paris kleine, zehnminütige Filme gedreht.

Garden State

Freitag, 4. Februar, 2005

Garden StateWer hatte in jungen Jahren nicht schon mal eine Idee für einen eigenen Spielfilm — vielleicht sogar schon mal ein rohes Drehbuch zu Papier gebracht, im Geiste Hauptdarsteller selektiert und den passenden Soundtrack dazu ausgesucht? In der Regel verstauben solche Phantasien aber in der Schublade mit der Aufschrift „Jugendträume“. Nicht so im Falle von Zach Braff (Jahrgang 1975). Er studierte Film an der Northwestern University, wirkte in einigen Spielfilmen in Nebenrollen mit und ergatterte schliesslich die Hauptrolle in der NBC Sitcom „Scrubs“, die sein Leben nachhaltig veränderte. Und auch er hatte bereits im College eben diese eine Idee zu einem Spielfilm, samt eines Erstentwurfs eines Drehbuchs, eine Liste von gewünschten Darstellern und eine genaue Vorstellung für einen Soundtrack.

„Large’s Ark“ sollte der Film heissen, rund um die Erlebnisse eines Mittzwanzigers, der nach langer Zeit wieder in sein Heimatdorf zurückkehrt und dort seine große Liebe findet. Und weil Zach unbedingt „seinen“ Film machen wollte, bemühte er sich jahrelang um die Finanzierung dieses Projektes, bei dem er nicht nur Regie führen, das Drehbuch schreiben, sondern auch die Hauptrolle spielen wollte. Logischerweise interessierte sich kein einziges Studio für dieses Drehbuch („Everyone said no. Everyone with a date book and a phone in Los Angeles said no.“) und dass sich sein Traum, Natalie Portman für die weibliche Hauptrolle zu gewinnen, erfüllen würde, glaubte selbst Zach nicht.

Doch dann wurde Ex-Seinfeld Produzent Gary Gilbert auf das Script aufmerksam und er finanzierte das Filmprojekt im Frühjahr 2003 mit 2,5 Millionen US-Dollar. Natalie Portman wurde angefragt … und sagte zu. Gedreht wurde in nur 24 Tagen gleich nach Drehschluß der zweiten „Scrubs“-Staffel. Über den Sommer 2003 wurde der Film geschnitten und hatte seinen großen Auftritt beim Sundance Film Festival, wo FOX Searchlight den Film für 5 Millionen US-Dollar kaufte. Dann begeisterte der Film Kritiker und Zuschauer und spielte über 27 Millionen US-Dollar ein. Seit Ende Dezember 2004 ist der Film nun in Nordamerika zusammen mit einem reichhaltigen Bouquet an Extras auf DVD erhältlich. In Deutschland hat er bis dato noch nicht mal einen Kinostarttermin (Buena Vista Intl.).

Garden State„Garden State“ ist kein perfekter Film. Aber er ist verflucht nahe dran. Er erzählt in wunderbaren Bildern die kleine, aber feine Geschichte von Andrew Largeman (Zach Braff), der nach neun Jahren wieder in seine Heimatstadt in New Jersey zurückkehrt, weil seine Mutter gestorben ist. Andrew ist Mitte Zwanzig, hat eine erfolgreiche Filmstar-Karriere in Los Angeles und betäubt seine Gefühle seit Jahrzehnten mit einem bunten Portfolio aus Beruhigungsmitteln. Die Rückkehr in seine Geburtsstadt zwingt ihn dazu, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Er trifft alte Schulfreunde wieder (u.a. Peter Sarsgaard als Mark), muss sich alten Konflikten mit seinem Vater (eiskalt: Ian Holm) stellen und lernt schließlich Samantha (Natalie Portman) kennen. Samantha ist der Katalysator für Andrews „Re-Integration“ in das Leben. Sie ist ein unbefangenes, lebensbejahendes Energiebündel und eigentlich das genaue Gegenteil des abgestumpften Andrew. Dennoch ist sie die Portion Frische, die Andrew braucht, um Schicht für Schicht seine Hollywood-bewährte Hülle abzustossen und so langsam wieder zu lernen, sich seinen Gefühlen zu stellen, anstatt sie mit Medikamenten zu unterdrücken.

Der Film erzählt in knapp 100 Minuten diese Reise von Andrew Largeman auf der Suche nach seinem wahren Ich und den kleinen Abenteuern, die er dabei erlebt. „Garden State“ könnte der definierende „Kult“-Film dieser Generation der aktuellen Mittzwanziger werden. Viele Kritiker nennen ihn das legitime Gegenwarts-Pendant zu Filmen wie „The Graduate“ und „Reality Bites“. Es wimmelt von potentiellen „Klassiker-Szenen“, sei es wenn Samantha ihren „unique moment“ kreiert, wenn die Freunde in einem Pool schwimmen gehen, seltsame Freizeitbeschäftigungen mit brennenden Pfeilen unternehmen oder sich in einer markanten Szene den Frust aus der Seele schreien.

Garden StateDoch auch ohne diese „Genrationen-Kult-Theorien“ ist „Garden State“ einfach nur ein wundervoll erzählter Film. Der Film versucht nicht übermässig lustig zu sein, aber die wenigen kleinen Gags sitzen perfekt. Der Film ist amüsant und doch ergreifend. Er scheint wie eine Wunderkiste voller kleiner Überraschungen — überall entdeckt man kleine „Goodies“, die beweisen, dass hier jemand mit viel Sorgfalt und Leidenschaft sowie einem guten Auge für kleinste Details einen „Herzblut-Film“ gedreht hat. Exzellente Darsteller werden ergänzt durch fantastische Cinematographie (wunderbare Wide Shots, Crane Shots, Experimente mit Slow und Fast Motion) und ein bis ins kleinste Detail ausgefeiltes Setdesign (man beachte nur die Entwicklung der Farbauswahl über den Verlauf des Films). Dazu ein perfekt ausgewählter Soundtrack: Coldplay, The Shines, Simon & Garfunkel, Frou Frou („Let Go / Beauty in a Breakdown“) und zu meiner großen Überraschung: Zero 7, deren Album „Simple Things“ ich zufälligerweise bereits wenige Tage bevor ich den Film sah in mein Herz geschlossen hatte.

Natürlich gibt es auch in diesem Spielfilm einige Fehler, insbesondere im Continuity Bereich. Manche Szenen sind auch etwas verwirrend geschnitten, manche Übergänge zu abrupt. Es ist nunmal ein Erstlingswerk, das aber gleichzeitig durch eine erfrischende Neubelebung des üblichen Filmstrickmusters überzeugt — hier findet man keine Unterwerfung unter das strenge 3-4 Akte Modell — der Film nimmt sich die Zeit, die er braucht um seine Geschichte zu erzählen. Zach versucht aber gleichzeitig nicht den Zuschauer durch waghalsige Experimente auf die Probe zu stellen.

Und wenn der Film zu Ende geht, will man die Charaktere noch gar nicht gehen lassen, zu sehr hat man sie ins Herz geschlossen. Da hilft nur: Nochmal ansehen (und das muss man zwangsweise um die beiden Audiokommentare anzuhören).

Garden StateNatalie Portman verdient einen eigenen Absatz in dieser Review: Sie zeigt eine atemberaubende Performance. Sie füllt den Charakter der Samantha vollständig aus, obwohl wir eigentlich nur recht wenig über sie im Verlauf des Filmes lernen, da nunmal Zach Braffs Charakter im Mittelpunkt steht. Es scheint fast eine erwachsene Version ihres Charakters aus „Beautiful Girls“ zu sein und es ist ein Genuss, sie nach den verlorenen Jahren in „Star Wars“ endlich wieder in einer Rolle zu sehen, in der sie ihre schauspielerischen Fähigkeiten demonstrieren kann. Ich denke, dass ihre Performance in „Garden State“ auch zu ihrem Golden Globe Gewinn für „Closer“ beigetragen hat. Sie ist zweifelsohne eine der beachtenswertesten Schauspielerinnen ihrer Generation. Der einzige Wehmuttropfen ist im gewissen Sinne auch ein Kompliment: Sie sieht zu jung aus. Die 23jährige könnte problemlos noch eine junge Teenagerin spielen — wenn man sie biertrinkend an der Seite von Zach Braff sieht, runzelt man unwillkürlich schon etwas die Stirn.

Die DVD ist wie ein EinMalEins für junge Filmemacher. Insbesondere in der Sektion der entfallenen Szenen mit über 30 Minuten Material bekommt man eindrucksvoll vorgeführt, warum man wunderbare Szenen aus einem ursprünglich zweieinhalbstündigen Film herausschneiden muss, damit der Film sein Tempo nicht verliert, sich nicht zu sehr in Nebencharaktere und Nebenschauplätzen verzettelt, „Story-Overtelling“ vermeidet, und die Charaktere eine natürliche Entwicklung durchmachen. Kurz: Wie macht macht man einen Film „kompatibel“ zu einer möglichst großen Zuschauermenge ohne seine Ziele zu verraten. Braff erwähnt in den Kommentaren dass seine Lieblingsfilme nicht viel Szenenwechsel benötigen — „just a few talking heads in a room“ sind für seinen persönlichen Geschmack genug. Doch solche Filme sind nunmal nicht massenkompatibel.

Der erste Audiokommentar mit Natalie und Zach ist zwar nicht unbedingt kurzweilig, aber dennoch öfters amüsant und informativ. Zach bringt Natalie mehrmals deutlich hörbar in Verlegenheit, wenn er sie über den grünen Klee lobt und ihre Bikini-Szene (zu Recht ;-)) als „hot“ bezeichnet. Der zweite Kommentartrack mit Zach und einigen Crew-Mitgliedern ist deutlich informativer was den Einblick hinter die Kulissen angeht. Man erfährt unterhaltsam zahlreiche Details über die Entstehung des Films und es wird kaum einen Moment geschwiegen.

Aufschlussreich ist auch das „Making Of“. Es ist nicht unbedingt das seichte Marketing-Gewäsch, das man von Mainstream-Blockbustern kennt, sondern ein mit Videokamera aufgenommes Filmtagebuch, gespickt mit Crew- und Castinterviews.

Der Film wurde in den letzten Wochen oft mit „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ verglichen wenn es darum ging, ob „Garden State“ eine Golden Globe Nominierung verdient hätte. Obwohl beide Filme recht unterschiedlich sind, so dürften sie doch beide die gleichen Zuschauergruppen faszinieren. Dennoch waren die Nominierungen für „Eternal Sunshine“ mehr als gerechtfertigt, „Garden State“ wirkt in manchen Aspekten einfach noch etwas unfertig (insbesondere das Ende des Films). Wer jedoch solche Filme wie „Eternal Sunshine“ mag, für den ist „Garden State“ IMHO allemal einen Blindkauf wert (Mich persönlich hat „Garden State“ mindestens genauso begeistert wie „Eternal Sunshine“). Auch für den Großteil der „Scrubs“-Fans (die die Show auch wegen ihrer ernsten Momente mögen) dürfte der Film sehenswert sein. Und für Natalie Portman Fans ist der Film schlichtweg ein „Must-Buy“.

Links:
Offizielles Blog von Zach Braff: http://gardenstate.typepad.com/
Inoffizielle Fansite: http://www.zach-braff.com
Interview mit Natalie Portman: http://www.insidereel.com

Oscar: "Der Untergang" nominiert

Dienstag, 25. Januar, 2005

Picture: The Aviator, Finding Neverland, Million Dollar Baby, Ray, Sideways.

Director: Martin Scorsese, The Aviator; Clint Eastwood, Million Dollar Baby; Taylor Hackford, Ray ; Alexander Payne, Sideways: Mike Leigh, Vera Drake.

Actor: Don Cheadle, Hotel Rwanda; Johnny Depp, Finding Neverland; Leonardo DiCaprio, The Aviator; Clint Eastwood, Million Dollar Baby; Jamie Foxx, Ray.

Actress: Annette Bening, Being Julia; Catalina Sandino Moreno, Maria Full of Grace; Imelda Staunton, Vera Drake; Hilary Swank, Million Dollar Baby; Kate Winslet, Eternal Sunshine of the Spotless Mind.

Supporting actor: Alan Alda, The Aviator; Jamie Foxx, Collateral; Morgan Freeman, Million Dollar Baby; Thomas Haden Church, Sideways; Clive Owen, Closer.

Supporting Actress: Cate Blanchett, The Aviator; Laura Linney, Kinsey; Virginia Madsen, Sideways; Sophie Okonedo, Hotel Rwanda; Natalie Portman, Closer.

Writing (Adapted Screenplay): Richard Linklater, Julie Delpy and Ethan Hawke, Before Sunset; David Magee, Finding Neverland; Paul Haggis, Million Dollar Baby; Jose Rivera, The Motorcycle Diaries; Alexander Payne and Jim Taylor, Sideways.

Writing (Original Screenplay): John Logan, The Aviator; Charlie Kaufman, Michel Gondry and Pierre Bismuth, Eternal Sunshine of the Spotless Mind; Brad Bird, The Incredibles; Mike Leigh, Vera Drake.

Foreign Film: As It Is In Heaven (Sweden), The Chorus (Les Choristes) (France), Downfall – Der Untergang (Germany), The Sea Inside (Spain), Yesterday (South Africa).

Animated Feature Film: The Incredibles, Shark Tale, Shrek 2.

Animated Short Film: Birthday Boy, Gopher Broke, Guard Dog, Lorenzo, Ryan.

Live Action Short Film: Everything in This Country Must, Little Terrorist, 7:35 in the Morning (7:35 de la Manana); Two Cars, One Night; Wasp.

Documentary: Born Into Brothels, The Story of the Weeping Camel, Super Size Me, Tupac: Resurrection, Twist of Faith.

Documentary Short Subject: Autism Is a World, The Children of Leningradsky, Hardwood, Mighty Times: The Children’s March, Sister Rose’s Passion.

Art Direction: The Aviator, Finding Neverland, Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events, The Phantom of the Opera, A Very Long Engagement.

Cinematography: The Aviator, House of Flying Daggers, The Passion of the Christ, The Phantom of the Opera, A Very Long Engagement.

Film Editing: The Aviator, Collateral, Finding Neverland, Million Dollar Baby, Ray.

Costume Design: The Aviator, Finding Neverland, Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events, Ray, Troy.

Makeup: Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events, The Passion of the Christ, The Sea Inside.

Original Score: Finding Neverland, Harry Potter and the Prisoner of Azkaban, Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events, The Passion of the Christ, The Village.

Original Song: Accidentally In Love from Shrek 2, Al Otro Lado Del Rio from The Motorcycle Diaries, Believe from The Polar Express, Learn To Be Lonely from The Phantom of the Opera, Look To Your Path (Vois Sur Ton Chemin) from The Chorus (Les Choristes).

Sound Editing: The Incredibles, The Polar Express, Spider-Man 2.

Sound Mixing: The Aviator, The Incredibles, The Polar Express, Ray, Spider-Man 2.

Visual Effects: Harry Potter and the Prince of Azkaban, I, Robot, Spider-Man 2.

Meine Tipps sind fett. Hm, das liest sich ja fast wie die Golden Globes Nominierungen.

Die schönsten Staus der Welt: Sunset Boulevard

Montag, 17. Januar, 2005

So, hab mich durch die Globes „durchgespult“ — erstmal Kudos an ProSieben für die ungestörte Ausstrahlung. Genau so habe ich mir das gewünscht – gottseidank haben sie die Engelke daheimgelassen. Ich überstrapaziere zwar jetzt vermutlich mein Glück: Aber könnten wir das bei der Oscar-Verleihung bitteschön noch mal so haben? Danke.

Die Gewinnerliste gibt’s dort. Ein paar Worte will ich aber dennoch dazu verlieren. Erstmal: Captain Kirk hat seinen Globe! Unfassbar. Amüsant zu sehen, wie er seinen hochroten Kopf durch die Reihen zwängte…

Jason Bateman gewinnt für „Arrested Development“. Seine Dankesrede war allerdings schwach. Wenn ich mich nicht täusche, war er der Einzige, der eine Dankesrede ablesen musste. Leider haben sie wie erwartet den Preis für beste Comedy gegen die „Housewives“ verloren, aber so haben sie immerhin einen Preis. Was „The Spotless Mind“ leider nicht von sich behaupten kann :-(.

„Nip/Tuck“ als bestes Drama. Bin ich der einzige, der da überrascht war? Das war wohl ein klassicher Fall von „wenn vier sich streiten, gewinnt der fünfte“. Aber „Housewives“ und „Lost“ als beste Shows wäre des Guten zuviel gewesen und „Sopranos“ sowie „24“ hatten schon mal gewonnen. So darf sich FX über einen Golden Globe freuen und Pro7 jetzt die Trailer umstricken.

Jamie Foxx als „Ray“ — wow, den hatte ich unterschätzt. Der landete automatisch in meiner Billig-Sitcom-Darsteller-Schublade. Naja, jetzt darf sich DVDSoon über eine weitere DVD-Order von mir freuen. Und … uhh… Leonardo Di Caprio bester Drama-Darsteller. Musste das denn sein? Okay, ich hab Aviator nicht gesehen, aber irgendwie kann ich Leo nicht ausstehen (und zwar schon seit „Romeo & Juliet“). Johnny Depps Performance in „Finding Neverland“ war doch nun wirklich brilliant. Oh well.

Ansonsten eine unterhaltsame Preisverleihung (wenn man eine Taste zum Vorspulen in Reichweite hat). Desto später der Abend, umso lockerer die Gäste — wohl vor allem dank der diversen „Moet“-Flaschen, die da gegen Ende leer rumstanden ;-). Dabei waren auch einige kurzweilige Dankesreden — Jamie Foxx, Robin Williams, Marc Cherry und Teri Hatcher fallen mir da ein. Claire Danes sah auch ganz nett und … ehhm … lila aus — und public speaking ist immer noch nicht ihr Ding. Immerhin wurde sie bereits mit ihrem nächsten Film „Shopgirl“ vorgestellt, obwohl der doch erst im Herbst rauskommt.

Jeepers, was ein großes „Alias“-Plakat. Und das in einem NBC-Broadcast. Köstlich. Sicherlich eine unterhaltsamere Alternative für den üblichen Stillshot auf den verwaisten Red Carpet. Mehr davon! Weniger Klingeltöne! 😉

In diesem Sinne: „… and she’ll have fun fun fun ‚til her daddy takes the T-Bird away“…

 

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