Archiv der Kategorie 'Filme'


Better Off Dead… (1985)

Mittwoch, 28. Januar, 2009

John Cusack hat in seiner Karriere eine Menge seltsamer Filme gemacht, aber „Better Off Dead“ gehört wohl zu seinen kuriosesten (Früh-)Werken.

betteroffdeadDer Teenager Lane Meyer (Cusack) hat gerade erfahren, dass seine große Liebe Beth mit ihm Schluss gemacht hat, weil er nicht populär genug ist. Der arme Lane versucht sich zunächst auf bizarre Art und Weise das Leben zu nehmen, doch dann besinnt er sich eines besseren Plans und will Beth zurückzugewinnen, in dem er den Kapitän des Schul-Ski-Teams(!) auf der Piste besiegt. Dabei verliebt er sich in die hübsche Austauschstudentin Monique, wird von einem unermüdlichen Zeitungsjunge verfolgt, muss den unangenehmen Nachbarsjungen Ricky ertragen und das alltägliche Leben mit seinen surrealen Eltern meistern.

Der Film ist von Anfang bis Ende einfach nur bizarr, irgendwo darin ist sicherlich eine Teenage-Romanze versteckt, aber insgesamt ist der Streifen derart seltsam und übertrieben, dass man nicht wegschauen kann. Alleine der Running-Gag mit dem „I want my two dollars!“-Zeitungsjunge ist so herrlich skurril, dass man gleichzeitig kopfschüttelnd und lachend auf dem Sofa sitzt. Insgesamt wirkt der Film wie eine bunte Zusammenstellung möglichst abstruser und unrealer Situationen, die alle irgendwie das typische Teenager-Leben (und deren Klischees) aufs Korn nehmen. Nüchtern ist der echt nicht zu empfehlen…

Mamma Mia?!

Dienstag, 27. Januar, 2009

Es gibt Filme, für die habe ich einfach das falsche Chromosomen-Set. Dazu gehört definitiv die Verfilmung des ABBA-Musicals „Mamma Mia!“. Dabei mag ich eigentlich ABBA-Songs. Aber diese aufgedrehte Hyperaktivität und das hysterische Rumgehüpfe mit irritierendem „Greek Chorus“, nee, das geht gar nicht. Und Pierce Brosnan als Sänger? Uh. Dass dieser Streifen ein riesiger Kinoerfolg wurde und „Across the Universe“ floppte, will ich gar nicht erst wahrhaben. Aber gut zu wissen, dass Lilly Kane wohl doch putzmunter ist.

Heathers (1988)

Montag, 26. Januar, 2009

Bei dem Thema „Teen-Film-Klassiker der 1980er Jahre“ denkt man vermutlich automatisch zuerst an die John-Hughes-Legenden wie „Pretty in Pink“ und „Breakfast Club“. Doch einer der besten Teenage-Angst-Produktionen aus den 80er nahm all diese Hughes-Filme auf die Schippe und machte mit bitterschwarzem Humor einen weiten Bogen um „politische Korrektheit“.

Interessanterweise kennt man „Heathers“ in Deutschland so gut wie gar nicht. Er lief und läuft zwar des öfteren im TV unter dem seltsamen Titel „Lethal Attraction“, aber vom Kult-Status, den der Streifen in den letzten 20 Jahren in den USA erreicht hat, ist in Deutschland nicht viel zu spüren. Man muss nach einer deutschen DVD-Fassung schon ’ne Weile suchen während der Film in den USA in diversen Special-Fassungen und sogar auf Bluray erhältlich ist. Mag auch an der FSK18-Einordnung liegen.

heathersIm Mittelpunkt von „Heathers“ stehen titelgebend drei Freundinnen (u.a. Shannen Doherty), die allesamt Heather heißen und in der Popularitäts-Hierachie an der Westerberg Highschool ganz oben stehen. Sie geben an, wer In und Out ist. Wer sich nicht dem berüchtigten Willen der Heathers fügt, kann sich als geächtet betrachten. Nicht damit zurecht kommt Veronica (Winona Ryder), die eigentlich kurz davor steht, ebenfalls in den erlauchten Kreis der „Heathers“ aufgenommen zu werden. Doch sie distanziert sich von den Unterdrücker-Methoden der Clique und macht sich somit drei neue Feindinnen. Nebenbei verliebt sie sich in den jungen Rebellen J.D. ( Christian Slater), der neu an der High-School ist. Ihm klagt sie ihr Leid mit den Heathers und wieviel besser die Welt doch ohne diese Zicken wäre. In einer Verkettung sehr bizarrer Umstände ermorden J.D. und Veronica eine der Heathers — nicht ganz unabsichtlich. Sie tarnen den Mord als Selbstmord und setzen damit eine noch unheilvollere Kette von Ereignissen in Bewegung. Rasch wird das Verhalten von J.D. unkontrollierbar, gleichzeitig wird die Schule von bizarren Anti-Selbstmord-Kampagnen überflutet.

Ein Film wie „Heathers“ im Jahre 2009 zu produzieren wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Kein Studio würde das Material in dieser Form auch nur mit einem Stock berühren, spätestens nach „Columbine“ sind (selbst-)mordlustige Schüler ein absolutes Tabu-Thema in der amerikanischen Popkultur, selbst unter dem schützenden Schirm der Satire ist da kaum noch Bewegungsspielraum. Schon 1988 verursachte „Heathers“ einen Sturm im Wasserglas wegen des satirischen Umgangs mit dem Thema Teenager-Selbstmord. Dazu kettenrauchende Teenager, surreal-psychedelische Traumszenen und reichlich makabere Real-Satire machen den Film zum Alptraum für jede Standards-and-Practices-Abteilung eines Filmstudios. Dabei zeigt kaum ein anderer Film wie „Heathers“ in amüsanter Weise, welch höllisches Erlebnis die Phase der Adoleszenz in amerikanischen High-Schools sein können und macht sich gleichzeitig genüsslich über vermeintlich „erzieherisch wertvollen“ Aufklärungs-Kampagnen lustig.

„Heathers“ hat die zwanzig Jahre zumindest an der Oberfläche nicht gut überstanden. Der Film ist auf den ersten Blick unglaublich „dated“, seien es die Klamotten oder die Ausdrucksweise (die allerdings teilweise sogar ausgehend von dem Film in den Alltagssprachgebrauch überging — „what’s your damage“?). Aber auch der Filmstil, das gemächliche „Tempo“ der Inszenierung ist heute nicht mehr vorstellbar. Heute müssten solche Filme viel flotter sein, viel hektischer geschnitten sein und vor allem die Scherzrate pro Minute extrem hinaufschrauben. Aber unter der Oberfläche ist „Heathers“ bis heute eine wunderbare Satire auf den zuweilen übersteigerten Wahn nach „political correctness“.

heathers2Auch jenseits von diesen „gesellschaftskritischen“ Punkten ist „Heathers“ ein großer Filmgenuss für Freunde der 80er-Kultur. Besonders fällt eine erschreckend junge Winona Ryder ins Auge (gerade mal 17 Lenze, kurz nach ihrem Durchbruch mit „Beetlejuice“, und noch Jahre entfernt von ihrem „Generation X“-Kultstatus mit „Reality Bites“). Schon damals beeindruckt ihre unverkrampfte und muntere Schauspielerei. Ich musste nun erstmal wieder ihren IMDb-Eintrag studieren, um rauszukriegen, was die Frau in den letzten 10 Jahren eigentlich so gemacht hat. Nach ihrem „Konflikt“ mit einem Kaufhaus-Detektiv so um 2001 war sie komplett von der Bildfläche verschwunden, inzwischen hat sie aber wieder den Weg zurück nach Hollywood gefunden. Der nicht minder junge Christian Slater zeigt in seiner Rolle als grenzgängerischer Rebell eine verblüffende Ähnlichkeit zu Jack Nicholson.

Fazit: „Heathers“ ist auch nach zwanzig Jahren ein kleines, bitterschwarzes Juwel der Teenage-Angst-Filmgeschichte. Die Mutter aller „Mean/Gossip Girls“ und „Junos“. Zu empfehlen ist die 20th Anniversary Reunion DVD, da sie neben einem Audiokommentar auch zwei Featurettes aus den Jahren 2001 und 2008 enthält. Die Geschichte der Entstehung des Films und sein holpriger Weg zum Kultstatus, die in den Featurettes erzählt werden, sind mindestens so interessant wie der Film selbst.

Weil alle Trailer mehr oder weniger Schrott sind, hier ein Ausschnitt.

Running with Scissors (2006)

Freitag, 16. Januar, 2009

Eigentlich wollte ich zu einigen Filmen, die ich über den Sommer(!) gesehen hatte, mal ausführlichere Reviews schreiben, aber irgendwie dümpeln die entsprechenden Einträge immer nur unfertig im Entwurfs-Stadium vor sich hin. Da die Erinnerung langsam schwindet, ich aber dennoch weiterhin meine gesehenen Filme im Rahmen eines kleinen „Filmlog“ erhalten will, gibt’s halt nun auch mal ein paar kürzer gehaltene „Reviews“ und ich bediene mich bei den Inhaltsangaben der Einfachheit halber bei anderen Quellen.

Also schnell ein paar Worte zur Tragikkomödie „Running with Scissors“ (deutscher Titel: „Krass“).

running_with_scissors

Die Handlung beginnt im Jahr 1972, als der siebenjährige Augusten Burroughs seiner Mutter Deirdre (Annette Bening) zuhört, die ein Gedicht liest. Sechs Jahre später macht Deirdre Schluss mit ihrem Mann Norman (Alec Baldwin), der unter der Alkoholkrankheit leidet. Sie trifft sich mit dem Therapeuten Dr. Finch (Brian Cox), manchmal nimmt sie zu den Sitzungen ihren Sohn mit. Dr. Finch ist mit Agnes (Jill Clayburgh) verheiratet und hat zwei Töchter, Hope (Gwyneth Paltrow) und Natalie (Evan Rachel Wood), sowie den Adoptivsohn Neil (Joseph Fiennes). Trotzdem entschließt sich Deirdre, zu Dr. Finch zu ziehen. Sie und Dr. Finch gehen eine sexuelle Beziehung ein.[..]

(Wikipedia)

Und da beginnt der Spaß erst richtig. Im Mittelpunkt des Films (und der zugrunde liegenden Biographie) steht das einfach nur herrlich dysfunktionale Leben der „Familie“ Finch, zu der nun auch plötzlich Deirdres Sohn Augusten gehört. Alle Familienmitglieder (inklusive dem „ehrenwerten“ Dr. Fich) sind mehr oder weniger stark psychisch gestört und legen reichlich bizarres Verhalten an den Tag. Ich liebe Filme mit dysfunktionalen Familien und daher traf „Running with Scissors“ voll meine Wellenlänge. Zwar kam er in seiner Vielschichtigkeit nicht an „The Royal Tenenbaums“ oder an die Konsequenz von „American Beauty“ heran, aber auch dieser Film findet genau die richtige Mischung zwischen surreal-komischen und nachdenklich-tragischen Momenten, verpackt in ein buntes 70er-Jahre Setdesign.

Der Film macht von Anfang bis Ende auf eine sehr unreale Art und Weise ganz großen Spaß und es ist eigentlich nur zu bedauern, dass Evan Rachel Wood und Gwyneth Paltrow so wenig zu tun bekommen. Aber alleine schon wegen der großartigen Annette Bening und einem perfiden Brian Cox ist der Film die DVD-Leihgebühr wert. 9/10.

„It brings a much needed sense of humour to the kitchen.“

Stephenie Meyers "Twilight"-Saga / "Bis(s) zum Morgengrauen"

Samstag, 10. Januar, 2009

In einem akuten Anflug von kompletter Arbeitsunlust über die Weihnachtsfeiertage habe ich innerhalb von knapp einer Woche die vierteilige „Twilight“-Vampir-Saga aus der Feder von Stephenie Meyer durchgeackert (deutscher Titel: „Bis(s) zum Morgengrauen“).

Ja, ich weiß, jetzt stöhnen einige Blog-Leser da draußen auf … „jetzt liest der endlich mal ein Buch und dann so einen Teenage-Schund?“ :-). Es ist in der Tat schon einige Zeit her, seit ich über 2000 Seiten in so kurzer Zeit von einem einzigen Autor vertilgt hätte, aber ich musste einfach mal wieder „abschalten“ und da kam mir diese unkomplizierte Teen-Vampir-Soap gelegen. Der Hype um „Twilight“ ist zugegebenermaßen in den letzten Jahren komplett an mir vorübergegangen, lediglich die Meldungen um den Kino-Start der Verfilmung des ersten Bandes habe ich nebenbei registriert. Seit ich mir dann die vier Bände in der Originalfassung bei einer Freundin für ein paar Tage „unter den Nagel reißen“ konnte, habe ich aber meine „Popkultur“-Wissenslücke wieder gefüllt und verstehe nun endlich auch die endlosen „Bella & Edward„-Referenzen im Web ;-). Man muss ja auf dem Laufenden bleiben und als schrilles Big-Budget-Kontrast-Programm zu „Let the right one in“ ist die Sache eine Betrachtung wert.

twilightDie „Twilight“-Saga fällt eigentlich in den Bereich der „Young Adult“-Literatur und richtet sich auch wohl vor allem an die weibliche Leserschaft — also schon gleich zwei wesentliche Zielgruppen-Kriterien, die ich nicht erfülle — was mir aber wie eingangs erwähnt recht egal war. „Twilight“ erzählt im Wesentlichen die Liebesgeschichte zwischen der 17jährigen Schülerin Bella Swan und dem zumindest äußerlich gleichaltrigen Vampir Edward Cullen. Bella ist nach der Scheidung ihrer Eltern aus dem sonnigen Phoenix zu ihrem Vater in das verregnete Forks in der Nähe von Seattle gezogen, um ihren High-School-Abschluss zu machen. Dort ist sie erstmal „die Neue“, aber rasch weckt eine mysteriöse Familie ihre Aufmerksamkeit, die am Rande des kleinen Städtchens lebt. Insbesondere einer der „Söhne“, Edward Cullen, fasziniert sie auf ganz seltsame Weise und bereits nach kurzer Zeit verbindet die beiden eine besondere Beziehung. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Liebesbeziehung zwischen einer schüchternen und tollpatschigen Schülerin mit angeschlagenem Selbstbewusstsein sowie einem attraktiven und mysteriösen, jungen und unsterblichen Vampir, die fortan Stoff für vier Romane liefert. Gemeinsam müssen sich die beiden durch zahlreiche dramatische Situationen kämpfen, die nicht nur ihre ungewöhnliche Beziehung oftmals stark strapaziert, sondern auch ihre Freunde und Familien diverse Male in Lebensgefahr bringt.

Der erste Band, „Twilight„, ist in meinen Augen auch der beste der Reihe. Hier ist Meyers Schreibstil noch am sorgfältigsten, sie spendiert großzügig Adjektive und Adverbien und die Handlung ist abwechslungsreich und durchaus spannend aus der Sicht von Bella erzählt. Dieser erste Teil steht in meinen Augen auch am ehesten noch separat, während die folgenden Romane „Full Moon“, „Eclipse“ und „Breaking Dawn“ im Grunde schon fast eine Einheit bilden. „Full Moon“ ist eine kleine offensichtliche Hommage an „Romeo & Juliet“ während „Eclipse“ wiederum den Klassiker „Wuthering Heights“ als Vorbild nimmt. So manches Mal driftet die Erzählung in ausschweifende und romantisch verklärte Träumereien ab, aber ich denke das dürfte angesichts der jungen und weiblichen Zielgruppe keine große Überraschung darstellen. Die „Twilight“-Saga und die Hauptfigur Bella ist auch ein klassisches Beispiel für eine in Literatur gegossene „Wunschtraumerfüllung“ in Form eines idealen, märchenhaften Hauptcharakters, der magische Abenteuer meistern muss und der dadurch auch reichlich Identifikationsmöglichkeiten für die Leser (und die Autorin?) bietet.

Der Abschluss „Breaking Dawn“ ist dann allerdings in mehrfacher Hinsicht ein seltsames Produkt. Eigentlich ist die „Twilight“-Serie durch und durch eine romantische Teenager-Erzählung, die sich zunächst konservativen Moralvorstellungen verschrieben hat. Die komplizierte Beziehung zwischen einem Vampir und einer 17jährigen Schülerin schlägt erwartungsgemäß zunächst genau die richtigen Anspielungen auf die schwierige Annäherung an das andere Geschlecht in den Teenager-Jahren an. Doch im Finale „Breaking Dawn“ fällt Meyer dann plötzlich kannibalisch über ihre eigenen Prinzipien her und wählt einen bizarren Horror-Pfad, nur um dann am Ende doch wieder nur einen einfachen Ausweg zu suchen (was wohl auch wieder in die These der „Wunschtraumerfüllung“ passt). „Breaking Dawn“ wirkt überstürzt geschrieben, insbesondere im letzten Drittel scheinen ihr die Auswege (oder der Mut) für die im Laufe der Roman-Reihe eingeschlagenen Pfade ausgegangen zu sein. Obwohl meine Erwartungen im Vorfeld auch nicht sonderlich hoch waren, stellte das Ende dennoch eine gewisse Enttäuschung dar.

Der Hauptgrund, warum ich mich durch alle vier Bände „durchgearbeitet“ habe, war wohl ein gewisser sportlicher Ehrgeiz und auch Neugier. Ich wollte herausfinden, wie Meyer all diese Storyfäden zu einem Ende bringt — wie sie es schafft, die zentralen Probleme und Wünsche ihrer Charaktere zu befriedigen (oder nicht) und inwieweit sie dabei unbequeme Pfade wählen würde. Unbequem (oder unbefriedigend) war’s dann aber letztlich nur für den Leser, nicht für die Charaktere. Aber die Reihe als „schlecht“ zu bezeichnen wäre aus meiner Sicht auch unfair, denn Meyers Produkt ist angenehm leichte Kost — wenn man mit den entsprechenden Erwartungen an die Sache herangeht.

Auf der Hand liegt der Vergleich zu „Buffy„. Meyer hat nach eigenen Angaben noch nicht mehr als eine Folge von „Buffy“ gesehen. Die TV-Serie ging jedoch deutlich mutiger viel kontroversere Themen an und brachte die Vampir-Story als Metapher auf den alltäglichen Teenage-Horror viel weiter voran als Meyer es geschafft hat. Ihr gelingen nur wenige Andeutungen im Laufe der Reihe und am Ende verliert sie sich in ein überstürztes Finale, in dem sie schwierige Entscheidungen konsequent vermied. In diesem Aspekten enttäuscht dann die „Twilight“-Saga auch am meisten: Trotz des großen Potentials und des angenehmen Schreibstils von Meyer bleibt das Gesamtprodukt dann vor allem wegen dieser Oberflächlichkeit hinter den Möglichkeiten zurück.

Meyer gilt (zumindest in den großen Augen ihres Verlages) schon als neue J.K. Rowling, und mit dem fulminanten Einspielergebnis des „Twilight“-Films in den USA sowie der anlaufenden Merchandising-Lawine ist sie wohl zumindest finanziell auf dem Weg in diese Richtung. Offiziell gilt die „Twilight“-Saga mit dem Erscheinen des vierten Bands „Breaking Dawn“ als abgeschlossen. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass man vor allem beim Verlag ein Interesse daran hat, das Franchise so schnell abzuhaken. Und dementsprechend sind auch schon weitere Projekte in der Pipeline: Ein „Official Twilight-Guide“ erschien vor wenigen Tagen, die Film-Fortsetzung der Teile zwei und drei werden gleich an einem Stück produziert und Meyer hat bereits angekündigt, dass ihr neuer Roman „Midnight Sun“ die Ereignisse des ersten Bands „Twilight“ aus der Sicht von Edward erzählen wird. Zudem hat sie bereits angedeutet, dass sie zwar die Geschichte von Bella & Edward als beendet ansieht, aber keineswegs die Geschichte der Vampir-Familie Cullen. Passenderweise lässt „Breaking Dawn“ auch genau dort noch viele Ansatzpunkte für weitere Erzählungen. Stephenie Meyer hat neben der Twilight-Reihe mittlerweile auch noch einen SciFi/Horror-Roman für Erwachsene veröffentlicht: „The Host“ nennt sich das Werk.

Die Verfilmung des ersten Teils, „Twilight„, kommt am 15. Januar auch in die deutschen Kinos. In der Hauptrolle ist Kristen Stewart zu sehen, die sich spätestens mit diesem Film einen Platz in der Top-Riege von Hollywoods Nachwuchsstars erobert hat. Kristen könnte vielleicht noch dem ein oder anderen aus dem exzellenten „Speak“ in Erinnerung sein, sie hatte mich jedenfalls schon damals beeindruckt.

Aus reinem „Forscherinteresse“ war auch das Twilight-Drehbuch (PDF via raindance.co.uk) aufschlussreich — schließlich stellt sich hier wieder das alte Problem: Wie transformiert man die 500 Seiten einer Romanvorlage in einen 90-Minuten-Spielfilm? Dementsprechend liest sich das Drehbuch wie eine Cliffnotes-Version der Vorlage und zumindest aus diesem Blickwinkel ist es einigermaßen interessant zu sehen, wo Autorin Melissa Rosenberg Abkürzungen wählt und wie sie nahezu ohne Voice Over auskommt.

Geez, jetzt habe ich doch tatsächlich mehr als tausend Wörter über eine Romanreihe geschrieben, die mich eigentlich gar nicht sonderlich begeistern konnte. Herrlich.

Let the right one in / So finster die Nacht (2008)

Freitag, 9. Januar, 2009

Kurz vor Jahresende kam ohne großen TamTam noch ein kleines Filmhighlight aus dem kühlen Schweden in die deutschen Kinos. Zumindest in ein paar Kinos, im ganzen Saarland gibt es beispielsweise nur ein Lichtspielhaus, das den Streifen einmal pro Tag zeigt. Das ist sicherlich schade, denn „So finster die Nacht“ (Låt den rätte komma in) ist eigentlich jetzt schon ein Kandidat für die „best of 2009“-Liste (oder nachträglich noch auf die 2008er).

Basierend auf der Buchvorlage von John Ajvide Lindqvist erzählt „So finster die Nacht“ die bezaubernde und zugleich Furcht einflößende Geschichte einer kleinen Teenager-Romanze im Schweden der frühen 1980er Jahre. Doch dies ist keine typische Teen-Crush-Story, dieser Film vereint eine unschuldige Liebesgeschichte ausgerechnet mit dem Horror-Genre auf faszinierende und sehr sehenswerte Art und Weise.

lettherightonein2Der schüchterne und einsame 12jährige Oskar wird in der Schule gehänselt und ist der klassische Aussenseiter-Typ ohne echte Freunde. Die Ehe seiner Eltern ist gescheitert, er lebt alleine mit seiner Mutter in einem ruhigen Vorort von Stockholm. Eines Tages im tiefen Winter wird in der Nachbarschaft die Leiche eines ermordeten Jungen gefunden, dem ein Großteil seines Blutes entnommen wurde. Interessiert verfolgt Oskar die Berichterstattung über diesen und folgende Morde in der Presse. Kurz darauf lernt er das etwa gleichaltrige Mädchen Eli kennen, das in einer Nachbarwohnung eingezogen ist. Oskar benötigt nicht lange, um festzustellen, dass dieses „Mädchen“ alles andere als ein normaler Teenager ist. Sie ist eine blutdurstige Vampir(in), die seit vielen Jahrzehnten durch Schweden zieht — auf alle Zeit in ihrem Teenager-Körper gefangen. Rasch sieht Oskar in Eli eine Verbündete in seinem einsamen Leben, „sie“ gibt ihm den Mut, sich gegen die Hänseleien in der Schule zu wehren — mit zweischneidigem Erfolg. Obwohl er sich bewusst ist, dass seine ungewöhnliche Bekanntschaft auf das Blut anderer Menschen zum Überleben angewiesen ist, sucht er ihre Nähe und bringt damit schließlich auch Eli in einen schwierigen Interessenkonflikt.

Was sich auf den ersten Blick vielleicht nach einem schlechten Scherz anhört, entwickelt sich auf der Leinwand zu einem ergreifenden Drama um Leben und Tod, Rache und Gewalt, aber auch erste Liebe und unschuldige Teenager-Romanze. Auf faszinierende Weise umgesetzt und mit einer großartigen Cinematographie vermittelt „So finster die Nacht“ eine bedrückende Horror-Stimmung bei nur minimalen und wohl dosierten Ausflügen in das genre-typische Blut- & Gore-Territorium. Der Film will deutlich mehr sein als nur „yet another horror movie“ und ihm gelingt das in meinen Augen in derart überzeugendem Umfang, dass ich eine ganz klare Must-See-Empfehlung aussprechen muss. Einer der besten „Horror“-Filme der letzten Jahre, zu dem man sogar die gegen blutrünstige Produktionen abgeneigte Freundin mitnehmen kann ;-). 9/10

Planes, Trains & Automobiles (1987)

Mittwoch, 7. Januar, 2009

Mein heimlicher Favorit der Steve-Martin-Komödien ist trotz der reichhaltigen Auswahl wie „L.A. Story“, „Three Amigos!“ oder „The Man with Two Brains“ eigentlich „Planes, Trains & Automobiles“ („Ein Ticket für zwei“) mit dem legendären John Candy in der zweiten Hauptrolle.

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Falls sich jemand nicht mehr an die Handlung erinnern sollte: Das ist der Film, in dem Steve Martins Charakter Neal Page, durch und durch ein klassischer Business-Typ, kurz vor Thanksgiving von New York nach Hause nach Chicago will und dann von einem (Verkehrs-)Chaos ins nächste stolpert. Immer dabei: Seine neue „Reisebekanntschaft“ und Duschvorhangaufhänger-Verkäufer Del Griffith (John Candy), der scheinbar wie eine Klette an ihm hängt. Zunächst ist die Freundschaft sehr einseitig, doch allmählich taut auch der kühle Neal auf.

Regisseur und Autor in Personalunion war John Hughes, der vor diesem Film vor allem durch seine „Coming-of-age“-Filme „Pretty in Pink“ und „The Breakfast Club“ bekannt geworden war. Wie man in der IMDb lesen kann, war „Planes, Trains & Automobiles“ ein produktionstechnischer Alptraum mit einem grantigen John Hughes und einen eklatanten Mangel an Schnee an den Drehorten.

Hughes wollte wohl ein regelrechtes Epos produzieren und verbrauchte mehr als 180 Kilometer Film für sein Werk, mehr als das Doppelte des Üblichen. Die erste Schnittfassung war dann auch prompt 3 Stunden lang und soll angeblich bis heute im Giftschrank bei Paramount liegen. Unter anderem wurde auch ein $100.000 teures Set gebaut, in dem dann nur wenige Szenen gedreht wurden (Neals Haus).

Aber Chaos-Produktion hin oder her, das Endprodukt gehört in meinen Augen zu den besten Komödien der späten Achtziger mit John Candys Paraderolle und dem typischen Steve Martin in Bestform (für diese „Frühwerke“ verzeihe ich ihm auch immer noch solche Ausrutscher wie die unsäglichen „Inspektor Clouseau“-Remakes). Dem Film gelingt ein sehr geschickter Wechsel zwischen Action, bizarrer Comedy und ruhigen Momenten, in denen die Charaktere auch mal über das simple Slapstik-Abspulen hinaus eine „menschlichere“ Seite zeigen können. Aber in erster Linie ist er auch heute noch einfach verdammt komisch. Alleine die abenteuerliche Autofahrt der beiden über nächtliche Highways und der Endzustand des Wagens nach dieser Horror-Fahrt ist ein besonderes Erlebnis. Die Szene, in der Steve Martin bei einer Autovermietungs-Angestellten mal so richtig Dampf ablässt (19x „fucking“ in 60 Sekunden, daher auch „Rated R“ in den USA) gehört sicherlich zu den großen legendären Momenten der Comedy-Filmgeschichte.

Auf der Suche nach dieser Szene auf YouTube bin ich sogar auf einen Vergleich der englischen (unzensierten) Fassung und der deutschen Synchronfassung gestoßen:

Once (2006)

Samstag, 6. Dezember, 2008

Im letztjährigen Hype um „Juno“ ging ein anderer Indie-Kritikerliebling fast etwas unter: Die Low-Budget-Produktion „once“ aus Irland gewann immerhin einen Oscar (für die beste Filmmusik — mit einer emotionalen Dankesrede der 19jährigen Hauptdarstellerin Marketa Irglova).

„Once“ erzählt die kurze Geschichte einer intensiven Freundschaft zwischen einem „guy“ und einem „girl“ (selbst im Abspann gibt’s keine Namen), die sich in einer Fußgängerzone kennenlernen. Er (Glen Hansard) ist Straßenmusiker und eigentlich auch noch Staubsauger-Mechaniker, sie (Marketa Irglova) kommt aus Tschechien und hält sich mit Gegenheitsjobs wie dem Verkauf von Rosen über Wasser. Aber sie ist auch eine begeisterte und begabte Klavierspielerin und über die Musik kommen sich die beiden innerhalb kürzester Zeit sehr nahe. Das Paar ist sich auf Anhieb sympathisch und gemeinsam beginnen sie, seine Eigenkompositionen zu spielen und wagen sich schließlich sogar an die kostspielige Aufnahme einer Demo-CD. Doch was sich vielleicht nach einer simplen romantischen Love-Story im Stil von „Music and Lyrics“ anhört, entwickelt sich doch rasch zu einer etwas komplizierteren Angelegenheit und einer etwas ungewöhnlichen Liebesgeschichte.

Der Titel „Once“ soll dabei eine Anspielung an viele Hobby-Musiker sein, die sich schon vielmals schworen, dass sie eines Tages aus ihrem Arbeitsalltag ausbrechen und dann all ihre Energie in ihren eigentlichen Lebenstraum, ihre Musikkarriere stecken wollen („once I’ve done with this thing, I’ll get back to music“). Doch dann tun sie es doch nie. Und die Geschichte von „guy“ und „girl“ ist genau diese Geschichte eines Künstlers, der zumindest den ersten Schritt tut, dieses „once“ endlich mal zu verwirklichen und eigentlich nur einen Anstoß brauchte, um diesen Prozess in Gang zu setzen.

Musik spielt in diesem Film nicht nur thematisch eine wichtige Rolle. Es wird viel gesungen in dieser Produktion und eigentlich ist „once“ fast schon eine Art Musical. Die Songs und deren Lyrics (geschrieben und aufgeführt von den beiden Hauptdarstellern) sind ein wesentlicher Teil der Story und bedürfen beim Zuschauer einiges an Aufmerksamkeit, insbesondere natürlich wenn man kein „native Speaker“ ist und den Film ohne Untertitel anschauen will.

Meine Meinung zu „once“ ist immer noch etwas zwiespältig. Der Film hat ohne Zweifel einen besonderen Charme und die beiden Laien-Darsteller (die auch im „echten Leben“ mittlerweile ein Paar sind) sind trotz des Altersunterschieds eine immens glaubhafte Besetzung für die Hauptfiguren. Doch ich hatte ein paar Probleme mich mit dem Soundtrack zu arrangieren, der nicht so recht meinen Geschmack treffen wollte und das beeinflusst natürlich automatisch die Wahrnehmung eines solchen Musik-Films als Ganzen. Dennoch sind viele Szenen trotz (oder gerade wegen des) minimalen Budgets außergewöhnlich persönlich und „echt“ und vermitteln eine authentische Atmosphäre, von denen viele Multi-Millionen-Dollar-Produktionen Welten entfernt sind. „once“ ist ein kleiner Film mit einem großen Herz, aber sicherlich nix für Leute mit einer Abneigung gegen romantische Musik-Filme. DVD gibt’s hier.

The Girl Who Leapt Through Time (2006)

Freitag, 28. November, 2008

Was gibt es besseres an einem kalten, grauen November-Abend zu tun als vor den Fernseher zu flüchten und ein melancholisches Anime zu schauen? Gut, mir fallen einige bessere Dinge ein (mindestens 50), aber dennoch will ich auch mal wieder eine Lanze für das japanische Zeichentrick-Genre brechen.

The Girl Who Leapt Through Time“ / „Toki o Kakeru Shōjo“ basiert ursprünglich auf einer bereits 40 Jahre alten Erzählung, die seither schon mehrmals in Mangas, Anime oder „Real-Life“-Filmen umgesetzt wurde. Für viele Kinder (und Erwachsene) in Japan ist diese Geschichte aus den 1960er Jahren ein bekanntes Teen-Märchen und die Soundtracks (und deren Performer) der diversen Film-Inkarnationen der letzten Jahrzehnte sind mancherorts ein Teil der Popkultur. Die hier erwähnte Fassung stammt aus dem Jahr 2006 und ist eine Art Fortsetzung des Original-Romans, ohne aber die Kenntnis des Originals vorauszusetzen.

Der Film erzählt die Coming-of-Age-Geschichte der 17-jährigen Schülerin Makoto, die eines Tages bemerkt, dass sie Zeitsprünge machen kann. Zuerst nutzt sie ihre neue Fähigkeit für allerlei Dummheiten und Kleinigkeiten, doch wie es in Zeitreisen-Filmen nun mal so üblich ist, drohen bald üble Konsequenzen ihrer Taten und mit jeden Zeitsprung scheint ihre Umwelt und ihr Leben immer mehr aus den Fugen zu geraten. Zudem entdeckt sie ihre Zuneigung für einen ihrer Schulfreunde und kommt mit diesen Empfindungen zunächst gar nicht zurecht.

„The Girl Who Leapt Through Time“ ist eine gelungene Anime-Produktion mit grandiosen Background-Zeichnungen und einer amüsanten, zuweilen aber auch nachdenklichen Story, verpackt in ein Märchen mit einem Touch SciFi. Aber in erster Linie ist der Film auch eine zuweilen dick auftragende Teenage-Love-Story. Das hat mich auch etwas auf dem falschen Fuß erwischt, der Film richtet sich eindeutig vor allem an ein jüngeres Publikum im Teenie-Alter. Ältere Generationen dürften sich bei dem Film zeitweise etwas fehlplatziert vorkommen. Aber trotz der leichten Zielgruppen-Dissonanz: „The Girl Who Leapt Through Time“ ist ein bezaubernder und technisch hervorragender Anime, der vor allem die junggebliebenen Romantiker ansprechen dürfte.

Den Film gibt es bereits seit längerem in Deutschland in erstaunlichen drei Editionen und seit ein paar Tagen auch in den USA auf DVD.

Und wem diese Produktion noch nicht genug melancholisch-romantisch ist, dem sei bei dieser Gelegenheit auch noch der Anime „5 centimeters per second“ ans Herz gelegt. Der Film ist in Europa etwas schwieriger zu beziehen, aber erfreut sich stattdessen zahlreicher Bootleg-Kopien auf Videoportalen wie Youtube. Der Film besteht aus drei Teilen mit insgesamt etwa 60 Minuten Laufzeit und erzählt die Geschichte von einem Mädchen und einem Jungen, die sich als Schulkinder kennenlernen. Im Lauf von knapp zwanzig Jahre leben sie sich dann aber allmählich auseinander. Dieser Anime hat ein etwas schwieriges Ende (zumindest für Nicht-Anime-gewohnte Leute wie mich) und bedient sich wirklich recht üppig aus dem Kitschig-Melancholie-Topf, aber dennoch kann man dem Streifen eine gewisse Schönheit und Faszination nicht absprechen. Ebenfalls beeindruckend ist die hohe technische Qualität dieser modernen Anime.

The King of California (2007)

Montag, 17. November, 2008

Nach der jüngsten „Wiederentdeckung“ von Evan Rachel Wood in „Across the Universe“ bin ich bei einer IMDb-Suche noch an ein anderes Gem aus ihrer Filmographie erinnert worden: „The King of California“. Dabei handelt es sich um eine kleine Pseudo-Independent-Produktion mit einem grandiosen Michael Douglas und einer nicht minder exzellenten Evan Rachel Wood (die sich vor einigen Tagen wohl auch offiziell nach mehrjähriger Beziehung von Marilyn Manson getrennt hat. Man kann die „Free Evan!“-T-Shirts also wieder einpacken ;-)). Ich hatte zwar irgendwann mal den Kino-Trailer gesehen, aber bis zum (von mir unbemerkten) deutschen Kinostart dann doch wieder aus den Augen verloren. Das hatte auch ‚was positives, denn mittlerweile steht die DVD schon in den Läden. Im Stil von „Sideways“ und „Little Miss Sunshine“ ist auch dieser Film weit entfernt von Hollywoods Big-Budget-Action-Krachern und vielmehr eine gelungene Mischung aus vermeintlich oberflächlicher Komödie und im Kern ernsterem Familien-Drama, verpackt als charmantes Gegenwarts-Märchen.

„The King of California“ erzählt eine kleine Vater-Tocher-Geschichte: Die 16jährige Miranda (Evan Rachel Wood) muss seit Jahren alleine zurecht kommen nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hatte und ihr Vater in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Irgendwie hat Miranda es geschafft, sich an den Jugendämtern vorbeizumogeln, hat die Schule geschmissen und arbeitet in einer McDonalds-Filiale, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie hat ihr einsames Leben soweit im Griff, doch eines Tages steht ihr Vater Charlie (Michael Douglas mit „Catweazel“-Look) wieder vor der Tür: Entlassen aus der Anstalt, aber nicht unbedingt vollständig geheilt, versucht er sich wieder in das Leben seiner Tochter zu integrieren. Miranda ist davon alles andere als begeistert. Schon bald fällt Charlie scheinbar wieder in alte, anormale Verhaltensmuster zurück: Besessen von der Idee, dass in der Nähe ein 300 Jahre alter Goldschatz vergraben sei, macht sich Charlie mit Metalldetektor und schwerem Gerät auf Schatzsuche. Seiner Tochter Miranda bleibt trotz anfänglichen Widerstands nichts anderes übrig, als Babysitter für ihren Vater zu spielen. Während sich die beiden allmählich wieder besser kennen lernen und gar Gemeinsamkeiten entdecken, wird auch Miranda in den Bann der Schatzsuche gezogen, die schließlich ausgerechnet in/unter einem Supermarkt ihren Höhepunkt findet.

Michael Douglas ist brillant in seiner Rolle als liebenswürdiger, aber zerstreuter und der Realität entrückter Vater. Seit „Falling Down“ habe ich ihn nicht mehr derart in einer Rolle aufgehen sehen. Auch über seine bizarre Gesichtsbehaarung hinaus sprüht er vor einer packenden Mischung aus Wahn und Vaterliebe. Seine wortlose Reaktion auf die eigentlich rhetorisch gemeinte Frage seiner Tochter „Are you nuts!?“ ist einer der vielen kleinen Szenen-Highlights des Films. Charlie ahnt, dass er drauf und dran ist, seine Tochter für immer zu verlieren, doch gleichzeitig ist er komplett im Bann seines eigenen grenzenlosen Optimismus und Tatendrangs. Evan Rachel Wood spielt mit gewohnter Souveränität die emotional distanzierte und viel zu schnell erwachsen gewordene Tochter, die sich zwar einerseits von ihrem Vater abkoppeln möchte, aber ihn trotz allem immer noch zu sehr liebt.

Ich habe im Web zahlreiche harsche Kritiken gelesen, die teilweise sogar bis in de Kategorie „Worst Movie Ever!“ reichten. Was mir im Grunde nur deutlich machte, dass man (ich) auf Online-Kritiken wirklich rein gar nix geben sollte (und ihr auch nicht, also ignoriert meine Lobhudelei für diesen Film! ;-)). Klar hat „King of California“ hie und da ein paar kleinere Macken. Sonderlich realistisch mag er nicht unbedingt sein. Der Film fällt eher in die Rubrik „amüsantes Alltags-Märchen“, ohne allerdings eine platte Schenkelklopfer-Comedy zu sein (die viele wohl nach dem ersten Trailer erwartet hatten) und mit dementsprechend vorsichtigen Erwartungen sollte man wohl auch an den Film herangehen.

Zu den anderen „Macken“ gehört vielleicht auch der etwas zu umfangreich eingesetzte Voice-Over im Film, der vor allem aus der Sicht von Miranda erzählt wird. Bei manchen Kritikern wurde gar polemisch spekuliert, dass nur deshalb Voice-Over verwendet wurden, um das Geld für einen weiteren Darsteller einzusparen. Ganz so kritisch sehe ich das allerdings nicht — der Fokus des Films soll auf der schwierigen Beziehung zwischen Vater und Tochter liegen, ein weiterer Charakter, dem Miranda dann brav all ihre Gefühle und Gedanken erzählt, hätte nur unnötig von diesem Schwerpunkt abgelenkt. Zwar mag nicht jeder Voice-Over so brillant eingesetzt sein wie der in „Juno“ (im Sinne einer Kommunikation mit dem Zuschauer), aber ich bin ohnehin ein Freund von (moderat eingesetzten) Voice-Overs, insofern fand ich den Einsatz dieser Technik in „King of California“ nicht sonderlich störend.

„King of California“ ist in meinen Augen eine charmante, kleine Geschichte mit viel Herz, die ausgesprochen geschickt einen dünnen Pfad zwischen ernstem Drama und bizarrer Komödie beschreitet. Der Film bietet neben erstklassigen Schauspieler-Leistungen (insbesondere Michael Douglas in einer für ihn sehr ungewöhnlichen Rolle) viele kleine emotionale Momente zwischen Vater und Tochter, aber auch einige herrlich schräge und komische Momente (bspw. Miranda beim Swinger-BBQ). Auch das bezaubernde Ende, das nach Belieben interpretiert werden darf und bei weitem nicht so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, trägt zum rundum guten Eindruck bei.

Sicherlich mag „King of California“ nicht jedermanns Geschmack treffen. Man sollte wohl Gefallen an kleinen, ungewöhnlichen (wenn auch nicht ganz perfekten) Geschichten haben und sich auch an etwas weitschweifigen Voice-Overs nicht schon aus Prinzip stören. Der Trailer repräsentiert den Film etwas zu „upbeat“ und legt einen Schwerpunkt vor allem auf die Comedy-Elemente, was ein falsches Bild vermitteln kann. Wer „Sideways“ mochte, wird wohl auch an diesem Film Gefallen finden.

Mein persönliches Fazit zu „King of California“ lautet aber einfach nur: Es könnte ruhig mehr solcher Filme geben 🙂

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