Archiv der Kategorie 'Reviews'


So Far So Good

Sonntag, 29. Juli, 2007

Da die durchgesickerten Pilot-Episoden größtenteils noch keine finale Versionen sind, bin ich mit endgültigen Reviews noch etwas vorsichtig. Hier mein erster Eindruck:

Pushing Daisies: Einfach nur traumhaft. Ich weiß nicht, wie lange die Serie diese Stimmung und das Momentum von Woche zu Woche bei den Crimes-of-the-week aufrecht erhalten kann, aber die Pilot-Episode wird dem ganzen Hype der letzten Wochen voll und ganz gerecht. Ausstattung und Inszenierung sind wie von einer anderen Welt. Dem armen Tim Burton müssen doch ständig die Ohren klingeln. Mehr, mehr, mehr von dieser „Dead Like Me“-Beinahe-SpinOff! Zwei Daumen nach oben mit Sternchen für Barry Sonnenfeld.

Reaper: Die Tatsache, dass alle guten Szenen in dem bereits bekannten 3-Minuten-Trailer enthalten waren, stimmt mich ja doch trotz des guten Gesamteindrucks etwas misstrauisch. Eigentlich war die restliche Episode weitestgehend überflüssig, der Trailer hatte alle Lacher, alle zentralen Plot-Elemente und den kompletten Spannungsbogen. Hier muss ein endgültiges Urteil wohl mindestens bis zur zweiten oder dritten Episode warten, um ein „ungespoilertes“ Verdikt zu fällen.

Chuck: Fand ich unterhaltsamer als ich im Vorfeld vermutet hatte. Vielleicht auch nur deshalb, weil da im Gegensatz zu Reaper noch nicht alle Schlüsselszenen bekannt waren. Ausgewogene Mischung aus Action, Humor und ein paar off-beat-Momenten. Und natürlich Adam Baldwin in der dritten oder vierten Variation seiner Paraderolle. Achja, gibt es keine andere Namen als Chuck dieses Jahr? Das ist jetzt schon die dritte Show mit einem zentralen Charakter mit diesem Namen.

Aliens in America: Hat mich wirklich sehr, sehr positiv überrascht. Diese Aussage muss man allerdings auch relativ sehen: Ich rechnete mit einem desaströsen Schrott-Sondermüll. Aber niemand war verblüffter als ich, als die aus den Trailern bekannten ungenießbaren Szenen im Kontext der vollständigen Episode recht harmonisch zusammenpassten. Ein Großteil meiner Kritikpunkte löste sich quasi in Luft auf, weil die Show einigermaßen geschickt mit Witz und Ironie die ärgsten seichten Tretminen umschifft. So war die Episode durchaus genießbar. Was jedoch bleibt ist ein schwer verdaulicher Voice-Over, eine triefende Happy-End-Schluss-Szene und ein fader Nachgeschmack durch einige stereotype Tiefpunkte inklusive überdrehten Akzent. Und der Darsteller des Vaters wurde mittlerweile durch Gilmore Girls‘ Scott Patterson ersetzt? Möglicherweise nicht die beste Idee.

Bionic Woman: Taff, aber insgesamt doch eher durchschnittlich. Immerhin: Katee Sackhoff stiehlt allen die Show — um Längen. Sie ist eindeutig der eigentliche Star der Show und das war sicherlich nicht so geplant. Die Hauptdarstellerin (auf dem Papier) ist noch arg blass und kommt eher wie eine wenig originelle Sydney Bristow-Kopie daher. Ansonsten passiert zwar eigentlich viel in der Episode, aber außer den durchaus gelungenen und sehenswerten Action-Szenen fesselt mich nichts so richtig. Mal sehen, ob es hilft, dass die taube Schwester ganz aus der Serie herausgeschrieben wird.

Sarah Connor Chronicles: Will man der Show eine Chance geben, muss man wohl versuchen, potentielle Ungereimtheiten mit dem „Terminator“-Franchise zu ignorieren und besser nicht mit den Spielfilmen zu vergleichen. Der TV-Ableger muss ein paar arge Kompromisse eingehen (Zeitreise!?), um halbwegs in den Terminator-Canon zu passen oder überhaupt die eigene Existenz zu rechtfertigen. Eingefleischten Fans wird das Bauchschmerzen bereiten, aber wie groß wird deren Anteil bei den Zuschauerzahlen sein? Immerhin bietet die Show solide und spannende Action-Haudrauf-Unterhaltung, ähnlich wie bei „Bionic Woman“ sinkt die Attraktivität der Serie — etwas überspitzt formuliert — sobald jemand den Mund aufmacht. Wirklich bei der Sache hielt mich somit lediglich die eiskalte Summer Glau, auch wenn es einiges an „suspension of disbelief“ bedarf, um sie als Terminator zu akzeptieren. Wetten, dass sie irgendwann „Gefühle“ entdeckt und sich einen neuen Chip einpflanzen lässt, um diese seltsamen menschlichen Regungen zu verstehen … und dann repariert sie erstmal Geordis Visor. Hey, sie und „Chucks“ Adam Baldwin in einer Serie und dazu noch Nathan Fillion aus „Drive“, das wär’s doch. Dass da noch keiner drauf gekommen ist…

Lipstick Jungle: Fühlt sich an wie ein etwas flotteres und ehrgeizigeres „Six Degrees“. Aber mit den gleichen Erfolgsaussichten. Das ist weder Fisch („Desperate Housewives“) noch Fleisch („Sex and the City“) und hat immer mal wieder einige Längen. Für die Show spricht allerdings der exzellente Cast, durchaus sorgsam ausgestaltete und mehrdimensionale Charaktere und eine gelungene Balance zwischen Drama auf der einen Seite und amüsanten Momenten auf der anderen. Aber ich fürchte, sie wird sich nicht durchsetzen können. Dazu ist sie einfach zu „zahm“, da hilft auch der aggressive Cliffhanger am Schluss nicht.

Cavemen: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, Urzeitmenschen? Im 21. Jahrhundert? Was soll daran bitteschön lustig sein?
Aber halt. Hey, das ist ja gar nicht mal so schlecht. Ja, ich würde sogar soweit gehen und sagen: Ich habe mich durchaus amüsiert. Bei weitem nicht so flach wie ich gedacht hätte. Das könnte sogar funktionieren. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Big Bang Theory: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, the Beauty and the Geek? Sperma-Witze? Lacher aus der Konserve? Kelly Cuoco? Aber halt. Hey, das ist ja wirklich so schlecht. Ein oder zwei gute Lacher sind zwar dabei, aber ich glaube nicht, dass das Prädikat „Immerhin besser als ‚Happy Hour‚“ sonderlich viel als Qualitätsmerkmal taugt.

Vorläufiges Fazit: Na, das sieht ja schon mal ganz … hm… gut aus. Ein Ausreißer nach unten und einer nach oben, dazwischen viel „solides“ Material. Auch wenn die meisten Piloten zumindest in meinen Augen keine Volltreffer sind, so dürfte dennoch diesen Herbst für jeden Geschmack etwas dabei sein. Zumindest theoretisches Potential haben fast alle. Man merkt, dass 2007 wieder viel Geld in die Pilot-Season gepumpt wurde, die Episoden haben alle eine hohe Produktionsqualität. Falls „Big Bang“ wirklich die schlechteste Show bleibt, dann kann das ein akzeptables Jahr werden, auch ohne Aaron Sorkin und Mega-Blockbustern. Auf der anderen Seite gibt es jenseits von „Pushing Daisies“ auch keine Serie, die ich als „Must-See-TV“ einordnen würde. Noch nicht.

Saving Grace

Samstag, 28. Juli, 2007

Der Sommer ist eindeutig das Eldorado für die kleinen Cable-Networks. In diesen Monaten, in denen die großen Broadcast-Networks ihre Kräfte sammeln und mit Reality-Ware aus der Konserve die Zeit totschlagen, wuseln die kleinen Networks heran und versuchen mit erstklassiger Ware der vermeintlich übermächtigen Konkurrenz ein paar Marktanteile abzuknabbern. Und verstärkt tun sich dabei auch nicht nur die PayTV-Stationen, sondern auch bisher eher unbekannte Networks mit größeren Eigenproduktionen hervor, zuletzt beispielsweise AMC mit „Mad Men“.

Auch TNT mischt da mit. Das kleine Network, das ebenfalls eigentlich mal ein Spielfilm-Sender gewesen war, der aber allmählich sein Spektrum um Sportsendungen und Drama-Serien erweiterte, hat neben vielen Wiederholungen von Serien der „großen“ Networks in der letzten Dekade auch immer mal wieder Serien aus dem eigenen Haus auf Sendung gebracht, unter anderem „Witchblade“. Die bekannteste eigenproduzierte Serie auf TNT ist derzeit wohl das Krimi-Drama „The Closer“, das seit drei Jahren ein Markenzeichen des Network ist.

savinggrace01.jpgAuch das neue Drama „Saving Grace“, das diese Woche startete, kann man in diese Krimi-/Prozedural-Schublade einsortieren, aber mit einem etwas ausgefallenen Touch. Es ist eine Art nicht-jugendfreie Variante von „Ein Engel auf Erden“ oder „Touched by an Angel“ — mit viel Sex, Drogen, Gewalt … und Holly Hunter. Sie spielt die Polizeibeamtin „Grace“, die man wohl bestenfalls als „abgewrackt“ bezeichnen könnte: Sie säuft sich durch’s Leben, hat zahlreiche Affären und ist auch ansonsten alles andere als zart besaitet. Sie nimmt nicht sonderlich viel Rücksicht auf andere oder sich selbst — im Prinzip das klassische „Cop ist an seinem Job zerbrochen“-Stereotyp. Naja, bis zu dem Moment, als sie besoffen einen Menschen überfährt und — jetzt schert die Serie plötzlich aus dem vermeintlich klar definierten Cop-Genre aus — ein Engel namens Earl ihr eine letzte Chance anbietet, der Hölle zu entgehen.

Jupp, ein Engel namens Earl. So richtig mit Flügeln und magischen Kräften, aber dennoch auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Exemplar des familienfreundlichen Klischees eines sauberen, Frieden stiftenden Heilbringers à la Clarence, der den guten George Bailey vom Selbstmord abhält.

Jedenfalls gibt er der perplexen Grace eben diese letzte Chance, sie soll ihr Leben in den Griff kriegen … oder… it’s hell time. Wie genau er ihr dabei unter die Arme greifen will, bleibt zunächst unklar. Er lässt zumindest mal keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ihr keine Hilfe bei der Lösung ihrer Kriminalfälle geben wird, Grace muss ihren Krempel schon gefälligst alleine auf die Reihe kriegen. Aber natürlich dürfen ein paar mysteriöse Andeutungen nicht fehlen. Und dann wäre da noch die „Holy Cow“…

Ähnlich wie Kyra Sedgwick für „The Closer“ ist Holly Hunter für „Saving Grace“ der zentrale Dreh- und Angelpunkt, von dem ein Großteil der Wirkung der Serie abhängt. Und ähnlich wie Sedgwick ist Oscar-Gewinnerin Hunter alles andere als ein Drama-Newcomer, sie hat unter anderem in „thirteen“ bereits bewiesen, wie hervorragend sie kaputte Charaktere spielen kann, die sich kurz vor der Selbstzerstörung befinden. Und das zeigt sie auch in „Saving Grace“. Auch wenn die Prämisse vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, so setzt sie mit ihrem Charakter doch einen netten neuen Akzent für das abgenutzte „Engel kommt auf die Erde“-Konzept. Natürlich schwebt auch hier über allem der große moralische Zeigefinger im Stil von „Tue Gutes im Leben“, aber zumindest ist die Show bei weitem nicht so seicht und besserwisserisch umgesetzt wie beispielsweise das eingangs erwähnte „Touched by an Angel“. Auch mit einem Vergleich à la „Joan of Arcadia für Erwachsene“ tue ich mich noch etwas schwer, aber „Medium“ ist in Sichtweite.

savinggrace02.jpgTNT hat sich auch nicht lumpen lassen, was die Besetzung dieses Dramas anbetrifft. Neben der exzellenten Holly Hunter sind zumindest in der Pilot-Episode auch noch Leon Rippy („Deadwood“), Laura San Giacomo („Just Shoot Me“) und Tom Irwin („My So-Called Life“) zu sehen. Und der Rammstein-Song „Mein Herz brennt“ ist zentraler Teil der Hintergrund-Musik dieser Episode, was nochmals unterstreicht, dass das keine „Friede, Freude, Eierkuchen“-Produktion ist.

Fazit: Durchaus sehenswert, vor allem wegen Holly Hunter, aber es bleibt abzuwarten, wie die Show in den nächsten Episoden das Gleichgewicht zwischen Krimi-Prozedural und „Do You Believe In God?“-Selbstfindung halten wird. Gerade letzteres kann schnell nach hinten losgehen und lächerlich, predigend oder seicht wirken — die TV-Vergangenheit hält da einige Beispiele parat…

Mad Men

Samstag, 21. Juli, 2007

Ich kann wirklich nicht behaupten, dass der kleine US-Kabel-Kanal AMC mir bis vor ein paar Wochen ein Begriff war. So erforderte es auch erst einmal die Lektüre des Wikipedia-Artikels um den ehemaligen „American Movie Classics“-Sender halbwegs einordnen zu können. Als primäre Spielfilm-Konservenware-Abspielstation im Stil von TCM war diese Bildungslücke auch nicht sonderlich schwerwiegend.

Aber seit einigen Wochen entstand im Web ein gewisser Pre-Hype zu der neuen AMC-Serie „Mad Men“, erst die dritte oder vierte Serien-Eigenproduktion des Senders überhaupt — vielleicht sogar die erste „richtig große“ Produktion. Doch aus diesem Erstlingswerk scheint etwas richtig gutes geworden zu sein, so versprachen es zumindest im Vorfeld viele positive Reviews.

Verantwortlich für „Mad Men“ ist Matthew Weiner, ehemaliger Autor und Produzent für die „Sopranos“, also kein Unbekannter im Bereich „Quality TV“. Und man spürt, dass er sich auch an diesen Maßstäben messen lassen will — „Mad Men“ hat ein ehrgeiziges Ziel, mit geringem Produktionsbudget ein nicht gerade simples Thema anzugehen.

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Die Handlung von „Mad Men“ spielt in den Boom-Jahren der frühen 1960er, Eisenhower war Präsident und der Kalte Krieg in vollem Gange, die Gesellschaft wurde von Männern dominiert während Frauen für Küche und Familie zuständig waren. Und doch begannen langsam alte extrem-konservative Wertvorstellungen aufzubröckeln, Veränderung lag in der Luft.

„Mad Men“ brilliert in der unverblümten Wiederbelebung einer scheinbar lang vergangen Zeit. Wir finden uns in dem Mittelpunkt der damaligen modernen Welt wieder, in der Madison Avenue in New York, genauer in der Werbeagentur Sterling Cooper, wo junge und erfolgreiche Männer geschickte Werbemärchen erfinden, um die Produkte ihrer Kunden an die kaufbegierigen Amerikaner zu bringen. „Modernste Technik“ besteht hier aus handvermittelten Telefongesprächen (man sollte es sich besser nicht mit den Telefonistinnen in der Vermittlungsstelle verscherzen), den ersten Fernsehsendungen und sonstigen krächzenden, kabelgebundenen Kommunikationsmitteln. Und schon gar nicht gibt es „Zaubergeräte, die Kopien von Dokumenten anfertigen können„.

Eine exemplarische Schlüsselszene der Episode ist der Besuch einer jungen Sekretärin beim Frauenarzt, der immerhin auch unverheirateten Frauen schon „ganz fortschrittlich“ ohne großen Widerstand die Pille verschreibt. Allerdings unternimmt er dabei aber auch keine große Anstrengungen, seine Geringschätzung gegenüber dieser vermeintlichen Schlampe zu verbergen. Und wie selbstverständlich pafft er munter an seiner Zigarette, während er mit den Händen routiniert den Unterleib der Frau untersucht.

Ohja, geraucht wird in der Show. Und wirklich nicht zu wenig. Es braucht gar kein „Geruchsfernsehen“, um die komplett verqualmte Luft auch vor dem Bildschirm auf dem Sofa zu spüren. Da wird gefluppt ohne Ende. Um’s Rauchen dreht es sich auch in der Rahmenhandlung der Pilot-Episode: Gerade haben es „manipulative“ Medien doch tatsächlich gewagt, die amerikanische Öffentlichkeit über die Gefahren des Rauchens aufzuklären. Die Tabakindustrie ist in heller Aufregung und sucht verzweifelt nach neuen Werbestrategien, um ihre „saubere“ Ware an den Mann zu bringen. Und Don Draper, der Hauptcharakter in der Serie, gespielt von Jon Hamm, hat zunächst auch keine Idee.

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Reihum wird den 60er Jahren auf den Zahn gefühlt: Frauen in Führungsrollen, die es auch noch wagen, einem Mann die Meinung zu sagen, werden geächtet — währenddessen gehen die Männer fremd. Es wird geraucht und getrunken, als gäbe es kein Morgen und Antisemitismus ist an der Tagesordnung.

Natürlich kocht auch „Mad Men“ im Grunde nur mit Wasser. Dem „Held“ kommt wie erwartet in letzter Sekunde die zündende und rettende Idee und der ärgste Konkurrent (Vincent Kartheiser, „Angel“) ist wirklich ein schleimiger Arschkriecher wie man von der ersten Sekunde erwartet. Stellenweise erinnert die Story um den Lucky Strike-Werbekunden zu stark an den rabenschwarzen Klassiker „Thank You For Smoking“. Dennoch zeichnet die Serie ein interessantes und sehenswertes Porträt einer vergangenen Generation — von der sich die heutige Zeit vielleicht doch nicht so sehr unterscheidet, wie man es sich wünschen würde.

State of Mind

Dienstag, 17. Juli, 2007

Den US-Sender Lifetime kann man wohl als eine Art „TM3 mit mehr Erfolg und Geld“ bezeichnen. Auch diese Station war ursprünglich als reiner Frauen- und Gesundheitssender gestartet und unternimmt mittlerweile einige Schritte, um auch das andere Geschlecht als Zuschauergruppe zu gewinnen. Bekannt vor allem durch seine „Made for TV“-Schmachtfetzen-Movies, programmiert das Cable Network (das eigentlich aus zwei Sendern besteht) neben Wiederholungen von Serien wie Desperate Housewives, Grey’s Anatomy und Medium seit einiger Zeit auch vermehrt Serien-Eigenproduktionen („Strong Medicine“). In der Regel stellen diese Produktionen Frauen in den Mittelpunkt oder sollen zumindest hauptsächlich die weibliche Zuschauerschaft ansprechen.

Der letzte Versuch war im vergangenen Sommer die Krimiserie „Angela’s Eyes“, die weder besonders erfolgreich noch halbwegs gut war (zumindest in meinen Augen, pun intended) . Dieses Jahr versucht Lifetime erneut, neue Eigenproduktionen beim Zuschauer zu etablieren und macht dies unter anderem mit „State of Mind“. Im Mittelpunkt dieser Serie steht die Psychotherapeutin und Eheberaterin Dr. Anne Bellowes (Lili Taylor, „Six Feet Under“) und ihre anderen Berufskollegen einer Gemeinschaftspraxis. Zu dieser Gruppe stößt im Laufe der Pilotepisode auch noch der junge Anwalt Barry White (Devon Gummersall, „My So-Called Life“).

Ob die Serie nun ein Drama, eine Komödie oder irgendeine Hybrid-Form darstellen soll, ist mir jedoch auch nach der Pilotepisode noch nicht klar. Während die erste Hälfte der Episode hin und wieder einige fast schon „Ally-McBeal-esque“ amüsante Momente beinhaltet (sogar mit Traumsequenzen), wird es gegen Ende derart ernst und dramatisch, dass man fast schon das Gefühl hat, als wolle die Show nun vehement jeglichen Verdacht auf eine Eingruppierung in die Comedy-Schublade ausmerzen. Zudem besteht der vermeintliche Höhepunkt der Show am Ende fast nur aus zwei endlosen hochtrabenden Ansprachen — eigentlich fast schon Predigten — über Liebe, Ehe und vernachlässigte Kinder. Lili Taylor glänzt in diesen Szenen zwar durch eine exzellente Schauspielerleistung, aber ich hatte das Gefühl, dass mir zum richtigen Genuss dieser letzten Szenen dann doch ein weiteres X-Chromosom fehlt.

Aber ich muss zugeben, dass mein Hauptgrund zum Einschalten eigentlich auch diese erste größere reguläre Rolle von Devon Gummersall in einer TV-Serie war. Er hatte zwar immer mal wieder Gastauftritte („CSI“, „24“, „The L-Word“, „Roswell“), aber zu einer Rolle im Main Cast hatte es seit „My So-Called Life“ nicht mehr gereicht. Und wenn man mal sehen will, was 13 Jahre später aus „Brian Krakow“ geworden ist, dann ist „State of Mind“ sicherlich einen Blick wert. Er macht seine Sache recht gut.

Doch den Rest der Show würde ich mal als „uneinheitlich“ bezeichnen. Zwei schwergewichtige „Downer“ wie Kindesvernachlässigung/-misshandlung und zerbrechende Ehen so dicht beieinander in eine Episode zu packen, aber zuvor den Zuschauer mit vielen locker-leichten Szenen auf die „falsche Fährte“ zu locken, ist eine riskante Angelegenheit. Die Show wirkt dadurch etwas orientierungslos, woran die Darsteller (vor allem Lili Taylor) aber sicher keine Schuld tragen.

Prime (2005)

Montag, 16. Juli, 2007

Eine 37jährige geschiedene Frau erzählt ihrer Psycho-Therapeutin von ihrer aufregenden Affäre mit einem 23jährigen Mann. Was beide nicht wissen: Die Therapeutin ist die Mutter des jungen Mannes. Klingt auf den ersten Blick nach einer romantischen 08/15-Comedy mit dem üblichen Katz-und-Maus-Versteckspiel und vielen fliegenden Torten. Dass ich dem (nicht ganz taufrischen) Film aber dennoch ein paar Zeilen hier widme, dürfte schon darauf hindeuten, dass sich hinter der Verpackung von Prime etwas mehr versteckt, als man vielleicht vermuten dürfte. Okay, fliegende Torten sind trotzdem drin.

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Aus der Storyline hätte man sicherlich einige verschiedene Filme machen können. Die kuriose Situation, in der sich die Charaktere wiederfinden, würde auch eine belanglose Screwball- oder Slapstick-Comedy à la „Meet the Fockers“ rechtfertigen. Oder einen seichten „Chick-Flick“, bei dem ein Großteil der männlichen Zuschauer schmerzverzerrt in den Kinosessel beißt während die weibliche Begleitung auf Wolke Sieben schwebt. Dass man das „Ältere Frau liebt jungen Mann“-Konzept auch ernst angehen kann, zeigt beispielsweise „P.S.“ (mit dem ich aber rein gar nix anfangen konnte).

Doch Autor und Regisseur Ben Younger (TV-Serie „Army Wives“) wählte einen anderen Weg: Eine skurrile, aber sympathische und unterhaltsame Beziehungskomödie mit glaubhaften Charakteren und einer gesunden Balance zwischen Rolling-On-The-Floor-Laughing-Szenen und ruhigeren Momenten. Das Drehbuch fährt einige gute Lacher oberhalb der Gürtellinie auf und obwohl sich viele einfache Slapstick-Szenen und Running-Gags anbieten würden, wussten die Macher gut den Punkt abzuschätzen, ab dem skurrile Comedy-Situationen überreizt sind und zu lächerlich und unwirklich wirken. Der Film ist nicht außergewöhnlich, er verläuft weitestgehend so, wie man es von einer romantischen Komödie erwarten würde. Der Autor ist dennoch immer wieder darum bemüht, die Charaktere nicht zu überzeichneten Karikaturen geraten zu lassen, sondern präsentiert einen vergnüglichen Film, der die Zeit erfrischenderweise mal nicht mit Fäkal-Witzen zu überbrücken sucht. Ganz ohne „cheesy“ Romantikszenen kommt auch „Prime“ natürlich nicht aus, aber ähnlich wie bei den „Comedy“-Anteilen findet der Film genau die richtige Balance und so halten sich die allzu seichten Momente in Grenzen.

Bryan Greenberg gefällt mir hier in seiner Rolle als „Dave“ viel besser als in seiner Hauptrolle in der ABC-Serie „October Road“. Er kann also doch schauspielern ;-). Uma Thurman ist bezaubernd wie immer, aber allen die Show stiehlt eindeutig die einzigartige Meryl Streep in einer Comedy-Bestleistung, die alleine gesehen den Film bereits sehenswert macht. Ihr „Leidensweg“ und innerer Kampf zwischen Mutter und Therapeutin ist einfach ein Genuss … und über weite Strecken urkomisch. Und dann ist da natürlich in einer kleinen, aber wunderbaren Nebenrolle Großmutter „Bubi“ (Lotte Mandel), deren kurze Auftritte jedesmal das exzellente Comedy-Timing des Filmes nochmals unterstreichen.

Fazit: Sicherlich kein tiefschürfendes Meisterwerk, aber in meinen Augen einfach ein sehr unterhaltsamer Film und eine gelungene positive Überraschung, wenn man (wie ich ;-)) eine typische 08/15-Hollywood-Komödie erwartet hatte.

"Burn Notice"

Freitag, 6. Juli, 2007

Das USA Network wirbt mit dem Slogan „Characters Welcome“ und zeigt in seinen Shows wie „Psych“ und „Monk“, was es damit meint: Ungewöhnliche, leicht überzeichnete Charaktere stehen im Mittelpunkt von eher harmlosen, aber unterhaltsamen Serien. Und meist sind es Krimis. In diese Kategorie fällt auch „Burn Notice“. Man kann es eine gelungene Variation eines erfolgreichen Rezepts nennen.

burnnotice3.jpgMichael Westen (Jeffrey Donovan) ist ein international tätiger Spion, der mitten in einer lebensgefährlichen Mission plötzlich erfährt, dass auf seinen Namen eine „Burn Notice“ ausgestellt wurde. Dabei handelt es sich um einen Vermerk bei Geheimdiensten, mit denen eine Quelle oder ein Mitarbeiter als unbrauchbar bzw. enttarnt gekennzeichnet werden. Für einen Spion wie Michael ist dies jedoch faktisch nicht nur das Ende seiner Geheimdienst-Karriere, er ist nun auch von all seinen früheren Annehmlichkeiten abgeschnitten — kein Geld, keine Wohnung, keine Kontakte. Zudem steht er nun selbst im Visier anderer Geheimdienste — und er hat nicht den leisesten Schimmer warum.

Nun ist er in seiner alten Heimat Miami, Florida, gestrandet und sitzt wegen Geldmangels erst mal fest. Ein paar alte Freunde unterstützen ihn mit dem Notwendigsten, während er versucht, etwas Ordnung in sein neues Leben zu bekommen und seine Feinde abzuwimmeln. Und seine Mutter. Die lebt nämlich auch noch hier und ist eine Nervensäge par excellence. Top-Spion hin oder her, wenn die Mami anruft und zum Einkaufen gefahren werden will, hat auch ein mit allen Wassern gewaschener Mann wie Michael nichts entgegenzusetzen.

Viel angenehmer findet er da seine eigentliche Berufung: Bösewichter jagen und austricksen und dabei als Mini-„James Bond“ auch ohne teure Gadgets auskommen. Und da kommt es ganz gelegen, dass er sein Spion-Know-How nun einsetzen kann, um nebenbei etwas Kohle zu verdienen. Dazu hilft er Leuten, die sich nicht trauen, sich an die Polizei zu wenden — er agiert also als eine Art Privatdetektiv. Als Unterstützung kommt ihm seine Ex-Freundin Fiona (Gabrielle Anwar) zu Hilfe, die aussieht wie ein Model, aber dennoch eine rabiate Hau-Drauf-Mentalität an den Tag legt, gern mit Waffen spielt und gar eine IRA-Vergangenheit hat. Und im besten MacGyver-Stil bastelt Michael aus ein wenig Spielzeug Fallen für Bösewichter oder kommt Gangstern auf die Schliche. Er ist dabei kein perfekter Superheld, sondern ein Typ mit Macken, der Situationen auch mal falsch einschätzt und dazu noch einen allzeit süffisant-sarkastischen Voice-Over-Kommentar parat hat.

burnnotice1.jpgDiese Voice-Overs aus der Sicht von Michael (die allerdings manchmal dann doch zu dick auftragen und etwas sperrig wirken) unterstützen auch das Storytelling insgesamt. Ein anderer Trick sind „Title Card“-Inserts, durch die neue Charaktere in der Show vorgestellt werden. Das ist ein interessantes Stilmittel, das man aber in letzter Zeit öfters in Film- und TV-Produktionen sieht und langsam erste Abnutzungserscheinungen zeigt. Und ob es in „Burn Notice“ abgesehen von der Eröffnungssequenz in der Pilot-Episode dauerhaft überhaupt Sinn macht, bezweifle ich, insbesondere da bereits in der Pilot-Episode in diesen Einblendungen der amüsante Seitenhieb („Boris: Wannabe Warlord“) oftmals zu kurz kommt.

Als Zuschauer hat man die ein oder andere Pille zu schlucken: Michael ist so begabt, aber er schafft es nicht, der Herkunft seiner Burn Notice auf den Grund zu kommen? Er ist solch ein Top-Agent, hat aber nicht für den Fall der Fälle vorgesorgt? Und jetzt muss er simple Privatdetektiv-Aufträge lösen, um sich über Wasser zu halten? Aber wer diese Show anschaut, will wohl auch gar keine größeren Fragen stellen, sondern sich lieber gut unterhalten lassen. Und das kann die Show durchaus.

Fazit: Wer „Monk“ und „Psych“ mag und auch ein bisschen „MacGyver“ nicht abgeneigt ist, der wird auch „Burn Notice“ unterhaltsam finden. Aber mehr ist es auch nicht. Ein netter Zeitvertreib zum Relaxen und Entspannen — amüsant und harmlos-spannend. Damit ist diese Show aber auch schnell „verzichtbar“, wenn die Zeit zum Anschauen fehlt.

Helmut Schmidt außer Dienst

Donnerstag, 5. Juli, 2007

Großartiges Portrait eines Staatsmanns: Sandra Maischberger und ihr Ehemann Jan Kerhart haben über vier Jahre hinweg Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt für eine ARD-Dokumentation begleitet. Hochinteressant und sehenswert — natürlich sollte man schon ein gewisses Interesse für die Person Schmidt oder Persönlichkeiten der Zeitgeschichte mitbringen. Schmidt mag zwar nicht unumstritten sein, aber gerade das macht diesen sehr persönlichen und fast schon intimen Einblick in „Helmut und Lokis“ Leben und Gedankenwelt zumindest in meinen Augen sehr faszinierend und unterhaltsam. Teilweise ist diese Dokumentation auch recht aufwändig produziert (wenn ich mich nicht täusche, war da im Kloster Chorin gar ein Kamerakran im Einsatz — vielleicht ein bisschen zu viel des Guten). Es geht nicht um eine verfilmte Biographie des Altkanzlers (auf seine beruflichen Stationen wird eigentlich nur im Vorbeigehen eingegangen), sondern im Vordergrund steht der Mensch Helmut Schmidt, der in seinem Leben zahllose Höhe- und Tiefpunkte durchlebt hat.

EinsExtra wiederholt die NDR-Doku „Helmut Schmidt außer Dienst“ nochmal am Mittwoch, den 18.7., um 21 Uhr und am darauffolgenden Donnerstag um 6:30 Uhr.

"Jekyll"

Mittwoch, 4. Juli, 2007

2007 ist ein exzellentes Jahr für den britischen TV-Autor Steven Moffat. Der ehemalige „Coupling“-Produzent hat nicht nur eine der besten „Doctor Who“-Episoden des Jahres geschrieben („Blink“), sondern mit „Jekyll“ auch eine formidable eigene Mini-Serie bei der „alten Dame“ BBC an den Start gebracht.

jekyll (BBC)

Die legendäre Literaturvorlage „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ ist neben der „Schatzinsel“ wohl eines der bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Die BBC-Serie „Jekyll“ ist nun gleichzeitig eine gelungene Adaption und Fortsetzung von Stevensons Erzählung in unserer Gegenwart. Die Serie baut auf der Grundidee auf, dass diese Buchvorlage vielleicht doch nicht rein fiktiv war und Dr. Jekyll einen Nachfahren im Jahr 2007 hat.

Tom Jackman ist ein eigentlich ein ganz normaler Familienvater, der jedoch notgedrungen ein geheimes Doppelleben führt. Denn er teilt sich seinen Körper mit einer zweiten Identität, einer recht brutalen, aber auch kindisch-einsamen Variante seiner selbst. Doch dies sind nicht nur schizophrene Episoden oder Halluzinationen, die sich in seinem Geist abspielen. Bei der regelmäßigen und unfreiwilligen Wandlung in seinen aggressiven Gegenpart verändert sich Tom Jackman auch physisch: Sein Haaransatz ändert sich, er ist schmäler und größer und wirkt jünger. Doch beide „Personen“ leben unabhängig voneinander, sie teilen Erinnerungen nicht und kommunizieren bestenfalls über ein kleines Diktiergerät.

Zunächst versucht Jackman sich mit dieser Transformation und seinem alternativen Ich zu arrangieren. Doch wie in der Literaturvorlage gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle, Jackman und sein „Hyde“-Charakter kollidieren immer öfter und geraten zunehmend in eine Art Kriegszustand. Gleichzeitig kommen einige mysteriöse dritte Parteien ins Spiel, die unklare eigene Ziele verfolgen, in denen Tom Jackman eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Insbesondere die Frage, wie er ein Nachkomme von Dr. Jekyll sein kann, obwohl der doch angeblich keine Kinder hatte, bildet einen wichtigen Mystey-Arc dieser auf sechs Episoden begrenzten ersten Staffel.

jekyll (BBC)

Solch eine Show steht und fällt natürlich mit dem Hauptdarsteller. Der Kraftakt, nicht nur einen, sondern gleich zwei komplett gegensätzliche Charaktere vor der Kamera zu porträtieren, die auch nach und nach verschmelzen, dürfte einem Schauspieler einiges abverlangen. Und da hat die BBC mit James Nesbitt („Cold Feet“, „Bloody Sunday“) einen hervorragenden Griff getan. Seine Wandlungen in den jeweils anderen Charakter haben Gänsehaut-Qualitäten und seine Darstellung der „Hyde“-Figur ist atemberaubend bedrohlich und von einem kaltblütigen Wahn durchsetzt. Aber auch der restliche Cast ist nicht zu unterschätzen, insbesondere Gina Bellman als Jackmans Ehefrau läuft beispielsweise in Episode drei in einer brillanten Dialog-Sequenz zu Hochform auf. Und Paterson Joseph als Chef einer mysteriösen Organisation ist einfach ein köstliches Ekel.

Aber der wirkliche Dreh- und Angelpunkt ist das fantastische Script von Steven Moffat. Er bleibt eng an der Literaturvorlage, aber erzeugt doch etwas vollkommen neues, ein packendes TV-Psycho-Drama mit einem Mystery-Touch, das aufwühlt und schockiert. Hin und wieder kommen einige Nebencharaktere etwas unter die Räder, weil „Jekyll“ derart prominent im Vordergrund steht — aber weil jede Szene mit dem zunehmend zerrissenen Jekyll/Hyde ein einziger Genuss ist, ist das zu verschmerzen.

Fazit: Mit der Wiederbelebung der klassischen Literaturfigur(en) Mr. Jekyll und Mr. Hyde hat die BBC und Autor Steven Moffat einen formidablen TV-Sommerhit hervorgebracht, der bereits nach der Hälfte der Miniserie als eine der besten TV-Serien des Jahres feststehen dürfte. Das ideale Gegenstück zu „Dexter“. Ab Ende Juli auch auf DVD zu haben. Eine Fortsetzung ist noch offen, vielleicht ist die Serie auch gar nicht für eine längere Laufzeit ausgelegt.

Doctor Who: Last of the Time Lords

Sonntag, 1. Juli, 2007

So richtig glücklich bin ich mit dem Season-3-Finale von „Doctor Who“ nicht. Die finale Episode feuerte zwar in jeder Hinsicht aus allen Rohren, aber teilweise schien sie mir fast ein Stückchen über’s Ziel hinauszuschießen.

(Spoiler voraus)

Dabei sah der Trailer letzte Woche doch so viel versprechend aus. Aber wie Promo-Abteilungen von TV-Sendern nunmal so sind, haben sie sich hauptsächlich die Rosinen aus dem Kuchen gepickt. Dass der Doktor durch irgendwelches mäßig erklärtes kollektives Gedankenkraft-Dingens gerettet wird und sich das ganze Zeit-Pradoxon wundersam sauber mit etwas Technobabbel in Wohlgefallen auflöst ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen — all das wird in solchen Trailern natürlich nicht erwähnt. Irgendwie war mir das Happy End deutlich zu glatt, ich nahm dem Doktor auch seine Trauer um seinen letzten Artgenossen nicht ab — die Vorgeschichte der Beziehung zwischen dem „Doctor“ und dem „Master“ war dazu viel zu kurz gekommen und hatte sich dann diese Emotion über den Lauf der Doppelfolge einfach nicht verdient. Und die durchaus nette Idee um die „Enthüllung“ von Capt. Jacks Zukunft schien mir etwas holprig/aufdringlich ins Skript eingebaut, das hätte man doch auch irgendwie subtiler einbauen können.

Sicherlich hatte die Episode auch gute Momente, im typischen Doctor-Who-Stil immer ein wenig off-beat (der „Tanz“ des Masters zu Beginn), und viele wirklich gute Special Effects (der extrem gealterte Doctor) sowie sauber vorbereitete und realisierte Story-Twists (die wahre Identität der „Kugeln“). Aber dennoch klemmte es an so manchen anderen Stellen. Ich konnte irgendwie nicht genügend „suspension of disbelief“ aufbringen, um die Motivation des „Masters“ zu akzeptieren und die Story der Episode zu genießen.

Es scheint mir fast so, als hätte „Doctor Who“ die größten Probleme, wenn sie klassisches Space-Science-Fiction machen wollen. Da stoßen sie dann schnell mit dem Bühnenbild an Budget-Grenzen, irgendwie sehen die diversen Raumschiff-Innereien immer alle nach dem gleichen Kraftwerk-Keller aus. Und die x-te Variation der Dalek-Monster-of-the-Week-Story kann mich auch nicht mehr richtig von Sofa reißen. Nein, „Who“ kann vor allem in den kleinen Geschichten in der Gegenwart brillieren oder wenn die BBC-Kostümausstatter sich im Shakespeare-Zeitalter austoben dürfen. So passt es ins Bild, dass dieses Jahr ausgerechnet die „kleine“ Episode „Blink“ mein Favorit war, die mich auch von Anfang bis Ende gefesselt hatte.

Und dann ist da das Thema „Martha Jones“. Insbesondere im Finale fiel mir recht deutlich auf, dass ihrem Charakter (oder der Schauspielerin) hin und wieder das nötige Charisma fehlt. Gerade als es darum ging, wie sie angeblich all die Hebel in Bewegung setzte um den Doctor zu retten, schien sie irgendwie zu „hölzern“ und sie wirkte weder überzeugend noch glaubhaft. Eventuell nervt mich auch nur ihre Stimme, wer weiß.

Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass sich die „Who“-Macher mal ein neues Modell für das Doctor & Companion-Schema überlegen — die Gerüchte zur vierten Staffel deuten ja darauf hin, dass es in der Hinsicht eine größere Änderung geben könnte.

Studio 60: What kind of show has it been

Samstag, 30. Juni, 2007

Vor fast genau einem Jahr gab es (auch hier im Blog) kaum ein wichtigeres TV-Thema als die Vorfreude auf die neue Aaron Sorkin-Show „Studio 60 on the Sunset Strip“. Kaum jemand zweifelte, dass „Studio 60“ das TV-Event des Jahres werden würde. 12 Monate und 22 Episoden später haben wohl alle Beteiligte etwas gelernt: NBC musste erfahren, dass viel Geld und ein großer Name alleine nichts bewirkt. Manchmal muss man dem Autor eben auch mal auf die Finger klopfen, offenbar kann zuviel „Freiheit“ auch schaden. Sorkin hat (hoffentlich) gelernt, dass er kein Allround-Talent ist und sein selbstüberschätzter Predigt-Stil nicht bei der großen Masse ankommt. Und der Zuschauer hat erfahren, dass ein Network mal nicht Schuld an dem Scheitern einer Show sein kann ;-).

Am Ende war „Studio 60“ im Grunde nur noch eine „West Wing“-Spin-Off-Show. Sorkin zog die finale Storyline einfach über fünf(!) Episoden und pappte sie dann am Ende zu einem hübschen Happy-Happy-Happy-End zusammen, was man im Grunde gleichzeitig als Zugeständnis und Affront an den noch verbliebenen Zuschauer interpretieren kann. Und da er wohl merkte, dass seine Show-in-a-Show-Skripte nicht den gewünschten Erfolg brachten, schrieb er halt wieder über Politik und den Krieg. Manche sahen in diesem Fünf-Teiler sogar eine indirekte „Entschuldigung“ für seine legendäre Post-911-Episode von „The West Wing“.

Aber man kann nicht behaupten, dass Sorkin grundsätzlich kein guter Autor sei. Er hatte wohl einfach seine Storytelling-Fähigkeiten in diesem Serien-Konzept überschätzt. Auch wenn viele Storylines (insbesondere die vermeintlich „romantischen“) absolut in die Hose gingen — bis zum Schluss waren die Dialoge durchweg sehenswert. Da kam ihm natürlich auch der exzellente Cast zu Gute, insbesondere Steven Webber und Matthew Perry, deren Karrieren durch den Studio-60-Flop sicherlich keinen Schaden davongetragen haben dürften. Auch von der handwerklichen Umsetzung war „Studio 60“ durchweg ein Genuss, das beginnt beim beeindruckenden Set und endet bei dem hervorragenden Regie-Stil von Thomas Schlamme.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass es nur einen vergleichsweise kleinen „Tweak“ gebraucht hätte, um die Show zu einem Hit zu machen: Anstatt dem Blick hinter eine SNL-ähnliche Comedy-Show hätte er einfach einen FOX-NEWS-ähnlichen Sender in den Mittelpunkt stellen müssen und er hätte den kompletten Cast, fast alle Drehbücher und seinen Besserwisser-Schreibstil 1:1 übernehmen können.

Naja, beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Mal sehen, ob es mit „Charlie Wilson’s War“ auf der großen Leinwand funktioniert. Alleine die Cast-Liste des an Weihnachten in die Kinos kommenden Films ist schon ähnlich wie bei „Studio 60“ überaus beeindruckend: Tom Hanks, Phillip Seymour Hoffman, Julia Roberts, Lilly Tomlin, Emily Blunt, Amy Adams und Shiri Appleby lassen den Film schon vor dem Start in den engeren Kreis der Oscar-Hoffnungen aufrücken. Und diesmal stammt auch nur das Drehbuch von Sorkin. Die Literaturvorlage um die USA-Verwicklungen in den Widerstand gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan in den 1980er Jahren wurde von dem Reporter George Crile verfasst.

 

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