Archiv der Kategorie 'Reviews'


Mongrels

Donnerstag, 24. Juni, 2010

Serien mit Stofftieren scheinen ja zur Zeit wieder ein Renner zu sein. MTV hat „Warren the Ape“ wiederbelebt und BBC3 hat die „Mongrels“ verpflichtet. Beide richten aber nicht an die klassische „Muppets“-Zielgruppe, sondern an ein erwachsenes Publikum. Und beide nehmen auch dementsprechend kaum ein Blatt vor den Mund, sondern zelebrieren den vermeintlichen Verstoß gegen die „guten TV-Sitten“.

Wesentlicher Unterschied zum „Warren the Ape“-Universum: Bei den „Mongrels“-Puppen handelt es sich um „normale“ (Haus-)Tiere, die auch nicht in direkter Weise mit Menschen kommunizieren können. So steht die Interaktion mit den Zweibeinern eher im Hintergrund, es sei denn wenn es darum geht, das tote Frauchen anzuknabbern oder Herrchen als Terror-Verdächtigen verhaften zu lassen.

Ansonsten haben die Tierchen offensichtlich recht moderne „Probleme“: So verliebt sich der Fuchs Nelson per Dating-Website ausgerechnet in eine Henne — das kann ja nicht gut enden. Auch die vier anderen Tiere (eine Hündin, eine Taube, ein Kater und ein weiterer Fuchs), die im Mittelpunkt der Show stehen, hadern mit dem alltäglichen Leben und den nervenden Menschen.

Insgesamt konnte die halbstündige Show jedoch in der Pilotepisode nicht so richtig überzeugen. Wirklich gute Gags waren rar gestreut, nur selten war es mehr als „recht amüsant“. Die Serie ist immerhin mit viel Liebe zum Detail inszeniert, die zahlreichen Drehs außerhalb den dafür optimierten Studios waren für die Puppenspieler sicherlich eine Herausforderung. Aber irgendwie hatte ich mir basierend auf dem Trailer mehr versprochen — vielleicht bessert sich das ja noch in den kommenden sieben geplanten Episoden.

Trailer:

Warren the Ape

Donnerstag, 24. Juni, 2010

Es wurde an dieser Stelle bereits öfters erwähnt: Die kurzlebige FOX-Serie „Greg the Bunny“ aus dem Jahre 2002 ist eines der Highlights in der Kuriositätensektion meiner DVD-Sammlung. In einer seltsamen Parallel-Welt, die den Fieber-Träumen von Jim Henson entsprungen sein könnte, leben und arbeiten Menschen und beseelte Stofftiere gemeinsam miteinander. Die Serie stammte aus einer Zeit, als FOX noch deutlich experimentierfreudiger war und hatte einige höchst amüsante (wenn auch sehr bizarre) Geschichten mit kultigen Figuren („Tardy the Turtle“!) zu erzählen.

Einer der stoffigen Figuren aus dieser Serie hat nach fast zehn Jahren nun tatsächlich eine Spin-Off-Serie erhalten und zwar auf MTV: In „Warren the Ape“ können wir nun die jüngsten Abenteuer des sicherlich nicht gerade sehr umgänglichen Möchtegern-Schauspieler-Affen Warren DeMontague verfolgen. Der ist nach der Zeit mit „Greg the Bunny“ abgestürzt, kämpft weiterhin mit diversen Drogen- und Sexabhängigkeiten und ist auch ansonsten kein Kind der Unschuld. Mittlerweile hält er sich mit kleinen Jobs über Wasser und offenbar ist „Warren the Ape“ auch als Mockumentary gedacht. In der ersten Folge versucht er auch prompt, einem krebskranken(!) Flausch-Kollegen mit diversen dreckigen Tricks die Hauptrolle in einem Frühstücksflocken-Werbespot abzuluchsen.

So richtig an den liebenswürdigen und abwechslungsreichen Humorfaktor der Vorgängerserie kamen die ersten beiden Episoden von „Warren the Ape“ leider nicht mehr heran, zu sehr hat sich das Format auf anzügliche Scherzchen mit Schulhof-Niveau rund um Warrens dreckigen Lebensstil fokussiert.

Zumindest gab es auch ein Wiedersehen mit der „Ur-Version“ von Greg the Bunny, die Preview verspricht in den kommenden Folgen auch einen Auftritt von Seth Green. Sicherlich ist diese Serie in der Sommerzeit perfekt aufgehoben — ein kindischer Kuscheltier-Spaß für Erwachsene, nicht mehr. Aber das eigentliche „Must-See“ bleibt die Original-Serie (falls also noch jemand nach einem kleinen Sommerprojekt sucht: Greg the Bunny – The Complete Series).

The Good Guys

Mittwoch, 23. Juni, 2010

Das Praktische an langweiligen Fußballspielen mit stumm geschaltetem Ton? Man kann nebenbei wunderbar Musik hören und Blog-Einträge schreiben.

Auch FOX hat eine leichte Sommer-Comedy im Angebot: Mit „The Good Guys“ geht man aber durchaus eine längere Verpflichtung ein und hat die Serie nach einem kurzen Sommerauftritt auch bereits für den Herbst auf den Programmplan gepackt.

„The Good Guys“ ist eigentlich mehr eine liebenswürdige Parodie auf das Cop-Show-Format der 70er und 80er-Jahre, so überzeichnet sind die Hauptfiguren. Dazu passt, dass FOX die Serie quasi mit drei Hauptdarstellern bewarb: Colin Hanks als junger, penibler, aber erfolgloser Junior-Cop Jack Bailey, Bradley Whitford als abgehalfterter, unkonventioneller Oldtimer-Cop Dan Stark … sowie Bradley Whitfords Schnauzbart als himself.

In bestem „Lethal Weapon“-Stil stolpert das ungleiche Paar nun durch ihre Fälle. Eigentlich wurden sie dazu verdonnert, nur kleine Diebstahlsfälle zu bearbeiten, aber natürlich entwickeln sich daraus immer größere Kriminalfälle und ebenso große Schlamassel. Gleichsam festgeschrieben im goldenen Handbuch für Cop-Filme und -Serien ist die anfängliche Abneigung und Spannung zwischen den unterschiedlichen Partnern, die sich aber zunehmend besser leiden können und schließlich ein perfektes Team werden. So geht es auch den beiden „good guys“.

Auch diese Show funktioniert ganz gut als unterhaltsame Sommer-Show für Freunde des „Lethal Weapon“-Formats, aber leider überreizen die Autoren die Charaktere und ihre Eigenheiten oftmals zu sehr ins Abstruse, so dass man am Ende doch eher genervt von den Macken der Figuren zurückbleibt. Zudem sind die Fälle allzu simpel gelöst und schon die Enthüllung des „Bösewichts“ der zweiten Episode war selbst für eine Comedy-Serie einfach viel zu unrealistisch, vor allem wenn sich mal der 70er-Jahre Nostalgie-Spaßfaktor abgenutzt hat und die dünne Story umso auffälliger wird.

Zudem erscheint mir insbesondere Bradley Whitford nicht unbedingt die beste Wahl für diese Rolle. Er wirkt in seiner Performance als störrischer Querdenker oftmals zu sehr verkrampft und fehl am Platz. Vielleicht ändert sich das in späteren Episoden, wenn Whitford etwas vertrauter mit seinem Serien-Charakter ist. Aber im Moment läuft die Show noch nicht richtig „rund“. Solch ein locker-leichter-amüsanter Zeitverbrenner wie „Castle“ ist es noch nicht.

Auch hier der „Paralleluniversum/Vorhölle-Test“: Funktioniert ebenfalls, der Weg zu „Life on Mars“ ist dann nicht weit 😉

Gravity

Mittwoch, 23. Juni, 2010

Die ersten Minuten der Starz-Serie „Gravity“ scheinen sofort alle Vorurteile zu bestätigen: Eine ultra-billige Cable-Serie mit dem Production Value einer Hobby-Hinterhof-Webserie und abstruser Exoten-Handlung. Doch nachdem man mal die grottenschlechten „Special“ Effects der Eröffnungsszenen überstanden hat, stellt man fest, dass die Handlung zwar weiterhin reichlich provokant-unorthodox ist und auch das Budget der Show definitiv jeden „Big Four“-Network-Executive nur müde lächeln ließe. Aber irgendwie entwickelt die Serie einen interessanten Charme mit kuriosen Charakteren und deren noch seltsameren Lebensgeschichten. Zudem überrascht die Serie mit durchaus bekannten TV-Gesichtern, u.a. Ivan Sergei und Ving Rhames sowie Jessica Walter.

Im Mittelpunkt steht ein für TV-Serien — insbesondere solche Produktionen mit Comedy-Anteil — ungewöhnliches Thema: Selbstmord. Doch auch hier wird im Grunde wieder ein klassisches Storykonzept umgesetzt: Werfe eine Gruppe von unterschiedlichen Charakteren zusammen und schaue, was passiert. In „Gravity“ geschieht das im Rahmen einer Selbsthilfe-Gruppe von Überlebenden von Suizid-Versuchen. Sehr verschiedene Menschen mit gegensätzlichen Hintergründen werden zusammengebracht und ihre persönlichen (und zuweilen sehr ausgefallenen) Lebens- und Leidensgeschichte thematisiert. Auch wenn die Serie oftmals mit viel Humor an das sensible Thema herangeht, so macht sie sich aber dennoch nicht über ihre Charaktere lustig, sondern versucht auch einen ernsten Blick auf die Hintergründe der meist sehr labilen Psyche der Hauptfiguren zu werfen. Im Mittelpunkt stehen dabei Lilly (Krysten Ritter, „Breaking Bad“, „Gilmore Girls“) und Robert (Ivan Sergei, „Jack & Jill“), zwischen denen sich eine kleine Romanze entwickelt.

Doch als würde die Dynamik der Selbsthilfegruppe eigentlich nicht schon für ein volles Programm reichen, haben die Macher noch eine weitere Kuriosität ins Rennen geworfen: Ein Cop (Eric Schaeffer), der neben seiner liebsten Freizeitbeschäftigung als Hypochonder der attraktiven Lilly nachspioniert und als Motivation für sein Verhalten ein buntes Bouquet aus Stalker-Menatilität, Kriminalfall-Spürnase, Vatersuche und Unrequited Love mitbringt. Er schleicht sich mit bizarren Tricks in Lillys Leben ein, während sein eigenes Leben mehr und mehr einem Trümmerfeld gleicht.

„Gravity“ ist eine der skurrilsten Überraschungen der Saison mit viel Material für Freunde des gepflegten WTF-Moments. Im kaum vorhandenen Windschatten der Starz-Serie „Party Down“ hat es diese Produktion jedoch sehr schwer. Es dauert ohne Zweifel einige Zeit, bis man sich an die seltsamen Figuren gewöhnt hat und im vollgepackten Herbst hätte ich der Show wohl nicht diese lange Chance gegeben. Sicherlich ist das Suizid-Thema und der zuweilen humorige (aber nie lächerliche) Umgang mit dem Thema („Suicide Dummies“) auch nicht jedermann Sache. Aber inzwischen haben die Charaktere meine Neugier und Interesse gebunden und ich warte gespannt auf die finalen Folgen der 10-Episoden-Staffel.

Ein kleines Phänomen ist übrigens Autor, Produzent, Regisseur und(!) Hauptdarsteller Eric Schaeffer. Er hat wohl in Hollywood keinen besonders guten Ruf: Er liebt es, Filme zu produzieren, in denen er wie bei „Gravity“ in Personalunion alle Hebel in der Hand hat und obwohl die Filme regelmäßig nur mauen Erfolg einspielen, gelingt es im dennoch immer wieder, Kapital für neue Produktionen an Land zu ziehen. Das IMDb-Forum zu seiner Person ist selbst für IMDb-Verhältnisse eine Dreckgrube. Manche nennen ihn gar den amerikanischen Uwe Boll.

Und ich merke gerade, auch in dieser Serie würde die Vorhölle-Story wieder funktionieren. Die sind bestimmt alle schon längst tot (Suizid-Versuch war erfolgreich) und stolpern sich jetzt im Afterlife gegenseitig unbeholfen über die Füße. Mann, ich brauche dringend Urlaub von dem Serien-Business, bevor ich auch noch bei „Mord mit Aussicht“ nach Hinweisen auf ein „Higher Being“ suche. ;-).

Persons Unknown

Dienstag, 22. Juni, 2010

„Persons Unknown“ ist eine neue Sommer-Mystery-Drama-Produktion auf NBC, die eigentlich gar nicht so neu ist. Bereits 2008/09 in Mexiko gedreht, war es eigentlich ein Experiment des Produktionsstudios Fox für ein neuartiges Serien-Produktionsmodell. Eine komplette Staffel mit 13 Episoden und abgeschlossener Handlung wurde ohne US-Network-Beteiligung fix und fertig produziert, das Studio trat für die Finanzierungskosten in Vorleistung und hoffte auf einen guten Deal, möglichst international. Ähnlich verfuhr man mit der zeitgleich produzierten SciFi-Serie „Defying Gravity“ und einer dritten Serie. Doch richtig funktioniert hat das Modell wohl nicht, „Defying Gravity“ war letztes Jahr ein leider kaum beachteter Flop (inklusive Cliffhanger) und für „Persons Unknown“ fand sich erst 2009 ein Käufer: NBC kaufte die 13 Folgen für die Midseason, platzierte sie dann aber doch erst im Sommerloch. Eine Fortsetzung der als Miniserie angelegten Produktion erscheint unwahrscheinlich.

Die Handlung der Serie klingt stark nach einer Übertragung von „Big Brother“-Reality-Elemente in eine Mystery-Serie: Eine Gruppe von Menschen wurden von Unbekannten entführt und finden sich nun in einem scheinbar verlassenen Hotel wieder, zunächst ohne jegliche Hinweise auf ihre Entführer oder auf Gründe für die Tat. Die Präsenz ihrer Bewacher wird lediglich durch die überall präsenten Videokameras deutlich. Nach kurzer Inspektion des Hotels und der umliegenden Bereiche stellen die unfreiwilligen Bewohner fest, dass auch die angrenzenden Gebäude, sogar die ganze Ortschaft wie ausgestorben und mit einem technisch hochgerüsteten Sperrgürtel hermetisch von dem Rest der Welt abgeriegelt ist.

Doch bei diesem Stillstand bleibt es nicht: Sofort entstehen natürlich komplizierte Gruppendynamiken zwischen den scheinbar wahllos ausgewählten Entführungsopfern, angeheizt durch sehr polarisierend konzipierte Charaktere (der Arrogante, die Psychisch Kranke, die verzweifelte Mutter, der forsche Soldat, der energische Anführer, die verwöhnte Egoistin, etc). Dazu kommen schließlich auch Manipulationsversuche der unbekannten Entführer, die einem Opfer eine Freilassung versprechen — als Gegenleistung für einen Mord. Mysteriöser wird die Sache zudem durch das plötzlich auftauchende „Personal“, das sich beispielsweise um die Verpflegung der unfreiwilligen Gäste kümmert und deren genaue Background-Kenntnisse in diesem Drama zunächst unklar bleiben.

Alles in allem bisher eine durchaus sehenswerte Mystery-Serie — aber nur weil zur Zeit ja eh nix besseres läuft. Vielleicht bin ich mittlerweile schon etwas zu empfindlich für solche Sachen, aber so manche Dialogzeile klingt in meinen Ohren viel zu gestelzt und so richtig nach Reißbrett-Drehbuch, ebenso wie die schablonenhafte Figurenzeichnung, wodurch viele der kommenden Konflikte (und Beziehungen) schon jetzt vorhersehbar sind. Spannend dürfte aber noch die Frage werden, ob sich unter den „Opfern“ auch ein Maulwurf versteckt. Als Sommerprogramm also „ganz nett“ und für Liebhaber des Mystery-Rätsel-Formats sicherlich gute Unterhaltung.

Nach dem jüngsten Paralleluniversum-Hoax einer anderen bekannten Serie bin ich auch schon gleich auf eine Lösung vorprogrammiert: Die sind alle schon tot und in der Vorhölle ;-).

Lost: Loslassen können

Dienstag, 25. Mai, 2010

Ach, jetzt habe ich das große Finale schon einige Zeit „sacken“ lassen, aber so richtig einig werde ich mir immer noch nicht. Nachfolgend also ein paar Gedanken zu „The End“.

(Sollte wohl jedem klar sein, dass nun einige SPOILER folgen)

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Happy Town

Donnerstag, 13. Mai, 2010

Achje, „schon wieder so ein 0815-Mystery-Drama“ möchte man meinen angesichts der sehr auf „Twin Peaks“ getrimmten Trailer und Promos für „Happy Town“. Erneut ein kleines Städtchen, in dem es ein großes, dunkles Geheimnis gibt und seltsame „Unfälle“ das vermeintliche glückliche Kleinstadtidylle trüben.

Sei es „Point Pleasant“, das letztjährige „Harper’s Island“ oder Kultvorbilder wie das bereits genannte „Twin Peaks“: Irgendwie hat man das alles schon mal gesehen. Es ist zwar immerhin so, dass „Happy Town“ sich bemüht, die Fehler der Vorgänger nicht zu wiederholen und nur die erfolgreichen Aspekte zu reproduzieren, doch genau das scheint auch wieder ihr größtes Manko zu sein: Eine Reißbrett-Serie, penibel durchgeplant und zusammengesetzt aus dem Baukasten erfolgreicher Mystery-Genre-Shows, mit einem „Whodunit“-Arc, aber ohne echte eigene „Must-See“-Qualitäten oder Innovationen.

Es wirkt schon regelrecht verkrampft, wie die Mystery-Informationsbrocken dem Zuschauer wieder und wieder aufgetischt werden (damit der auch ja nix verpasst) und wiederholt mit dem ganz dicken Zaunpfahl auf all die „seltsamen“ Sonderlichkeiten hingewiesen wird. Sicherlich, die Autoren von „October Road“ und „Life on Mars (US)“ machen in dem handwerklich eigentlich recht soliden „Happy Town“ einiges besser als ihre unsäglichen Vorgänger von „Harper’s Island“, bei der ich schon bei der Pilot-Episode ins Kissen biss.

Aber auch die „Happy Town“-Pilot-Episode hatte nichts, was mich auf Anhieb richtig begeistert oder fasziniert hätte — wenn auch nichts, das mich direkt abgestoßen hätte. Weite Strecken der zweiten Folge waren trotz der Cliffhanger-Hoffnung vom Beginn der Folge ebenfalls nur wenig begeisternd oder spannend, Episode drei werde ich mir wohl schon schenken.

Als Sommerserie ist sie sicherlich nicht ganz falsch terminiert (wohl eher noch ein paar Wochen zu früh), die Chancen des „Dranbleibens“ erhöhen sich dank des allmählichen Schwindens der Konkurrenz, die sich in die Sommerpausen verabschiedet. Aber das von ABC erhoffte „Twin Peaks 2.0“ oder gar der „Lost“-Lückenfüller ist es in der Form bei weitem nicht. Und da ABC die Ausstrahlung der weiteren Episoden wegen schlechter Quoten auf Juni verschoben hat, sollte man sich gut überlegen, ob man da überhaupt noch Zeit investieren will.

Arme Amy Acker: Wegen „Happy Town“ fehlte sie in der finalen Season von „Dollhouse“ und nun ist diese Show wohl ebenfalls ein Flop.

Community: Modern Warfare

Sonntag, 9. Mai, 2010

Bei den diesjährigen sabawards gab es zuletzt in der „Best New Comedy“-Kategorie zwei Top-Kandidaten, zwischen denen die finale Entscheidung fallen würde: „Community“ und „Modern Family“.

Seit dieser Woche hat „Community“ einen deutlichen Vorsprung — dank der jüngsten Episode namens „Modern Warfare“. NBC hat in den Sweeps-Wochen auch für die „Community“-Produktion die Portokasse weiter geöffnet und so konnte eine etwas aufwändiger inszenierte Folge auf die Beine gestellt werden (ich will gar nicht wissen, wie lange es dauerte, das ganze Set wieder zu reinigen ;-)). „Modern Warfare“ ist bis unter’s Dach vollgepackt mit Popkultur-Referenzen, eine wilde 22-Minute-Achterbahnfahrt durch das Action-Movie-Genre der vergangenen 20 Jahre, inklusive grünem großem Finale. Dabei kommen auch Meta-Referenzen auf die Serie selbst nicht zu kurz, die unter Fans umstrittene „Will they or won’t they“-Sexual-Tension zwischen Britta und Jeff wird einfach direkt thematisiert und der Finger tief in die Sitcom-Klischee-Wunde gedrückt.

Ohne mich mit Details aufzuhalten fasse ich einfach nur zusammen: Großartige Folge mit Potential zum Legendenstatus. Es kommt nicht oft vor, dass ich bei heutigen TV-Comedies buchstäblich Tränen lache sowie ständig mit Zurückspulen und „Nochmalschauen“ beschäftigt bin — aber „Modern Warfare“ ist dieses Kunststück gelungen.

Zudem blieb sogar noch genügend Zeit für die „Lang“-Fassung des Opening Themes (von „The 88“):

Jetzt bin ich mal gespannt, ob auch „Modern Family“ noch mit einem Sweeps-Special nachlegen kann.

Ich packe hier mal noch den Trailer zur jüngsten Folge rein, angesichts der Spoiler ist es aber eher ein Goodie für diejenigen, die sich nochmals ein paar Highlights anschauen wollen ohne die ganze Episode zum drölften Mal zu schauen:

Auf PasteMagazine.com gibt es ein ausführliches Interview mit dem Chefautor Dan Harmon, der sich mit „Community“ endlich aus dem Schatten seines bisherigen Meisterstücks „Heat Vision and Jack“ herausbewegt.

Der neue Doctor bleibt der beste Doctor

Montag, 5. April, 2010

Als vor mehr als einem Jahr(!) mit dem Newcomer Matt Smith der nunmehr elfte Darsteller der „Doctor Who“-Figur vorgestellt wurde, war mein erster Gedanke: „Der ist arg jung“. Ein gewisser Anflug von Skepsis war daraufhin nicht zu leugnen — war diese Verjüngung wirklich der richtige Weg für das „Doctor Who“-Franchise? Wollte sich die altehrwürdige Tante BBC etwa verkrampft-hipp an das Teenage-Publikum „ranschmeißen“?

Dabei war die Show eigentlich schon immer eine Familiensendung, die vor allem das junge Publikum im Auge hatte. Mit „Torchwood“ und den „Sarah Jane Adventures“ gibt es neuerdings zwei Ableger für jeweils die reifere und die ganz junge Zielgruppe, doch der „Doctor“ sollte schon seit Jahrzehnten immer die ganze Familie vor den TV locken. Somit müsste das Alter des „Doctor“-Schauspielers eigentlich keine Rolle spielen, doch nach den famosen Vorlagen von Eccleston und Tennant in den vergangenen fünf Jahren hatte ich eigentlich automatisch wieder einen ähnlichen Schauspielertyp erwartet.

Doch egal wie alt der neue Doctor nun sei, das eigentliche Highlight für viele „Who“-Fans war der erste Kontakt mit dem neuen Headwriter Steven Moffat, der seit den „Blink!“ und „Silence in the Library“-Episoden als der neue Heilsbringer für die unter Russell T. Davies zuletzt kreativ recht ausgelaugte Show galt. Würde Moffat wirklich den hohen Erwartungen gerecht werden? War „Blink“ nur ein „Ausrutscher“?

Hell, no. Schon nach etwa zehn Minuten der Season-Premiere „The Eleventh Hour“ waren schon mal jegliche Gedanken an Matt Smith als möglichen Fehlgriff für die Hauptrolle wie weggeblasen. Er bringt genau die richtige Menge Enthusiasmus und Ausgeflipptheit mit, um einerseits Erinnerungen an seine Vorgänger durchschimmern zu lassen, aber zugleich dem Charakter einen deutlichen, eigenen Stempel aufzudrücken. Auch der Smith-Doctor ist immer noch der „gute alte Doctor“, wie man ihn über Jahrzehnte schätzen lernte — aber gleichzeitig auch ein bemerkenswerter und selbstbewusster Neuanfang.

Dazu packte Autor Steven Moffat wie erhofft schon gleich zu Beginn seinen Zauberkoffer aus und demonstrierte eindrucksvoll, wie inspirierte und packend inszenierte „Doctor Who“-Welten aussehen können, jenseits von dem zuweilen simplen Gigantismus der Russell-Davis-Ära. Dabei ist es faszinierend, wie viel Moffat vom „Doctor Who“-Konzept seines Vorgängers tatsächlich beibehalten hat und wie frisch und neu die Show dennoch wirkt. Da ist mal wieder die vollkommen überdimensionierte weltweite Gefahr, die der Doctor mit links bewältigt und doch hat alles seinen Ursprung in einer ganz kleinen Alltags-Angst — einem simplen Riss in einer Wand. Ausgehend von dieser kleinen Idee erschuf Moffat eine runde, abgeschlossene und phantasievolle Geschichte mit Liebe zum erzählerischen Detail (bspw. die Zeitsprünge und die Reaktionen von Amys Umwelt auf das Erscheinen ihres langjährigen „imaginary friend“), die sicherlich dazu führte, dass viele Kinder am Samstag Abend beim Zubettgehen einen ganz besonderen Blick auf ihre Kinderzimmerwände warfen. Und genau das ist es, was gute „Doctor Who“-Geschichten im Idealfall ausmachen können.

Dabei spielte die Story in dieser Folge strukturell sogar noch eine untergeordnete Rolle. Das übliche Weltuntergangszenario und das Bekämpfen des „Alien of the Week“ mit irgendwelchem haarsträubend unrealistischen Technobabble war eher der Rahmen für den eigentlichen Fokus dieser Premiere: Die Vorstellung des neuen Doctors und seiner bezaubernden Begleiterin Amy (Karen Gillan), die sich in ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer bewähren müssen und sich dabei dem Zuschauer präsentieren können. Der Doctor befindet sich noch in den „Nachwehen“ der Regeneration und muss dieses Abenteuer auch fast ohne Hilfsmittel bestreiten, da auch sein „sonic screwdriver“ dringend zum technischen Support muss. Dadurch ist der Doctor mehr auf seine echten Fähigkeiten und Improvisationskunst angewiesen.

Besonders auffällig ist die „Regeneration“ auch in der Kameraarbeit, im Schnitt und bei der Beleuchtung. Vielleicht ist es nur der Wechsel zu besseren HD-Kameras (die jedoch meines Wissens auch schon bei den Specials verwendet wurden), aber der neue Doctor brachte auch einen deutlich veränderten visuellen Stil an den Start. Ein viel intensiveres Spiel mit der Schärfentiefe und oftmals großen Blenden, kombiniert mit zahlreichen Close-Ups, Dollyfahrten und ungewöhnlichen Kameraperspektiven verliehen einen beeindruckenden dynamischen und energiegeladenen Stil (vor allem auf einer 2-Meter-Leinwand, whoa!). Einen zweiten Blick ist auch der Rest der Inszenierung wert: Selbst die Farben wirken lebendiger, die Beleuchtung viel aggressiver. Vielleicht war das auch der frische Wind des neuen „Doctor Who“-Produktionsteams: Director of Photography Owen McPolin war zuvor ebenso wenig an einer „Who“-Folge beteiligt wie Newcomer-Regisseur Adam Smith („Skins“). Das ist wahrhaftig nicht mehr der alte Doctor der Russell-Davies-Jahre.

Das wird auch bei den Opening Credits deutlich: Ein (in meinen Ohren unnötigerweise) aufgepeppter Themesong wird von einer generalüberholten Eröffnungssequenz begleitet (die neue Schriftart der Credits gefällt mir ausgesprochen gut). Auch die TARDIS durfte sich wieder regenerieren und wird mit mehreren Ebenen und größerer Auswahl an Kameraperspektiven endlich der Vorstellung des „großen Raums in einer kleinen Box“ eher gerecht.

Es macht auch sicherlich ganz und gar keinen Sinn zu bestreiten, dass Karen Gillan als neue Sidekick-Begleiterin Amy Pond ein herzallerliebstes Cutie und wohl schon einen Großteil des Eintrittgelds wert ist ;-).

Am liebsten würde ich bereits dieser Pilot-Folge 10 von 10 Punkten geben, aber wie soll ich mir denn da noch Spielraum nach oben lassen? Sicher werden auch in der „Ära Moffat“ schwächere Füller-Episoden kommen, aber die Souveränität und Eleganz, mit der die Show in die neue Dekade startete, lassen mich auf Großes hoffen.

Fazit: Der neue „Doctor Who“ gibt der Serie den lange benötigten neuen Schwung, ohne die Show vollständig neu zu erfinden und alte Traditionen mit Füßen zu treten. Es ist der sehr gut gelungene Reboot, der eine glänzende Zukunft verspricht und den man sich auch für viele andere Serien-Franchises wünschen würde. Ohne Zweifel: Christopher Eccleston war der beste Doctor. David Tennant auch. Und Matt Smith wird es auch sein.

Es bleibt eben alles anders, aber besser.

Parenthood (2010)

Samstag, 27. März, 2010

Nach vier Episoden ist es wohl mal an der Zeit, der neuen NBC-Dramaserie „Parenthood“ ein paar Worte zu widmen. Ursprünglich bereits als NBC-Lebensretter für den vergangenen Herbst geplant, verzögerte sich der Start schließlich in die post-olympische Midseason 2010. Grund dafür war die Krebs-Erkrankung von Maura Tierney („ER“), die dadurch auch leider aus der Produktion ausscheiden musste und durch die von mir nicht minder geschätzte Lauren Graham („Gilmore Girls“) ersetzt wurde.

Neben dem erstklassigen Ensemble-Cast mit weiterer TV-Serien-Prominenz wie Peter Krause, Monica Potter, Craig T Nelson und Erika Christensen war es vor allem ein anderer Name, der diese Neuauflage eines 20 Jahre alten Konzeptes zu einem Must-See-Event machte: Jason Katims. Der Autor hatte sein Handwerkszeug bei „My So-Called Life“ gelernt, bei „Roswell“ und „Boston Public“ verfeinert und schließlich mit dem leider kaum wahrgenommenen „Friday Night Lights“ sein erstes Meisterstück abgeliefert.

Die Story schien auch besonders gut zu den Stärken Katims‘ zu passen: Ein Drama um eine normale amerikanische Multi-Generationen-Familie, mit alltäglichen Geschichten rund um Beziehungen, das Erwachsensein (und -werden) und den Stress (und die Freuden) einer großen, bunten Familie. Als großer Verehrer von Katims‘ einzigartig echt wirkenden Porträts der Taylor-Familie in „Friday Night Lights“ erwartete ich wohl nicht weniger als das „thirtysomething“ unserer Zeit.

Nach den ersten Folgen ist aber noch nicht klar abzusehen, ob die Serie meinen großen Erwartungen gerecht wird. Die Ähnlichkeiten liegen inhaltlich vor allem in der Nähe zu „Brothers & Sisters“, mit einem Touch von „Once & Again“ und „Modern Family“ — in allen Fällen aber auch keine schlechte Verwandtschaft im TV-Land.

In meinen Augen liefert „Parenthood“ im Moment jedoch noch ein etwas uneinheitliches Bild. Viele Charaktere und Storyelemente der Serie sind großartig und erinnern an das authentische Bild von Coach Taylor und seiner FNL-Familie. An erster Stelle sei hier die Familie von Adam Braverman (Peter Krause) genannt, die gerade mit der dramatischen Asberger-Diagnose ihres Sohnes konfrontiert wurde. Die verzweifelt-überforderten Reaktionen des Elternpaars auf die sich allmählich bestätigende Diagnose sind fantastisches und niveauvolles Familiendrama, das auch langsam die Erinnerungen an „Nate Fisher“ und „Casey McCall“ beim Zuschauer verblassen lässt.

Für kleine Comedy-Auflockerungen darf in der Regel die arbeitslose Sarah Braverman (Lauren Graham) mit ihren beiden Teenager-Kindern Amber und Drew herhalten. Sie ist nach dem Scheitern ihrer Ehe gerade wieder bei ihren Eltern eingezogen und versucht nun wieder auf eigene finanzielle Beine zu kommen, ohne gleichzeitig von ihren pubertierenden Kiddies gelyncht zu werden. Sarah ist leider zur Zeit eigentlich nur „Lorelai Gilmore 2.0“ mit weniger strebsamen Nachwuchs und man erwischt sich recht oft bei der Vorstellung von Maura Tierney in dieser Rolle. Dennoch ist Lauren Graham sicherlich eine exzellente Alternativ-Besetzung für diese ehrgeizige, aber frustrierte Mutter und ich bin gespannt auf ihre weitere Entwicklung.

Auf der anderen Seite gibt es aber leider auch in jeder Folge noch einige „cringe-worthy“ Momente, bei denen Katims & Co. wohl auch zu sehr Zugeständnisse an den „Durchschnittszuschauer“ in die Serie einflechten mussten. Da fallen vor allem die Plots rund um Julia Braverman-Graham (Erika Christensen) und ihrem Mann Joel (Sam Jaeger) ein. Julia versucht verzweifelt (und für den eventuellen langsamen Zuschauer auch immer schön ausführlich in Dialoge gepackt), die gegensätzlichen Interessen Karrierefrau und Mutter unter einen Hut zu bringen, doch stolpert dabei von einem (u.a. aus „Brothers & Sisters“) vertrauten Soap-Klischee ins nächste.

Und dann ist da der ewige Möchtegern-Junggeselle Crosby (Dax Shepard), der sich immer noch gegen eine Verlobung mit seiner langjährigen Freundin sträubt, aber plötzlich entdeckt, dass er einen fünfjährigen Sohn aus einer früheren Beziehung hat. Es ist bezaubernd anzusehen, wie Crosby allmählich realisiert, dass er reif für eine solche ernste Vater-Rolle ist und auch eine neue Wertschätzung für seine eigenen Eltern aufbringt. Doch seine Weigerung, seiner aktuellen Beinahe-Verlobten von dem Kind zu erzählen, und die daraus folgenden Heimlichkeitsverrenkungen sind wieder altbekannte Seifenoper-Konstrukte.

Dass die Familie ferner zum Ende jeder Folge in trauter Einsamkeit entweder zum Familien-Essen, Ballspiel oder Schwimmen zusammenkommt, ist zwar jedes Mal ein großer emotionaler Moment, wirkt aber schon beim zweiten Mal angesichts der Größe der Familie und der vermutlich vollgepackten Terminpläne zu unrealistisch.

Es ist also noch nicht alles „rund“ bei „Parenthood“. Die Show muss sich und ihren Ton erst noch finden und — ganz wichtig — den einzelnen Charakteren mehr Raum zum Atmen und Entwickeln geben. Fünf oder mehr Storyfäden in eine einzelne 42-Minuten-Episode zu packen ist einfach zu viel — aber zu Beginn einer neuen Show mit einem derart großen Ensemble auch ohne Alternative. Vielleicht muss sich die Show auch noch ein wenig mehr von der alten „Parenthood“-Vorlage emanzipieren. Gigantisches Potential liegt auf jeden Fall in jedem einzelnen Aspekt der Show und von meiner „Must-See“-Klassifizierung werde ich auch so schnell nicht abrücken. Ich bin mir sicher, früher oder später werden Episoden kommen, die über die komplette Länge und nicht nur in einzelnen Abschnitten in die „Mind Blowing“-Kategorie fallen.

Ob „Parenthood“ zu einem TV-Erfolg und ein wichtiger und langfristiger Grundstein für zukünftige „Quality Programming“ von NBC in der 22Uhr-Schiene wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Quoten sind mit 7 Millionen Zuschauern und einem 2.8-Rating recht solide, aber erst nächste Woche bekommt sie mit neuen Folgen von „V“ und „The Good Wife“ wieder ernsthaftere Konkurrenz.

 

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