Archiv der Kategorie 'Reviews'


My Life as Liz

Mittwoch, 27. Januar, 2010

lifeasliz_crWeil’s für einen Tweet zu lang ist, stattdessen hier ein schneller Hinweis auf die neue MTV-Teen-Mockumentary „My Life as Liz“, die seit drei Wochen auf dem amerikanischen MTV läuft (aber auch in Europa –noch– über die US-MTV-Homepage abrufbar ist). In der neunteiligen Serie geht es um die 16jährige Liz Lee, die sich in ihrem Senior-High-School-Year befindet und eine klassische Außenseiterin ist. Ihre besten Freunde sind Nerds und Geeks, ihre „natürlichen Feinde“ im Schul-Ökosystem sind selbstverständlich die „dummen blonden Cheerleaders“.

Die Show stammt vom gleichen Team wie die MTV-Reality-Produktion „The Paper“ vor zwei Jahren und ist vom Stil auch sehr ähnlich. Diesmal liegt der Schwerpunkt aber noch deutlicher auf einem „Mockumentary“-Format, ist noch stärker „gescripted“, auch wenn die Story angeblich auf echten früheren Erlebnissen der Protagonistin in ihrem finalen Highschool-Jahr basieren.

Aber inwieweit die Show und ihre Darsteller nun „echt“ sind oder nicht, sei mal dahingestellt — was mich (wie schon bei „The Paper“) überrascht, ist der durchaus amüsante und frische Stil der Show, der zuweilen wie eine moderne Real-Life-Version von „Daria“ (die späteren Staffeln), gemixt mit etwas „Heathers“ und „My So-Called Life“ daherkommt. Klar, da sind auch die reichlich überzeichneten High-School-Klischees und -Stereotypen. Aber das Mokumentary-Format und die authentisch wirkende Hauptdarstellerin samt unterhaltsamen Voice-Overs geben der Show den unverkrampften Touch des YouTube-Zeitalters jenseits der typischen GossipGirl/BH90210-Settings. Ideal für den kleinen Serienhunger zwischendurch. Wer Spaß an „The Paper“ hatte, sollte auch hier mal reinschauen.

Die besten Serien der Dekade 2000-2009

Donnerstag, 31. Dezember, 2009

Nach langem Zögern habe ich mich dann doch noch dazu entschlossen, eine Liste meiner favorisierten Serien der Jahre 2000 bis 2009 zu erstellen. Ja, *augenroll*, eigentlich bin auch kein großer Freund solcher Jahresend-Listen, aber irgendwie machte es auch Spaß, die vergangenen zehn Jahre des sablog Revue passieren zu lassen und an all die unzähligen guten (und nicht so guten) Episoden zu denken, die ich in dieser Zeit begierig verschlungen, genossen, mühsam ertragen oder gehasst habe.

Doch da ist wieder das alte Problem: Wie will man den Charme einer 10 Jahre alten Cancelled-Too-Soon-Serie („Freaks and Geeks“) mit einer modernen Multi-Millionen-Dollar-Produktion wie „Mad Men“ vergleichen? Man könnte nun natürlich den großen Klassifizierer ‚raushängen lassen und nach Dramen, Comedies, Dramedies, Full-Hour, Best Intentions, Best Show That Sucked Except for the Opening Credits und Best Show With Summer Glau sortieren und kategorisieren, aber seien wir doch realistisch: Am Ende wäre es trotzdem mal wieder ein absolut sinnfreier Äpfel-und-Birnen-Vergleich. Also werfe man sie alle in einen großen Topf und mische kräftig durch, bis Blut fließt. Begonnen hatte ich mit einer Top10, die schnell in eine Top20 wuchs und schließlich standen 30 Titel auf der Liste. Sicherlich hätte ich da auch noch eine Top100 basteln können.

Herausgekommen ist die folgende Aufstellung, meiner Meinung nach dürfen die DVDs dieser Serien (bzw. dieser Staffeln) in keinem Serienfan-Haushalt fehlen. Sie repräsentieren für mich die Highlights der TV-Produktionen der vergangenen Dekade. Wer auch meine Favoriten ab 1995 sehen will, der schaue ins Archiv.

Los geht’s.

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Mad Men
Eine bisher in dieser Form noch nicht gesehene Zelebration von Ästhetik und penibler Charakterentwicklung. Eine TV-Serie als Kunstwerk.
The West Wing – Season 1-4
So unvergleichlich spannend, berührend und anspruchsvoll kann eine TV-Serie sein — da stört auch das zuweilen dicke US-Pathos kaum. Hier wurde die „Walk and Talk“-Technik von Schlamme und Sorkin perfektioniert. Trotz „Studio 60“, ich bin auch weiterhin gespannt auf die nächste TV-Serie aus der Feder von Aaron Sorkin.
The Sopranos
Schlichtweg eine der größten TV-Legenden aller Zeiten. Sie legte einen wichtigen Grundstein für viele nachfolgenden Serien wie „Six Feet Under“ und „Mad Men“ und definierte den Begriff des „Quality Entertainment“ auf überwältigende und unerwartete Weise neu. Das Ende hat durchaus %&$§%#CARRIER LOST.

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Firefly
Hat das TV-SciFi-Genre radikal aufgemischt und überrascht. Das finale „Objects in Space“ gehört zum Besten, was SciFi-TV je hervorgebracht hat. Der Legenden-Status dieses Franchise „profitiert“ natürlich in gewisser Weise auch von der frühen Absetzung. Der nachfolgende Spielfilm zeigte (mal wieder), dass man Charaktere aus Whedon-Serien lieber nicht zu sehr ins Herz schließen sollte — früher oder später werden sie alle brutal ermordet 😉
Arrested Development
Bedeutete einen wegweisenden Bruch mit gängigen Sitcom-Format-Traditionen. Dummerweise hat es damals kaum jemand mitbekommen. Heute trägt fast jede erfolgreiche Comedy Elemente aus AD. Der Spielfilm verdient aber allmählich einen Vapourware-Award. Und mal ehrlich: Braucht den wirklich noch jemand?
Six Feet Under
In vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Serie, die Maßstäbe für Charakterentwürfe, Drehbücher und Kameraarbeit setzte und den Zuschauer von der ersten bis zur allerletzten Minute in den Bann zog. Auch hier zeigte HBO mal wieder, welche künstlerisches Potential in einer Fernsehproduktion stecken kann.
Once & Again
Ein kleines Juwel mit durch die Bank herausragenden Schauspielerleistungen, bewegenden und „echten“, einfachen Geschichten.

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Friday Night Lights – Season 1,3,4
Eine nahezu perfekte Kombination von Teenager-Soap und Erwachsenen-Drama mit der besten Darstellung einer realistischen Mittelklasse-Familie im TV. In meinen Augen der legitime Nachfolger von „My So-Called Life“ und „Once & Again“, da verzeihe ich auch die platten Story-Ausrutscher in Season 2. Zudem schaffte es noch selten eine Serie, sich nach über drei Jahren noch mal so erfolgreich neu aufzustellen.
Freaks and Geeks
Exakt zehn Jahre sind vergangen seit dem Start von „Freaks & Geeks“ und bis dato ist sie immer noch unübertroffen in ihrer ehrlichen Herangehensweise an die Darstellung der „Coming-of-Age“-Phase von Teenagern — nicht nur in den 1970ern.
Lost – Season 1,4,5
Man wird noch oft versuchen, das Erfolgsrezept dieser Show zu kopieren. Bisher gibt es aber noch keine Anzeichen, dass man in Hollywood verstanden hat, wie die Liste der Zutaten überhaupt aussieht. Weite Teile der Staffeln 2 und 3 zeigen, dass selbst die Macher den Zettel mit der Rezeptur zwischenzeitlich irgendwo tief in den Dharma-Archiven verschlampt hatten. Gottseidank ist er wieder aufgetaucht. In jeder Hinsicht ein ganz großes Festtagsmenu.
Buffy und Angel – Season 3-5
„Buffy“ ist ein Grenzfall, weil weite (und die besten) Teile der Show in den 1990ern ausgestrahlt wurden. Aber schon alleine wegen Episoden wie „Restless“, „The Body“ und „Once Again With Feeling“, die alle in diesem Jahrzehnt liefen, ergattert sie einen Platz in dieser Liste. „Angel“ hat hier sicherlich auch noch Platz und verdient den auch. „Smile Time“ war einer der Höhepunkte jener Show, die etwa etwa 7 Jahre zu früh kam, wie all die aktuellen „Twilights“, „Vampire Diaries“ und „True Bloods“ beweisen.

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Skins – Season 1
Überwältigend, provozierend, anstößig, revolutionär, primitiv, reißerisch, mutig, ekelhaft, kindisch, brutal, verdorben, amüsant, tragisch.
Lebendig.
Breaking Bad
Spielt mit der faszinierenden Frage, ob der Zweck manchmal doch die Mittel heiligt und liefert eine atemberaubende Tour-de-Force-Performance von Bryan Cranston in der Hauptrolle. Das ist seine Show. Ich habe nur die Sorge, dass seine Geschichte nun eigentlich schon erzählt ist und es nur noch bergab gehen kann.
Dexter – Season 1,2
TV’s most loved serial killer. Ich hatte seinerzeit nicht gedacht, dass Michael C. Hall direkt nach „Six Feet Under“ wirklich erfolgreich einen so gegensätzlichen Charakter zum Erfolg führen könnte. Aber er tat es, und zwar mit Auszeichnung. Man weiß gar nicht mehr wohin mit den ethischen und moralischen Dilemmata beim Anschauen.

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Gilmore Girls – Season 1-4
Der Inbegriff unserer Sehnsucht nach einem „Happy World“-Paralleluniversum, der im Gegensatz zu Nachbarn wie „7th Heaven“ allerdings ohne moralische Zeigefinger auskam und einfach nur bezaubernde und gleichzeitig träumerisch-realistische Geschichten erzählte. Der Umfang der Dialoge dürfte selbst Aaron Sorkin Respekt eingeflößt haben 😉
Battlestar Galactica
Eine phänomenale Symbiose von SciFi und düsterem Gesellschafts-Drama mit grandiosen Darstellern. Auch wenn das Ende nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, wird es als eine der größten TV-SciFi-Franchises in die Geschichte eingehen. Und all die „Knight Riders“ und „Bionic Women“ schauen immer noch verblüfft auf die wahren Möglichkeiten eines 1980er-Serien-Reboots.
Veronica Mars – Season 1
Das letzte Aufbäumen der guten alten „WB-Storytelling-Ära“, allerdings auf dem todgeweihten UPN. Ein Highschool-Teenage-Drama, das seine Protagonisten und seine Zuschauer ernst nahm und sie nicht in einem Meer aus soapigen Stereotypen ertränkte. Und nebenbei auch noch Kick-Ass-Unterhaltung bot. Der beste Beweis, dass man auch aus vermeintlich abgenutzten Genres noch viel herausholen kann.
The Office US – Season 2,3 + The Office UK
Unterschiedlicher könnten sie mittlerweile kaum sein, die amerikanische Kopie und das britische Original. Dennoch nehme ich sie beide hier zusammen. Es ist der US-Version hoch anzurechnen, dass es ihr gelang, das UK-Konzept auf unerwartete Art zu verbreitern und über eine deutlich längere Zeit brillant-komische und zugleich auch ernste Geschichten zu erzählen. Es mutet schon etwas seltsam an, dass man ausgerechnet in einer überzeichneten Comedy-Serie eine der sympathischsten TV-Lovestories der Dekade fand (JAM, anyone?).
How I Met Your Mother – Season 1,2
Einfach nur richtig gute und smarte Unterhaltung. Neil Patrick Harris ist auf dem Weg zur Weltherrschaft nicht mehr aufzuhalten.

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Doctor Who („Next Generation“) – Season 1-3
Oftmals ein wenig zu simpel und oberflächlich gestrickt, erwies sich dieser „Reboot“ des jahrzehntealten Konzepts dennoch als eine der größten und abwechslungsreichsten Glücksgriffe der SciFi/Fantasy-Welt. „Blink!“ und „Midnight“ zeigen die enorme Vielfalt an Geschichten, die in diesem Universum erzählt werden können.
Heroes – Season 1
Aber auch wirklich nur Season 1 verdient diesen Platz in der „Best of“-Liste. Ein gleichzeitig tragisches und dennoch phänomenales Mahnmal für eine spektakuläre aber viel zu schnell verbratene und im Endeffekt kurzsichtige Umsetzung eines brillanten Konzepts. Im Seasonfinale fiel das Kartenhaus lautlos zusammen. Gemeinsam mit dem ähnlich schnell verglühten „The O.C.“ ein Argument für mehr Mut zu abgeschlossenen Miniserien im TV.
Scrubs
Scrubs hatte reichlich viele Höhen und Tiefen und man könnte sogar sagen, dass seltsamerweise nur jede zweite Staffel wirklich gut war. Aber sie war auf jeden Fall immer sehenswert und schaffte es irgendwie trotz mauer Quoten deutlich länger zu überleben, als viele prophezeiten. Als Comedy ging sie viele neue Wege, schreckte nicht vor nachdenklichem Drama zurück und selbst das etwas verunglückte Its-not-a-SpinOff-Fortsetzung-Experiment kann die positive Erinnerung an eine der innovativsten Comedies unserer Zeit nicht trüben.
The IT-Crowd
Have you tried turning it off and on again? Die Briten wissen, wie man skurril-überzeichnete und dennoch genau auf den Punkt treffende Comedy macht. Auch ohne DRM unkopierbar, wie NBC und Sat.1 aus erster Hand erfahren durften.

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Flight of the Conchords
Nicht von dieser Welt, komplett off-key, aber dennoch perfekt zum Mitsingen. „New Zealand, Come Visit Us Down Underer
Dead Like Me – Season 1
Ab Season 2 dümpelte die Show (bis auf das Porträt des einsamen Mutter-Tochter-Gespanns) nur noch wenig inspiriert in festgefahrenen Schienen vor sich hin und das DVD-Movie war ein Lackluster. Aber die erste Staffel versprach noch eine große, wundervolle Mythologie-Idee in einem bezaubernden alternativen Universum mit einem ganz anderen Blick auf die „typischen“ Twentysomething-Jahre.
The Middleman
Für mich immer noch der Inbegriff perfekter locker-leichter und spaßiger Sommer-Unterhaltung mit einem Touch SciFi. Man will nicht jeden Tag schwere Kost, manchmal muss es auch eine schrullig-sympathische Show mit Robotern und glibbrigen Aliens sein.
Pushing Daisies – Season 1
Übertraf in der Season 2008 alles andere mit einer absolut atemberaubenden Bildsprache und On-Screen-Magic. Am Ende war es leider etwas zu viel Zuckerguss und zu wenig Substanz.

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Wonderfalls
quirky: –adjective, quirk⋅i⋅er, quirk⋅i⋅est. A peculiarity of behavior; an idiosyncrasy; Wonderfalls.
Zugegeben, „Wonderfalls“ hat es vor allem wegen des nur wenig verwirklichten Potenzials sowie wegen der bezaubernden Grundidee der Show in diese Liste geschafft. Nur eine Hälfte der Episoden waren wirklich gut, aber dafür waren sie höchst charmant mit viel Spielfreude und Spaß am Ungewöhnlichen und Ausgefallenen.
24 – Season 1
Es ist kein Geheimnis, ich hasse eigentlich fast alles von „24“, was nach der ersten Staffel kam. Aber diese erste Season war in jeder Hinsicht „groundbreaking“ und exzellentes Action-Drama. Für mich hatte sich das Konzept jedoch nach dem ersten Mal überlebt und weitere Versuche, in die Show einzusteigen, ließen mich meist nur verärgert und frustriert zurück. YMMV.
Chuck
Vollgestopft mit Popkultur-Anspielungen und -Erinnerungen macht diese locker-leichte Show einfach nur richtig viel Spaß und nimmt sich dabei kein bisschen ernst. Manchmal braucht man nicht mehr.
Joan of Arcadia – Season 1
Von vielen sicherlich mittlerweile schon vergessen, war Joan eine überraschend intelligent und authentisch gezeichnete Serie. Leider verlor sie sich insbesondere in späteren Folgen der zweiten Staffel zu sehr in religiös-predigenden Storylines mit dick aufgetragener Schwermut. Ich sehe sie in gewisser Weise als Vorgänger von „Being Erica“. Amber Tamblyn war aber ohne Zweifel die Nachwuchs-Entdeckung des Jahres 2003.

Ferner Liefen
Die genannten Serien stehen oftmals stellvertretend für viele weitere Produktionen wie Popular, House, 30 Rock, Hustle, Ed, The Big Bang Theory, Torchwood, Desperate Housewives, Grey’s Anatomy, Jeopardy, Dollhouse, Life, Mushi-Shi, Damages, Love Monkey, The O.C., Undeclared, Moving Wallpaper, Party Down, Modern Family, Weeds, Being Erica, Eureka, ER, The Simpsons, Futurama, Life on Mars, Journeyman, Medium, John from Cincinnati, My Boys, Monk, Brothers and Sisters, Everwood, Better Off Ted, 8 Simple Rules for Dating My Teenage Daughter … die sicherlich auch alle aus verschiedenen Gründen einen Platz auf der obigen Liste verdient hätten.

Unter Vorbehalt
Diese Serien sind ganz sicher Top-Kandidaten für’s zukünftige Aufrücken in die Top20, aber im Moment habe ich einfach noch zu wenig davon gesehen.

The Wire
The Shield
Deadwood
Carnivale

Vielleicht mache ich irgendwann mal ein Update dieser Liste und binde diese vier Kandidaten ein.

Fabriqué En Allemagne
Deutsche Serien kommen wie üblich hier viel zu kurz. Ich möchte aber Produktionen wie „Mein Leben und Ich“, „Türkisch für Anfänger“, „Berlin, Berlin“, „Ijon Tichy“ und „Mord mit Aussicht“ an dieser Stelle zumindest mal namentlich erwähnen, auch wenn ich von einigen dieser (Mini-)Serien kaum mehr als ein wenig aussagekräftiges Sample gesehen habe. Aber leider hat ein Hobby nunmal auch seine (zeitlichen) Grenzen.

Die beste …
Die Ehre der besten Staffel dieser Dekade dürfen sich je nach Tagesgeschmack wohl Season 2 von „Mad Men“, Season 2/3 von „The West Wing“, „The Sopranos“ oder jede beliebige Staffel von „Arrested Development“ untereinander ausmachen. Bei der „Besten Episode“ sind sicherlich „Two Cathedrals“ von „West Wing“ und „Pine Barrens“ der „Sopranos“ sowie Buffys „The Body“ vorne mit dabei. Der „emotionalste Moment“ dürfte das Serien-Finale von „Six Feet Under“ sein, aber ich bin sicher, dass beim längeren Nachdenken noch Zillionen anderer Kandidaten in den Sinn kämen. Und daher mache ich das Posting nun lieber flugs fertig.

Fazit
Abschließend kann ich eigentlich nur festhalten, dass wir eine verdammt gute Dekade hinter uns haben. „Quality Entertainment“ im TV hat in diesen vergangenen Jahren erneut eine neue Stufe erklommen und muss sich wirklich nicht mehr hinter großen Spielfilm-Produktionen verstecken. Im Gegenteil, das früher so belächelte Format „Fernseh-Serie“ ist endgültig eine ernst zu nehmende, erwachsene Kunstform geworden.

Grund zur Sorge bereitet jedoch die Tatsache, dass der Grundstock für die gute Bewertung des Jahrzehnts eigentlich vor allem aus der „goldenen TV-Ära“ der Jahre 1998-2005 stammt. Trotz deutlich längerer Geduld der Networks in den letzten drei Jahren (es gab kaum noch Absetzungen in den ersten Sendewochen einer Serie und schließlich sogar das „Dollhouse-Wunder“) und obwohl die Produktion von TV-Serien eigentlich schon immer von wirtschaftlichen Interessen geleitet wurden, scheinen die Broadcast-Networks noch stärker auf „Nummer Sicher“ zu gehen. Dabei verballern sie gigantische Millionensummen in glattpolierte, Fokus-Gruppen-erprobte Pilotprojekte, die meist nur leichte Abwandlungen zu existierenden Erfolgskonzepten darstellen und denen dann allerdings jegliche „Magie“ fehlt.

Dennoch, man hat „Quality Entertainment“ schon so oft am Abgrund gesehen und immer waren die Schwarzmalereien verfrüht. Zudem gibt es auch — wohl dank der hohen Budget-Summen — immer weniger „richtig schlechte“ Serien wie zu Beginn der Dekade. Vielleicht sind wir gegenwärtig in der Talsohle eines „Qualitäts-Zyklus“ und der nächste Aufwärtstrend ist nur eine Frage der Zeit. In unserer Gegenwart von TV-on-Demand und Hulu kämpfen jedoch die alten Network-Strukturen zunehmend ums Überleben. Dies könnte prinzipiell auch eine Chance für kleine, ungewöhnliche Projekte sein, weil die Networks eigentlich gerade jetzt viele bunte und alternative Konzepte ausprobieren müssten. Denn bei den sinkenden Zuschauerzahlen müsste es sich auch allmählich für die „Big Players“ lohnen, die Nischen zu erobern.

Bis die das erkennen setze ich jedoch meine Hoffnungen eher vor allem auf kleinere, flexiblere und mutige Cable-Networks wie amc, neue Content-Producer aus fremden Industrie-Zweigen und den (sich momentan leider nur zäh entwickelnden) Webserien-Markt. Möglicherweise gibt es dann auch irgendwann einen „Feedback-Effekt“ zurück auf die behäbigen Broadcast-Networks. Und wenn nicht — auch egal, dann habe ich endlich mal Zeit all die Serien-Boxen durchzuarbeiten, die sich in meinen Regalen stapeln :).

Naja, ich warte gespannt auf das, was die nächsten zehn Jahre bringen werden und wie unser Serienkonsum im Jahre 2019 aussehen wird — nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch. Ob 3D-Hulu-PayPalAsYouWatch-Miniserien dann wohl Standard sind? Wie lange wird es dauern, bis Projekte wie „The Guild“ und „Dr. Horrible“ nicht mehr nur in 10-Minuten-Häppchen finanziert und serviert werden?

Und wie lange wird es dauern, bis Serien „Made In Germany“ wieder mit Produktionen auf dieser Liste mithalten können?

Wie auch immer, Guten Rutsch euch allen in das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends, wir sehen uns auf der anderen Seite!

sab.

Das war 2009: SciFi = Flop, Comedies = Top

Mittwoch, 30. Dezember, 2009

Sollte ich das Fazit des TV-Serien-Jahres 2009 auf wenige Worte reduzieren müssen, würde ich es wohl so wie in der Titelzeile formulieren. Während das SciFi-/Fantasy-Genre trotz zahlreicher groß aufgeblasener Neustarts kaum ein überzeugendes Produkt zustande brachte, hat das in den Vorjahren bereits oftmals totgesagte Comedy-Format eine überraschende Wiedergeburt erfahren.

defying-gravityFangen wir mal mit den SciFi-Kandidaten an: Als erstes denkt man wohl an die kreativen Flops „FlashForward“ und „V“, die sicherlich hie und da in visuellen Aspekten recht sehenswert sind und für Network-TV sogar Maßstäbe setzen. Aber in beiden Fällen ging entweder bei der Story und/oder bei den Charakteren katastrophal die Luft aus. Ich fühle mich wieder an das Jericho/Invasion/Surface/Threshold-Debakel so um 2005/2006 erinnert, als die Networks ebenfalls vermeintlich große SciFi-Projekte im Fahrwasser des „Lost“-Erfolgs an den Start brachten und reihenweise scheiterten.

„Defying Gravity“ wiederum hat kaum jemand wahrgenommen, dabei war es immerhin mal etwas Anderes. Der neue „Stargate“-Ableger kann zumindest mich als relativer Stargate-Newcomer gut unterhalten, aber urteilend von dem Backlash im Netz bin ich damit recht allein.

Im benachbarten Fantasy/Mystery-Bereich sah es nicht viel besser aus. Das streckenweise recht nette „Eli Stone“ wurde abgesetzt, „Eastwick“ war wie vorherzusehen ein Desaster, „Eureka“ hat sich auch erschreckend abgenutzt, aber ein wenig Unterstützung von dem bestenfalls durchschnittlichen, aber immerhin goldigen „Warehouse 13“ erhalten. Zumindest „Fringe“ hat sich mit einem spektakulären Cliffhanger nochmal eine neue Gnadenfrist für die zweite Season erarbeitet, aber dafür wurden „Pushing Daisies“, „Life on Mars“, „Reaper“ und die „Sarah Connor Chronicles“ berechtigt abgesetzt. „Medium“ hat inzwischen auch sein Verfallsdatum erreicht und kann selbst mich als langjährigen treuen Fan kaum noch überzeugen. Wenigstens bleibt die Show ihrem Konzept eisern treu.

dichenDie große Hoffnung „Dollhouse“ war dann schließlich das Musterbeispiel für eine Serie, die wohl viel zu überhastet an den Start ging und sich dann in einem Wirrwarr aus Network-Wünschen, Zuschauererwartungen und wechselnden Konzepten der Macher geradezu selbst erdrosselte. Und wie immer in solchen tragischen Fällen fand die Show erst nach der feststehenden Absetzung endlich die Story, die sie wirklich erzählen wollte und konnte (die zweite Hälfte der zweiten Staffel gehört zu meinen Highlights des TV-Jahres). Man könnte sicherlich eine „Best of“-Dollhouse-DVD mit nur 13 Episoden veröffentlichen und niemand würde den Rest vermissen.

Passt „Being Erica“ auch noch in dieses Genre? Ganz knapp vielleicht, nehmen wir die zeitreisende Psychotherapie einfach mal mit dazu. Sie war zwar auch weiterhin „ganz nett“, hat aber auch irgendwie einiges an Charme (des Neuen?) verloren. Ebenso ging es mit „Doctor Who“, der in den Specials zunächst einen traurigen Qualitäts-Tiefpunkt erreichte, bevor er endlich im (zum Teil noch ausstehenden) Big Finale die richtigen Fragen an sich und seinen Daseinszweck stellte und philosophischen Grenzerfahrungen machte. Da auch „Being Human“ enttäuschend in Serie startete, blieb nur der energiegeladene „Tochwood“-Mehrteiler, die „Dead Set“-Miniserie sowie quasi in letzter Minute noch die „Misfits“, um die britische Ehre zu retten. Und das taten sie ausgesprochen sehenswert, aber mit nur sechs Episoden auch reichlich kurz.

Sicherlich laufen auch noch irgendwo „Smallville“, „Supernatural“ und „Ghost Whisperer“, aber in allen Fällen halten sich ständig Absetzungs-Gerüchte und Verlängerungs-Getuschel die Waage. Neue Zuschauer gewinnen die wohl auch kaum mehr. „Supernatural“ hat dieses Jahr immerhin durch interessante Episoden-„Specials“ auf sich aufmerksam gemacht: Die TV-Serien-Parodie-Folge war ungewöhnlich und mutig, auch wenn es mich als SN-Nicht-Fan nicht so mitriss wie eingefleischte Verehrer. Die „Vampire Diaries“ sind mehr Eyecandy-Soap nach „Schema F“ als echtes Mystery und die „The Prisoner“-Neuinterpretation war sicherlich der größte und längste (und irgendwie auch sehenswerte und spannende) „WTF-Moment“ des Jahres, aber leider auch nicht mehr. Der „Dead Like Me“-Spielfilm war ein Lackluster, „Paradox“ großer Müll.

Bleibt da etwa wirklich mal wieder nur noch „Lost“ auf der „Haben-Seite“?

Und weil’s hier gerade gut passt: Ob man sich bei CBS wohl ärgert, dass man seinerzeit dem Serienkonzept „Another Day in Zombieland“ keine Chance gegeben hatte? Das grobe Konzept für satte 23 Episoden einer von Zombies dominierten Alltags-Welt hatten die Autoren vor einigen Jahren bereits für CBS entworfen, doch die winkten noch vor der Pilot-Epsiode ab und produzierten lieber ein Jahr später das ebenfalls vergessene „Babylon Fields“-Testprojekt mit Amber Tamblyn. Eine Art „Doppelfolge“ namens Zombieland spielte schließlich in den letzten Tagen über 80 Mio Dollar an den internationalen Kinokassen ein und das Sequel (sowie das Sequel-Sequel) werden bereits geplant. Hätte CBS anders reagiert, wären vielleicht jetzt nicht Vampire sondern Zombies die großen Renner im TV :). (Auf der anderen Seite passen „CBS“ und „Zombies“ nur in schlechten Scherzen zusammen).

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Nun steuern wir nach 1984 und 2001 erneut auf eine Jahreszahl mit einem großen Namen in der SciFi-Popkultur zu und umso tragischer erscheint es, dass dem Genre im TV irgendwie die innovativen Konzepte auszugehen scheinen. Stattdessen wird immer wieder versucht, mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner einen 0815-Blockbuster auf den Zuschauer loszulassen, anstatt mal etwas Neues auszuprobieren.
Ich bin gespannt, was das kommende „Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ an neuen Ideen bringen wird oder inwieweit doch nur wieder alte Konzepte in neuen Schläuchen auftauchen. Nachdem NBC „Day One“ auf eine 4-Episoden-Miniserie kastriert hat, werden da wohl auch keine großen Erwartungen sinnvoll sein. Auch SyFy mit „Caprica“ hat bisher noch keine großen Hoffnungen wecken können.

Die habe ich aber natürlich auf den neuen „Doctor“ aus der Feder von Steven Moffat. Das ist eine ganz neue Dimension von „Erfolgsdruck“ ;-). Außerdem hat TNT noch ein „Alien Invasion“-Projekt in der Pipeline, mit großen Namen wie Steven Spielberg und Noah Wyle dahinter.

Aber die heiße Phase der TV-Development-Season beginnt ja erst im Januar, also muss man wohl noch etwas abwarten, bis sich ein klares Bild der Trends der kommenden Season abzeichnet.

2009 hätte also ein recht maues TV-Jahr werden können, wären da nicht die wieder erstarkten Comedies.

Auffallend ist vor allem die Abkehr von der klassischen Punchline-Sitcom („Hank“) hin zu schnellen Formaten mit untypischen Erzählstrukturen. Fünf Jahre nach „Arrested Development“ scheint dessen Comedy-Stil nun endlich im Mainstream angekommen zu sein.

parks-recreation6 Ausdrücklich beziehe ich da nicht nur die neuen Shows ein sondern auch die älteren Comedies wie „The Office“ und „30 Rock“. „Curb Your Enthusiasm“ hatte durch den „Seinfeld“-Casting-Stunt dieses Jahr quasi gleich zwei gute Comedies in einer Show. Besonders erfreulich ist die Entwicklung beim Midseason-Debakel „Parks and Recreation“. Nach den sechs Folgen der ersten Staffel hatte ich eigentlich schon so gut wie mit der Show abgeschlossen, aber inzwischen zählt die Serie zu den Highlights des Jahres. Ich kann nur jedem empfehlen, noch mal einen Blick in die Show zu riskieren, beispielsweise in die „Hunting Trip“-Episode 2×10. Obwohl im Vorfeld oft heraufbeschworen, war ich skeptisch, ob die Autoren den „Office“-Effekt wirklich wiederholen könnten, aber mit „Parks“ wurde eindrucksvoll demonstriert, dass man Formaten, Autoren und Schauspielern manchmal wirklich ein paar Episoden Zeit gönnen muss, damit sie sich „finden“ — so abgenutzt diese Formulierung auch sein mag. Ebenso wie „The Office“ war Season 1 dieser Comedy weitesgehend Schrott.

Wer hatte außerdem nicht damit gerechnet, dass der komplett neue ABC-Mittwoch scheitern würde? Stattdessen kamen mit „The Middle“, „Cougar Town“ und insbesondere „Modern Family“ gleich drei neue Shows, die zwar nicht immer ihr volles Potenzial nutzen, aber willkommene Ergänzungen und Bereicherungen der Comedy-Landschaft sind. Dazu noch das quirky „Community“ auf NBC, das ebenfalls von Episode zu Episode heftig zwischen „genial“ und „meh“ oszilliert. Zum ersten Mal hat mich dieses Jahr auch „The Big Bang Theory“ konsequent zum Dranbleiben überzeugt. Ein bizarrer Fall ist „Californication“, das seit Jahren eigentlich den gleichen, eintönigen Schrott macht — appelliert aber dabei mit all den Titten und Sexstories höchst geschickt an den feixenden pubertierenden Teenager im Zuschauer (Was „Hung“ leider nicht gelang).

Natürlich können nicht alles Sieger sein. „Accidentially on Purpose“ und „Hank“ waren Fehlgriffe aus einer vergangenen Comedy-Zeit. Über die „Scrubs“-Verlängerung kann man streiten (man hätte die alten Zöpfe viel radikaler abschneiden müssen, der neue Cast ist stark genug), „Weeds“ ist nicht mehr wieder zu erkennen (im negativen Sinn) und „How I Met Your Mother“ rutscht in eine zunehmende Sinnkrise, glänzt leider immer seltener. „Better Off Ted“ strauchelt noch ein wenig zu Beginn der neuen Staffel und kommt an die überwältigend komische erste Staffel (noch?) nicht heran. „Scrubs 2.0“ und „Better Off Ted“ werden wohl angesichts der Quoten Anfang 2010 ihre endgültig letzten Folgen ausstrahlen. „Party Down“ hingegen war ein absoluter Comedy-Volltreffer und wohl der überraschendste Newcomer-Erfolg des Jahres. „Flight of the Conchords“ hörte mit einer soliden zweiten Staffel genau zum richtigen Zeitpunkt auf. „Bored to Death“ konnte wiederum nur streckenweise überzeugen.

Auch in den Fullhour-Dramedies gibt es zimindest gute Anzeichen. „Castle“ und „Chuck“ sind wunderbare Kleinode zum Relaxen. Über „Glee“ kann man auch streiten: Die mit viel AutoTune überproduzierten und gekünstelten Gesangseinlagen liegen mir immer noch arg quer im Magen, aber die Comedy-Aspekte machen einfach auch weiterhin viel Spaß in dieser „Guilty Pleasure“-Show.

2010 könnte zudem einen Schub für einen Mix der SciFi- und Comedy-Genres darstellen, wenn das bisher noch unbenannte Comedy-Projekt von Larry Charles bei NBC wirklich den Pickup erhalten sollte: Eine Gruppe von Freunden dreht ihre eigene Fortsetzung einer abgesetzten SciFi-Serie.

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Und was machen eigentlich die Dramen? Same procedure as last year, möchte man meinen. Es sind wieder mal die üblichen Verdächtigen mit den grandiosen „Mad Men“, „Friday Night Lights“ und „Breaking Bad“, die das Bild dominieren. „The Good Wife“ ist eine der wenigen guten Neustarts dieser Season. Aber danach wird die Luft schon dünn. „White Collar“ konnte mich nach einer guten Pilot-Episode nicht mehr überzeugen. Was „Brothers & Sisters“, „Grey’s Anatomy“, „House“ und die ganzen CSI-Ableger so machen, weiß ich ehrlich gesagt auch gar nicht. „Sons of Anarchy“ steht auch leider nur auf meiner TODO-Liste. „Men of a Certain Age“ ist schwer eindeutig in die Drama- oder Dramedy-Sektion einzuordnen, aber ist so oder so ein sehr vielversprechender Neustart, der eine höchst unterhaltsame und zugleich authentisch wirkende „fiftysomething“-Geschichte erzählt.

In diesem Sektor liegen im Moment vor allem hohe Erwartungen auf dem exzellent besetzten „Parenthood“auf NBC sowie CWs endlos verzögertem „Life Unexpected“. Aber wir wissen ja alle, wie das mit großen Erwartungen so ist…

Ansonsten deutet sich jetzt schon an, dass es auch 2010 mit den Remakes weitergehen wird: ABC plant schon mal ein „Charlie’s Angels“-Projekt, CBS hat sich mit „Hawaii Five-O“ ein weiteres Markenzeichen aus den Archiven gesichert. MTV wiederum vergreift sich an „Skins“ und „Teen Wolf“. CBS will außerdem möglicherweise eine „Criminal Minds“-Spinoff an den Start bringen und J.J.Abrams macht mal wieder ein Spion-Drama, indem er das „True Lies“/“Mr. & Mrs. Smith“-Konzept „ausleiht“ und es „Undercover“ nennt.

Haken wir also 2009 ab als ein weiteres Jahr, in dem der Reality-Boom mal wieder nicht wie prophezeit alles überrannte, sondern vielmehr endlich Ermüdungserscheinungen zeigte. Ende 2010 dürfte NBC hoffentlich auch eine Lösung für sein Leno/O’Brien-Problem gefunden haben (selbst wenn es darin besteht, O’Brien zu FOX gehen zu lassen oder NBC gleich ganz einzustellen) und damit auch dieses peinliche Kapitel beschließen. Und wie Serien wie „Party Down“, „Mad Men“ und „Breaking Bad“ in den letzten Jahren gezeigt haben: Die größten Hits kommen oftmals ganz leise und unerwartet.

In diesem Sinne: Irgendwas läuft immer, alles wird gut. 🙂

Paradox: Zeitverschwendung

Sonntag, 6. Dezember, 2009

Es genügt eigentlich schon das Wort „TimeTravel“ in einer Film-/Buchbeschreibung, um meine volle Aufmerksamkeit (und einen Vermerk in meiner Shoppingliste) zu erhalten. Der SciFi-Nerd in mir gewinnt in solchen Fällen sofort die Oberhand, schon seit ich als kleines Kind die H.G.Wells-Verfilmung von „The Time Machine“ (mit Rod Taylor) sah.

Diese Zwangsneurose führt dann im Endstadium dazu, dass man sogar „chick lit“ wie „Time Traveler’s Wife“ liest und nach dem Anschauen von „Primer“ erstmal wieder in mühevoller Kleinarbeit die eigenen Gehirnzellen entknoten muss.

Aber es hat auch zur Konsequenz, dass man sich in gieriger Vorfreude auf Serien-Piloten wie „FlashForward“ und „Paradox“ stürzt, nur weil da von möglichen Zeitsprüngen die Rede ist. Wer glaubte, dass das bestenfalls mittelmäßige „FlashForward“ bereits den Preis für die schlechteste „TimeTravel“-Verfilmung der diesjährigen Season sicher hätte, der wurde von dem fünfteiligen BBC-One-Drama „Paradox“ kalt überrascht, denn da wird auf der Suche nach der Toleranzgrenze des Zuschauers ein ganz besonderes Feuerwerk der Unfähigkeit zelebriert. Ich habe schon lange nicht mehr eine solch grausame Anhäufung von behämmerten Drehbüchern, bescheuerten Charakter-Entwürfen und miserabler Schauspielerei gesehen.

Ein Physiker, der eigentlich in einem Labor die aktuelle Sonnenaktivität überwacht, erhält über einen Forschungs-Satellit mysteriöse Detail-Fotos von möglichen Unglücken, die erst noch passieren werden. Er kontaktiert die Polizei und verlangt nach einem „intelligenten Beamten, der für andere Erklärungen offen ist“. Den findet man in der roboterhaften Detective Inspector Rebecca Flint (okay, etwas positives hatte die Episode: Ich weiß nun, wofür die Abkürzung „DI“ steht). Die will das alles erstmal alles gar nicht so recht glauben (oder doch, wenn auch nur vielleicht). Aber weil der Wissenschaftler so toll rätselhaft dreinschaut stellt sie sofort ein Team zusammen, das nun anhand der Fotos den genauen Ort und die Natur des zukünftigen Unglücks entschlüsseln will. Auf den ersten, unschuldigen Blick klang das vermutlich mal nach einer recht soliden Idee für eine Mystery-Crime-Show, aber schon die Umsetzung des ersten Teils ist eine einzige, 60minütige Zumutung.

Der Wissenschaftler ist natürlich komplett meschugge und hat deutlich zuviele Robert-Downey-Jr.-Filme gesehen. Er starrt meist düster in die Kamera oder liefert sich kaum zu ertragende, sinnlose Diskussionen (inklusive abstrusen Annäherungsversuch) mit Meine-Uhr-hat-riesige-Ziffern-Flint und ihrem Team, deren dauerhafte Anwesenheit in dem Forschungslabor im Grunde auch nur ein weiteres, horrendes Logikloch ist („aber die Fotos dürfen diese Einrichtung nicht verlassen!!“). Die Figuren stolpern sich schließlich zur mühsamen Lösung des Rätsels über unzählige Action-Klischees und zusammengewürfelte Konflikten zwischen den oberflächlich gezeichneten Charakteren. Statt in vernünftige Autoren wurde bei der BBC offensichtlich lieber am Ende in eine großangelegte Special-Effects-Explosion investiert. Ich vermute aber mal, dass die meisten Zuschauer schon lange vor dem Ende abgeschaltet hatten (ich bin auch nur dabei geblieben, weil ich nicht glauben konnte, dass das nicht besser wird).

Meine Güte, da muss man sich wirklich fragen, ob es bei der guten alten BBC mittlerweile derart große Löcher in der Qualitätskontrolle gibt und niemand merkt, dass da eine komplett sinnfreie und haarsträubend schlechte Produktion den Weg durch alle Instanzen gefunden hat.

Nah, die 60 Minuten Lebenszeit investiert man lieber in die nur unwesentlich längere Comedy „Frequently Asked Questions About Time Travel„. Der Film läuft nur wenige Minuten länger, hat auch eine Reihe beknackter Figuren, ist ähnlich low-budget produziert, aber nimmt sich und das Genre wenigstens nicht so schrecklich ernst.

Misfits

Samstag, 21. November, 2009

Wenn die Amerikaner mit ihren Drama-Serien-Neustarts dieses Jahr eher ein mäßiges Resultat erzielt haben, muss man halt mal wieder ‚rüber zu den Briten schauen, was die so machen. Und dort hat E4, die auch bereits für „Skins“ verantwortlich zeichneten, eine interessant klingende neue Show im Angebot: Misfits.

mfDas Setup der Serie ist ein etwas unkonventionelles Mystery-Teen-Mischmasch und lässt sich wohl am ehesten mit „Skins meets The Fantastic Four“ umschreiben — Parallelen zu „Heroes“ liegen auf der Hand. Eine Gruppe von jugendlichen Kleinkriminellen wurde aus verschiedenen Gründen zu einigen Stunden Community-Arbeit verurteilt. Die aus sehr unterschiedlichen Figuren bunt zusammengewürfelte Truppe macht sich erwartungsgemäß mit wenig Begeisterung an ihre Aufgaben und es dauert auch nicht lange, bis erste Konflikte zwischen den Charakteren zu Handgreiflichkeiten ausarten. Doch der vermeintliche Alltag wird jäh unterbrochen, als ein mysteriöser Unwettersturm über die kleine Gruppe hinwegfegt und ein Blitz in die Teens und ihren Betreuer einschlägt.

Obwohl zunächst alles recht normal wirkt, stellt sich allmählich heraus, dass der Blitz einige übermenschliche Kräfte aktiviert hat. Kräfte, die immer einen gewissen Bezug zur Persönlichkeit der jeweiligen Figur haben, so wandelt sich der ruppige erwachsene Aufseher der Truppe zunehmend in einen über-aggressiven Zombie und somit zur akuten Bedrohung für die Teens, die nun stückchenweise ihre eigenen neuen Fähigkeiten entdecken. Doch es wird auch klar, dass sie nicht die einzigen sind, die von diesem mysteriösen Unwetter verändert wurden.

Nimmt man die zweite Episode als Grundlage, wird ein Großteil der Staffel wohl jede Folge einen der Charaktere in den Mittelpunkt stellen und seinen persönlichen Hintergrund sowie die Auswirkungen des Sturms auf seinen Alltag porträtieren, gemischt mit einem storm-freak-of-the-week. Gerade die zweite Folge zeigte dabei einen interessanten Reifungsprozess der Hauptfigur (und eine der bizarrsten Sex-Szenen der TV-Geschichte). Die neuen Kräfte sind meist keine Comic-typischen und kontrollierbaren „Super-Powers“, sondern sind vielmehr aus den tiefsten Unsicherheiten der Charaktere generierte Fähigkeiten — oftmals mehr eine lästige Eigenheit als eine gewollte Macht.

Noch kann man sich anhand der beiden Episoden noch kein abschließendes Urteil bilden, aber da liegt sicherlich einiges an Potential in dem Konzept und der Umsetzung der Show. Sicherlich nutzt „Misfits“ ähnlich wie „Skins“ die Freiheiten des britischen PayTV im vollen Umfang aus und setzt stark auf Gewalt, Sex und provozierende Dialoge. Gelegentlich schrammt die Show auch nur knapp an etwas zu „silly“ erscheinenden und überzeichneten Storyelementen vorbei. Doch trotz des offensichtlich limitierten Budgets gelingt den Machern der schwierige Spagat einer realistisch wirkenden Mystery-Show.

Und da der britische TV-Markt etwas mehr mit dem deutschen Markt als dem amerikanischen Pendant vergleichbar ist, muss man sich wie üblich an dieser Stelle fragen: Warum geht sowas eigentlich nicht in Deutschland? „Misfits“ mag zwar nicht der Holy Grail der TV-Unterhaltung sein, aber zumindest mal einen ähnlich unkonventionellen Versuch würde ich gerne mal „made in Germany“ sehen.

Misfits-Trailer auf YouTube.

Hustle

Donnerstag, 5. November, 2009

hustle„Hustle“ war in den ersten drei Staffeln eine meiner Lieblings-Produktionen aus Großbritannien. Eine smarte Crime-Show um eine Bande von Edel-Gangstern, die sich einem Ganoven-Codex verpflichtet fühlen und sich nur bei den Gierigen bedienen. Sie haben ihre gewitzten Raubzüge in eine regelrechte Kunstart transformiert, in die sie viel Sorgfalt und Ideenreichtum stecken.

Die Serie um diese „con artists“ ist am ehesten vergleichbar mit Filmproduktionen wie „Ocean’s Eleven“ und hat in der US-Serie „Leverage“ einen recht offensichtlichen Nachahmer gefunden. Hauptdarsteller der ersten Staffeln sind Robert Glenister als Technik-Experte Ash Morgan, Robert Vaughn („The Man from U.N.C.L.E.“ ) als amerikanisches Gangster-Urgestein, Adrian Lester als smarter Chef-Planer Mickey Stone, Marc Warren als kesser Neueinsteiger Danny Blue, Jaime Murray („Dexter“) als aufgeweckte und sexy Verführung Stacie Monroe und schließlich Rob Jarvis als treuer, aber meist charmant-überforderter Lieblings-Barkeeper der Truppe.

Wie üblich für viele britische Produktionen bringt es auch „Hustle“ auf lediglich sechs Episoden pro Staffel. Diese je sechs Episoden sind aber zumindest in den ersten Staffeln jedesmal richtig smarte und spritzige Unterhaltung. Da gibt es keine Füllerepisoden — angesichts des prozeduralen Formats auch nicht überraschend. Die Serie ist spannend inszeniert mit vielen spektakulären Wendungen (die man aber nach einiger Zeit auch schon regelrecht erwartet — soviel zur Zuschauer-Konditionierung). Welch wichtigen Teil des Erfolgs der Serie aber die Hauptdarsteller bilden, spürt man ab Staffel 4. Adrian Lester stand wegen anderer Verpflichtungen nicht für die Dreharbeiten zur Verfügung und so musste die Truppe quasi ohne ihren Chef auskommen. Dieser Verlust war noch halbwegs zu verschmerzen, auch wenn der Show einiges an Dynamik zwischen den Charakteren verloren ging.

Dramatisch wurde es allerdings dann in Season 5. Zwar kehrte Adrian Lester zurück und auch Robert Glenister war erneut mit von der Partie, jedoch fehlte Robert Vaughn in den ersten Episoden und Marc Warren sowie Jamie Murray standen gar nicht mehr zur Verfügung. Ihre Lücke wurde durch zwei neue Darsteller gefüllt, doch sie konnten die großen Schuhe ihrer Vorgänger nur unzureichend füllen und es entstand auch inhaltlich eher eine Spin-Off-Produktion als eine echte Fortsetzung der ersten Staffeln. Mit dem Weggang der Darsteller verlor die Serie somit eine Großteil ihres Charmes, was angesichts der Austauschbarkeit der Stories doch etwas überraschend erscheint. Es ist einfach nur schade, wie eine solch knuffige Serie so stark an Attraktivität einbüßen konnte.

Eine weitere sechste Staffel ist geplant, auch da soll sich das Schauspieler-Karussell wieder munter drehen. Sonderlich wild bin ich nicht mehr darauf.

„Hustle“ läuft ab 6. November 2009 freitags um 21:40 Uhr auf dem neuen ZDF-Digitalkanal „zdf_neo“ (auf dem der FreeTV-Start von „30 Rock“ eine für Amis „sensationelle“ 0,0-Quote hingelegt hat, woran der fürchterliche Radio-Werbespot wohl auch nichts ändern wird).

Erster Eindruck IX: White Collar

Freitag, 30. Oktober, 2009

Auf dem kleinen USA Network lief in dieser Woche eine weitere Krimi-Serie an: „White Collar“ mit Tim DeKay als engagierter FBI-Ermittler Peter Burke, der sich ausgerechnet den verurteilten „con artist“ Neal Caffrey (Matthew Bomer, „Chuck“) als neuen Assistenten aussucht. Gemeinsam versuchen sie anderen „Edel-Gangstern“ auf die Schliche zu kommen, die besonders elaborate Raubzüge planen. Es geht also weniger um Mord und Totschlag wie in anderen Krimis, sondern dies ist eher eine Show im Stil von „Hustle“, „Ocean’s Eleven“ und „Leverage“ — nur eben aus der Sicht der FBI-Agenten. Der „gute“ Gangster Neal ist dabei ein überaus smarter und geschickter Typ, der andere Menschen schnell um den kleinen Finger wickeln kann und somit stehen ihm ganz andere Türen offen als dem in seinen Job investierten FBI-Ermittler Burke.

Dennoch konnte die Show in der Pilot-Episode mich nicht so recht überzeugen. Zwar recht nett und unterhaltsam inszeniert, wird es oftmals doch etwas mühselig mit der „suspension of disbelief“, vor allem wenn Neal innerhalb kürzester Zeit an Informationen kommt, die ihm der FBI-Agent mit nur minimalem Misstrauen glaubt und selbst wie ein dummer Schulbub aussieht. Viele Dinge laufen einfach zu glatt, Neal kann sich in kürzester Zeit ins Haus einer reichen Witwe hineinkomplimentieren — und dann sieht man seine Gastgeberin für den Rest der Episode nicht mehr. Das kleine bisschen Arc-Mystery um Neals verschwundene Freundin oder Burkes verzweifelte Suche nach einem Hochzeitstags-Geschenk für seine Ehefrau (Tiffani Thiessen) in der Pilotfolge sind auch nicht unbedingt sonderlich spannend.

Kurz: Ganz nett, aber etwas zu kitschig. Angesichts der niedrigen Produktionskosten aber erstaunlich gut im Vergleich zu den überproduzierten Hochglanzshows auf dem Mutter-Network NBC.

Allmählich drängt sich wohl wirklich die Frage auf, warum NBCUniversal nicht einfach mit der Programm-Kannibalisierung des kleinen Cable-Ablegers USA Network beginnt, um das Portfolio seines Sorgenkinds NBC aufzufrischen. Shows wie Monk, Psych und Burn Notice wären doch angesichts des optimalen Preis-/Leistungsverhältnis eine ideale Ergänzung zu der Low-Cost-Strategie à la „Jay Leno Show“. Und viel schlechter als die aufwändig (und teuer) produzierten Flops mit Namen wie „Trauma“ oder „Mercy“ würden die sicherlich auch nicht laufen.

Aber dazu wird es nicht kommen, zu groß ist das Risiko, dann am Ende auch noch mit einem ruinierten USA Network dazustehen. Und seit Ben Silverman bei NBC „gegangen wurde“, scheint man bei NBC zwar für diese Season erneut den vierten Platz in der Broadcast-Network-Hierarchie zu akzeptieren. Aber ich glaube, man wird nach dieser Season einen deutlichen Schlussstrich unter die Silverman-Ära ziehen. Die Affiliates sind schon arg mürrisch, weil ihre Einschaltquoten um 23 Uhr zum Teil um ein gutes Viertel zurückgegangen sind und das dürfte Mitte 2010 dann wohl auch das Ende für das Jay-Leno-Experiment bedeuten. „Southland“ hat man ja schon in spektakulärer Weise vor dem Start der zweiten Staffel abgesetzt (TNT ist wohl interessiert), „Trauma“ bekommt keine weitere Episoden-Order und wird nach 13 Folgen enden. Dafür darf vermutlich „Chuck“ bereits im Januar wieder ‚ran und insgesamt 19 Episoden produzieren. Dennoch sind aber jegliche Hoffnungen für eine weitere Staffel von „Chuck“ in 2011 deutlich verfrüht. Auch bei „Heroes“ deutet vieles auf ein Ende nach dieser Staffel hin.

Anders gesagt: Im Herbst 2010 dürfte bei NBC ein radikaler Neuanfang anstehen. Vielleicht sollte man sich mal ein Beispiel an den Shows auf „USA Network“ nehmen.

(500) Days of Summer

Sonntag, 25. Oktober, 2009

„This is a story of boy meets girl.“

Das Drehbuch eines Films vor dessen Kinostart zu lesen, ist oftmals nicht gerade die beste Idee. Man gönnt sich zwar beim Lesen ein kleines „Kino im Kopf“-Erlebnis, aber gleichzeitig beraubt man sich all der Überraschungselemente des Films und kann ihn später eigentlich gar nicht mehr unvoreingenommen genießen — kurz: Die typische Spoiler-Erfahrung eben. Dennoch war meine Neugier im Januar zu groß, als mir das Script zu „(500) Days of Summer“ von den beiden Jungautoren Scott Neustadter und Michael M. Weber in die Hände fiel. Damals war ich sehr begeistert von dem Script, welches dank einer originellen Story und einer ebenso ungewöhnlichen Erzählweise das typische und in den letzten Jahren schwer missbrauchte „Romantic Comedy“-Format ein wenig auf den Kopf stellte.

500-daysAber nachdem ich den Film nun endlich gesehen habe, bereue ich diesen Ausflug in die Spoiler-Welt eigentlich kaum noch, denn Regisseur Marc Webb hat die Seiten des Scripts in exzellenter Weise auf die Leinwand gebracht. „(500) Days of Summer“ ist eine wunderbare kleine Geschichte einer Beziehung zwischen zwei Menschen — keine Liebesgeschichte. Eine „RomCom“ auch für Männer, denn das ist keine Schokolade- und Klischee-triefende 08/15-Massenproduktion, sondern ein sorgsam erzählter und ehrlicher Film, der zeigt, dass es eben manchmal auch nicht klappt in einer Beziehung. Ein Film mit hohem Wiederseh-Potential — zumindest in meinen Augen eines der wertvollsten Prädikate für einen Film.

Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist Grußkartendesigner, ein durchschnittlicher Mitt-Zwanziger in Los Angeles und glaubt fest daran, dass es sowas wie Schicksal gibt, dass man eines Tages die Richtige, die „große Liebe“ trifft. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass er diese Person in Summer (Zooey Deschanel) gefunden hat, die gerade erst nach Los Angeles umgezogen ist. Obwohl Summer keine seiner Hoffnungen über Schicksal und Liebe zu teilen scheint, entwickelt sich rasch eine kleine, aber intensive Romanze zwischen den beiden. Sie finden einige Gemeinsamkeiten (unter anderem ihre Verehrung der „The Smiths“) und zunächst scheint ihre Beziehung auch ganz nach Plan für richtig schöne romantische Love-Stories zu laufen. Doch schließlich wird Tom schmerzhaft klar, dass Summer nicht die gleichen Gefühle für ihn hat, wie er für sie.

500days_train
Zooey Deschanel kann eh nicht viel falsch machen, aber immerhin bietet „500 days“ ihr mal etwas mehr Spielraum für mehr als immer nur den gleichen emotionalen (wenn auch natürlich immer bezaubernden ;-)) Ausdruck. Doch Joseph Gordon-Levitt ist derjenige, der hier auf ganzer Linie überzeugt und den Charakter des hilflos über beide Ohren verliebten Romantikers mit einer faszinierenden Intensität und Glaubhaftigkeit spielt. Sein überragendes Zusammenspiel mit Zooey bringt erst richtiges Leben in diesen Film, umrahmt von den prächtigen Bildern von Los Angeles und einem überaus geschickt gewählten Soundtrack — möglicherweise der beste seit „Garden State“ hinsichtlich seiner Bedeutung für die Vermittlung der Emotionen im Film. Regisseur Marc Webb und Kameramann Eric Steelberg haben dazu viele visuell inspirierende Einstellungen gefunden, die eine Anschaffung des Films auf hochauflösender BluRay eine lohnenswerte Option erscheinen lassen, auch wenn „RomComs“ normalerweise nicht die Sorte Filme sind, bei denen ich für die Bildqualität tiefer in den Geldbeutel greife. Für eine Oscar-Nominierung für Cinematography dürfte es nicht reichen (aber vielleicht für „Original Screenplay“?).

500-days-of-summer-benchDie Parkbank bei „Angels Knoll“ in Los Angeles (W 4th St / Olive St) dürfte zukünftig ein beliebtes Foto-Motiv für L.A.-Touristen werden (jau, das hab ich hier nur ‚reingeschrieben, um mir irgendwo die Adresse zu merken ;-)).

Kurz: In jeglicher Hinsicht sehr zu empfehlen. Der Film läuft zur Zeit in den deutschen Kinos (mit den üblichen gewöhnungsbedürftigen Synchron-Stimmen, seufz). Die DVD/Blu-Ray erscheint am 22. Dezember in den USA, den Soundtrack gibt’s bereits im Laden (und auf Spotify mit drei Karaoke-Bonus-Tracks).

Erste Eindrücke VIII: Stargate Universe, Defying Gravity

Mittwoch, 21. Oktober, 2009

SGU

Stargate Universe

Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich jemals ein großer Freund der „Stargate“-Serien war. Sicherlich, der Spielfilm war seinerzeit ein Must-See und die ersten Staffeln der darauf folgenden Serie habe ich noch mehr oder weniger regelmäßig gesehen, aber irgendwie konnte sie mich nie richtig begeistern. Trotz des angenehmen subtilen Humors in so mancher Folge war zu der Zeit des Serienstarts von „Stargate: SG-1“ die „Raumschiff-Serien“-Schublade mit „Deep Space Nine“, „Babylon 5“ und „Voyager“ in den späten 1990er Jahren auch einfach schon voll belegt. Von „Stargate: Atlantis“ habe ich nur die Pilotfolge gesehen und danach auch nicht weiter beachtet — ich weiß nur noch, dass ich den Beginn als extrem „cheesy“ empfand.

So hatte ich auch keinerlei Erwartungen an die neue Spin-Off-Produktion namens „Stargate Universe“, zudem die Prämisse (Raumschiff-Besatzung landet Millionen Lichtjahre entfernt in einem fremden Universum) unangenehme Erinnerungen an das „Voyager“-Abenteuer weckte. Ich bin eher aus einer Art „Chronisten-Pflicht“ an die Sache herangegangen. Aber nach den ersten paar Episoden bin ich durchaus positiv überrascht. „Stargate Universe“ ist ein deutlich erwachsenere Produktion als die ersten „Stargate: SG1“-Staffeln, die ich noch schwach in Erinnerung habe. Auch wenn vereinzelt eine humorige Note eingebaut wird (meist in Form von saloppen Sprüchen des nerdy Normalos und „Planet of the Apes“-Fans Eli Wallace (David Blue)), so ist der generelle Ton der Serie doch deutlich düsterer und nachdenklicher. Die Charaktere sehen sich gleich von Beginn mit dem Tod konfrontiert, ihre Situation auf dem fremden Raumschiff ist bedrückend und nicht so „kuschelig“ wie das der „Voyager“-Besatzung seinerzeit. Dadurch ergeben sich auch deutlich aggressivere Konflikte zwischen den Figuren, insbesondere im Zusammenspiel mit dem genialen, aber scheinbar verrückten Wissenschaftler Dr. Rush. Der Schotte Robert Carlyle überzeugt in dieser Rolle des aggressiven Eigenbrötlers, der sich unverstanden und von Idioten umgeben fühlt. Zumindest in den ersten Folgen gelingt der Show auch ein guter Mix zwischen „Überlebens-Problem / Planet der Woche“ und übergreifender Mystery-Rahmenhandlung. Unter anderem finde ich den Aspekt, dass die Serie in unserer Gegenwart und auch zuweilen auf der Erde spielt, einen recht interessanten Aspekt. Gelungen fand ich auch die gelegentlich kunstvoll gestaltete Inszenierung und Kameraführung, die der Serie in den Raumschiff-Szenen einen reizvollen visuellen Touch gibt. „Stargate Universe“ ist zwar kein neues „Firefly“, „Battlestar Galactica“ oder „Babylon 5“, aber ganz sicher auch kein neues „Voyager“. Bisher scheint es, als hätte sich die Show aus diesen Vorgängern und dem „Stargate“-Franchise ein paar gute Elemente herausgepickt und zu einer durchaus sehenswerten Show zusammengebaut — ohne allerdings das „Raumschiff-SciFi-Genre“ zu revolutionieren. Mal sehen, wie es sich weiterentwickelt.

Defying Gravity

Die Erwähnung der bereits abgesetzten Sommer-Serie „Defying Gravity“ passt hier eigentlich auch gut ‚rein. Die multinationale Co-Produktion (u.a. Fox, BBC, ProSieben) lief zwar nur acht Wochen in den USA, aber sie wird ihren kompletten 13-Episoden-Lauf zumindest in Kanada vollenden können und wird wohl auch in Großbritannien demnächst ausgestrahlt. Auch wenn Gerüchte bereits darüber berichten, dass die Sets teilweise abgerissen oder in „Stargate Universe“ weiterverwendet wurden, ist es zumindest derzeit nach meinem Wissen noch nicht sicher, ob die Serie nicht doch noch für eine zweite Staffel zurückkehren könnte (es ist nach dem Quoten-Flop in den USA aber recht unwahrscheinlich).

„Defying Gravity“ spielt im Jahre 2052, als eine achtköpfige Raumschiffbesatzung eine mehrjährige Reise durch unser Sonnensystem antritt und ihre Erlebnisse dabei wie in einer Reality-Show für die Erdbevölkerung dokumentiert werden. Romantische Verwicklungen der Besatzung untereinander und ein mysteriöses Element, das die Raumfahrer beeinflusst, sorgen für die notwendige Spannung. „Defying Gravity“ hat einen sehr betonten „mystischen“ Touch, der vor allem leichte Anleihen am Stil und Konzept von Kubrick/Clarkes „2001“ nimmt, kombiniert mit Elementen einer Beziehungs-Soap (ist nicht so schlimm wie es sich vielleicht anhört ;-)). Die Serie hat eine spannende und ansprechende „Mystery in Space“-Atmosphäre, die zwar nicht unbedingt radikales Neuland beschreitet, aber ähnlich wie „Stargate Universe“ im Gesamtpaket überzeugen kann. Ich habe bisher erst ein paar Folgen gesehen, aber die weckten durchaus mein Interesse und ich werde sicherlich noch weiterschauen — nicht nur wegen Laura Harris („Dead Like Me“).

Erste Eindrücke VII: Hank, Trauma, Three Rivers

Dienstag, 6. Oktober, 2009

Hank
Achje, was ist denn nur aus der guten alten Sitcom geworden? Und warum wartet Kelsey Grammer nicht auf eine vernünftige neue Rolle und spielt stattdessen immer wieder eine „Frasier“-Variation? Finanziell dürfte es ihm wohl kaum schlecht gehen nachdem er mal über 1.1 Millionen Dollar pro „Fraiser“-Episode kassierte und mit seiner Grammnet Produktionsfirma einige Langläufer-Serien wie „Medium“ und „The Game“ auf die Beine gestellt hat. Aber offensichtlich wollte er auch nach dem letzten Flop „Back to You“ den Tod der klassischen Sitcom nicht einsehen und konnte eine neue Show mit sich selbst als Hauptdarsteller (und Produzent) bei ABC unterbringen. Dort spielt er einen ehemals gut verdienenden Business-Typ, der durch die Finanzkrise seinen Job verloren hat und nun mit seiner Familie zurück aufs Land ziehen muss. „Hank“ ist wie Sitcom-Malen-nach-Zahlen, vorhersehbar und mit einschläfernden Punchlines. Ich erwische mich bei dem Wunsch, dass diese Show hoffentlich möglichst schnell abgesetzt sei, damit Jordan Hinson wieder zurück nach „Eureka“ kann.

Three Rivers
Der Name „Three Rivers“ weckt immer Erinnerungen an den fiktiven Wohnort der Familie Chase aus „My So-Called Life“, die eben in diesem vermeintlichen Vorort von Pittsburgh lebte (in Wirklichkeit stand das Haus in Pasadena), an dem die Allegheny- und Monongahela-Flüsse zusammentreffen, um den Ohio River zu bilden. Die neue CBS-Serie „Three Rivers“ soll auch in Pittsburgh spielen, wird mittlerweile ebenfalls in Los Angeles produziert, hat aber sonst keinerlei Gemeinsamkeiten mit einer sehenswerten Serie. „Three Rivers“ ist eine regelrecht „klassische“ Krankenhaus-Serie aus dem modernen CSI- und House-inspirierten Lehrbuch, perfekt zugeschnitten für das Prozedural-verwöhnte CBS-Publikum. Im Mittelpunkt steht ein hochmodernes Transplantations-Forschungs-Krankenhaus mit vielen herzergreifenden und/oder dramatisch-komplizierten Fällen und SciFi-inspirierten Bildschirmen an jeder Ecke — beleuchtet werden in der Serie jeweils die Blickwinkel von Organspender, -Empfänger und Ärzten. Dazu noch ein paar allgemeine rätselhafte Krankheitsfälle und fertig ist das wenig überzeugende 08/15-Krankenhausdrama.

Trauma
Und noch eine Ärzte-Serie mit dynamischen Figuren, die unbedingt das „emergency room“ des nächsten Jahrzehnts sein wollen, aber sich am Ende doch meist nur durch Szenen voller Pathos schleppen. Viel, viel Action, reichlich Drama, aber auch unzählige vorhersehbare Krankenhaus-Plattitüden. Ich hatte mich anfangs schon etwas über den netten Zeitsprung gefreut, der zumindest mal mal etwas Variation in den üblichen „Dies ist der ganz normale Notarzt-Alltag“-Rituals versprach. Aber das entpuppte sich dann nur wieder als ein weiteres lahmes Vehikel, um noch mehr Melodrama und übertrieben emotionale Charaktere auf den Schirm zu bringen. Vielleicht ganz nett für Fans von „Alarm für Cobra 11“-Action-Crashes, aber der Rest grenzt schon ans Unerträgliche. Immerhin noch einen viertel Fleißpunkt für die Tatsache, dass die Show in San Francisco spielt und nicht mit sehenswerten Establishing Shots geizte.

Den Eintrag könnte man auch „letzte Eindrücke“ nennen, denn keine dieser Shows wird von mir eine zweite Chance bekommen. Insofern passen die drei Serien wirklich gut zusammen, sie sind traurige Beispiele, wie viele heutige amerikanische TV-Produkte oftmals zu formelhaften und „strömungslinien-optimierten“ Baukasten-Produktionen mutiert sind. Das ist alles nur beliebiges Nebenbei-TV für die unreflektierte Berieselung am Abend — so prickelnd wie die Modellierung von Geschäftsprozessen. Da werden bewährte Erfolgsrezepte der Vergangenheit leicht modifiziert und mit ein paar Millionen Dollar aufgehübscht, aber am Ende ist es dann wieder „same old, same old“. Bloß kein Risiko eingehen — aus unternehmerischer Sicht sicherlich verständlich. Aus der Perspektive des Zuschauers aber enttäuschend.

Update: Kurzes Statement zu „The Middle“ in den Kommentaren.

 

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