Archiv der Kategorie 'TV + Serien'


Flashforward

Samstag, 6. Dezember, 2008

Seitdem ich die Prämisse der neuen SF-Serie „Flashforward“ kenne, juckt es mir in den Fingern, die Buchvorlage anzuschaffen. Ausgangspunkt des Romans „Flashforward“ des kanadischen Autors Robert J. Sawyer ist ein seltsames Ereignis, bei dem die gesamte Erdbevölkerung für zwei Minuten und 17 Sekunden einen „Black-Out“ erleidet und in dieser Zeit von ihrer Zukunft im Jahre 2030 „träumt“. Eigentlich ist das eine ideale Vorlage für eine prozedurale Serie mit einem übergreifenden Arc: Das ausgelöste Chaos und die persönlichen Zukunfts-Visionen jedes einzelnen Erdenbürgers würden das „Topic of the week“ bilden und die Suche nach dem größeren Gesamtzusammenhang der Visionen liefert Material für das „big mystery“.

ABC hat wohl gerade eine Pilot-Episode bestellt und will die Serie dann eventuell im Herbst 2009 im Lead-Out von „Lost“ platzieren. Ursprünglich war dies angeblich mal ein HBO-Projekt. Verantwortlich für die TV-Fassung sind Brannon Braga („Star Trek“) und David S. Goyer („The Dark Knight“), die auch bereits den SciFi-Flop „Threshold“ auf der Kappe haben.

Das klingt mal wieder nach einem SciFi-Konzept mit Potential, auch wenn es erneut eine „Zeitsprung“-Story ist, die in den letzten Jahren nicht recht beim Zuschauer ankamen (abgesehen von der ersten Staffel „Heroes“). Insbesondere die Beteiligung von Brannon Braga lässt mich nicht gerade in Freudensprünge ausbrechen (er war verantwortlich für weite Teile des „Enterprise“-Debakels). Aber vielleicht wird’s ja dennoch etwas.

Mal sehen, ob ich mir den Roman unter den Weihnachtsbaum lege. Aber es war ja schon ein großer Fehler, die „Sookie Stackhouse“-Romane vor der Ausstrahlung der „True Blood“-Serie zu lesen. Das wirkte wie ein gigantischer Spoiler (der dann zu allem Überfluss auch nur halbkorrekt war und dadurch zu noch mehr Irritationen führte).

The Wrong Door

Samstag, 6. Dezember, 2008

Der Wortvogel hat mich auf die britische Sketch-Comedy-Serie „The Wrong Door“ hingewiesen und diese Empfehlung will doch gleich mal weiterreichen: Diese sechsteilige BBC3-Produktion ist zuweilen herrlich schräg, infantil, surreal und politisch unkorrekt. Vor allem ist sie aber verblüffend aufwendig inszeniert: Der zentrale Gag eines Sketches baut meist auf intensiver Nutzung von (zumindest früher mal) teuren CGI-Tricks auf. Klar, es gibt auch ein paar weniger amüsante Segmente und „duds“, aber der überwiegende Teil trifft das Humor-Zentrum meist auf eine unvorhersehbare Weise. Die CGI-Tricks ermöglichen neue, unerwartete Punchlines, die man in dieser Form noch nicht x-Mal in anderen Sketch-Comedies gesehen hat.

"Freaks & Geeks" Yearbook Edition: $68

Mittwoch, 26. November, 2008

Ich verliere bereits jetzt die Übersicht über all die Black Wednesday, Black Friday und „Even More Black Monday“-Sonderangebote, die allmählich eintrudeln.

Eines möchte ich aber schon mal herausheben: Amazon.com hat heute die (unveränderte) Neuauflage des Deluxe-„Freaks & Geeks“-DVD-Sets mit Yearbook und 2 Extra-Bonus-DVDs (also insgesamt 8 DVDs) für $67.99 im Angebot. In den letzten Tagen war der Preis noch dreistellig(!). Wer das einfache Set schon hat, muss aber wohl schon ein Hard-Core-Fan der Serie sein, um sich auch noch diese DVD-Packung zusätzlich anzuschaffen. Aber wer die Serie noch gar nicht im Regal stehen hat (du meine Güte, ihr lest diesen Blog und habt F&G noch nicht? ;-), der hat mit $68 ein sehr gutes Angebot. Das normale Set mit sechs DVDs kostet immerhin noch $56.

Aber für all die treuen Fans, die für die Yearbook-Edition bis zu $130 bezahlt haben, ist diese drastische Preissenkung wohl eine gewisse Enttäuschung. Bei der ursprünglichen Veröffentlichung der Yearbook-Edition vor einigen Jahren wurde ihnen mal versprochen, es handle sich um eine limitierte, exklusive Ausgabe. Dem war wohl nicht so.

Die Zukunft der US-TV-Networks

Montag, 24. November, 2008

Lesenswerter Artikel in Variety: Im Zuge der allgemeinen Wirtschaftskrise tauchen auch mal wieder die Schwarzmaler auf, die alle paar Jahre das Ende der US-Networks prophezeien. Immer weniger (Live-)Zuschauer führen zu immer weniger Werbekunden und zu weniger Werbeeinnahmen und schließlich zu einer finanziellen Schieflage eines ganzen Networks. Michael Schneider führt in dem Artikel einige mögliche Lösungs-Szenarien für die betroffenen Networks auf: Rückgabe der 22Uhr-Sendeplätze an die Affiliates, Untervermietung von Sendezeit an Drittanbieter, Wandel eines Networks in einen Cable-Sender oder schließlich komplette Einstellung aller Aktivitäten.

„I’ve been doing this for 30 years now, and that same question has been asked for 30 years: At what point does the audience get so small that advertisers won’t show up?“ says Fox Networks Group chairman Tony Vinciquerra. „It hasn’t gotten there yet.“

Man beachte das Wörtchen „yet“.

Auch wenn insbesondere die aggressiveren Modelle (bspw. Umwandlung in einen Cable-Sender) für die Big Four (ABC, CBS, FOX, NBC) trotz der aktuellen Krisen-Zeit noch nicht sonderlich wahrscheinlich erscheinen, wird aber auch deutlich, dass die „Schwarzmaler“ in der letzten Dekade immer öfters mit ihren düsteren Prognosen auf offene Ohren stießen. Vielleicht ist es wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis ein großes Network wie NBC oder ABC seine Geschäftsstrategie fundamental umstellen muss.

Sollte es jetzt auch noch tatsächlich zu einem Schauspieler-Streik kommen, würde das die Situation möglicherweise erneut verschärfen und diesen Prozess beschleunigen. Ich glaube aber immer noch nicht, dass es zu einem Streik kommen wird, denn die Screen Actors Guild wird es bei dem gegenwärtigen Wirtschaftsklima sehr schwer haben, erneut einen Ausstand in der Filmindustrie zu rechtfertigen und sich so PR-technisch auf sehr dünnes Eis manövrieren (Automatisch wird die Öffentlichkeit vor allem die Multi-Millionäre wie Tom Cruise, Will Smith als die vermeintlich typischen Schauspieler identifizieren, was die „gute“ Sache für die SAG sehr schwer macht). Sie hätten sich wohl wirklich besser im Frühjahr den Autoren anschließen sollen.

Es kam wie es kommen musste

Freitag, 21. November, 2008

Eine Überraschung ist es wohl nicht mehr, aber eine gewisse Enttäuschung lässt sich nicht verbergen. ABC wird keine weitere Episoden von „Dirty Sexy Money“, „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ bestellen — nach der Ausstrahlung der jeweils abgedrehten 13 Episoden ist somit für diese Serien Schluss. „Life on Mars“, von dem eigentlich auch erwartet wurde, dass es auf dieser „Opferliste“ stehen würde, hat noch einen Gnadenaufschub bekommen und darf vier weitere Episoden produzieren.

„Dirty Sexy Money“ war mir seit dem Ende der ersten Staffel eigentlich recht egal, aber „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ waren charmante Produktionen, die den Serienalltag etwas bunter machten. Ein dramatischer Verlust sind beide dennoch nicht in meinen Augen, denn so richtig konnten beide Serien ihre Potentiale auch nicht ausnutzen und waren dann doch auf Dauer etwas zu schräg oder zu „zuckersüß“. Dennoch ist es schade, dass solch ungewöhnliche Konzepte bei den TV-Zuschauern immer noch nicht richtig Fuß fassen können und oft nach einer kurzen Staffel scheitern. Bedauerlich ist ferner die Tatsache, dass die finale Episode von „Pushing Daisies“ aus einem Cliffhanger besteht und somit mal wieder eine Serie ohne vernünftigen Abschluss aus dem Diesseits scheidet. Bryan Fuller hofft auf eine Fortsetzung als Comic, aber leider liegen Hoffnung und Realität bekanntermaßen oftmals weit auseinander.

Aber immerhin gibt es heute auch noch gute Nachrichten: „Scrubs“ startet auf ABC am 6. Januar, ein „Arrested Development“-Film erscheint erneut eine winzige Nuance wahrscheinlicher und es gibt einen ersten (aber leider nicht sonderlich überzeugenden) „Cupid“-Trailer.

So ist das im „Serienland“: Shows werden abgesetzt, neue kommen nach.

Und der Rest…

Sonntag, 16. November, 2008

Einige ausgewählte Serien(-Neustarts) habe ich in den letzten Tagen abgehandelt, nun gibt es in der Schnellzusammenfassung noch ein paar Worte zu anderen Produktionen:

The Office
Immer noch exzellente Comedy-Unterhaltung mit einem formidablen Ensemble. In der fünften Staffel! Wer hätte das beim Start der Serie gedacht? Immer weider gelingt es den Autoren, die Zuschauer auf die falsche Fährte zu locken, insbesondere bei den Jim&Pam-Storylines.

Sanctuary (neu)
Es gibt Show-Konzepte, die man einfach nicht anpacken sollte, wenn man nicht das nötige Kleingeld hat, um vernünftige und HD-taugliche CGI-Effekte zu produzieren. Insbesondere dann, wenn im Grunde die komplette Serie vor Greenscreens produziert wird. Ansonsten typische Monster-Jäger-Story mit Logik-Löchern.

Merlin (neu)
Die haben doch tatsächlich aus dem jahrhundertealtem „Merlin“-Material eine Teen-Soap gebastelt. Naja, die Briten lieben nun mal ihre Kostümdramen. Da wird alles genehmigt, was auch nur im Entferntesten Burgen, Schlösser, Könige sowie reiche Prinzessinnen in Gefahr beinhaltet.

Fringe (neu)
Bin immer noch nicht überzeugt. Ähnlich wie bei „Sarah Connor Chronicles“ gibt es immer mal wieder Anzeichen, dass die Show doch noch durchstarten könnte, aber dann kommt doch wieder nur ein laues Lüftchen. Die „Fälle-der-Woche“ sind zwar hübsch bizarr und out-of-this-world, aber das reicht einfach nicht. Auch der besondere Unterhaltungswert für deutsche Zuschauer („Wissenschaft Prison“) kann nur kurzzeitig über die gestelzten Stories und uninteressanten Charaktere hinwegtäuschen. Noch habe ich aber die Hoffnung nicht aufgegeben, wenn „Fringe“ im Frühjahr den Timeslot nach „American Idol“ bekommt, dürfte die Serie eh noch mal einen kleinen „Reboot“ hinlegen.

Friday Night Lights
Beste aktuelle Drama-Serie („Mad Men“ läuft ja nicht mehr) und vielleicht die beste Teen-/Parent-Serie seit „My So-Called Life“. Ich habe es noch selten erlebt, dass eine Drama-Serie nach einer recht verbockten zweiten Staffel dann in Season 3 wieder so vehement durchstartet und sogar neue Maßstäbe setzt — trotz geringem Budget und dadurch bedingtem Aderlass bei den Darstellern. In der jüngsten Episode ging alles etwas zu glatt, aber dennoch: Hoffentlich gibt es noch eine vierte Staffel. Die Teenie-Stories interessieren mich dabei noch nicht mal so besonders — was die Show so sehenswert macht, ist das authentisch wirkende Familienleben der Taylors. Kyle Chandler, Connie Britton und Aimee Teegarden sind eine Klasse für sich.

11th Hour (neu)
Erneut eine routiniert und ohne jegliche Inspiration umgesetzte 08/15-Serie, die irgendwie auf den Mystery-Zug aufspringen will. Ich habe echt genug von diesem Einerlei-Müll, daher schreibe ich auch nicht mehr dazu. Die Serien-Neustarts dieser Season sind bisher eine einzige große Enttäuschung.

How I Met Your Mother
Endlich keine Absetzungsgefahr mehr und die Show hat nun eindeutig ihren Ton gefunden, mit dem sie wohl noch viele weitere Jahre durchlaufen könnte. A future classic in the making.

Samantha Who
Eine kleine Show, die offenbar ungerechterweise zu oft übersehen wird. Wäre nicht schon „Chuck“ die „best show you’re not watching“, dann käme wohl „Samantha Who“ als Kandidatin für diesen Titel in Frage. Marc Berman hat Hauptdarstellerin Christina Applegate jüngst als beste Comedy-Darstellerin seit Mary Tyler Moore bezeichnet und IMHO liegt er damit gar nicht so verkehrt (Tina Fey wäre auch eine starke Kandidatin). Fast nicht zu glauben, dass das mal die kleine „Dumpfbacke“ aus „Married With Children“ war.

Californication
Ich komme des öfteren nicht umhin, in Hank Moody zeitweise einen überzeichneten Don Draper der Gegenwart zu sehen. Eigentlich meint man ja, dass beide Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten, aber beide Charaktere wollen eigentlich Ihrer Familie keinen Schaden zufügen, aber dennoch fallen sie immer wieder in alte Gewohnheiten. Und offensichtlich ist das die Show, in der sich alle früheren Teen-Show-Starlets mal richtig das Teenie-Image wegvögeln lassen: Von Carly Pope („Popular“) über Meredith Monroe („Dawson’s Creek“) zu Carla Gallo („Undeclared“) darf jede mal ‚ran. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Im Gegenteil: Nach einem sehr schwachen Start zu Beginn der ersten Staffel ist die Serie mittlerweile ein kleines, unanständiges Goldstückchen.

"Artichekt"

Samstag, 15. November, 2008

Ich habe gerade gesehen, in Deutschland ist folgendes seit Ende Oktober auf DVD zu haben: Die erste Staffel von „Hey Dad..!“, eine australische Sitcom aus den Jahren 1987-1994.

Das war seinerzeit ein Pflichttermin in der ARD um 15:03 Uhr, wenn ich mich recht erinnere (lief das nicht auch im Zweikanalton?). Nebenbei konnte man herrlich die Hausaufgaben der Kategorie „besonders lästig“ abarbeiten. Etwas verwirrend waren die zahlreichen Wechsel im Kreise der Hauptdarsteller, die schließlich auch dazu führten, dass die Serie immer uninteressanter wurde. Dennoch ein schönes Beispiel dafür, dass auch von „down under“ sehenswerte TV-Produktionen kommen können. Und die deutsche Synchro habe ich ebenfalls recht positiv in Erinnerung. Ich setzte es mal auf meine sentimentale 90er-Jahre-Shopping-Liste, vielleicht lege ich sie mir tatsächlich mal in einem „schwachen Moment“ zu 😉

Auf YouTube gibt’s übrigens einen Mitschnitt aus einer „Where Are They Now“-Reunion-Sendung.

Hier aber stattdessen lieber mal die Anfangsminuten einer „Hey Dad..!“-Episode:

Crusoe

Freitag, 14. November, 2008

Eigentlich wundert es mich ja ein wenig, dass es dann doch so lange dauerte, bis ein Network auf den „Pirates of the Caribbean“-Zug aufsprang. Jetzt ist es fast schon zu spät, denn die Film-Trilogie ist längst Kinonews von gestern — stattdessen jetzt sind wieder Super-Helden in allen Farbschattierungen gefragt.

Dennoch hat sich NBC mit „Crusoe“ seit langer Zeit mal wieder mit einer Primetime-Serie in die Zeit der Piraten und Seefahrer gewagt. Wie der Titel der Serie schon nahelegt, basiert „Crusoe“ auf dem fast 300 Jahre alten Roman von Daniel Defoe, in dem er die halb-fiktive Geschichte von „Robinson Crusoe“ erzählte. Crusoe strandete im 17. Jahrhundert auf einer einsamen Karibikinsel und schließt schließlich mit einem Ureinwohner Freundschaft, den er „Freitag“ nennt. Ich denke (und hoffe) mal, dass so ziemlich alle, die irgendwann mal im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren in einer Bibliothek waren, diese Geschichte kennen.

Viel sensationell neues wird man also als Zuschauer wohl nicht von dieser NBC-Fassung erwarten dürfen. Schließlich kennt man ja schon die Grundelemente der Story. Genau da setzen aber auch die Macher von „Crusoe“ an und setzen geschickterweise ein bestimmtes Vorwissen beim Zuschauer voraus. Sie beginnen in der Pilotepisode nicht mit Crusoes Ankunft auf der Insel, sondern starten etwa ein Jahr nach dem Untergang seines Schiffes in die Handlung der Serie. Robinson (Philip Winchester) hat sich somit längst auf der Insel arrangiert, eine gemütliche Unterkunft geschaffen, ist bereits befreundet mit Freitag (Tongai Arnold Chirisa) und gemeinsam bestehen die beiden viele Abenteuer. Freitag wird dabei als besonders hochintelligenter und vorwitziger Begleiter dargestellt — unpassende „Freitag-als-Sklave“-Interpretationen sind also nach Möglichkeit ausgemerzt.

„Crusoe“ ist wohl in erster Linie lockere TV-Unterhaltung für die ganze Familie, endlich mal etwas Abwechslung von den üblichen SciFi/Krimi/Krankenhaus-Serien. Piraten findet man nicht oft im TV und zumindest diesen Pluspunkt hat „Crusoe“ sicher. Aber jenseits der uneingeschränkten Familientauglichkeit ist das Konzept der Serie verflixt schnell ausgereizt. Eigentlich ist die Geschichte von „Robinson Crusoe“ die eines einsamen Mannes. Sowas macht sich aber im TV ganz schlecht — nur zwei Darsteller für eine Serie setzen jeder Produktion schnell enge logistische und inhaltliche Grenzen. Also muss man irgendwie andere Personen auf die Insel bringen, aber gleichzeitig darf sich natürlich für Robinson und Freitag erstmal keine ernste Fluchtmöglichkeit ergeben. Im Falle von „Crusoe“ löst man das eben so gut wie es geht ohne Rauchmonster und „Others“ aus der „Lost“-Trickkiste. Doch was dabei herauskommt, ist auch nur ein schlechter Kompromiss und nix Halbes und nix Ganzes.

Da versucht man sich einerseits mit Flashbacks aus der Sicht von Robinson zu behelfen: Er erinnert sich immer mal wieder an seine Familie daheim in England und Stück für Stück wird ein Puzzle zusammengefügt, das erklären soll, wie Crusoe überhaupt auf jenes untergegangenes Schiff kam. Sogar eine Intrige wird als Season-Arc-Mystery in die Flashbacks eingebaut — einziges Problem: Das ist einfach nur uninteressant und gähnend langweilig. Immer wenn Crusoe den Träumer-Blick bekommt und an diese „besseren“ Zeiten zurückdenkt, wird jeglicher Schwung aus der aktuellen Episode herausgenommen und der Zuschauer bekommt ein winzig kleines Puzzlestückchen präsentiert, mit dem er oftmals gar nix anfangen kann (weil die Zusammenhänge noch nicht klar sind) oder das keinerlei Bezug zur A-Handlung der Episode hat.

Der zweite „Trick“, um das Problem mit den Darsteller-Defizit zu lösen, ist dann im Grunde ein Rückgriff auf „deus ex machina“: Ständig legen irgendwelche weiteren Schiffe einen Zwischenstopp an der Insel ein und werden dann durch irgendwelche holprigen Story-Konstrukte erstens dazu gezwungen, einige Wochen vor Ort zu bleiben und zweitens irgendwie Robinson und Freitag keine Möglichkeit zur Flucht zu bieten.

Dazwischen werden immer mal wieder Stand-Alone-Episoden eingestreut, in denen Robinson und Freitag wirklich ganz alleine sind und irgendein Adventure-of-the-week oder Fluchthoffnung-of-the-week erkunden/lösen/beseitigen müssen. Die sind zwar auch oftmals flott und amüsant, aber mehr nicht.

Kurz: „Crusoe“ ist zwar ganz nettes Abenteuer- und Piraten-TV mit einem Touch MacGyver-Romantik, hat aber mit vielen prinzipbedingten Problemen zu kämpfen, die das Ganze bestenfalls für den Familien-Fernsehabend oder zum Nebenbei-Fernsehen erträglich machen.
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RIP "My Own Worst Enemy"

Donnerstag, 13. November, 2008

Eigentlich wollte ich diese Review schon gestern veröffentlichen und „My Own Worst Enemy“ als sehr ernsten Absetzungskandidaten bezeichnen. Nun hat mich die Realität mal wieder bereits eingeholt und die Show wurde (wie auch „Lipstick Jungle“) abgesetzt. Im Sinne von „es werden keine weiteren Episoden mehr produziert, aber nach aktueller Planung dennoch die restlichen Folgen ausgestrahlt“. Bedingt vielleicht auch durch den drastischen Absturz seines Lead-Ins „Heroes“ in dieser Season blieb das neue Action-SciFi-Drama weit hinter den NBC-Erwartungen zurück. Bei der letzten Episode konnte NBC sogar nur etwas mehr 4 Millionen Zuschauer gewinnen, deutlich weniger als der letztjährige Timeslot-Inhaber „Journeyman“.

Richtig anfreunden konnte ich mich mit der Serie auch nicht, obwohl ich doch recht lange dran geblieben bin. Christian Slater spielt(e) in „My Own Worst Enemy“ den Agenten Edward Albright, der an einer Art künstlichen Schizophrenie leidet: Er ist Teil eines Experiments, bei dem ein Chip ins Hirn des Agenten implantiert wird. Dieser Chip sorgt dann zumindest in der Theorie dafür, dass sich in dem Probanden eine zweite Persönlichkeit heranbildet, quasi ein zahmer Dr. Jekyll zum bereits vorhandenen aggressiven Mr. Hyde. Denn Agent Edward ist eigentlich ein brutaler und kompromissloser Top-Agent, der so gut wie keine soziale Kompetenz besitzt. Doch dank seines Chips im Schädel kann er per Knopfdruck auf die andere, harmlose Persönlichkeit „umgeschaltet“ werden. Die Alternativ-Persönlichkeit namens Henry führt ein ganz normales, harmonisches Familienleben und weiß rein gar nichts von den Tätigkeiten seiner anderen Agenten-Identität. Und was „Henry“ nicht über geheime Agenten-Missionen weiß, kann er auch bei eventueller Gefangenschaft und Folterungen nicht verraten. Eventuelle Ungereimtheiten/Informationen über Aktionen von „Edward“ (Verletzungen beim Rasieren, unerwartete mehrtägige Abwesenheit von der Familie) werden im besten iPod-Stil als Update in den Hirn-Chip eingespielt, so dass Henry nie um eine Erklärung verlegen ist. Doch eines Tages gibt es ein Problem: Der Chip spielt verrückt und das „Umschalten“ zwischen Edward und Henry kann nicht mehr kontrolliert werden, immer öfters wechselt der Agent zwischen beiden Persönlichkeiten hin und her und der orientierungs- und hilflose Henry muss sich irgendwie mit seiner zweiten Identität arrangieren.

Manche Elemente ähneln einer ernsten Version von „Chuck“: Ein Normalo-Bürger, der über ein abstruses SciFi-Technik-Blafasel unfreiwillig zum Superagenten mutieren soll.

Auf dem Papier war „My Own Worst Enemy“ ein realitätsfernes, aber wenn man den Technobabbel mal akzeptiert hat, durchaus ein faszinierendes Konzept. Dank etwas üppigerem Budget ist eine actionreiche Umsetzung mit einem souveränen Christian Slater in der Doppel-Hauptrolle gewährleistet. Wenn man erstmal die massiven Logiklöcher in der Prämisse (Warum macht man sowas überhaupt?) akzeptiert hat oder sich irgendwie eine halbwegs belastbare Antwort auf diese Logikprobleme zurechtgebastelt hat (damit die Agenten auch unter Folter keine Geheimnisse ausplaudern können), dann funktioniert sie eigentlich ganz gut. Das sind aber leider eine Menge „Wenns“ und „Falls“, die sich schnell summieren und der kuriose Gadget-Charakter der Show weicht schnell einem gewissen Cheesy-Faktor, wenn die Serie zu immer phantastischeren Story-Vehikeln greift.

So lebt die Show dann vor allem von dem Jekyll/Hyde-Faktor und von Christian Slaters Performance, aber auch der sind Grenzen gesetzt. Eventuell hätte sich noch etwas Spannung aus der Frage ergeben, ob der „böse Edward“ wirklich die originale Persönlichkeit ist oder ob nicht vielleicht doch der „gute Henry“ die ursprüngliche Identität ist und der Agent erst später im Rahmen des Experimentes „installiert“ wurde.

Aber wirklich faszinieren konnte die Show nicht, vieles war dann doch zu weit hergeholt, zu viele Logiklöcher mussten mit Technobabbel gefüllt werden und Christian Slaters On-Screen-Chemie reichte an einen Matt Demon à la „Bourne Identity“ nicht heran. Dann genehmige ich mir doch lieber eine Dosis „Chuck“ (das übrigens in der jüngsten Episode zu absoluter Topform auflief, selbst bei „30 Rock“ und „The Office“ habe ich selten so gelacht).

Allerdings hat NBC nun ein „klitzekleines“ Problem: Quotenmäßig entwickelt sich nun auch der Montag allmählich zu einem Desaster. Bei der Geschwindigkeit, mit der „Heroes“ derzeit Zuschauer verliert (nun schon unter 8 Mio.), könnte selbst die „egal was passiert“-sicher geglaubte vierte Staffel gefährdet sein.

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"Pushing Daisies" als Comic?

Mittwoch, 12. November, 2008

Gestern fand im Paley Center for Media (früher: Museum of Radio & Television) ein Diskussions-Panel unter anderem mit den „Pushing Daisies“-Autoren statt. Eine Zusammenfassung gibt’s bei TVWeek.

Unter anderem wurde erwähnt, dass Chef-Autor Fuller hofft, die Serie im Falle einer verfrühten Absetzung zumindest als Comic zu einem vernünftigen Ende bringen zu können. Über das Schicksal der Serie hat ABC noch nicht entschieden (es sieht aber wirklich nicht gut aus), am Donnerstag werden mit dem Abschluss der Dreharbeiten zur Episode 13 die Produktionsarbeiten erstmal beendet sein.

Wilson Cruz („Rickie“ aus „My So-Called Life“) wird ferner in einer der nächsten Episoden eine Gastrolle haben.

 

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