Archiv der Kategorie 'TV + Serien'


Aaron meets Tina

Donnerstag, 5. Mai, 2011

Aus einer grossartigen Episode einer wiedererstarkten Serie.

http://youtu.be/gjUWs-Y0lnM

Weil´s hier gut passt: Ich kann mir nicht helfen, trotz des „Studio 60“-Flops kann ich es kaum erwarten, Sorkins neue HBO-Serie „More As The Story Develops“ zu sehen. Endlich macht er die Show, die ich schon immer von ihm sehen wollte: Ein Blick hinter die Kulissen einer TV-Produktion — jepp, schon wieder — aber diesmal wird eine Cable News Show im Mittelpunkt stehen. „West Wing“ meets „Sports Night“ und das noch im PayTV: Das muss einfach die „Aaron-Sorkin-Show“ schlechthin werden.

Wenn auch das floppt, dann hat er alle Chancen gehabt, die man ihm geben kann und er sollte sich wirklich nur noch aufs Film-Business fokussieren („The Social Network“ war exzellent IMHO und zurecht ein Oscar-Gewinner).

Parenthood und Friday Night Lights

Montag, 7. März, 2011

Damit es nicht verloren geht: In den Kommentaren zum letzten Spotify-Thread finden sich ein paar Meinungen zur aktuellen Staffel von „Parenthood“ und zum Finale von „Friday Night Lights“.

Meine Kurzfassung: Beides exzellente Produktionen aus dem Hause Jason Katims.

Der grosse Serien-Rundumschlag

Samstag, 1. Januar, 2011

Es hat sich einiges angesammelt in den letzten Monaten. Anstatt viele einzelne Postings zu verfassen, werfe ich einfach mal alles in einen großen Topf und lasse die neue TV-Season bis zur Winterpause Revue passieren.

Auch diese Herbstseason 2010 fühlt sich wieder mehr wie eine kontinuierliche Fortsetzung der Vorjahres-Season an. Das mag damit zusammenhängen, dass ich eh kaum noch Zeit habe für Serien und daher eher auf vertraute Favoriten setze. Aber mein kurzer Überblick zu Beginn der Season vor ein paar Monaten zeigte kaum vielversprechende neue Produktionen. Und viel „Geduld“ kann ich mir einfach zeitlich nicht mehr leisten, entweder eine Show überzeugt gleich von Beginn oder sie fliegt aus dem Raster.

Eine der wenigen Ausnahmen ist (mal wieder) eine Comedy-Serie.

Raising Hope

ist ganz klar mein bisheriger Neustart-Favorit. Ein paar Sätze hatte ich ja schon hier geschrieben und die bisherigen elf Episoden haben den Eindruck zu Beginn der Staffel nur bestätigt: Die Serie hat eine verblüffend konstante Qualität an den Tag gelegt. Jede Folge ist vollgepackt mit herrlich bizarrem Humor und ausgefallenen Charakteren, die sich zwar öfters dumm-dämlich dranstellen, aber einfach unglaublich sympathisch erscheinen. Nicht nur „Earl“-Fans sollten hier reinschauen.
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Running Wilde

konnte da leider nicht mithalten. Auch hier viel dumm-dämlicher Humor und idiotische Verhaltensweisen, aber insgesamt überspannt die Show den Bogen dann doch zu sehr. Insbesondere die Nebencharaktere sind nur noch maßlos überzeichnete Karikaturen die sich von einem überreizten Gag zum nächsten schleppen. Schade um Will Arnett und Keri Russell, die mir in den Hauptrollen immer noch gut gefallen, aber das „Gesamtpaket“ überzeugt nicht. Die Show ist ganz oben auf der Abschussliste (beim Network wurde der Stecker schon gezogen).

The Office

geht es leider ähnlich. Die Serie ist auf einem traurigen Abwärtstrend, der sich von Episode zu Episode zu beschleunigen scheint. Nach sieben Jahren wurde wohl wirklich jeder Gag mindestens einmal gemacht (einige auch mehrmals) und die Autoren zwingen sich von Pointe zu Pointe. Die letzten Episoden ließen jeglichen Charme der früheren Folgen vermissen, selbst die früher so bezaubernden Jim&Pam-Momente wirken leer und aufgezwungen, Jim entwickelt sich zudem zur Hassfigur. Mittlerweile gibt es einige Episoden, in denen für mich kein einziger Lacher mehr drin war. Vielleicht kann der Abschied von Steve Carell noch mal Aufschwung geben, aber ich fürchte, dass die guten Tage der Show zumindest in kreativer Hinsicht gezählt sind. NBC hingegen wird die Serie sicherlich noch gute drei Jahre weiterlaufen lassen, es ist eine der wenigen Goldesel des Networks.

30 Rock

ist wie im Vorjahr ein extrem wechselhafter Kandidat. Manche Episoden sind durchweg Vollpleiten, dafür sind andere von der ersten bis zur letzte Minuten eine bunte Achterbahnfahrt. Liz Lemon stolpert zunehmend unkoordiniert durch die Episoden, die Absurditäten in Liz‘ Umfeld sind immer noch so schrill wie in den Vorjahren, aber insgesamt scheint auch hier öfters das gute Material auszugehen.
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How I Met Your Mother

war auch schon öfters am Abgrund, aber hat sich in letzter Zeit wieder etwas aufgerappelt und auf akzeptablen Niveau stabilisiert. Auch diese Show hat wohl ihren Zenit eindeutig überschritten, aber immer mal wieder gelingen ihr überraschende Tweaks des Erzählstils und Running Gags. Da ist noch Leben drin, aber die Mutter muss dringend gefunden werden 🙂
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Cougar Town

hat auch noch reichlich Leben, die Show hat nach ihrer „Neuorientierung“ im vergangenen Jahr ihren Ton gefunden und ist jetzt so eine Art „Friends 2.0 für thirtysomethings“. Ob das alles noch Sinn macht, wie diese Gruppe von Freunden, Nachbarn und Familienmitgliedern immer wieder zusammenfindet, spielt schon längst keine Rolle mehr, stattdessen geht es in erster Linie darum, irgendeine belanglose Rahmenhandlung für ausgefallene Charakter-Eigenheiten und amüsante Rituale im Freundeskreis zu finden. Harmloser, aber sehr unterhaltsamer Spaß, ebenso wie…
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The Middle

Auch diese Show hat seit ihrer ersten Episode letztes Jahr eine erstaunlich konstante Qualität geliefert. Jede Episode ist gute Unterhaltung, Charaktere stellen sich auch hier oftmals gezwungen blöd dran, aber ähnlich wie bei „Raising Hope“ passen ihre Verhaltensweise auch harmonisch in das Gesamtbild und wirken keinesfalls überzogen. Die beste „Working Class“-Familienkomödie seit „Malcolm in the Middle“.
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The Big Bang Theory

zeigt auch schon erste Alterungserscheinungen und scheint immer öfters auf der Stelle zu treten, aber schon die Verpflichtung von „Blossom“ und der gelegentliche Auftritt von Evil Wil Wheaton dürften mich auch weiterhin bei der Stange halten. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass sie die Scherze um Sheldons Eigenheiten zusehends überreizen.
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Modern Family

gehört ganz klar in die Kategorie „Verlässlicher Lachgarant wie im Jahr zuvor“ (VeLaWiJazu). Leider fehlen die ganz großen Kracher wie im Vorjahr, bei denen man lachend vom Sofa fällt, aber der Charme der oftmals sehr gegensätzlichen Charaktere überzeugt auch weiterhin. Jedesmal garantierte 20 Minuten gute Unterhaltung. Ebenso wie…
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Community

Ohne Zweifel das beste, was die Comedy-Schiene zur Zeit bieten kann und ebenfalls in der VeLaWiJazu-Schublade. Auch hier kämpfen die Autoren zuweilen spürbar, um an die großen Erfolge des Vorjahres anzuknüpfen — aber nachwievor haben sie bei ihrer Suche richtig viel Erfolg. Mittlerweile sind meine Ansprüche an die Show aber auch wahnsinnig hoch, jede Folge muss sich mit der Episode „Modern Warfare“ messen — das ist natürlich eine verflucht hohe Latte. Dadurch war auch der Überraschungs-Effekt der Stop-Motion-Folge nicht so groß wie man sich das wünschen mag, aber die Folge im 1980er-Raumschiff-Simulator oder die Zombie-Episode oder die Meta-Bottle-Show um den verschwundenen Stift sind Highlights des TV-Jahres. Auch sehr empfehlenswert ist übrigens die DVD-Box der ersten Staffel: Massig Outtakes und mindestens ein Audio-Commentary zu jeder Episode liefern ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis und reichlich Füllmaterial für langweilige Winterabende.
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Castle

gehört auch weiterhin in die Comedy-Schublade und ist die erste Serie, die endlich ohne jegliche Kompromisse an die großen Krimikömdien-Serien aus den 1980ern (Hart to Hart, Scarecrow and Mrs King, Moonlighting, Remington Steele, Murder She Wrote, Riptide, Fall Guy, Simon & Simon, A-Team …) anschließen kann. Jede Woche ein mehr oder minder verworrener und über viele Ecken und Red Herings zu lösender „Case of the week“, den aber kaum ein Zuschauer wirklich interessiert. Die eigentlichen Gründe warum das eine Must-See-Show ist, heißen weiterhin in dieser Reihenfolge Nathan Fillion, Nathan Fillion und Nathan Fillion (ebenso wie seine Chemie mit Stana Katic). Im Moment sehe ich keinerlei Anzeichen, wie diese einfach gestrickte Show in nächster Zeit an Unterhaltungswert verlieren könnte, insbesondere wenn sie auch weiterhin einmal pro Halbjahr eine kleine „Firefly“-Anspielung („just a tv show I used to love“) unterbringen.
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Chuck

ist diese kleine Show „that just wouldn’t die“. Kaum eine andere Serie wurde schon so oft totgesagt oder am Abgrund gesehen und nun gibt es schon wieder erste vorsichtige Anzeichen für eine erneute Verlängerung. Allerdings muss man auch zugeben, dass dieses ständige Hin-und-Her nicht ohne Konsequenzen für die Show blieb, das Budget ist offensichtlich mittlerweile ein Witz, die Show musste schon mehrere Beinahe-Finals mit einem neuen Story-Arc überdecken. Immerhin dürfen sich die Charaktere weiterentwickeln und die Beziehung zwischen Chuck und Sarah ist immer noch unterhaltsam und abwechslungsreich. Zudem bin ich der letzte, der sich über die zunehmende Anzahl von Szenen mit einer sehr dürftig bekleideten Yvonne Strahovski beschweren würde, aber bei all den „evil empire“-Organisationen blickt man ja kaum noch durch und die Story wird weiterhin von Scheunentor-grossen Logiklöchern geplagt. Es ist auch hier abzusehen: Sollte es wirklich noch eine fünfte Staffel geben, wäre es vielleicht wirklich am besten, die Show zu einem versöhnlichen Ende zu bringen bevor alleine schon das Catering-Budget von „Glee“ höher ist als das Gesamtbudget von „Chuck“.
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Eureka

ist noch etwas extremer in Hinsicht auf das (nicht) verfügbare Budget und auch hier freue ich mich zwar immer noch über neue Episoden, aber mehr als ein optionaler Lückenfüller ist sie nicht mehr. Der Zeitreise-Arc und der Sprung in die alternative Parallel-Realität war ein netter Trick, um die Serie (dauerhaft?) neuzubooten — dieses Device können wirklich nur ganz wenige Serien erfolgreich nutzen. Aber dennoch oftmals zu harmlos. Gleiches gilt für die Schwesterserie …
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Warehouse 13

Auch hier dominiert der „Job of the week“ mit ein paar dünnen übergreifenden Arcs. Leider sind diese wöchentlichen Aufträge oftmals zu simpel gestrickt und zu vorhersehbar, da macht sich dann gerne Langeweile breit. Aber gelegentlich kann die Show mit interessanten Ideen überraschen wie einem weiblichen H.G. Wells.
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Stargate Universe

schaut wohl mittlerweile auch der definitiven Absetzung entgegen, daher nicht mehr viele Worte, außer: Mir hat’s eigentlich wirklich gut gefallen. Kein Must-See, aber für jemanden, der bisher so gut wie keinen Kontakt mit dem Stargate-Universum (no pun intended) hatte, waren das immer passable 40 Minuten Standard-SciFi-Kost.
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Weeds

hat sich recht erfolgreich „neugebootet“, indem man einige alte Story- und Charakter-Zöpfe abgeschnitten hat und aus den Resten ein „Back to the roots“-Roadtrip-Familiendrama zusammenstrickte. Dadurch konnte sich die Show wieder mehr auf das eigentliche Interessante fokussieren: Die absolut dysfunktionale Familie rund um Nancy. Durchweg unterhaltsamer und abwechslungsreicher als das was in den Vorjahren so präsentiert wurde.
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Rubicon

war eine der wenigen Drama-Neustarts, die ich verfolgt habe. Und die wurde dann auch prompt nach der ersten Staffel abgesetzt. Noch bin ich nicht ganz durch, aber diese smarte und spannende Verschwörungstheorien-Drama hat mich bisher durchweg fasziniert. Angeblich empfanden viele Zuschauer die Serie als „zu langsam“ und ihnen fehlte die Action. Hachjeh, die gibt es bei „Mad Men“ auch nicht.
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Stattdessen gibt es ja …

The Walking Dead

mit reichlich Action und richtig viel Tempo. Viel, viel zuviel Tempo sogar — da wurde soviel Handlung in lächerliche sechs Episoden gepresst, dass manche Erzählstränge wie ein Schnellzug am Zuschauer vorbeirasten. Der Vater, der seine Familie sucht? In zwei,drei Episoden abgehakt. Das große Finale um einen letzten Wissenschaftler? In einer Folge durchgehetzt, obwohl man da noch soviel Kapital für eine gute halbe Staffel herausschlagen könnte. Dadurch entstehen dann auch ein paar Plausibilitäts-Probleme (yeah, i know we’re talking about a show about ZOMBIES) wie beispielsweise der Shut-Off-Timer, der „zufälligerweise“ genau an dem Tag abläuft, an dem die Truppe dort ankommt. Unter die Räder kommt dabei auch die Charakterentwicklung, die aber wohl eindeutig der große Schwerpunkt der Serie sein soll. Denn um eine Aufarbeitung des „Wie, Warum, Wo?“ geht es bei dieser Zombie-Apokalypse ganz offensichtlich nicht wie die finale Episode mit ihren Millionen ungestellter Fragen bewies.
Ich kenne die Comic-Vorlage nicht im Detail, daher kann ich nicht beurteilen, wie sehr sie der Vorlage entspricht. Aber für mich zählen eh andere Kriterien, in erster Linie wie gut mich eine Serie im Jahre 2010 unterhalten kann und da hat „The Walking Dead“ massive Defizite. Wäre das die erste Zombie-Produktion seit Generationen und hätte es nie die UK-Produktion „Dead Set“ oder die Mainstream-Film-Hits „Shaun of the Dead“, „Zombieland“ oder den Pilot „Babylon Fields“ gegeben, würde mein Fazit sicherlich anders ausfallen. Heutzutage kann zumindest ich wohl keinen Zombie-Film/Serie mehr schauen, ohne eine ironische Brechung zu erwarten. „The Walking Dead“ nimmt sich hingegen richtig todernst und setzt den Fokus auf Charakterdrama und den hoffnungslose Kampf gegen die übermächtige Apokalypse. Leider sind die Charaktere dazu zu uninteressant, farblos und eindimensional. Was aber wiederum an dem hohen Tempo liegt. Vielleicht hätte amc doch lieber noch warten sollen, bis der Wunsch-Regisseur/-Autor für eine längere Zeit verfügbar gewesen wäre und statt 6 mindestens 12 Episoden produziert. Ob ich mir die zweite Staffel anschauen werde, ist jedenfalls nach dieser Enttäuschung noch mit einem großen Fragezeichen versehen.
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Doctor Who Weihnachtsspecial

hat mir ausserordentlich gut gefallen. Was für eine bezaubernde Zeitreise-Variante des „Ghosts of Christmas“-Konzept, die in jeder Szene vor typischen Moffat-Inspirationen nur so sprüht. Alleine schon das Konzept der fliegenden Fische? Traumhaft. Dazu eine ganze Reihe von erstklassigen und hochamüsanten Dialogen, die zu dem besten zählen, was dem Doctor in der Neuzeit über die Lippen kam („Ah! Yes, blimey sorry! Christmas Eve on a rooftop, saw a chimney, my whole brain just went „What the hell!?“ | „Look – it’s either this or going to your room and designing a new screwdriver: Don’t make my mistake.“ ). Mag sein, dass Moffat mit der Konzeption einer wöchentlichen Who-Show ein wenig überfordert ist, aber er ist und bleibt ein ganz großer Geschichtenerzähler mit einer fantastischen kindlichen Vorstellungskraft und Phantasie. Matt Smith wiederum konnte erneut unterstreichen, welch eine absolut perfekte Wahl er für diese Rolle war. Lang lebe Doctor Who!
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Der große Rest und 2011

Andere Serien tauchen hier nicht auf, weil ich einfach nicht genug gesehen habe (Dexter 5, Misfits 2, Men of a Certain Age 2, Friday Night Lights 5, Parenthood 2, Life Unexpected 2 (eh schon abgesetzt), …)

In der Midseason kommen nun noch eine kleine Handvoll vielversprechender neuer Produktionen, in erster Linie „The Cape“ und „Mr. Sunshine“. Außerdem kommen „V“ (downdown), „Californication“ (down) und „Parks & Recreation“ (upup) zurück.

Wie sieht’s bei euch aus? Schaut noch irgendjemand „No Ordinary Family“ oder eine der anderen Neustarts?

The Wire

Dienstag, 30. November, 2010
The Wire hasn’t won an Emmy?
It should get the Nobel Prize for Literature!

      — Joe Klein (TIME)

Viel wurde bereits geschrieben in den zurückliegenden Jahren über die HBO-Serie „The Wire“ und ich komme wohl reichlich spät zu dieser Party. Eigentlich ist es eine Schande, dass ich erst jetzt, mehr zwei Jahre nach dem Ende der Serie und in einem deutlich über den Zenit geschrittenen sablog, einen ersten ausführlichen Eintrag zu „The Wire“ verfasse.

Vielen von euch erzähle ich nichts neues, wenn ich kurz die Handlung der Show zusammenfasse. Ich werde es dennoch möglichst spoilerfrei halten. „The Wire“ porträtiert den alltäglichen Sisyphus-Kampf der Polizeikräfte in Baltimore gegen das weit verzweigte Drogenbusiness in den sozialen Spannungsvierteln der Metropole. Dabei wird ein düsteres und über weite Strecken geradezu deprimierendes aber gleichzeitig höchst faszinierendes und detailreiches Bild von der Stadt und ihren undurchdringbaren Machtstukturen gezeichnet. Korruption und Vetternwirtschaft bestimmen das Bild, zahlreiche vermeintliche Führungspersönlichkeiten im Police Department sind in zweifelhafte Machenschaften verstrickt. Individuelle Initiativen von engagierten Polizisten werden oftmals bestraft, allerorten schaut man nur auf die Kriminalstatistik und nimmt auch fragwürdige Aktionen in Kauf, um einfach irgendwie die Zahlen zu beschönigen und im nächsten Wahlkampf als Erfolg darstellen zu können.

Auf der anderen Seite wird ein beklemmender Einblick in den Alltag der Bevölkerung in den vom Drogenhandel am meisten betroffenen Bezirken in Baltimore gezeigt. Die Drogenkartelle bestimmen nicht nur das Geschehen in den heruntergekommenen Drogenhochburgen, sondern haben auch einflussreiche Beziehungen auf die politischen Elite der Stadt. Schon vom Kindesalter an wird eine Generation nach der anderen einzig für das Überleben auf der Straße erzogen, öffentliche Schulen in Baltimore haben in vielen Fällen längst kapituliert und sind auch nur noch bemüht, am Ende des Schuljahres irgendwelche Statistiken zu frisieren.

In diesen Dschungel aus persönlicher Vorteilnahme, Intim-Feindschaften und organisierter Kriminalität soll sich im Baltimore Police Department eine neue Sondereinheit auf die besonders schweren Kapitalverbrechen des Drogenrings der Drogen-Legende Avon Barksdale fokussieren. Doch schon von Beginn an leidet diese Truppe unter der Führung von Lt. Cedric Daniels unter personellen und finanziellen Engpässen, bürokratischen und juristischen Hürden sowie Inkompetenz und Unwillen einiger beteiligter Ermittler. Zudem führt Avon Barksdale eine hocheffiziente und auf Sicherheit getrimmte Organisation, welche die Ermittlungsarbeit extrem schwierig macht. Der einzige Angriffspunkt scheint eine Überwachung der Telefongewohnheiten des Drogenrings zu sein, doch die Beamten kämpfen oftmals mit stumpfen Waffen gegen die gut und schlau aufgestellten Kriminellen, die ohne zu zögern über Leichen gehen.

„The Wire“ malt dabei nicht nur ein einfaches prozedurales Schwarz/Weiß-Bild von „Gut“ und „Böse“ oder „Cops gegen Drogenbosse“. Eines der zentralen Philosophien der Serie ist die Erkenntnis, dass Menschen in der Regel nun mal nicht in solch ein einfaches Raster passen. Die vermeintlichen „Helden“ der Serie, die auf der Seite der Polizei oftmals aufopferungsvoll gegen die Kriminalität kämpfen und sich rasch beim Zuschauer Sympathien erstreiten, haben selbst eine schattenreiche Vergangenheit oder hadern mit ganz persönliche Dämonen in ihrem Berufs- oder Privatleben. Selbst wenn den Ermittlern nach langer, penibler Arbeit mal ein Schlag gegen den Drogensumpf gelingt, ist der Triumph oft nur von kurzer Dauer, der Pyrrhus-Sieg verpufft schon wieder nach kurzer Zeit. Die Drogenbosse wiederum (und auch die kleinen Rädchen im System auf der Straße) werden ebenfalls als vielschichtige Charaktere gezeichnet, mit eigenen Idealen, Träumen und Zielen. Auch bei ihnen gibt es zahlreiche „Grauabstufungen“ — viele hatten nie eine Wahl, als im Drogensumpf zu versinken, während andere ganz bewusst diesen Weg wählen.

Um die Authentizität der Geschichte zu erhöhen, schrecken die Autoren der Serie nicht davor zurück, zentrale und liebgewonnene Charaktere auf brutale Weise aus der Serie zu schreiben, selbst wenn sie eigentlich noch einen interessanten Weg vor sich hätten. Man kann sich nicht sicher sein, ob eine Hauptfigur die nächste Episode überleben wird – nur weil der Darsteller vermeintlich durch langfristige Verträge an die Produktion gebunden ist. Dabei sind alle Handlungen und Personen eng miteinander verknüpft — jede Handlung hat irgendwann eine Konsequenz, möglicherweise auch erst einige Jahre/Staffeln später. So belohnt die Serie ihre treuen Zuschauer auf besondere Weise: Es ist oftmals faszinierend darüber nachzudenken, welche Ereignisketten über den Lauf vieler Staffeln und unter Einbindung zahlreicher Charaktere erforderlich waren, um ein bestimmtes Ergebnis zu bewirken. So kommt es nicht von ungefähr, dass man nach dem Ende der Serie am liebsten wieder von vorne beginnen möchte, da man nun all die Zusammenhänge und Backstories kennt, die manchen Ereignissen und Lebensläufen in den frühen Staffeln eine neue Bedeutung verleihen.

„The Wire“ ist in jeglicher Hinsicht ein Gesamtkunstwerk, man kann einzelne Staffeln kaum getrennt voneinander betrachten. Dennoch ist eine Standard-Frage unter Wire-Fans die Frage nach der „besten“ Season. Mein Favorit ist wohl Season 4, gefolgt von 1, 5, 3 und schließlich 2. Die vierte Staffel mit ihrem Schwerpunkt auf den jungen Hoppers von Baltimore hat mich am meisten berührt, deren oftmals herzzerreißenden Lebensgeschichten haben mich am stärksten fasziniert. Season 1 wiederum legte erst den Grundstein für den Rest der Show und setzte damit aber auch schon einen hohen Standard. Season 5 zeigte (leider stellenweise etwas überhastet), wie alles miteinander verknüpft ist. Season 3 hatte großartige „Bösewichter“ mit Stinger und Omar, aber nachdem ich im DVD-Menu einmal aus Versehen die falsche Folge auswählte und somit die Reihenfolge durcheinanderbrachte, war der Rhythmus der Season für mich etwas dahin. Bei Season 2 schließlich stimme ich mit vielen anderen Fans überein, dass diese Staffel zwar eine großartige Geschichte erzählte, aber dennoch etwas aus dem Rahmen der restlichen Staffeln fiel und eigentlich erst in Season 5 quasi nachträglich enger in die Gesamthandlung eingebunden wurde.

Es gäbe noch so viel mehr zu der vielschichtigen Serie zu schreiben, man könnte wohl zu jeder einzelnen Episode ein langes Essay verfassen wie man es sonst vielleicht nur bei Inhaltsanalysen von Romanen und anderen Literaturerzeugnissen kennt. Ich kann hier bestenfalls an der Oberfläche kratzen, alternativ wird das ein „Too Long, Did Not Read“-Eintrag :). Als nachbereitende Lektüre zu jeder Episode kann ich aber die ausführlichen Besprechungen von Alan Sepinwall empfehlen.

Kommen wir zur vermeintlichen Gretchen-Frage: Ist „The Wire“ die beste Serie aller Zeiten?

Ich habe einige Zeit gebraucht, um ansatzweise zu verstehen, warum es mir so schwer fällt, diese Frage eindeutig mit einem „ja“ zu beantworten. „The Wire“ ist ohne jeglichen Zweifel ein atemberaubendes Dokument der Zeitgeschichte, die bisherige Krönung televisonärer Erzählkunst und ich rechne fest damit, dass es diesen Status noch in einigen Dekaden aufrecht erhalten wird. Doch „The Wire“ ist meilenweit von dem üblichen Verständnis einer „Fernsehserie“ entfernt. Der Begriff wirkt geradezu seltsam unpassend für „The Wire“, zu oft wurde der Begriff in den zurückliegenden Jahrzehnten durch minderwertige Produktionen mit negativen Assoziationen besetzt. Eigentlich würden diese 60 Stunden einen eigenen Gattungsterminus verdienen. Das Zitat zu Beginn des Eintrags (aus den Bonus-Materialien der finalen Staffel) kommt wirklich nicht von ungefähr: Statt einem Emmy (den die Serie nie erhalten hat) wäre vielleicht eher ein Literatur-Preis angebracht.

Als ich meinen „The Wire“-Marathon für einen komprimierten Ausflug in die vierte Auflage der „Mad Men“-Zeitreise unterbrach, wurde mir erneut bewusst, wie lächerlich derartige Kriterien wie „beste Irgendwas“ eigentlich im Bezug auf solche Produktionen sind. Beides sind Werke, die ich als absolute Highlights der TV-Kunst bezeichnen würde. Aber ist eine Serie „besser“? „Mad Men“ fasziniert mich auf einer vollkommen anderen Ebene als „The Wire“. Während ich „The Wire“ für seine gesellschaftspolitische Ernsthaftigkeit bewundere, sehe ich wiederum die stilistische Erzählweise von „Mad Men“ als außergewöhnlich an. Während „Mad Men“ trotz der komplex gestalteten Charakterprofile in erster Linie unterhalten will, sehe ich in „The Wire“ auch eine bemerkenswerten Willen zur Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse unserer Gegenwart, der mit einem eindrucksvollen Erzählstil kombiniert wird.

Fazit: All den Pessimisten, die generell alles aus dem TV mit Verdummung gleichsetzen (und weltweit leider in 95% aller Fälle vollkommen Recht haben), sei dieses monumentale Werk als kleine Insel der Hoffnung empfohlen. Produktionen wie „The Wire“ sind der Grund, warum es sich auch heutzutage noch lohnt, einen Flatscreen neben die Bücherregale an die Wand zu hängen und nicht aus Prinzip alles schlecht zu reden, was aus der Flimmerkiste kommt. Sie sind selten, aber es gibt sie.

Wer das DVD-Set immer noch nicht in der Sammlung hat, der hat jetzt zu „Cyber Monday“ und „Christmas-Shopping“-Zeiten öfters gute Gelegenheiten, ein Schnäppchen zu machen. Bei Amazon.co.uk gibt es das komplette Set wie wohl jedes Jahr um diese Zeit aktuell wieder für den Tiefstpreis von 49.99 Pfund, leider ist der Pfund-Wechselkurs zum Euro aber gegenwärtig etwas „suboptimal“.

Mad Men — Season 4

Montag, 1. November, 2010

Es sind schon ein paar Tage vergangen, seitdem das Finale der vierten Staffel der amc-Serie „Mad Men“ ausgestrahlt wurde, aber der überaus positive Gesamteindruck dieser Staffel hält bei mir weiterhin vor. Ich kann kaum auf alle Punkte eingehen, die mir beim Anschauen mal durch den Kopf gingen, aber ein paar Lobhudeleien will ich dennoch im Blog verewigen. Spoiler voraus.


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Cop-Shows 2010 im Schnelldurchgang

Freitag, 22. Oktober, 2010

Im Angesicht des Verbrechens

Zunächst mal noch der Hinweis auf eine deutsche(!) Krimi-Serie, die heute (Fr, 22.10.) mit einer Doppelfolge um 21:45 Uhr in der ARD startet (und bereits vor einiger Zeit auf arte lief): Die zehnteilige Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ habe ich selbst noch nicht gesehen, aber die Kritiken sind für eine Produktion „Made in Germany“ geradezu untypisch überschwenglich positiv. Daher habe ich einen Timer programmiert. Der WDR und BR haben richtig viel Geld (10 Mio Euro) und Zeit (2 Jahre) investiert und herausgekommen ist laut Kritikermeinung eine der besten TV-Produktionen der letzten Jahre. Was mal wieder eine alte These bestätigen würde: Das einzige, was die Deutschen im TV gut können, sind Comedies und Krimis. Oder beides auf einmal („Mord mit Aussicht“). Aber immerhin, gutes TV geht also auch in Deutschland — wenn man nur will.

Nun aber zum eigentlichen Thema: Damit es der Vollständigkeit halber abgehakt ist, hier meine Eindrücke einer Auswahl der neuen Cop-Shows der US-Networks. Das ist eigentlich nicht mein favorisiertes Genre, aber dieses Jahr hatte ich einfach noch mal Lust, zu schauen, was so an Prozedurals dabei ist. Da breche ich auch ohne schlechtes Gewissen mit meiner Regel, immer mindestens zwei Episoden einer Serie für eine abschliessende Bewertung heranzuziehen.

Chase

Gleich die ersten Minuten zeigen genau, was die Show ausmacht: Toughe weibliche Polizistin jagt einen Gangster/Stuntman durch einen wilden Hindernis-Parcour. Natürlich ist sie smarter und fitter als all ihre männlichen Kollegen und kann auch einiges einstecken, bevor sie den Bösewicht schliesslich im Alleingang kaltstellt. Sie ist aber nur Teil einer Gruppe von US Marshals, die auf der Jagd nach Flüchtigen sind. Der Rest ist typische Action-Cop-Formel. Inklusive eines grünen Newcomers, dem man erst mal alles erklären muss (Hallo Holzhammer-Exposition) und durch dumme Fehler die Story voran bringt. Ansonsten wird viel gerannt und gesprungen … „The Chase“ eben. Alles nach Jerry-Bruckheimer-Formel 08/15. Schwache Quoten, scheint aber erstmal zu überleben.

Hawaii Five-0

Den Theme-Song dieses Remakes kennt wohl jeder, der in den 70ern oder 80ern aufgewachsen ist. Die Neuauflage fällt in die Kategorie des adrenalingetränkten und bleihaltigen TV-Schnellschuss, aufgepeppt mit ordentlich Wumms und Action-Drama sowie CGI-Effekten (in Hawaii regnets auch mal vom wolkenfreien Himmel). Schnell geschnitten dürfen coole guys und girls alle Regeln brechen, um die Gangster hinter Schloss und Riegel zu bringen. Dazu durfte Daniel Dae Kim gleich in Hawaii bleiben, Grace Park darf wie zu besten Cylon-Zeiten so richtig auf den Putz hauen und Alex O’Loughlin bekommt seine zwanzigste neue Show in zwei Jahren (oder so). In der Pilotepisode darf „Spike“ (schon wieder) den Bösen spielen. Wirklich nur was für Genre-Fans, die gerne das gleiche Rezept im xten Aufguss sehen wollen. Exzellente Quoten soweit.

Nikita

Dass das eher weiblich orientierte CW mit einer Crime-/Action-Serie aufwartet, kommt nur auf den ersten Blick überraschend. Denn diese Re-Interpretation des alten „Nikita“-Konzepts setzt den Schwerpunkt vor allem auf junge, attraktive Kämpfernaturen. Da kommt es dann auch nicht von ungefähr, dass Liebe und Rache wie in jeder Standard-Soap Hauptmotivationsgründe sind. So ist Nikita dann wie erwartet auch eher eine Action-Soap, die irgendwie starke Erinnerungen an „Dark Angel“ weckt. Für CW-Verhältnisse akzeptable Quoten.

Detroit 1-8-7

Auch diese Serie verdient sich das Prädikat „just another crime show“ mit Auszeichnung. Hier stehen verschiedene Abteilungen von Ermittlern in Detroit im Vordergrund, die an vermeintlich unterschiedlichen Fällen arbeiten. Das ist kombiniert mit einem angedeuteten Documentary-Stil, der die Sache etwas seriöser und „echter“ darstellen soll. Ein paar ungewöhnliche Charaktere (die natürlich mit unorthodoxen Mehoden ans Ziel kommen), ein flotter Soundtrack und ein paar plumpe Witze machen die Show zu einer durchaus passablen Cop-Show — aber am Ende dann doch nur „one of many“. Miese Quoten.

Blue Bloods

Hat mir stilistisch noch am besten gefallen. Eine ganze Familie steht seit Generationen im Dienste der New Yorker Polizei: Vom einfachen Streifenpolizisten bis hin zum Commissioner, aber auch eine Staatsanwältin. Das ist keine hochgestylte Action-Show, sondern mehr ein „dreckiger“ Blick auf alltägliche Polizeiarbeit. Die Pilot-Episode versucht etwas viel Handlung und zuviele Charaktere in 42 Minuten zu quetschen, so dass alles zu gehetzt und der „Case of the week“ viel zu einfach gelöst wirkt. Auch die „böse dunkle“ Verschwörung als Serien-Arc ist nicht mein Ding. Aber insgesamt machte die Episode hinsichtlich Regie und Kameraarbeit sowie Darstellerleistung einen guten Eindruck. Schwache Quoten.

„Outlaw“ und „Undercovers“ spare ich mir, die sind schon so gut wie weg vom Fenster.

Raising Hope

Mittwoch, 20. Oktober, 2010

Noch eine Comedy zum Start, auch hier gefiel mir der Trailer eigentlich recht gut. Erneut eine simple Prämisse: Ein junger Mann, der noch bei seinen Eltern (und Grossmutter) lebt, wird überraschend und sicherlich nicht auf alltägliche Weise alleinerziehender Vater. Eigentlich kann es sich die Familie nicht leisten, noch einen Mund durchzufüttern, geschweige denn ein sechsmonatiges Baby zu versorgen, doch der gutherzig-simple Jungvater will seinen unverhofften Nachwuchs nicht abgeben. Nach einigem Widerstand rappelt sich schliesslich die ganze Familie zusammen.

Eines fällt gleich beim ersten Anschauen auf: „Raising Hope“ könnte prinzipiell im selben Strassenblock wie „My Name is Earl“ spielen. Ähnliches soziales Umfeld, gleicher ruppiger Umgangston, vergleichbare Charakterzeichnungen. Und wenn man dann bei den Credits den Namen des „Earl“-Erfinders „Gregory Thomas Garcia“ entdeckt, hat man den erklärenden „Na, dann ist’s ja klar“-Moment. In den Hauptrollen sind unter anderem Cloris Leachman als köstlich senile (Ur-)Oma aka „Maw Maw“, Martha Plimpton („Goonies“ *) als frischgebackene Oma und Garret Dillahunt („Terminator: TSCC“) als neuer Grossvater zu sehen. Eigentlich muss man wirklich zum Stil der Show nicht mehr schreiben: Wer „Earl“ kennt, der kann sich auch schon den Grundton von „Raising Hope“ vorstellen, vielleicht mit etwas mehr Kuschel- und Familiengefühl. Insofern spare ich mir weitere Details und komme gleich zum…

Fazit: Eine hübsche, charmante Comedy mit Herz und ausgefallenem Humor. Alleine schon die herrlich kompromisslose Lösung der Autoren für das „Wie bekommen wir die Mutter aus dem Bild?“-Problem ist das Eintrittsgeld für die Pilot-Folge wert. Darüberhinaus hat sich die Show wohl auch dem „Family Lesson of the Week“-Konzept verschrieben, aber was schon bei „The Middle“ recht solide funktioniert, soll mir hier nur recht sein. Der schräge Humor gefällt mir und ähnlich wie „Running Wilde“ ist das hier kein Super-Duper-Hit (man hat ja niedrige Erwartungen dieses Jahr, *seufz*), aber immerhin eine schön ausgeflippte Comedy, die es vielleicht bei konstanter Leistung als Anlaufpunkt für all die enttäuschten „Earl“-Fans schaffen könnte. Weiterer Bonuspunkt: Erneut kein Laughtrack. Der noch recht unbekannte Hauptdarsteller Lucas Neff macht seine Sache gut, sein Love-Interest Sabrina (Shannon Woodward, „The Riches“) ist ein Cutie, aber wird von den goldigen Szenen mit Baby Hope in den Schatten gestellt. Dazu gibt es in Episode 2 einen Gastauftritt von Ukulele-Girl Kate Micucci.

Kategorie: Auch erstmal dranbleiben.

*Jau, ich habe ausgerechnet das uralte „Goonies“ aus ihrem Lebenslauf gepickt. Meine Kriterien dafür sind undurchschaubar, selbst für mich.

Running Wilde

Mittwoch, 20. Oktober, 2010

Nach dem frustrierenden Erstkontakt mit der neuen Herbstsaison in Form des „No Ordinary Family„-Debakels brauchte ich erstmal ‚was zum Lachen. Mein Favorit „Mr. Sunshine“ startet erst zur Midseason, also setzte ich all meine Hoffnung, den TV-Abend noch zu retten, in die „Arrested Development“-Spin-Off-Serie „Running Wilde“.

Okay, ist natürlich keine wirkliche Spin-Off-Produktion, aber Will Arnett spielt quasi den gleichen weltfremden Charaktertyp wie in AD, produziert auch noch gemeinsam mit AD-Alumni Mitchell Hurwitz. David Cross ist ferner einer der ersten Gaststars und bringt auch unter anderem gleich eine „Blue Man Group“-Anspielung unter. Zu guter Letzt (und das ist wohl auch das Wichtigste) ähnelt auch noch der abstruse-anarchische Humorstil von „Running Wilde“ dem seines grossen Bruders im Geiste. Ausserdem läuft die Show auch wieder auf Fox (*hrrarrg*).

Als würde dieser Familienstammbaum nicht schon genügend Argumente zum Einschalten anbieten, gibt es für mich als alten Fan der WB-Ära noch ein weiteres attraktives Element: Keri Russell aka „Felicity“ ist endlich wieder zurück in einer wöchentlichen TV-Serie. An dieser Stelle sei euch freigestellt, kurz in nostalgische Erinnerungen an diesen zehn Jahre alten TV-Teendrama-Klassiker (der AFAIK in Deutschland nie komplett ausgestrahlt wurde) mit Felicity, Ben, Noel und J.J. Abrams abzudriften.

In „Running Wilde“ spielt Will Arnett den in einer abgeschotteten Welt lebenden Steven Wilde, das Musterbeispiel für einen etwas tumben und von vorne bis hinten verwöhnten Spross einer grossen Unternehmerfamilie. Vom realen Leben „da draussen“ weiss er so gut wie gar nichts, echte (unbezahlte) Freunde hat er eigentlich auch nicht — aber stattdessen eine grosse (unerfüllte) Liebe. Diese „grosse Liebe“ Emmy (Keri Russell) stammt aber noch aus seinen Teenage-Jahren — sie lebt mittlerweile mit ihrem Verlobten Andy und Teen-Tochter Puddle(!) irgendwo tief im Urwald, um die dortigen Ureinwohner vor bösen kapitalistischen Umweltzerstörern zu bewahren. Bei diesen Umweltzerstörer handelt es sich natürlich prompt um das Mega-Unternehmen von Stevens Vater. Wie es der Zufall so will (oder besser die geschickt manipulierende Puddle) spinnt Emmy einen Plan, um das Wilde-Familienimperium zu infiltrieren und sieht ihre Bekanntschaft mit Steve als Möglichkeit, um ihre „Save the world“-Agenda umzusetzen.

Bizarre Story, aber die ist eh sekundär. Wichtiger ist die Antwort auf die Frage: Jibbet wat zum Lachen?

Fazit: Ja, es ist lustig. Reicht zwar auch (wie schon so viele zuvor) bei Weitem nicht an „Arrested Development“ heran, aber immerhin gibt es in gewisser Weise „GOB Reloaded“. Will Arnett und Keri Russell spielen ideal miteinander, Keri überrascht mit ordentlichem Comedy-Timing. Nicht jeder Gag ist ein Treffer und gelegentlich geht’s auch reichlich flach zu im Lande, aber viele kleine „throw-away jokes“ plus herzlich überlebensgrossem Schwachsinn ohne jeglichen Laughtrack machen „Running Wilde“ zu einem vielversprechenden Comedy-Abenteuer. Noch sind die Schuhe von „Arrested Development“ einige Nummern zu gross und nach den ersten beiden Episoden ist auch noch nicht ganz klar, ob die Show den dünnen Pfad zwischen Skurrilheit und Dämlichkeit lange erfolgreich beschreiten kann — aber im Moment heisst es mal noch: Soweit, so gut.

Kategorie: Erstmal dranbleiben.

No Ordinary Family

Dienstag, 19. Oktober, 2010

Um dann doch nicht ganz den Anschluss zu verpassen, habe ich mir eine der neuen Herbstserien zu Gemüt geführt. Die Wahl fiel auf die neue ABC-Superhelden-Serie „No Ordinary Family“, deren Trailer im Sommer einer meiner Favoriten war.

Es bedarf wohl nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie der Pitch für diese Serie von den Produzenten Feldman und Berlanti bei den Powers That Be aussah. Man kann ihn mit wenigen Worten zusammenfassen: „The Incredibles“ in echt. „Heroes“ meets „7th Heaven“ und „Hancock“. Eine amerikanische Durchschnittsfamilie verfügt plötzlich über Superkräfte. Genau so wie es sicherlich in tausenden Ratgebern für Möchtegern-Autoren empfohlen wird: Eine Tagline muss simpel und dennoch allumfassend sein, dann klappt es auch mit dem „Elevator Pitch“.

Das bisherige Portfolio von Greg Berlanti und Jon Harmon Feldman lässt eigentlich mit Produktionen wie „Eli Stone“, „Roswell“ und „Tru Calling“ durchaus einiges an Erfahrung mit derartigem „übersinnlich“ angehauchtem Familiendrama erwarten. Genau das scheinen die beiden in „No Ordinary Family“ auch voll auszuspielen: Ihre Routine. Das Endresultat ist zwar hübsche 20-Uhr-kompatible Familienunterhaltung, aber geradezu entsetzlich eintönig in ihrer flachen, klischeeüberladenen Abarbeitung des Kochrezepts für Fernsehserien. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn mich eine Serie und ihre Charaktere dermaßen gering interessieren, dass ich an allen Ecken und Enden die „Matrix“ oder das strukturelle Grundgerüst der Episode wahrnehme: Erster Akt, Vorstellung der Hauptfiguren, innere Motivation, erster Anriss der (oberflächlichen) Konflikte, gerne auch mit Voice-Over. Check, check, check. Eine Pilot-Episode genau nach „Fahrplan“. Dazu dazu richtig pöse Bösewichte direkt aus dem BilderComicbuch für Kleinkinder.

Das geht auch in der zweiten Episode so weiter: Plumpe Konflikte aus der Klischee-Schatzkiste zwischen eindimensional gezeichneten Kinderbuch-Figuren. Die dünn gesäten Humor-Elemente, die diese Serie eigentlich so dringend benötigen würde, versickern meist unbeachtet und einsam im Klischee- und Stereotypen-Treibsand, keine ironische Anspielung bietet sich als Rettung an. So nimmt sich die Show trotz ihrer überzeichneten Figuren und Storylines viel zu ernst.

Die Vorhersagbarkeit und der aufdringliche Zaunpfahl-Drama-Stil zieht sich dann auch durch alle Charakterentwürfe. Die typische Musterfamilie, der man als großen „Twist“ immerhin noch den Tausch der üblichen Geschlechterrollen aufgedrückt hat (was aber prompt wieder mit dem ganz dicken Vorschlaghammer in die Story eingeflochten wurde): Mami (Julie Benz) ist die Karriere-Frau, um die Familie darf sich Papi (Michael Chiklis) kümmern, der sich aber vernachlässigt fühlt und natürlich ist es in der Ehe am Kriseln, weil keiner mit dem anderen über die wahren Gefühle spricht. Der Sohn (Jimmy Bennett) hat eine Lernschwäche und die Tochter (Amber-Tamblyn-Lookalike* Kay Panabaker) ist vollauf damit beschäftigt, eine pubertierende Teenagerin und Jungfrau zu sein.

Nun hat diese Familie Superkräfte und so müssen sie alle gemeinsam Verlockungen widerstehen, das Böse in der Welt bekämpfen, beim Elternabend eine gute Figur machen und über dämliche Missverständnisse stolpern, die sich dann am Ende der Episode mit einem schnulzigen Voice-Over ausräumen lassen. Vor zehn Jahren wären vielleicht noch die Special Effects eine Erwähnung wert gewesen, aber im Zeitalter von Durchschnittskosten von 2 Mio Dollar pro Episode für eine Standard-Dramaserie haben sich auch die Ansprüche der Zuschauer an die handwerkliche Umsetzung verändert.

*) Die in einer Szene auch noch eine SMS an Gott schickt. Bin ich der einzige, der kurz an eine gewisse Joan dachte?

Fazit: Sicherlich ist es für die erfahrenen Macher kein Problem, mit genügend Storyideen für einige Staffeln aufzuwarten, aber ich bezweifele, dass mich auch nur irgendeine davon interessieren wird. Vermutlich bin ich einem Missverständnis zum Opfer gefallen, diese Serie richtet sich keineswegs an die Zielgruppe der früheren „Heroes“-Fans oder SciFi-Freunde. Das hier ist vielmehr klassisches „7th Heaven“-Territorium, das eigentlich ein paar Jahre zu spät dem Superhelden-Hype nacheifert. Für Serienfans mit jungen Kindern sicherlich eine gute Gelegenheit für einen gemeinsamen Fernsehabend, aber der Rest wird sich wohl gelangweilt anderen Dingen zuwenden. Selbst die Quoten passen voll und ganz in das Bild dieser „ordinären“ Serie: Sie liegen im ABC-Durchschnitt.

Kategorie: Lohnt sich nicht.

F*ck it, f*ck them motherf*ckers!

Sonntag, 10. Oktober, 2010

Ich bin immer noch verschollen im „The Wire“-Land und muss zugeben, dass ich noch keine einzige neue Folge der neuen Herbst-Serien, ja nicht mal neue Episoden der „alten“ Produktionen gesehen habe. Von Entzugserscheinungen bisher überraschenderweise keine Spur, auch wenn ich nicht weiss, wie ich jemals das gigantische Backlog wettmachen soll. Ganz zu schweigen von den „thirtysomething“- und „Daria“-DVD-Sets, die sich im Regal stapeln. Dafür habe ich aber auch den „Vorteil“, keine Hoffnungen in frühe Opfer wie „Lone Star“ investiert zu haben.

Dennoch ist bei solchen Langzeit-Marathons wie meinen „The Wire“-Sessions schön zu beobachten, wie Serienkonsum sich verblüffend schnell auf Alltagsgewohnheiten auswirken kann. Ich muss mir zunehmend auf die Zunge beissen, um nicht öfters eine Variation des „F-Word“ zu äussern. Hatte mich „Battlestar Galactica“ vor einiger Zeit noch auf „Frak!“ umerzogen, schlägt nun das schlechte Vorbild „The Wire“ voll durch.

Dazu kommen weiterhin die sehr an der Umgangssprache orientierten Dialoge, die dem klassischen Schul-Englisch doch zuweilen recht aggressiv widersprechen. Nicht nur dass gerade der Slang aus den Hochburgen der vorwiegend schwarzen Drogendealern in Baltimore und den zuweilen untrainierten Amateur-Darstellern (wie beispielsweise die begeisterte Heimwerkerin Felicia „Snoop“ Pearson) mich öfters zum Untertitel-Button greifen lassen. Auch gerade die innige Liebe für die doppelte Verneinung, die kreative Auslegung von Konjugationsregeln oder der Vernichtungsfeldzug gegen das Wörtchen „those“ treiben meine Augenbraue so manches Mal in die Höhe. „He fought for them towers“, „When we was kids“, „He do not care“. Hoffentlich geht das nicht auch noch unterbewusst in meinen Englisch-Sprachgebrauch ein.

„The Wire“ ist also eher kein guter Kandidat für „Learning English with tv shows“-Postings. Da ich in nächster Zeit aber keinen TOEFL-Test oder ähnliches in meiner Agenda habe, soll mir das erst mal egal sein und greife frohlockend zur nächsten DVD.

Und weil’s so gut passt, (alle „Wire“-Fans ahnen sicher schon, was jetzt kommt) eine legendäre Oldie-Szene noch aus Season 1, not safe for work:

http://www.youtube.com/watch?v=KQbsnSVM1zM

 

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