Archiv der Kategorie 'TV + Serien'


ABC Family hat "Huge" abgesetzt

Dienstag, 5. Oktober, 2010

Aus dem „The Wire“-Weiterbildungsurlaub melde ich mich mit einer schlechten Nachricht: ABC Family wird keine zweite Staffel von „Huge“ ordern. Ich habe leider bisher nur die ersten paar Episoden gesehen — irgendwie fand ich nicht richtig den Zugang zu der Show. Aber dennoch schade, dass es mal wieder eine Serie von Winnie Holzman so früh „erwischt“ hat.

When Fonzie Jumped the Shark

Samstag, 4. September, 2010

Fred Fox Jr., der Autor der „Jumped the shark“-Episode von „Happy Days“ dokumentierte gestern in der Los Angeles Times seine Erinnerungen an diese legendären Folge.

Muss ein seltsames Gefühl sein, für jenes Stück TV-Geschichte mitverantwortlich zu sein, das seitdem in der Popkultur zu dem typischen Sinnbild schlechthin für nachlassende Qualität wurde. Er weist aber zu Recht (etwas gekränkt) darauf hin, dass „Happy Days“ danach noch stolze sechs Jahre erfolgreich weiterlief. Die „Jumping the Shark“-Verfechter wiederum entgegnen, dass auch schon in den 1970ern hohe Einschaltquoten nicht viel über die Qualität einer Serie aussagten. Ab einem gewissen Punkt wird sowas zu einem Selbstläufer, insbesondere bei fehlender Konkurrenz. Aber ich habe nie mehr als eine Handvoll Episoden von „Happy Days“ gesehen, also enthalte ich mich in diesem Fall einer abschliessenden Wertung :).

Auch das Schweizer Fernsehen hadert mit "Mad Men"

Montag, 30. August, 2010

Nach dem erneuten Triumph von AMCs „Mad Men“ bei der gestrigen Emmy-Verleihung werden auch hier in der Schweiz die Stimmen lauter, die eine baldige Ausstrahlung der Serie fordern.

Im Tagesanzeiger gab es heute aus diesem Anlass ein kurzes Interview mit dem SF-Ressortleiter Michel Bodmer. Das Fazit, das man auch schon anderswo zu anderen US-Qualitätsserien wie „The Sopranos“ und „The West Wing“ oder „The Wire“ hörte: Man will zwar, weiss aber nicht wie :).

[…] «Die Serie ist nicht sofort zugänglich und reizvoll. Möglich, dass die Leute nicht die Geduld aufbringen können, um sich darin zu vertiefen», so Bodmer, den die Serie auch erst nach dem fünften oder sechsten Mal gepackt hat. Es sei nicht einfach, den Leuten zu erklären, warum sie sich die Serie anschauen und sie toll finden sollen. […]

Die Argumentation kann ich durchaus nachvollziehen. „Mad Men“ ist nicht jedermanns Geschmack und sehr schwer zu vermarkten. Ein Mega-Quotenrenner wird das nie. Aber dass man da wirklich keinen wöchentlichen Sendeplatz irgendwann abends um 22/23 Uhr findet? Insbesondere deshalb bedauerlich, weil in der Schweiz der bei SF meist standardmässige Zweikanalton für Interessierte einen noch besseren Zugang zur Serie bieten könnte als nur die deutsche Synchronisation alleine.

Bleibt also auch hier erst mal nur der Import der BluRays als Alternative.

Melissa & Joey

Samstag, 28. August, 2010

Es ist wohl kein grosses Geheimnis, dass ich eine aggressive Allergie gegen 08/15-Sitcoms mit Laughtrack habe. Sich kräuselnde Fussnägel, Facepalms und Bissspuren im Inventar rund ums heimische Sofa sind die üblichen Folgen des unvorsichtigen Genuss von Biohazard-Ware wie „Hank“, „Romantically Challenged“ oder „Accidentially on Purpose“.

Entsprechend argwöhnisch war ich bei der Ankündigung der neuen Spätsommer-Serie „Melissa and Joey“ von ABC Family. Wieder mal der Versuch mit alternden TV-Persönlichkeiten aus vergessenen Zeiten und einem tausendfach erprobten Konzept zumindest einen soliden No-Risk-Hit auf die Beine zu stellen. Der Aufhänger dieses klassischen Sitcom-Rezepts ist immerhin schon so simpel, wie es das Sitcom-Kochbuch nun mal verlangt: Erfolgreiche Karrierefrau stellt eine männliche Nanny ein, um ihre elternlosen Nichte und Neffen zu betreuen. Natürlich hat das ungleiche Paar sofort unverkennbare Chemie, was aber — wie in der Serien-Parallelwelt üblich — die beiden Protagonisten mindestens bis zum Season-Finale erstmal nicht wahrnehmen dürfen. Also nur eine leicht modifizierte Version früherer Erfolge wie „The Nanny“ oder dem Tony-Danza-Klassiker „Who’s the Boss?“ — beides zwar „nice to watch“-Shows, aber nicht gerade Aspiranten auf das Attribut „Lieblingsserie“ in meiner kleinen Popkultur-Welt.

Und im Grunde fällt auch „Melissa & Joey“ in diese Schublade, was angesichts der jüngsten Missgriffe aus dem Sitcom-Universum (siehe oben) eine recht positive Überraschung darstellt. Bereits die Namen Melissa und Joey dürften bei derjenigen Generation für ein gewisses Leuchten in den Augen sorgen, die in den 1990er Jahren als Teenager das ARD-Programm verfolgten. Die inzwischen 34jährige „Melissa“ Joan Hart ist mir auf alle Zeiten als allwissende „Clarissa Darling“ in Erinnerung (den Jüngeren wohl vorwiegend als Hexe „Sabrina“). Der nur zwei Tage jüngere „Joey“ Joseph Lawrence wiederum wird nie sein tolpatschiges Alter Ego „Joey Russo“ aus „Blossom“ loswerden. Insbesondere, wenn er wie letzte Woche durch einen der skurrilsten Schauspieler-Unfälle der jüngeren Zeit in die Schlagzeilen der Humor-Rubriken gerät: Er wurde von einem Drehbuch im Auge(!) getroffen, worauf seine Hornhaut riss. Ausserdem nutzt er wohl inzwischen eher einen Rasenmäher statt einen Friseur ;-).

Vielleicht auch wegen dieser langen Karrieren (mit Höhen und Tiefen und viel, viel Durchschnitt) haben die beiden ehemaligen Teen-Stars in den letzten zwanzig Jahren fleissig ihre Hausaufgaben in der Comedy-Schule gemacht: Beide haben ein solides Comedy-Timing im Blut, können aus jeder Punchline durch vielfältige Mimik und Gestik noch ein wenig mehr herausquetschen und sie haben unzweifelhaft richtig viel Spass miteinander vor der Kamera zu stehen (es ist nicht ihr erstes gemeinsames Projekt). Kombiniert mit einem oftmals Sitcom-typisch vorhersehbaren, aber insgesamt geniessbaren Skript ergibt sich nach den ersten drei Folgen ein durchaus akzeptables Resultat. Die Show ist kurzweilig, sofern man seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt und ist einer der solidesten Vertreter des „richtig klassischen“ Sitcom-Genres mit Sofa und Laughtrack der jüngeren Zeit. Ich kann es also Freunden dieses Serientypus als Sommerfüller (und mehr) durchaus empfehlen, und sei es nur, um sich daran zu erinnern, dass die Zeit auch an „Melissa and Joey“ nicht spurlos vorübergegangen ist.

Finale von "Better off Ted" in Australien

Sonntag, 22. August, 2010

Damit onlimes Hinweis nicht in den Kommentaren untergeht: Comedy Central in Australien zeigt(e) die finalen zwei „unaired“ Episoden von „Better off Ted“. Episode 2×12 lief am 17.8. (und ist bereits *hust* verfügbar) und das Serienfinale kommt am 24.8.

sabawards 09/10

Dienstag, 13. Juli, 2010

Lange hinausgeschoben, aber irgendwie muss die vergangene TV-Season schließlich auch noch abgeschlossen und verarbeitet werden. Wie üblich habe schon wieder die Hälfte der Season vergessen, so dass ich vermutlich wieder einen Großteil der Highlights auslasse. Vielleicht sollte ich auch mal detaillierte Noten für jede gesehene Episode notieren — aber Systeme wie tvrage sind mir zu umständlich und ich zu faul :).

Immerhin konnte man meine Rangliste der Newcomer-Serien schon während der letzten Monate hier im Blog in der rechten Spalte verfolgen. Ein paar ergänzende, sehr kurze Meinungen nachfolgend.

Bester Nachwuchsdarsteller

Rico Rodriguez („Manny“, Modern Family)

Welcher Casting-Director auch immer diesen Jungen aufgetrieben hat, er hat sich wahrhaft einen Sonder-Bonus verdient. Absolute Granate in jeglicher Hinsicht. Das Talent des 12-Jährigen für staubtrockene Dialog-Ablieferungen dürften so manchen langgedienten Comedy-Darsteller vor Neid erblassen lassen. Seit vier Jahren ist der Teenager bereits in Hollywood aktiv und und ich bin sehr gespannt darauf, ob er daraus eine lang anhaltende Karriere zimmern kann.

Beste neue Comedy

Community

Auch Modern Family hatte einen sehr soliden Lauf, aber der Popkultur-/MetaKommentar-vollgestopfte Stil von Community passt einfach besser zu meinem Geschmack.

Bestes neues Drama

Parenthood

Die Show brauchte ein paar Folgen, um eine richtige Bindung zum Zuschauer aufzubauen, aber dann packte sie mich voll und ganz. Ein fantastischer Cast mit Lauren Graham und Peter Krause an der Spitze, dazu exzellente Drehbücher von Jason Katims und seinem Team: Diese Serie könnte das „thirtysomething“ unserer Generation werden.
Auf einem dichten zweiten Platz: „Men of a Certain Age“.

Beste Comedy

The Big Bang Theory
Nachdem ich diese Show in den Anfangsjahren einfach nicht leiden konnte, hat sie sich in den zurückliegenden Monaten dann doch fulminant in mein Herz gespielt. Keine Ahnung, ob das nur ein Gewöhnungseffekt ist oder die Show tatsächlich besser wurde. Während „The Office“ und „30 Rock“ zur Zeit auf einer abflachenden Leistungskurve sind, produziert „Big Bang“ jede Woche solides Entertainment.

Bestes Drama

Breaking Bad

(Achtung: Spoiler-haltiger Ausschnitt aus Season 3)

Die Show liefert mitten in der Staffel Big-Event-Meilensteine, die andere Serien bestenfalls als Seasonfinale präsentieren. Stattdessen gibt es hier sogar mehrere Highlights pro kurzer Season. Sehr schön auch, dass Storyarcs nicht lange hingezogen werden, sondern manchmal sehr überraschende Wendungen erhalten. Von allen Beteiligten ein schauspielerisches und emotionales Feuerwerk. Würde die letzte Staffel „Mad Men“ nicht schon wieder fast ein Jahr zurückliegen, würde ich sie hier sicherlich auch noch ausführlicher erwähnen. Aber in ein paar Tagen startet schon Season 4 von „Mad Men“.

Bester Hauptdarsteller

Bryan Cranston (Breaking Bad)

Und somit gibt es auch gar keinen Zweifel, wer für die Stärke von „Breaking Bad“ mitverantwortlich ist: Bryan Cranston als Familienvater auf dem unabwendbaren Weg in den Abgrund. Auch Co-Star Aaron Paul hat insbesondere in der jüngsten dritten Staffel grandiose Leistungen gezeigt.

Best Comeback

Parks and Recreation

Ich hatte es in den letzten Monaten bereits mehrfach erwähnt: Die Entwicklung, die „Parks & Recreation“ zwischen Season 1 und 2 vollzogen hat, ist phänomenal. Es unterstreicht eindrucksvoll, dass gerade bei Comedies die Autoren oftmals einige Episoden Zeit benötigen, um das richtige Verständnis für die Eigenheiten der Charaktere zu finden.

Castle wiederum hat sich vom „Nice to have“ zu einem „Very nice to have“ gemausert — die Schwächen in den Nebenrollen wurden ausgemerzt und die Chemie zwischen Castle und seiner „Nikki Heat“-Vorlage stimmt so gut, dass es mittlerweile ein großer Spaß ist, einfach nur dem Flirt-Gebandel zwischen den beiden zuzuschauen.

Bestes Finale einer Show mit Leuten, die auf einer mysteriösen Insel gestrandet sind

Lost

Seltsamerweise haben sich außer „Lost“ keine andere Serien für diese Kategorie qualifiziert. Es war alles andere als das von vielen erhoffte „Wow“-Finale, das alle Zuschauer zufrieden stellte. Aber immerhin wird es noch für viele Jahre Diskussionsstoff sorgen, das ist ja auch mal eine Leistung.

Best SciFi/Mystery Show

Stargate Universe

So groß ist die Auswahl an „klassischen“ SciFi-Shows ja nicht mehr, umso einfacher hat es folglich „Stargate Universe“, sich einen festen Platz in der TV-Rotation zu sichern.

Best Show Nobody Is Watching

Party Down

Und leider auch schon abgesetzt. Autor Rob Thomas hat aber schon eine neue Heimat bei Showtime gefunden. Die wollen zumindest mal eine Pilot-Episode für ein neues Drama rund um Wirtschaftsspionage von ihm sehen.

Auf dem zweiten Platz in dieser Kategorie übrigens wie immer „Friday Night Lights“. Auch Season 4 war erneut exzellente TV-Unterhaltung auf höchstem Niveau.
„Better Off Ted“ muss man an dieser Stelle auch noch mal erwähnen, auch wenn die letzte ausgestrahlte Episode auch schon wieder einige Zeit zurückliegt.

Jumped the Shark Lifetime Achievement Award

The Office
Es ist fast schon deprimierend mitanzusehen, wie diese einst so legendäre Comedy dieses Jahr kreativ vor sich hinstolperte. Neue Storyarcs (Jim als Co-Chef), die Übernahme durch Sabre, etc. wurden nur halbherzig verfolgt, mittendrin abgebrochen oder nur unbefriedigend umgesetzt.
Dicht gefolgt auf den Plätzen wird „The Office“ übrigens mittlerweile durch das zunehmend ideenlose „How I Met Your Mother“. Beide Shows haben gemeinsam, dass ihre Chef-Autoren mittlerweile mit anderen, neuen Projekten beschäftigt sind und der „zweiten Garde“ das Heft in die Hand gegeben haben, die offensichtlich nicht mit ihren Chefs mithalten können.
„30 Rock“ kommt mittlerweile auch zunehmend ins Stolpern, wenn es darum geht, an alte Höhepunkte anzuknüpfen. Vielleicht haben Comedies ja wirklich nur eine Halbwertszeit von wenigen Jahren, bevor alle Ideen ausgereizt sind.

Zusammenfassend bin ich mit dieser TV-Season eigentlich recht zufrieden, insbesondere die Newcomer im Half-Hour-Comedy-Format konnten überzeugen. Mit „Parenthood“ ist außerdem auch endlich mal ein mit vielen Vorschusslorbeeren gestartetes Drama vielversprechend gestartet. Die älteren Serien auf den Broadcast Networks haben insgesamt gesehen recht solide Unterhaltung geliefert — für „Quality Entertainment“ muss man aber auch weiterhin zu den „kleinen“ Cable Networks wie AMC schauen.

"Wilder Westen inclusive"

Montag, 12. Juli, 2010

Es gab eine Zeit, in der waren Fernsehfilm-Mehrteiler verlässlich große Ereignisse im deutschen TV. Inzwischen wurde es um diese Form der Fernsehproduktion etwas ruhiger, auch wenn diverse Sender um vermeintlich aufwändig produzierte Event-Movies hin und wieder großes Brimborium veranstalten. Aber ebenso wie es generell kaum noch Straßenfeger-Sendungen gibt, ist die Ära der großen Fernsehfilm-Mehrteiler wohl ebenfalls vorbei.

Das war an Weihnachten 1988 noch anders. Die WDR-Produktion „Wilder Westen inklusive“ war seinerzeit ein richtig großes TV-„Event“. Der WDR hatte zuvor noch nie so viel Geld in eine TV-Produktion gesteckt und bis in die Nebenrollen ein damaliges Who-is-Who der TV-Gesichter verpflichtet. TV-Legende Dieter Wedel schrieb das Drehbuch.

Im Mittelpunkt von „Wilder Westen inklusive“ steht Bruno Küssling (Peter Striebeck), ein geschiedener TV-Wetteransager aus der Hochzeit des öffentlich-rechtlichen TV, viele Jahre vor Kachelmann & Co. Er trifft im regnerischen Hamburg seinen alten Schulfreund Manfred (Manfred Zapatka) wieder, der eine große USA-Reise plant. Manfred ist ein typischer Lebemann, der seine Ehefrau ohne große Gewissensbisse mit einer attraktiven Geliebten (Gudrun Gabriel als Ingeborg) betrügt. Das imponiert dem frustrierten und hoffnungslosen Bruno mächtig. Denn der hatte nach seiner Scheidung fast schon resigniert und blickt eifersüchtig auf das vermeintlich glückliche Familienleben seiner Ex-Frau Marianne (Krystyna Janda) und deren Lebensgefährten. Bei Marianne lebt auch die gemeinsame Teenage-Tochter Carolin (Katja Studt). Um die Bindung zu seiner Tochter wieder aufzufrischen kommt Bruno das Angebot seines Freundes nur recht: Einfach samt Tochter auf die große USA-Reise mitkommen und als cooler Dad dastehen. Doch natürlich läuft alles anders als geplant — sein alter Freund muss krankheitsbedingt absagen und schließlich endet Bruno irgendwie mit Tochter und Ex-Frau(!) sowie mit der Geliebten seines Schulfreundes in den USA. In direkter Nähe zu einer Pauschalreisetruppe voller deutscher Touristen-Stereotypen. Und dann geht das Chaos erst richtig los.

„Wilder Westen inklusive“ gehört zu meinen großen TV-Kindheitserinnerungen wie auch die typischen ZDF-Weihnachtsmehrteiler wie „Anna“ und „Silas“, „Patrik Pacard“. Gut, ich war seinerzeit gerade mal zwölf Jahre und viele Scherze und gesellschaftskritische Anmerkungen gingen deutlich über meinen Kopf. Aber „Wilder Westen inklusive“ war als Familienunterhaltung geplant und so fanden selbst wir Teenies gewissermaßen eine Identifikationsfigur vor: Die seinerzeit dreizehnjährige Katja Studt als verwöhnte Tochter Carolin bot auch für die jüngeren Jahrgänge einen attraktiven Zugang zum Mehrteiler.

„Wilder Westen inklusive“ war Dieter Wedels Aufarbeitung der typisch deutschen Tourismus-Klischees in den 1980er Jahren — ein Jahrzehnt, in denen es den Deutschen so gut ging wie lange nicht mehr und Fernreisen in die weite Welt endgültig etwas Alltägliches wurden. Gleichzeitig bemüht er sich um eine sozialkritische Aufarbeitung der vielschichtigen und kontrastreichen Verhältnisse in den USA in den Reagan-Jahren. Aus heutige Sicht wirken diese gesellschaftskritischen Einschübe oftmals etwas ungelenk und sperrig — in gewisser Weise trifft das auf viele Teile des Mehrteilers zu, zwanzig Jahre gehen nun mal auch an TV-Produktionen nicht ohne Spuren vorbei.

Doch auch nach zwanzig Jahren sind manche Zitate und Szenen aus der Produktion unvergessen: Alle, die den Mehrteiler in ihrer Jugend gesehen haben, können sich an viele klassische Momente und Dialoge erinnern: „Der Koffer war niegelnagelnew with so red stripes“, „early piece“ („Frühstück“), my wife is a woman and has her days“: Fernsehmomente, die inzwischen TV-Kult sind. Tony Careys Titellied „Room with a View“ assoziiert man auch heute noch automatisch mit dem Film.

Auch wenn es wie eine abgedroschene Phrase erscheint: „Wilder Westen inklusive“ ist TV aus einer vergangenen Zeit. Heute wäre solch ein Mammut-Projekt mit einer Laufzeit von über 400 Minuten und seiner gemächlichen Art des Storytellings unrealisierbar. Der Mehrteiler nimmt sich viel Zeit für seine Charaktere und stattet sie mit viel Leerlauf aus. Viele Bildmontagen und eine ruhige, geduldige Erzählweise zeugen von einer anderen Fernsehwelt, als TV-Produktionen noch nicht bis ins letzte Detail und in endlosen Testverfahren auf Zuschauerbindung ausgerichtet waren.

Auch wenn der Mehrteiler in einigen Aspekten nicht gut gealtert ist und zeitweise ein paar Längen hat und auch gelegentlich in allzu platte Situationen abgleitet, ist „Wilder Westen inklusive“ nach wie vor ein großartiger Eckpunkt deutscher TV-Geschichte. Sechs Stunden Dieter Wedel „at his best“ mit vielen Legenden deutscher TV-Fernsehhistorie, die große Unterhaltung bieten. Trotz seiner Länge in seiner Qualität auch bis heute nur selten erreicht. Die DVDs sind von der Bildqualität jedoch nur aus der Kategorie „mittelmäßige VHS-Kopie“ – auch angesichts des Alters der Produktion noch ungewöhnlich schlecht.

Der neue Doctor bleibt der beste Doctor (2)

Montag, 5. Juli, 2010

Zugegeben, ich bin etwas spät dran … die finale Doppelfolge der neuen „Doctor Who“-Staffel hatte ich mir bis gestern als besonderes „Gourmet“-Stückchen für den gepflegten Wochenendausklang aufgehoben. In der trockenen Sommerseason muss man die wenigen Highlights ja besonders pflegen. Und „Big Bang“ war ein hervorragendes Festmahl als Abschluss einer rundum gelungenen Staffel.

Nach dreizehn Episoden kann man nun beruhigt feststellen, dass die Vorschusslorbeeren für Headwriter Steven Moffat alles andere als unangebracht waren. Da gab es zu Beginn zwar sicherlich die Befürchtung, dass ich die neuen „Who“-Episoden nur schon alleine wegen der Präsenz von Autor Moffat durch die rosarote Brille gesehen hätte. Sicherlich hatte die Staffel ein paar kleinere Durchhänger (die „iDaleks“ in marketing-optimierten Farben, das alljährliche Kostümfestival mit Vampiren in Venedig), aber insgesamt war das eine nahezu perfekte „Doctor Who“-Staffel.

Einen Großteil des Lobs kann sich dabei Matt Smith abschneiden, der geradezu spektakulär ideal in die Rolle des Doctors passte und dem jahrzehntealten Charakter richtig neuen Schwung gab. Dabei wahrte er aber Respekt vor den Interpretationen der Rolle seiner Vorgänger und integrierte sie subtil in seine eigene Performance. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich jemals Zweifel hatte, dass er Tennants Fußstapfen ausfüllen könnte. Smiths Darbietung kann man gar nicht genug in den höchsten Tönen loben, der Mann kann das ganze „Who“-Portfolio von „himmelhoch jauchzend“, über humorvolle Zeitreise-Paradoxen-Erklärungen bis hin „zu Tode betrübt“ mit solcher Hingabe und Selbstaufgabe innerhalb der gleichen Szene dermaßen überzeugend darstellen, dass man nur noch staunend vor dem Bildschirm sitzt. Sein herzzerreißender Abschied von der kleinen Amy in der letzten Folge war dann auch der beeindruckende Höhepunkt der dramatischen Seite seines „Doctor Who“-Charakters.

Und natürlich auch Karen Gillan als neue Sidekick-Begleiterin Amy Pond. Wenn sie mit aufgerissenen Augen und brennenden Haaren auf das Unbekannte losstürmt, erliegt man innerhalb von Sekunden ihrem energiegeladenen Charme. Selbst mit dem „Rory“-Charakter vermieden die Macher zwar einigermaßen erfolgreich das drohende „fifth wheel“-Ungemach und bauten Amys Verlobten zu einem sympathischen Co-Companion aus. Allerdings ist die Chemie zwischen Amy und dem Doctor immer noch extrem ungleich größer als die zwischen Amy und Rory, deren Beziehung über den Verlauf der Staffel immer wieder mühsam gerechtfertigt werden musste.

Ausdrückliches Lob hat sich auch der Rest der Produktion verdient, der Instrumental Score (nicht nur) in der finalen Doppelfolge war großartig und Kameraarbeit und Beleuchtung über den Verlauf der gesamten Staffel auf dem Niveau großer Leinwand-Produktionen.

Auch im Bezug auf die Story bot diese Staffel viel bunte Abwechslung mit vielen klassischen „Who“-Elementen, aber auch reichlich modernen Facetten. Sie hob sich angenehm vom Gigantismus der späten Russell-Davis-Jahre ab, selbst der traditionelle „Big Showdown“ im Finale stellte trotz der katastrophalen Auswirkungen ganz klar die Hauptfiguren und ihre Beziehungen in den Mittelpunkt. Aufmerksame Fans wurden in ihrem Verdacht bestätigt, dass über die Staffel viele kleine „Easter Eggs“ und Foreshadowing-Bausteine verteilt waren (insbesondere der vermeintliche Jackett-Produktionsfehler in der Steinengel-Episode), deren Payoff dann tatsächlich höchst gelungen im Finale erfolgte. Dazu hatte die Staffel viele sympathische Geschichten erzählt, von denen einige mal mehr oder weniger im traditionellen „Doctor Who“-Universum verankert waren. Moffat hat dazu zwar auch seine Story-Schatzkiste aus der „Blink!“-Episode und „Silence in the Library“ erneut hervorgekramt, aber zu einem Gänsehaut-tauglichem Abschluss gebracht.

Ich freue mich auf hoffentlich viele weitere „Doctor Who“-Staffeln mit dem neuen „Dream-Team“ Moffat, Smith und Gillan. Gespannt warte ich auf die weitere Entwicklung der Beziehung zwischen River Song und dem Doctor in Series 6. Da ist mir auch recht egal, ob an den Gerüchten rund um einen US-Spielfilm mit Johnny Depp (und Russell Davis) nun ‚was dran ist oder nicht (die BBC dementiert). Ich brauche nur einen besten Doctor.

Starz setzt "Party Down" und "Gravity" ab

Mittwoch, 30. Juni, 2010

Schade, am Ende waren die Quoten wirklich viel zu niedrig (knapp mikroskopisch kleine 70.000 für „Party Down“ und 50.000 für „Gravity“) und der kleine Cable-Sender Starz hatte eigentlich keine andere Wahl: Es wird keine weiteren Folgen dieser beiden Serien geben.

Dabei hatte sich „Party Down“ auch in der jüngst beendeten zweiten Staffel wieder als verlässlicher und exzellenter Comedy-Lieferant erwiesen. Rundum empfehlenswert, falls es wirklich noch jemand nicht kennen sollte.

Und auch wenn mich das Finale von „Gravity“ rein gar nicht begeistern konnte, so wäre ich doch neugierig auf weitere Episoden gewesen.

Hach, another one bites the dust. Schade, dass es nach „Better off Ted“ wieder einmal Shows trifft, die einen etwas ungewöhnlichen Pfad jenseits üblicher Sitcom-Formate eingeschlagen hatten — aber offensichtlich auch mal wieder nur eine winzig kleine Zuschauerschaft ansprechen konnten. Für jedes „Community“, das es schafft, gibt es auch ein „Party Down“, das scheitert.

Hot in Cleveland

Freitag, 25. Juni, 2010

Superstar Betty White. Ausgerechnet in einem Zeitalter, in dem für Frauen über 30 im Film- und TV-Geschäft gute Rollen immer knapper werden, wurde die 88jährige ehemalige „Golden Girls“-Darstellerin während der letzten Monate zu einer der gefragtesten Medien-Persönlichkeiten.

Seit vielen Jahrzehnten ackert sie sich durch unzählige TV-Gastauftritte, Filmrollen und ist sich selbst für lächerliche „Will She Flinch“-Stunts in der Tonight-Show nicht zu schade. Überhaupt scheint sie keinerlei Berührungsängste mit verrückten und ausgefallenen Rollen zu haben, sie spielt scheinbar alles — ihren x-ten „Durchbruch“ hatte sie jüngst in dem simplen Sandra-Bullock-Komödchen „The Proposal“. Man muss sie ja auch irgendwie einfach gern haben, mit unbewegter Miene verkauft sie die trockensten Witze mit perfektem Timing.

Darauf folgten eine viel diskutierte Facebook-Petition, die maßgeblich daran beteiligt war, dass White im Frühjahr sogar erstmalig als Presenter der „Saturday Night Live“-Show (SNL) auftrat. Und auch dort hielt sie sich nicht etwa altersgerecht zurück, sondern spielte in einem Großteil der Sketches mit Hingabe mit. Und prompt erzielte die „Betty White“-Edition von SNL die mit Abstand besten Quoten seit Jahren.

Seither scheint der Hype um die neue „Mutti der Nation“ kein Ende nehmen zu wollen. Plötzlich kann jede TV- und Filmproduktion, die den Namen „Betty White“ auf der Castliste stehen hat, fest mit einem verblüffenden Quotenbonus rechnen. Dazu zählt auch die neue Sitcom „Hot in Cleveland“ auf dem bisher eigentlich nahezu unbekannten Cable-Sender „TV Land“. Es ist das erste Mal, dass „TV Land“ eine eigene Serie an den Start bringt und normalerweise wäre das kaum einen ausführlichen Bericht wert. Aber die Beteiligung von Betty White in einer Hauptrolle katapultierte die Premierenfolge zu einem für das winzige „TV Land“ gigantischen Zuschauererfolg — über 4,7 Millionen Zuschauer schalteten ein (3,3 Mio in der zweiten Woche). Das sind Einschaltquoten, denen jetzt in der flauen Sommerzeit selbst die Big Four Networks eine gewisse Anerkennung zollen.

Dabei ist „Hot in Cleveland“ wirklich absolut durchschnittliches und seit Jahrzehnten bewährtes Sitcom-Material. Setup, Punchline, Lacher (immerhin: „Recorded in front of a live audience“). Nur die obligatorische Couch fehlt zunächst noch, kommt aber schon in der zweiten Folge. Drei Frauen im Alter 40+ verirren sich auf dem Weg von Los Angeles zum Urlaubsziel Paris ausgerechnet in die Provinz von Cleveland, wo Männer noch echte Männer sind und die Frauen nicht vom Schlankheitswahn der Glitzerwelt Hollywoods „verdorben“ sind. Und außerdem lässt es sich da richtig günstig leben — in einer Mietwohnung, in der eine rüstige alte Dame quasi zum Inventar gehört. Richtig geraten, diese „alte Dame“ ist natürlich Betty White.

Ich muss aber zugeben, auch wenn es typisches Sitcom-Material ist, das ist bei weitem nicht das schlechteste, was in den letzten Jahren aus der Comedy-Ecke hervorgebracht wurde. Die Story ist durchaus amüsant und halbwegs genießbar und es freut mich auch endlich wieder Jane Leeves („Frasier“) in einer Hauptrolle zu sehen. Wendie Malick („Just Shoot Me!“) ist auch kein Greenhorn im TV-Comedy-Geschäft. Das sind alles absolute Profis, die auch ein maues Skript aufpeppen können. Die diesjährigen Ungetüme „Hank“, „Accidentally on Purpose“ und „Romantically Challenged“ waren da in meinen Augen deutlich ungenießbarer — insgesamt ist die Show gar nicht mal so übel, wie es der Trailer befürchten ließ.

10 Folgen hat TV Land geordert und die dürften wohl auch ein durchschlagender Erfolg werden. Schade nur, dass für Betty White kein besseres Format gefunden werden konnte. Aber das wird ihrem Status als Superstar keinen Abbruch bringen.

 

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