Posts Tagged ‘Claire Danes’


Homeland

Sonntag, 25. September, 2011

Endlich habe ich mal einen ruhigen Moment für die „Homeland“-Pilotepisode gefunden. „Moment“ ist da wirlich das passende Wort, die 55 Minuten Laufzeit vergingen wie im Flug, denn „Homeland“ ist hervorragendes Spannungs-TV auf höchstem Niveau mit erstklassigen Darstellern — und damit ist mein Fazit schon wieder gleich im ersten Absatz gelandet. Ich muss wirklich an meinen Blogging-Techniken arbeiten 😉

Ich war bekannterweise nie ein grosser Fan von „24“ und daher skeptisch, ob mich diese neue Serie inhaltlich überhaupt ansprechen würde. Doch „Homeland“ ist ein rasant strukturiertes und smartes Psychodrama, mit nur geringem Gewicht auf klassischer Action. Wie üblich für High-Profile-PayTV-Produktionen dieser Tage muss sich „Homeland“ vor aufwendig inszenierten Kinofilmen gewiss nicht verstecken.

Natürlich bleibt die Frage, wie man den Spannungsbogen der beeindruckenden Pilot-Folge über 13 Episoden einer (oder mehrerer) Staffel(n) gespannt halten will. Aber neben dem klassischen und altbekannten „good vs. evil“-Grundthema mit gelegentlichen „mindfuck“-Wendungen sind es vor allem die saubere Inszenierung sowie die Darstellerleistungen, welche die Serie auf ein besonderes Niveau heben.

Als langjähriger Fanboy dürfte meine Meinung wohl wenig Gewicht haben, aber Claire Danes liefert eine grossartige Performance. Im Vorfeld konnte ich mir nicht recht vorstellen, wie das zarte Figürchen, das vor 15 Jahren zu „Blister in the Sun“ durch’s Kinderzimmer tanzte, nun in die Rolle einer toughen CIA-Ermittlerin passen sollte. Aber sie füllt diesen Charakter hervorragend mit Leben aus, nicht den Hauch eines Zweifels an ihrer Authentizität und Kompetenz kommt im Verlauf der Folge auf. Die Art und Weise, wie sie die krankhafte Besessenheit verkörpert und sich offensichtlich daran langsam zugrunderichtet, ist in jeder Hinsicht sehenswert.

Mandy Patinkin in der Rolle als Kollege und Mentor ergänzt sie hervorragend, mit ihm hat Claire auch ihre stärkste Szene — als ihr Charakter in höchster Verzweiflung und mit dem Rücken an der Wand einen finalen „Hail Mary Pass“ versucht, indem sie sich Mandys Charakter an den Hals wirft: Ihre ganze Körpersprache und Mimik in diesen Szenen ist schlichtweg faszinierend — man kann regelrecht jede einzelne Stufe der zunehmenden Verzweiflung und schieren Panik in ihrem Gesicht ablesen (sogar Claires legendäres „wobbly chin“ hat wieder einen Kurzauftritt). Der anschliessende „Tanz“ im Kleiderschrank ist nicht minder beeindruckend — ohne ein Wort wird hier jeder ihrer Gedanken im besten Sinne des Wortes „verkörpert“.

Also nochmal das Fazit in aller Kürze: „Homeland“ sieht richtig gut aus und macht extrem viel Lust auf mehr.

P.S.: „The New Girl“ ist mit exzellenten Quoten auf FOX gestartet: Mehr als 10 Mio Zuschauer und sogar 20% mehr als das Lead-In „Glee“.

P.P.S. „Hello. My name is Inigo Montoya. You killed my father. Prepare to die.“

Mein Emmy-Highlight ;-)

Montag, 19. September, 2011

Und ansonsten: Yay for Jason Katims & Kyle Chandler!

Temple Grandin: Ein Emmy für Claire Danes!

Donnerstag, 8. Juli, 2010

Wer dieses Blog schon länger kennt, der weiß, dass ich seit nunmehr 15 Jahren ein Auge auf die Karrieren der ehemaligen „My So-Called Life“-Darsteller geworfen habe. Viel gibt es leider von den meisten nicht zu berichten. So hat A.J. „Rayanne“ Langer in eine britische Adelsfamilie eingeheiratet und ist zweifache Mutter, Devon „Brian“ Gummersall ist in kleineren TV-Gastauftritten sowie als Indie-Film-Autor unterwegs, Devon „Sharon“ Odessa besitzt eine kleine Schauspielschule für Kinder in L.A., Wilson „Rickie“ Cruz ist ein engagierter Kämpfer für die Rechte der LSGB-Gemeinde und ist ebenfalls noch als Schauspieler aktiv und Lisa „Danielle“ Wilhoit hat sich ganz ihrem Hobby/Beruf als professionellen Pole-Tänzerin mit gelegentlichen TV-Miniauftritten gewidmet.

Aber die großen Stars sind eigentlich Jared Leto und Claire Danes. Jared Leto vor allem wegen seiner eindrucksvollen Doppel-Karriere als Schauspieler und Musiker („30 Seconds To Mars“), was in dieser Kombination und mit diesem Erfolg nicht viele schaffen.

Viel zu ruhig ist es hingegen um die frühere Teen-Schauspielhoffnung Claire Danes gewoden. Sie hat sich aus dem Scheinwerferlicht weitesgehend herausgehalten, viele sehr unterschiedliche Schauspielerrollen verkörpert, aber der ganz große Hollywood-Durchbruch blieb ihr bisher verwehrt. Das soll sicherlich nicht heißen, dass sie am Hungertuch nagen muss, sie besitzt ein 1-Mio$-Loft in New York, aber es fehlt nunmal die große Anerkennung, und die wird in Hollywood in der Maßeinheit „Oscar“ gemessen. Es liegt nahe, dass sie diesen Durchbruch aber auch nicht „mit allen Mitteln“ erlangen will, sie sucht sich ihre Angebote in der Regel sorgsam aus. Sie ist keine neue Cameron Diaz geworden, hatte aber auch keinen Lindsay-Lohan/Winona-Ryder-Total-Absturz.

So schien es fast unvermeidlich, dass auch sie früher oder später wieder den Weg zurück von der Leinwand auf den kleinen Bildschirm finden würde, weil dort heutzutage oftmals die besseren (in diesem Kontext: künstlerisch interessanteren) Angebote vorliegen.

So geschehen dann auch im vergangenen Jahr: Die inzwischen 30jährige und verheiratete Claire Danes unterschrieb für einen TV-Movie für HBO. Inhalt: Die Verfilmung der spannenden Biographie über eine Frau mit Autismus, die internationale Karriere machte und ausgerechnet die Abläufe in der amerikanischen Viehzucht(!!) revolutionierte. Von der oberflächlichen Beschreibung aber nicht unbedingt ein Ereignis, das man sich automatisch dick in der TV-Zeitung anstreicht.

Doch der Film „Temple Grandin“, benannt nach der Protagonistin, zählt zu den besten Biographie-Verfilmungen, die ich je gesehen habe. Klaro, ich sehe ihre Filme natürlich in gewisser Weise durch eine Fan-Brille, selbst „The Mod Squad“ habe ich bis zum Ende durchgestanden. Aber „Temple Grandin“ ist so brillant umgesetzt, dass man beim Gedanken an Sandra Bullocks Oscar-Gewinn für „The Blind Side“ noch ein etwas flaueres Gefühl im Magen bekommt als zuvor. Absolut bestechend ist dabei in erster Linie die Performance von Claire Danes, die in ihrer Verkörperung von Temple Grandin wahrlich überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen ist. Es ist eine atemberaubende Transformation in eine vollkommen andere Persönlichkeit, mit einer selbstbewussten und von der ersten Sekunde an glaubhaften Darstellung, die zu keiner Zeit als profanes „Award-Grabbing“ künstlich dramatisiert scheint.

Aber der Film profitiert nicht nur von Claires beeindruckender Performance, auch die Nebenrollen sind mit Julia Ormond als engagierte Mutter und Catherine O’Hara als sorgsame Tante exzellent besetzt. Richtig gelungen ist aber auch die visuelle Repräsentation von Temples Autismus. Mit behutsam und geschickt eingesetzten visuellen Effekten wird Autismus auch dem Zuschauer ohne thematisch tiefgehende Vorkenntnisse verständlich veranschaulicht. Man beginnt zu verstehen, wie Menschen mit Autismus die Welt erfahren, ohne dabei von einem überdimensionierten CGI-Effekt erschlagen zu werden. Dieser Film könnte Pflichtprogramm für alle von Autismus indirekt oder direkt Betroffenen werden. Aber auch „Unbeteiligte“ dürften von der Qualität der Darstellung der Thematik fasziniert sein.

Um Claire diesen Emmy in sieben Wochen noch zu nehmen müsste wohl schon die unerreichte Meryl Streep höchstpersönlich einen TV-Film aus dem Ärmel schütteln. Fast mag man schon bedauern, dass das Budget nicht für eine aufwändigere Produktion und somit eine Kino-Veröffentlichung ausreichte, aber auf der anderen Seite hätte Claire dann auch vermutlich aufgrund ihres geringen „Marktwertes“ kaum die Titelrolle erhalten. So wird es nun hoffentlich „nur“ ihr erster Emmy (für „My So-Called Life“ war sie 1995 ebenfalls nominiert, verlor aber gegen Angela „Murder She Wrote“ Lansbury) — endlich. Denn dieser Film beweist erneut, dass Claire Danes eine überaus begabte Schauspielerin ist, die man viel zu selten in großen Produktionen sieht und von ihrer Klasse und Fähigkeiten eigentlich ganz oben in der Hollywood-Hierarchie zu finden sein müsste.

Heute wurden nun die Emmy-Nominierungen für „Temple Grandin“ bekannt gegeben: Die HBO-Produktion erhielt sagenhafte 15 Nominierungen, darunter David Strathairn für seine Rolle als fürsorgerischer Dr. Carlock, außerdem Julia Ormond und Catherine O’Hara, der Film als Ganzes sowie das Drehbuch und natürlich Claire Danes für die Hauptrolle. Ihre ärgste Konkurrentin im Rennen um den Emmy wird die hochgelobte Hope Davis als Hillary Clinton in der weiteren HBO-Produktion „The Special Relationship“ sein. Dennoch, ich setze mein Geld auf Claire.

„Temple Grandin“ erscheint am 17. August in den USA auf DVD.

Update 30.8.10: Es kam dann tatsächlich so wie erhofft: Insgesamt sieben Emmy-Auszeichnungen erhielt „Temple Grandin“ und war damit der Abräumer des Abends. Darunter gab es auch den Preis für die beste Hauptdarstellerin in einem Fernsehfilm für Claire Danes und den Emmy für den „besten Fernsehfilm“ des Jahres.

"My So-Called Life" / "Willkommen im Leben" bei Spiegel Online

Sonntag, 4. Januar, 2009

Auf Spiegel Online findet sich heute eine Review zu „My So-Called Life“ / „Willkommen im Leben“, vermutlich aus Anlass der DVD-Veröffentlichung in Deutschland (die allerdings schon vor knapp vier Monaten auf den Markt kam). Schon etwas seltsam, nach all den Jahren wieder mal eine ausführlichere Erwähnung der Serie in einer deutschen Massenpublikation zu lesen.

willkommen_im_leben

Die letzte Ausstrahlung in Deutschland ist mittlerweile auch fast zehn Jahre her, da liegt eine ganze Teenager-Generation dazwischen, fast vierzehn Jahre sind sogar schon seit der Absetzung der Show im Januar 1995 vergangen. Dennoch bin ich mir sicher, dass sich auch „heutige Teens“ noch mit den Charakteren der Serie identifizieren können, auch wenn all die Referenzen an Grunge, Kurt Cobain, Flanellhemden, Chelsea Clinton im Pre-Handy-Zeitalter vielleicht auf den ersten Blick etwas „dated“ wirken. Vielleicht findet sich ja mal wieder ein kleiner Sender in Deutschland, der die Rechte einkauft und die Serie nochmal ausstrahlt.

Teenager des Jahres 2009 stoßen wohl zur Zeit vor allem wegen Jared Leto auf die Serie, der mittlerweile dank seiner Band „30 seconds to Mars“ einen respektablen internationalen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Seine Schauspielerkarriere konnte da nicht ganz mithalten, er hat zwar einige namhafte Produktionen in seiner Filmographie, aber seine jüngeren Projekte (u.a. das Drama um die Ermordung von John Lennon) waren keine großen Erfolge an den Kinokassen. Um Claire Danes ist es in den letzten Jahren deutlich ruhiger geworden. Ihre letzte große und wirklich gute Produktion war das Fantasy-Spektakel „Stardust“, demnächst kommt noch der Indie-Streifen „Me and Orson Welles“ in die US-Kinos.

Wilson „Rickie“ Cruz engagiert sich intensiv für die Rechte von Homosexuellen in Kalifornien und wirkt von Zeit zu Zeit in kleineren Indie- und Theater-Produktionen sowie TV-Serien mit. Devon „Brian“ Gummersall ist mittlerweile mit „Roswell“-Co-Star Majandra Delfino verheiratet und verdingt sich auch mit kleinen Filmproduktionen, u.a. war er auch als Autor und Produzent bei der Web-Serie „quarterlife“ involviert. A.J. „Rayanne“ Langer ist ebenfalls verheiratet, mit einem britischen Lord, hat ein Kind und taucht immer mal wieder in Gerüchten um eine Fortsetzung des Spielfilms „The People under the Stairs“ auf.

Tom „Dad“ Irwin ist oft in Gastrollen in TV-Serien zu sehen und ist auch noch Teil der renommierten Steppenwolf-Theater-Gruppe in Chicago. Devon „Sharon“ Odessa ist komplett von der Bildfläche verschwunden und leitet eine Schauspielschule für Kindergarten-Kinder in Los Angeles. Lisa „Danielle“ Wilhoit ist mittlerweile eine Mitt-Zwanzigerin und war zuletzt in einer Mini-Mini-Gastrolle in „The Sarah Connor Chronicles“ zu sehen. Und schließlich noch Autorin Winnie Holzman: Sie hatte ihren lang verdienten Durchbruch als Musical-Autorin mit ihrem Buch für das „Wicked“-Musical, das mittlerweile weltweit gespielt wird (u.a. auch in Stuttgart).

Bei der Gelegenheit muss ich allerdings erneut darauf hinweisen, dass das deutsche „Willkommen im Leben“-DVD-Set (abgesehen vom deutschen Ton) keinerlei erwähnenswerte Bonus-Materialen hat. Das gleiche gilt für die neuen britischen, französischen und australischen Sets — das sind alles „Bare Bones“-Releases. Wer nicht unbedingt auf den deutschen Ton angewiesen ist, besorgt sich lieber das 2007er Set aus den USA, das mit reichlich Bonus-Materialien, neuen Interviews und einem netten Booklet verkauft wird (yours truly war da nicht ganz unschuldig dran ;-).

"My So-Called Life" R2 DVD-Release?

Dienstag, 27. März, 2007

Wunder dauern offensichtlich etwas länger. Nachdem die legendäre und kurzlebige Drama-Serie „My So-Called Life“ („Willkommen im Leben“) im Jahr 2001 als eine der ersten TV-Serien als Resultat einer Fanpetition zumindest in Nordamerika komplett auf DVD veröffentlicht wurde, waren die Hoffnungen groß, dass auch kurz darauf eine europäische Version erscheinen würde. Doch das US-DVD-Release endete seinerzeit in einem spektakulären Debakel und Betrugsskandal. Lediglich geschätzte 30,000 Einheiten der DVD-Sets fanden immerhin nach langen Wirrungen ihren Weg zu den Fans, doch der Markt hätte seither durchaus das zwei- bis fünffache verkraftet. Seit Jahren sind die Boxen ausverkauft, auf ebay wurden zwischenzeitlich astronomische Liebhaberpreise bis zu 250$ pro Set verlangt und bezahlt — bis dubiose Händler die Nachfrage entdeckten und seither mit illegalen Bootleg-Kopien im großen Stil von gigantischen Gewinnspannen profitieren.

Warum kein DVD-Studio diese Lücke erkannte und durch ein Re-Release nutzte, hat wie so oft mit Lizenzrechten zu tun. Die waren nämlich nach der 2001er Veröffentlichung an den ursprünglichen Inhaber Disney/Buenavista zurückgefallen. Gleichzeitig liefen aber auch die DVD-Veröffentlichungsrechte für die in der Serie verwendeten Musikstücke aus und müssten für eine erneute Veröffentlichung neu verhandelt werden. Wenn also schon kein R1-ReRelease absehbar war, schien eine europäische Veröffentlichung noch unwahrscheinlicher.

mscl r2 dvd Bis vor ein paar Wochen. Denn da tauchte auf amazon.co.uk erstmals das Listing einer „My So-Called Life“ DVD Box auf. Gut, nicht zum ersten Mal, genauer gesagt zum dritten Mal in vier Jahren. Die beiden vorherigen Ankündigungen entpuppten sich schnell als eine Falschmeldung des britischen Amazon-Ablegers. Eigentlich hatte ich das auch diesmal erwartet (Vor allem da mittlerweile der amazon.co.uk Running-Gag einer „The Wonder Years“-DVD zum trillionsten Mal einen neuen Termin erhalten hat). Doch dann gab es plötzlich ein Veröffentlichungsdatum, einen Preis und neuerdings sogar die Abbildung einer Verpackung der DVD-Box. Zudem wird das Set als Pre-Release nun auch bei anderen britischen Distributoren wie play.com gelistet.

Demnach soll am 14. Mai für umgerechnet etwa 41 Euro eine R2-Box mit allen Episoden von „My So-Called Life“ in Grossbritannien erscheinen. Produziert wird das Set von Universal Pictures Video UK, deren Website aber seit Monaten nur aus einem vielsagenden „Coming Soon“ besteht. Ansonsten ist dementsprechend auch noch rein gar nichts über das Set bekannt. Keine Informationen über Bonusmaterial (zu bezweifeln), intakten Soundtrack oder welche Medien zur Neuauflage genutzt wurden. Für das amerikanische R1-Set wurde seinerzeit die eigentlich für die 1998 veröffentlichten VHS-Tapes angefertigten BETA-Masters als Quelle genutzt — dementsprechend mau ist das Bild stellenweise. Aber ich glaube nicht, dass Universal da viel Geld investiert hat. Dennoch bin ich mal auf die Box gespannt: Ist es wirklich nur ein absolutes Bare-Bones-Release?

Und als wäre das nicht genug, tauchen nun Gerüchte über eine anstehende französische Veröffentlichung („Angela 15 ans“) an. Doch außer dem vagen Termin „Oktober 2007“ ist hierzu noch weniger bekannt als zur britischen Box. Und zu einer deutschen „Willkommen im Leben“-Box gibt es derzeit noch nicht mal Gerüchte. Aber „Gut Ding“ will bekannterweise Weile haben. Und die Serie ist ja auch erst 12 Jahre alt…

Shopgirl (2004)

Samstag, 15. Juli, 2006

Wenn man gemeinhin den Namen „Steve Martin“ hört, assoziiert man ihn in der Regel automatisch mit flapsigen Komödien à la „The Man with Two Brains“, „Roxanne“ und „Three Amigos“. Eher weniger bekannt ist seine ernstere Seite, die er aber auch schon einmal recht prominent in „The Spanish Prisoner“ zur Schau tragen durfte. Es hat fast den Anschein, als geniesse Martin zum Ausgleich nach einigen geldbringenden Produktionen aus der „Cheaper by the Dozen“-Kategorie auch gerne mal etwas ernstere und künstlerisch anspruchsvollere Gegenpole (auch wenn die dann auch nur einen Bruchteil der Komödien an der Kinokasse einspielen).

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Solch ein Fall ist „Shopgirl“. Das im Jahre 2004 produzierte Drama war eher eine wenig beachtete Randnotiz im Kinogeschehen von 2005. Während der Film in Kino lief, war Martin bereits mit der Promo-Aktion für seine nächste Blockbuster-Komödie beschäftigt.

Dabei ist „Shopgirl“ doch auch ein ganz besonderer Fall für Martin, denn der Film basiert auf der von ihm gegen Anfang des Jahrzehnts publizierten gleichnamigen Novelle. Produzent Ashok Amritraj ermöglichte es Martin, seine eigene Romanvorlage in einem Drehbuch zu adaptieren und auch noch selbst eine Hauptrolle zu spielen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl„Shopgirl“ ist eine kleine Geschichte, eine bezaubernde romantische-sentimentale, zeitweise amüsante Erzählung über drei Menschen, deren Lebenspfade sich für eine kurze Zeit überschneiden. Es ist die Geschichte von Mirabelle Buttersfield (Claire Danes), einer depressiven, einsamen jungen Frau vom Lande, die in der großen Stadt Los Angeles nach ihrem Glück und Erfüllung sucht. Es ist die Geschichte des gut 30 Jahre älteren Geschäftsmannes Ray Porter (Steve Martin), der eigentlich nur eine sexuelle Ablenkung sucht. Und es ist die Geschichte von Jeremy (Jason Schwartzman), dem chronisch abgebrannten und chaotischen Lebenskünstler, der im Leben nicht vorwärts kommt. Und als diese beiden Männer auf Mirabelle stossen, ändert sich ihr aller Leben. Der zentrale Satz in der Buchvorlage, der wohl die Entwicklung aller drei Charaktere im Laufe des Films am besten zusammenfasst, ist ein Zitat von Mirabelle: „It’s pain that changes our lives“. Damit deutet sich schon an, dass „Shopgirl“ keine platte Komödie aber auch keine lockere Hugh Grant Feel-Good Chick-Flick Romanze ist.

Ich habe die Novelle von Steve Martin vor einigen Jahren gelesen, aber sie hinterliess keinen besonders großen Eindruck. Es ist eine ganz nette Geschichte, mit sorgsam gezeichneten Charakteren aber ohne großen Spannungsbogen. Es ist vieleher eine ruhige Erzählung eines Lebensabschnitts von drei Menschen. Und das spiegelt sich auch im Film wieder, der sich zwar eng an der Vorlage orientiert, sich aber dennoch einige Freiheiten nimmt. In vielen Dialogen blitzt auch oft die Schlagfertigkeit des gelernten Stand-Up Comedian Martin durch, der mehrmals für kleine, aufheiternde Elemente sorgt. Es ist kein todernstes Drama — ganz im Gegenteil, der Film ist gespickt mit vielen kleinen amüsanten Details.

Diese kleinen „Amusements“ sind auch nötig, denn der Zuschauer muss mit der Liebesbeziehung zwischen dem grauhaarigen Ray und der jungen Mirabelle einen gewaltigen „Creepiness“-Faktor überwinden. Mirabelle merkt einmal an, dass Ray sogar älter als ihr eigener Vater sei. Die Sex-Szenen zwischen Claire Danes und Steve Martin sind immerhin sehr zurückhaltend inszeniert. Das ist nicht ein Film über die sexuelle Ausbeutung eines unschuldigen Mädchens durch einen notgeilen alten Mann in seiner Midlife-Crisis. Ray Porter ist ein grundgütiger Mann, der nicht merkt, dass diese Beziehung so viel mehr für Mirabelle bedeutet und sich nicht seiner eigenen Gefühlen bewusst werden will — und am Ende selbst darunter leidet.

Claire Danes in ShopgirlDoch ein ähnlicher Altersunterschied hat auch zwischen der blutjungen Scarlett Johansson und Bill Murray in „Lost in Translation“ funktioniert — vor allem wegen der exzellenten Schauspielerleistungen der Hauptdarsteller. So ist es auch in „Shopgirl“, der auch darüber hinaus eine gewisse stilistische und thematische Ähnlichkeit zu „Lost in Translation“ hat.

Denn die Stärken von „Shopgirl“ liegen ganz klar in der atemberaubenden Leistung des Cast bis hin in die Nebenrollen. Frances Conroy („SFU“) hat wohl eine der kleinsten Rollen der Filmgeschichte, sie darf in der Endfassung gerade mal „Hi“ sagen. Emily Kuroda ist ebenfalls in einer klitzekleinen Nebenrolle zu sehen. Großartig sind aber insbesondere die Performances von Steve Martin und Claire Danes. Claire konnte sich für ihre Leistung in „Shopgirl“ gar berechtigte Hoffnungen auf eine Oscar-Nominierung machen, doch die magere Akzeptanz des (nur mit wenigen Kopien gestarteten) Films beim Kinopublikum wirkte sich letztenendes dann doch zu ihrem Nachteil aus. Hervorragend ins Bild gesetzt wurden die Schauspieler von Regisseur Anand Tucker und Kameramann Peter Suschitzky. Insbesondere die Totalen sind oftmals ein Augenschmaus.

Hie und da läuft der Film nicht richtig „rund“, er verliert zu sehr an Tempo und zeigt Schwächen vor allem in den eigentlich überflüssigen Voice-Overs von Steve Martin. Dazu vergibt der Film etwas zu viel Zeit auf nicht wirklich relevante Nebencharaktere und -schauplätze (bspw. Jeremys One-Night-Stand mit Lisa).

Fazit: „Shopgirl“ ist sicherlich ein etwas schwieriges und nachdenkliches romantisches Drama, das auch vereinzelt ein paar Schwächen in der Umsetzung hat. Aber dennoch allemal sehenswert wegen der faszinierenden Schauspielerlesitungen von Steve Martin und Claire Danes. Man darf aber auf gar keinen Fall mit der Erwartung eines unterhaltsamen Videoabends voller Steve Martin-typischer Lacher diese DVD in der Videothek ausleihen. Der Film steht schon mit guten Grund nicht im „Komödien“-Regal. Aber wer Steve Martin mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen will, dem sei „Shopgirl“ empfohlen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Die deutsche DVD ist nicht gerade reichhaltig ausgestattet, immerhin Ton in DD5.1 in deutsch und englisch, dazu unkommentierte Szenen vom Set (14 Minuten) sowie zwei Trailer, Interviews mit dem Cast und eine mickrige Bildergalerie. Ich hätte nichts gegen einen Audiokommentar gehabt, den es aber wohl auf der US DVD samt einiger deleted Scenes sowie einer längeren Featurette gibt. Ich ärgere mich jedenfalls, dass ich bei der deutschen Fassung zugegriffen habe, da ich von Claires deutscher Synchronstimme eh Schüttelfrost bekomme.

Stardust

Montag, 20. März, 2006
„There was once a young man
who wished to gain his Heart’s Desire.“

Neil Gaimans bekannte Fantasy-Erzählung/Comic „Stardust“ (ich glaube im Deutschen unter dem Titel „Sternenwanderer“ erschienen) wird in diesen Tagen verfilmt (Drehbeginn ist am Samstag) und was mich besonders freut: Claire Danes übernimmt eine der Hauptrollen. Sie spielt Yvaine, die Sternschnuppe. Wenn man sich den Charakter von Yvaine über den Verlauf der Novelle vor Augen führt, ist das wahrhaft eine ideale Besetzung. In weiteren Rollen sind Robert DeNiro (als Kapitän der Perdita) und Michelle Pfeiffer als böse Hexe zu sehen. Der eher unbekannte Charlie Cox („Casanova“) spielt die Hauptrolle des Tristan.

Vor einigen Jahren hätte ich noch große Zweifel gehabt, ob es möglich ist, diesen Stoff werkgetreu zu verfilmen. Schließlich spielt die ganze Erzählung in einer reich ausgestatteten Phantasiewelt mit eigenartigen Wesen und magischen Vorkommnissen. Aber seit den „Lord of the Rings“ und „Harry Potter“ Verfilmungen stellt das heutzutage wohl kein ernsthaftes Problem mehr dar. Dennoch bin ich sehr gespannt, wie „Stardust“ von Matthew Vaughn („Layer Cake“) auf der großen Leinwand umgesetzt wird, Neil Gaiman scheint ja recht zufrieden mit dem Script (ebenfalls aus der Feder von Matthew Vaughn) zu sein. Vaughn sollte eigentlich bei X-Men 3 Regie führen, machte aber einen Rückzieher. Das Drehbuch gehörte letztes Jahr wohl schon zu einer eilitären Liste der vielversprechendsten Drehbücher in Hollywood.

Sicherlich wird „Stardust“ kein gigantischer Box-Office Hit, aber Hoffnung auf einen formidablen Fantasy-Film darf man schon haben, vor allem da er nicht in den USA nach Blockbuster-Strickmuster 08/15 gedreht wird, sondern in erster Linie auf britischem Boden. 2007 kommt der Film in die Kinos, wohl gefolgt von einigen anderen Neil Gaiman / Terry Pratchett – Verfilmungen, die derzeit bereits auch in Pre-Production sind. Ganz wohl ist mir aber ehrlichgesagt bei dem Gedanken an eine Flut von Terry Pratchett – Filmen nicht. Wenn man sich anschaut, was Disney mit Adams‘ „Anhalter“ angestellt hat…

 

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