Posts Tagged ‘Serie’


Arrested Development: This is the day

Freitag, 10. Februar, 2006

Während heute abend alle Welt auf die Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele 2006 schaut, wird eine kleine, unerschrockene Gruppe gebannt ein anderes Ereignis verfolgen: Das zweistündige Finale der Comedy „Arrested Development“ auf FOX. Zwar ist die Show offiziell noch nicht abgesetzt, aber FOX-Chef Peter Liguori hat sich bereits dahingehend geäussert, dass er es für sehr unwahrscheinlich halte, dass die Serie nochmals im Herbst auf sein Network zurückkäme.

So werden heute abend im Schatten der Olympischen Spiele die restlichen vier Episoden der mehrfach ausgezeichneten Serie auf einen Schlag abgebrannt und Kritiker, die bereits einige der Episoden gesehen haben, sind begeistert.

„It’s a very satisfying conclusion, particularly because it mirrors the pilot in so many ways,“ says creator Mitch Hurwitz.[…] „It’s not a good episode, probably, for first-timers, but there’s a lot of closure, and also a lot of cliffhangers.“

Um eine Übernahme der Serie durch Showtime ist es in den letzten Tagen wieder sehr ruhig geworden, es scheint nun vieles an Executive Producer Mitch Hurwitz zu hängen. Showtime hat bereits klargestellt, dass sie die Show nur mit Hurwitz weiterführen wollten. Hurwitz allerdings zögert. Verständlicherweise haben ihn die Kämpfe der letzten Jahre um die Zukunft der Show viel Kraft gekostet und er sehnt sich nach einer Ruhephase.

„I’m really torn. It’s a really important show to me, but on the other hand, maybe it has lived the life it needs to live. What weighs against it is it’s a soul-crushing amount of work.“

The Return Of The Thirtysomethings

Donnerstag, 26. Januar, 2006

Die Networks haben dieses Jahr eine neue (alte) werberelevante Zielgruppe (wieder-)entdeckt: Die thirtysomethings. Damit muss man nicht zwangsweise jene Gruppe der Geburtenjahrgänge genau zwischen 1966 und 1976 meinen. Das kann auch schon ab 25 beginnen, ein Personenkreis der quasi mit MTV und theWB seine Teen- und Twen-Jahre verbrachte. Menschen, die ihre Ausbildung hinter sich haben, nun im Berufsalltag leben, den Sprung über die gefürchtete „3-0“ geschafft haben (oder zumindest schon einige Sorgenfalten wegen jenem Datum haben) und sich nun mit bis dato ungewohnten Gedanken wie Lebensversicherung, eigenes Haus und den/die Partner/in für’s Leben tragen (nicht zwangsweise in dieser Reihenfolge). Oftmals bildet die so genannte „quarterlife crisis“ den Einstieg zu diesem Lebensabschnitt.

An diese Generation wenden sich in den nächsten Monaten einige neue Shows. Im Grunde begann es bereits letztes Jahr mit dem Überraschungstreffer und Comedy-Hit „How I Met Your Mother“, welcher die durch „Friends“ hinterlassene Lücke mehr als ausreichend füllte. ABC schiebt demnächst „What About Brian?“ nach, auch andere Networks haben ähnliche Projekte auf dem Line-Up. Teilweise schon für die post-Olympische Midseason, teilweise erst für das Herbstprogramm. Im Fadenkreuz: Die Gruppe der 25-39 jährigen.

Love MonkeyEin klassischer Vertreter dieses Genres ist das Midseason Drama „Love Monkey“, das seit zwei Wochen auf CBS läuft. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Kyle Smith aus dem Jahre 2004. Darin geht es um den 32jährigen Journalisten Tom Farrell, der 2001 bei einem erfolgreichen New Yorker Boulevard Magazin (Smith arbeitete bei der New York Post) angestellt ist, der mit seinem Leben und seiner Arbeit unzufrieden ist. Der Roman handelt als eine Art amerikanisches „High Fidelity“ von Toms Selbstfindung, seinen Liebschaften, seinen Freunden und versucht ein Bild seiner Altersgruppe kurz vor und nach den Terrorangriffen des 11. Septembers zu zeichnen.

Die TV-Fassung nimmt sich von diesem Konzept ein paar wesentliche Eckpunkte heraus, modifiziert allerdings den biographischen Hintergrund der Hauptperson. Tom (gespielt durch „Ed“ Thomas Cavanagh) arbeitet nun zunächst bei einem großen Plattenlabel, das angeblich solche Mainstream-Hits wie „Hanson“ hervorgebracht haben soll. Doch Tom ist nicht ausgefüllt mit seiner Arbeit bei diesem großen Konzern, sein Job widerspricht zunehmend seiner Lebensphilosophie und — besonders wichtig — seinem Musikgeschmack. Ihm geht es nicht um Geld, sondern um die Kunst. Er entspricht viel mehr dem Charakter Rob Fleming aus „High Fidelity“: Ein Musikexperte, der sich in den Annalen der Rock- und Pophistorie sehr gut auskennt und Dylan jeder Britney Spears Kopie hundertmal vorzieht.

Tom wurde gerade von seiner Freundin verlassen — die er aber eigentlich nie wirklich geliebt hatte. Er war einfach zu bequem, sich einzugestehen, dass diese Frau nicht zu ihm passt. Seine vier Freunde aus Kindheitszeiten sind auch heute noch seine engsten Kameraden, mit denen er allabendlich bei einer Flasche Bier über das Leben, Musik und den Rest philosophiert. Diese Freunde sind typisch TV-Serie vollkommen unterschiedliche Charaktere. Der schwarze Lebe-Mann und Casanova Shooter Copper (Larenz Tate), der verheiratete und bodenständige Mike Freed (Jason Priestley) und der sportliche-flippige Draufgänger Jake (Christopher Wiehl). Dazu hat Tom dann noch seine langjähige „female friend … just a friend … not more“ Brandy ‚Bran‘ (Judy Greer), obwohl dem Zuschauer von Anfang klar ist, dass da doch „more“ ist.

Love MonkeyDie Serie beschreibt nun den Weg Toms vom Mitarbeiter eines großen Poplabels hin zum Angestellten in einem kleinen Indie-Label, seine neue Liebe (Ivana Milicevic), seinen Alltag und in den C-Stories das jeweilige „Problem of the week“ seiner vier Freunde.

Im Mittelpunkt steht aber klar Tom. Zahlreiche Voice-Overs unterstützen den Gesamteindruck einer sehr dialoglastigen Serie und zeugen von dem gedruckten Ursprung des Serienkonzepts. Der Pilotepisode gelingt es, alle Register zu ziehen. Komisch, tragisch, ernsthaft, amüsant, romantisch, peinlich – Der Pilot ist ein sauberes Gesamtwerk. Doch es hakt in den Details: In vielen Aspekten ist die Show, deren Hauptcharkter doch eigentlich so vermeintlich anti-mainstream sein will, dann doch sehr konform zu gängigen Drama-Klischees. Viele Szenen sind zu theatralisch und idealistisch-schönfärberisch (wenn der neuentdeckte „John Meyer“-Verschnitt plötzlich zur Klampfe greift und die ach so wunderschön passende vermeintlich herzerreissende Ballade intoniert) oder zu plump (seine Angebetete arbeitet prompt in seiner neuen Arbeitsstätte und teilt seine Musikvorlieben bis auf den i-Punkt). Tom ist fast schon das Stereotyp des idealistischen Musikliebhabers, dem eigentlich nur noch die berühmten „Top Five“ Listen fehlen, um die „High Fidelity“ Kopie noch offensichtlicher zu machen.

Zudem lässt einen der Eindruck nicht los, dass da auch „mit Gewalt“ eine ganze Co-Merchandise Aktion losgetreten werden soll. Die von CBS für die Darstellung der musikalischen Performer verpflichteten unbekannten Jungstars sind nur allzu mainstream-kompatible Beauties, die man wohl unter dem Motto „from the hit TV-Show Love Monkey“ crosspromoten will. Die passende Website zum virtuellen Plattenlabel existiert auch schon und der Hauptcharakter hat sogar schon einen MySpace Account.

Love Monkey Gottseidank sind diese Szenen in der Minderheit. Schon die ersten fünf Minuten der Show überzeugen auf Anhieb. Sie zeichnen auf humorige Weise ein allzu-bekanntes Bild des durchschnittlichen Allerweltstypen. Dazu gibt es viele gelungene Außenaufnahmen in New York — und nicht nur in der Pilotepisode. Die Show lebt geradezu davon, dass ein Großteil der Szenen auf den Strassen der Metropole gedreht werden, es gibt der Serie gleich einen viel authentischeren Charakter. Ein Zeichen dafür, dass sich CBS diese Show einiges kosten lässt, sind auch die Mini-Gastauftritte von „echten“ Stars, die zwar in einer Serie um ein Plattenlabel unverzichtbar sind, aber dann doch leider wie erwartet recht hölzern und fast unfreiwillig komisch wirken.

Fazit: An die legendäre ABC Serie „Thirtysomething“ aus den späten 80ern kommt diese Show deutlich nicht ran. Dazu ist sie teilweise zu locker-leicht-seicht und krampfhaft hipp. Aber dennoch zeichnet „Love Monkey“ in vielen Aspekten ein sympathisches Bild der aktuellen „thirtysomething“-Generation und bemüht sich zumindest ernsthaft, echte Charaktere zu porträtieren. Dass der Spagat zwischen realitätsnahem Drama und Appeal auch für jüngere Zuschauer nicht gelingt und die Show es teilweise zu aufdringlich und klischeeverliebt versucht, sich als „High Fidelity 2006“ in die Kultschiene zu zwängen, ist angesichts des Gesamtresultats noch akzeptabel. Realistischerweise glaube ich aber nicht, dass es die Show in die fall season schafft. CBS ist andere Einschaltquoten gewöhnt (5.2/9, #8; adults 18-49: 3.1, #T7 für die zweite Episode).

CBS hat 12 Episoden geordert. Produziert (und entwickelt) wird die Show von Michael Rauch, der bisher durch die Serie „Beautiful People“ bekannt ist.

Nächste Woche tritt Aimee Mann in einer Gastrolle auf — das alleine wäre schon ein Grund für mich, die Show anzusehen…

 

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