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Man muss nur lange genug warten…

Samstag, 6. März, 2010

Meine Güte, zehn Jahre!

Das ist zwar nicht die verstrichene Zeit seit meinem letzten Posting, auch wenn es sich so anfühlt. Nein, so lange ist es schon her, dass ich auf einer Mailing-Liste (für die Jüngeren: das waren die Blogs/Twitter der 90er) zur US-Serie „The Practice“ angemeldet war. Leider scheint’s die Liste nicht mehr zu geben — oder ich kann sie nicht mehr finden. AFAIR war sie eine Art Spin-Off-Liste der (inzwischen leider auch gelöschten, soviel zum Thema Langzeitarchivierung) legendären AllyDE-Liste. Good times.

Damals liefen nämlich gerade die ersten Staffeln von David E. Kelleys Juristendrama „The Practice – Die Anwälte“ werktäglich um 12 Uhr mittags(!) als halbe Deutschlandpremiere auf ProSieben und prägten wochenlang meinen abendlichen Video-/Fernsehkonsum. Doch nach vier Staffeln war plötzlich Ruhe, Pro7 organisierte den Programm-Mittag um, hatte auch keine weiteren Folgen von „Practice“ auf Lager und zeigte sich von Protest-Mails gewohnt unbeeindruckt. Nun schreiben wir 2010 und da meldet das Fernsehlexikon, dass P7-Schwestersender Kabel 1 nun tatsächlich die finale Staffel ausstrahlt (und die Staffeln dazwischen einfach auslässt). Diese letzte Staffel von „The Practice“ war seinerzeit ein Versuch, der in den USA quotenmäßig dahin siechenden Serie mit neuem Cast eine Kostensparkur zu verordnen und so zumindest noch ein kurzfristiges Weiterleben zu sichern. Im Endeffekt mutierte diese Staffel dann zum Ausgangspunkt für die spätere Spin-Off-Produktion „Boston Legal“, die mittlerweile ja auch schon ihren höchst erfolgreichen Lauf in Deutschland beendet hat. Die nun nach so vielen Jahren eingeschobene Ausstrahlung dürfte somit weniger die ergrauten „The Practice“-Fans im Visier haben, sondern sich eher an die „Boston Legal“-Zielgruppe wenden.

Immerhin: Jetzt dürfte es also etwa nur noch fünf Jahre dauern, bis wir die restlichen Staffeln von „Felicity“ im deutschen TV zu sehen bekommen 😉

Bei weitem nicht so lang war die unfreiwillige Olympia-Pause, die viele US-Serien in den letzten Wochen einlegten (waha, heute bin ich der Champ der gepflegten Überleitung!). So langsam geht’s wieder los, unter anderem mit dem Serienstart des langerwarteten Remake von „Parenthood“ von Jason Katims („MSCL“, „Friday Night Lights“). Die Pilot-Episode war auch recht solide, eine Mischung aus „Brothers & Sisters“, „Once & Again“ und „Modern Family“ sowie einem Touch „Gilmore Girls“ (letzteres eigentlich nur wegen der bezaubernden Lauren Graham).
Die Folge kam vor allem in den letzten zehn Minuten an die hohen Erwartungen heran und lässt Hoffnung für die weitere Entwicklung. Eigentlich mache ich mir aber bei Katims keine Sorgen. Gewöhnungsbedürftig ist es jetzt am Beginn jedoch, sich als Zuschauer bei all den bekannten Gesichter von den vorherigen Rollen zu trennen. Für mich wird da wohl noch eine ganze Zeit lang Nate Fischer neben Lorelai Gilmore stehen. Warum bei Hulus „Best in Show“-Abstimmung „Parenthood“ zur Zeit noch hinter „Human Target“ liegt, kann ich mir rein gar nicht erklären.

Auch nicht erklären kann ich mir, warum „Skins“ dieses Jahr so heftig zwischen langweiliger Klischeeverwurstung und überraschend emotionalen Charakterdrama oszilliert. Die Show ist vor allem dann gut, wenn sie in tiefe, dunkle Backstories eintaucht. „Thomas“ war uninteressant, „Emily“ herausfordernd, „Cook“ großartig, „Katie“ fürchterlich und „Freddie“ simpel, aber ergreifend. Manchmal habe ich das Gefühl, die Show will eigentlich nur düster-dramatisch-emotionale Momente in Kino-Format mit fulminanter Musik inszenieren und überbrückt den Rest irgendwie mit Füllmaterial. Naja, solange die Produzenten solch ein gutes Händchen mit dem Soundtrack haben, der viele inhaltliche Schwächen überdecken kann, will ich mich mal noch nicht zu laut beschweren. Eigentlich jede Woche findet sich mindestens ein Song, bei dem ich gleich ein „Instant Replay“ machen muss, zuletzt bspw. das gefühlvolle „Honest“ von den eigentlich sonst viel forscher auftretenden „Band of Skulls“.

Apropos Playlist, als hätte ich dank ständigem Pendeln zwischen Saarbrücken und Zürich eh nicht schon zu wenig Zeit zum TV-Konsum, hat mich nun auch noch „Unser Star für Oslo“ in seinen Bann gezogen. Ihr könnt mich übrigens (wie wohl auch den größten Teil der Zuschauer) in der Lena-Fan-Kategorie einsortieren, thankyouverymuch. Sie kann zwar nicht so sauber singen wie die anderen, aber es macht einfach Spaß, diesem kleinen Björk-NoraTschirner-Mashup-Energiebündel auf der Bühne zuzusehen. Ihre Songauswahl ist erfrischend unkonventionell und obwohl ich die Tracks von Paolo Nutini und Adele schon kannte, habe ich sie erst durch ihre Performance „neu entdeckt“. Sie würde zwar in Oslo nicht gewinnen (ebensowenig wie die anderen Kandidaten), aber ein frecher und unbekümmerter Auftritt, der die ESC-Veranstaltung unterhaltsamer macht, wäre es auf jeden Fall. Und man müsste sich nicht schämen, für Deutschland mitzufiebern.

Zurück zum Thema Serien: Als ich neulich meine Festplatten aufräumte, erwies sich dieses Tool als sehr nützlich: FileBot. Auch andere TV-Serien-Fans mit einer Aufräum-OCD könnten daran ihre Freude haben.

Auch daran hatte ich meine Freude: (nene, diese Überleitung tut selbst mir weh ;-)). NBC hat in den letzten Tagen den kompletten Comedy-Block mit „Community“, „The Office“, „Parks“, „30 Rock“ für jeweils eine weitere Staffel verlängert. Bei „The Office“ und „30 Rock“ sollten sie aber dann langsam mal ans Aufhören denken, insbesondere „The Office“ hat sich mitlerweile weit weg von früheren Höhepunkten entfernt. Vielleicht bekommt die Show durch Cecelia Marie Halpert nun noch mal etwas mehr Schwung, aber die Haifische schwimmen schon sehr nah am Fonz.

Und schließlich als Rauswerfer noch ein bezauberndes, kleines „Hurley“-Tribute-Mashup aus dem Web, weil ich zu „Lost“ nix geschrieben habe (Mein Eindruck bisher lässt sich mit den Worten „unverändert hohe Erwartungshaltung“ zusammenfassen):

The Legend of the Mustache

Donnerstag, 11. Februar, 2010

Stell Dir vor, es sind February-Sweeps und keiner merkt’s. Früher wurden zu dieser Zeit die „big guns“ ausgepackt, dieses Jahr hält irgendwie jeder den Atem an und wartet auf Olympia. So hat sich „Lost“ nach einer zumindest soliden Season-Eröffnung plötzlich wieder an alten, eigentlich längst vergessenen Langeweile-Unarten orientiert. Hoffentlich war’s nur ein Ausrutscher in dieser finalen Staffel. Auch „Chuck“, „The Office“, „30 Rock“ und „Big Bang Theory“ hatten schon mal bessere Tage gesehen.

„Dollhouse“ endete mit einem guten Finale, das der Serie einen würdigen Schlusspunkt setzte. Kein offenes Ende, keine Notwendigkeit für Spin-Offs oder Comics — einfach zur Abwechslung mal ein abgeschlossenes Kapitel im „Whedonverse“. Und zur Überraschung aller Beteiligten wurden tatsächlich alle 13 Episoden der zweiten Staffel ausgestrahlt — FOX kann also doch Wort halten.

Kein so versöhnliches Ende gibt es wohl für „Better Off Ted“ und „Scrubs 2.0“ : Derzeit erscheint es wahrscheinlicher, dass man die finalen Episoden dieser Serien erst auf DVD zu sehen bekommt. Im Falle von „Better Off Ted“ ohne jeden Zweifel eine Anschaffung wert, bei „Scrubs 2.0“ würde ich da schon länger zögern. Die Charaktere fanden zwar zuletzt endlich ihre Souveränität ohne nervende J.D.-Altlasten und die Show hätte sicherlich auch eine Verlängerung verdient, aber richtiges „Must-See-TV“ wie die ersten Staffeln von „Scrubs“ war’s nicht.

Bei den neuen Shows sind „Caprica“ und „Life Unexpected“ auch nach drei bis vier Episoden immer noch in einem seltsamen Limbo-Status: Schatten und Licht halten sich verblüffend ausgeglichen die Waage. „Caprica“ überzeugt vor allem wegen dem auf dem Papier sicherlich absurd klingenden Inszenierungskniff, der die 0.1-Version der Cylons kurzerhand mit einem menschlichen Teenager kreuzt. Aber selbst das Gimmick der Anwesenheit des jungen Bill Adama kann mich nicht richtig überzeugen, zu wenig interessant sind ein Großteil der Charaktere und Geschichten. Aber es ist Potential da, jede Woche muss sich die Show jedoch neu beweisen.

„Life Unexpected“ appelliert natürlich vor allem an den WB-Oldtimer, der sich darüber freut, wieder die gute alte „Gilmore-Girls-Felicity-Dawson’s-Creek“-Atmosphäre zu entdecken. Aber leider stolpert auch diese Show — wie es wohl zum WB-Stil passt — öfters in allzu ausgetretene Story-Klischees (die komplette zweite Episode war Murks, die dritte aber wieder deutlich besser). Auch hier ist einfach noch kein abschließendes Urteil möglich.

Von der vierten Staffel „Skins“ wurden erst zwei Episoden ausgestrahlt, aber auch hier stehen die Zeichen auf „ugh“. Vielleicht sind diese Charaktere und das Storyprinzip jetzt wirklich endgültig ausgereizt oder die Show braucht noch etwas mehr Anlaufzeit in dieser Season.

So lautet das Fazit wohl im Moment nur: Warten auf März und „Parenthood“. (Aber wenn man sich dermaßen auf etwas freut… 😮 ).

Zwischendurch noch ein kleiner Surftipp: Ein längjähriger Programmplaner für FOX (und früher NBC) war schon seit einiger Zeit als „Masked Scheduler“ auf Twitter unterwegs, nun hat er auch ein Blog mit längeren Postings. Seine Beiträge sind immer recht lesenswert für Leute, die sich etwas für das TV-Business interessieren, insbesondere wenn er ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und beispielsweise von der Scheduling-Genese des „Must-See“-Donnerstag in den 1990ern auf NBC erzählt. Natürlich sind seine Postings recht positiv, wenn es um seinen gegenwärtigen Arbeitgeber FOX geht, aber er bemüht sich auch zuweilen um einen halbwegs neutralen Standpunkt (so zum Beispiel wenn er „Wonderfalls“ als eine der großen verpassten Chancen von FOX nennt). Er schreibt zwar unter einem Pseudonym, aber falls es jemanden interessiert, ist sein Name über eine Google-Recherche recht einfach herauszufinden.

Abschließend ein Lob an die NBC-Promoabteilung, die offenbar noch nicht eingespart wurde, wie der nachfolgende Clip beweist.

Außerdem gibt’s auch noch „April The Intern“ sowie „Ladies Man„.

5,3 Millionen sehen "True Blood" / plus: "Skins" (US)

Dienstag, 25. August, 2009

Die Pilot-Episode von „True Blood“ hatte seinerzeit gerade mal 1,4 Millionen Zuschauer, nun steht schon eine dicke fünf vor dem Komma. Was letztes Jahr noch beinahe nach einem kurzlebigen Flop aussah, entwickelt sich für HBO zu einem fulminanten Hit und die DVD-Verkäufe lassen ordentlich die Kasse klingeln. Jetzt fangen sogar schon die ersten „Sopranos“-Vergleiche an. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg, die Show kam regelmäßig über 12 Millionen Zuschauer. Bei Wachstumsraten von derzeit rund 20% pro Woche erscheint das Ziel aber nicht unwahrscheinlich.

Da bin ich wirklich mal gespannt, ob der Vampir-Hype von „Twilight“ und „True Blood“ ausreicht, um „The Vampire Diaries“ in ein paar Wochen (10. September) auf CW zum Network-Retter zu pushen. Wenn CW das vermasselt, dann kann es wirklich die Lichter ausknipsen. Und ich will gar nicht wissen, wieviele Serien mit übernatürlichen Hauptcharakteren nun bei vielen Studios und Networks auf die Überholspur in der Entwicklungs-Pipeline geschoben wurden.

Ich bin mir auch noch nicht so sicher, ob ich in diesem Kontext froh sein soll, dass dem CW die US-Remake-Rechte für „Skinsdurch die Lappen gegangen sind, schließlich darf nun MTV versuchen, das Show-Konzept zu ruinieren. Viel lieber hätte ich das Projekt bei Showtime oder HBO gesehen, aber für welche Serie wünscht man sich das nicht? Man kann die Serie zwar spät zeigen und die Schimpfwörter mit „beeps“ überblenden, aber kann man die Atmosphäre des Original-Konzepts wirklich auf Baltimore, USA übertragen? Prinzipiell sollte das meiner Meinung nach möglich sein, aber die Vorurteile gegen Serien-Kopien kommen nicht von ungefähr. Immerhin soll die US-Version von Company Pictures produziert werden, welches auch für das britische Original verantwortlich ist. Ebenso wird Chefautor Bryan Elsley zumindest die Pilot-Episode schreiben und co-produzieren. Aber ich habe gerade Schwierigkeiten, mich an die letzte MTV-Serie zu erinnern, die ich gesehen habe. Vielleicht eine der frühen Staffeln von „The Real World“? Auf der anderen Seite: MTV ist auch nicht ganz unschuldig an der Popularität von „My So-Called Life“, das dort in den späten 1990ern in einer Art Dauer-Wiederholung lief. Das CW hingegen hat sich bisher in meinen Augen vor allem durch die Absetzung von „Veronica Mars“ einen (schlechten) Namen gemacht.

Die zweite Folge von „Mad Men“ auf amc erreichte übrigens 1,91 Millionen Zuschauer, zwar deutlich weniger als die Season-Premiere, aber immer noch besser als Season 2.

Hope for Merkins

Samstag, 21. März, 2009

Gegenwärtig befinde ich mich in einem kleinen Nachrichten-Blackout: Keine TV-Websites, kein Twitter, keine RSS-Feeds. Und das nur, um „Battlestar Galactica“-Spoiler zu vermeiden. Aber wenn man schon keine anderen Blogs lesen will, dann kann man ja immerhin selbst einen Eintrag schreiben — nur eben ohne BSG-Inhalt. :). Mal sehen, was diese Woche so ansteht.

castleIch bin selbst etwas überrascht davon, wie gut mir die neue Krimi-Serie „Castle“ gefällt, obwohl es doch wirklich nur das oft gesehene Prinzip einer Cop-Show mit zwei vermeintlich gegensätzlichen Hauptcharakteren aufgreift. Ein Mann und eine Frau mit offensichtlicher gegenseitiger Anziehung, dazu ein paar schnippische Kommentare neben der Ermittlungsarbeit und fertig ist eine weitere Show in der langen Tradition von Bruce Willis und Cybill Shepherd in „Moonlighting“. Allerdings hängt im Fall von „Castle“ wirklich alles von Nathan Fillion ab, der hier einfach seine Ideal-Rolle spielen kann: Immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen und nie um einen Flirt oder eine Actionszene verlegen. Allerdings schon in Form der oftmals schauspielerisch unglücklich agierenden Stana Katic in der weiblichen Hauptrolle werden (zumindest momentan noch) die Grenzen der Show aufgezeigt, da ist vieles bestenfalls nur TV-Durchschnitt. Aber mal sehen, vielleicht reicht Nathan Fillions lockeres Mundwerk ja wirklich aus, um die Show für mich interessanter als „Bones“ zu machen, bei dem ich seinerzeit nie recht den Anschluss fand. Interessant finde nebenbei erwähnt auch noch die netten Pseudo-Meta-Anspielungen, wenn der Schriftsteller darüber spekuliert, wie der Kriminalfall möglicherweise in einem Krimi-Roman ablaufen würde. Man sollte wohl lieber nicht zu lange darüber sinnieren, dass ihm diese Worte wiederum von einem Autor einer Krimi-Serie in den Mund gelegt wurden — das gibt eh nur Kopfschmerzen… 😉

Die Pilotepisode der neuen Comedyserie „Better off Ted“ bei ABC fällt auch die Kategorie „Vielversprechend“: Richtig schön schräg und mit ein paar guten Lachern (wenn man solche abstrusen Shows mag). Portia de Rossi unterstreicht erneut ihre Comedy-Talente mit einigen sehr trockenen, aber pointierten Auftritten. Die Quoten sprechen allerdings eine deutliche Katastrophen-Sprache: Nach dem „Scrubs“-Finale wird wohl auch „Better off Ted“ in das Programmplan-Nirvana verschwinden.

In der Abteilung „Nostalgie-TV“ hatte ich neulich nochmal das Vergnügen eine frühe Episode von „Herman’s Head“ zu sehen. Wer sich nicht mehr daran erinnert: Die Comedy handelte von dem jungen Copyeditor Herman, dem der Zuschauer vor wichtigen Entscheidungen in den Kopf „hineinsehen“ und dort in Form von vier verschiedenen Persönlichkeiten Hermans Entscheidungsprozess nachvollziehen konnte. Die Serie war so ungewöhnlich wie viele andere Serien aus der Anfangszeit von FOX und diente unter anderem den damaligen jungen „Simpsons“-Sprechern Hank Azaria und Yeardley Smith als zweites Karriere-Standbein. Auch aus heutiger Sicht, knapp 17 Jahre später, funktioniert die Serie noch überraschend gut und ist durchaus amüsant — wenn man über die billige und simple Umsetzung hinwegsehen kann.

Wenn ich schon beim Thema „Nostalgie“ bin, kann ich auch gerade noch erwähnen, dass ich neulich mal wieder „ER“ angeschaut habe. Natürlich wegen dem „Geheimauftritt“ von George Clooney und Julianna Margulies kurz vor dem Serienfinale. Ein besonderes Must-See-Event war’s eigentlich nicht, ich war eigentlich mehr davon überrascht, dass plötzlich Shiri Appleby („Roswell“) neben Linda Cardellini („Freaks & Geeks“), Scott Grimes („Party of Five“) und John Stamos („Full House“) auftauchte. Und im ER-Finale soll dann auch noch Alexis Bledel („Gilmore Girls“) mitspielen. Welch Kollision der Teen-Serien-Universen.

Unserer aktueller Teen-Serien-Champion „Skins“ zeigte auch diese Woche wieder eine solide Performance, doch schon nächste Woche kommt leider das Finale der dritten Staffel. Bis vor kurzem gab es Befürchtungen, dass es sich dabei sogar um das Serienfinale handeln könnte, denn der produzierende Sender Channel 4/E4 befindet sich gegenwärtig in finanziellen Schwierigkeiten und muss wie andere britische Sender an den Sparschrauben drehen. Doch letzte Woche wurde offiziell versichert, dass eine vierte Staffel produziert wird.

Ein interessantes Casting-Gerücht besagt übrigens, dass Hannah Murray („Cassie“ aus Season 1 & 2) die neue Begleiterin des „runderneuerten“ Doctor Who ab 2010 werden soll — sie wäre angeblich zur Zeit die Top-Kandidatin auf Steven Moffats Liste.

Ein anderer „Skins“-Alumni ist seit Donnerstag in „Slumdog Millionaire“ in den deutschen Kinos zu sehen. Dev Patel spielte „Anwar“ in den ersten beiden Staffeln und nun die Hauptrolle in dem diesjährigen Oscar-Gewinner-Streifen. Ich fand den Film durchaus sehenswert und ansprechend erzählt, aber die Anhäufung von gleich acht Oscar-Trophäen empfinde ich im Nachhinein dann doch etwas überbewertet. Mich hat der Film vor allem in den eher „technischen“ Kategorien wie Schnitt und Kameraarbeit überzeugt (die Szenen in Mumbai sind erstklassig und atemberaubend), die Story selbst halte ich hingegen nicht unbedingt für Oscar-würdig.

Und dann noch als „Musikvideo zum Wochenende“ ein Track von einer 2-Personen-Combo, die ich aus unerfindlichen Gründen erst diese Woche entdeckt habe: The Kills. Eigentlich bin ich nur über die Verlinkung eines „Crazy“-Covers bei Capt. Obvious auf die Gruppe gestoßen. Hat ‚was von Garbage, Yeah Yeah Yeahs und White Stripes. Wie gut, dass es zur Zeit bei Saturn.de MP3-Alben für 5 Euro gibt.

Twitter killed the sablog star

Donnerstag, 12. März, 2009

Ich gebe es ja zu, ich war ein böser Blogger in den letzten Tagen. Nicht nur, dass ich wenig Zeit zum Bloggen habe, sondern nun gehe ich auch noch verstärkt auf Twitter fremd. Letzteres hängt wohl auch mit meiner jüngsten Neuanschaffung zusammen, dem G1 von Google/T-Mobile. Da ist es einfach zu verlockend, noch während man auf der Couch sitzt und sich eine Episode von „Sarah Connor’s Boring Chronicles“ anschaut, einen kurzen „Tweet“ loszuwerden. Ich habe zwar auch das Admin-Interface des sablog in den G1-Bookmarks, aber Twitter liegt einfach näher. Die Begrenzung auf 140 Zeichen ist zudem für Schreiber wie mich, die zu ausufernden Formulierungen und Nebensatz-lastigen Textergüssen neigen, eine nette sportliche Herausforderung. Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Für „richtige“ Texte sehe ich die Blog-Form noch deutlich im Vorteil an, „twitter“ ist eher was für den „kleinen Hunger zwischendurch“.

Dennoch habe ich diese Woche auch nicht mehr viel zu ergänzen. Viele der gesehenen Serien können wirklich in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, erst das „Battlestar Galactica“-Finale dürfte wieder ein größeres Event sein. Zu „Breaking Bad“ bin ich noch nicht gekommen, dafür aber schon zu „Castle“ mit Nathan Fillion — letzteres gefiel mir eigentlich recht gut (wie schon „getwittert“: könnte vielleicht über den Verlust von „Life“ hinwegtrösten, wenn ABC denn „Castle“ verlängert). Aber wie üblich: Beware of the pilot episode, abwarten wie der Rest ist.

Die Songs von „Flight of the Conchords“ sind zwar in den neueren Folgen nicht mehr so originell wie in der ersten Staffel („Most Beautiful Girl in the Room“ war übrigens im Auslieferzustand eine MP3-Dreingabe auf meinem G1-Phone), aber dafür hat die Comedy etwas zugelegt. Könnten die „Conchords“ auch ganz ohne Songs funktionieren? Ich glaube schon.

Meine erneuten Lobpreisungen für „Skins“ hören sich mittlerweile wohl schon wie eine Schallplatte mit Sprung an, aber die Show verdient sich in meinen Augen erneut das Prädikat „1A“. Sicherlich versammelt die Show da ein einige Teenage-Klischees rund um Sex, erste Liebe und nochmal Sex und plustert sie künstlich auf, aber kaum eine andere Serie vermittelt in ihren Charakteren und Stories soviel Humor, Drama und Emotionen wie „Skins“. Eine ganze Episode einer „Pop-Serie“ mit Debussy-Klavierstücken als Soundtrack … atemberaubend. Sogar die Previews auf die Folge der nächsten Woche sind oftmals kleine Kunstwerke (diesmal übrigens mit „Flume“ von Bon Iver im Background).

Und „The Wrestler“ habe ich kürzlich gesehen: Klare 10/10. Ein grandioser Film mit einem großartigen Mickey Rourke, der vermutlich über weite Strecken nicht mal ’ne Rolle, sondern sich selbst spielt ;-). Nur die Freundin sollte man wirklich nicht mit ins Kino nehmen — es wird etwas blutig zuweilen. Ich wünschte, ich hätte Zeit für eine längere Review.

There's no wanking in "Hamlet"!

Sonntag, 22. Februar, 2009
  • „Yes there is. Loads. But they call it soliloquies.“ effyEs ist mal wieder an der Zeit, die Qualitäten von „Skins“ zu loben. Die dritte Staffel entwickelt sich erneut auf einem hervorragendem Pfad irgendwo zwischen surrealer Überdrehtheit, rohem Teen-Drama und trauriger Gesellschaftskritik. Wenn man in „skins“ in einen Kleiderschrank tritt, kommt man ganz sicher nicht in Narnia heraus… Hilfreich bei der Zuschauerbindung dürfte sicherlich auch die alles andere als subtil eingefädelte „girl-on-girl-action“ sein oder jede beliebige andere sexuell aufgeladene Szene. Aber die Show bietet darüber hinaus auch faszinierendes und authentisches Drama um eine Gruppe spannender Charaktere, so dass die Serie in der nunmehr dritten Staffel den Vergleich mit den weniger provokanten „My So-Called Life“, „Freaks and Geeks“ und „Friday Night Lights“ keineswegs zu scheuen braucht. Die Kameraarbeit, die sich eindeutig nicht mit „dem Üblichen“ zufrieden geben will, begeistert mich auch jedesmal aufs Neue. Schmerzhaft ist allerdings der Gedanke an all die Soundtrack-Ersetzungen, die vermutlich bei der im April kommenden DVD-Veröffentlichung wieder stattfinden werden. Denn der Soundtrack ist ein wichtiger (und exzellent gewählter) Teil der Serie.
  • Ich wünschte, etwas Positives könnte ich auch zur zweiten Episode von „Dollhouse“ schreiben, aber mir fällt wenig ein. Die Show ist immerhin noch nicht so frustrierend wie „Fringe“, aber als Zuschauer muss man schon ziemlich hartnäckig nach Haltepunkten in Form von identifizierbaren Charakteren oder Plots suchen, um das Interesse an der Serie wachzuhalten. Ich reihe mich auch in den Chor der Kritiker ein, die den früher so Whedon-typischen Humor in seinen Dialogen vermisst. Hier und da blitzt etwas Vielversprechendes auf („We have a situation. The kind you need to shoot at.“), aber derzeit steckt die Show noch ganz tief in Genre-typischen Prozedural-Formalismen fest, versehen mit den mittlerweile leider üblichen „Season-Mysteries“. Die Quoten sind immerhin im Vergleich zur Vorwoche nicht drastisch eingebrochen (von 4,7 Mio auf 4,3 Mio), aber mal ehrlich: Viel mehr „einbrechen“ geht da auch nicht mehr. Selbst ein LOLCATS-Testbild würde gute 2,5 bis 3 Mio Zuschauer anziehen, wir reden hier von FOX und (noch) nicht vom CW. Aber dennoch wird FOX meiner Einschätzung nach alle Episoden ausstrahlen — zu lauthals hat man noch im November getönt, dass man der Serie 12 bis 13 Wochen(!) Zeit lassen würde, um Zuschauer zu finden. Und ja, alle dreizehn Episoden (plus unaired Pilot) sollten zu diesem Zeitpunkt bereits abgedreht sein.
  • „Middleman!“ Nachdem man Matt Keeslar nun gerade in „Dollhouse“ als psychotischer Killer gesehen hat, gibt es übrigens auch Neuigkeiten zu seinem vorherigen Projekt: Die Absetzung von „Middleman“ ist offiziell (keine Überraschung), aber ebenso offiziell ist nun auch die DVD-Ankündigung dieser goldigen Sommer-Serie. Natürlich kommt das DVD-Set aus dem Hause Disney/ShoutFactory und wird zeitgleich mit einem Comic veröffentlicht, der die finale Episode in gezeichneter Form darstellen soll.
  • Ein Satz auch noch zu „Life„, das wohl auch bald in die ewigen Jagdgründe eingehen wird: Das „Season-Mystery“ um die bösen Drahtzieher, die Charlie Crews unbedingt zum Schweigen bringen wollen, ist in meinen Augen mittlerweile komplett überflüssig. Es kommt nicht oft vor, dass ich einer Show empfehlen würde, nur noch auf prozedurale Elemente zu setzen, aber in „Life“ wirkt diese ganze Intrigen-Nummer mittlerweile wie ein gigantischer Fremdkörper. Der unschlagbare Charme dieser Serie besteht zu 98% aus der Interaktion von Crews mit seiner Partnerin Reese sowie Captain Tidwell. Mehr braucht die Show gar nicht (okay, gerne genommen wird noch der gelegentliche Gastauftritt von Christina Hendricks ;-). Aber eigentlich auch egal, die Serie ist so oder so am Ende :-(.
  • „L.A. is gonna eat you alive!“. Eine weitere Show feierte am Freitag ihre letzte Ausstrahlung: „Late Night with Conan O’Brien„. Nach über 13 Jahren und 2700 Sendungen wechselt Conan ab Juni nach Los Angeles und in den 23:30-Uhr-„Tonight Show“-Slot. Sein Abschied von seiner alten Show und New York am Freitag war reichlich emotional, auch wenn er nicht (wie Letterman seinerzeit) das Network verlässt. Gerade im Vergleich zu den alten „best of“-Videos aus der Anfangszeit fällt eigentlich nur eines auf: Conan ist dürrer geworden ;). Seinen Stil hat er in den 13 Jahren aber fast unverändert beibehalten und ich denke, daran wird sich auch in Los Angeles nichts ändern, insbesondere da Jay Leno dem konservativeren Publikum erhalten bleibt. Vermutlich wird er solche extremen Sketches wie den „Masturbating Bear“ zurücklassen, aber wie er in seiner finalen Dankesrede betonte: Er bleibt immer Conan, er weiß gar nicht, wie er sich „erwachsener“ verhalten sollte :). Sobald Conan im Sommer die Tonight-Show übernimmt, kann man ihn auch vielleicht wieder bei CNBC Europe sehen, die ihn seit Januar aus dem Programm verbannt hatten (wenn die sich nicht dazu entscheiden, die neue Leno-Show zu senden).
  • Und zum Schluss noch ein Programmhinweis: Heute ist mal wieder Oscar-Nacht. ProSieben überträgt live. Ich habe noch nicht viele der in den Top-Kategorien nominierten Filme gesehen und werde die Veranstaltung wohl am Rosenmontag wie üblich „live on tape“ und mit dem Finger über der Vorspultaste „genießen“. Hugh Jackman als Host dürfte mal ein interessantes Experiment sein. Abgeschafft wurde aber wohl eines der makabersten „Highlights“ der früheren Oscar-Shows: Während der obligatorischen Slideshow-Huldigung der Verstorbenen wird der Ton aus dem Auditorium stummgeschaltet. Also kein Todesfall-Applaus-o-meter mehr.

Frisch gehäutet

Freitag, 23. Januar, 2009

Ich war im Vorfeld etwas skeptisch, was den Neustart der britischen Serie „skins“ mit (fast) komplett neuem Cast anging, aber die Eröffnung der dritten Staffel war erneut eine gelungene Mischung aus vollkommener Überdrehtheit, abstrusem Wahnsinn und dezent eingestreuten ernsten Untertönen. Dazu kommen wie ebenfalls aus den letzten Jahren gewohnt erneut ein netter Soundtrack, ein begabter junger Cast und eine zuweilen sehr geschickte Kameraführung (insbesondere alle Close-Ups von Effy). Es ist sicherlich „skins: the next generation“, aber es ist definitiv immer noch „skins“. Well done.

"skins" II.

Freitag, 15. Februar, 2008

Wollte nur mal kurz anmerken/erinnern, dass die zweite Staffel von „skins“ am Montag auf E4 in Großbritannien angelaufen ist. Und wie bereits die erste Staffel neue Maßstäbe auf der nach oben offenen Bizarr-o-Meter-Skala setzte, so macht die Seasonpremiere genau dort weiter: Tanzende Hunde, Dudelsäcke, die Funktionsvielfalt von Behindertentoiletten und weitere Skurrilitäten pflastern das Skript der ersten Hälfte der Episode. Die zweite Hälfte schaltet dann einen Gang zurück und ist zwar immer noch reichlich „over-the-top“, aber leider nicht mehr so unterhaltsam.

skins

Sonntag, 30. Dezember, 2007

Eigentlich hatte ich mit Jugendserien schon mehrmals weitestgehend abgeschlossen. Irgendwann kommt wohl in jedem Leben die Zeit, in der man sich eher mit den Charakteren aus „thirtysomething“ verbunden fühlt als mit den Sorgen und Nöten der Teenager aus „My So-Called Life“ (und in einigen Jahren folgen dann Rick und Lily aus „Once and Again“ ;-)). Nach all den Jahren glaubt man wohl auch an einem gewissen Punkt mal alle möglichen und unmöglichen Permutationen aller existierenden Teen-Drama-Storylines gesehen zu haben.

Aber erstens kam’s anders und zweitens kam „skins„. Die neun Episoden der ersten Staffel dieses britischen Dramas liefen Anfang 2007 zum ersten Mal auf dem PayTV-Ableger E4 von Channel 4 und sind seit Herbst auch auf DVD erhältlich. Und nicht nur hier im Blog wurde ich mehrmals auf diese Show aufmerksam gemacht, „skins“ hatte einiges an Wirbel verursacht. Dass es sich bei „skins“ nicht um eine „normale“ Teenage-Soap handelt, erahnt man spätestens beim Anblick der kleinen Sticker auf der DVD-Verpackung, die einen Verkauf an Minderjährige untersagt. Eine Jugendserie, die nicht für 17jährige geeignet ist und abends um 22 Uhr ausgestrahlt wird? Hm, naja, in der Praxis kann sowas wohl das Interesse bei Jugendlichen eher noch erhöhen…

skins (c) Channel 4„skins“ handelt von einer Gruppe von 16-bis 18-jährigen Teenagern, die in Bristol leben und dort zur Schule gehen. Wie bei anderen Teen-/Twen-Serien liegt auch in dieser Show der Schwerpunkt auf dem Liebesleben (und -leiden) der jungen Menschen und ihrem vermeintlichen alltäglichen Problemen rund um Schule, Parties, Drogen und Elternhaus. Inwieweit die Serie da ein realistisches Porträt von Jugendlichen in Bristol (oder sonstwo) zeichnet, sei erstmal dahingestellt. Auf jeden Fall packen die Autoren in den wenigen Episoden so ziemlich jedes heißes Eisen an, das sie nur irgendwie in die Finger kriegen. Drogen-, Medikamenten- und sexueller Missbrauch stehen ebenso auf dem Menu wie ausschweifende und außer Kontrolle geratene Parties, abwesende Eltern und fehlende berufliche Perspektiven gepaart mit einer vollkommen kaputten Beziehung zum eigenen Körper. Dazu kommen sexuelle Experimente, Liebesbeziehungen zwischen Lehrern (und Schülern) und mittendrin lauter gelangweilte Teens, die ihre Grenzen austesten wollen. Kurz: Der personifizierte Alptraum des Beschützer-Instinkts aller Eltern.

Die Show nimmt entsprechend der Altersfreigabe dann auch kaum ein Blatt vor den Mund und zelebriert geradezu genüsslich und ausführlich den hemmungslosen Lebensstil der Hauptfiguren. Aber die Show ist keineswegs nur eine einzige Aneinanderreihung von Exzessen, wie es Channel 4 vielleicht auch nicht ganz uneigennützig in den Promos glauben lassen möchte. Die Serie findet durchaus auch ruhige und ernste Momente, aber vor allem viele surreale und absurd komische Situationen, die einfach derart over-the-top sind, dass man nur noch laut lachen kann. Jede der neun Episoden stellt dabei einen anderen Charakter aus der Freundesgruppe in den Mittelpunkt, aber es gibt auch übergreifende Storyarcs, in die alle Figuren mehr oder weniger verknüpft sind und die in einem furiosen Finale in der letzten Episode einen ersten Endpunkt finden.

'Sid' aus skins (c) Channel 4Heutzutage ist es nicht mehr so außergewöhnlich wie noch vor einigen Jahren, aber es sollte dennoch angemerkt werden, dass fast alle Darsteller auch etwa im Alter der Figuren sind, die sie spielen — durchweg sind die Darsteller etwa Jahrgang 1988/89. Teilweise stellt „skins“ ihr erstes größeres Projekt dar, was man auch merkt — aber durchaus eine gewissen Grad Echtheit in die Sache bringt. Andere Schauspieler sind schon länger im Geschäft, allen voran der ehemals „kleine Junge“ Nicholas Hoult aus der Hornby-Verfilmung „About a Boy“. Die Nase von April Pearson („Michelle“) verdient zudem unbedingt einen eigenen Satz in dieser Review (diese Nase, diese Nase, ich komme mir schon vor wie Asterix und Miraculix ;-))

Die Serie als „Gesamtkunstwerk“ ist eine sehr uneinheitliche Angelegenheit — es gibt viel Licht, aber auch reichlich Schatten. In manchen Szenen denkt man, man sei in einem surrealen Alptraum (oder feuchten Traum der Autoren) gelandet nur um dann wieder im nächsten Moment einen sehr realistisch gezeichneten und nahegehenden Teenage-Angst-Moment wiederzuerkennen. Die Serie wandelt auf einem sehr schmalen Grat zwischen abgehobenen Bizarrtum (die Episode mit dem Russland-Ausflug ist dermaßen schrill und fern von Gut und Böse, dass man wahrlich an der geistigen Gesundheit der Autoren zweifelt) und gleichzeitig sozialkritischer und dramatischer Dokumentation des Teenager-Lebens in anonymen Großstädten des frühen 21. Jahrhunderts.

Viele Szenen sprühen vor inspirationaler Kraft und faszinierenden Charakterstudien, weil sie ein schonungslos offenes Bild einer jungen Generation (über-)zeichnen (hier ist insbesondere die gesamte tragische Handlung rund um die schweigsame „Effy“ zu nennen, dazu viele Szenen mit der bizarren Cassie, aber auch der unterforderten Musikhoffnung Jal). In anderen Momenten schlägt dann das Pendel wieder in herrlich komischen Slapstick mit Potential zum Kult-Klassiker aus (Chris‘ Medikamentenexperimente), überschlägt aber leider auch öfters in puren Dummfug (mit dem Tiefpunkt der erwähnten Russland-Episode) oder fällt mit einer stereotypen und/oder gut gewollten, aber richtig schlecht umgesetzten 08/15-Storyline flach auf die Nase (vieles mit dem schwulen Maxxie und seinem muslimischen Kumpel Anwar aber vor allem die Chris/Angie-Beziehung). Die Serie ist somit eine Achterbahnfahrt gleich in mehrfacher Hinsicht.

skins (c) Channel 4Dennoch werden einige sehr interessante und gegensätzliche Charaktere in einer überraschenden Gruppendynamik aufeinander losgelassen und zumindest ich fühlte mich durchweg gut unterhalten. Man darf die Serie meiner Meinung nach nicht zu ernst nehmen und dann wird man mit einer abenteuerlichen Chaos-Tour entschädigt, die ihre finale fünf Minuten in einem „most cheesy“ und gleichzeitig surreal-bizarren, „i can’t believe they did that“-Höhepunkt zelebriert.

Technisch gibt es nicht viel zu mäkeln, mir hat der Stil der Kameraführung und Schnitts (vor allem in der Pilotepisode) recht gut gefallen und auch die Produktionsdesigner haben ganze Arbeit geleistet bei der Ausstattung der sehr verschiedenen Charaktere.

„skins“ gehört auf meiner Liste der skurrilsten Shows 2007 in eine Reihe mit „John from Cincinnati“ und „Pushing Daisies“. Nicht dass die Shows irgendetwas gemeinsam hätten — abgesehen eben davon, dass sie sehr konsequent nach ihrem eigenen Beat marschieren. Aber sie verdienen sich alle zweifelsohne einige Meriten indem sie etablierte Regeln auf den Kopf stellen und gehören in die Kategorie „Muss man einfach mal gesehen haben, um mitzureden“ und seien es im Falle von „skins“ nur die Episoden 1 und 9.

Noch ein paar Worte zu den DVDs. Passend zur Serie kann das Verdikt auch hier nur „uneinheitlich, aber dennoch lohnenswert“ lauten. Erstmal haben sie einen ziemlich ätzenden Kopierschutz, was das Anschauen unter Linux zu einem eigenen Drama werden lässt. Dann sind viele Songs aus dem Original-Broadcast durch billige Songs ersetzt worden. In den meisten Fällen ist das nicht sonderlich gravierend, aber es fällt hie und da schon auf, dass der Soundtrack nicht recht passt (bspw. bei der Geburtstagsparty im Finale) — soweit ich auf den ersten Blick sehen kann, wurden aber zumindest Songs von zentralen Momenten der Serie beibehalten. Dennoch schade, dass solche Musiklizenzprobleme auch bei Serien made in 2007 noch ein Thema sind. Immerhin kann man sich die Songs auf dem separat erhältlichen CD-Soundtrack anhören.

skins DVD (c) Channel 4Außerdem enthalten die DVDs so gut wie keinen Blick hinter die Kulissen: Kein Commentary Track, kein Making Of. Dafür gibt es aber die reichhaltigste Sammlung von Trailern, Stings und Promos, die ich jemals bei einer DVD-Veröffentlichung gesehen habe. Mindestens drei Viertel davon sind aber auch redundant und überflüssig. Warum die ich die DVDs aber dennoch als lohnenswert ansehe? Wegen den so genannten „Ancillary Storylines“ und den „Video Diaries“, die als Bonus-Material für die Channel 4-Website und die DVDs produziert wurden und in ihrer Gesamtheit im Grunde noch eine zehnte Episode bilden. Gerade bei den „Ancillary Storylines“ ist eine Menge Material dabei, die wohl auch aus Zeitgründen nicht in die Episoden aufgenommen wurden und einige Storylines der Folgen noch ein gutes Stückchen vertiefen.

Die DVDs gibt’s leider nicht in Deutschland (außer bei amazon.de über den Marketplace), aber bei den üblichen britischen Shopping-Quellen (bspw. amazon.co.uk) so ab etwa 17 Euro.

Fazit: Wie oben schon erwähnt, kann ich die Serie aufgrund ihres sehr eigenen Stils nur jedem (ab 18 Jahre ;-)) ans Herz legen (falls es wirklich noch Leute geben sollte, die sie nicht kennen — ich bin ja schon reichlich spät dran). Man sollte sich aber schon im Vorfeld bewusst sein, dass „skins“ oftmals reichlich „over-the-top“ ist und sich auf eine zuweilen sehr schräge, aber auch bewegende und dramatische Tour-de-Force gefasst machen. Jedenfalls freue ich mich auch schon auf die für Frühjahr angekündigte zweite Staffel. Es sieht so aus, als hätte ich mit Jugendserien also immer noch nicht abgeschlossen…

Skins Staffeln auf DVD bei amazon.co.uk.

 

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