Serenity – Flucht in neue Welten
Uh, schon wieder Senf zu einem Science-Fiction Film. Aber keine Sorge, als nächstes kommt wieder eine Review zu einer TV-Serie…
Für „Firefly“-Fans ist es wohl der Film des Jahres. Andere Kinofreunde reiben sich verwundert die Augen ob der immensen Grassroots-Internet-Kampagne der so genannten „Browncoats“, die den Film in vielen „Favorite Movie“-Online-Abstimmungen noch vor Kinostart zu Bestnoten pushen.
Auch ich war tierisch gespannt auf dieses Filmprojekt von Joss Whedon, der nach der kaltblütigen Absetzung der SciFi Serie auf FOX vor einigen Jahren nun seine Vision auf der großen Leinwand verwirklichen durfte. Schließlich ist „Firefly“ eine der besten Serien der letzten Jahre und sollte eigentlich bei jedem Sci-Fi Fan im DVD-Regal stehen (ja, gibt’s auch in deutsch. Neulich beim lokalen DVD-Dealer für 49 Euronen in der Hand gehalten).
Doch von dem Film bleibt ein eigenartiges zweischneidiges Gefühl zurück — zumindest für Fans der Serie. Einerseits ist „Serenity“ zweifelsohne einer der besten SciFi Filme der letzten Jahre (#203 in der IMDb-Bestenliste ist durchaus gerechtfertigt). Aber irgendwas fehlt. Und damit ist nicht nur der Verstand bei den zuständigen Leuten von Universal gemeint, die dem Film den unvermeidlichen deutschen Titel-Beimüll verpassten.
Here’s my main problem: Whedon’s Charaktere funktionieren einfach besser in Serienform. Wenn man aus „Serenity“ ‚rauskommt ist man irgendwie frustriert, weil man weiss, dass es nicht nächste Woche weitergeht. Es wird keine weitere Charakterentwicklung geben, keine ruhigere Episode oder mysteriöse Storyarcs. Mit etwas Glück gibt es in zwei, drei Jahren ein Sequel. Hier liegt auch der große Unterschied zum „Star Trek“ Franchise. Dort waren schon die Episoden recht abgeschlossene Werke, eigene Abenteuer mit wenigen Arcs. Die Charaktere entwickelten sich kaum weiter, es gab bis zur finalen „Enterprise“-Serie kaum große Story-Arcs, bestenfalls wiederkehrende Charaktere. Bei „Firefly“ spürt man aber schon ab der ersten Episode, dass sich hier viele große und interessante Charakter- und Storyarcs verstecken und jede Episode ist nur ein kleines Puzzlestück in einem großen Rätsel.
In einem knapp zweistündigen Film muss man aber zwangsweise eine abgeschlossene Story erzählen. Es braucht einen Anfang und ein Ende, ein Mittelteil, einen Höhepunkt, vielleicht kann man auch noch den ein oder anderen kleinen Storyfaden für ein Sequel offen lassen. Aber man muss neue Zuschauer und eingeschworene „Firefly“ Fans gleichermassen zufriedenstellen. Der Film kann daher nicht mehr sein als ein Kompromiss. Ein exzellenter Kompromiss, aber man kommt nicht umhin, das Fehlen der Serie noch stärker zu betrauern. Was ich auch etwas schade finde, ist die für meinen Geschamck zu große Anzahl von Action-Szenen im Film. Die Serie war da — wohl auch aus finanziellen Gründen — etwas ruhiger und konnte/musste sich mehr Zeit beim Entwickeln von Charakteren lassen. So muss im Film beispielsweise die Beziehung zwischen [Spoiler:Kaylee und Simon] etwas überhastet abgewickelt werden und der Zuschauer hat nur wenige Chancen, zwischen den ereignisreichen Actionszenen zur Ruhe zu kommen. Das Tempo des Spielfilms unterscheidet sich ein gutes Stückchen von dem der Serie.
Damit aber keine Zweifel aufkommen: „Serenity“ ist ein opulenter Leckerbissen. Ein spannender Must-See Sci-Fi Action Streifen mit reichlich Humor, spektakulären Special Effects und sympathischen Charakteren, der das ganze „Star Trek“-Movie Franchise mit links an die Wand spielt. Die Geschichte löst einige der großen Rätsel der vorangegangenen TV-Serie, deutet aber einige weitere Erzählstränge für zukünftige Filme an. Man kann nur hoffen, dass es noch zahlreiche Fortsetzungen geben wird — möglichst wöchentlich, denn wirklich zuhause wäre das Franchise im TV. Noch hat der Film seine Produktionskosten nicht ganz reingeholt, und es wird von Woche zu Woche auch deutlich schwieriger. Aber der Film dürfte eh mit dem DVD-Release im Dezember 2005 (USA) noch ein gutes Stückchen Kasse machen (und steht bei mir auch schon auf der Pre-Order Liste). Ein Flop war’s definitiv nicht. Und die Tim Minear-Fans werden schon dafür sorgen, dass er im Auftrag von Joss Whedon „Serenity II“ auf die Leinwand bringen darf.
Kinostart Deutschland: Heute, 24. November 2005
P.S: Es lohnt sich, für den kompletten Abspann sitzen zu bleiben (wie ich diese „Frühaufsteher-So-Schnell-Wie-Möglich-Aus-Dem-Kino-Renner“ doch hasse), am Schluss gibt es noch einen kleinen akustischen „Shout-Out“ an „Firefly“.
24. November 2005 um 17:51 Uhr
Dieser Film ist bestimmt total schlecht! Habt ihr mal den Trailer gesehen? „Siegfried“ ist bestimmt besser als dieser FIlm!
24. November 2005 um 23:12 Uhr
wohooohooo, bitte nich so viele argumente auf einmal, schelm!
ich hatte auch sehr viel spass an der serie und werd den film mit sicherheit noch im kino anschauen. bin auf jeden fall gespannt 🙂
25. November 2005 um 07:29 Uhr
Das ist der Vorteil von Previews: Man kann jetzt in aller Ruhe die Kritiken der Presse zum Film lesen und sich auf die DVD freuen… 😉
Und wenn man nach dem Trailer geht, müsste „Doom“ an sich ein toller Film sein… *kicher*
Ad Astra
25. November 2005 um 08:54 Uhr
Naja ich kenn ja die Serie nicht aber der Trailer war mir zusehr auf cool getrimmt. Der Pilot hat ständig irgenwelche Sätze eingeworfen, die bei ihrer Ersten benutzung nicht lusitg waren!
25. November 2005 um 11:24 Uhr
Und wer hat noch gedacht: „OMG River is a slayer!!!!“ *Hand hoch*
25. November 2005 um 11:30 Uhr
> Und wer hat noch gedacht: “OMG River is a slayer!!!!” *Hand hoch*
*g*, ja, ein gewisses déjà-vu hatte ich da auch 🙂 Joss hat’s wirklich mit starken Frauen. Bin mal gespannt, wieviel „Buffy“ in „Wonder Woman“ steckt…
25. November 2005 um 15:14 Uhr
Gutes Review! Der Film lies mich, genau wie ‚Objects in space‘ mit dem Gefühl „Das kann doch nicht alles sein“ zurück. Ich hoffe die DVD-Box reisst die schlechten Zahlen raus und wir sehen mindestens einen weitern Kinofilm. Allerdings wäre mir eine Forsetzung als Serie lieber. 😉
25. November 2005 um 16:59 Uhr
Review von der FAZ:
Whoha. Das Feuilleton hat gesprochen 🙂
26. November 2005 um 11:21 Uhr
Die Jungs und Mädels vom Feuilleton der FAZ waren und sind eh große Freunde von „Buffy“
und „Angel“ im besonderen und von Joss W. im allgemeinen. 😉
29. Dezember 2005 um 11:43 Uhr
Auch ich war nach dem Trailer zu „Serenity“ sehr skeptisch. Doch nachdem ich mir den Film ansah, war ich positiv überrascht. Da ich Serien nicht sonderlich schätze, war ich ein absoluter Newcomer für den Film. Das Movie empfand ich nicht als actionlastig, denn mit diesen ruhigen SF Filmen kann ich nichts anfangen. Wobei ich kein Fan von Filmen bin, wo die Action die Zügel straff in der Hand hält und die Story nur latent vorhanden ist (zB Doom, MI 2 oder Der Transporter 2 (um nur einige zu nennen). Doch sind Gott sei Dank Geschmäcker verschieden.
30. Dezember 2005 um 16:07 Uhr
woah, der Kommentar spricht mir aus der Seele! Ich habe genaus die gleichen Kritikpunkt (einer fehlt allerdings: Der Humor war eher der breiten Masse angepasst, war schade nach 7 Jahren Buffy, 5 Jahren Angel und 14 Folgen Firefly sind Fans besseres gewohnt)
Ich werde mir den Film auf jeden Fall auf DVD holen, hoffe mal die ist nicht zu teuer, denn so sehr ich Firefly liebe, aber 50 € für eine DVD mit 15 Folgen und (zugegeben sehr sehr gutem) Bonusmaterial kann ich mir nicht leisten…
(Ich probiers deshalb mit jammern darüber wie gern ich die DVD Box doch hätte wenn meine Freunde und meine Familie da sind, wird aber wahrscheinlich nicht viel bringen…)
Grüßle Charlene offizieller Browncoat (GORRAM die offizielle website schließt! But you „Can’t stop the signal“)