Archiv vom April 2007


Notes from the Underbelly

Samstag, 14. April, 2007

ABC hatte ja einige Verrenkungen unternommen, um einen Sendeplatz für die Premiere von „Notes from the Underbelly“ zu finden, aber ob sich der Aufwand gelohnt hat, ist doch arg fraglich. Die Show blieb zwar in etwa auf „October Road“-Niveau, verlor aber in der zweiten Episode der Doppelfolgen-Premiere am Donnerstag knapp 1,5 Mio Zuschauer von ursprünglich 9,2 Millionen. In der Show geht es um ein junges Paar, das zum ersten Mal die Up und Downs einer Schwangerschaft durchmacht.

Die neue ABC-Comedy dürfte vermutlich am unterhaltsamsten sein für eine begrenzte Zielgruppe — nämlich Paare, die selbst gerade durch den gleichen Schwangerschafts-Stress gehen oder gegangen sind. Aber selbst dann dürfte diese Serie eher eine dieser Kandidaten sein, die von einem Laughtrack profitieren könnten, damit man als Zuschauer wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt erhält, ob die Autoren eine Szene wirklich für lustig hielten. Die beiden Hauptdarsteller tragen leider mit einer kaum vorhandenen Chemie ebenfalls nicht zur Attraktivität der Show bei.

Kann gut sein, dass die Serie eine kleine Fangemeinde finden wird — aber meine Sache isses nicht. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass diese Show die Upfronts nicht überleben wird.

Serien-Forum wieder online

Samstag, 14. April, 2007

Es ist ja nicht so als würde ich nicht auf meine Leser hören :-). Da es gewünscht wurde, habe ich das Serien-Forum wieder aktiviert. Ich habe zwar auch nix gegen offtopic-Diskussionen in den Blog-Kommentaren, aber ein Forum ist in Sachen Übersichtlichkeit wohl wirklich besser.

So gehet hin und nutzet es!

http://forum.sabweb.net

8 Mio US-Dollar für eine Pilot-Episode

Freitag, 13. April, 2007

Zumindest ist das der Preisbereich, in dem die 42-minütige erste Episode der „The Sarah Connor Chronicles“ von FOX derzeit gehandelt wird. Auch NBCs „Bionic Woman“ sowie „Mrs. and Mr. Smith“ liegen nicht knapp dahinter. Welch hohen Anspruch die Networks mittlerweile an die Pilotepisoden ihrer neuen Shows setzten („featurelike production values“), zeigt der Artikel im Hollywood Reporter. Da wird schon herausgestellt, dass diesmal keine Pilot-Episode die 10 Mio-Dollar-Grenze sprengt (war „Studio 60“ letztes Jahr drüber?).

Ähnliches gilt für half-hour Shows, dort sind Preise bis zu $3 Mio zu finden. Und auch wenn 06/07 eine Menge großer Namen trotz üppiger Budgets scheiterte, werden auch in der aktuellen Pilot-Season wieder einige bekannte Namen von Kinoproduktionen herangezogen: Bryan Singer („The Football Wives“, ABC) und Doug Liman („Mr. and Mrs. Smith“)  sowie die Regisseure Lasse Hallstrom („New Amsterdam“), Spike Lee („M.O.N.Y.“) und Guy Ritchie („Suspect“).

Aber die Networks sind auch weiterhin bereit, Risiken einzugehen, besonders im Comedy-Bereich – mit den üblichen Ungewissheiten: “ ‚I’m With Stupid‘ will either be a huge success or a huge miss,[…] there is no middle ground“. Insgesamt sieht man außerdem die Auswirkungen der Erfolge „Heroes“ und „Ugly Betty“: Viele Untote, Superhelden und Geister laufen in diversen Fantasy-Shows umher, daneben gibt es auch einen verstärkten Trend zu „Dramedies“.

Upfronts: T-31 Tage.

"I'm in Hell"

Mittwoch, 11. April, 2007

Das Drehbuch zur Pilot-Episode von „I’m in Hell“ ist in einem David-Cross-Fanboard gepostet worden und fand in den letzten Tagen reichlich Verbreitung in diversen Serienforen. Die Comedy, die derzeit bei CBS in der Entwicklung ist, handelt von dem arroganten, rücksichtslosen und egoistischen Wall-Street-Berater Nick, der bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist und nun für sein Verhalten eine Ewigkeit lang in der Hölle schmoren muss. Im Gespräch für die Hauptrollen sind Jason Biggs (American Pie), David Cross (Arrested Development) und Erika Christensen (Six Degrees). Autoren sind die „Everybody Hates Chris“ und „Grounded for Life“-Alumni Aron Abrams und Gregory Thompson.

Leichte Spoiler voraus. Restlichen Eintrag lesen…. »

Sechs neue Drehbücher auch für "Friday Night Lights"

Mittwoch, 11. April, 2007

Siehe Headline. Quelle siehe hier. Für eine Erklärung siehe „Medium“-Eintrag von gestern. Für meine Meinung zu diesem Thema siehe: Yay! 🙂

(Obwohl eine Staffelorder natürlich beruhigender gewesen wäre).

Heute im NDR: "Lost In Translation"

Dienstag, 10. April, 2007

Um 23:50 versendet der NDR heute nacht (10.4.) das kleine Meisterwerk von Sofia Coppola („The Virgin Suicides“) mit Scarlett Johansson und Bill Murray. „Lost In Translation“ lief schon im vergangenen September in der deutschen FreeTV-Premiere in der ARD auf einem unglaublich zuschauerstarken Sendeplatz … so irgendwann um Mitternacht. Nun hat man auch beim NDR wohl keinen besseren Sendeplatz gefunden, als spät in der Nacht an einem Wochentag. Offenbar rechnet man bei den öffentlich-rechtlichen damit, dass eh jeder, der diesen Film mag, ihn schon kennt und die DVD hat. Oder zumindest eine TV-Zeitung, die den Film als Cine-Tipp o.ä. dick und fett kennzeichnet. Oder Blogger liest, die (zu spät) auf den Sendetermin hinweisen. Aber eigentlich sollten Quoten doch für die ÖRs gar nicht so wichtig sein, da könnte man solche Filme vielleicht etwas prominenter programmieren… ach was rege ich mich hier eigentlich auf. Bringt ja eh nix. Kann natürlich auch sein, dass die deutsche Synchro von LIT so schlecht ist, dass die ARD dies ihren Zuschauern lieber gleich vorenthält…

Ob ich den Tag nach diesem Eintrag wohl noch hinter mich bringen kann ohne wenigstens einmal „Alone in Kyoto“ anzuhören?

ETA: Nö. 🙂

Sechs weitere Drehbücher für "Medium"

Dienstag, 10. April, 2007

Man könnte geradezu meinen, dass ein Autoren-Streik bevorsteht. Ach, tut er ja. Das erklärt jedenfalls, warum NBC heute von „Medium“ sechs weitere Skripte geordert hat — aber noch keine offizielle Verlängerung für eine vierte Staffel für die Season 2007/08. Normalerweise hört man von solchen „Script-Orders“ ja nur mitten in einer Staffel, wenn ein Network beispielsweise zu den ursprünglich bestellten 13 Episoden einer Serie eventuell noch weitere bestellen will, aber noch etwas Zeit gewinnen will. So werden erstmal nur Drehbücher bestellt, aber noch keine kompletten Episoden. Damit gerät man nicht zu sehr in Produktionsrückstand, falls sich das Network dann doch noch zu einem kurzfristigen kompletten „Pick-Up“ entschließt.

Ungewöhnlich ist dieses Verfahren aber am Ende einer Season — normalerweise haben die Autoren über den Sommer genügend Zeit, um neue Episoden für den Herbst zu entwickeln. Daher reicht die übliche Bekanntgabe der Verlängerung einer Show für eine weitere Staffel während den Upfronts im Mai eigentlich aus. Offenbar sah man jetzt bei NBC aber in diesem Sonderweg die beste Lösung.

Ähnlich verfuhr man kürzlich mit „Las Vegas“, das aber bereits eine kompletten Pick-Up für eine fünfte Staffel erhalten hat.

"Traveler" startet am 30. Mai

Montag, 9. April, 2007

Acht Folgen sind laut Hollywood Reporter noch übrig geblieben für das ABC-Drama, das ursprünglich mal als heißer Midseason-Kandidat gehandelt wurde. Nun ist es wohl eher eine „Endseason“-/Summer-Show. Die Produzenten machen daher auch keinen großen Hehl daraus, dass sie diese acht Episoden eher als eine Art „Miniserie“ ansehen und wohl kaum mit einer zweiten Staffel rechnen. Laut Showrunner David DiGilio soll die Identität von „Will Traveler“ dann auch am Ende dieser Miniserie enthüllt werden, „um den Zuschauer nicht zu sehr zu frustrieren“.

Der Artikel geht neben „Traveler“ auch noch auf „Drive“ ein, das Drama aus dem Hause FOX, das bereits eine abwechslungsreiche Produktionsgeschichte hinter sich hat und nach einem Beinahe-Tod Ende 2006 nun stark beworben wird. Das Schicksal beider Shows wird in dem Beitrag als Aufhänger für eine interessante Status-Quo-Betrachtung des gesamten Genres  genutzt. Nach den diesjährigen Flops „Vanished“, „Kidnapped“, „Smith“, „The Nine“ und „Day Break“ sind solche Action-Dramen mit einem Staffel-weiten  Storyarc wohl derzeit in einer Existenzkrise. Lediglich Vorzeigekandidat „24“ scheint derzeit die Ehre des Genres noch mit guten Quoten zu verteidigen, auch wenn die Kritiker-Stimmen dieses Jahr negativer wurden.

Achja, und komplett offtopic: „Andy Barker, PI“ wurde mit sofortiger Wirkung (für die restlichen zwei Episoden) auf einen Samstags-Sendeplatz abgeschoben. RIP.

Offtopic 2: Nach der heutigen(morgigen) „How I Met Your Mother„-Episode sollen auf der offiziellen MySpace-Site der Show ein paar „too racy for TV“-Bonus-Materialen zu finden sein.

Zweite Staffel für FNL so gut wie sicher?

Freitag, 6. April, 2007

Auch diese Woche wieder eine atemberaubende Episode von „Friday Night Lights“ vom Script über die Schauspieler (meine Güte, Connie Britton und Kyle Chandler: Was für eine beeindruckende Leistung. Die Szene ganz am Schluß: Einfach nur perfekt) bis hin zur Kameraarbeit.   Und  es gibt endlich deutliche positive Zeichen hinsichtlich einer Verlängerung für eine zweite Staffel von  NBC Entertainment President Kevin Reilly: “That one’s next”. Will ich aber auch meinen. Allerdings zeichnet sich ab, dass die offizielle Bekanntgabe einer zweiten Staffel erst während den Upfronts in etwa sechs Wochen Mitte Mai erfolgen wird.

The Office (US) – Viel Vergnügen für Fremdschäm-Fetischisten

Donnerstag, 5. April, 2007

In gewisser Weise ist „The Office“ wohl immer noch ein Geheimtipp — auch wenn die Quoten längst eine andere Sprache sprechen. Denn die amerikanische Kopie der britischen Erfolgsserie wurde von vielen Serienfans vor allem mit Zurückhaltung begrüßt. Nach dem „Coupling“-Desaster schien es auch reichlich unwahrscheinlich, dass das Post-„Friends“-NBC in seiner Verzweiflung mehr als nur einen dürftigen Schnellschuss produzieren würde. Aber schließlich kam es doch anders — in mehr als einer Hinsicht.Ich will nicht behaupten, dass die US-Version in den nunmehr drei Seasons alle damalige Kritiker Lügen gestraft hat. Aber wer heutzutage versucht, die „Kopie“ mit der britischen Vorlage 1:1 zu vergleichen, der tut im Grunde beiden Shows Unrecht.

the office (c) NBC

Dabei sind sie von der Story auf den ersten Blick doch wirklich weitestgehend identisch: Eine Workplace-Comedy um ein typisches White-Collar-Büro mit einem ebenso klischee-typischen ahnungs- und planlosen Boss und demotivierten Mitarbeitern. Dazu der Frischling von der Uni, der eigentlich nur als Aushilfe arbeitet, der leicht realitätsfremde Obrigkeitsfanatiker und Arschkriecher, die Schlampe usw. Und dann natürlich der Star-Crossed-Lovers-Crush zwischen dem Vertriebsmitarbeiter und der Empfangsdame. Das alles produziert in einem neuen Pseudo-Dokumentar-Stil mit der Kamera quasi als eigenständiges Cast-Mitglied, ganz ohne Laugh-Track.

Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man die Unterschiede, die einerseits auf den kulturellen Differenzen zwischen dem Königreich und den USA basieren, aber auch auf den kreativen Entscheidungen bei dem Entwurf der Charaktere. Am deutlichsten wird das bei US-Boss Michael Scott (Steve Carell) erkennbar. Im Gegensatz zum britischen Gegenstück David Brent (Ricky Gervais) darf Michael auch mal gewinnen. Während David von Misserfolg zu Misserfolg die Karriereleiter immer tiefer herunterfällt, wird Michael nicht ausschließlich bloßgestellt, sondern ihm werden auch erfolgreiche Momente gegönnt, in denen er sein Sympathien-Punktekonto beim Zuschauer etwas auffüllen darf. Während der „britische Mike“ vor Inkompetenz und Arroganz nur so strotzte, darf Michael offensichtlicher zeigen, dass irgendwo in ihm drin wirklich ein Hauch von Befähigung für diesen Job verborgen ist (wenn auch sehr tief ;-). Dies ist für das amerikanische Format auch notwendig, denn selbst wenn der Storyarc es mal verlangt, dass es knapp wird um Michaels Zukunft, so ist das US-Office doch auf eine längere Laufzeit als die britische Version ausgelegt. Es muss hin und wieder angedeutet werden, warum Michael beispielsweise diese Stelle überhaupt erhalten hat und so lange halten konnte (Ähnlich müssen auch seine „Frauengeschichten“ einigermaßen „fundiert“ sein). Aber bei beiden Formaten gelingt es vor allem durch den gewitzten Einsatz des Impromtu-Doku-Stils immer wieder hinter die Fassade von David und Michael zu blicken und so die beiden kleinen unbeholfenen Jungs im Erwachsenenkörper zu offenbaren.

Aber auch beim amerikanischen „Office“ gab und gibt es schwächere Folgen, insbesondere die Handvoll Episoden der ersten Staffel waren noch sehr unausgewogen. Die Show hatte in den ersten Folgen einige Schwierigkeiten, vor allem für Michael den richtigen Ton zu treffen. So konnte man bei seinem Charakter recht genau beobachten, wie die Autoren und auch Steve Carell von Woche zu Woche ein besseres Gefühl für seine Eigenheiten bekamen und ihn besser unter Kontrolle bekamen. Gleiches gilt in gewisser Weise natürlich auch für die Zuschauer, die wie bei fast jeder Show einige Wochen brauchen, um die Feinheiten der Charaktere kennenzulernen. Erst dann können sie auch über speziellere Gags lachen, die ein tieferes Verständnis der Charaktere voraussetzt.

So wurden die unterdurchschnittlichen Episoden mittlerweile weniger, aber sie kommen immer noch vor — insbesondere dann, wenn Michael über das Ziel hinausschießt. Wenn er in unnachahmlicher Weise gleich in eine ganze Trucklieferung Fetttröge stampft und munter weitermaschiert (mit Dwight dicht auf den Fersen), so dass man als Zuschauer aus einer einzigartigen Mischung aus Peinlichkeit, Mitleid und Frust über den Charakter Augen und Ohren verschließt, um sich das Unheil nicht weiter anschauen zu müssen. Im Deutschen gibt es dafür den wunderbaren Begriff „Fremdschämen“, die Amis bewerten Michaels Verhalten gerne nach dem „cringeness“-Faktor. Doch man kann auch zu weit gehen, und die Skala schlägt zu sehr in den schmerzhaften Bereich aus. Die meisten „Office“-Scripte schaffen diesen Gang auf der dünnen Linie perfekt, aber manchmal übertritt er die Linie zu weit (beispielsweise bei der Hochzeitsepisode in Season 3) und Michael Scotts Handlungen sind dann abschreckender als der blutigste Horrorschocker aus den dunklen Regalen ominöser Videotheken oder Live-Übertragungen von Magen-Operationen auf 3sat. Man fürchtet da teilweise ja schon um seine geistige Gesundheit. Aber sie ist halt schwer zu finden, diese unsichtbare Linie, die Michaels Verhalten noch lustig erscheinen lässt, aber den Zuschauer noch nicht veranlasst, eine embryonale Haltung hinter dem Sofa einzunehmen.

office (c) NBCGerade wenn man sich auch für einen Blick „unter die Haube“ (und nicht nur den „Konsum“) von Comedy-Serien interessiert, kann „The Office“ ein aufschlussreiches Lehrstück sein. Das liegt in vor allem an dem auf den ersten Blick sehr einfachen Aufbau der Show und ihrer Charaktere. Ich kann nur ausdrücklich empfehlen, sich mal ein Shooting Script (kein Transcript!) von „The Office“ zu besorgen und durchzulesen. Große Comedy … im Kopf. Man mag vielleicht vermuten, dass ein großer Teil von „The Office“ improvisiert sei, doch an den Drehbüchern kann man sehen, dass fast alles bis hin zu Details wie den heftigen Kameraschwenks und den Trademark-Close-Ups auf die Mimik von Jim/Pam in den Scripts vorgegeben ist. Und sie geben allgemein sehr viel Aufschluss darüber, wie diese Show „tickt“, wie der Rhythmus in den zwei Akten (plus Teaser) zwischen Handlung und den so genannten „Talking Heads“ (den Interviews) aussieht. Die Charaktere sind in „The Office“ sehr klar definiert und jeder spielt eine bestimmte Rolle auf der Charaktertypen-Farbskala. Unter anderem sind da der verrückte Obrigkeitsfanatiker Dwight, der Ruhepol Stanley, die konservative Angela, die hyperaktive Kelly, der schüchterne Toby und schließlich die „Normalos“ Pam und Jim, über die der Zuschauer am ehesten Zugang zur Show findet.

Die meisten Darsteller sind interessanterweise gleichzeitig auch für zahlreiche Drehbücher der Show verantwortlich. Vielleicht ist das sogar ein ideales Rezept (das sich allerdings sicherlich nicht auf andere Shows übertragen lässt): Autoren und Schauspieler in Personalunion. Das kann nämlich vor allem in den Markenzeichen der Show Vorteile bringen: Wenn ein Gag lediglich aus dem vielsagenden Blick eines Charakters in die Kamera besteht. Umso besser sich ein Autor in die Charakter hineinversetzen kann, desto erfolgreicher kann er solche non-verbalen Gimmicks timen.

Die Schauspieler können zudem ganz anders mit der Kamera agieren, wenn sie ihre Gegenwart anerkennen dürfen und mit ihr spielen kann. Hierbei fällt nicht die vierte Wand, aber es ist dennoch eine gewisse Art der Anerkennung der „Welt da draußen“. Der Doku-Stil mit den „Talking Heads“ als Alternative zum Voice-Over ist schlichtweg ein Geniestreich, schon in der UK-Fassung. Als Regisseure für einzelne Episoden waren auch schon einige namhafte Leute zugange: Unter anderem Joss Whedon, J.J.Abrams und Paul Feig („Freaks and Geeks“) — mit unterschiedlichem Erfolg.

Man sieht „The Office“ nach der Lektüre eines Scripts aus einer anderen Perspektive und kann erahnen, warum Jane Espenson in ihrem Blog öfters „The Office“ als derzeitiges Must-Have-Spec für aspirierende amerikanische TV-Screenwriter empfiehlt. Online gibt es meines Wissens zumindest „E-Mail-Surveillance“ und „The Carpet“ zum kostenlosen Download bei The Daily Script.

Das amerikanische „Office“ ist meiner Meinung ebenfalls wie „das Original“ nach jetzt schon ein Klassiker. Allerdings sind beide mittlerweile komplett unterschiedliche Serien. Außer der Grundidee und einiger grober Storyparallelen haben sie nicht mehr viel gemein — direkte „Welche-Show-ist-besser“-Vergleiche zwischen beiden sind daher kaum noch sinnvoll.

Ich weiß nicht, wie lange sie das Format noch ziehen können — die deutschen „Stromberg“-Nachahmer haben ja bereits angedeutet, dass sie ein baldiges Ende der Show ins Auge fassen. Ebenso dürfte irgendwann der US-Show das Material ausgehen und es klingt fast schon wie eine rhetorische Allerwelts-Review-Floskel: Man kann nur hoffen, dass die Autoren dies rechtzeitig erkennen. Gerade bei Comedy-Shows zeigt sich öfters, dass man sie wirklich nicht endlos ziehen kann, ohne dass Abnutzungseffekte auftreten (siehe „Frasier“, „Seinfeld“, „Scrubs“,…). Insbesondere da beim „Office“ mit dem Pam/Jim-Arc auch irgendwann der Niles/Daphne-Effekt droht.

office (c) NBCAchja, Pam aka Jenna Fischer („Blades of Glory“), Miss Next-Door-Cuteness in Person und aktuelles Geek-Pin-Up-Girl, die der britischen „Dawn“ in nichts nachsteht. Trivia-Freunde werden schon lange wissen, dass Jenna die Ehefrau von James Gunn ist, der wiederum der Bruder von „Gilmore Girls'“ Kirk (Sean Gunn) und der Autor des formidablen Horror-Flicks „Slither“ ist (in dem Jenna übrigens einen Auftritt als Zombie hat). Hollywood ist halt auch nur’n Dorf ;-). Und ja, ich habe sogar in einem Moment der Schwäche den Jenna/Pam-MySpace-Blog in meine private Blogroll aufgenommen. Mich haben all die Teenage-Couple-Shipper-Stories aus den unzähligen Serien der letzten Jahre kalt gelassen, aber wenn Pam Beesley schüchtern zu Jim hinüberschielt will man geradezu persönlich die beiden an der Hand nehmen und in die Abstellkammer einschließen… ,-)

Lange Red, kurzer Sinn: Best Comedy on TV. Und dazu eine Show mit überraschend gutem „Wiederholungs“-Faktor, bei der es sich lohnt, auf die Details zu achten. Die DVD-Sets der ersten beiden Staffeln sind gefüllt mit umfangreichen Extras, die auch diese Investition lohnenswert machen. Ein „The Office“-Marathon kann ich nur empfehlen…

Vor etwa einem Jahr sah ich mit der drohenden Absetzung von „Arrested Development“ ein wenig das Abendland in Gefahr, doch mittlerweile muss ich sagen, dass die sehnsüchtigen Blicke rüber zum Regal mit den AD-DVD-Boxen seltener werden. Das mag einerseits mit der verblassenden Erinnerung zu tun haben, aber andererseits hat sich die Lage auf dem „Comedy-Markt“ dann doch nicht so dramatisch entwickelt wie durch den Abgang der Bluth-Familie zu befürchten war. Gut, solche Rohrkrepierer wie „Help Me Bore You“, „The Class“ oder „Twenty Grausamkeiten“ ignoriert man geflissentlich. Aber frische Produktionen wie „HIMYM“, „Old Christine“ und vor allem „30 Rock“ und „The Office“ halten die Comedy-Flagge auch 2007 noch stolz hoch.

„That’s what she said!“

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen