Archiv vom Juli 2007


Joss Whedon: "Ripper" kommt.

Sonntag, 29. Juli, 2007

Seit Jahren hängt der „Buffy“-SpinOff-Film irgendwo in Limbo fest und man musste nach den gescheiterten Spike- und Faith-Spinoffs wohl damit rechnen, dass auch Rupert Giles nicht wieder auf die Mattscheibe zurückkehren wird. Aber auf der diesjährigen Comic Convention hatte Joss Whedon dann doch eine nette Überraschung parat: Man stehe ganz kurz vor einem unterschriftsreifen Deal mit der BBC für die Produktion eines 90-minütigen TV-Films. Anthony Stewart Head soll erneut die Rolle des „Watchers“ übernehmen.

IGN berichtet, dass Whedon außerdem möglicherweise erneut mit Nathan Fillion zusammenarbeiten könnte — für einen Western.

Seit Whedon aus dem „Wonder Woman“-Projekt ausgestiegen ist, hat er offenbar wieder mehr Zeit 😉

So Far So Good

Sonntag, 29. Juli, 2007

Da die durchgesickerten Pilot-Episoden größtenteils noch keine finale Versionen sind, bin ich mit endgültigen Reviews noch etwas vorsichtig. Hier mein erster Eindruck:

Pushing Daisies: Einfach nur traumhaft. Ich weiß nicht, wie lange die Serie diese Stimmung und das Momentum von Woche zu Woche bei den Crimes-of-the-week aufrecht erhalten kann, aber die Pilot-Episode wird dem ganzen Hype der letzten Wochen voll und ganz gerecht. Ausstattung und Inszenierung sind wie von einer anderen Welt. Dem armen Tim Burton müssen doch ständig die Ohren klingeln. Mehr, mehr, mehr von dieser „Dead Like Me“-Beinahe-SpinOff! Zwei Daumen nach oben mit Sternchen für Barry Sonnenfeld.

Reaper: Die Tatsache, dass alle guten Szenen in dem bereits bekannten 3-Minuten-Trailer enthalten waren, stimmt mich ja doch trotz des guten Gesamteindrucks etwas misstrauisch. Eigentlich war die restliche Episode weitestgehend überflüssig, der Trailer hatte alle Lacher, alle zentralen Plot-Elemente und den kompletten Spannungsbogen. Hier muss ein endgültiges Urteil wohl mindestens bis zur zweiten oder dritten Episode warten, um ein „ungespoilertes“ Verdikt zu fällen.

Chuck: Fand ich unterhaltsamer als ich im Vorfeld vermutet hatte. Vielleicht auch nur deshalb, weil da im Gegensatz zu Reaper noch nicht alle Schlüsselszenen bekannt waren. Ausgewogene Mischung aus Action, Humor und ein paar off-beat-Momenten. Und natürlich Adam Baldwin in der dritten oder vierten Variation seiner Paraderolle. Achja, gibt es keine andere Namen als Chuck dieses Jahr? Das ist jetzt schon die dritte Show mit einem zentralen Charakter mit diesem Namen.

Aliens in America: Hat mich wirklich sehr, sehr positiv überrascht. Diese Aussage muss man allerdings auch relativ sehen: Ich rechnete mit einem desaströsen Schrott-Sondermüll. Aber niemand war verblüffter als ich, als die aus den Trailern bekannten ungenießbaren Szenen im Kontext der vollständigen Episode recht harmonisch zusammenpassten. Ein Großteil meiner Kritikpunkte löste sich quasi in Luft auf, weil die Show einigermaßen geschickt mit Witz und Ironie die ärgsten seichten Tretminen umschifft. So war die Episode durchaus genießbar. Was jedoch bleibt ist ein schwer verdaulicher Voice-Over, eine triefende Happy-End-Schluss-Szene und ein fader Nachgeschmack durch einige stereotype Tiefpunkte inklusive überdrehten Akzent. Und der Darsteller des Vaters wurde mittlerweile durch Gilmore Girls‘ Scott Patterson ersetzt? Möglicherweise nicht die beste Idee.

Bionic Woman: Taff, aber insgesamt doch eher durchschnittlich. Immerhin: Katee Sackhoff stiehlt allen die Show — um Längen. Sie ist eindeutig der eigentliche Star der Show und das war sicherlich nicht so geplant. Die Hauptdarstellerin (auf dem Papier) ist noch arg blass und kommt eher wie eine wenig originelle Sydney Bristow-Kopie daher. Ansonsten passiert zwar eigentlich viel in der Episode, aber außer den durchaus gelungenen und sehenswerten Action-Szenen fesselt mich nichts so richtig. Mal sehen, ob es hilft, dass die taube Schwester ganz aus der Serie herausgeschrieben wird.

Sarah Connor Chronicles: Will man der Show eine Chance geben, muss man wohl versuchen, potentielle Ungereimtheiten mit dem „Terminator“-Franchise zu ignorieren und besser nicht mit den Spielfilmen zu vergleichen. Der TV-Ableger muss ein paar arge Kompromisse eingehen (Zeitreise!?), um halbwegs in den Terminator-Canon zu passen oder überhaupt die eigene Existenz zu rechtfertigen. Eingefleischten Fans wird das Bauchschmerzen bereiten, aber wie groß wird deren Anteil bei den Zuschauerzahlen sein? Immerhin bietet die Show solide und spannende Action-Haudrauf-Unterhaltung, ähnlich wie bei „Bionic Woman“ sinkt die Attraktivität der Serie — etwas überspitzt formuliert — sobald jemand den Mund aufmacht. Wirklich bei der Sache hielt mich somit lediglich die eiskalte Summer Glau, auch wenn es einiges an „suspension of disbelief“ bedarf, um sie als Terminator zu akzeptieren. Wetten, dass sie irgendwann „Gefühle“ entdeckt und sich einen neuen Chip einpflanzen lässt, um diese seltsamen menschlichen Regungen zu verstehen … und dann repariert sie erstmal Geordis Visor. Hey, sie und „Chucks“ Adam Baldwin in einer Serie und dazu noch Nathan Fillion aus „Drive“, das wär’s doch. Dass da noch keiner drauf gekommen ist…

Lipstick Jungle: Fühlt sich an wie ein etwas flotteres und ehrgeizigeres „Six Degrees“. Aber mit den gleichen Erfolgsaussichten. Das ist weder Fisch („Desperate Housewives“) noch Fleisch („Sex and the City“) und hat immer mal wieder einige Längen. Für die Show spricht allerdings der exzellente Cast, durchaus sorgsam ausgestaltete und mehrdimensionale Charaktere und eine gelungene Balance zwischen Drama auf der einen Seite und amüsanten Momenten auf der anderen. Aber ich fürchte, sie wird sich nicht durchsetzen können. Dazu ist sie einfach zu „zahm“, da hilft auch der aggressive Cliffhanger am Schluss nicht.

Cavemen: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, Urzeitmenschen? Im 21. Jahrhundert? Was soll daran bitteschön lustig sein?
Aber halt. Hey, das ist ja gar nicht mal so schlecht. Ja, ich würde sogar soweit gehen und sagen: Ich habe mich durchaus amüsiert. Bei weitem nicht so flach wie ich gedacht hätte. Das könnte sogar funktionieren. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Big Bang Theory: Oh mei, eine Show mit diesem Konzept muss doch wohl der größte Flop der TV-Geschichte sein. Ich meine, the Beauty and the Geek? Sperma-Witze? Lacher aus der Konserve? Kelly Cuoco? Aber halt. Hey, das ist ja wirklich so schlecht. Ein oder zwei gute Lacher sind zwar dabei, aber ich glaube nicht, dass das Prädikat „Immerhin besser als ‚Happy Hour‚“ sonderlich viel als Qualitätsmerkmal taugt.

Vorläufiges Fazit: Na, das sieht ja schon mal ganz … hm… gut aus. Ein Ausreißer nach unten und einer nach oben, dazwischen viel „solides“ Material. Auch wenn die meisten Piloten zumindest in meinen Augen keine Volltreffer sind, so dürfte dennoch diesen Herbst für jeden Geschmack etwas dabei sein. Zumindest theoretisches Potential haben fast alle. Man merkt, dass 2007 wieder viel Geld in die Pilot-Season gepumpt wurde, die Episoden haben alle eine hohe Produktionsqualität. Falls „Big Bang“ wirklich die schlechteste Show bleibt, dann kann das ein akzeptables Jahr werden, auch ohne Aaron Sorkin und Mega-Blockbustern. Auf der anderen Seite gibt es jenseits von „Pushing Daisies“ auch keine Serie, die ich als „Must-See-TV“ einordnen würde. Noch nicht.

Saving Grace

Samstag, 28. Juli, 2007

Der Sommer ist eindeutig das Eldorado für die kleinen Cable-Networks. In diesen Monaten, in denen die großen Broadcast-Networks ihre Kräfte sammeln und mit Reality-Ware aus der Konserve die Zeit totschlagen, wuseln die kleinen Networks heran und versuchen mit erstklassiger Ware der vermeintlich übermächtigen Konkurrenz ein paar Marktanteile abzuknabbern. Und verstärkt tun sich dabei auch nicht nur die PayTV-Stationen, sondern auch bisher eher unbekannte Networks mit größeren Eigenproduktionen hervor, zuletzt beispielsweise AMC mit „Mad Men“.

Auch TNT mischt da mit. Das kleine Network, das ebenfalls eigentlich mal ein Spielfilm-Sender gewesen war, der aber allmählich sein Spektrum um Sportsendungen und Drama-Serien erweiterte, hat neben vielen Wiederholungen von Serien der „großen“ Networks in der letzten Dekade auch immer mal wieder Serien aus dem eigenen Haus auf Sendung gebracht, unter anderem „Witchblade“. Die bekannteste eigenproduzierte Serie auf TNT ist derzeit wohl das Krimi-Drama „The Closer“, das seit drei Jahren ein Markenzeichen des Network ist.

savinggrace01.jpgAuch das neue Drama „Saving Grace“, das diese Woche startete, kann man in diese Krimi-/Prozedural-Schublade einsortieren, aber mit einem etwas ausgefallenen Touch. Es ist eine Art nicht-jugendfreie Variante von „Ein Engel auf Erden“ oder „Touched by an Angel“ — mit viel Sex, Drogen, Gewalt … und Holly Hunter. Sie spielt die Polizeibeamtin „Grace“, die man wohl bestenfalls als „abgewrackt“ bezeichnen könnte: Sie säuft sich durch’s Leben, hat zahlreiche Affären und ist auch ansonsten alles andere als zart besaitet. Sie nimmt nicht sonderlich viel Rücksicht auf andere oder sich selbst — im Prinzip das klassische „Cop ist an seinem Job zerbrochen“-Stereotyp. Naja, bis zu dem Moment, als sie besoffen einen Menschen überfährt und — jetzt schert die Serie plötzlich aus dem vermeintlich klar definierten Cop-Genre aus — ein Engel namens Earl ihr eine letzte Chance anbietet, der Hölle zu entgehen.

Jupp, ein Engel namens Earl. So richtig mit Flügeln und magischen Kräften, aber dennoch auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Exemplar des familienfreundlichen Klischees eines sauberen, Frieden stiftenden Heilbringers à la Clarence, der den guten George Bailey vom Selbstmord abhält.

Jedenfalls gibt er der perplexen Grace eben diese letzte Chance, sie soll ihr Leben in den Griff kriegen … oder… it’s hell time. Wie genau er ihr dabei unter die Arme greifen will, bleibt zunächst unklar. Er lässt zumindest mal keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ihr keine Hilfe bei der Lösung ihrer Kriminalfälle geben wird, Grace muss ihren Krempel schon gefälligst alleine auf die Reihe kriegen. Aber natürlich dürfen ein paar mysteriöse Andeutungen nicht fehlen. Und dann wäre da noch die „Holy Cow“…

Ähnlich wie Kyra Sedgwick für „The Closer“ ist Holly Hunter für „Saving Grace“ der zentrale Dreh- und Angelpunkt, von dem ein Großteil der Wirkung der Serie abhängt. Und ähnlich wie Sedgwick ist Oscar-Gewinnerin Hunter alles andere als ein Drama-Newcomer, sie hat unter anderem in „thirteen“ bereits bewiesen, wie hervorragend sie kaputte Charaktere spielen kann, die sich kurz vor der Selbstzerstörung befinden. Und das zeigt sie auch in „Saving Grace“. Auch wenn die Prämisse vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, so setzt sie mit ihrem Charakter doch einen netten neuen Akzent für das abgenutzte „Engel kommt auf die Erde“-Konzept. Natürlich schwebt auch hier über allem der große moralische Zeigefinger im Stil von „Tue Gutes im Leben“, aber zumindest ist die Show bei weitem nicht so seicht und besserwisserisch umgesetzt wie beispielsweise das eingangs erwähnte „Touched by an Angel“. Auch mit einem Vergleich à la „Joan of Arcadia für Erwachsene“ tue ich mich noch etwas schwer, aber „Medium“ ist in Sichtweite.

savinggrace02.jpgTNT hat sich auch nicht lumpen lassen, was die Besetzung dieses Dramas anbetrifft. Neben der exzellenten Holly Hunter sind zumindest in der Pilot-Episode auch noch Leon Rippy („Deadwood“), Laura San Giacomo („Just Shoot Me“) und Tom Irwin („My So-Called Life“) zu sehen. Und der Rammstein-Song „Mein Herz brennt“ ist zentraler Teil der Hintergrund-Musik dieser Episode, was nochmals unterstreicht, dass das keine „Friede, Freude, Eierkuchen“-Produktion ist.

Fazit: Durchaus sehenswert, vor allem wegen Holly Hunter, aber es bleibt abzuwarten, wie die Show in den nächsten Episoden das Gleichgewicht zwischen Krimi-Prozedural und „Do You Believe In God?“-Selbstfindung halten wird. Gerade letzteres kann schnell nach hinten losgehen und lächerlich, predigend oder seicht wirken — die TV-Vergangenheit hält da einige Beispiele parat…

"My So-Called Life" bei heise

Sonntag, 22. Juli, 2007

Also heise.de wäre jetzt wirklich einer der letzten Plätze im Web gewesen, bei denen ich jemals eine Erwähnung von „thirtysomething“ und „My So-Called Life“ erwartet hätte 🙂

Okay, es geht auch eigentlich um „1/4life“ bzw „Quarterlife„, die neue Serie von Zwick&Herskovitz, die Gerüchten zufolge gerade von MySpace lizenziert wurde — was ein ziemliches Novum in Hollywood wäre. In der speziell auf den Broadcast im Web zugeschnittenen Produktion geht es um eine junge Autorin einer Frauenzeitschrift, die ein anonymes Weblog namens „quarterlife“ über ihre Freunde betreibt. „Quarterlife“ ist dabei eine Anspielung auf die so genannte Quarterlife-Crisis, sozusagen eine Midlife-Crisis für 25-Jährige.

Wer hierbei ein kleines „deja-vu“ hat, dem sei bestätigt, dass Teile davon  ursprünglich in einem Konzept für eine ABC-Fernsehserie steckten, die aber im Jahre 2004 trotz massiver Vorschuss-Lorbeeren nicht von ABC weiterverfolgt wurde. Immerhin wurde eine Pilot-Episode gedreht, unter anderem mit Shiri Appleby — aber nie ausgestrahlt.  Ich hatte sogar mal eine Website für „1/4-life“ eingerichtet.

Die neue MySpace-„Serie“ ist aber eine komplette Neuproduktion mit neuem Cast & Crew und deutlich kleinerem Budget. Einer der Co-Produzenten ist übrigens unter anderem der Bruder von Devon Gummersall, Josh Gummersall, welcher bereits seit vielen Jahren als Assistent bei der Bedford Falls Company arbeitet.

Mad Men

Samstag, 21. Juli, 2007

Ich kann wirklich nicht behaupten, dass der kleine US-Kabel-Kanal AMC mir bis vor ein paar Wochen ein Begriff war. So erforderte es auch erst einmal die Lektüre des Wikipedia-Artikels um den ehemaligen „American Movie Classics“-Sender halbwegs einordnen zu können. Als primäre Spielfilm-Konservenware-Abspielstation im Stil von TCM war diese Bildungslücke auch nicht sonderlich schwerwiegend.

Aber seit einigen Wochen entstand im Web ein gewisser Pre-Hype zu der neuen AMC-Serie „Mad Men“, erst die dritte oder vierte Serien-Eigenproduktion des Senders überhaupt — vielleicht sogar die erste „richtig große“ Produktion. Doch aus diesem Erstlingswerk scheint etwas richtig gutes geworden zu sein, so versprachen es zumindest im Vorfeld viele positive Reviews.

Verantwortlich für „Mad Men“ ist Matthew Weiner, ehemaliger Autor und Produzent für die „Sopranos“, also kein Unbekannter im Bereich „Quality TV“. Und man spürt, dass er sich auch an diesen Maßstäben messen lassen will — „Mad Men“ hat ein ehrgeiziges Ziel, mit geringem Produktionsbudget ein nicht gerade simples Thema anzugehen.

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Die Handlung von „Mad Men“ spielt in den Boom-Jahren der frühen 1960er, Eisenhower war Präsident und der Kalte Krieg in vollem Gange, die Gesellschaft wurde von Männern dominiert während Frauen für Küche und Familie zuständig waren. Und doch begannen langsam alte extrem-konservative Wertvorstellungen aufzubröckeln, Veränderung lag in der Luft.

„Mad Men“ brilliert in der unverblümten Wiederbelebung einer scheinbar lang vergangen Zeit. Wir finden uns in dem Mittelpunkt der damaligen modernen Welt wieder, in der Madison Avenue in New York, genauer in der Werbeagentur Sterling Cooper, wo junge und erfolgreiche Männer geschickte Werbemärchen erfinden, um die Produkte ihrer Kunden an die kaufbegierigen Amerikaner zu bringen. „Modernste Technik“ besteht hier aus handvermittelten Telefongesprächen (man sollte es sich besser nicht mit den Telefonistinnen in der Vermittlungsstelle verscherzen), den ersten Fernsehsendungen und sonstigen krächzenden, kabelgebundenen Kommunikationsmitteln. Und schon gar nicht gibt es „Zaubergeräte, die Kopien von Dokumenten anfertigen können„.

Eine exemplarische Schlüsselszene der Episode ist der Besuch einer jungen Sekretärin beim Frauenarzt, der immerhin auch unverheirateten Frauen schon „ganz fortschrittlich“ ohne großen Widerstand die Pille verschreibt. Allerdings unternimmt er dabei aber auch keine große Anstrengungen, seine Geringschätzung gegenüber dieser vermeintlichen Schlampe zu verbergen. Und wie selbstverständlich pafft er munter an seiner Zigarette, während er mit den Händen routiniert den Unterleib der Frau untersucht.

Ohja, geraucht wird in der Show. Und wirklich nicht zu wenig. Es braucht gar kein „Geruchsfernsehen“, um die komplett verqualmte Luft auch vor dem Bildschirm auf dem Sofa zu spüren. Da wird gefluppt ohne Ende. Um’s Rauchen dreht es sich auch in der Rahmenhandlung der Pilot-Episode: Gerade haben es „manipulative“ Medien doch tatsächlich gewagt, die amerikanische Öffentlichkeit über die Gefahren des Rauchens aufzuklären. Die Tabakindustrie ist in heller Aufregung und sucht verzweifelt nach neuen Werbestrategien, um ihre „saubere“ Ware an den Mann zu bringen. Und Don Draper, der Hauptcharakter in der Serie, gespielt von Jon Hamm, hat zunächst auch keine Idee.

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Reihum wird den 60er Jahren auf den Zahn gefühlt: Frauen in Führungsrollen, die es auch noch wagen, einem Mann die Meinung zu sagen, werden geächtet — währenddessen gehen die Männer fremd. Es wird geraucht und getrunken, als gäbe es kein Morgen und Antisemitismus ist an der Tagesordnung.

Natürlich kocht auch „Mad Men“ im Grunde nur mit Wasser. Dem „Held“ kommt wie erwartet in letzter Sekunde die zündende und rettende Idee und der ärgste Konkurrent (Vincent Kartheiser, „Angel“) ist wirklich ein schleimiger Arschkriecher wie man von der ersten Sekunde erwartet. Stellenweise erinnert die Story um den Lucky Strike-Werbekunden zu stark an den rabenschwarzen Klassiker „Thank You For Smoking“. Dennoch zeichnet die Serie ein interessantes und sehenswertes Porträt einer vergangenen Generation — von der sich die heutige Zeit vielleicht doch nicht so sehr unterscheidet, wie man es sich wünschen würde.

Fünf Emmy-Nominierungen für "Studio 60"

Donnerstag, 19. Juli, 2007

Die Emmy-Nominierungen sind veröffentlicht worden und wie üblich ist die Liste derart lang, dass man nach etwa 20 Kategorien beim Lesen innerlich auf Durchzug schaltet.

Die Sopranos haben üppige 15 Nominerungen erhalten, „Ugly Betty“ elf und „30 Rock“ immerhin gleichauf mit „Grey’s Anatomy“ zehn Nominierungen.

Den üblichen Sermon über die „Gerechtigkeit“ beim Emmy-Auswahlverfahren spare ich mir diesmal und erwähne stattdessen nur beiläufig, dass „Friday Night Lights“ zwei Nominierungen erhalten hat (Casting + Directing), „Brothers and Sisters“, „HIMYM“ und „Dexter“ je drei, Veronica Mars null und das ganze CW eine einzige („Smallville“: Sound Editing) — aber „Grey’s Anatomy“ zehn.

Der möglicherweise größte Flop der vergangenen Season, „Studio 60“, hat immerhin fünf Nominierungen einheimsen können, in meinen Augen sogar verdienterweise für Casting, Cinematography, Directing sowie die Guest Stars Eli Wallach und John Goodman.

Recht überrascht war ich über die eine Nominerung für „Drive“ … ja, genau, die Serie, die es gerade mal auf vier ausgestrahlte Episoden schaffte. Durch die frühe Absetzung kam die Serie sogar in eine andere Kategorie: „Outstanding Special Visual Effects For A Miniseries, Movie Or A Special.“ Bei all den „Battlestar Galactica“, „Rome“ und „Heroes“ hätte die Show in der gleichen Kategorie für „TV-Series“ wahrscheinlich gar keine Chance gehabt. So hat die Show womöglich eine Emmy-Nominierung nur deswegen erhalten, weil sie so früh abgesetzt wurde. Hah. Das rede ich mir zumindest ein und ist doch eine nette Story, die man seinen Enkeln erzählen kann ;-).

Gespannt war ich ja auch auf die Nominierungen für die weiblichen Haupt/Nebenrollen und da sind immerhin Sally Field, Rachel Griffiths, Tina Fey und Mary-Louise Parker dabei. Aber stattdessen fehlen … ach, was soll diese irre Erbsenzählerei … bringt ja eh nix und macht auch keinen Sinn. Ich weiß, welche Shows und Darsteller ich gut finde, da brauche ich keine Emmys, um mich in meiner Meinung bestätigen zu lassen. Basta.

Guide to Save-Our-Show Campaigns

Mittwoch, 18. Juli, 2007

Wer jemals mit dem Gedanken spielt, eine „Save-our-show“-Kampagne zu organisieren, muss diesen Beitrag als Pflichtlektüre ganz weit oben auf der Prioritätenliste haben. Und dem hier kann ich auch nur aus vollem Herzen beipflichten.

(via whedonesque)

JfC — der fünfte Tag

Mittwoch, 18. Juli, 2007

Was kann man anderes zu „John from Cincinnati“ schreiben als „Huh!?“ und „ROTFL“? Ich weiß es echt nicht.
Ich glaube ich habe mich bei einer Non-Comedy-Serie noch selten so gut amüsiert. Umso mehr der gute John vor sich hinfabulierte, desto weniger habe ich verstanden und desto besser habe ich diese Stunde genossen. Ich weiß, das ist absolut widersprüchlich, aber das passt wohl zur Serie. Das Ding ist schlimmer als eine Massenkarambolage auf der Autobahn, man muss einfach hinschauen, auch wenn man nicht versteht, was abgeht — das ist das TV-Phänomen des Sommers. Die Show übt (zumindest auf mich) eine unerklärliche Faszination aus: Obwohl es nach einem absoluten, wahllosen Durcheinander aussieht, hat man dennoch das Gefühl, dass alles irgendwie zusammenpassen muss. Es muss, verdammt. Irgendwie. Bitte, bitte? I don’t know Butchie, instead. (Wie lange es wohl dauert, bis das zum geflügelten Wort wird?)

Und wenn man schon dachte, es kann nicht verrückter werden, setzt Milch noch einen drauf. Und dann noch einen. Und dann zieht er erstmal den Boden unter den Füßen weg. Sobald man dann merkt, wie man vollkommen orientierungslos in diesem JfC-Universum umherstolpert, bleibt im Grunde nur noch eines, um so etwas wie Haltung zu bewahren: Viel Lachen ;-). Und endlich lernen, wie man „Cin-cin-nati“ buchstabiert.

„Well, this was time well spent.“

State of Mind

Dienstag, 17. Juli, 2007

Den US-Sender Lifetime kann man wohl als eine Art „TM3 mit mehr Erfolg und Geld“ bezeichnen. Auch diese Station war ursprünglich als reiner Frauen- und Gesundheitssender gestartet und unternimmt mittlerweile einige Schritte, um auch das andere Geschlecht als Zuschauergruppe zu gewinnen. Bekannt vor allem durch seine „Made for TV“-Schmachtfetzen-Movies, programmiert das Cable Network (das eigentlich aus zwei Sendern besteht) neben Wiederholungen von Serien wie Desperate Housewives, Grey’s Anatomy und Medium seit einiger Zeit auch vermehrt Serien-Eigenproduktionen („Strong Medicine“). In der Regel stellen diese Produktionen Frauen in den Mittelpunkt oder sollen zumindest hauptsächlich die weibliche Zuschauerschaft ansprechen.

Der letzte Versuch war im vergangenen Sommer die Krimiserie „Angela’s Eyes“, die weder besonders erfolgreich noch halbwegs gut war (zumindest in meinen Augen, pun intended) . Dieses Jahr versucht Lifetime erneut, neue Eigenproduktionen beim Zuschauer zu etablieren und macht dies unter anderem mit „State of Mind“. Im Mittelpunkt dieser Serie steht die Psychotherapeutin und Eheberaterin Dr. Anne Bellowes (Lili Taylor, „Six Feet Under“) und ihre anderen Berufskollegen einer Gemeinschaftspraxis. Zu dieser Gruppe stößt im Laufe der Pilotepisode auch noch der junge Anwalt Barry White (Devon Gummersall, „My So-Called Life“).

Ob die Serie nun ein Drama, eine Komödie oder irgendeine Hybrid-Form darstellen soll, ist mir jedoch auch nach der Pilotepisode noch nicht klar. Während die erste Hälfte der Episode hin und wieder einige fast schon „Ally-McBeal-esque“ amüsante Momente beinhaltet (sogar mit Traumsequenzen), wird es gegen Ende derart ernst und dramatisch, dass man fast schon das Gefühl hat, als wolle die Show nun vehement jeglichen Verdacht auf eine Eingruppierung in die Comedy-Schublade ausmerzen. Zudem besteht der vermeintliche Höhepunkt der Show am Ende fast nur aus zwei endlosen hochtrabenden Ansprachen — eigentlich fast schon Predigten — über Liebe, Ehe und vernachlässigte Kinder. Lili Taylor glänzt in diesen Szenen zwar durch eine exzellente Schauspielerleistung, aber ich hatte das Gefühl, dass mir zum richtigen Genuss dieser letzten Szenen dann doch ein weiteres X-Chromosom fehlt.

Aber ich muss zugeben, dass mein Hauptgrund zum Einschalten eigentlich auch diese erste größere reguläre Rolle von Devon Gummersall in einer TV-Serie war. Er hatte zwar immer mal wieder Gastauftritte („CSI“, „24“, „The L-Word“, „Roswell“), aber zu einer Rolle im Main Cast hatte es seit „My So-Called Life“ nicht mehr gereicht. Und wenn man mal sehen will, was 13 Jahre später aus „Brian Krakow“ geworden ist, dann ist „State of Mind“ sicherlich einen Blick wert. Er macht seine Sache recht gut.

Doch den Rest der Show würde ich mal als „uneinheitlich“ bezeichnen. Zwei schwergewichtige „Downer“ wie Kindesvernachlässigung/-misshandlung und zerbrechende Ehen so dicht beieinander in eine Episode zu packen, aber zuvor den Zuschauer mit vielen locker-leichten Szenen auf die „falsche Fährte“ zu locken, ist eine riskante Angelegenheit. Die Show wirkt dadurch etwas orientierungslos, woran die Darsteller (vor allem Lili Taylor) aber sicher keine Schuld tragen.

Prime (2005)

Montag, 16. Juli, 2007

Eine 37jährige geschiedene Frau erzählt ihrer Psycho-Therapeutin von ihrer aufregenden Affäre mit einem 23jährigen Mann. Was beide nicht wissen: Die Therapeutin ist die Mutter des jungen Mannes. Klingt auf den ersten Blick nach einer romantischen 08/15-Comedy mit dem üblichen Katz-und-Maus-Versteckspiel und vielen fliegenden Torten. Dass ich dem (nicht ganz taufrischen) Film aber dennoch ein paar Zeilen hier widme, dürfte schon darauf hindeuten, dass sich hinter der Verpackung von Prime etwas mehr versteckt, als man vielleicht vermuten dürfte. Okay, fliegende Torten sind trotzdem drin.

prime.jpg

Aus der Storyline hätte man sicherlich einige verschiedene Filme machen können. Die kuriose Situation, in der sich die Charaktere wiederfinden, würde auch eine belanglose Screwball- oder Slapstick-Comedy à la „Meet the Fockers“ rechtfertigen. Oder einen seichten „Chick-Flick“, bei dem ein Großteil der männlichen Zuschauer schmerzverzerrt in den Kinosessel beißt während die weibliche Begleitung auf Wolke Sieben schwebt. Dass man das „Ältere Frau liebt jungen Mann“-Konzept auch ernst angehen kann, zeigt beispielsweise „P.S.“ (mit dem ich aber rein gar nix anfangen konnte).

Doch Autor und Regisseur Ben Younger (TV-Serie „Army Wives“) wählte einen anderen Weg: Eine skurrile, aber sympathische und unterhaltsame Beziehungskomödie mit glaubhaften Charakteren und einer gesunden Balance zwischen Rolling-On-The-Floor-Laughing-Szenen und ruhigeren Momenten. Das Drehbuch fährt einige gute Lacher oberhalb der Gürtellinie auf und obwohl sich viele einfache Slapstick-Szenen und Running-Gags anbieten würden, wussten die Macher gut den Punkt abzuschätzen, ab dem skurrile Comedy-Situationen überreizt sind und zu lächerlich und unwirklich wirken. Der Film ist nicht außergewöhnlich, er verläuft weitestgehend so, wie man es von einer romantischen Komödie erwarten würde. Der Autor ist dennoch immer wieder darum bemüht, die Charaktere nicht zu überzeichneten Karikaturen geraten zu lassen, sondern präsentiert einen vergnüglichen Film, der die Zeit erfrischenderweise mal nicht mit Fäkal-Witzen zu überbrücken sucht. Ganz ohne „cheesy“ Romantikszenen kommt auch „Prime“ natürlich nicht aus, aber ähnlich wie bei den „Comedy“-Anteilen findet der Film genau die richtige Balance und so halten sich die allzu seichten Momente in Grenzen.

Bryan Greenberg gefällt mir hier in seiner Rolle als „Dave“ viel besser als in seiner Hauptrolle in der ABC-Serie „October Road“. Er kann also doch schauspielern ;-). Uma Thurman ist bezaubernd wie immer, aber allen die Show stiehlt eindeutig die einzigartige Meryl Streep in einer Comedy-Bestleistung, die alleine gesehen den Film bereits sehenswert macht. Ihr „Leidensweg“ und innerer Kampf zwischen Mutter und Therapeutin ist einfach ein Genuss … und über weite Strecken urkomisch. Und dann ist da natürlich in einer kleinen, aber wunderbaren Nebenrolle Großmutter „Bubi“ (Lotte Mandel), deren kurze Auftritte jedesmal das exzellente Comedy-Timing des Filmes nochmals unterstreichen.

Fazit: Sicherlich kein tiefschürfendes Meisterwerk, aber in meinen Augen einfach ein sehr unterhaltsamer Film und eine gelungene positive Überraschung, wenn man (wie ich ;-)) eine typische 08/15-Hollywood-Komödie erwartet hatte.

 

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