Spaced
Donnerstag, 31. Juli, 2008Ich habe wohl tatsächlich in den letzten Jahren hier im Blog nie „Spaced“ erwähnt. Dabei gehört diese britische Serie aus den Jahren 1999/2001 in meinen Augen auf die (zugegebenermaßen recht lange) Liste der besten Comedies, die in der letzten Dekade auf der Insel produziert wurden. Zwar repräsentiert sie nicht unbedingt den typisch britischen, schwarzen Humor, aber stattdessen den mindest ebenso typisch britischen Drang zur Experimentierfreude und Mut zur Entwicklung ungewöhnlicher Charaktere. Da die zwei Staffeln der Show jüngst endlich auch in den USA auf DVD veröffentlicht wurden (sowie kurz auch mal eine US-Kopie geplant war), gab es wieder vermehrt Medien-Rummel um die Serie und deren Macher.
Jene Macher dürften wohl für die meisten Leser des sablog keine Unbekannten sein — ich denke mal, dass die beiden Filme „Shaun of the Dead“ sowie „Hot Fuzz“ nicht nur bei mir einen Ehrenplatz (naja…) in der DVD-Sammlung haben. Beide Filme entsprangen vor allem aus der zuweilen bizarren Ideenwelt von Simon Pegg, der neben Jessica Hynes auch die Skripte für „Spaced“ schrieb sowie dort eine der Hauptrollen spielte. Schon einige Jahre vor Peggs internationalen Durchbruch mit „Shaun of the Dead“ standen in „Spaced“ seine typischen skurril-überzeichneten Charaktere im Mittelpunkt — allerdings noch ohne Zombies (fast).
„Spaced“ handelt im Wesentlichen von den twentysomethings Tim (Simon Pegg) und Daisy (Jessica Hynes), die sich bestenfalls mit Gelegenheitsjob über Wasser halten und sich eher durch Zufall bei der Wohnungssuche treffen. Um als Kandidaten für eine begehrte Wohnung in Frage zu kommen, geben sich die beiden gegenüber der eigentlich nie sonderlich nüchternen Vermietern Marsha (Julia Deakin) als langjähriges Paar aus. Die insgesamt 14 Episoden der beiden Staffeln handeln nun vor allem von dem ganz „normalen“ Alltag des vermeintlichen Paars Tim und Daisy. Dieser Alltag beinhaltet zwar auf dem Papier eigentlich nur recht mondäne Themen wie Tims Job als nerdiger Comic-Shop-Assistent, die Beantragung von Arbeitslosengeld oder die Suche nach dem vermissten Haustier. Doch seltsamerweise arten diese Tätigkeiten immer in völlig überdrehte, Hollywood-taugliche Dramen aus. Zu diesem bereits durchweg surrealen Mix stoßen dann auch noch Tim und Daisys Freunde, insbesondere der Waffen-Narr Mike (Nick Frost) sowie der zurückgezogene Künstler Brian (Mark Heap). Brians wesentliche künstlerische Anreize sind „Wut, Schmerz, Angst und Aggression“ und dementsprechend viel verlangen seine Kunstobjekte auch von ihm und dem Betrachter ab.
Die Serie ist vor allem ein reichhaltiges Buffet für Fans von over-the-top Popkultur-Anspielungen. Von „Star Wars“, „Close Encounters of the Third Kind“ und „Jurassic Park“ über „The A-Team“ bis hin zur Zombie-Inspiration für „Shaun of the Dead“ ist „Spaced“ ein buntes Sammelsurium von Filmzitaten mit schrägen und manchmal auch debilen, aber dennoch sehr liebenswerten Charakteren in einer irgendwie doch sehr vertrauten Welt. „Phantom Menace“-Hasser werden zudem mit Tim einen Seelenverwandten treffen…
Kurz: Ein großer Spaß, der vor allem bei Freunden der Machart von „Shaun of the Dead“/“Hot Fuzz“ gut ankommen dürfte. Sicherlich war es kein Fehler, dass FOX von der Idee einer (unautorisierten) US-Kopie abrückte, denn diese Show erscheint mir „unkopierbar“. Hier gibt’s die komplette Serie auf DVD (UK) oder die neue US-Edition mit neuen, zusätzlichen Audiokommenteren. *räusper* Pilotepisode dort
Ob es jemals eine dritte Staffel von „Spaced“ geben wird, ist interessanterweise immer noch unklar. Alle Beteiligten halten sich die Optionen für eine Fortsetzung nun schon seit vielen Jahren offen und wollen wohl das Kapitel „Spaced“ noch nicht endgültig abschließen. Beim Anschauen wird deutlich, dass durchaus noch genügend Spielraum für eine weitere Staffel gegeben wäre. Auch auf der diesjährigen Comic-Con wollte niemand eine definitive Aussage treffen.
Simon Pegg wird demnächst in die Fußstapfen von niemand geringerem als „Scotty“ in J.J.Abrams‘ „Star Trek“ treten. Gemeinsam mit Nick Frost arbeitet er derweil aber auch an zwei neuen Filmprojekten („Paul“ und „The World’s End“).