So viele Serien, so wenig Zeit (II): Finales
Nach dem gestrigen Blick auf die erwähnenswerten Serienneustarts der letzten Wochen nun noch ein kurzer (und weitestgehend spoilerfreier) Blick auf finale Episoden der jüngeren TV-Season.
Being Erica (Season-1-Finale)
„Being Erica“ war eigentlich während der gesamten ersten Staffel eine sympathische und aufgeweckte kleine Serie, die einfach nur gute Unterhaltung bot. Trotz eines kleinen Mystery-Einschlags und einer diskutablen Auffassung von Raum und Zeit erzählte diese Show eine nette Geschichte von den kleinen Entscheidungen im Leben und deren großen Auswirkungen. Sicherlich kein Must-See und wohl auch eher mit einer weiblichen Zielgruppe im Visier, aber grundsolide und jede Woche unterhaltsam, weil es auf den naheliegenden moralischen Zeigefinger verzichtet. Im Finale kam es endlich mal zur großen „What if“-Konfrontation mit ein paar netten Wendungen in einer insgesamt wie üblich recht vorhersehbaren Story. Für eine Verlängerung in eine zweite Staffel sieht es für diese kanadische Produktion zur Zeit sehr gut aus.
ER (Serien-Finale)
Zugegeben, ich gehörte in den letzten Jahren zu den Zuschauern, die „er“ nur noch bei „Special Events“ einschalteten, wie beispielsweise Clooneys Rückkehr vor einigen Wochen. Ich glaube es war so um die Zeit des legendären Hubschrauber-Crashs, als ich die Segel strich und den repetitiven Storylines den Rücken kehrte. Insofern freute ich mich natürlich insbesondere auf die Rückkehr/Verabschiedung der alten Charaktere aus dem Ur-Cast von „emergency room“. Und sie waren auch fast alle gekommen: Dr. Carter, Benton, Weaver, (mein früherer Liebling) Susan Lewis, Elizabeth Corday und auch Dr. Greene war im gewissen Sinne durch seine (deutlich geläuterte Tochter) vertreten. So war es dann ein richtig schönes Herzschmerz-Finale, das ich ausdrücklich allen Fans der „Ur-Serie“ aus den Anfangsjahren empfehlen kann. Es gab im Finale einige Anspielungen und Referenzen an die Pilot-Episode für diejenigen, die sich nach all den Jahren noch an Details dieser Folge erinnern können (oder sie auf DVD vorliegen haben). Gleichzeitig offerierte das zweistündige Special aber auch dem aktuellen Cast einen würdigen und gleichberechtigten Abschied, inklusive der unvermittelt aufgetauchten „Dr. Rory“ 😉
Terminator: The Sarah Connor Chronicles (Serien-Finale)
Mit T:SCC gibt es ein weiteres Serienfinale (sorry, ich glaube nicht an ein „Wunder“), das ich den Fans der ersten Folgen/Staffel auch ans Herz legen möchte. Selbst wenn weite Teile der ersten und zweiten Staffel auf Irrwegen wandelten und nur mit sehr viel Ausdauer und einer hohen Toleranz für nervtötende Charaktere und Stories zu ertragen waren, so war das Finale der zweiten Staffel ein überaus gelungener, spektakulärer und dem Genre würdiger Abschluss. Interessanterweise wartet diese finale Episode auf den ersten Blick auch mit einem gigantischen Cliffhanger auf, aber im Gegensatz zum offenen Ende anderer Serien empfinde ich diesen Abschluss dennoch als sehr befriedigend, weil er zwar Raum für Spekulationen lässt, aber gleichzeitig auch endlich viele Fäden zusammenführte und plausible (wenn auch komplizierte) Erklärungen für die wesentlichen Fragen der Serie bot. Ich hoffe ehrlich gesagt sogar, dass FOX keine weitere Staffel ordert und es bei diesem vernünftigen Ende belässt — auch wenn die Schlussszene einige interessante Optionen für eine weitere Staffel bieten würde. Sehr bedauernswert ist natürlich der Verlust von „Allison from Palmdale“ (Summer Glau) auf dem TV-Bildschirm, aber die Macher konnten/wollten sie über weite Teile der zweiten Staffel eh kaum richtig nutzen und angesichts der katastrophalen Leerläufe in manchen Episoden wären die Autoren wohl auch mit einer weiteren 22-Folgen-Order überfordert.
Vielleicht wäre ein konsequentes 13-Episoden-per-Season-Modell plus 5-Jahres-Plan für alle SciFi-Serien viel sinnvoller — diese Serien sind in meinen Augen am interessantesten, wenn sie die Pfade der prozeduralen Weirdness-of-the-week-Füller verlassen und stattdessen einen vernünftigen Mystery-Arc entwickeln, bei dem am Ende jeder Episode nicht alles wieder auf Anfang gesetzt ist. Es ist aber offenbar nicht möglich, solche Spannungsbögen auf ansprechende Weise über mehr als 13 Episoden pro Staffel zu strecken oder alternativ mehrere große Bögen pro Season unterzubringen.
Was also von den „Sarah Connor Chronicles“ bleibt, sind eigentlich nur eine Handvoll guter Episoden und viel verschenktes Potential, aber vor allem die bezaubernde (Wieder-)Entdeckung Summer Glau. Mögen „The Powers That Be“ ihr schnell ’ne neue Show geben.
Life on Mars (Serien-Finale)
An dieser Stelle bietet es sich thematisch natürlich an, gleich mit dem Finale von „Life on Mars“ weiter zu machen. Ebenfalls ein spektakuläres Ende, aber man muss schon die komplette Bandbreite der möglichen Interpretationen des Wörtchens „spektakulär“ ausnutzen, um diesem seltsamen Abschluss gerecht zu werden. Verständlicherweise wollten die Autoren (zuvor für „October Road“ verantwortlich) nicht einfach das Finale der UK-Version kopieren, sondern ein eigenes Ding machen. Und das ist ihnen auch definitiv gelungen. Mit einer wortwörtlichen Auslegung des Titels der Serie und viel Elton John im Soundtrack. Ich wusste erst nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, habe mich dann aber schließlich doch für die Akzeptanz mittels viel Humor entschieden. So hatte ich auch noch Stunden später ‚was zu lachen. Die Auflösung (die man im Detail bei Alan Sepinwall nachlesen kann, sofern man es sich nicht anschauen will) war schlichtweg bizarr und wurde der in meinen Augen eigentlich recht soliden Serie nicht gerecht. Vielleicht mussten die Macher das Finale auch zu schnell über’s Knie brechen und griffen nach der ersten Lösung, die ihnen in den Sinn kam. Herausgekommen ist ein Ende, das ich eigentlich nur TV-Historikern empfehlen kann, die auf der Suche nach ausgefallenen Serienfinales sind oder das Finale von „St. Elsewhere“ als zu „vernünftig und logisch“ empfanden ;-).
Life (Serien-Finale)
Nach „Life on Mars“ noch ein paar Worte zu „Life“. Auch hier wird sich wohl kaum jemand Illusionen über eine weitere Verlängerung der Krimi-Serie in eine dritte Staffel machen (schon die zweite war ein kleines Streik-Wunder). Bis dato wohl der tragischste Verlust der Season, aber ich muss auch erwähnen, dass die Show bereits in den finalen Wochen durch die Abwesenheit der hochschwangeren Sarah Shahi („Dani Reese“) einiges an Witz und Charme verloren hatte. Zudem war der Season-Arc rund um die Verschwörung hinter Det. Charlie Crews Verhaftung zunehmend nur noch ein störender und überflüssiger Fremdkörper. „Life“ war eine der wenigen Shows, bei der ich mir mehr prozedurale Elemente und weniger mühsam konstruiertes Season-Mystery wünschte. Allem Anschein nach ging das auch den Autoren so, denn die Verschwörungs-Story wurde zunehmend vernachlässigt und so wurde dann auch das Finale, in dem das „große Geheimnis“ schließlich aufgelöst wurde, eher eine laue Veranstaltung, die hinter früheren Höhepunkten der insgesamt sehr sehenswerten Serie zurückblieb.
Morgen geht’s weiter mit einem Blick auf den Rest: Dollhouse, Doctor Who, Chuck und was sonst so ansteht.
16. April 2009 um 12:02 Uhr
Ich kann deinen Worten zur „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ in großen Teilen zustimmen. Besonders was die Kürzung der Episodenzahl angeht. Das Finale selbst hat mir allerdings nicht sonderlich gut gefallen. Ich empfand die Zeitreise eher als Rettungskapsel für die Autoren. Bei einer Fortführung würde ich dennoch einschalten.
16. April 2009 um 20:52 Uhr
Zu Life: Verdammt, ich wusste nicht, dass das die letzte Folge war, weil die wirklich nicht gut war. Nun bin ich mir auch nicht so sicher, dass ich das Ende überhaupt verstanden hab, müsste ich evtl. noch mal gucken. ^^ Naja, aber das ist echt eine sehr gute Serie gewesen und es ist einfach schade, dass das nun zu Ende ist.
Ich hoffe mal, dass Scrubs bei den weiteren Serien dabei ist? 😉
16. April 2009 um 23:30 Uhr
Neues aus der Glotze…
Die TV Season in Amerika steht kurz vor dem Ende, Zeit mal ein Zwischenfazit zu Serien zu ziehen, die noch schnell in’s Programm gequetscht wurden oder (so gut wie) fertig sind.
Parks and Recreation
Man merkt der Serie deutlich an, dass sie von d…
17. April 2009 um 11:43 Uhr
Kann mich nur anschließen: WAS? Das war schon die letzte Episode? Hgrmpf. Wäre ja ein sehr unbefriedigender Abschluss dieser an sich schönen Serie gewesen.
Den positiven Worten zu „Being Erica“ und auch „Life on Mars“ kann ich mich im Grunde auch nur den positiven Worten anschließen – wobei mir bei beiden jeweils noch der Abschluss fehlt. Kommt wohl am Wochenende.
Achja, und sehr schön, dass Du wieder aus Twitter-Höllenschlund an die Oberfläche Deines Blogs zurückgekehrt bist. =)
17. April 2009 um 23:12 Uhr
Weil ich mich nur unscharf an den Sablog-Eintrag vom November 2005 zum St.-Elsewhere-Finale erinneren konnte, habe ich mal etwas im Netz gesucht. Ein recht aktuelles „Update“ der ganzen St.-Elsewhere-Theorie gibt es hier: http://www.overthinkingit.com/2009/01/26/tommy-can-you-see-moesha/. Und eine graphische Darstellung der ganzen (vermeintlichen) Serien-Zusammenhänge hier: http://home.vicnet.net.au/~kwgow/crossovers(full).jpg mit Erläuterungen auf: http://home.vicnet.net.au/~kwgow/cross_key.txt
Damit kann man Stunden (oder Tage) verbringen (wenn man sonst nichts zu tun hat). Aber leider ist das ja nicht der Fall, deswegen will ich nur eben noch die Anmerkung von „Hirngabel“ wiederholen: „Sehr schön, dass Du wieder aus Twitter-Höllenschlund an die Oberfläche Deines Blogs zurückgekehrt bist.“
Ansonsten: „Come on, son, let’s wash our hands“