Archiv der Kategorie 'Reviews'


Knight Rider 2008

Dienstag, 19. Februar, 2008

Ich habe eigentlich nicht viel zu sagen zu dieser lauen Neuauflage aus dem Hause Ford und NBC. Platte Story mit „Twists“ direkt aus 1987 sowie gigantischen Löchern und halbgaren Schauspielerleistungen. Einfach nur 08/15-TV, das man noch nicht mal großzügig der Kategorie „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“ zuordnen kann.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich die Ur-Serie mit dem „Hoff“ aus den 80ern heute nicht genauso beurteilen würde. Für eine ganze Generation hat „Knight Rider“ wohl vor allem als prominente Kindheitserinnerung heute noch Kultfaktor. Man war jedesmal stolz wie Oskar wenn man zur besten Vorabend-Zeit nach „7 vor 7“ mit Hans Meiser und „Karlchen“(!!) mit der popeligen Zimmerantenne RTLplus so halbwegs rauschfrei ‚reinbekommen konnte und dann die Abenteuer von Michael Knight und seinem sprechenden Auto verfolgen durfte.

But 2008, not so much. An solche Originale mit hohem nostalgischen Erinnerungswert kommen Neuauflagen nur sehr selten heran — die Wiedererfindung von „Battlestar Galactica“ hat zwar eindrucksvoll Maßstäbe gesetzt, aber steht in dieser Hinsicht auch weiterhin allein auf weiter Flur.

Vielleicht müsste man den neuen „Knight Rider“ auch durch Kinderaugen sehen, um ihn gut zu finden. Es gibt ja immerhin schnelle Autos, klassische böse Buben, wundersame wissenschaftliche Errungenschaften (aber kein Turbo Boost mehr! Und wo ist der Kommunikator in der Armbanduhr?! *heul*), reichlich hölzerne Dialoge, ein Happy End … und eine lesbische FBI-Agentin (?!?!) — diese Mixtur dürfte viele TV-Konsumenten bereits zufrieden stellen.

Vielleicht hätten sie die Selbstironie-Schraube ein gutes Stückchen weiterdrehen sollen und dann zumindest in der eingangs erwähnten „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“-Schublade punkten können. David Hasselhoffs Auftritt am Ende war jedenfalls schon nahe dran.

Die Stimme von KITT hört sich so an, als hätte Val Kilmer die Texte kurz nach dem Aufstehen schlaftrunken und todernst in den Anrufbeantworter diktiert. Man kommt gar nicht umhin, als sich fast in jeder Szene vorzustellen, wie viel besser wohl die erste Fassung mit Will Arnett geklungen haben mag — in seine Stimme ist ein unverwechselbarer schelmischer Unterton quasi gleich „miteingebaut“ (und ich glaube genau deshalb wurde er ursprünglich von den Machern auch als Sprecher ausgewählt).

Die Quoten sehen trotz allem recht gut aus, von 12 Mio Zuschauern in der ersten Stunde kletterten sie noch auf 13 Mio — also keineswegs ein Flop (aber auch kein Blockbuster obwohl der Film die besten Quoten für einen Spielfilm im US-TV in den letzten drei Jahren eingefahren hat). Sofern die Show nicht allzu teuer zu produzieren ist und NBC noch ein paar Slots im Herbst frei hat (und Ford seinen Fuhrpark zur Verfügung stellt), wird eine 13-Episode-Order dabei rumkommen. Ich verzichte aber und warte gespannt auf die nächsten Zombies der 80er-Revival-Welle. (Ich nominiere: Riptide! Simon&Simon! The A-Team! Magnum! The Fall Guy! Alf! Roseanne!…)

"Lostathon" Season 3 – Teil 3

Montag, 4. Februar, 2008

Hier ist also der finale Teil meiner „Lost“-Aufholjagd. Spoilerfrei will ich schon mal vorwegschicken, dass Season 3 in meinen Augen ein fantastisches Finale hervorgebracht hat und zu alter Stärke aufgelaufen ist. Jede Serie hat sicherlich bessere und schwächere Episoden, doch „Lost“ hatte Anfang der dritten Staffel komplett den Fokus verloren. Aber das zweite Drittel dieser Season überzeugt wieder auf voller Breite. Ich kann es nur jedem empfehlen, der ähnlich wie ich eigentlich mal ein Fan der Show war und Ende der zweiten Staffel oder Anfang der dritten das Handtuch geworfen hat, der Show (möglichst in solch einer Marathon-Sitzung) noch mal eine Chance zu geben. Denn ich habe das Gefühl, dass Cuse und Lindelof es wirklich ernst meinen mit einem Neustart der Show und die Serie wieder zu einem Must-See-Event aufpäppeln können. Auf jeden Fall sollte man aber jegliche Arten von Spoiler vermeiden — da sind einige „Brummer“ dabei, die man sich wirklich nicht im Vorfeld verderben sollte.

Jetzt aber zu den einzelnen Episoden — Spoilerwarnung!

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Babylon Fields

Donnerstag, 31. Januar, 2008

Eines der seltsamsten Serienkonzepte für die Season 2007/08 hatte wohl CBS in der Schublade: „Babylon Fields“, eine Drama-Serie mit Zombies. Richtig gelesen, Zombies. Eines Tages grabbeln plötzlich in einer kleinen Ortschaft massig Leichen aus den Gräbern, allesamt putzmunter und mit erstaunlich wenig Verwesungsspuren. Aber im Gegensatz zu den Genre-üblichen hirnlosen Menschenfressern sind die Zombies in „Babylon Fields“ eigentlich fast ganz normale Leute, die ein wenig angeschimmelt wie aus einem langen Urlaub zu ihren Liebsten zurückkehren. Sie haben zwar keinen Puls, aber sie wollen trotzdem gerne ihr altes Leben wieder aufnehmen als wäre nichts gewesen.

Dass solch ein unvermitteltes Auftauchen einer Horde Untoter überall zu Problemen führen wird, dürfte auf der Hand liegen. Exemplarisch im Mittelpunkt der bizarren Pilot-Episode steht die Familie Wunch, bisher nur bestehend aus Shirley (Kathy Baker, „Picket Fences“) und Janine (Amber Tamblyn, „Joan of Arcadia“). Die beiden sehen sich nun plötzlich (nicht nur) mit der Rückkehr des ungeliebten und totgeglaubten Familienvaters Ernie (Jamey Sheridan, „Law & Order“) konfrontiert — pikant an der Sache ist die Verstrickung von Shirley und Janine in Ernies Tod (woran sich Ernie aber zunächst nicht erinnern kann).

Im Prinzip klingt das eigentlich nach einer brillanten off-beat-Idee, die sich deutlich von anderem Serieneinerlei abheben könnte. Und dazu mit Kathy Baker und Amber Tamblyn besetzt müsste die Show doch sehenswert sein. Aber es ist einfach nur „a big mess“. Die Pilotepisode ist bizarr und „trashy“ — aber leider nicht in einem „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“-Sinne. Weder die Charaktere noch die Storyline sind trotz (oder wegen) des abgedrehten Grundkonzepts sonderlich interessant, sondern einfach nur nervend und irritierend.

Man versuchte sich an einem düsteren Psycho-Shocker-Drama mit ein paar eingestreuten vermeintlich komischen Szenen, aber irgendwie funktioniert rein gar nix an der Show. Vielleicht ist es einfach zu viel für das „suspension of disbelief“-Vermögen des Zuschauers oder man begeht den Fehler, die Episode beim Anschauen automatisch mit „Shaun of the Dead“ zu vergleichen — womit man aber ein paar Ligen und ein ganzes Genre daneben liegt. Dass CBS nach dieser Pilotepisode keine weiteren Episoden geordert hat, ist somit zumindest in meinen Augen nachvollziehbar. Dabei hätte die Grundidee sicherlich Potential gehabt.

Breaking Bad

Dienstag, 29. Januar, 2008

Schon wieder amc. Das kleine Cable-Network hat gerade erst im Sommer 2007 mit „Mad Men“ einen fulminanten Erstlingshit produziert und legt nun mit der rabenschwarzen Dramedy „Breaking Bad“ nach. Erneut schafft es eine amc-Serie auf die Favoritenlisten vieler TV-Kritiker.

bb_01.jpgDie Prämisse ist eigentlich recht einfach: Ein bis dato unauffälliger Chemielehrer verbündet sich mit einem ehemaligen Schüler, um Crystal Meth zu produzieren und zu verkaufen. Aus diesem Konzept hätte man so ziemlich alles machen können, beginnend bei einer lauen Vorabendcomedy mit Lacher aus der Dose bis hin zu einer „Weeds“-Kopie. Autor Vince Gilligan („X-Files“, „Harsh Realm“) geht aber einen weitaus düsteren Weg: „Breaking Bad“ ist eine Show aus der Kategorie „Trainwreck“, die schon eher an den ’93er Film „Falling Down“ mit Michael Douglas erinnert. Man ahnt von Anfang an, dass der Leidensweg des Protagonisten in dieser Serie von besonderem Kaliber sein wird — ein Mann, der mit dem Rücken an der Wand steht und von einer dramatischen, ausweglosen Situation gleich in die nächste gerät — „Weeds“ ist dagegen ein Kindergeburtstag. Dabei geht es einerseits brutal und düster zu, gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder bitterböse surreal-komische Momente.

Bryan Cranston (der Vater aus „Malcolm in the Middle“) spielt den überforderten 50jährigen Lehrer und Familienvater Walter mit einer handfesten Midlife-Crisis, der zum Kriminellen wird, um die finanzielle Zukunft seiner Familie zu sichern. Dazu verbündet er sich mit dem einfachen Drogendealer Jesse (Aaron Paul) und versucht sich als Drogenproduzent. Was natürlich kläglich in die Hose geht und ihm einen ganzen Rattenschwanz neuer, ernster Probleme einbringt. Im Produktionsstil erinnert „Breaking Bad“ zudem auch eher an eine typische PayTV-Produktion und nimmt somit kaum ein Blatt vor den Mund, so dass amc die Serie nur in der Nachtwiederholung unzensiert ausstrahlt.

Schon die zweite Episode zeigt auch, dass „Breaking Bad“ ein ganz eigenes Tempo geht. Autor Vince Gilligan lässt sich richtig viel Zeit (vielleicht sogar etwas zuviel Zeit) und kostet die dramatisch verfahrene Situation, in die sich Walter manövriert, mit allen Details voll aus. Dabei profitiert die Serie vor allem von dem Hauptdarsteller Bryan Cranston, der eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt und sich in die Liga eines Billy Bob Thornton hinaufspielt — mit seiner „Malcolm in the Middle“-Rolle hat dies hier nichts mehr zu tun. We’re not in Kansas anymore.

Kurz: Wahrlich eine der besten aktuellen Serien, aber rein gar nichts für einen locker-fröhlichen Fernsehabend.

Moving Wallpaper / Echo Beach

Montag, 28. Januar, 2008

Auf den ersten Blick ist die neue britische Serie „Echo Beach“ auf ITV nur eine x-beliebige weitere Soap, die gerne ein Schmachtfetzen von „The O.C.“-Kaliber wäre, aber schon im Ansatz kläglich scheitert. Randvoll mit schönen Menschen, typischen 08/15-Soap-Intrigen und viel Herzschmerz erfüllt sie so ziemlich alle Kriterien, die solch eine Show selbst im gegenwärtigen Streik-Notstand in meinen Augen wenig attraktiv macht. Anders gesagt: Sowas würde ich mir nie antun.

Aber man soll ja niemals nie sagen. Der unverhoffte Reiz von „Echo Beach“ kommt aus der anderen neuen Serie, die jeden Freitag direkt vor „Echo Beach“ ebenfalls auf ITV läuft: „Moving Wallpaper“. Denn in dieser Comedy steht der fiktionale Entstehungsprozess von „Echo Beach“ im Mittelpunkt — also eine Serie über die Produktion einer Serie. Die Mockumentary „Moving Wallpaper“ ist dabei alles andere als ein ödes „Making Of“ — die Show ist genauso ein Produkt der Phantasie von Autoren wie „Echo Beach“, nimmt aber bei dieser Gelegenheit das ganze TV-Business herrlich unverkrampft auf die Schippe. In jeder Episode von „Moving Wallpaper“ wird dabei die vermeintliche Produktion der darauffolgenden Folge von „Echo Beach“ begleitet: Eine Schauspielerin bekommt nur deshalb in „Echo Beach“ eine (zunächst vollkommen sinnlose) Sprechrolle weil sie zuvor dem Produzenten in „Moving Wallpaper“ ein „unwiderstehliches Angebot“ machte. Warum in Folge vier plötzlich keine Autoren mehr in den Opening Credits von „Echo Beach“ genannt werden, erfuhr der Zuschauer zuvor in „Moving Wallpaper“.

Ein gefundenes Fressen sind die Shows auch insbesondere für Detail-Freaks, die auf Kleinigkeiten in den beiden miteinander verknüpften Serien achten. Da wandern Ausstattungsgegenstände von einer Show in die nächste, bizarre Ereignisse im Leben der Autoren in „Wallpaper“ bilden die Grundlage für nicht minder bizarre Geschehnisse in „Echo Beach“, Schauspieler-Marotten werden in „Moving Wallpaper“ thematisiert und haben ihre Auswirkungen auf den Storyverlauf von „Echo Beach“ und schlichtweg erklären sich viele der übertriebenen (aber für Soaps durchaus normale) Charakterentwicklungen in „Echo Beach“ durch den teilweise chaotischen Entstehungsprozess in „Moving Wallpaper“.

Die Attraktivität von „Echo Beach“ steht und fällt logischerweise mit der Stärke der „Mutterserie“ „Moving Wallpaper“. Ob „Echo Beach“ dabei den „vererbten“ Unterhaltungswert über die vollen 12 Episoden der ersten Staffel halten kann, muss sich erst noch zeigen — für sich alleine genommen ist die Serie jedenfalls nicht sonderlich interessant (außer vielleicht für eingefleischte Soap-Fans). „Moving Wallpaper“ hingegen ist auch ohne „Echo Beach“ eine höchst unterhaltsame Satire auf das TV-Business, die mal wieder zeigt, dass die Briten einfach ein gutes Händchen für diese Art der bitterbösen Unterhaltung haben.

Die Kombination von „Moving Wallpaper“ und „Echo Beach“ ist in meinen Augen ein hervorragendes Beispiel für ein gewitztes Serienexperiment. Hier haben sich Autoren und Sender mal ‚was neues getraut, altbekannte Formate auf eine gelungene Weise aufgebrochen und miteinander verknüpft. Was wiederum die schon endlos wiedergekäute Frage aufwirft: Warum geht sowas nicht auch in Deutschland? Im Gegensatz zu amerikanischen Serien dürfte bei diesem ITV-Doppelpack auch der finanzielle Rahmen eher mit deutschen Budgets vergleichbar sein. Naja, würde wahrscheinlich eh wieder niemand schauen. Zudem: Auch in UK gehen die Einschaltquoten für beide Serien derzeit leider konstant zurück, eine Fortsetzung (beider Serien) in eine zweite Staffel wird zunehmend unwahrscheinlicher.

Update 2009: „Moving Wallpaper“ wurde für eine weitere Staffel mit 6 Episoden verlängert, die im Frühjahr 2009 ausgestrahlt wurde und nur noch schwache Quoten einfuhr. Es wird keine dritte Staffel geben.

„Moving Wallpaper“-DVDs bei amazon.co.uk.

"Die Anwälte": Kaum da, schon weg.

Dienstag, 22. Januar, 2008

Eigentlich wollte ich eine Review zur neuen RTL-Serie (mit dem wenig originellen Titel) „Die Anwälte“ schreiben, aber zuvor wollte ich auch noch die zweite Episode anschauen. Dumme Fehleinschätzung meinerseits. Mit einer ruhigen Hand, welche ich in dieser Form sonst eher von FOX kenne, hat RTL die Serie heute schon abgesetzt. Nun gut, die Quoten waren wirklich traurig (ca. 10% MA in der Zielgruppe), aber dass man der Show nicht mal ein wenig Zeit gibt, um ihre Zuschauer zu finden, ist mindestens ebenso erbärmlich.

Ich fand die Pilotepisode, die bereits Ende 2005(!) produziert wurde, eigentlich recht gut. Es kann zwar mit Multi-Millionen-Dollar-Produktionen aus den Staaten nicht mithalten, aber dass sie derart floppt, hätte ich nicht erwartet. Alleine dafür, dass mal keine typisch deutsche Schenkelklopfer-Comedy oder uninspirierte 0815-US-Kopie präsentiert wird, verdient sie ein paar Bonus-Punkte. Vielleicht waren die meisten Charaktere (noch?) nicht sonderlich interessant und blass („Lothar“) und so manche Storyline typisches Serienfutter (die Anwältin, die noch ihrem ertrunkenen Kind nachtrauert, bekommt es natürlich prompt mit einem Fall zu tun, bei dem ein kleines Baby im Mittelpunkt steht). Auch die humorigen off-beat-Momente kamen etwas zu kurz. Aber insbesondere Kai Wiesinger und Julia Bremermann lieferten sehenswerte Leistungen. Ebenso überzeugten Kamera und Schnitt, die oft mit langen Einstellungen und einer ständig in Bewegung befindlichen Kamera der Serie einen eleganten Touch gaben.

Eventuell hätte man „den Neuen“ („Thomas“) in der Anwaltskanzlei ein wenig mehr in den Mittelpunkt rücken und ihn beispielsweise statt erst nach zehn Minuten schon von Anfang an als Identifikationsfigur für den Zuschauer anbieten können (oder ist das Modell etwa auch schon zu abgegriffen?). Die Szene, in der „der Neue“ zu den Sargträgern in den Aufzug steigt, war einer der ersten memorablen Momente der Show … aber eben erst nach 10 Minuten. Was wäre wohl gewesen, wenn das gleich die allererste Szene der Episode gewesen wäre? Die echte Eröffnung der Show fand ich hingegen weniger interessant (auch wenn sie mit einer sicherlich nicht ganz einfachen, langen Szene beginnt).

Kai Wiesingers ergriffene Ansprache an „Thomas“ gegen Mitte der Episode mit seinem Eingeständnis, dass der kranke Firmengründer so ein großes und wichtiges Vorbild war, kam meines Erachtens komplett aus dem Nichts und wirkte fast schon ein wenig deplatziert. Und noch eine Kleinigkeit: Ich habe irgendwie nie jemanden mit einem Stift in der Hand gesehen — es wurde viel palavert, aber Notizen machte sich scheinbar keiner 😉

Zu „Mord mit Aussicht“ von der ARD will ich auch noch demnächst ‚was schreiben, wenn mein Festplattenrekorder mal sein Einverständnis gibt. Jahrelang läuft das Ding (weitestgehend) problemlos, aber sobald ich dann mal eine deutsche Serie aufzeichnen will, kommt die Kiste aus dem Tritt — mehrmals. Liebe ARD, warum wiederholt ihr das denn nicht zeitnah auf einem eurer zahlreichen Spartenkanäle? (Die Aufnahme der anderen neuen RTL-Serie mit Niels Ruf hat’s mir auch zerlegt — soviel zum „bad karma“ von deutschen Serien ;-).

P.S.: Und offenbar stehe ich mit diesem Problem nicht alleine da: Die Top-Suchanfragen, die heute Traffic ins sablog brachten, lauten „mord mit aussicht torrent“, „mord mit aussicht rapidshare“ und „Download Mord mit Aussicht“… 😉 (Google indexiert auch die shoutbox)

Mushi-Shi

Sonntag, 20. Januar, 2008

In Streik-Zeiten sucht man auch mal in alternativen Genres nach Abwechslung. Anime und Manga sind wahrlich nicht meine „fields of expertise“. Klar, man kennt die Klassiker wie Akira, Ghost in the Shell, Blue Submarine, Princess Mononoke oder Heidi (heh ;-), aber darüberhinaus sieht es eher schwach aus. So bedurfte es schon einer Review bei telepolis um meine Aufmerksamkeit auf eine japanische Anime-Serie zu lenken: Mushishi. Nein, ist nix unanständiges.

mushishi.jpg„Mushishi“ ist eigentlich ein Comic (Manga), das seit 2005 auch als Anime-Fernsehserie umgesetzt wurde. Bisher gibt es 26 Teile, die auch bereits auf DVD erhältlich sind — allerdings oftmals nur als englisch synchronisierte Fassung. Auf Youtube etc. findet man einzelne Episoden allerdings auch im japanischen O-Ton mit fan-made englischen oder deutschen Untertiteln.

Die Serie erzählt von den Erlebnissen des jungen „Ginko“ (mit schlohweißen Haaren), den man am ehesten als eine Art „Geisterjäger“ bezeichnen könnte, was die Sache aber nicht richtig trifft. Die „Geister“ oder „Insekten“ (Mushi), die er verfolgt sind weder pflanzliche noch tierische Lebewesen, aber dennoch eng mit der Natur verbundene Existenzen. Nur wenige Menschen können sie überhaupt wahrnehmen und es gibt sie in den verschiedensten Formen mit ebenso unterschiedlichen Daseinszwecken. Die Koexistenz dieser „Mushi“ mit Menschen gestaltet sich oftmals schwierig und so gibt es „Mushi-Shi“ wie Ginko, die diese Wesen aufstöbern und den Menschen beim Umgang mit ihnen hilft.

In jeder der etwa 20-minütigen Episoden steht eines durch Mushis verursachte Phänomen im Mittelpunkt, das meist durch Ginko aufgeklärt wird. Aber auch Ginkos eigene Herkunft steht im Zentrum einiger Episoden und wir erfahren, wie er in diese Situation als umherreisender „Geisterjäger“ ohne eigenes Zuhause kam. Nicht immer gibt es ein Happy End, die Serie schlägt auch oft nachdenkliche und ruhige Töne an. Überhaupt ist das Wörtchen „ruhig“ ein zentraler Aspekt. „Mushishi“ ist eine faszinierend sanfte und relaxte Serie, die von Themesong bis zur Handlung selten ein schnelles oder gar dramatisches Tempo anschlägt. Die Serie ist ideal zum Abschalten und Entspannen, wenn man mal ein paar Gänge zurückschalten will. Abgesehen vom legendären Kaminfeuer-Video oder den „schönsten Bahnstrecken“ gibt es glaube ich keine TV-Produktion, die derart zum Entspannen einlädt. Und im Gegensatz zum Kaminfeuer bekommt man bei „Mushishi“ auch noch sehr sehenswerte und schöne Geschichten präsentiert. Ein kleines Goldstückchen.

2006 wurde auch ein Realfilm („Bugmaster“) auf Basis des Mangas gedreht, der aber nicht sonderlich positive Kritiken erntete.

skins

Sonntag, 30. Dezember, 2007

Eigentlich hatte ich mit Jugendserien schon mehrmals weitestgehend abgeschlossen. Irgendwann kommt wohl in jedem Leben die Zeit, in der man sich eher mit den Charakteren aus „thirtysomething“ verbunden fühlt als mit den Sorgen und Nöten der Teenager aus „My So-Called Life“ (und in einigen Jahren folgen dann Rick und Lily aus „Once and Again“ ;-)). Nach all den Jahren glaubt man wohl auch an einem gewissen Punkt mal alle möglichen und unmöglichen Permutationen aller existierenden Teen-Drama-Storylines gesehen zu haben.

Aber erstens kam’s anders und zweitens kam „skins„. Die neun Episoden der ersten Staffel dieses britischen Dramas liefen Anfang 2007 zum ersten Mal auf dem PayTV-Ableger E4 von Channel 4 und sind seit Herbst auch auf DVD erhältlich. Und nicht nur hier im Blog wurde ich mehrmals auf diese Show aufmerksam gemacht, „skins“ hatte einiges an Wirbel verursacht. Dass es sich bei „skins“ nicht um eine „normale“ Teenage-Soap handelt, erahnt man spätestens beim Anblick der kleinen Sticker auf der DVD-Verpackung, die einen Verkauf an Minderjährige untersagt. Eine Jugendserie, die nicht für 17jährige geeignet ist und abends um 22 Uhr ausgestrahlt wird? Hm, naja, in der Praxis kann sowas wohl das Interesse bei Jugendlichen eher noch erhöhen…

skins (c) Channel 4„skins“ handelt von einer Gruppe von 16-bis 18-jährigen Teenagern, die in Bristol leben und dort zur Schule gehen. Wie bei anderen Teen-/Twen-Serien liegt auch in dieser Show der Schwerpunkt auf dem Liebesleben (und -leiden) der jungen Menschen und ihrem vermeintlichen alltäglichen Problemen rund um Schule, Parties, Drogen und Elternhaus. Inwieweit die Serie da ein realistisches Porträt von Jugendlichen in Bristol (oder sonstwo) zeichnet, sei erstmal dahingestellt. Auf jeden Fall packen die Autoren in den wenigen Episoden so ziemlich jedes heißes Eisen an, das sie nur irgendwie in die Finger kriegen. Drogen-, Medikamenten- und sexueller Missbrauch stehen ebenso auf dem Menu wie ausschweifende und außer Kontrolle geratene Parties, abwesende Eltern und fehlende berufliche Perspektiven gepaart mit einer vollkommen kaputten Beziehung zum eigenen Körper. Dazu kommen sexuelle Experimente, Liebesbeziehungen zwischen Lehrern (und Schülern) und mittendrin lauter gelangweilte Teens, die ihre Grenzen austesten wollen. Kurz: Der personifizierte Alptraum des Beschützer-Instinkts aller Eltern.

Die Show nimmt entsprechend der Altersfreigabe dann auch kaum ein Blatt vor den Mund und zelebriert geradezu genüsslich und ausführlich den hemmungslosen Lebensstil der Hauptfiguren. Aber die Show ist keineswegs nur eine einzige Aneinanderreihung von Exzessen, wie es Channel 4 vielleicht auch nicht ganz uneigennützig in den Promos glauben lassen möchte. Die Serie findet durchaus auch ruhige und ernste Momente, aber vor allem viele surreale und absurd komische Situationen, die einfach derart over-the-top sind, dass man nur noch laut lachen kann. Jede der neun Episoden stellt dabei einen anderen Charakter aus der Freundesgruppe in den Mittelpunkt, aber es gibt auch übergreifende Storyarcs, in die alle Figuren mehr oder weniger verknüpft sind und die in einem furiosen Finale in der letzten Episode einen ersten Endpunkt finden.

'Sid' aus skins (c) Channel 4Heutzutage ist es nicht mehr so außergewöhnlich wie noch vor einigen Jahren, aber es sollte dennoch angemerkt werden, dass fast alle Darsteller auch etwa im Alter der Figuren sind, die sie spielen — durchweg sind die Darsteller etwa Jahrgang 1988/89. Teilweise stellt „skins“ ihr erstes größeres Projekt dar, was man auch merkt — aber durchaus eine gewissen Grad Echtheit in die Sache bringt. Andere Schauspieler sind schon länger im Geschäft, allen voran der ehemals „kleine Junge“ Nicholas Hoult aus der Hornby-Verfilmung „About a Boy“. Die Nase von April Pearson („Michelle“) verdient zudem unbedingt einen eigenen Satz in dieser Review (diese Nase, diese Nase, ich komme mir schon vor wie Asterix und Miraculix ;-))

Die Serie als „Gesamtkunstwerk“ ist eine sehr uneinheitliche Angelegenheit — es gibt viel Licht, aber auch reichlich Schatten. In manchen Szenen denkt man, man sei in einem surrealen Alptraum (oder feuchten Traum der Autoren) gelandet nur um dann wieder im nächsten Moment einen sehr realistisch gezeichneten und nahegehenden Teenage-Angst-Moment wiederzuerkennen. Die Serie wandelt auf einem sehr schmalen Grat zwischen abgehobenen Bizarrtum (die Episode mit dem Russland-Ausflug ist dermaßen schrill und fern von Gut und Böse, dass man wahrlich an der geistigen Gesundheit der Autoren zweifelt) und gleichzeitig sozialkritischer und dramatischer Dokumentation des Teenager-Lebens in anonymen Großstädten des frühen 21. Jahrhunderts.

Viele Szenen sprühen vor inspirationaler Kraft und faszinierenden Charakterstudien, weil sie ein schonungslos offenes Bild einer jungen Generation (über-)zeichnen (hier ist insbesondere die gesamte tragische Handlung rund um die schweigsame „Effy“ zu nennen, dazu viele Szenen mit der bizarren Cassie, aber auch der unterforderten Musikhoffnung Jal). In anderen Momenten schlägt dann das Pendel wieder in herrlich komischen Slapstick mit Potential zum Kult-Klassiker aus (Chris‘ Medikamentenexperimente), überschlägt aber leider auch öfters in puren Dummfug (mit dem Tiefpunkt der erwähnten Russland-Episode) oder fällt mit einer stereotypen und/oder gut gewollten, aber richtig schlecht umgesetzten 08/15-Storyline flach auf die Nase (vieles mit dem schwulen Maxxie und seinem muslimischen Kumpel Anwar aber vor allem die Chris/Angie-Beziehung). Die Serie ist somit eine Achterbahnfahrt gleich in mehrfacher Hinsicht.

skins (c) Channel 4Dennoch werden einige sehr interessante und gegensätzliche Charaktere in einer überraschenden Gruppendynamik aufeinander losgelassen und zumindest ich fühlte mich durchweg gut unterhalten. Man darf die Serie meiner Meinung nach nicht zu ernst nehmen und dann wird man mit einer abenteuerlichen Chaos-Tour entschädigt, die ihre finale fünf Minuten in einem „most cheesy“ und gleichzeitig surreal-bizarren, „i can’t believe they did that“-Höhepunkt zelebriert.

Technisch gibt es nicht viel zu mäkeln, mir hat der Stil der Kameraführung und Schnitts (vor allem in der Pilotepisode) recht gut gefallen und auch die Produktionsdesigner haben ganze Arbeit geleistet bei der Ausstattung der sehr verschiedenen Charaktere.

„skins“ gehört auf meiner Liste der skurrilsten Shows 2007 in eine Reihe mit „John from Cincinnati“ und „Pushing Daisies“. Nicht dass die Shows irgendetwas gemeinsam hätten — abgesehen eben davon, dass sie sehr konsequent nach ihrem eigenen Beat marschieren. Aber sie verdienen sich alle zweifelsohne einige Meriten indem sie etablierte Regeln auf den Kopf stellen und gehören in die Kategorie „Muss man einfach mal gesehen haben, um mitzureden“ und seien es im Falle von „skins“ nur die Episoden 1 und 9.

Noch ein paar Worte zu den DVDs. Passend zur Serie kann das Verdikt auch hier nur „uneinheitlich, aber dennoch lohnenswert“ lauten. Erstmal haben sie einen ziemlich ätzenden Kopierschutz, was das Anschauen unter Linux zu einem eigenen Drama werden lässt. Dann sind viele Songs aus dem Original-Broadcast durch billige Songs ersetzt worden. In den meisten Fällen ist das nicht sonderlich gravierend, aber es fällt hie und da schon auf, dass der Soundtrack nicht recht passt (bspw. bei der Geburtstagsparty im Finale) — soweit ich auf den ersten Blick sehen kann, wurden aber zumindest Songs von zentralen Momenten der Serie beibehalten. Dennoch schade, dass solche Musiklizenzprobleme auch bei Serien made in 2007 noch ein Thema sind. Immerhin kann man sich die Songs auf dem separat erhältlichen CD-Soundtrack anhören.

skins DVD (c) Channel 4Außerdem enthalten die DVDs so gut wie keinen Blick hinter die Kulissen: Kein Commentary Track, kein Making Of. Dafür gibt es aber die reichhaltigste Sammlung von Trailern, Stings und Promos, die ich jemals bei einer DVD-Veröffentlichung gesehen habe. Mindestens drei Viertel davon sind aber auch redundant und überflüssig. Warum die ich die DVDs aber dennoch als lohnenswert ansehe? Wegen den so genannten „Ancillary Storylines“ und den „Video Diaries“, die als Bonus-Material für die Channel 4-Website und die DVDs produziert wurden und in ihrer Gesamtheit im Grunde noch eine zehnte Episode bilden. Gerade bei den „Ancillary Storylines“ ist eine Menge Material dabei, die wohl auch aus Zeitgründen nicht in die Episoden aufgenommen wurden und einige Storylines der Folgen noch ein gutes Stückchen vertiefen.

Die DVDs gibt’s leider nicht in Deutschland (außer bei amazon.de über den Marketplace), aber bei den üblichen britischen Shopping-Quellen (bspw. amazon.co.uk) so ab etwa 17 Euro.

Fazit: Wie oben schon erwähnt, kann ich die Serie aufgrund ihres sehr eigenen Stils nur jedem (ab 18 Jahre ;-)) ans Herz legen (falls es wirklich noch Leute geben sollte, die sie nicht kennen — ich bin ja schon reichlich spät dran). Man sollte sich aber schon im Vorfeld bewusst sein, dass „skins“ oftmals reichlich „over-the-top“ ist und sich auf eine zuweilen sehr schräge, aber auch bewegende und dramatische Tour-de-Force gefasst machen. Jedenfalls freue ich mich auch schon auf die für Frühjahr angekündigte zweite Staffel. Es sieht so aus, als hätte ich mit Jugendserien also immer noch nicht abgeschlossen…

Skins Staffeln auf DVD bei amazon.co.uk.

Das iTeam: Copy and Paste

Freitag, 28. Dezember, 2007

Sat.1 hat die erste Episode ihrer „IT Crowd“-Kopie namens „Das iTeam“ schon knapp eine Woche vor dem TV-Start als Online-Stream freigegeben. Und es ist in der Tat so grausam wie es wohl von vielen Kennern der UK-Vorlage im Vorfeld befürchtet worden war. Oder zumindest kommt’s mir so vor — vielleicht spielt da auch wenig das übliche Vorurteil „eine deutsche Kopie kann nie besser sein als das Original“ mit hinein.

„Das iTeam“ ist eine bis auf das letzte iTüpfelchen akkurate Kopie von „IT Crowd“, so dass man schon glatt meinen könnte, auch in Deutschland setze derzeit ein Autorenstreik die TV-Sender unter Druck. Um so erstaunlicher ist es, wie detailgetreu man eine Serie kopieren kann (bis hin zu identischen T-Shirts der Hauptfiguren) ohne auch nur einen Bit des Charmes des Originals mithinüberzubringen. Viele der Gags sterben in der deutschen Fassung einen kläglichen und einsamen Tod — selbst die Lacher aus der Dose made in Germany haben keine Chance gegen ihre britischen Kollegen.

Vielleicht liegt’s auch an den Darstellern — insbesondere Stefan Puntigam als deutsche Version von „Maurice Moss“ (der in der deutschen Fassung „Gabriel“ heißt) kann mit dem Original leider gar nicht mithalten. Sky Du Mont wirkt derart fehlplatziert, dass man Grund zu der Annahme hat, dass er lediglich als vermeintlicher „big name“ in den Cast kam. Eventuell vermisse ich aber auch einfach nur den britischen Akzent 😉

Aber es bleibt natürlich die Frage, wie die Serie bei jemandem ankommt, der die Channel4-Vorlage eben nicht kennt. Die Antwort darauf wird man wohl erst ab 4. Januar sehen.

Ach, und eigentlich sollte die Serie doch AFAIR ursprünglich den Beititel „Die Jungs mit der Maus“ statt dem jetzt verwendeten „… an der Maus“ tragen…

(via Nerdcore)

Chuck: Fun Ride

Sonntag, 2. Dezember, 2007

Wenn man die besten neuen Serien der Broadcast-Networks Revue passieren lässt, kommt man eigentlich an einer Show nicht vorbei: Chuck. Diese Full-Hour Comedy von Josh Schwartz („The O.C.“) und Chris Fedak zählt meines Erachtens derzeit zu den unterhaltsamsten Shows, die sich im Verlauf der Staffel auch zu einem echten Hit gemausert hat und gehört somit zum Favoritenkreis bei den sabawards’07.

chuck.jpgDas Setup von „Chuck“ ist ohne Frage arg weit hergeholt und sah zu Beginn der Staffel auch noch schwer verdaulich aus: Eine geheime und experimentelle Faktendatenbank der großen amerikanischen Geheimdienste landet ausgerechnet in dem Gehirn eines Nerds, der als kleiner Angestellter in einem Elektromarkt arbeitet. Fortan hat der arme Kerl ständig unkontrollierbare Informations-Flashbacks, sobald er Spione sieht oder Geheimdienst-Projekten begegnet. Chuck ist nun nicht nur ein wichtiges Asset von FBI, CIA und Co. sondern gerät auch zunehmend ins Kreuzfeuer böser Agenten und multinationaler Gangster — eben wie es sich für eine bunte Comic-inspirierte Actionserie „gehört“. In den A-Stories darf Chuck und seine Beschützer Sarah (die sexy Yvonne Strahovski) und John (der brillante und knochentrockene Adam Baldwin) üblicherweise irgendwelche gefährlichen Abenteuer bestehen während in den B- und C-Stories mehr oder weniger kuriose Begebenheiten im Alltag der Kollegen von Chucks Arbeitsstelle oder von Chucks Schwester (Sarah Lancaster) zum Zuge kommen. Aber natürlich ist solch ein Geek-Märchen nicht komplett ohne ein „Will-they-or-wont-they“-Knistern zwischen Chuck und Sarah, die sich zur Tarnung als seine Freundin ausgibt.

Im Prinzip weist die Show einige Ähnlichkeiten mit CWs „Reaper“ auf, da beide eine Variation des Loser-als-Held-Konzepts verfolgen. Es sind die ewigen Nebencharaktere wie Xander (aus „Buffy“) oder Seth („The O.C.“), die dieses Jahr in den Mittelpunkt zweier sehr ähnlicher Shows rückten. Doch zumindest in meinen Augen hat „Chuck“ einen wesentlichen Vorteil: Diese Serie ist höchst unterhaltsam und verdient sich sogar öfters das Prädikat „brüllend komisch“. Das sind jede Woche wunderbare 42 Minuten amüsante und sinnfreie Unterhaltung zum Relaxen. Da werden Geek- und Nerd-Klischees gleich im Zehnerpack abgearbeitet, aber man hat als Zuschauer auch das Gefühl, dass die Autoren insgeheim selber richtig große Nerds sind und mit großer Freude (und einem zwinkernden Auge) Chuck von einem kuriosen Abenteuer ins nächste schicken. Im Gegensatz zu dem „Love-Interest“ des Hauptcharakters in „Reaper“ haben Chuck und Sarah wirklich sowas wie eine gemeinsame Chemie und man interessiert sich für die Charaktere — ein Faktor, der auch in einer locker-leichten Comedy nicht zu vernachlässigen ist. Und selbst wenn die Show hie und da mal etwas arg dick aufträgt, so kann man sich ja immer noch einreden, dass das alles von den Autoren nur ironisch gemeint sei ;-). Allerdings muss ich auch sagen, dass die eigentlichen Highlights der Show in Wirklichkeit die süffisanten Kommentare und Auftritte von Adam Baldwin als kauziger Geheimagent sind, der seit „Firefly“ nicht mehr eine solch perfekte Paraderolle hatte.

Zudem wird die Serie auch von weiteren wunderbar bunten Nebencharakteren und -darstellern gestützt, sei es der korpulente (aber nicht minder bewegliche und schnelle) Chef des Elektromarktes Big Mike oder die schrille Computerexpertin Anna Wu (Julia Ling, „Studio 60“) sowie Chucks bester Freund Morgan (Joshua Gomez, „Without a Trace“), die alle immer wieder zum Zuge kommen und eigene sehenswerte Momente haben. Sie runden die Show auch in den Szenen ab, in denen Chuck nicht präsent ist.

Und dann sind da noch die Opening Credits, die eine eigene Erwähnung verdienen. Eine Show, die einen Cake-Song als Theme verwendet („Short Skirt, Long Jacket“) muss wohl zu „den Guten“ gehören. Aber es ist nicht nur der Song, auch die sanfte Parodie auf die Opening Credits der 007-Spielfilme macht bereits die 30 Sekunden der „Chuck“-Eröffnungssequenz zu den wöchentlichen TV-Highlights.

Mag sein, dass NBC auch hier vielleicht wieder nur ein One-Season-Wonder hat, dessen Stern in einer zweiten Staffel mit „Heroes“-ähnlicher Geschwindigkeit wieder verglüht und ich sitze hier in 12 Monaten und nörgele dann wieder irgendwas von „die erste Staffel war besser“ herum. Aber bisher ist es ein verdammt gutes „Wunder“ und ich genieße jede einzelne Minute dieses Fun Rides.

 

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