"Anna Pihl" (ZDF)
Freitag, 29. Juni, 2007Okay, es war etwas Zufall im Spiel, dass ich gestern die erste Episode der neuen ZDF-Krimi-Serie „Anna Pihl“ gesehen habe. „Anna Pihl“ ist eigentlich eine dänische Produktion und nicht nur im Ursprungsland auch sehr populär. Anna Pihl ist eine Polizeibeamtin und hat gerade ihren neuen Job in Kopenhagen angetreten. Sie ist eine geschiedende Mutter mit einem Sohn im Kindergarten-Alter. Sie engagiert sich für ihre „Fälle“, hat ein großes Herz und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, hat aber in ihrer neuen Arbeitsstelle erstmal auch mit herben Gegenwind zu kämpfen. Die Kritiken zur Serie waren im Vorfeld ausgesprochen positiv, der Grundtenor ging ungefähr in die Richtung, dass es sich bei „Anna Pihl“ um eine realitätsnahe und dennoch spannende Krimiserie mit einer interessanten, mehrdimensionalen Protagonistin handele.

Und nach der gestrigen Pilotepisode kann ich das eigentlich auch unterschreiben. Mir fehlt etwas der Vergleich zu deutschen Krimi-Serien wie „Bella Block“ (nie gesehen), daher kann ich auch nicht darüber urteilen, ob „Anna Pihl“ nun „besser“ oder „schlechter“ als ihre deutschen Kolleginnen ist. Die Episode verfolgt zwar ein paar klassische Story-Elemente (u.a. der erste Arbeitstag, an dem erst mal alles schief läuft sowie der Stress einer alleinstehenden Mutter und dann noch der heutzutage wohl in Serienkonzepten unvermeidliche schwule BFF-Nachbar), aber schrammt doch immer wieder geschickt an dem Merkmal „vorhersehbar“ vorbei. Man denkt in so mancher Szene „Oh, ich ahne schon, was als nächstes passiert“, und dann findet die Show doch noch eine leichte neue Variation, mit der man (ich) nicht unbedingt gerechnet hat. So begeht der Charakter zwar auch öfters die typischen naiven „Dummheiten“, welche die Story auf Trab halten und Konflikte hervorrufen sollen, aber Anna Pihl findet dann doch noch einen halbwegs smarten Ausweg oder stellt sich zumindest nicht so blöd an, dass man nach der Fernbedienung sucht.
Trotz einiger Action-Szenen nimmt sich die Show auch immer wieder genügend Zeit für ruhigere Momente, um die Haupt-Charaktere und das Umfeld von Anna Pihl näher vorzustellen. Auch da wimmelt es von (teilweise leider Serien-typischen) Konflikt-Konstellationen, sei es der unsympathische Ex-Mann mit seiner neuen Freundin oder der nach dem Tod seiner Frau depressive Vater (der zwar angeblich verwahrlost lebt, aber perfekt rasiert ist).
Die Show ist ganz nett, die Schauspieler bieten eine überzeugende Leistung, aber zumindest die Pilot-Episode macht in meinen Augen nur einen durchschnittlichen Eindruck. Aber vielleicht will das im deutschen TV ja schon viel heißen.
Der große Minuspunkt ist aber auch hier leider die Synchronisation. Sie war wohl nicht schlecht, ich denke eher, dass „Anna Pihl“ wieder mal ein Beispiel für die „prinzipbedingten“ Probleme von Synchronisationen ist. Ein Großteil der „Atmosphäre“ geht verloren, die Sprecher scheinen oft regelrecht ins Mikro zu „hauchen“, die Lippenbewegungen sind bei diesen nordischen Sprachen eh wie von einer anderen Welt und die Synchro in den Action-Szenen erinnerte fast schon an eingedeutschte Porno-Filme (nicht dass ich da …öhm… irgendwelche Vergleichsmöglichkeiten hätte). Ich habe mir dann noch ein paar kurze Ausschnitte der Original-Fassung im Web angeschaut und fand sie gleich eine ganze Ecke besser. Hachja, liebes ZDF, da stellt ihr als erster Sender (mit dem ältesten Zuschauerschnitt) euer ganzes Programm auf das hippe 16:9 um, aber eine Lösung für das O-Ton-/Untertitel-Problem habt ihr immer noch nicht gefunden. Das wäre übrigens auch eines der wenigen Argumente, das ich in der ganzen „Grundverschlüsselung“-Diskussion akzeptieren würde … aber ich komme vom Thema ab.
Aber viel mehr habe ich auch gar nicht mehr zu schreiben. Im Grunde nur noch das abschließende Fazit, dass das ZDF mit „Anna Pihl“ als erste ausländische Serie im Vorabendprogramm seit vielen Jahren keine schlechte Wahl getroffen hat. „Must-See“-TV für den von US-Krimikost verwöhnten Zuschauer ist es aber nicht.
Nun wird vermutlich niemand von den sablog-Lesern eine Karriere als Serienautor in den USA anvisieren (obgleich ich aber von einigen weiß, die es in Deutschland versuchen), insofern dürfte der praktische Nutzen für die meisten Leser in Europa auf den ersten Blick nicht sonderlich groß sein. Aber für jeden Serienfreund, der sich intensiver mit US-Fernsehserien und vor allem mit deren Autoren beschäftigt und sich auch für die wenig glamourösen Geschehnisse hinter der Kamera interessiert, ist „
Und mit den erfahrenen TV-Alumni Kevin Williamson („Dawson’s Creek“, „Scream“) und Scott Winant („My So-Called Life“, „Huff“) hinter der Kamera handelt es sich bei diesem Sommer-Theater zumindest auf dem Papier auch nicht um eine 08/15-Produktion von blutigen Anfängern. Dennoch steht die Show von Beginn an unter schlechten Vorzeichen. Nicht nur der Sendeplatz außerhalb der TV-Season wirft einige Fragen auf, auch alleine der Name „Kevin Williamson“ trägt bei weitem nicht mehr den „Oha“-Faktor wie Ende der 90er, als er mit Dawson, Joey und Pacey das WB-Network quasi im Alleingang zum angesagten Teen-Network machte. Die TV-Flops „Wasteland“ und „Glory Days“ haben deutliche Risse in seinem Ruf hinterlassen — allgemein gilt er als ein Wahrzeichen einer vergangenen Teen-Generation, abgelöst von neuen Schreiberlingen wie Rob Thomas, Greg Berlanti und Josh Schwartz.
Wer ein „Dawson’s Creek“ meets „The O.C.“ erwartet, liegt eigentlich goldrichtig. Da sind wieder die von Williamson bereits zu „Dawson’s Creek“-Zeiten perfektionierten hochtrabenden und sperrigen Dialoge, die mit realistischen Teenager-Dialogen so rein gar nix zu tun haben, aber irgendwie dann doch einen gewissen Unterhaltungsfaktor haben. Da ist das hübsche, aber schüchterne Mädel von nebenan und die reizvolle Schlampe mit einem dunklen Geheimnis. Und dann eben
Das seit längerer Zeit angekündigte Web-Projekt von Michael Cera („Arrested Development“) ist jetzt
Aber außer Zweifel steht die Feststellung, dass in „Brothers & Sisters“ ein paar der besten Schauspielerleistungen der aktuellen TV-Season versammelt sind. Ich weiß echt nicht, ob ich Connie Britton (für „Friday Night Lights“) oder lieber doch Sally Field oder Patricia Wettig oder Rachel Griffiths (oder dann doch Lauren Graham oder Kristen Bell?) den Emmy — oder sonst irgendeine besondere Auszeichnung in Anerkennung hervorragender schauspielerischer Leistungen — persönlich in die Hand drücken würde. Drei bis vier Wochen vor dem Finale stimmte auch noch der hohe Anspruch der Storyline, zur der Zeit war die Show auf dem Höhepunkt und am nächsten dem großen Vorbild „thirtysomething“. Das war exzellentes Familiendrama, hochklassig inszeniert und mit den bereits erwähnten beeindruckenden Schauspielerleistungen.