Archiv der Kategorie 'Reviews'


Robot Chicken

Dienstag, 19. Juli, 2005

Auch im Zeitalter von Special-Effect-lastigen SciFi-Serien gibt es immer mal wieder Beweise dafür, dass man auch heute noch mit vermeintlich primitiven „Hausmitteln“ gelungene Fernsehunterhaltung produzieren kann. Seien es „Wallace & Gromit“, „South Park“ oder „Chicken Run“ — auch mit der mittlerweile über 100 Jahre alten Stop-Motion Technik lassen sich noch „Kult“-Hits produzieren. Mit diesem Prinzip, das jedes Kind mit einer billigen Videokamera nachahmen kann, arbeiten auch die Macher der schrägen Comedyshow „Robot Chicken“ auf Comedy Central — die wohl verrückteste Serie seit der Erfindung von Playmobil.

Das Konzept der jeweils 15-minütigen Episoden ist schnell erklärt: In kurzen „Einspielern“ wird mit Knetfiguren und/oder Playmobil-artigen Spielzeug alles aufs Korn genommen, was in den letzten Jahrzehnten medial auf uns eingeprasselt ist, vor allem aber TV-Produktionen aller Art werden genüsslich auseinandergenommen, verarscht und parodiert. Man feiert ein Wiedersehen mit einer reichhaltigen Auswahl von Actionfiguren zu Serien und Filmen der letzten 20 Jahre. Manche Einspieler sind nur wenige Sekunden lang, haben keinen Dialog — andere erzählen kleine Geschichten. Selten dauert ein „skit“ aber länger als 1 Minute. Darunter sind Einspieler wie „World’s Most One-Sided Fistfights“, die Serie „Oz“ mal mit dem „echten“ Oz oder „Jesus in Kill Bunny“…

Die Show ist voll mit Gags und selbst wenn mal einer nicht zündet (oder man die Anspielung nicht rafft) — ist’s auch egal, denn der nächste kommt sofort. Man hat oftmals noch nicht mal genüged Zeit, um die Stimmen der Sprecher zu identifizieren. Und da gäbe es einiges zu „entdecken“. Der gesamte Cast der „70’s show“, dazu Sarah Michelle Gellar, Conan O’Brien, Burt Reynolds, Mark Hamill, Alex Borstein, Scarlett Johannson und *viele* mehr leihen den Figuren (oftmals den in Knetmasse verweigten Abbilder ihrer selbst) die Stimmen. Am häufigsten hört man aber die Stimmen der Autoren und Produzenten der Show: Seth Green („Greg The Bunny“, „Buffy“, „The Wonder Years“) und sein Kumpel Matthew Senreich.

Über das Niveau der Scherze lässt sich – wie auch bei „South Park“ – trefflich streiten. Vieles basiert auf simpler Hau-drauf-Komik, die sicherlich schon auf Schulhöfen rund um den Globus Lacher generierte — was die Sache aber nicht weniger amüsant macht. Jugendfrei ist die Show sicherlich nicht, hier geht’s teilweise recht deftig zu Werke. Kurz: Es ist eine Show zum Ablachen — nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Übrigens lohnt sich das Inspizieren des Abspanns: eine gewisse S. Gellar und M. Kunis bekommen hier immer eine ganz besondere Widmung…

Die erste Staffel umfasst 20 Episoden und lief bis letzten Sonntag auf Comedy Central. Die zweite Staffel wird für 2006 erwartet. Ausschnitte gibt’s auf adultswim.com.

Blue Car

Sonntag, 26. Juni, 2005

Sie sind leider in der Regel nur schwer zu finden: Die Filme aus der Kategorie „klein, aber fein“. Filme, deren Produktionskosten bestenfalls ein paar Prozent von den großen Box Office-Blockbustern betragen und deren Popularität eher auf Mundpropaganda zurückgeht. Oftmals erzählen aber gerade diese (Independent-)Filme die interessanteren und bewegenderen Geschichten. Auch „Blue Car“ aus dem Jahre 2002 gehört wohl in diese Kategorie. Das Erstlingswerk der auch heute noch recht unbekannten Autorin und Regisseurin Karen Moncrieff ist die lebensnahe Geschichte um eine einsame junge Frau, die den falschen Leuten vertraut und von ihrer Umwelt ausgenutzt wird.

Die 18jährige Meghan Dunning (Agnes Bruckner) lebt in angespannten sozialen Verhältnissen. Vor kurzem verliess ihr Vater die Familie, ihre Mutter (Margaret Colin) arbeitet rund um die Uhr um etwas Geld zusammenzubringen und hat keine Zeit für die Bedürfnisse ihrer Töchter. Meghans kleine Schwester Lily (Regan Arnold) lebt in ihrer eigenen, zurückgezogenen Welt. Meghan selbst entflieht ihrem grauen Alltag indem sie Gedichte schreibt und findet Unterstützung durch ihren Englisch Lehrer Mr. Auster (David Strathairn). Doch was als eine Beziehung zwischen Mentor und Schülerin beginnt wird zunehmend komplizierter.

Auf den ersten Blick versammelt der Film zahlreiche bekannte Hollywood-Storylines und Klischees. Aber Karen Moncrieff findet immer wieder den Dreh weg von den ausgeprägten Hollywood-Pfaden. Hier gibt es keine romantische Liebesgeschichte, das ist kein glücklicher Teenager Film. Es ist ein kleiner, trauriger Alltagsfilm mit nur einer leisen Note Hoffnung. Das Drehbuch hat hie und da ein paar Schwächen, die jedoch von dem exzellenten Cast überspielt werden. Insbesondere Hauptdarstellerin Agnes Bruckner ist eine große Entdeckung dieses Films – leider hat sie seit 2002 nicht den Sprung in den Mainstream wie beispielsweise ihre Altersgenossin Scarlett Johansson geschafft. Auch die anderen Darsteller wie unter anderem David Strathairn und Frances Fisher zeigen ihr beeindruckendes Können.

Fazit: Ein stiller Film für einen nachdenklichen Filmabend.

The Loop

Montag, 20. Juni, 2005

Hoppla. Na, diese Comedy macht Spass. Die Story ist schnell erzählt: Ehrgeiziger und junger Karrieremensch (Bret Harrison, “Grounded for Life”) will neben Erfolg im Job auch viel Spaß in der Freizeit. Dazu gehört ein ausgeflippter Freundeskreis (Eric Christian Olsen) und Piper, die unerwiderte Liebe (obligatorisches cute girl: Becki Newton, die aber leider die Produktion nach der Pilot-Episode verlassen hat).

Typisch für eine FOX-Produktion ist sie etwas „anders“ als normale Comedies — es ist eben nicht die übliche 08/15 Studio-Sitcom mit einer Couch im Mittelpunkt der Geschehnisse. Nein, sie ist spritzig, schnell und frisch. Gut gefallen mir vor allem die „Untertitel“-Jokes, die eine Art „Voice-Over“ darstellen, ähnlich wie der Erzähler im Hintergrund von „Arrested Development“. Die Comedy hat auch ansonsten einen gewissen „Arrested Development“ Vibe — die Art und Weise, wie die Show „erzählt“ wird, ist zumindest ähnlich. Dazu noch diese nette (wenn auch nicht sonderlich neue) „boy loves girl, but girl doesn’t know“ Storyline — und fertig ist eine gelungene Comedy fernab von den „Friends“, aber nahe an den „Undeclareds“ dieser Welt. Midseason 2005/06.

David Nutter – der Mann für die Pilotepisoden

Donnerstag, 16. Juni, 2005

David Nutter ist eindeutig im SciFi/Fantasy Genre zu Hause. Der Regisseur, der scheinbar zu den Lieblingen im Hause Warner Brothers zählt, fiel mir zum ersten Mal durch seine Arbeit am Piloten für „Millennium“ auf, auch wenn er Anfang der 90er schon bei einigen „X-Files“ Episoden Regie geführt hatte. Seitdem erkennt man seine Handschrift recht deutlich: Mit seiner atemberaubenden Arbeit an den Pilotepisoden von „Roswell“ (meiner Meinung nach das Beste an der ganzen Serie) und später „Dark Angel“ setzte er jeweils die Richtlinien für das „Look & Feel“ der restlichen Folgen dieser Shows und definierte somit den Stil der Serien. Ebenso bei „Smallville“ und wohl auch „Without a Trace“. „Tarzan“ bewies schließlich, dass auch ein Regisseur, der alle Tricks kennt, eine miese Showidee nicht retten kann. Bei den ersten beiden Episoden von „Jack & Bobby“ zeigte er erneut sein Talent, gleichzeitig sollte er mit „Dr. Vegas“ eine miese Klischeeklitsche retten (was nicht gelang).

Und dieses Jahr nun „Supernatural“. Boy, was wollte ich diese Show hassen: Zwei typische WB-Teen-Schönlinge, eine nicht wirklich revolutionäre Storyidee und das auf dem Sendeplatz nach den „Gilmore Girls“. Ich denke man wird es mir verzeihen, dass ich da nur eine laue Girly-Show erwartet habe, bei der man viele nackte männliche Oberkörper durch ein unterdurchschnittliches Script und mäßige Schauspielküste stolpern sieht. Aber nix da, denn David Nutter führt Regie und stattdessen sehen wir junge, brennende Frauen. Whoa! Und meine Güte, ist die Show düster. Klar, es ist ein Ausflug in das (Teen-)Horrorgenre der letzten Jahrzehnte, das Produkte wie „Halloween“ und „The Ring“ hervorgebracht hat, gespickt mit erstklassigen Rock-Hymnen als Soundtrack. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sowas mal zur Prime-Time ausgerechnet auf dem Sender läuft, der gerade „7th Heaven“ in die zehnte Staffel geschickt hat. Vermutlich wird die ganze restliche Serie wie schon im Falle von „Roswell“ nicht an die Pilotepisode heranreichen können, aber bei einer Pilot-Episode geht es vorrangig darum, die Zuschauer heiss auf mehr zu machen. Und das ist definitiv gelungen. Die Show hat jetzt schon genügend Schwung für drei Staffeln, selbst die limitierten Fähigkeiten von Jared Padalecki und Jensen Ackles können das vermutlich nicht verhindern.

[Aber ich male mir bereits jetzt farbenfroh die Massen von empörten Eltern aus, die Ende September im Anschluss an die kuschelige und familienkompatible Seasonpremiere der „Gilmore Girls“ beim Anblick von an die Zimmerdecke genagelten Frauen ihre Kiddies im Eilverfahren von der TV-Scheibe wegreissen…]

Previews diverser US-Serien

Dienstag, 14. Juni, 2005

Einen kleinen Schatz für Serienfans gibt’s beim kanadischen Content Distributor CanWest Media zu heben. Dort finden sich Quicktime-Previews zu einigen kommenden US-Serien (jeweils etwa ein bis zwei Minuten lang).

Viel kann man von den extrem kurzen Ausschnitten nicht auf die gesamte Serie ableiten, dennoch hier mal mein Eindruck:

Prison Break: Sehr solide. Daumen nach oben.
Bones: Uh. Sorry, aber es wird noch einige Jahre dauern bevor ich David Boreanaz nicht automatisch mit einem Vampierkiller assoziiere. Und sein Dialog in dem Ausschnitt ist bestenfalls mäßig. Daumen nach unten.
Head Cases: Heh. Überraschender Schlusspunkt des Ausschnitts — wenn es mal keine „Daydreaming“ Szene ist. Daumen zur Seite.
Reunion: Extrem schwierig über diese kurze Szene zu urteilen. Die Musik ist schon mal gut… Daumen zur Seite.
Threshold: Blutende Nasen und ein Fernseher, der erschossen wird. Ich interpretiere das mal als versteckte gesellschafts- und kulturkritische Stellungnahme (hah, just kidding) und neige den Daumen ganz leicht nach oben.
E-Ring: Ging an mir vorbei. Daumen nach unten.
Fathom: Same as Threshold, aber mit ein bißchen besseren Effekten. Daumen ganz leicht nach oben.
Kitchen Confidential: „It’s not a pyramid, it’s a tipi“. Okay, durchaus amüsant und Voice Overs sind auch selten verkehrt: Daumen nach oben.
How I Met Your Mother: Das ist ohne Zweifel mein Liebling und zwar nicht nur wegen Alyson. Ein hochamüsanter Ausschnitt — Welten von Shows wie „Out of Practice“ entfernt (die in der ganzen Pilotepisode keinen einzigen Lacher unterbringt). Daumen nach oben.
The War at Home: Etwas sehr hölzern und alte Gags. Daumen ganz leicht nach unten.
My Name Is Earl: Die Slug-Line dieses Konzepts klang ja schrecklich. Aber der kurze Clip ist durchaus vielversprechend. Daumen nach oben.

Ausserdem ist mir gerade eingefallen, dass ich ja noch nicht meinen Senf zu den Previews der ABC-Shows gepostet habe:

Commander In Chief: „West Wing“ it ain’t. Etwas Pathos, „Hail to the Chief“ und Geena Davis wirkt nicht so recht sympathisch. Dennoch, mit den richtigen Scripts könnte es klappen. Daumen leicht nach oben.
Crumbs: Mittelmäßige Sitcom nach Schema 08/15. Daumen nach unten.
Emily’s Reasons Why Not: Hier klang das Konzept auf dem Papier doch eigentlich recht gut. Aber was daraus wurde ist wenig berauschend. Total unsympathische Charaktere. Und ein Beispiel, dass Voice Overs eine schwache Show auch nicht retten können. Daumen nach unten.
Evidence: Just another job show. Daumen leicht nach unten.
Freddie: Es gibt schlechtere Sitcoms. Aber auch bessere. Es hilft vermutlich auch nicht, dass ich Freddie Prince jr. nicht sonderlich leiden kann. Daumen zur Seite.
Hot Properties: Endlich wird mal eine Serie ihrer Kurzbeschreibung gerecht: Die Show ist wirklich so schlecht, wie sie auf dem Papier klang. Daumen nach unten.
In Justice: Hm, gar nicht mal so übel. Wiedermal viel Pathos und „es gibt ja so viel Böses in der Welt“, aber insgesamt akzeptabel mit Potential. Gute Kameraarbeit. Daumen leicht nach oben.
Invasion: Lost 2. Nur, dass hier noch kleine Kinder mitspielen. Daumen zur Seite.
The Night Stalker: Da könnte man was daraus machen. Für ein Drama ist der Clip leider wirklich zu kurz. Daumen zur Seite.
Sons & Daughters: Another Fake Reality Show with Steady Cam. Alles schon mal dagewesen. Daumen leicht nach unten.
What About Brian?: Die Ausschnitte hatten wenig Aussagekraft, es wurden eher zähe und wenig interessante Szenen gewählt. Die Show bekommt aber den „J. J. Abrams Bonus“ und erhält einen Daumen leicht nach oben.

Ingesamt eher enttäuschend, was ABC dieses Jahr an neuen Produkten im Line-Up hat. Aber warten wir mal ab, wie sich die einzelnen Shows noch entwickeln. Einen Knüller wie „Lost“ oder „Housewives“ sehe ich aber bis jetzt bei keinem Network. Insbesondere „Fathom“, „Invasion“ und „Threshold“ könnte ich bereits jetzt (20 Minuten nachdem ich die Clips sah) nicht mehr auseinanderhalten.

Global Frequency

Sonntag, 12. Juni, 2005

Global FrequencyDer Pilot zur geplanten, aber nie verwirklichten WB Midseason Serie „Global Frequency“ ist kürzlich in „Umlauf“ gekommen — das ist die Gelegenheit (mit einem Jahr Verspätung) mal einen kleinen Blick auf die SF-Serie zu werfen.

„Global Frequency“ basiert auf den gleichnamigen DC Comics von Warren Ellis, der auch (gemeinsam mit ein paar „Angel“-Alumni) das Buch für diese TV-Adaption schrieb. Warren Ellis und seine „Frequency“ Comics sind in der Comic-Szene keine Unbekannten, daher wartete die Fangemeinde gespannt auf die TV-Fassung, die im Mai 2004 von WB eine Pilotorder bekam und eigentlich im Januar 2005 starten sollte. Ende 2004 wurde aber klar, dass theWB die Serie doch nicht in den Sendeplan übernehmen würde.

„Global Frequency“ ist eine unabhängige Organisation, die gegen das Böse in der Welt kämpft. Eine Art „Alias reloaded“, nur mit einem Touch mehr Sci-Fi. Das Besondere an der Organisation ist, dass es im Grunde ein weltweites Netzwerk aus Tausenden von „normalen“ Menschen ist. Alle Teilnehmer der „Global Frequency“ haben jedoch eine besondere Fähigkeit oder Begabung, die sie zu Fachexperten auf einem bestimmten Bereich macht – seien es Wissenschaftler auf den Gebieten Physik, Waffentechnik oder Nanotechnologie — aber auch andere „Begabungen“ sind gefragt wie beispielsweise professionelle Turnerinnen, die sich auch durch enge Schächte zwängen können. All diese Spezialisten (also eigentlich Menschen wie du und ich) sind in einem globalen Netzwerk organisiert und können über ein besonderes Mobiltelefon jederzeit lokalisiert werden, wenn ihre Dienste gerade benötigt werden. Geleitet wird dieses Netzwerk von der eiskalten Miranda Zero (Michelle Forbes), die wegen ihrer Initiativen von den Geheimdiensten der Welt gesucht wird. In der Pilotepisode stösst der Ex-Cop Sean Ronin (Josh Hopkins) durch Zufall zur Truppe und auf Anhieb erweist er sich als sehr wertvoll für die „Global Frequency“. Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Kate Finch (Jenni Baird) erforscht er das Mysterium von seltsamen elektrischen Entladungen in San Francisco.

Die Show hinterlässt einen zweischneidigen Eindruck. Einerseits handelt es sich um eine sehr raffinierte und wertvolle Grundidee von Warren Ellis, aber die Umsetzung halte ich für unbefriedigend. Konkreter: Die Idee einer Art „Alias reloaded“ Show ist nicht verkehrt und die optischen Effekte sowie Lightning, Editing und Kamerarbeit sind sehenswert. Man spürt die Nähe zum Comic-Genre, die Show kreiert eine beeindruckende Bildsprache — kurzum ein gelunges Beispiel für eine Adaption eines Comics im TV. Was aber die ganze schöne Bilderwelt zerstört ist das teilweise absolut haarsträubende und vor Pathos triefende Drehbuch. Schrecklich aufrechte Menschen, die für das Gute in der Welt kämpfen und dabei seichte Dialogzeilen wie „I’ve done many bad things in my life“ um sich werfen. Insbesondere Miranda Zero ist mir einfach zu kalt und steif — gut für einen Comic, schlecht für eine TV-Serie. Und was man dann in der Kürze der Zeit von den Charakteren erfährt, ist klischeehaft und vorhersehbar. Das übliche „Dunkle Vergangenheit“-Mysterium kann da wenig begeistern. Aber dann sind da wieder in manchen Dialogen kurze Blitze von Brillianz, insbesondere der trockene Humor der Show fand ich sehr ansprechend. Ferner muss man auch Josh Hopkins und Jenni Baird wirklich zugestehen, dass sie eine gute „On-Screen Chemistry“ haben und Jenni Bairds Charakter wird nach einer anfänglichen Wissenschaftler-Klischee-Eindimensionalität immer interessanter.

Zusammenfassend kann ich nicht verstehen, warum theWB das Konzept nicht weiterverfolgt hat. Die Grundlage für eine gute Show ist sicherlich gegeben. An den Drehbüchern hätte noch einiges gefeilt werden müssen, aber die Serie hatte das Potential, diversen „Special Team“ Shows auf den anderen Networks (All die Fathoms, Thresholds und wie sie alle heissen) einen Schritt voraus zu sein. Besser als „Tarzan“, „Bird of Prey“ und „Supernatural“ (unter Vorbehalt) wäre die Show sicherlich gewesen und hätte eine nette, „dunklere“ Ergänzung zum WB-Schedule nach der Absetzung von „Angel“ gebildet. Man hätte daraus ein nettes Prozedural mit einem zusätzlichen übergreifenden Story Arc basteln können. „Global Frequency“ Produzent John Rogers („The Core“) erzählt in seinem Blog aus Anlass des „Leaks“ der Pilot-Episode einige Hintergründe zur Absetzung. Demnach war vor allem der Personalwechsel an der Spitze des WB die Ursache dafür, dass GF fallengelassen wurde. John Rogers hat desweiteren auch noch ein paar Bilder vom Set gepostet — wer ihn noch nicht kennt, ein wirklich lesenswerter Blog, vor allem die „Lost“-Fanfiction… [Note to self: Ich sollte mal eine Liste von privaten TV-Writer/-Produzenten Websites machen … oder kennt jemand schon eine solche Liste?]

The Inside

Donnerstag, 9. Juni, 2005

Tim Minear is back und gleich fünfmal darf man seinen Namen in den Opening Credits der Pilot-Episode der neuen FOX Cop-Show „The Inside“ lesen (Creator, Script, Teleplay, Producer, Director). Zu dem „Angel“ und „Firefly“ Alumni Minear kommen dann noch die Buffyverse-Oldtimer Jane Espenson und David Fury. Ausserdem nicht zu vergessen unter den Darstellern „Firefly“-Liebling Adam Baldwin und „Wonderfalls“ Furie Katie Finneran. Da hat man als Serienfan ja gar keine andere Chance, als das Unheil verkündende FOX-Logo da unten in der Ecke zu ignorieren (oder wegzuretuschieren ;-)) und sich auf den neuesten „Save our Show“-Kandidaten einzulassen.

The InsideRachel Nichols spielt FBI Special Agent Rebecca Locke – die neue in einem Spezialteam, das sich um Serienmörder und sonstige besondere Kriminalfälle kümmert. Sie ist noch ein Greenhorn und sonderlich willkommen ist sie bei ihren neuen Partnern auch erstmal nicht. Doch sie hat den gewissen Riecher für diesen Job und das hat ihr neuer Chef Agent Virgil „Web“ Webster (Peter Coyote) schon vor Jahren festgestellt, als er ihrer Karriere nicht ganz legal etwas auf die Sprünge half. Doch Rebecca hat eine dunkles Gehemnis in ihrer Vergangenheit und der Zuschauer wird wohl im Verlauf der nächsten Episoden langsam das Puzzle ihrer Vergangenheit lösen. Aber mit ihrem Fleck auf der Seele ist sie nicht allein — alle Teammitglieder dieser FBI-Truppe wurden von „Web“ sorgsam von Hand selektiert – weil sie alle durch ihr bisheriges Leben in besonderer Weise geprägt wurden.
Gleich ihr erster Fall fordert Rebecca einiges ab. Ein brutaler Serienmörder entfernt wehrlosen Frauen die Haut von Gesicht und Händen. Rebecca und ihr Team müssen einiges risikieren um den Killer zu stoppen.

Wie isses? Viel übrig geblieben ist von dem ursprünglich vor einem guten Jahr angekündigten „21 Jump Street“ Konzept wirklich nicht. Besser gesagt – das ist eine komplett neue Show. Kein Wunder, es wurde ja auch der halbe Cast und das ganze kreative Team ausgetauscht, der Pilot wurde dreimal fast komplett neu gedreht. Nur der Titel blieb interessanterweise bestehen. „The X-Files“ trifft „Profiler“ trifft CSI. Dazu noch ein Spritzerchen „Gore“ (es gibt einige blutige Szenen, die wohl eher nichts für zartbesaitete Zuschauer ist, die schon in den OP-Szenen von „emergency room“ nach dem Umschaltknopf suchen).

Ich muss zugeben, der einzige Reiz an der Show ist das Wissen um die kreativen Kräfte hinter der Serie. Wirklich vom Hocker gerissen hat mich die Episode nicht. Rachel Nichols als FBI Agentin mit düsterer Vergangenheit ist hart an der Glaubwürdigkeitsgrenze. Sie war in dem 21 Jump Street Konzept wohl wirklich besser aufgehoben. Ich bin nicht an „just another Cop Show“ interessiert (bin eh kein großer Fan von Cop-Serien), ich will „das gewisse Etwas“. Das versteckt sich wohl in den Tiefen der Charaktere und dürfte die Triebfeder für die seasonlangen Soryarcs und Konflikten neben den Mordfällen der Woche darstellen. Sehenswert war sicherlich die ausgefeilte Optik (schön düster, die Szenenwechsel sehr „Angelesque“) und die handwerklich sauber umgesetzte Inszenierung der Pilot-Episode (aber das darf man von einer Pilot-Episode gefälligst auch erwarten). Ansonsten ist nur der stellenweise aufbrandende typisch trockene Minear-Humor ein gutes Verkaufsargument, welcher auch die Show von den anderen „Cop-Shows“ abhebt: Adam Baldwin ist eine Idealbesetzung, eigentlich verdient er sogar endlich mal eine echte Hauptrolle anstatt immer nur den „Sidekick“ mit den coolen Sprüchen geben zu müssen. Das Paradebeispiel für den Humor der Show war schließlich das trockene „Oh, I did it backwards“ von „Web“ am Ende der Episode. Mehr davon, bitte. Ebenfalls in Ordnung: Das Spiel mit dem Zuschauer und den großen, unappetitlichen Momenten (ich denke da beispielsweise an die überraschende Schlussszene des Teasers).

Wie lange es die Show wohl geben wird? Vor einem Jahr hätte ich der Serie keine große Chance gegeben. 13 Episoden, dann in 10 Monaten die DVD und Aus die Maus. Aber ich hoffe mal auf die „House, M.D.“ Jokerkarte. Auch „House“ sah anfänglich nach „just another Ärzteshow“ aus, aber mittlerweile ist es einer der größten FOX-Erfolge der letzten Jahre. Aber realistischerweise rechne ich erst mal nicht mit mehr als 13 Folgen: Die Pilot-Episode schaffte einen mittelmäßigen vierten Platz mit 3.8/6 in den Overnights bei 4,71 Millionen Zuschauern.

Übrigens: Für Leute wie mich, die den Killer nicht mehr einordnen konnten („wo kam der denn in der Episode schon vor?“) — hier ein Spoiler mit einer Erklärung von Tim Minear himself: „One point of clarification — the killer wasn’t in-house. He was a security guy at the Angeles transit, the place they went to sift through the transit security footage.“—Ende Spoiler

Achja, „Wolfram Security“ … geddit, „Angel“ Fans? 😉

Comeback

Donnerstag, 9. Juni, 2005

Nach dem Eintrag von Mittwoch wieder zum „business as usual“ zurückzufinden, ist nicht sonderlich einfach. Ich will’s trotzdem mal in Angriff nehmen. Es hat sich ja auch einiges angesammelt.

Fangen wir also mal an mit „Comeback“, der neuen HBO-Sommer-Comedy von und mit „Friend“ Lisa Kudrow. Die Pilot-Episode lief am vergangenen Wochenende und blieb mit 1,5 Millionen Zuschauern hinter den Erwartungen zurück. Prompt tauchen erste Unkenrufe nach einem vermeintlichen „Friends-Fluch“ auf.

„Comeback“ ist eine Show-in-der-Show-in-der-Show-in-der-Show. Show. Oder so. Kudrow spielt fortysomething Valerie Cherish, eine Schauspielerin mit verblichenem Ruhm, die immer noch von ihrem Erfolg aus der seit Jahren beendeten Sitcom „I’m it“ zehrt. So recht hat sie noch nicht mitbekommen, dass sie schon längst nicht mehr auf der A-Celebrity Liste steht — wenn sie überhaupt jemals draufstand. Jetzt erhofft sie sich ein weiteres Karriere-Highlight: Sie bekommt die Chance, gleich zwei Shows auf einmal zu machen. Es ist quasi ein „Paket-Deal“: Valerie bekommt eine Hauptrolle in einer neuen Billig-Sitcom namens „Room and Bored“ und gleichzeitig wird ihr Alltag in einer Reality-Show namens „The Comeback“ ausgebeutet. Es dämmert ihr wohl auch schon, dass ihre beste Zeit in der schnelllebigen Welt Hollywoods lange vorüber ist, aber sie will es nicht wahrhaben. Verzweifelt klammert sie sich an Freunde und Erinnerungen an glücklichere Zeiten, doch zunehmend verspielt sie durch ihr Star-Gehabe ihren Bonus und ihre Freunde wenden sich von ihr ab. Ihre Ehe ist auch alles andere als eine Offenbarung – ihr Ehemann nimmt sie schon längst als selbstverständlich hin und er hat keinerlei Interesse an ihrer Arbeit — was aber auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte.

Lisa Kudrows Biografie ist eher ungewöhnlich für eine erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin (sie hat einen Uni-Abschluss in Biologie) und so ist es sicherlich nicht verkehrt, dass sie in dieser eher unkonventionellen Serie auftritt. Sie spielt auch exzellent und hat erfreulich wenig Probleme damit, sich selbst, ihren Beruf und das ganze TV-Business auf die Schippe zu nehmen und zu hinterfragen. Sie hat sich außerdem die Show wohl auch gemeinsam mit „Sex and the City“ Autor Michael Patrick King auf den Leib schneidern können. Dennoch bin ich eher enttäuscht von der Pilot Episode. Die Comedy bringt vom Prinzip nichts wirklich neues gegenüber Serien wie „Curb Your Enthusiasm“, „The Office“ etc. Zudem geht einem die Hochnäsigkeit von Kudrows Charakter eher auf die Nerven, als dass es amüsant ist — auch wenn es durchaus einige gelungene Dialoge gibt („What’s there to say? There was a monkey on my head and it pooed.„). Zahlreiche Fehltritte in diverse Fettnäpfe sind schrecklich vorhersehbar, vielleicht ist das auch beabsichtigt: Man leidet regelrecht mit, weil man schon ahnt, wo Valeries Selbstüberschätzung als nächstes hinführen wird.

Kurzum: Eine kleine, nette Show für Liebhaber von „Curb Your Enthusiasm“, ein treffend sarkastischer und entmystifizierender Blick hinter eine vermeintliche Glitzerwelt — allerdings sollte man seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben.

Die Seasonpremiere von Entourage (Staffel 2) zuvor fand ich sogar etwas besser, wenn auch ebenfalls nicht auf dem gewohnten HBO-Standard.

Ghost World

Freitag, 6. Mai, 2005

Ghost WorldIch war eigentlich der Meinung, dass ich mal eine Review zu dem Film hier geschrieben hätte, aber dem war wohl doch nicht so (oder meine Suchfunktion spinnt).

Anyway, an alle die Freitag Abends noch Blogs lesen und nicht durch ihre Fernsehzeitung darauf aufmerksam gemacht wurden: Heute (6.5.05) abend zeigt 3sat um 22:30 Uhr den wunderbaren Spielfilm „Ghost World“ mit Thora Birch und Scarlett Johansson in den Hauptrollen. Dazu eine Glanzleistung von Steve Buscemi. Highly recommended!

Ich zitiere mal aus Zeitgründen TVSpielfilm.de:

Enid (Thora Birch) und Rebecca (Scarlett Johansson) haben den Schulabschluss in der Tasche, keine Pläne, ein scharfes Gespür für die Idiotien dieser Welt und noch schärfere Zungen. Auf eine Kontaktanzeige antworten sie, um sich „diesen Verlierer“ mal anzugucken. Seymour (Steve Buscemi) entpuppt sich als kontaktscheuer Schallplattensammler. Enid macht sich erst über ihn lustig, dann erkennt sie in ihm eine verwandte Seele. Beginn einer wunderbaren Freundschaft blöd nur, dass sich die beiden andauernd selbst im Weg stehen… Regisseur Terry Zwigoff hegt zweifellos Sympathie für alle, die auf die Zumutungen der Welt mit Rückzug oder Zynismus reagieren, zeichnet aber auch die Zielscheiben ihres Spotts mit viel Liebe und scharfem Blick fürs Detail.

The Doctor is back

Freitag, 8. April, 2005

Dr. WhoDie BBC hat eines ihrer ältesten TV-Formate wiederbelebt: Die Saga um den Time Lord „Doctor Who“. Die Science-Fiction Serie wurde erstmals 1963 ausgestrahlt und entwickelte sich rasch zu einer Art Kultserie im Vereinigten Königreich. Seit etwa 16 Jahren hatte die futuristische Show jedoch eine Pause eingelegt – nachdem Mitte der 80er die einst hohen Einschaltquoten deutlich zurückgegangen waren. Doch das „Who“ Phänomen erfeut sich auch heute noch einer großen Fangemeinde. DVDs und Videos mit den alten Episoden sind nachwievor gefragt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das Franchise um den Time Lord und die „Daleks“ wiederbelebt wurde.

Vor drei Wochen kehrte „Doctor Who“ („I’m not a doctor, I’m the doctor!“) nun für die 27. Staffel zurück auf den Bildschirm. Gemeinsam mit seiner neuen Begleiterin („Companion“) Rose (Billie Piper) reist Doctor Who (Christopher Ecclestone) durch Zeit und Raum und bekämpft böse Aliens, die darauf aus sind, die Welt zu zerstören, zu unterjochen oder einfach nur ihre interplanetaren Streitigkeiten augerechnet auf der Erde austoben wollen.

Produziert von der BBC Wales kann die 13 Episoden umfassende Neuauflage der Serie endlich auch von einem üppigen Budget (mehrere Millionen Pfund) und State-of-the-Art Special Effects profitieren. Sind die originalen Doctor Who Episoden aus den 60ern bis in die späten 80ern aus heutiger Sicht eher unfreiwillig komische und primitiv umgesetzte kindische Fantasy-Stories, so ist der „neue“ Doctor gemeinsam mit seinen Zuschauern erwachsen geworden und hat den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft. Die Geschichten um den Time Lord (nach wie vor unterwegs mit/in der typischen blauen Notrufbox) haben sich jedoch die unterhaltsame Naivität und den irgendwie typisch britischen SciFi-Stil bewahrt. „Who“ ist kein bedeutungsschweres Mystery-Koloss à la „Babylon 5“ oder „Battlestar Galactica“, es ist eher eine kleine amüsante Fantasy-Serie mit einer engen Verwandtschaft zu anderen britischen Produktionen wie „Red Dwarf“ oder „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“, die nicht unbedingt so ernst genommen werden wollen.

Dr. WhoAuch nach über vierzig Jahren immer noch eindrucksvoll: Der unverkennbare Themesong mit dem legendären „Diddly Dum“ und „Oooh La“. In seiner Urfassung stammt er noch aus der Zeit vor den Synthesizern, zählte aber schon 1963 zu den Glanzstücken des experimentierfreudigen BBC Radiophonic Workshop. Über die Jahrzehnte hat der Themesong viele Variationen durchgemacht, auch die 2005er Fassung ist eine neue Interpretation des alten Themas, duchaus gelungen und näher am Original als die vorangegangenen Inkarnationen.

Dr. WhoChristopher Ecclestone ist mittlerweile der neunte Dr. Who-Darsteller. Doch im „Who“-Universum ist es nichts ungewöhnliches, dass der Zeitreisende in unterschiedlichen Körpern erscheint. Als in den 60er Jahren auf dem Höhepunkt der Serie der erste Doctor-Darsteller aus gesundheitlichen Gründen abtreten musste, suchten die Macher der Show nach einem Plot-Element, das es ihnen erlauben würde, einen neuen Darsteller in die Show zu bringen. Doctor Who ist eigentlich der letzte seiner außerirdischen Rasse. Schließlich erfand man die Fähigkeit zur „Regenierung“, die Doctor Who einen neuen Körper verleiht. Dieser Prozess wird wohl auch nach Ablauf der 13 Episoden der neuen Staffel erforderlich sein, denn Christopher Ecclestone hat bereits angekündigt, nicht für eine weitere (bereits von BBC bestellte) Staffel der Show zur Verfügung zu stehen.

In Deutschland liefen einige Episoden von „Doctor Who“ Ende der Achtziger auf RTL(plus), Mitte der 90er auch teilweise auf dem jungen Sender VOX. Die neue Staffel läuft samstags um 20 Uhr deutscher Zeit auf BBC1.

 

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