Archiv der Kategorie 'Reviews'


Hex

Sonntag, 27. März, 2005

Mystery-Serien mit einer Teenagerin als Hauptfigur werden dieser Tage automatisch mit „Buffy“ verglichen — so auch im Fall der fünfteiligen britischen Produktion „Hex“, die im vergangenen Herbst auf Sky One ausgestrahlt wurde. Beide Shows stellen eine starke Hauptdarstellerin in den Mittelpunkt, die gegen das Böse in der Welt kämpfen während sie zeitgleich ein möglichst „normales“ Teenager-Leben führen. Doch darüber hinaus gibt es nicht viele Gemeinsamkeiten.

Der Cast von Hex„Hex“ spielt in einem britischen Internat, weit draussen auf dem Land. Das Internat ist in einem alt-ehrwürdigen Schloss untergebracht, um das sich einige geheimnisvolle Erzählungen ranken. Auch die schüchterne und unbeliebte Cassandra „Cassie“ Hughes (Christina Cole, auf dem Foto zweite von links) geht hier zur Schule. Ihren Vater kennt sie nicht, ihre Mutter ist in einer psychiatrischen Anstalt. Eines Tages findet sie eine seltsame Vase und kurz darauf entwickelt sie ungewöhnliche Kräfte. Cassie entdeckt Parallelen zwischen sich und einem Mädchen, das vor einigen Jahrhunderten ebenfalls in diesem Schloß lebte und auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Wenig später wird sie von dem auferstandenen Dämon Azazeal (Michael Fassbender) bedroht und ihr wird klar, dass sie Teil einer unheilvollen Prophezeiung ist, durch die nicht nur ihr Leben in größter Gefahr ist.

Während das grundlegende Storyprinzip der Show durchaus interessant und spannend ist, haben die fünf Episoden doch starke Defizite in der Realisation. Ausdrücklich wird in der Promotion für die Show das „sexuelle Erwachen“ der Hauptfigur in den Vordergrund gestellt, aber die Umsetzung schiesst meilenweit über das Ziel hinaus. Im Grunde scheint der Mystery-Plot nur ein notdürftiges Begleitwerk für den eigentlichen Fokus der Show zu sein: Sex (vielleicht daher auch der Titel „Hex“…). In der Pilot-Episode handelt fast jede Dialogzeile, jede Szene (auch zwischen Lehrern und Schülern oder Lehrern untereinander) in irgendeiner Form von Sex. In den restlichen vier Episoden wird es etwas in den Hintergrund gedrängt, aber da ist der „Schaden“ schon angerichtet. Beeindruckend, dass man damit sogar noch Charakterentwicklung betreiben kann. Die Macher scheinen ein sehr seltsames Bild von Sprache und Interessen von Jugendlichen in einem Internat der Gegenwart zu haben — sicherlich würde da keiner brave Stories à la Hassencamp’sche „Burg Schreckenstein“ Erzählungen erwarten — aber selbst die Lehrer in diese hormonell überladene Ebene der Serie einzubinden, wirkt unrealistisch, nervend und stumpft ab. Während „Buffy“ dieses „coming-of-age“ der Teenager noch gelungen geradezu in die „Meta-Ebene“ der Serie einbaute, wird in „Hex“ der Sex mit dem Dampfhammer plump durch den TV-Schirm gepresst.

Dazu kommen viele Plotholes und „Unerklärlichkeiten“, insbesondere im Zusammenhang mit Cassies bester Freundin Thelma (Jemima Rooper, auf dem Foto ganz links). Und auch die wohl unvermeidbaren Lockers für Bücher und sonstigen Krempel, die man vorwiegend aus amerikanischen High-Schools kennt, dürfen nicht fehlen — obwohl die in einem kombinierten Schul- und Wohngebäude eigentlich recht wenig Sinn machen, da die Zimmer der Schüler ja nur ein paar Treppenstufen entfernt sind. Überhaupt ist das vermeintliche Internat überraschend kostspielig ausgestattet – da stehen Vasen und andere Ziergegenstände bunt über Fluren und Gänge verteilt. Wie das angesichts der Hundertschaft von Teenagern lange gut gehen kann…

Wenn man sich aber mehr auf den mystischen Storyblock konzentriert, ist die Serie durchaus unterhaltsam. Dass die Show in nur 260 Minuten (1×80 min, 4x45min) einen kompletten Story-Arc unterbringen muss, zeigt Vorteile: Man hat keine Zeit für unwichtige Kleinigkeiten, sondern muss die Show voranbringen und Charaktere schnell entwickeln. Die Showidee ist nicht unbedingt originell, aber funktioniert — inklusive dem gelungenen Cliffhanger am Ende. Die Serie ist etwas düsterer als die ersten Buffy-Jahre und hat einen moderaten Anteil an mehr oder weniger gut gelungenen Special-Effects. Die Hauptdarsteller liefern eine solide Performance ab — die Nebencharaktere wirken hingegen etwas amateurhaft. Der Titelsong ist „#1 Crush“ von Garbage aus dem „Romeo & Juliet“ Soundtrack.

Hex ist derzeit in der Produktion für eine zweite Staffel mit 13 Episoden, die im Herbst 2005 auf Sky One zu sehen sein wird. Eine DVD war für Januar angekündigt, wurde aber auf Oktober verschoben — vermutlich um den Start der zweiten Staffel zu promoten.

Fazit: Ganz nett, aber insbesondere im Vergleich mit „Buffy“ kann die Show (noch) nicht gewinnen.

The Office (An American Workplace)

Sonntag, 27. März, 2005

Es geschehen noch Zeichen und Wunder – NBC hat tatsächlich mal eine gute Kopie eines britischen Showkonzepts auf die Beine gestellt. Ich war jedenfalls von der Pilot-Episode recht positiv überrascht — angesichts meiner Erwartungshaltung gegenüber Kopien von britischen Formaten ist das durchaus eine Erwähnung wert.
The Office
NBC hat sich im Gegensatz zu dem letztjährigen „Coupling“-Desaster diesmal fast 1:1 an das Original gehalten, die Macher der BBC-Fassung Ricky Gervais und Stephen Merchant (zusammen mit „King of the Hill“ Autor Greg Daniels) außerdem gleich mit ins Boot genommen und ein gutes Händchen bei der Auswahl der Darsteller bewiesen. Herausgekommen ist eine leicht internationalisierte, aber weitgehend identische Kopie des Originals.

Teilweise sind Dialoge und Kameraeinstellungen wirklich detailgetreu von der BBC-Pilotepisode übernommen worden — das ist nicht gerade sonderlich einfallsreich, aber hey, es ist nunmal eine Kopie. Man hat zwar ein paar kleinere kulturelle Anpassungen in den Dialogen vorgenommen, aber verzichtete gottseidank darauf, eine große, bunte, typisch amerikanische Sitcom mit Laughtrack daraus zu machen. Zumindest die Pilot-Episode dürfte Freunden des britischen „Office“ daher wie ein 22minütiges déjà-vu vorkommen.
Was die NBC-Show für Kenner und Liebhaber der britischen Version dennoch interessant macht, ist der Cast. Steve Carell als selbsteingenommer und profilierungssüchtiger Chef Michael Scott („The Daily Show“) ist eine perfekte Wahl. Auch die anderen Darsteller (insbesondere Rainn Wilson („Six Feet Under“) als Arschkriecher Dwight Schrute) liefern eine gute Leistung ab, die den Original-BBC-Darstellern durchaus ebenbürtig ist.

Das einzige Problem das ich mit der Show habe: Es wirkt nicht wie ein amerikanisches Büro — eben weil es sich zu sehr an der britischen Fassung orientiert. Und bei solchen „Punk’d“-Experimenten würde dem Chef in den meisten US-Büros wohl am nächsten Tag eine Anzeige wegen Belästigung am Arbeitsplatz auf dem Tisch liegen…

Nach der Pilot-Episode würde ich zwar nicht soweit gehen wie Futoncritics Brian Ford Sullivan und behaupten, „NBC’s The Office absolutely rocks“ — aber für NBC-Verhältnisse ist das in der Tat durchaus gelungen und ich werde mal dabeibleiben, vor allem da der Kritiker der L.A. Times schrieb, dass die nächsten Episoden einen stärkere eigene Note entwickeln würden. Die Quoten für die Pilotepisode waren mit 11 Millionen Zuschauern recht gut, aber mal abwarten, wie die nächsten Episoden vom amerikanischen Publikum akzeptiert werden.

Einen Großteil der zweiten Episode „Diversity Day“ kann man übrigens online auf http://www.myspace.com/theoffice ansehen.

"Das Kanzleramt"

Mittwoch, 23. März, 2005

Spätestens jetzt dürfte wohl klar sein, warum „The West Wing“ nicht im deutschen TV gezeigt wird — wenn „Das Kanzleramt“ alles ist, was deutsche Fernsehmacher dem Publidumm zumuten wollen. Im Vorfeld von der ZDF-Marketing Abteilung wie üblich als sensationelles „TV-Event“ gehypt und von der Presse durchaus mit Wohlwollen aufgenommen, entpuppt sich die neue Serie um die Berliner Regierungszentrale als typisch deutsche Provinzposse. Triviale und langatmige Geschichten werden begleitet von derart hölzernen Dialogen, dass man den Darstellern geradezu raten möchte, den offensichtlich anal eingeführten Besenstil dringend operativ entfernen zu lassen.

Autor Martin E. Süskind und Regisseur Hans-Christoph Blumenberg haben betont, dass die US-Serie „The West Wing“ als Vorlage und Inspiration für ihre Show diente — aber bei dem Ergebnis muss man sich wohl fragen, ob ihnen von studentischen Aushilfen nicht doch eher die Kopie einer brasilianischen Telenovela zugestellt wurde. Die Rolle der neuen Abteilungsleiterin im Kanzleramt wurde jedenfalls mit Sicherheit entwickelt während ein „tatort“-Marathon im Hintergrund lief. Vadim Glowna als Forschungsminister hat offensichtlich Anleihen bei der Ausdruckstärke und Spielfreudigkeit eines Ottfried Fischers genommen. ZDF-Allzweckwaffe Atzorn stolpert als Kanzleramtschef sichtbar mühselig und wenig begeistert durch die ihm aufgezwungenen Dialogbrocken („ich werde dafür bezahlt, Druck auszuhalten“). Einzig „Kanzler“ Klaus J. Behrendt bringt noch etwas halbwegs ungezwungene Souveränität ‚rüber – was aber auch an der geringen Screentime in der ersten Episode liegen könnte. Dies ist übrigens eines der wenigen Zeichen, dass Süskind wohl doch die Pilot-Episode von „West Wing“ gesehen haben muss — auch dort wird der Präsident erst recht spät als Überraschungseffekt vorgestellt. In der deutschen Version legen alle Darsteller nach der Vorstellung brav eine verlängerte Dialogpause ein, um dem Durchschnitts-ZDF-Zuschauer ausreichend Gelegenheit für den Denkprozess zu geben (20:50 Uhr in einem rustikal dekorierten Wohnzimmer in Süddeutschland: „Erwin, isch das jetzt de‘ Kanzler?“ — „Joh, Elfriede… „)

Sicherlich erwartet man bei einer deutschen Adaption eines amerikanischen Konzepts keine 1:1 Kopie — das Kanzleramt ist nun mal nicht der West Wing, Robert Atzorn ist nicht John Spencer und das deutsche Publikum hat andere Sehgewohnheiten als das amerikanische. Dazu hat eine durchschnittliche ZDF-Produktion auch nicht das Finanzvolumen einer NBC-Primetime Serie. Dennoch hat das „Kanzleramt“ auch für eine deutsche Produktion einfach zu viele Schwächen vor allem im Drehbuchbereich und in den offensichtlich stark limitierten Fähigkeiten der Darsteller.

In einem Anflug von Übermut hatte das ZDF sogar mit schnellen und gewitzten Dialoge geworben, aber stattdessen wird man mit ewig langen Kamera-Einstellungen aus der Kategorie „Zaunpfahl“ konfrontiert. Brav und strikt nach Schema F wird jeder Schauplatz Stück für Stück abgearbeitet und zum Schluß versucht man sich sogar noch an einem Cliffhanger — und verhebt sich gleich um einige Gewichtsklassen. In dem ZDF-Kanzleramt geht’s zu wie nachmittags beim Bingo im örtlichen Altersheim — da ist nichts zu spüren von der Anspannung und Aktivität, die in einer Machtzentrale der Bundesrepublik zwangsweise herrschen muss. Mit viel guten Willen kann man hie und da in den steifen Dialogen noch Anspielungen an die jüngere deutsche Geschichte erkennen (der aus dem Ruder laufende Forschungsminister erinnert doch in einigen Aspekten an einen ehemaligen Bundesfinanzminister mit Wurzeln im Saarland), aber da war selbst der RTL-Kanzler-Sitcom-Unfall „Wie war ich, Doris“ aus den 90ern noch deutlich pointierter.

Hey, VOX, sucht ihr nicht vielleicht mal was ’neues für den Mittwoch 20:15 Sendeplatz? Ich hätte da eine Idee… so als Kontrast zum ZDF-Programm… 😉

Closer

Montag, 14. Februar, 2005
Closer

Ja, ich weiss, in letzter Zeit häufen sich hier die Movie-(Mini-)Reviews, aber die x-te Meldung über den y-ten Serien-Pilot-Order gestaltet sich derzeit etwas eintönig (vor allem da 70% dieser Projekte eh nicht über den Piloten herauskommen). Ende April wird’s mit den nahenden Upfronts wieder spannender.

Dagegen sind Filme wie „Closer“ doch deutlich faszinierender. Nach „Garden State“ war ich ja sehr gespannt darauf, „Closer“ zu sehen — ja, wegen Natalie Portman. Der Film läuft derzeit noch in einigen deutschen Kinos (unter dem Titel „Hautnah“). Aber wohl nicht mehr lange – er läuft schon seit dem 13. Januar.

CloserDer Spielfilm ist so ziemlich das Gegenteil von „Garden State“. War „Garden State“ eine schöne, einfühlsame Liebesgeschichte, so ist „Closer“ fast schon eine Art Anti-Liebesgeschichte — und das obwohl die Hauptakteure doch vermeintlich ständig verliebt sind. Aber mit „Liebe“ ziehen hier Lügen, Betrug und Brutalität einher.

„Closer“ basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Patrick Marber und wie es bei Adaptionen von Theaterinszenierungen üblich ist, tendiert der Film zu einer gewissen Dialoglastigkeit. Dementsprechend gibt es auch wenige Locations, wenige Darsteller, aber hochintensive Interaktionen der Hauptcharaktere.

Im Mittelpunkt steht die junge Stripperin Alice (Natalie Portman), die gerade aus New York nach London umgezogen ist und dort auf den Journalisten Dan (Jude Law) trifft. Die beiden verlieben sich, werden ein Paar, doch nach einigen Monaten beginnt Dan eine Affaire mit der Fotografin Anna (Julia Roberts). Anna verliebt sich schließlich jedoch in den Dermatologen Larry (Clive Owen) und über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt sich ein kompliziertes Beziehungsgeflecht, das geprägt ist von Lügen, vermeintlicher Liebe und Charakteren, die weder sich selbst noch ihren Nächsten wirklich kennen. Im Grunde ist die Story nichts anderes als das übliche Beziehungsvieleck, das man tagtäglich in diversen TV-Soaps vorgeführt bekommt: X tut es mit Y und Z darf nichts davon wissen. Umso interessanter ist es, was man aus diesem Storyprinzip herausholen kann.

„Closer“ fasziniert von der ersten Minute und lässt bis zur letzten Szene nicht mehr los. Und das obwohl man sich (hoffentlich) kaum mit einem der Charaktere identifizieren kann. Regisseur Mike Nichols („The Graduate“) überzeugt bei der Umsetzung des Drehbuchs mit einfachen stilistischen Mitteln, die einen großen Effekt haben. Dazu zählen auch die Zeitsprünge innerhalb des Films, die man als Zuschauer erst einmal bemerken und richtig einordnen muss. Die Kameraführung ist exzellent-unaufdringlich. Ein gelungener Soundtrack (vor allem bestimmt durch Damien Rice‘ „The Blower’s Daughter“) trägt nicht unwesentlich dazu bei, die Emotionen zum Zuschauer zu übertragen. Die Songzeile „Can’t take my mind off of you“ wird geradezu zur perfekten Repräsentation der teilweise von Verzweiflung bestimmten Beziehungen zwischen den Chrakteren.

CloserNatalie Portmans schauspielerische Leistung ist atemberaubend. Die Transformationen, die sie über den Verlauf der 100 Minuten und teilweise innerhalb einzelner Szenen durchmacht, sind Welten von ihrer „Star Wars“ Performance entfernt (no pun intended). Zwar hat man auch hier immer mal wieder Probleme zu glauben, dass das nicht mehr die 13jährige aus „Léon“ ist (weil sie auch mit 23 wirklich immer noch verflucht jung aussieht), insbesondere wenn die aufgeladenen Strip-Szenen über die Leinwand flimmern, rappelt man sich unwillkürlich etwas irritiert im Kinosessel auf.

Aber auch die Leistungen von Julia Roberts, Clive Owen und Jude Law sind beeindruckend. Insbesondere Julia Roberts hat seit den eher anspruchslosen (aber unterhaltsamen) Komödien wie „Notting Hill“ einen ansehnlichen schauspielerischen Reifeprozess durchgemacht.

Jugendfrei ist der Film sicherlich nicht. Da wurde erst gar nicht versucht, ein „R-Rating“ der MPAA zu vermeiden — es wird drauflos geflucht, was das Zeug hält. Hier geht es auch nicht um süßen „Blümchen-Sex“, sondern hier wird „gefickt“ und „geblasen“ was das Zeug hält. Von den Szenen im Striplokal wollen wir erst gar nicht reden… Die „dreckige Seite“ des Sex steht hier nunmal im Vordergrund.

Insgesamt ein empfehlenswerter Film, wenn man auf („schmutzige“) dialoglastige, theaterähnliche Filme steht und auf ein zuckersüsses Schmachtfest verzichten kann. Die Schauspielerleistungen sind reihum erstklassig und sicherlich eine Oscar-Nominierung wert. Für Fans der Hauptdarsteller unbedingt ein Muss, für Filmliebhaber ebenso. Definitiv nichts für die Abende, an denen einem der Sinn nach SFX-Action oder einer glücklichen, familienfreundlichen Liebesgeschichte steht (man sollte sich durch den Namen Julia Roberts im Cast nicht dazu hinreissen lassen, eine „Pretty Woman“-Komödie zu erwarten).

Etwas enttäuschend ist der Umfang der geplanten US DVD Release, die Ende März erscheint. Als einziges Extra ist wohl der „Superbit“-Transfer zu nennen, zusammen mit einem Musikvideo. Sonst nichts. Sehr schade.

Eines hat der Film auf jeden Fall geschafft: Auch den nächsten Natalie Portman Film werde ich wohl nun nicht verpassen wollen. Und somit steht nun auch der Kurzfilm „True“ auf meiner Must-See Liste — eine kurze Liebesgeschichte mit Natalie Portman, gedreht von Tom Tykwer im Sonner 2002 in Paris. Der Kurzfilm wird 2005 im Rahmen einer Hommage an Paris mit dem Titel „Paris, je t’aime“ veröffentlicht. 20 Regisseure haben dazu in den 20 Arrondissements von Paris kleine, zehnminütige Filme gedreht.

Garden State

Freitag, 4. Februar, 2005

Garden StateWer hatte in jungen Jahren nicht schon mal eine Idee für einen eigenen Spielfilm — vielleicht sogar schon mal ein rohes Drehbuch zu Papier gebracht, im Geiste Hauptdarsteller selektiert und den passenden Soundtrack dazu ausgesucht? In der Regel verstauben solche Phantasien aber in der Schublade mit der Aufschrift „Jugendträume“. Nicht so im Falle von Zach Braff (Jahrgang 1975). Er studierte Film an der Northwestern University, wirkte in einigen Spielfilmen in Nebenrollen mit und ergatterte schliesslich die Hauptrolle in der NBC Sitcom „Scrubs“, die sein Leben nachhaltig veränderte. Und auch er hatte bereits im College eben diese eine Idee zu einem Spielfilm, samt eines Erstentwurfs eines Drehbuchs, eine Liste von gewünschten Darstellern und eine genaue Vorstellung für einen Soundtrack.

„Large’s Ark“ sollte der Film heissen, rund um die Erlebnisse eines Mittzwanzigers, der nach langer Zeit wieder in sein Heimatdorf zurückkehrt und dort seine große Liebe findet. Und weil Zach unbedingt „seinen“ Film machen wollte, bemühte er sich jahrelang um die Finanzierung dieses Projektes, bei dem er nicht nur Regie führen, das Drehbuch schreiben, sondern auch die Hauptrolle spielen wollte. Logischerweise interessierte sich kein einziges Studio für dieses Drehbuch („Everyone said no. Everyone with a date book and a phone in Los Angeles said no.“) und dass sich sein Traum, Natalie Portman für die weibliche Hauptrolle zu gewinnen, erfüllen würde, glaubte selbst Zach nicht.

Doch dann wurde Ex-Seinfeld Produzent Gary Gilbert auf das Script aufmerksam und er finanzierte das Filmprojekt im Frühjahr 2003 mit 2,5 Millionen US-Dollar. Natalie Portman wurde angefragt … und sagte zu. Gedreht wurde in nur 24 Tagen gleich nach Drehschluß der zweiten „Scrubs“-Staffel. Über den Sommer 2003 wurde der Film geschnitten und hatte seinen großen Auftritt beim Sundance Film Festival, wo FOX Searchlight den Film für 5 Millionen US-Dollar kaufte. Dann begeisterte der Film Kritiker und Zuschauer und spielte über 27 Millionen US-Dollar ein. Seit Ende Dezember 2004 ist der Film nun in Nordamerika zusammen mit einem reichhaltigen Bouquet an Extras auf DVD erhältlich. In Deutschland hat er bis dato noch nicht mal einen Kinostarttermin (Buena Vista Intl.).

Garden State„Garden State“ ist kein perfekter Film. Aber er ist verflucht nahe dran. Er erzählt in wunderbaren Bildern die kleine, aber feine Geschichte von Andrew Largeman (Zach Braff), der nach neun Jahren wieder in seine Heimatstadt in New Jersey zurückkehrt, weil seine Mutter gestorben ist. Andrew ist Mitte Zwanzig, hat eine erfolgreiche Filmstar-Karriere in Los Angeles und betäubt seine Gefühle seit Jahrzehnten mit einem bunten Portfolio aus Beruhigungsmitteln. Die Rückkehr in seine Geburtsstadt zwingt ihn dazu, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Er trifft alte Schulfreunde wieder (u.a. Peter Sarsgaard als Mark), muss sich alten Konflikten mit seinem Vater (eiskalt: Ian Holm) stellen und lernt schließlich Samantha (Natalie Portman) kennen. Samantha ist der Katalysator für Andrews „Re-Integration“ in das Leben. Sie ist ein unbefangenes, lebensbejahendes Energiebündel und eigentlich das genaue Gegenteil des abgestumpften Andrew. Dennoch ist sie die Portion Frische, die Andrew braucht, um Schicht für Schicht seine Hollywood-bewährte Hülle abzustossen und so langsam wieder zu lernen, sich seinen Gefühlen zu stellen, anstatt sie mit Medikamenten zu unterdrücken.

Der Film erzählt in knapp 100 Minuten diese Reise von Andrew Largeman auf der Suche nach seinem wahren Ich und den kleinen Abenteuern, die er dabei erlebt. „Garden State“ könnte der definierende „Kult“-Film dieser Generation der aktuellen Mittzwanziger werden. Viele Kritiker nennen ihn das legitime Gegenwarts-Pendant zu Filmen wie „The Graduate“ und „Reality Bites“. Es wimmelt von potentiellen „Klassiker-Szenen“, sei es wenn Samantha ihren „unique moment“ kreiert, wenn die Freunde in einem Pool schwimmen gehen, seltsame Freizeitbeschäftigungen mit brennenden Pfeilen unternehmen oder sich in einer markanten Szene den Frust aus der Seele schreien.

Garden StateDoch auch ohne diese „Genrationen-Kult-Theorien“ ist „Garden State“ einfach nur ein wundervoll erzählter Film. Der Film versucht nicht übermässig lustig zu sein, aber die wenigen kleinen Gags sitzen perfekt. Der Film ist amüsant und doch ergreifend. Er scheint wie eine Wunderkiste voller kleiner Überraschungen — überall entdeckt man kleine „Goodies“, die beweisen, dass hier jemand mit viel Sorgfalt und Leidenschaft sowie einem guten Auge für kleinste Details einen „Herzblut-Film“ gedreht hat. Exzellente Darsteller werden ergänzt durch fantastische Cinematographie (wunderbare Wide Shots, Crane Shots, Experimente mit Slow und Fast Motion) und ein bis ins kleinste Detail ausgefeiltes Setdesign (man beachte nur die Entwicklung der Farbauswahl über den Verlauf des Films). Dazu ein perfekt ausgewählter Soundtrack: Coldplay, The Shines, Simon & Garfunkel, Frou Frou („Let Go / Beauty in a Breakdown“) und zu meiner großen Überraschung: Zero 7, deren Album „Simple Things“ ich zufälligerweise bereits wenige Tage bevor ich den Film sah in mein Herz geschlossen hatte.

Natürlich gibt es auch in diesem Spielfilm einige Fehler, insbesondere im Continuity Bereich. Manche Szenen sind auch etwas verwirrend geschnitten, manche Übergänge zu abrupt. Es ist nunmal ein Erstlingswerk, das aber gleichzeitig durch eine erfrischende Neubelebung des üblichen Filmstrickmusters überzeugt — hier findet man keine Unterwerfung unter das strenge 3-4 Akte Modell — der Film nimmt sich die Zeit, die er braucht um seine Geschichte zu erzählen. Zach versucht aber gleichzeitig nicht den Zuschauer durch waghalsige Experimente auf die Probe zu stellen.

Und wenn der Film zu Ende geht, will man die Charaktere noch gar nicht gehen lassen, zu sehr hat man sie ins Herz geschlossen. Da hilft nur: Nochmal ansehen (und das muss man zwangsweise um die beiden Audiokommentare anzuhören).

Garden StateNatalie Portman verdient einen eigenen Absatz in dieser Review: Sie zeigt eine atemberaubende Performance. Sie füllt den Charakter der Samantha vollständig aus, obwohl wir eigentlich nur recht wenig über sie im Verlauf des Filmes lernen, da nunmal Zach Braffs Charakter im Mittelpunkt steht. Es scheint fast eine erwachsene Version ihres Charakters aus „Beautiful Girls“ zu sein und es ist ein Genuss, sie nach den verlorenen Jahren in „Star Wars“ endlich wieder in einer Rolle zu sehen, in der sie ihre schauspielerischen Fähigkeiten demonstrieren kann. Ich denke, dass ihre Performance in „Garden State“ auch zu ihrem Golden Globe Gewinn für „Closer“ beigetragen hat. Sie ist zweifelsohne eine der beachtenswertesten Schauspielerinnen ihrer Generation. Der einzige Wehmuttropfen ist im gewissen Sinne auch ein Kompliment: Sie sieht zu jung aus. Die 23jährige könnte problemlos noch eine junge Teenagerin spielen — wenn man sie biertrinkend an der Seite von Zach Braff sieht, runzelt man unwillkürlich schon etwas die Stirn.

Die DVD ist wie ein EinMalEins für junge Filmemacher. Insbesondere in der Sektion der entfallenen Szenen mit über 30 Minuten Material bekommt man eindrucksvoll vorgeführt, warum man wunderbare Szenen aus einem ursprünglich zweieinhalbstündigen Film herausschneiden muss, damit der Film sein Tempo nicht verliert, sich nicht zu sehr in Nebencharaktere und Nebenschauplätzen verzettelt, „Story-Overtelling“ vermeidet, und die Charaktere eine natürliche Entwicklung durchmachen. Kurz: Wie macht macht man einen Film „kompatibel“ zu einer möglichst großen Zuschauermenge ohne seine Ziele zu verraten. Braff erwähnt in den Kommentaren dass seine Lieblingsfilme nicht viel Szenenwechsel benötigen — „just a few talking heads in a room“ sind für seinen persönlichen Geschmack genug. Doch solche Filme sind nunmal nicht massenkompatibel.

Der erste Audiokommentar mit Natalie und Zach ist zwar nicht unbedingt kurzweilig, aber dennoch öfters amüsant und informativ. Zach bringt Natalie mehrmals deutlich hörbar in Verlegenheit, wenn er sie über den grünen Klee lobt und ihre Bikini-Szene (zu Recht ;-)) als „hot“ bezeichnet. Der zweite Kommentartrack mit Zach und einigen Crew-Mitgliedern ist deutlich informativer was den Einblick hinter die Kulissen angeht. Man erfährt unterhaltsam zahlreiche Details über die Entstehung des Films und es wird kaum einen Moment geschwiegen.

Aufschlussreich ist auch das „Making Of“. Es ist nicht unbedingt das seichte Marketing-Gewäsch, das man von Mainstream-Blockbustern kennt, sondern ein mit Videokamera aufgenommes Filmtagebuch, gespickt mit Crew- und Castinterviews.

Der Film wurde in den letzten Wochen oft mit „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ verglichen wenn es darum ging, ob „Garden State“ eine Golden Globe Nominierung verdient hätte. Obwohl beide Filme recht unterschiedlich sind, so dürften sie doch beide die gleichen Zuschauergruppen faszinieren. Dennoch waren die Nominierungen für „Eternal Sunshine“ mehr als gerechtfertigt, „Garden State“ wirkt in manchen Aspekten einfach noch etwas unfertig (insbesondere das Ende des Films). Wer jedoch solche Filme wie „Eternal Sunshine“ mag, für den ist „Garden State“ IMHO allemal einen Blindkauf wert (Mich persönlich hat „Garden State“ mindestens genauso begeistert wie „Eternal Sunshine“). Auch für den Großteil der „Scrubs“-Fans (die die Show auch wegen ihrer ernsten Momente mögen) dürfte der Film sehenswert sein. Und für Natalie Portman Fans ist der Film schlichtweg ein „Must-Buy“.

Links:
Offizielles Blog von Zach Braff: http://gardenstate.typepad.com/
Inoffizielle Fansite: http://www.zach-braff.com
Interview mit Natalie Portman: http://www.insidereel.com

Point Pleasant sucks

Donnerstag, 20. Januar, 2005

Marti Noxon, ich bin enttäuscht. Das ist nichts weiter als ein billiger Versuch, auf der „O.C.“-Welle zu schwimmen — und damit sich die Show etwas vom sonstigen Teenage Drama Einerlei abhebt, wirft man halt einen Hauch „The Exorcist“ in das Gemisch. Im Prinzip eine nette Idee, wenn auch die Umsetzung funktionieren würde. Aber ein viel zu plattes Script (selbst „Scream 3“ hatte da interessantere und frischere Storylines), langweilige Charaktere und einschläfernde Hauptdarsteller (gosh, wer hat denn da Richard Burgi ausgegraben?) qualifizieren die FOX-Show eher für die Kategorie „Flop des Monats“. Okay, es war „nur“ eine Pilot-Episode, vielleicht findet die Show ja noch einen sensationellen Twist in irgendeiner vergessenen Schublade — reichlich Storyansätze sind ja gegeben (allerdings allesamt unglaublich unspannend). Mit über 11 Millionen Zuschauern hat die Pilot-Episode dank „The Idol“ Lead-In auch genügend „Startkapital“, um bereits heute (Donnerstag) beruhigt in den regulären Timeslot nach „The O.C.“ zu wechseln. Aber im direkten Vergleich zu „The O.C.“ dürften die eklatanten Schwächen von „Point Pleasant“ erst recht auffallen — alleine schon wenn man die Charaktere der Eltern in beiden Shows nebeneinanderstellt. Von einem Vergleich mit „Buffy“ wollen wir erst gar nicht anfangen, das ist eine andere Liga. Ich habe so meine Zweifel, ob „tru calling“ wirklich soviel schlechter war, um eine Absetzung zu Gunsten von „Point Pleasant“ zu rechtfertigen.

Mehr habe ich zu der Show im Moment nicht zu sagen — ich könnte mir aber vorstellen, dass das „Television Without Pity“-Recap ein köstlicher Verriss werden dürfte…

I [heart] "The O.C., California"

Sonntag, 16. Januar, 2005

Hallo, mein Name ist Sascha und ich bin ein O.C. Addict.

Grrr, ich hasse es, wenn mich eine Show in ihren Bann zieht, die ich eigentlich aus tiefsten Herzen verabscheuen wollte. Denn verkörpert sie auf den ersten Blick doch alles, was normalerweise im Kontext mit TV-Serien bei mir Übelkeit und einen tiefen inneren Drang nach dem Ausschaltknopf hervorruft. Soap, Beziehungsdreiecke, Soap, konstruierte Storylines, Soap, oberflächliche Charaktere — kurz: Es ist ’ne Soap.

Und doch habe ich mich dabei erwischt, dass ich mich bei „the O.C.“ besser amüsiere als bei so mancher anderer Serie … bin ich nun ein Soap-Addict? Werde ich gar demnächst etwa bei „All My Children“ Hochzeiten mitfiebern? 😉

The O.C.Das Konzept der Show ist eigentlich ziemlich simpel: Armer vorbestrafter Junge (Ben McKenzie als Ryan Atwood) aus vernachlässigten Verhältnissen findet Unterkunft bei hipper, reicher, glücklicher Familie und verliebt sich in reiche, zickige, bald sehr unglückliche Nachbarstochter (die unterernährte Mischa Barton als Marissa Cooper). Dort freundet er sich mit seinem neuen Bruder und schüchternen Geek Seth Cohen (Adam Brody) an und gibt ihm Mut, um sich an seiner High-School gegen all die „coolen“ Kids durchzusetzen. Dann eckt Ryan bei der ganzen Cheerleader-Football-Clique an und riskiert mehrmals seinen Rauswurf aus der Schicki-Micki-Welt von Orange County. Natürlich sind alle Menschen extrem schön, es scheint immer die Sonne in Kalifornien und die Erwachsenen haben Leichen im Keller, von denen deutsche Boulevard-Magazine ein ganzes Jahrzehnt leben könnten — und über allem schwebt das Bild des schönen, reichen Kaliforniens. Gerade in der Winterzeit läuft einem verfrorenen Mitteleuropäer da natürlich das Wasser im Mund zusammen.

Aber was die Show in meinen Augen vom restlichen (Teen-)Soap-Einheitsbrei abhebt, ist der frische und freche Schreibstil des 28jährigen Autors Josh Schwartz. Er legt den Charakteren Bon-Mots in den Mund, die man in anderen Soaps vom BH90210-Kaliber vergebens sucht. In der englischen Sprachfassung kommt der lockere Dialogwitz hervorragend beim Zuschauer an – viele Szenen vermitteln das Gefühl, dass einiges on location dazu improvisiert wird und das verstärkt nur den Eindruck einer locker-leichten Fast-Food Unterhaltung. Dazu ein harmonierender Cast – vom Neuling Benjamin (neuerdings nur noch „Ben“) McKenzie, über Oldie Peter Gallagher und „Gilmore Girls“-Veteran Adam Brody (Geek „Seth Cohen“ — das Alter Ego von Autor Josh Schwartz). Die zurückhaltende Mischa Barton wird ergänzt duch die freche Rachel Bilson als ihre beste Freundin und Seths große Liebe Summer Roberts. Die restlichen Darsteller, vorwiegend Erwachsene, sind da eher Nebendarsteller, sie sorgen aber für eine große Portion des Soap-Geschehens. Den gelungenen Soundtrack habe ich ja bereits öfters erwähnt. Ein wichtiger Faktor der Show ist zudem die Fähigkeit, sich über das eigene Genre lustig zu machen: Die Teen-Charaktere in „The O.C.“ sind ganz wild auf eine fiktionale Teen-Soap namens „The Valley“, die einige frappierende Ähnlichkeiten zu „The O.C.“ hat, inklusive des kompletten, übertriebenen Merchandise-Zirkus rundherum.

„The O.C.“ ist zudem eine Serie, die vom Überraschungselement lebt. Man kann sich vor allem dann über die kitschig-skurrilen Soap-Storylines amüsieren, wenn man nicht weiss, was da auf einen zukommt. Ob ich die Serie öfters als einmal anschauen würde — keine Ahnung. Es ist sicherlich kein schwergängiges Drama, das sonderlich um Realität oder Tiefgang bemüht ist und in das man viel hineininterpretieren könnte. Aber die Serie ist vielmals amüsanter als so manche so genannte aktuelle Sitcom („Joey“, „Committed“ oder wie sie alle heissen). Man „verfällt“ der Show auch nicht direkt nach einer Episode — zumindest bei mir hat es durchaus einige Episoden gedauert, bis ich angebissen hatte– aber dann richtig…

Die zweite Staffel hat derzeit einige Anlaufprobleme, die Storylines werden nun teilweise wirklich sehr hahnebüchen und es wird einiges abstrus zurechtgebogen, um noch mehr potentielle Intrigen, noch kompliziertere Beziehungsvielecke und intensivere persönliche Krisen in die Story einzubauen. Leider wurde die Show gerade dadurch auch stärker vorhersehbar, weil sie sich nun doch an den „Soap-Patterns“ des Genres orientiert, denen sie in Season 1 noch erfolgreich ausgewichen ist bzw. die sie zu parodieren versuchte. Auch durch den Sendeplatzwechsel sinken die Quoten derzeit kontinuierlich — aber „The O.C.“ bleibt eines der Zugpferde von FOX und eine dritte Staffel dürfte bereits jetzt als sicher gelten.

Nun würde ich ja gerne empfehlen, am Mittwoch, 19. Januar um 20:15 Uhr ProSieben (ab 26. Januar 21:15) einzuschalten, um sich selbst ein Bild von der Show zu machen, doch die Synchro erweist sich wieder mal (wie ich finde) als „Anti-Suchtmittel“. Ich hatte kürzlich das „Vergnügen“ eine komplette Episode (nicht den Piloten) auf deutsch zu sehen und auch wenn ich mich bemühte, nicht wieder nach Gründen für ein „Synchrobashing“ zu suchen — ich mag die deutsche Version nicht. Es ist wohl wieder ein klassischer Fall von „wenn man die Originalversion kennt, kann die deutsche Fassung gar nicht gewinnen“ — aber insbesondere der Sprecher von Seth Cohen ist in meinen Ohren ein Totalausfall. Dialoge werden vollkommen unbegeistert (und auch zu ernst) in einer Tonlage regelrecht „abgearbeitet“ – es wirkt uninspiriert. Auch die anderen Teen-Charaktere sind eher schwach, mit Ausnahme von Summer. Die Sprecher der Erwachsenen sind hingegen für eine Seriensynchro kaum zu beanstanden. Your mileage may vary. Überraschend unbekümmert geht man mit „politisch unkorrekter“ Sprache um: „Scheiße, Arsch, Nutte, Wichser“ gehört scheinbar zum festen Portfolio der deutschen Sprachfassung – die US-Fassung scheint mir nicht so „dirty“, ich kann mich jedenfalls im Moment kaum an „shit“ oder „fuck“ erinnern, okay, „bitch“ und „whore“ ist schon eher vertreten…

DVD Review: "Greg the Bunny"

Freitag, 31. Dezember, 2004

Greg the BunnyDie Serie
Ein wesentliches Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal von FOX waren und sind vor allem die ungewöhnlichen Show-Konzepte, an die man sich bei dem Sender herantraut. Während die etablierten Networks auf bewährte Rezepte vertrauten, hoffte man bei FOX mit neuen und frischen Ideen eine Lücke und Zuschauer zu finden. Mit Erfolg. Sei es „Party of Five“, das Jahre vor dem Teen-Show-Boom bereits Zeichen setzte, oder „X-Files“, das ein ganzes Genre wiederbelebte, oder „The Simpsons“ – alles hocherfolgreiche „Kult“-Serien, die zum Aufstieg den jungen Networks in den letzten 10 Jahren massgeblich beisteuerten.

Doch vor allem in den letzten Jahren fiel FOX in den Augen vieler Fans auch mehr und mehr dem Quotenzwang zum Opfer. Man förderte zwar weiterhin originelle Ideen, aber „The Powers That Be“ hatten zunehmend weniger Geduld mit Serien, die keine Quoten brachten. So hatten Serien wie „Firefly“, „Wonderfalls“ oder „Undeclared“ zwar eine eingeschworene Fangemeinde und begeisterte Kritiker, aber die schwachen Quoten brachen den Shows, die ironischerweise ohne FOX vielleicht nie auf den Bildschirm gekommen wären, früher oder später das Genick.

Bei keinem anderen Network wäre wohl auch das Konzept von „Greg the Bunny“ jemals auch nur in die engere Auswahl für eine Pilot Episode gekommen. Bei FOX schaffte es die Serie sogar auf 13 Episoden, wovon 11 ausgestrahlt wurden. Das Konzept ist so skurril, dass man schon ein eingeschworener Optimist sein muss, um ernsthaft auf einen großen Erfolg der Show zu hoffen: Die Serie spielt in einer Art Paralleluniversum, das unserer Gesellschaft absolut gleicht — nur mit dem klitzekleinen Unterschied: Puppen sind ganz normale Mitbürger. Genau, jene Puppen wie in der Muppet-Show oder Sesamstrasse – von denen selbst Kleinkinder wissen, dass sie kein Eigenleben haben, sondern in der Regel von der Hand eines Menschen gesteuert werden. Nicht so in der Welt von „Greg the Bunny“. Hier leben Menschen und Puppen mehr oder weniger friedlich zusammen — die Puppen wohlgemerkt ohne Hand im Hintern. Sie teilen sich Wohnungen, Arbeitsplätze und sogar Ehen zwischen „Fleshies“ (eben Wesen aus Fleisch und Blut) und „Fabricated Americans“ (so der PC-konforme Ausdruck für Puppen, kurz „Fabs“) sind ganz normal an der Tagesordnung.

Greg the BunnyIm Grunde ist „Greg the Bunny“ die Muppet Show ein paar Ecken weitergedacht. Im Mittelpunkt des 21-Minuten Formats steht die „Show in der Show“: Das Team einer imaginären Kindersendung namens „Sweetknuckle Junction“. Gil Bender (Eugene Levy, „American Pie“) ist der Produzent und Regisseur von „Sweetknuckle Junction“ und muss sich mit dem störrischen Cast (Puppen und Menschen) herumschlagen, dazu bekommt er Druck von oben durch die Network Vertreterin Alison Kaiser (Sarah Silverman, „School of Rock“). Als dann auch noch sein wichtigster Hauptdarsteller, der Hase Rochester wegen eines Alkohol- und Drogenproblems ausfällt, muss Gil für Ersatz sorgen. Da kommt ihm der Mitbewohner seines Sohns Jimmy (Seth Green, „Buffy“) gerade recht: das Karnickel Greg. Greg ist begeistert von der Chance, in „Sweetknuckle Junction“ mitzuwirken neben Berühmtheiten wie Warren „the Ape“ Demontague, Count Blah oder Dottie Sunshine. Was folgt sind 13 Episoden voller schräger Mensch-Puppen Interaktion, immer mal wieder untermalt mit leichten gesellschaftskritischen Tönen (so gibt es auch in der Puppen-Mensch-Welt Rassenprobleme („Sock Like Me“)) und vorsichtigen Anspielungen in Richtung des Muttersenders FOX, der die Show und ihre Macher zunehmend unter Druck setzte.

Ursprünglich sollte „Greg the Bunny“ laut der Aussagen ihrer Erfinder mehr eine Improv-Show werden, die starke Anleihen an Konzepten wie der „Larry Sanders Show“ oder „Curb Your Enthusiasm“ nehmen sollte. Doch das alltägliche TV-Geschäft lässt für Improvisationen kaum Freiraum, so dass in „Greg the Bunny“ dann doch die „scripted“ Elemente überwogen.

Dennoch ist die Show eben vor allem wegen ihrer skurrilen Grundidee immer wieder herrlich komisch. Dazu noch kleine Tidbits, die auch schon in der „Muppet Show“ amüsant waren: Hamster, die für bessere Arbeitsbedingungen streiken. Eulen, die ins Bild kommen, nachdem gerade jemand von „Hooters“ sprach — oder das Erdhörnchen (engl: „Gopher“), das um seinen Job bangt, als ein neuer Vorarbeiter (engl: „Gaffer“) eingestellt wird. Und natürlich die „mentally challenged“ Schildkröte „Tardy“ – die wie jeder versichert, nicht behindert, sondern nur „langsam“ ist. Und dann ist da Susan … naja, ich will nicht zuviel verraten… In unzähligen Momenten sitzt man grinsend und kopfschüttelnd vor dem Fernseher und fragt sich, wie jemand eine solche Show auf einem landesweit sendenden Network unterbringen konnte. Manchmal wünscht man sich noch mehr Anspielungen auf die „wahre Welt“ und die oftmals so verkrampfte amerikanische „political correctness“. Auch Teen-Urgestein Corey Feldman („The Goonies“) hat einen Gastauftritt und macht sich über sein eigenes Image lustig.

Die Serie ist handwerklich professionell gemacht – teilweise wurden per Nachbearbeitung sogar die Stäbchen rauseditiert, die die Ärmchen der Puppen in Bewegung halten. Die gesamte Soundstage wurde mit einem Doppelboden versehen, so dass die „Puppenkünstler“ zwischen den Menschen agieren konnten. Die Puppen wirken erstaunlich lebhaft – ein Zeugnis an die Puppengestalter, die teilweise auch bereits bei diversen Henson-Produktionen („The Muppets“) Erfahrungen sammeln konnten.

Greg the BunnyDie DVDs
Wenn auch die Episoden an sich schon recht amüsant sind, so kommt richtig Spaß erst beim reichlich auf den zwei DVDs enthaltenen Bonus-Material auf. Serienerfinder Dan Milano ist in den Audio-Kommentaren zunächst ziemlich staubtrocken, doch sobald einige Darsteller wie Seth Green oder Sarah Silverman dazustossen, kommt Leben in die Bude und man bekommt einen Eindruck davon, dass das Team hinter den Kulissen und zwischen den Aufnahmen weitaus mehr Spaß hatte als in den Momenten, in denen die Kamera lief. Gott sei Dank gibt es reichlich Special Features auf den DVDs — in einem Umfang, der viele anderen Serien-DVDs blass werden liesse. Neben diversen Featuretten und Galleries gibt es auch Puppet Auditions und fast in jedem zweiten Menu verstecken sich Easter Eggs. Ich habe noch nie eine DVD mit so vielen Easter Eggs gesehen wie Disc 2 von Greg the Bunny. Lohnenswert ist es auch, sich die „Background-Loop-Texte“ in allen Menus bis zum Ende anzuhören — auch im „Languages“-Menu.

Ton oder Bild bei Serien-DVDs zu beurteilen macht auch bei dieser DVD wenig Sinn. Die Serie wurde in HD produziert (jedoch nicht widescreen) und dementsprechend sauber ist auch der Transfer auf DVD. Mehr als Dolby Surround braucht man wiederum beim Ton auch nicht und auch wenn ich nicht speziell darauf geachtet habe, sind mir weder Ton- noch Bildfehler aufgefallen.

Alle dreizehn Episoden sind auf den zwei DVDs in der Produktionreihenfolge untergebracht mit Untertiteln in Englisch und Spanisch.

Fazit
Sehr empfehlenswert. Selten habe ich eine Serie mit soviel Bonusmaterial gesehen und „Greg the Bunny“ ist wahrlich ein kleines Stückchen Fernsehgeschichte. Sicherlich kein „critically acclaimed“ Welthit, aber allemal ein liebenswürdiges und einzigartiges Stück TV, das sicherlich in die Sammlung eines Serienjunkies gehört, der sich auch gerne mal etwas skurrile Shows ansieht und über ein paar Logikfehler hinwegsehen kann. Und wenn man einmal in der Welt von Greg the Bunny gefangen ist, kommt man nur schwer wieder davon los. Eine Welt ohne Tardy the Turtle scheint plötzlich so leer…

Wertung
Serie: 7/10
DVD: 9/10

Links
Infos über die mögliche Neuauflage der Serie und dem 2005er IFC-Special gibt’s auf der neuen „offiziellen inoffiziellen“ Greg the Bunny Website gregtbunny.com.

Die DVDs gibt’s nur in den USA: Greg the Bunny oder als Import auch beim Marketplace des deutschen Amazon-Ablegers.

Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Dienstag, 7. Dezember, 2004

Eigentlich wollte ich in Deutschland ja keine DVDs mehr am Erstverkaufstag kaufen (okay, vielleicht ausser der „Herr der Ringe“ SEE …) – aber als ich „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ (deutscher Titel: „Vergiss mein nicht“) im lokalen Bin-doch-nicht-blöd-Markt für 16,99 entdeckte, konnte ich doch nicht mehr widerstehen. Natürlich wanderte die DVD dann auch prompt gestern in den Player und der Film kletterte gleich wieder einige Plätze nach vorne auf meiner privaten „Beste Filme des Jahres“ Liste 😉

Es ist wirklich ein Film zum x-mal Ansehen. Auch wer den Film seinerzeit im Kino gesehen hat (oder die Verleih-DVD kennt), sollte sich ernsthaft überlegen, „Eternal Sunshine“ auf Dauer in die heimische DVD-Kollektion aufzunehmen, spätestens wenn die DVD in ein paar Monaten in das „Nice Price“ Segment abrutscht. „Eternal Sunshine“ zeigt Jim Carrey in seiner (meiner Meinung nach) besten Performance. Der Mann, der einem in „Die Maske“ so tierisch auf den Sack ging, ist fast nicht wiederzuerkennen. Das gleiche gilt in gewisser Weise für Kate Winslet, die mit dem Film endlich aus der Titanic/Heavenly Creatures/Quills-Schublade herausgekommen ist und mal eine richtig unflätige, schlecht erzogene und anstrengende Frau spielen darf.

Ich will nicht zuviel verraten, nur soviel zum Inhalt: Es ist eine bittersüße Liebesgeschichte mit faszinierenden surrealen Fantasien — „Memento“ meets „Abre los ojos“ meets „Harry meets Sally“ meets „The Butterfly Effect“.

Wer die „Focus Pictures“ Release „Lost in Translation“ mag, der sollte unbedingt auch bei „Eternal Sunshine“ zugreifen. Man sollte sich nicht durch den Namen Jim Carrey und die etwas übertriebene DVD-Coverinhaltsangabe irritieren lassen. Ebensowenig wie „Lost in Translation“ wegen Bill Murray eine Komödie ist, ist auch „Vergiss mein nicht“ wegen Jim Carrey eine Komödie. Regisseur Michel Gondry hat für diese Produktion eine Oscar-Nominierung verdient, er verzichtet ganz auf moderne Blue Screen Tricks und zaubert dennoch mit „alten“ Kamertricks wie forced perspective eine wunderbare Welt auf die Leinwand.

Charlie Kaufman hat nach „Being John Malkovich“ und „Adaption“ wieder ein exzellentes Drehbuch geschrieben. Und die IMDb Nutzer sehen das offenbar ähnlich: #35 der ewigen Bestenliste.

Die deutsche DVD ist von Ton und Bild nicht so schlecht, wie sie auf manchen Kritikenseiten dargestellt wird — zumindest ist mir mit meinem „Otto Normal“-Mini-Heimkino nichts eklatantes aufgefallen. Das ist kein Science-Fiction Movie mit krachenden Effekten, sondern ein ruhiges Drama, da sind die Ansprüche auch anders. Die Extras sind akzeptabel, ein paar Cut-Scenes und Behind-The-Scenes Infos sowie ein Commentary Track mit Kaufman und Gondry, der einem aber eher zum Einschlafen verleitet.

Und wem das immer noch nicht an Argumenten für den Film reicht: Kirsten Dunst spielt mit und darf mal wieder in Unterwäsche durchs Bild laufen (für die weibliche Fraktion ist Eljah Wood mit von der Partie).

Und zum ersten Mal seit meiner Schulzeit (und das ist wirklich laaaange her) finde ich wieder einen „Beck“-Titel gut (seinerzeit war es „Smokin‘ MTV“ oder so) : Seine Interpretation von „Everybody’s Gotta Learn Sometimes“ auf dem „Sunshine“-Soundtrack ist wirklich gut. Auch der Score von Jon Brion („Magnolia“) ist exzellent.
Und ich frage mich mal wieder warum ich immer denke, dass „Mr. Blue Sky“ (im „Sunshine“ Trailer und auf dem Soundtrack) von den Beatles ist. It’s from ELO, damnit. Aber mal ehrlich, die ersten paar Minuten des Songs hätten auch problemlos auf Sgt. Pepper gepasst — ich sag nur „A Day in the Life“.

Sports Night – DVD Review

Montag, 6. Dezember, 2004

„Good evening from New York City. I’m Dan Rydell alongside Casey McCall. You’re watching Sports Night on CSC, so stick around.“

Schon seit mehreren Jahren stand die Serie „Sports Night“ auf meiner „To Buy“ Liste — es hat lange gedauert, bis sie endlich an der Reihe war – für umgerechnet 30 Euro war es aber eine durch und durch lohnenswerte Anschaffung.

Die Serie
Sports NightCasey McCall (Peter Krause, „Six Feet Under“) und Dan Rydell (Josh Charles, „Dead Poets Society“) sind die Sprecher („Anchors“) der Spät-Abend Sportnachrichtensendung „Sports Night“ auf dem fiktiven TV-Network CSC. Doch wie in jeder aufwändigen TV-Sendung sind die „Frontmänner“ Casey und Dan nur ein Teil eines großen Produktionsstabs, der jeden Tag aus den aktuellen Sportereignissen die wichtigsten Meldungen herausfiltert, recherchiert und in einer einstündigen Show aufbereitet.

Produziert wird die „Show in der Show“ von Isaac Jaffe (Robert Guillaume), Dana Whitaker (Felicity Huffman, „Desperate Housewives“), ihrer jungen Assistentin Natalie Hurley (Sabrina Lloyd, „Sliders“, „Ed“). Gerade neu ins Team gekommen ist der Sportexperte (und Geek) Jeremy Goodwin (Joshua Malina, „West Wing“).

Die Serie orientiert sich stark an real existierenden Sportsendungen auf entsprechenden Spartenkanälen, beispielsweise „SportsCenter“ auf ESPN — in Deutschland am ehesten vergleichbar mit Nachrichtensendungen im DSF. Autor Aaron Sorkin nahm bei ESPN auch seine Inspiration zum Konzept der Serie. Doch in der Serie „Sports Night“ geht es weniger um Sport, sondern um den Blick hinter die Kulissen einer TV-Sendung. Ähnlich wie „West Wing“ einen Blick hinter die Kulissen des Weissen Haus wirft, so ist „Sports Night“ eine spannende und abwechslungsreiche Studie der Welt einer Nachrichtensendung. Es gibt natürlich Spannungen und Romanzen zwischen den Mitarbeitern, Konflikte mit der Konzernleitung und persönliche Krisen der Charaktere.

Faszinierend sind die Überschneidungen zwischen Realität und Fiktion. Als in einer Storyline das Network CSC bessere Quoten von der Nachrichtensendung fordert, wird ein externer Berater eingestellt, um die Quoten zu heben. William H. Macy spielt diesen Berater — und die Verpflichtung von Macy als Gaststar hatte nur einen Grund: Die Quoten von „Sports Night“ zu heben, die von ABC bemängelt wurden. Als einer der Hauptdarsteller schwer erkrankt, wird die Erkrankung auch als Storyline in die Serie eingebaut. Und als gegen Ende der zweiten Staffel ABC mit der Absetzung droht, kämpft auch die „Show in der Show“ ums Überleben.

„Sports Night“ ist keine Sitcom im klassischen Sinne. Auch wenn die Serie ein Halbstundenformat ist (also 21 Minuten Nettolaufzeit), so ist sie doch eher ein Drama mit einer gesunden Portion Humor. Die Show packt schon in der ersten Season zahlreiche ernste Themen wie sexuelle Belästigung, Drogenmissbrauch und Depressionen auf — ohne jedoch in die typischen „This is a very special episode“-Klischees zu verfallen. Autor Aaron Sorkin („The West Wing“) rammt in die zur Verfügung stehenden 21 Minuten einer Episode die Handlung von so manchem Full-Hour Drama. Extrem schnelle, sehr ausgefeilte Dialoge und rasante Kamerafahrten, die später in „West Wing“ perfektioniert werden sollten, erleben in „Sports Night“ ihre erste Bewährungsprobe. Aaron Sorkin schrieb 40 der insgesamt 45 Episoden der Serie — alleine das ist schon ein Zeichen der immensen Begeisterung und des Aufwandes, den Sorkin für seine Projekte investiert. Er liebt den Klang von Sprache — auch wenn manche Dialoge auf den ersten Blick (oder besser beim ersten Hinhören) recht profan erscheinen, merkt man beim genaueren Hinhören, wie gerne Sorkin mit der Sprache spielt und insbesondere bei Dialogen mit einem schnellen Schlagabtausch seine Berufung gefunden hat.

Sports NightInterressant wird „Sports Night“ auch durch die sorgfältig entwickelten Charaktere, sie haben alle Ecken und Kanten, sie sind glaubwürdig und realitätsnah. Besonders die Beziehung zwischen Natalie und Jeremy hilft der Show immer wieder auf die Sprünge, wenn sie mal droht, eintönig zu werden.

Besonders gut feststellbar auf den DVDs ist die zunehmende Unterdrückung des Publikum-Lachens in den ersten Episoden. Die erste Hälfte der Serie wurde noch vor Publikum aufgezeichnet, da ABC die Serie als Sitcom betrachtete und zu einer Sitcom gehörten nach ABCs strengem Weltbild nun mal Lacher. Doch im Verlauf der ersten Staffel verschwinden die Lacher im Off vollständig — schon in der ersten Episode scheint es mir so, als wären manche Lacher nachträglich beim Sound Editing herausgefiltert worden.

Das Highlight der Show — die schnellen Dialoge — sind gleichzeitig auch der schwerste Brocken, den der Durchschnitts-Zuschauer zu schlucken hat. Vor allem deutschsprachige Zuschauer, die im Englischen noch nicht so ganz fit sind, sollten vielleicht lieber mal mit „Gilmore Girls“ DVDs „trainieren“. Zudem kommt eine Menge Fachsprache aus dem Bereich des Sports (vor allem natürlich Baseball und Football sowie ein bisschen Socc– err, Fußball) und TV-Produktions-Lingo. Wenn da plötzlich jemand davon spricht, dass er „20 zu wenig in den 30ern“ hat, dann muss man als unbedarfter Zuschauer etwas grübeln bis man darauf kommt, dass hier die Rede davon ist, dass im 3. Sendeblock 20 Sekunden zu wenig Sendematerial vorliegt und die Moderatoren die Zeit durch Improvisationen überbrücken sollen. Nach ein paar Episoden hat man aber den Dreh ‚raus und fühlt sich nun wie ein echter „News-Insider“, der genau über die Produktionsgepflogenheiten von amerikanischen TV-Newssendungen informiert ist — ähnlich wie man nach ein paar Episoden „West Wing“ glaubt, selbst mal ein Pratikum im Weissen Haus absolviert zu haben. Sport-termini wie „Three for three with two RBIs, two walks and a stolen base“ nimmt man als deutscher Baseball-Banause am Besten einfach regungslos hin und hofft, dass keiner der eventuellen anwesenden Mit-Zuschauer(innen) nach dem genauen Sinn fragt. Aber während einer Sorkin-Serie zu reden, verbietet sich eh, oder!? 😉

Sports NightDie Serie ist ein gefundenes Fressen für eingefleischte Serienjunkies: Es gibt reihenweise Gaststars, die frisches Futter für die nächste Runde von „Six Degrees of Kevin Bacon“ liefern. Da wäre neben den Hauptdarstellern beispielsweise die Jodie-Foster-Doppelgängerin und Eye-Candy Teri Polo („I’m With Her“), Ted McGinley („Married With… Children“) , William H. Macy (übrigens auch Ehemann von Hauptdarstellerin Felicity Huffman), Yeardley Smith („Herman’s Head“), Lisa Edelstein („Relativity“, „House“) , Janel Moloney („West Wing“) und meine geliebte Allzweckwaffe Paula Marshall („Snoops“).

Die Sendegeschichte von „Sports Night“ ist schnell erzählt — es ist die altbekannte Geschichte einer Serie, die bei den „Powers That Be“ eines Networks keine Freunde findet und/oder nicht verstanden wird. Man schiebt die Show so lange im Sendeschema hin- und her, bis die Quoten endgültig im Keller sind, und egal was die TV-Kritiker schreiben — der Grund für die Absetzung ist schnell gefunden. Bei „Sports Night“ dauerte es zwei Jahre, bis ABC im Jahr 2000 den Stecker zog. Die Produzenten hatten dann noch Angebote von Showtime und HBO, um die Serie auf den PayTV-Sendern fortzuführen, doch Autor Aaron Sorkin konnte deren Wünsche nicht mit seinem durch „West Wing“ knappen Zeitplan vereinbaren und so wurde „Sports Night“ zu Grabe getragen.

Seit der Absetzung von „Sports Night“ und seinem immensen Ruhm durch „West Wing“ (die Hintergründe seines umstrittenen Abgangs aus dem WW-Produktionsteam ist bis heute noch nicht ganz geklärt) musste Sorkin jedoch auch viele Tiefpunkte in seinem Leben meistern – seine Ehe zerbrach und seine Drogen- und Alkoholsucht wurde zu einem so ernsten Problem, dass er sich im Jahre 2001 in eine Klinik zum Drogenentzug begeben musste. Doch er ist wieder zurück – er arbeitet an neuen Projekten (u.a. der Film „The Farnsworth Invention“) und soll angeblich für die 2005/06 Season auch eine neue TV-Serie für HBO vorbereiten.

„Sports Night“ wurde produziert von Aaron Sorkin, Thomas Schlamme und Ron Howard. Die Serie lief von September 1998 bis Mai 2000 auf ABC. Die Serie lief bisher noch nicht im deutschen Fernsehen.

Die DVDs
„Sports Night“ war einer der ersten „Versuchsballons“ von Buena Vista Home Entertainment (BVHE) auf dem „TVonDVD“-Sektor. Gemeinsam mit den ersten Staffeln von „Once and Again“ und „Felicity“ warf BVHE Ende 2002 alle 45 Episoden der Serie „Sports Night“ auf den Markt. BVHE traute seinen DVD-Releases wohl selbst nicht sonderlich viel zu und verzichtete auf jegliche Extras – auf den sechs DVDs finden sich nur die 45 Episoden mit englischen Untertiteln – sonst rein gar nichts. Die Episoden sind nicht in Kapitel unterteilt — sondern die Episoden selbst stellen die Kapitel dar. Das tut dem Genuß aber keinen Abbruch – im Gegenteil, da immer gleich die nächste Episode auf die vorangehende folgt (die DVDs springen nicht zurück auf das Zwischenmenu wie beispw. den „Once and Again“ Sets), kommt man nur schwer vom Bildschirm weg. Dennoch ist es ärgerlich, dass man innerhalb der Episoden somit nicht von Akt zu Akt springen kann.

Sports NightTon und Bild sind durchaus zufriedenstellend – mit bis zu 8 Fullscreen-Episoden pro Dual-Layer Disc sind aber kleine Artefakte in schnellen Szenen unvermeidbar — aber da muss man schon sehr genau hinsehen, um diese festzustellen. Für ein Sitcom-Format aus der Pre-HDTV Zeit dürfte das für keinen Zuschauer störend sein. Der Ton ist ein neutraler 2.0 Stereo Mix, ohne „bells and whistles“ – aber erfüllt voll seinen Zweck – man hört die Dialoge perfekt – was will man mehr von einer solch dialoglastigen Serie?

Extras – das ist der wunde Punkt des Sets. Drei Emmys hat die Show in den zwei Jahren eingeheimst und deutlich mehr Nominierungen. Doch Disney wollte trotz des Renommes der Show ganz offensichtlich sparen – so ging es „Sports Night“ ebenso wie „Once and Again“ und „Felicity“ – keine commentary tracks, keine deleted scenes, nicht mal die üblichen Biographien-Texttafeln. Dabei wären doch gerade bei dieser Serie Kommentare von Autor Aaron Sorkin ein wertvoller Blick hinter die Kulissen.

Fazit
Man muss kein Sportfreund sein, um diese Serie zu lieben. Für Fans von qualitativ-hochwertigen, anspruchsvoll geschriebenen Serien mit schnellen Dialogen und dem gewissen Etwas an Humor ist dieses Set ein Pflichtkauf — auch wenn Extras fehlen, denn die Serie spricht für sich. Insbesondere „West Wing“ Fans kommen auf ihre Kosten. Man sollte aber einigermassen fit im „Englisch-Hörverstehen“ sein — oder eben die englischen Untertitel nutzen. Achtung, Suchtgefahr.

Wertung
Serie: 9.5/10
DVD: 5/10

Links
„Sports Night“ auf tvTome
Interview mit Aaron Sorkin auf comedycentral.com (Achtung: Leichte Spoiler)
Sports Night: Reel-Life vs. Real Life auf espn.com (Achtung: Spoiler)
Deleted Scenes des Serienfinales (Logisch, Spoiler)
Transcripts vieler Episoden
Aaron Sorkin Yahoogroup

Diskutiert im Forum über „Sports Night“ und Aaron Sorkin!

„We’re out.“

 

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