Archiv der Kategorie 'TV + Serien'


The Office (US) – Viel Vergnügen für Fremdschäm-Fetischisten

Donnerstag, 5. April, 2007

In gewisser Weise ist „The Office“ wohl immer noch ein Geheimtipp — auch wenn die Quoten längst eine andere Sprache sprechen. Denn die amerikanische Kopie der britischen Erfolgsserie wurde von vielen Serienfans vor allem mit Zurückhaltung begrüßt. Nach dem „Coupling“-Desaster schien es auch reichlich unwahrscheinlich, dass das Post-„Friends“-NBC in seiner Verzweiflung mehr als nur einen dürftigen Schnellschuss produzieren würde. Aber schließlich kam es doch anders — in mehr als einer Hinsicht.Ich will nicht behaupten, dass die US-Version in den nunmehr drei Seasons alle damalige Kritiker Lügen gestraft hat. Aber wer heutzutage versucht, die „Kopie“ mit der britischen Vorlage 1:1 zu vergleichen, der tut im Grunde beiden Shows Unrecht.

the office (c) NBC

Dabei sind sie von der Story auf den ersten Blick doch wirklich weitestgehend identisch: Eine Workplace-Comedy um ein typisches White-Collar-Büro mit einem ebenso klischee-typischen ahnungs- und planlosen Boss und demotivierten Mitarbeitern. Dazu der Frischling von der Uni, der eigentlich nur als Aushilfe arbeitet, der leicht realitätsfremde Obrigkeitsfanatiker und Arschkriecher, die Schlampe usw. Und dann natürlich der Star-Crossed-Lovers-Crush zwischen dem Vertriebsmitarbeiter und der Empfangsdame. Das alles produziert in einem neuen Pseudo-Dokumentar-Stil mit der Kamera quasi als eigenständiges Cast-Mitglied, ganz ohne Laugh-Track.

Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man die Unterschiede, die einerseits auf den kulturellen Differenzen zwischen dem Königreich und den USA basieren, aber auch auf den kreativen Entscheidungen bei dem Entwurf der Charaktere. Am deutlichsten wird das bei US-Boss Michael Scott (Steve Carell) erkennbar. Im Gegensatz zum britischen Gegenstück David Brent (Ricky Gervais) darf Michael auch mal gewinnen. Während David von Misserfolg zu Misserfolg die Karriereleiter immer tiefer herunterfällt, wird Michael nicht ausschließlich bloßgestellt, sondern ihm werden auch erfolgreiche Momente gegönnt, in denen er sein Sympathien-Punktekonto beim Zuschauer etwas auffüllen darf. Während der „britische Mike“ vor Inkompetenz und Arroganz nur so strotzte, darf Michael offensichtlicher zeigen, dass irgendwo in ihm drin wirklich ein Hauch von Befähigung für diesen Job verborgen ist (wenn auch sehr tief ;-). Dies ist für das amerikanische Format auch notwendig, denn selbst wenn der Storyarc es mal verlangt, dass es knapp wird um Michaels Zukunft, so ist das US-Office doch auf eine längere Laufzeit als die britische Version ausgelegt. Es muss hin und wieder angedeutet werden, warum Michael beispielsweise diese Stelle überhaupt erhalten hat und so lange halten konnte (Ähnlich müssen auch seine „Frauengeschichten“ einigermaßen „fundiert“ sein). Aber bei beiden Formaten gelingt es vor allem durch den gewitzten Einsatz des Impromtu-Doku-Stils immer wieder hinter die Fassade von David und Michael zu blicken und so die beiden kleinen unbeholfenen Jungs im Erwachsenenkörper zu offenbaren.

Aber auch beim amerikanischen „Office“ gab und gibt es schwächere Folgen, insbesondere die Handvoll Episoden der ersten Staffel waren noch sehr unausgewogen. Die Show hatte in den ersten Folgen einige Schwierigkeiten, vor allem für Michael den richtigen Ton zu treffen. So konnte man bei seinem Charakter recht genau beobachten, wie die Autoren und auch Steve Carell von Woche zu Woche ein besseres Gefühl für seine Eigenheiten bekamen und ihn besser unter Kontrolle bekamen. Gleiches gilt in gewisser Weise natürlich auch für die Zuschauer, die wie bei fast jeder Show einige Wochen brauchen, um die Feinheiten der Charaktere kennenzulernen. Erst dann können sie auch über speziellere Gags lachen, die ein tieferes Verständnis der Charaktere voraussetzt.

So wurden die unterdurchschnittlichen Episoden mittlerweile weniger, aber sie kommen immer noch vor — insbesondere dann, wenn Michael über das Ziel hinausschießt. Wenn er in unnachahmlicher Weise gleich in eine ganze Trucklieferung Fetttröge stampft und munter weitermaschiert (mit Dwight dicht auf den Fersen), so dass man als Zuschauer aus einer einzigartigen Mischung aus Peinlichkeit, Mitleid und Frust über den Charakter Augen und Ohren verschließt, um sich das Unheil nicht weiter anschauen zu müssen. Im Deutschen gibt es dafür den wunderbaren Begriff „Fremdschämen“, die Amis bewerten Michaels Verhalten gerne nach dem „cringeness“-Faktor. Doch man kann auch zu weit gehen, und die Skala schlägt zu sehr in den schmerzhaften Bereich aus. Die meisten „Office“-Scripte schaffen diesen Gang auf der dünnen Linie perfekt, aber manchmal übertritt er die Linie zu weit (beispielsweise bei der Hochzeitsepisode in Season 3) und Michael Scotts Handlungen sind dann abschreckender als der blutigste Horrorschocker aus den dunklen Regalen ominöser Videotheken oder Live-Übertragungen von Magen-Operationen auf 3sat. Man fürchtet da teilweise ja schon um seine geistige Gesundheit. Aber sie ist halt schwer zu finden, diese unsichtbare Linie, die Michaels Verhalten noch lustig erscheinen lässt, aber den Zuschauer noch nicht veranlasst, eine embryonale Haltung hinter dem Sofa einzunehmen.

office (c) NBCGerade wenn man sich auch für einen Blick „unter die Haube“ (und nicht nur den „Konsum“) von Comedy-Serien interessiert, kann „The Office“ ein aufschlussreiches Lehrstück sein. Das liegt in vor allem an dem auf den ersten Blick sehr einfachen Aufbau der Show und ihrer Charaktere. Ich kann nur ausdrücklich empfehlen, sich mal ein Shooting Script (kein Transcript!) von „The Office“ zu besorgen und durchzulesen. Große Comedy … im Kopf. Man mag vielleicht vermuten, dass ein großer Teil von „The Office“ improvisiert sei, doch an den Drehbüchern kann man sehen, dass fast alles bis hin zu Details wie den heftigen Kameraschwenks und den Trademark-Close-Ups auf die Mimik von Jim/Pam in den Scripts vorgegeben ist. Und sie geben allgemein sehr viel Aufschluss darüber, wie diese Show „tickt“, wie der Rhythmus in den zwei Akten (plus Teaser) zwischen Handlung und den so genannten „Talking Heads“ (den Interviews) aussieht. Die Charaktere sind in „The Office“ sehr klar definiert und jeder spielt eine bestimmte Rolle auf der Charaktertypen-Farbskala. Unter anderem sind da der verrückte Obrigkeitsfanatiker Dwight, der Ruhepol Stanley, die konservative Angela, die hyperaktive Kelly, der schüchterne Toby und schließlich die „Normalos“ Pam und Jim, über die der Zuschauer am ehesten Zugang zur Show findet.

Die meisten Darsteller sind interessanterweise gleichzeitig auch für zahlreiche Drehbücher der Show verantwortlich. Vielleicht ist das sogar ein ideales Rezept (das sich allerdings sicherlich nicht auf andere Shows übertragen lässt): Autoren und Schauspieler in Personalunion. Das kann nämlich vor allem in den Markenzeichen der Show Vorteile bringen: Wenn ein Gag lediglich aus dem vielsagenden Blick eines Charakters in die Kamera besteht. Umso besser sich ein Autor in die Charakter hineinversetzen kann, desto erfolgreicher kann er solche non-verbalen Gimmicks timen.

Die Schauspieler können zudem ganz anders mit der Kamera agieren, wenn sie ihre Gegenwart anerkennen dürfen und mit ihr spielen kann. Hierbei fällt nicht die vierte Wand, aber es ist dennoch eine gewisse Art der Anerkennung der „Welt da draußen“. Der Doku-Stil mit den „Talking Heads“ als Alternative zum Voice-Over ist schlichtweg ein Geniestreich, schon in der UK-Fassung. Als Regisseure für einzelne Episoden waren auch schon einige namhafte Leute zugange: Unter anderem Joss Whedon, J.J.Abrams und Paul Feig („Freaks and Geeks“) — mit unterschiedlichem Erfolg.

Man sieht „The Office“ nach der Lektüre eines Scripts aus einer anderen Perspektive und kann erahnen, warum Jane Espenson in ihrem Blog öfters „The Office“ als derzeitiges Must-Have-Spec für aspirierende amerikanische TV-Screenwriter empfiehlt. Online gibt es meines Wissens zumindest „E-Mail-Surveillance“ und „The Carpet“ zum kostenlosen Download bei The Daily Script.

Das amerikanische „Office“ ist meiner Meinung ebenfalls wie „das Original“ nach jetzt schon ein Klassiker. Allerdings sind beide mittlerweile komplett unterschiedliche Serien. Außer der Grundidee und einiger grober Storyparallelen haben sie nicht mehr viel gemein — direkte „Welche-Show-ist-besser“-Vergleiche zwischen beiden sind daher kaum noch sinnvoll.

Ich weiß nicht, wie lange sie das Format noch ziehen können — die deutschen „Stromberg“-Nachahmer haben ja bereits angedeutet, dass sie ein baldiges Ende der Show ins Auge fassen. Ebenso dürfte irgendwann der US-Show das Material ausgehen und es klingt fast schon wie eine rhetorische Allerwelts-Review-Floskel: Man kann nur hoffen, dass die Autoren dies rechtzeitig erkennen. Gerade bei Comedy-Shows zeigt sich öfters, dass man sie wirklich nicht endlos ziehen kann, ohne dass Abnutzungseffekte auftreten (siehe „Frasier“, „Seinfeld“, „Scrubs“,…). Insbesondere da beim „Office“ mit dem Pam/Jim-Arc auch irgendwann der Niles/Daphne-Effekt droht.

office (c) NBCAchja, Pam aka Jenna Fischer („Blades of Glory“), Miss Next-Door-Cuteness in Person und aktuelles Geek-Pin-Up-Girl, die der britischen „Dawn“ in nichts nachsteht. Trivia-Freunde werden schon lange wissen, dass Jenna die Ehefrau von James Gunn ist, der wiederum der Bruder von „Gilmore Girls'“ Kirk (Sean Gunn) und der Autor des formidablen Horror-Flicks „Slither“ ist (in dem Jenna übrigens einen Auftritt als Zombie hat). Hollywood ist halt auch nur’n Dorf ;-). Und ja, ich habe sogar in einem Moment der Schwäche den Jenna/Pam-MySpace-Blog in meine private Blogroll aufgenommen. Mich haben all die Teenage-Couple-Shipper-Stories aus den unzähligen Serien der letzten Jahre kalt gelassen, aber wenn Pam Beesley schüchtern zu Jim hinüberschielt will man geradezu persönlich die beiden an der Hand nehmen und in die Abstellkammer einschließen… ,-)

Lange Red, kurzer Sinn: Best Comedy on TV. Und dazu eine Show mit überraschend gutem „Wiederholungs“-Faktor, bei der es sich lohnt, auf die Details zu achten. Die DVD-Sets der ersten beiden Staffeln sind gefüllt mit umfangreichen Extras, die auch diese Investition lohnenswert machen. Ein „The Office“-Marathon kann ich nur empfehlen…

Vor etwa einem Jahr sah ich mit der drohenden Absetzung von „Arrested Development“ ein wenig das Abendland in Gefahr, doch mittlerweile muss ich sagen, dass die sehnsüchtigen Blicke rüber zum Regal mit den AD-DVD-Boxen seltener werden. Das mag einerseits mit der verblassenden Erinnerung zu tun haben, aber andererseits hat sich die Lage auf dem „Comedy-Markt“ dann doch nicht so dramatisch entwickelt wie durch den Abgang der Bluth-Familie zu befürchten war. Gut, solche Rohrkrepierer wie „Help Me Bore You“, „The Class“ oder „Twenty Grausamkeiten“ ignoriert man geflissentlich. Aber frische Produktionen wie „HIMYM“, „Old Christine“ und vor allem „30 Rock“ und „The Office“ halten die Comedy-Flagge auch 2007 noch stolz hoch.

„That’s what she said!“

Zweite Staffel für "30 Rock"

Mittwoch, 4. April, 2007

NBC hat die Comedy-Serie „30 Rock“ aus der Feder von Tina Fey vorzeitig für eine zweite Staffel verlängert. Nachdem ich bei den ersten paar Episoden ja etwas skeptisch war, hat die Show inzwischen eindeutig ihren eigenen Stil gefunden — und zwar einen sehr unterhaltsamen. „30 Rock“ ist sicherlich eines der wenigen aktuellen Comedy-Highlights, die zudem auch noch in Sachen Humor ein wenig in der Tradition von „Arrested Development“ steht und dessen „Verlust“ mittlerweile auch besser verschmerzen lässt. Da haben viele Folgen inzwischen ebenfalls Kult-Potential. Die Quoten könnten zwar noch um einiges besser sein, aber vielleicht finden in der zweiten Staffel nun mehr Zuschauer zu der Show. Bei „The Office“ hat es ja auch ein wenig gedauert.

"Men in Trees" erst wieder im Oktober

Mittwoch, 4. April, 2007

Nach den Absetzungen von „The Black Donnellys“ und „Six Degrees“ sowie den unzähligen An- und Abkündigungen der neuen Comedy „Notes from the Underbelly“ wirken weite Teile des ABC-LineUps derzeit wie ein buntes Kuddelmuddel. Von den „Black Donnellys“ wird nun laut Variety gar keine Episode mehr ausgestrahlt — am Anfang der Woche hieß es noch, dass erst nach der Folge vom 16.April Schluß sein wird. Stattdessen wird eine Improvisations-Comedy-Show „Thank God You’re Here“ den Slot in den nächsten zwei Wochen übernehmen. Angeblich sollen die ausstehenden Episoden der „Donnellys“ aber demnächst auf NBC.com zu sehen sein.

Ebenfalls etwas hektisch erschien in den letzten Tagen die verzweifelte Suche von ABC nach einem Sendetermin für die Comedy „Notes from the Underbelly“, die man ursprünglich schon mal im Oktober mit „Big Day“ starten lassen wollte. Dann wurde sie verschoben … und wieder verschoben, bis man einen Starttermin im April schön brav außerhalb des „American Idol“-Ungetüms gefunden hatte. Bis FOX die Sendezeit für die Ergebnis-Show verlängerte und ABC so einen Strich durch die Rechnung machte. Nach erneuten Hin- und Her ist „Notes from the Underbelly“ nun irgendwie mit der insgesamt vierten oder fünften Sendeplatz-Änderung auf dem 10pm-Slot nach „Grey’s Anatomy“ gelandet — zumindest für die Premiere am 12. April. Ja, eine Comedy um 10pm. Gab’s sowas schon mal? Das zeigt die Verzweiflung, die derzeit bei Disney herrschen muss. Ab 18. April läuft sie dann aber Mittwochs um 8.30pm. Man kann davon ausgehen, dass gedruckte Programmzeitschriften derzeit in den USA kaum ihr Geld wert sind.

Denn es geht noch weiter: Weil „October Road“ so gut läuft (oder so schlecht, wer kann das schon beurteilen), darf die Show nun doch mehr als die ursprünglich geplanten vier Episoden zeigen. Will heißen: Nachdem der Sendeplatz am 12. April kurzfristig an „Notes from the Underbelly“ gehen wird, kommt „October Road“ am 19. April und 26. April nochmal zurück. Am 3. Mai ist der 10pm-Slot durch ein Grey’s Anatomy-Special besetzt und dann sind es ja nur noch zwei Wochen, bis die Season vorüber ist. Das bedeutet einen frühen Erholungsurlaub für „Men In Trees“, das seine erste Staffel nun um 5 Folgen gekürzt sieht, die allerdings an die bereits offizielle 22-Episoden-Order der nächsten Staffel angehängt werden sollen (à la „Boston Legal“). Sofern die Damen und Herren von ABC also nicht noch einen weitere Lücke zu stopfen haben, lief das „Season-Finale“ von „Men In Trees“ somit bereits am 15. Februar und die Show kommt erst wieder im Oktober 2007 zurück auf die Bildschirme — dann eben zunächst mit den bereits produzierten fünf Episoden.

Eine Verlängerung für eine zweite Staffel würde ich aus dieser Entscheidung pro „October Road“ nicht unbedingt schließen. Allerdings wenn man sich anschaut, wie das restliche ABC-Schlachtfeld so aussieht, dann bleibt denen wohl keine andere Wahl.

RIP: "Black Donnellys" und "Six Degrees"

Dienstag, 3. April, 2007

Beim Futoncritic findet sich die Pressemeldung von NBC, derzufolge die Reality/HiddenCamera-Show „The Real Wedding Crashers“ ab dem 23. April das Lead-Out für die finalen Episoden von „Heroes“ bilden wird. Auch wenn es nicht ausdrücklich in der PR erwähnt wird, so liegt es doch nahe, dass damit das Ende für den derzeitigen Timeslot-Inhaber „The Black Donnellys“ gekommen ist. Und man will offensichtlich in den Mai-Sweeps auch nicht nochmal das ebenfalls quotenschwache „Studio 60“ auf diesem Sendeplatz reaktivieren, sondern greift eben zu einer Billig-Lösung aus der Trash-Kiste. Ich könnte mir gut vorstellen, dass „The Real Wedding Crashers“ erst für den Sommer geplant war, aber solch einen mächtigen Lead-In wie „Heroes“ sollte man wirklich nicht für tote Shows wie die „Donnellys“ oder „Studio 60“ verschenken. Aber vielleicht hätte man „Medium“ doch zum Abschluß der Staffel mal einen netten Boost gönnen und wie bei den Upfronts mal vorgesehen in den Post-„Heroes“-Slot verschieben können. Ich glaube nicht, dass NBC auf diese Mystery-Show nächstes Jahr verzichten will und so hätte man der Show noch mal frische Zuschauer zuführen können. Aber nun gut, nun werden also Hochzeiten gecrasht. Bin mal auf die Quoten gespannt…

Und ebenfalls schlechte Neuigkeiten gibt es für „Six Degrees“. Laut tvseriesfinale.com hat ABC die Show mit sofortiger Wirkung erneut aus dem Sendeplan gestrichen und durch Wiederholungen von „Wife Swap“ ersetzt. Bei ABC.com ist zwar noch für den 6. April eine Folge angekündigt, aber nach zuletzt knapp 3 Millionen Zuschauern war das wohl absehbar. Dabei hatte ABC der „Bad Robot“-Produktion nochmals eine seltene Chance auf ein Leben nach dem Tod gegeben, nachdem die Show bereits letzten November vom Bildschirm verschwunden war. Aber es war wohl auch den meisten im Vorfeld klar, dass kaum ein Zuschauer jetzt noch neu auf diesen Zug aufspringen würde. Auch die Leute zuhause vor den TV-Kisten wissen mittlerweile, wie das TV-Business funktioniert und lassen sich auf solche absehbare Flops nicht mehr ein. Die Show war zuletzt auch kaum noch der Rede wert.

Es hätte mich aber schon noch interessiert (nennt es „Forscherinteresse“ ;-)), wie die Autoren die Show in den nächsten Folgen weiterentwickelt hätten. Diese zweite Hälfte der ersten Staffel von „Six Degrees“ war ja ein exzellentes Beispiel dafür, wie man eine Show mitten während ihres Runs komplett neu erfindet und versucht, die beim Zuschauer unbeliebten Stücke aus dem Werk „hinauszuschneiden“. Man kann daran sehr schön sehen, wie die Autoren die vermeintlich attraktivsten Elemente der Show identifizierten und sich darauf konzentrierten. So wurden alle Storylines jenseits des Beziehungsvieleck gekappt (auch nicht ganz so einfach, bei sowas von einer Folge auf die nächste die Reißleine zu ziehen, ohne Storyfäden in der Luft hängen zu lassen) und zumindest in den gezeigten zwei Episoden nur auf Relationships und Sex gesetzt. Dass das, was dabei hinten ‚raus kam, bestenfalls noch ein müder „Sex and the City“-Abklatsch war, sei mal dahingestellt. Dennoch aber ein nettes Experiment. Ich war im Grunde nur noch neugierig, was sie mit der „dark secret“-Storyline von Erika Christensen („Mae“) angestellt hätten, die ja in der ersten Hälfte der Show sehr prominent war. Und natürlich ist die halb bekleidete Shiri Appleby auch immer ein Verlust für jeden Bildschirm 😉

Was mich nun interessiert: Sind die Chancen für eine Verlängerung der anderen J.J.Abrams-Show „What about Brian“ jetzt nicht prompt um 50% gestiegen? 😉 Und was will uns das sagen, wenn nach Sorkin, Haggis und Abrams nun schon der dritte Produzent/Autor mit vermeintlich großem Namen innerhalb weniger Monate scheitert?

"Heroes" vs. "Friday Night Lights"

Montag, 2. April, 2007

Diese beiden Serien werden (zumindest in meiner kleinen Apfel vs. Birnen-Welt) das Duell der besten neuen Shows unter sich aus machen. Noch ist es etwas früh, ein endgültiges Urteil abzugeben, aber zumindest „Friday Night Lights“ (FNL) ist spätestens nach der letztwöchigen Episode Nummer 20 im Endspurt und hat schon mal mächtig vorgelegt. Es kommt nicht oft vor, dass ich nach einer Episode nur noch ein „Wow!“ rauskriege (das haben zuletzt vor allem die Cliffhanger von „Heroes“ geschafft), aber FNL hat mit „Mud Bowl“ eine der besten Episoden der aktuellen TV-Season auf die Beine gestellt. Falls irgendjemand der werten Leserschaft aus unerklärlichen Gründen in den letzten Monaten von der Show Abstand genommen hatte, sollte er/sie vielleicht doch noch mal einen Blick in jene Episode werfen. Oder vielleicht #17 („I Think We Should Have Sex“). Kyle Chandler und Connie Britton zeigen eine beeindruckend realistisch wirkende Darstellung eines alltäglichen Elternpaars, die mich jedesmal wieder aufs neue begeistert. Wenn die Emmys noch etwas wert wären, müssten die beiden eigentlich eine Nominierung sicher haben.

Ich will jetzt nicht zu tief in Spoiler-Untiefen geraten und die endgültige Season-Review hebe ich mich mir noch für die Zeit nach dem Season-Finale auf, daher halte ich das hier kurz. Aber nach zwanzig Episoden wage ich mich doch schon weit genug aus dem Fenster, um zu behaupten, dass „Friday Night Lights“ die Fortsetzung der „Freaks & Geeks“/“My So-Called Life“-Tradition ist. Und damit die erste Serie aus dieser „Reihe“, die gute Chancen hat, in ein zweites Jahr verlängert zu werden. Das ist eine der wenigen Upfronts-Entscheidungen, bei denen ich dieses Jahr ganz fest die Daumen drücke.

Television City Chronicle

Montag, 2. April, 2007

Die Aprilscherze von teevee.org sind immer ‚was besonderes: Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail werden da regelrechte Kunstwerke ins Web gesetzt. Letztes Jahr war’s die TeeVeePedia, dieses Jahr der „Television City Chronicle“ — eine Fake-Online-Zeitung im TV-Universum. Und es lohnt sich wirklich, auf die Kleinigkeiten zu achten: Die Werbung kommt von einer gewissen Hanso-Foundation oder Oceanic Airlines, als Editor wird „Lou Grant“ genannt und man ist automatisch mit einem Account namens „Bugmesome“ eingeloggt. Und natürlich sind die Artikel ebenfalls unterhaltsam, so wird der Wechsel von Vize-Präsident Cheney zu der Anwaltskanzlei Wolfram & Hart bekanntgegeben, aktuelle Mordfälle in Miami unter die Lupe genommen, ein „possibly unstable academic“ namens „The Doctor“ rettet London und in den Familienanzeigen findet sich der Hinweis, dass die Cartwright-Lidecker-Hochzeit leider abgesagt werden musste.

Ohne Zweifel die vertrauenswürdigste Zeitung seit „The Onion„.

Andy Barker, PI

Samstag, 31. März, 2007

Eine Conan O’Brien & Andy Richter-Produktion, woohoo! Das ist beinahe wie Weihnachten und Ostern, Schmidt und Feuerstein, Sommerwetter und Cabrio-Fahren …

Nunja, zumindest theoretisch.

In der Praxis sitze ich nun hier und muss die dritte negative Review in Serie schreiben.

Dabei wollte ich die Show wirklich gut finden, ehrlich! Standen doch auf dem Papier nicht nur das legendäre O’Brien&Richter-Duo endlich wiedervereint, sondern auch noch „Arrested Development“-Legende Tony Hale sowie „Buffy“-Urgestein Jane Espenson als dicke Pluspunkte und Must-See-Faktoren für die Show. Erste Ausschnitte schienen auch ganz passabel: Andy Richter als Finanzberater, der aus Versehen als Privatdetektiv seine Runden zieht.

Und dann sowas. Hier und da ein paar nette Gags, ja, auch laute Lacher, aber dazwischen viel Leerlauf. Der Tiefpunkt nach einer hoffnungsvollen zweiten Episode (Stichwort „Running Fat Man“) war dann Nummer Drei. Eine Verfolgungsjagd in einer Comedy-Serie? Mit antiken Waffen? Oh, und nun schießt er daneben. Brüller…. nicht. Ich schwöre, an manchen Stellen höre ich schon Grillen zirpen. Ah, mal wieder ein Schmunzler, dann wieder lange Ruhe und dann … Cliffhanger(!) und Abspann. Prädikat: Unlustig.

1998 wäre die Serie sicherlich ein Star am Comedy-Himmel gewesen, aber 2007? Wo zuvor „Arrested Development“ und nun „30 Rock“ sowie „The Office“ mit ihrer 10 Gags/Minute-Rate eine neue Ära in der Comedy-Welt eingeläutet haben, scheint „Andy Barker, PI“ wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Es schleicht sich gar der Verdacht auf, dass NBC nur als Zugeständnis an O’Brien und seine Fangemeinde die Show dann doch noch halbherzig außerhalb der Sweeps-Zeiten in der Midseason ins Programm nahm (nachdem man bereits alle Episoden online zur Verfügung stellte).

Schade um Andy Richter. Selbst „Andy Richter Controls the Universe“ war da um Längen unterhaltsamer als diese halbgare Produktion. Vielleicht hätte O’Brien & Co. lieber den Full-Hour-Weg à la „Monk“ und „Psych“ für dieses Konzept begehen sollen und das Resultat an die NBC-Tochter USA Network verkaufen sollen. Diese beiden Shows haben auch einen gesunden Anteil von Leerlauf, können dafür aber viel gründlicher auf die Charaktere und deren Macken eingehen. Und so kann man dann auch viel eher Insider- oder Running Gags etablieren. Und die Ansprüche an die oben genannten USA-Shows sind auch nicht ganz so hoch wie an eine NBC-Primetime-Show. In dieser 22-Minuten-Fassung funktioniert „Andy Barker, PI“ jedenfalls leider gar nicht.

Oder seht ihr das anders?

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The Black Donnellys

Freitag, 30. März, 2007

Ja, ich hatte große Hoffnungen in dieses Drama gesetzt. Die Pilotepisode war ein Meisterstück in Sachen Cinematographie und Charaktereinführung — wer sich an meine „Best of“-Listen erinnert, der weiß, dass ich die Donnellys-Premiere als beste Pilotepisode der Season eingeschätzt hatte. Dazu stehe ich im Grunde auch heute noch. Doch nach einer Handvoll Episoden hat sich doch ein gutes Stück Ernüchterung breit gemacht. Viel versprochen, wenig gehalten. Die filmische Umsetzung ist nach wie vor das stärkste Pfund der Show, doch am Inhalt hapert’s arg.

blackdonnellysIch war begeistert von dem mal etwas anderen Voice-Over-Konzept der Pilotepisode, in der ein vermeintlich unzuverlässiger Dritter die Geschichte aus dem Off erzählt. Die Problematik des „Woher-kann-der-das-denn-wissen“ war elegant gelöst, indem man gleich mehrmals den Finger drauflegte und sogar noch mit einem Running-Gag verbinden konnte („Where did you come from?“). Doch mittlerweile hat es den Anschein, als solle die Integrität des Erzählers nun doch nicht mehr so fragwürdig sein, wie zuvor angedeutet. Gerade die mögliche Unzuverlässigkeit des Erzählers (der in der Pilotepisode seine Geschichte gleich mehrmals fundamental änderte) war eines der Storytelling-Highlights und auch Alleinstellungsmerkmal, auf das die Macher nun zu verzichten scheinen. So erscheint auch dieses „Feature“ mittlerweile nur wie ein Voice Over wie jeder andere, nur in diesem Fall auch noch von einem weitesgehend unbeteiligten (und öden) Charakter. Die kurzen Vorgriffe und Anspielungen auf zukünftige Ereignisse wirkt zudem wie ein läppischer Versuch, den Zuschauer bei der Stange zu halten, weil der wohl schon die größeren Zusammenhänge mangels Interesse aus dem Auge verloren hat.

Der Rest der Show ruft bei mir inzwischen in erster Linie eine Mischung aus Interessenlosigkeit und Frustration hervor. Tommy Donnelly, die zentrale Figur der Serie, darf im Grunde nur noch Feuerwehrmann für seine merkbefreiten Brüder spielen, denen man am liebsten selbst mal ein wenig Verstand einhämmern würde. Wenn er mal nicht damit beschäftigt ist, deren Müll wegzuräumen, darf er sich in Herzschmerz üben. In der millionsten Variante des „star-crossed-lovers“-Themas muss er der unterforderten Olivia Wilde nachstellen. Und auf all das wird noch irgendeine seltsame Bandenkrieg-Fehde draufgesetzt, gespickt mit einem in Schneckentempo vorangetriebenen Verschwörungs-Storyarc. Wenn ich auch bei all den Geschichtchen rund um die jungen Donnellys den unfairen Vergleich mit den „Sopranos“ erfolgreich unterdrücken kann — spätestens wenn sich die NBC-Show dann aber an den „großen“ Mafia-Themen vergreift, kann ich nicht anders und mich nach dem HBO-„Original“ sehnen. Ganz zu schweigen von der offensichtlichen Unentschiedenheit der Macher, ob die Serie nun „zeitlos“ sein soll, oder klar in unserer Gegenwart spielen soll.

Wo die Show groß ist, zeigt sich vor allem in technischen Aspekten. Das erstklassige cinematographische Feeling der Show habe ich ja schon eingangs erwähnt. Die Serie ist einfach einwandfrei fotografiert und hat eindeutige Ambitionen jenseits der kleinen und beschränkten Welt eines 27″-Fernsehgerätes. Eindeutig die Handschrift von Autor und Regisseur Paul Haggis, der interessanterweise vor allem seit seinem Oscar-Gewinn („Crash“) in einigen FanForen stark umstritten ist.

Jonathan Tucker in der Rolle des überforderten Sohns Tommy, der in ein Leben gepresst wird, dass er sich nicht ausgesucht hat, ist ebenfalls eine großartige Besetzung. Die Qualen, durch die sein Charakter in der zweiten Episode bei der unappetitlichen Aufgabe der Beseitigung einer Leiche gehen muss, zählen für mich zu den bisherigen Highlights der Serie, die allerdings immer seltener werden. Zudem wird sein Charakter zuletzt immer monotoner, ständig scheint er gegen irgendwelche Windmühlen zu kämpfen. Auch die Wahl der lange verschollenen Kate Mulgrew als besorgte, alleinerziehende Mutter mit klaren und strengen Moralvorstellungen ist ein Pluspunkt für die Show. Ebenso Tom Guiry als Heißsporn Jimmy Donnelly. Olivia Wilde hingegen hatte bisher noch nicht viel mehr zu tun, als gut auszusehen und besorgt in die Kamera zu schauen. Beides absolviert sie allerdings mit Bravour.

Über die katastrophalen Quoten der „Donnellys“ (+/- 5,7 Mio) dürfte sich wohl nur ein gewisser Herr Sorkin freuen, dessen Multi-Millionen-Dollar-Flop „Studio 60“ als vorheriger Timeslot-Inhaber nun doch nicht mehr die quotenschwächste Serie auf dem 10pm-Slot ist. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob „Studio 60“ schlicht und ergreifend nur verbrannte Erde hinterließ und Zuschauer schon aus Prinzip nun um diese Zeit gar nicht mehr zu NBC zappen.

So oder so, die Zeit für die „Black Donnellys“ dürfte bald abgelaufen sein. Vielleicht hätte Haggis aus dem Material doch lieber einen abgeschlossenen Spielfilm zimmern sollen.

Songsuche 2.0

Donnerstag, 29. März, 2007

Was würde man heutzutage bloß ohne das WWW anfangen? Da hört man in einer „Grey’s Anatomy“-Episode (die nüchtern betrachtet im wesentlichen mal wieder  eher blargh war, aber das ist ja eine Grundbedingung für guilty pleasure) im fernen Hintergrund einen Song, rauft sich endlos die Haare, weil man natürlich wegen des Szenen-Dialogs keine Lyrics verstanden hat und dann steht man da. Wo hat man den Song schon mal gehört, wieso erscheint der so vertraut? Ja, man wird halt auch nicht jünger, die grauen Zellen lassen nach.

Aber schau mal einer guck, da gibt es eine praktische Website namens Tunefind und da werden alle Songinformationen aktueller Serienepisoden von eifrigen Sammlern zusammengetragen. Wenige Klicks weiter macht es auch im Hirn „klick“, sobald man unter den aufgeführten Liedern der gesuchten Episode auch Koop mit „Come to Me“ findet. Bingo! Natürlich gibt es da auch gleich einen praktischen Link zum Kauf bei iTunes. Dann weiter mit der Information zu radioparadise.com, wo man seine Vermutung bestätigt findet, dass man den Song dort schon mal gehört haben muss. Via Google dann die Links zum Musikvideo auf der Homepage der schwedischen Band und auf youtube.com. Auf der offiziellen MySpace-Website anschließend weitere Songs der Gruppe angehört. Dann auf zu Pandora und Last.fm, um ähnliche Songs zu finden.

Nächstes Problem: Wie kriege ich die Melodie jetzt wieder aus den Gehörgängen ‚raus? Mal sehen, ob ich einen Ohrwurmentferner auf ebay finde…

Battlestar Galactica: Holy Frak!

Mittwoch, 28. März, 2007

Es dürfte wohl kein Spoiler sein, wenn ich anmerke, dass das Season-3-Finale von „Battlestar Galactica“ den Erwartungen der Fans überaus gerecht wurde. Alles andere ist aber ein fetter Spoiler, und zwar einer der Windstärke 12, bei dem man sich *wirklich* heftig ärgert, falls man vor dem Anschauen der Folge bereits Details erfährt.

In diesem Sinne: Spoiler voraus!

Restlichen Eintrag lesen…. »

 

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